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Dienstag. 10. Oktober 1916 anS Kleinasien auf der Insel befinden, von denen 50000 die öffentliche Wohltätigkeit in Anspruch nehmen. Man cnvartet. daß 20000 Flüchtlinge militärischen Alters mo bilisiert und nach Saloniki gebracht werden würden. Das würde einige Erleichterungen bringen. Um die Besetzung des östlichen Siebenbürgen und den Schutz des nationalen Gebietes sicherzustellen, hat der ru mänische Gcneralslab beschlossen, die Truppen aus dem südlichen Siebenbürgen zurückznziehen und sie aus das Grenzgebirge zwischen Orsova und Brasso zu verteilen. Zufolge der südlich der Donau angetroffencn Schwierig keiten mutzte die siebenbürgische Offensive abgebrochen, der Rückzug zur Grenze unternommen und damit die teuer- erkausten Eroberungen wieder anfgegeben werden, so wird dem „Temps" aus Bukarest gedrahtet. Vom Seekrieg Bern, 9. Oktober. <W. T B.) Eine Meldung des ..Journal" aus Madrid besagt, datz der italienische Dampfer ..Alberto Treues" von 9000 Tonnen auf der Höhe von Muros scheiterte. Die Besatzung konnte sich retten. Deutsches Reich — Der Kaiser wird demnächst als persönliche Gabe an den Papst ein nach jahrzehntelanger Forschung soeben abgeschlossenes Moninnentaliverk des badischen Prä laten Wilpert über die Mosaiken und Wandmalereien Roms überreichen lassen, dessen Entstehen der Kaiser seit Fahren mit Interesse beobachtet und gefördert hat. Die wertvolle literarische Gabe besteht ans sieben schweren Folios in meisten Lederbünden mit Knöpfen aus Malachit und er scheint demnächst im Herderschen Berlage in Freiburg. Aus dem Ausland Griechenland Der Führer der griechische» Arbeiterpartei Drakules halte am Montag eine Audienz beim König. Er stellte dem König vor, das; er eine gefährliche Politik verfolge, die ihm schließlich den Thron kosten könne. Der König er widerte. daß, men» das Land nnterginge, es wenig darauf aiikäme, was ans dem Throne würde. Der König gab zu verstehe», datz er noch immer an die militärische Ueber macht Deutschlands glaube, und datz eine deutsche In vasion das Ende Griechenlands bedeuten würde. Aus Stadt und Land Dresden, den 10. Oktober t!>16. —* Ministerialdirektor Geheimer Rat Dr. Rumpelt ist gestern nachmittag nach kurzer Krankheit am Herzschlag verstorben. Noch am vergangenen Sonn abend war Dr. Rumpelt dienstlich im Ministerium des Innern tätig, doch stellten sich am Sonntag Herzbeschwer den ein, denen er gestern erlag. Mit ihm ist einer der verdienstvollsten Beamten des Ministeriums des Innern ans dem Leben geschieden. Er wurde am lO. Februar 1859 in Radeberg als Sohn eines Fabrikbesitzers geboren. Große Verdienste hat er sich um das Gelingen der Dres dner Kunstausstellungen 1901 und 1009 sowie als Negic- rungSkommissar der Internationalen Hygieneausstellung lOI l erworben. Neben seiner umfassenden Tätigkeit als Be amter wandte er sein Interesse auch noch literarischen Be strebungen zu. So veröffentlichte er unter dem Namen: Alexis Aar Reiseeindrücke, ebenso erschienen von ihm eine Anzahl Volkswirtschastlicher Arbeiten. Dem Dresdner Schriftstellerklub „Symposion" gehörte er als Mitglied und dem Ortsverbande Dresden der Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller als Ehrenmitglied an. —* Kl ein h a n d e I s t a g. Unter großer Beteiligung fand am Montag im Palmengarten zu Dresden der Zweite Sächsische Kleinhandelstag statt, an dem in Ver tretung des König!. Ministeriums des Innern Herr Geh. Rcgierungsrat Dr. Koch, die Stadträte Arras und Reichardt, Geh. Regierungsrat Dr. Würzburger, mehrere Amtshaupt leute als Vertreter der Kreishauptmannschaften und Ver treter einer großen Zahl wirtschaftlicher Vereinigungen teil- uahmen. Auf der Tagesordnung stand das Referat des Syndikus Dr. Pickel-Leipzig über die Notwendigkeit des Kleinhandels und seine schwierige Lage bei der Preisbe rechnung. ferner referierte Herr Syndikus Dr. Biller-Berlin über den Kleinhandel und leine Zusammenarbeit mit den Gemeinden. Das dritte Referat hielt Herr Bürgermeister Dr. Eberle Nossen über die Aussichten des Kleinhandels nach dem Kriege. Sämtliche Referate wurden mit Beifall ausgenommen. —* Seifeil-Ersatz. Die Landespreisprüfungsstelle für das Königreich Sachsen, die schon mehrfach vor dem Ankauf von schlechtem und teurem „markenfreien Wasch- Pulver" und „Seifenersatz" gewarnt hatte, schreibt: Am 25. Oktober d. I. tritt die neue Verordnung über den Verkehr mit fettlosen Wasch- und Reinigungsmitteln vom 5. Oktober 1916 in Kraft. Hiernach darf bei Abgabe an den Verbraucher der Preis bei Waschmitteln in Stückform höchstens 1 Pf. für je 25 Gramm und bei Abgabe in Pulverform höchstens 25 Pf. für 1 Kilogramm betragen. Da der gegenwärtige Preis für derartige Waschmittel den vom 25. Oktober ab geltendeil Höchstpreis meist sehr er- heblich übersteigt, so seien Händler und Verbraucher gewarnt, zu den jetzigen unverhältnismäßig hohen Preisen größere Posten zu erwerben. Gegen eine Anzahl Hersteller und Verkäufer von Waschpulver und Seifenersatz, dessen chemische Untersuchung ergeben hat. daß der geforderte Preis in keinem Verhältnis zum Werte steht, ist die Staatsanwalt schaft bereits eingeschritten. —* Ein Schwindler in Feldgrau hat sich in den hiesigen Vororten und besonders in Blasewitz und Striesen bemerkbar gemacht. Er gab sich als der bekannte Jockey E. Kaspar aus und renommierte in verschiedenen Gastwirtschaften mit seinen kolossalen Gewinnen beim Pferde- — Sächsische Bolkszettrrng — Nr. 299. Seite 3 rennen. Hierdurch suchte er die Besucher der Gastwirt- schäften zu veranlassen, auf seine angeblichen Pferde zu setzen, wodurch er vielfach Beträge von Arbeitern. Kellne rinnen. usw. in Höhe von 10—20 M. erschwindelte. Er ist besonders daran kenntlich, daß ihm das rechte Auge fehlt. —* Im Zirkus Sarrasani wird, veranlaßt durch den großen Erfolg des Wohltätigkeits-Schwimmfestes am Sonntag, das dort von zirka 90 Damen vorgesührte Kunst- und Reigenschwimmen auch au den folgenden Tagen, am Mittwoch auch in der Nachmittagsvorstellung, gezeigt werde». Diese für Dresden absolut neue und ganz origi nelle Veranstaltung fügt sich dem Wasscrakt des Sensations stückes „Dresdner Landpartie" durchaus harmonisch ein und erhöht dessen Wirkung noch um ein Beträchtliches. Man versäume diese Vorführungen, die voraussichtlich nur diese Woche stattfindeu werden, nicht. Bischosstage in Döbeln Am Sonntag wurde die am 90. August 1014 durch Prälat Kummer gesegnete Döbelner St. Iohanneskirche durch den hochwürdigsten Herrn Bischof feierlichst geweiht, lieber die Kirche unterrichtet ein gehaltvoller Artikel des Benno Kalender 1015, S. 128 ss. in ergiebiger Weise. Wiederholend sei hier nur kurz erwähnt, daß l0>2 ein sehr günstiger, mitten in der Stadt an der Bismarckstratze ge legener Bauplatz erworben werden konnte. Der erste Spatenstich zur Kirche erfolgte am 22. Znli 1019. Am 9l. August 1019 fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Am 7. Februar 101-1 war Glockenweihe. Am 90. August 101-1 wurde die Kirche benediktieri. Der Entwurf stammt vom Dresdner Architekten Witte — die Bauaussührnng lag in den Händen des Döbelner Baumeister Eulitz. Am Benediktionstage war die Kirche innerlich nur not dürftig ausgestattet. Trotz schwerer Kriegslasten und -Opfer ist es möglich gewesen, die Kirche innerlich und äußerlich würdig zu schmücken. Mit berechtigtem Stolz blickt die katholische Gemeinde in Dobeln auf ihr schmuckes Gottes haus, das auch ans jeden Fremden — ob Glaubensgenosse oder nicht — einen überaus günstigen Eindruck von Außen und im Innern macht. Daß die Kirche für den Weihetag einen besonders schönen Schmuck bekommen, braucht eigent lich nicht erst erwähnt zu werden. Hat die hl. Weihehand- lnng vielleicht auf die Döbelner Katholiken, die schon zwei Jahre ihre Kirche gottesdienstlich benützen, nicht den großen Eindruck gemacht, den er nach Vollendung der Kirche statt der Benediktion aus sie gewiß gemacht hätte, so sah die Gemeinde mit umso freudiger Erwartung dem Oberhirten entgegen, der als erster kath. Bischof nach der Refor mation zur Weihe und Spendung der hl. Firmung nach Döbeln kam. Der hochwürdigste Herr kam '/„5 Uhr au und wurde am Lahnhof vom Pfarrer erwartet und nach der Kirche geleitet, wo feierliches Geläute ihn begrüßte. Am Sonntag begann früh 7 Uhr die hl. Weihehandlung. Ein Abcndgewittcr und Nachtrcgen schien die ganze Feier stören zu wollen. Zahlreich waren besonders polnische Ge- mciiidcmitglieder schon am frühen Morgen zur Stelle. Dem yochwürdigsten Herrn assistierten bei der Weihehandlung und dem dieser folgenden Pontifikalamt die hochwürdig cn Herren Professor Klaus, Bautzen, Pfarrer Schewtschick, Chemnitz, Polenpsarrer Klitsche, Dresden. Militärpfarrer Rätter, Leipzig. Die Kirche konnie die Menge der herbei- geströmten Gläubigen kaum fassen. Katholische Mannschaften der Garnison hielten an den Eingängen ans Ordnung. Von offiziellen Einladungen mußte abgesehen werden. Znm erstenmale sah die Döbelner Gemeinde ein feicrl. Bischofs amt. Der hochwürdigste Herr sprach zur Gemeinde über die Bedeutung eines Gotteshauses sürs christliche Lebeu und mahnte die Firmlinge zum unentwegten Festhalten a > hl. Glauben. An 400 Firmlinge empfingen die Gnade b>, Geistes. Gegen 12 Uhr erst war die Feier beendet. Wiede rum hat ein neu erstandenes Gotteshaus in der Dresdner Diözese die hl. Weihe empfangen. Die ganze Diözese nimmt, wie der hochwürdigste Herr in kurzer Gegenrede ans die BegrützniigSansprache des PiarrerS im Psarrhans zum Ans- druck brächte, an dieser örtlichen Feier Anteil. Döbelner Glaubensgenossen, die jahrzehntelang nach einer würdigen Gottesdicnststätte sich sehnten, wird dieser Tag unvergeßlich bleiben. . Leipzig — Das Stadtverordnete nkollegi um wird sich in seiner nächsten Sitzung mit verschiedenen Kriegs- maßnahinen zu beschäftigen haben. So wird der Verkehrs und Finanzausschuß über den neuen Bauplatz für das Fabrikgebäude der Milchkrastfutterwerke Leipzig berichten, woran sich ein weiterer Berich: des Ticsbauausschusses über den Einbau von Schweineställen im Vorwerk Meusdor: anschiießen wird. Weiter soll noch die Uebernahme eines Drittels des Schadens der bei Abgabe von Kartoffeln ans der Ernte 1016 zu der vom Reiche festgesetzten Höchstpreise entsteht, auf die Stadtgemcinde besprochen werden. — Stadiaiutinann Dr. Werner Müller j. Bei dem Eisenbahnunglück aus der Strecke Schneidmühl— Berlin ist auch der Stadtamtmaim Dr. Werner Müller in Leipzig mit dem Tode abgegangen. Der Verstorbene hat seine Kraft fast 20 Jahre in den Dienst der Stadl Leipzig gestellt. Vor etwa zwei Mon alen wurde er in die Zivil - Verwaltung nach Warschau berufen. Vermutlich hat er sich auf einer Urlaubsreife bestindeu, als durch den erwähnten Uuglücksfall seinem Leben ein so jähes Ende bereitet wurde. Noch ein zweiter Leipziger ist dem Eisenbahn Unglück zum Opfer gefallen: der Ulan Lichteustein von: Ulaneiiregiinent Nr. 18. Annabrrg, 0. Oktober. Siadlratswahl. Für Leu ausgeschiedenen Fabrikbesitzer Karl Gutbrechl wählten die Stadtverordneten den Fabrikbesitzer Karl Naesc. Aue, 0. Oktober. Teuerungszulagen. Di? für die städtischen Beamten bewilligten KriegsteuerungS- znlageu werden auch den Lehrern bis zu 9000 M. Gehalt gewährt. Chemnitz, 0. Oktober. Wegen Unterschlagung und Urkundensälschimg in wiederholten Fällen wurde der Ratsakruar Kunis vom Städtischen Kriegssürsorgeamt ver hastet. Die Höhe der unterschlagenen Summen steht noch nicht fest. Der Verhaftete hat angeblich Bittgesuche von Knegersraneii gesälschl und die erhaltenen Beträge für sich verwendet. Gcringsivaldc, 0. Oktober. S a m m I u n g s er g e b n i s. Die Opsertagsspendc für die deutsche Flotte hat iu Geringswalde und Umgebung 2049,68 M. ergeben. Neustadt, 0. Oktober. Schadenfeuer. Im Ge bäude des Kousttiuvereius im nahen Langburkersdors brannte der Dachstnhl mit namhaften Vorräten nieder. Es wird Brandstistung vermutet. Oberlösniitz, 0. -Okt. Die Sammlung zugunsten unserer Marine hat hier 1999 M. ergeben. Oberschlcma, 0. Oktober. Tot aufgesunden wurde im Floßgraben die Gattin eines Obersteueraussehers aus Anc. Man glaubt, daß die Bedauernswerte ausgegiilten und dabei ins Wasser gefallen ist. Planen, 0. Oktober. Todes stürz. Die Hand- arbeitcrsehefrau Christiane Teichmann stürzte beim Fenster- pntzen in einer Turnhalle vom zweiten Stockwerk etwa 9 Meter ans die Seumestraße und erlitt einen so schweren Schädelbruch, daß sie tot liegen blieb. Plauen, 0. Oktober. Eine ganz bedeutende Gasersparnis ist durch die neue Sommerzeit erzielt worden. Bei der städtischen Gasanstalt wurden in den vergangenen 5 Soinniermonaten gegen die gleiche Zeit des Vorjahres rund 400000 kbm Gas weniger abgegeben. Stollbcrg i. Erzg., 9. Oktober. Ein Einbruchs diebstahl wurde im nahen Niederdorf bei einem Guts besitzer verübt. Während die Familie auf dem Felde war, drangen Einbrecher in das Gehöft und durchwühlten alles nach Beute, wobei ihnen über 500 M. in die Hände sielen. Laudoberg a. d. W., 9. Oktober. Aufgc fahren. Am 8. Oktober, 4 Uhr vorm., ist Hauptzug 1)24 zwischen Landsberg und Zantoch bei Blockstation Jahnsfeldc auf den vor dem Block hallenden Vorzug I)24 aufgesahren. Eis Reisende getötet, vier schwer und elf leicht verletzt. Materialschaden nicht unbedeuten. Vorläufig wird ein gleisiger Betrieb durchgeführt. Der volle zweigleisige Be trieb wird im Laufe des Tages wieder anfgenommen. Die Untersuchung ist eingeleitet. Wettervoraussage für den 11. Oktober 1916. König!. Sächs. LandeSwetkerwartc. Meist trocken und heiter, keilte wesentliche Ternperatm- ändenmg. Kirche und Unterricht k Rottcuburg, 9. Oktober. Der König hat den Bischoj Paul Wilhelm von Keppler auf den Rang der zweiten Stufe niit dem Prädikat Exzellenz erhoben. Weih bischof Dr. Sproli erhielt das Ehrenkreuz der Württem- bergischen Krone. Gerichtssaal 2 Dresden, 9. Oktober. Das Schöffengericht ver- urteilte die in Niedergorbitz wohnhafte Milchhändlerin Anna Marie Nitzsch wegen Milchpantscherei zu drei Monalen Gefängnis. Sie hatte am l9. August Milch verkauft, der sie 40 Proz. Wasser zugesetzt hat. Verantwortlich sür den redaktionellen Teil Hauptredakteur Richard Labe». für Reklame und «»zeigen I. I. Keller. — Druck und Verlag der .Saxonia-Buchdruckerei G. m. b. H.', sämtlich in Dresden. MM Hoflieferant, Gtruvestr. 7. Tel. 2SS1V. 9?»» V» E5LIT" Herrl. Lampenschirme größte Auswahl in Dresden. Bemalte Holz-Grabkreuze I.. Rüther, Werderstraßc 4. Part. Fernruf 27 188.