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Mittwoch den 3. Februar 1915 6. Von verschiedenen Seiten sind Zweifel darüber er hoben worden, ob bei der Prüfung der Bedürftigkeit inner- halb der in 8 2 Abs. 1» a. a. O. genannten Gruppe von Personen unterschieden, d. h. die Unterstützung für die Frau versagt, für alle oder einige Kinder aber gewährt werden kann. Eine solche Unterscheidung ist nicht gerechtfertigt, da Las Gesetz die Familien mindestens in der Zusammen- fafsung der in 8 2 Abs. 1a a. a. O. bezeichneten Personen als eine Einheit betrachtet. Der deutsche Tagesbericht (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 2. Februar vormittags. Westlicher Kriegsschauplatz. Außer Artilleriekampf an verschiedenen Stellen keine besonderen Vorkommnisse. Oestlicher Kriegsschauplatz. An der ostpreußischen Grenze hat sich «ichts Wesent liches ereignet. In Polen nördlich der Weichsel fanden in der Gegend Lipno und nordwestlich Sirrpec Zusammenstöße mit russi scher Kavallerie statt. Südlich der Weichsel sind unsere An griffe im weiteren Fortschreiten. Die französischen amtlichen Berichte über die Kriegs- errignisse enthalten in letzter Zeit geradezu ungeheuerlich zu unfern Nngunsten entstellte, zum Teil auch frei er- fundene Angaben. Natürlich verzichtet die deutsche Oberste Heeresleitung darauf, sich mit derartigen Darstellungen im einzelnen zu befassen. Jedermann ist in der Lage, ihre« Wert an der Hand der amtlichen deutschen Mitteilungen selbst nachzuprüfen. Oberste Heeresleitung. Der österreichisch-ungarische Tagesbericht Wien, 2. Februar. (W. T. B.) Amtlich wird verlaut- bart den 2. Februar 1915 mittags: Die allgemeine Situ ation hat sich nicht geändert. Ein vereinzelter russischer Vor stoß au der mittleren Pilica in Polen wurde abgewiesen. I« den Karpathen dauern die Kämpfe im wesllichen Frontabschnitt an. In der Mitte der Front kämpfen deutsche nud unsere Truppen mit Erfolg. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Höfer, Feldmarschall-Leutnant. Der türkische Bericht Konstantinopel, 2. Februar. Aus dem Großen Hauptquartier wird gemeldet: Oertlich beschränkte Zusammenstößc der letzten Tage auf der kaukasischen Front hatten einen für unsere Truppen erfolgreichen Aus gang. Eine feindliche Abteilung wurde bei Artwin unter schweren Verlusten zurückgeschlagen. Viel Kriegsmaterial fiel in unsere Hände. In der Gegend von Kurna brachte in der Nacht vom 30. Januar eine kleine Abteilung zwei feindlichen Bataillonen bedeutende Verluste bei. Am nächsten Tage versuchte der Feind unter dem Schutze von Kanonenbooten in der Umgebung zu landen, wurde aber unter Zurücklassung zahlreicher Toten, darunter ein Haupt- und ein Unteroffizier, zurückgeworfen. »1.. ' Matznahmen gegen englische Truppen transporte Berlin, S. Februar. In seiner heutigen Aus gabe wird der „Reichsanzeiger" folgende amtliche Ver öffentlichung bringen: Berlin, 1. Februar ISIS. Bekanntmachung. England ist im Begriff, zahlreiche Truppen nnd graste Mengen von Kriegsbedarf nach Frankreich zu verschiffen. Gegen diese Transporte wird mit allen zu Ge bote stehenden Mitteln vorgegangen. Die friedliche Schiffahrt wird vor der Annäherung au die französische Nord- und Westküste dringend ge warnt, da ihr bei Verwechslung mit Schiffen, die Kriegszwecke» dienen, ernste Gefahr droht. Dem Handel nach der Nordsee wird der Weg um Schottland empfohlen. Der Chef des Admiralstabs der Marine, gez. v. Pohl. „U 21" ist stark beschäftigt! London, 2. Februar. Die Dampfer „Atreus" und „Ava", die gestern in Grcenock ankamen, wären beinahe einem deutschen Unterseeboot in der Irischen See zum Opfer gefallen. Die „Ava" fuhr von Liverpool nach Glas gow etwa in der Höhe von Morecambe, mehrere Meilen von „Atreus" entfernt, als zwischen beiden Schiffen ein deutsches Tauchboot erschien. Dieses war jedoch so sehr mit einem dritten Schiffe beschäftigt, daß die beiden Dampfer unbehelligt davonkamen. — „Daily Chro- rncle" sagt in einem Bericht aus Flectwood: Daß der deutsche Unterseebootdienst ebenso wagemutig wie tüchtig ist, braucht nicht erst bewiesen zu werden. Man kann es überall von britischen Seeoffizieren hören. Es ist um so angenehmer, das zu sagen, als die Offiziere und Mannschaften der deutschen Unterseeboote stets vor nehm und sportsmännifch vorgegangen sind. Der Keiser tu WtlhelmSheve« Berlin, 2. Februar. Amtlich. Se. Majestät der Kaiser wird Sich im Laufe des morgigen Lage» zu Be- fichtigungen nach Wilhelmshaven begeben. Der ReichSkenzler tu München München. Der König von Bayern hat den Reich», kanzler Er. v. Bethmann-Hollweg in Audienz empfangen. Bor Wirsch.» Krakau, 1. Februar. „Nova Reforma" meldet aus Posen: Die deutschen und österretchtfch-ungarischen Truppen stehen nunmehr trotz der schlechten Witterung kaum mehr als in Geschützwelte von den Wärschauer Auhenfort» ent fernt. Die Bevölkerung der Stadt flüchtet massenhaft in der Richtung auf Bjalystok. Man ist der Meinung, daß Russen sich auf dem Rückwege von Radom und in sehr kritischer Lage befinden. Sächsische Volkszeitung ^ Wer Brotgetreide verfüttert, ^ versündigt sich am Vaterlands A «nd macht sich strafbar! Die Tete» de» ,U St" Mailand. 1. Februar. Torriere della Sera meldet au» London über die Unternehmungen de» „U 21": „Die „Lindor Blanche" wurde von „ULI" um 12 Uhr 80Min. angehalten. Der Kapitän mußte sich mit den Schiff», papieren an Bord de» Unterseeboote» begeben, nach deren Einficht ihm bedeutet wurde, daß seine Mannschaften zehn Minuten Zeit habe, um die eigenen Sachen und sich selbst in die Boote zu retten, und al» der Kapitän zögerte, sagte man zu ihm. e» sei kein Grund zu verzweifeln. Etwa ein Dutzend andere Schisse hätten am gleichen Tage sein Lo» mit ihm geteilt. Hierauf stiegen deutsche Matrosen an Bord de» Dampfers und legten mit Uhrwerk versehene Sprenggeschosse unter die Komvtando- brücke und unter die Kajüte am Vorderschiff. Nach fünf Minuten erfolgte eine furchtbare Explosion, die da» Schiff in Stücke riß und sofort versenkte. Die Mannschaft wurde von der »Nibltck" ausgenommen, deren Kapitän erzählte, daß er gesehen habe, wie fünf Mellen westlich von Reache- depot ein großer Dampfer unterging. Aus dem Wasser habe er danach viele Trümmer treiben gesehen, aber keine Spur von der Mannschaft. Liebknecht einberufe« Berlin, 1. Februar. Wie die Welt am Montag mitteilt, ist der sozialdemokratische Abgeordnete Liebknecht in den letzten Tagen zum Militär einberufen worden. Liebknecht ist 43 Jahre alt und ist «IS Landsturmmann zunächst nach Küstrtn geschickt worden. Portug.l ist uentr.l! Der Mailänder „Corriere della Sera" meldet au» Lissabon: Ministerpräsident Castro erklärte im Senat die Neutralität Portugal». Der Snezkanal nicht gesperrt Aus Pari» wird der „Kölnischen Zeitung" gemeldet: Die Suezkanal - Gesellschaft macht bekannt, daß der Kanal für die Schiffahrt offen bleibe. Der Verkehr wird tagsüber unter Einhaltung von Vorkehrungen und militärischen Ein schränkungen im Hinblick auf die Sicherung der Durchfahrt stattfinden. Die „Dacia" ist abgefahren! London, 1. Februar. Das Reutersche Bureau meldet aus Galveston: Die „Dacia" stach gestern mittag mit der Bestimmung nach Rotterdam in See. Die Waruuuge« vor Franktiremtale« sind in Frankreich von manchen katholischen Geistlichen er gangen. So finden wir in einer Mitteilung eines Crsatz- reservisten. der im Oktober v. I. in einer Dorskirche in der Nähe von Lille dem Hochamte beiwohnte, folgende inter- essante Feststellung: Der katholische (französische) Ortsgeistliche hielt nach der heil. Messe eine kurze Altarrede, in welcher er unter anderem die Gläubigen vor „Franktiereur"Übergriffen warnte und sie ermahnte, alle Waffen beim Bürger- meisteramt abzugeben. Ferner erwähnte er in der Altar- rede, daß wir deutschen Soldaten doch gute Leute seien, alle» bezahlten, was wir wegholen und den Krieg doch nur gegen die bewaffnete Macht und nicht gegen die wehr- lose Bevölkerung führten. Der H-uptschlag fällt i« Galizien Dem Mailänder „Secolo" wird aus Warschau be richtet: Ter Schwerpunkt der Kämpfe im Osten sei von Polen nach Galizien verschoben worden, wo die Oester- reicher große Truppenmassen angesammclt hätten, um eins energische Offensive zu unternehmen. Die Geretteten vom „Blücher" Amsterdam, 2. Februar. Wie der Londoner Be- richterstatter de» Daily Mail meldet, beträgt die Zahl der Geretteten de» Blücher anscheinend mehr als 300. Berlin, 2. Februar. Dem Zentral-Nachweisebureau der Marine gehen zahlreiche Anfragen wegen der Verluste von S. M. S. „Blücher" zu. Diese sind zum TeU noch nicht bekannt und können erst nach Vergleich mit der Liste der in englische Gefangenschaft geratenen Geretteten festgestellt werden. Erfahrungsgemäß ist diese Liste von der englischen Regierung erst in einigen Wochen zu erwarten. 6 Söhne >us dem Felde der Ehre gefnlle« Salzburg, 1. Februau. Sieben Söhne deS HäuS- ler» LeopoldSberger in GrieSkirchen mußten im August zu den Waffen. Sechs davon sind bereits gefallen, und der siebente liegt, durch einen Schenkelschuß schwer verwundet, damteder. Der alle Vater ist au» Gram über den Verlust seiner sechs Söhne gestorben. Preßstimmen zur Maßnahme des AdmiralstabeS Berlin, 3. Februar. Die „Tägliche Rund- schau" schreibt: Mit Jubel begrüßt die Nation Las lang- ersehnte Wort, durch das der Admiralstab unseren Unter seebooten die Losung zum schärfsten Kampfe gegen Eng- land gibt. Das „Berliner Tageblatt" schreibt: Die Be kanntmachung des Admiralstabes hat nichts mit dem dieser Tage berichteten Vorgehen deutscher Unterseeboote in der Irischen See zu tun. Es kündigt keinen Handelskrieg an, sondern bezieht sich lediglich auf militärische Transporte nach der französischen Küste. Die „Morgenpost" meint: Nach der General- probe deutscher Unterseeboote an der englischen Küste wollten die Boote jetzt ihre Wirksamkeit an Englands Kriegssendungen erproben. Englische Großmäuligkeit Die „Köln. Ztg." meldet: Churchill führte dem Bericht erstatter des „Matin" gegenüber aus, die Lage werde durch die unbestrittene Herrschaft Englands zur Nr. 27 — Seile 2 See gekennzeichnet. England werde Deutschland aushungern. Die i Knebelung werde nicht eher locker werden, als bis Deutschland sich auf Gnade oder Ungnade ergeben habe. England würde den Kampf eventuell allein bis anS Ende fortsetzen. — Die „Köln. Ztg." sagt dazu, die deutschen Unterseeboote haben die Großsprecherei des eng. lischen Ministers soeben im Herzen der englischen See be- leuchtet. Die Londoner Furcht Die „Voss. Ztg." schreibt, nach Kopenhagener Blättern hätten sich am Montag Gerüchte von einem Zeppelin- Geschwader in London verbreitet, das auf dem Wege nach London sei. Tatsache sei, daß in der Nacht ein großer Teil der Spezialtruppen gegen Luftangriffe alarmiert wurde. Englische Teuerungskundgebungen London, L. Februar. (W. T. B. Nichtamtlich.) Wie das Organ der Londoner Arbeiterpartei ankündigt, werden am 13. Februar in 44 größeren Städten Kund- gebungen gegen die Teuerung stattfinden. Eine Aufforderung der belgischen Regierung Frankfurt a. M., 2. Februar. (W. T. B. Nicht- amtlich.) Der „Franks. Ztg." wird aus Le Havre über Mai- land berichtet, daß diebelgischeRegierungdiebel- gischen Geistlichen aufgefordert habe, die ihnen von der deutschen Verwaltung vorgelegte Erklärung zu unter- zeichnen, da sie vollständig mit der Haager Konvention über- einstimme. Der Austausch der Zivilgefangeue« Rom, 2. Februar. (W. T. B.) Wie die „Tribuns meldet, dauern die Verhandlungen über den Vorschlag des Papstes, betr. Austausch der Zivilgefangenen, der von Deutschland, Oesterreich-Ungarn und England günstig beantwortet worden war, zwischen dem Hl. Stuhl und den europäischen Kabinetten fort, doch scheint die Frage Schwie rigkeiten zu begegnen. Auf der Suche nach deutschen Spione« R o m, 2. Februar. (W. T. B.) Der Londoner Korre spondent der „Tribuna" meldet, daß die englischen Be hörden nach einem irischen Grundbesitzer forschen, der an der irländischen Küste den deutschen Tauchbooten ein Ver- steck gewahrt haben soll. > Englischer Verlust bei Kurna Konstantinopel, 2. Februar. (W. T. B.) Die „Agence Milli" meldet aus Bagdad: Eine hundert Mann starke türkische Abteilung drang in ein englisches Lager bei dem Leuchtturm von Kurna und schlug bei englische Ba- taillone in die Flucht, die schwere Verluste erlitten. Bei Einbruch des Tages eröffneten zwei Schwadronen englischer Kavallerie unter dem Schutze von Kanonenbooten das Feuer gegen unsere schwache Abteilung. Englische Soldaten wurden gelandet, mußten sich aber vor dem Widerstande unserer Truppen südwärts zurückziehen. Sie ließen viele Tote, darunter einen Hauptmann, zurück. Die Kanonen bootsbesatzungen wagten keine weitere Landung. TodeSsturz de» Flieger» Sahut Gotha, 1. Februar. Auf entsetzliche Weise verunglückte auf dem Flugplätze der Gothaer Waggonfabrik der bekannte Fluglehrer Kahnt. Er stieg bei böigem Wetter mit einem neuen Flugzeug auf, stürzte aber nach kurzer Zeit mit der Maschine zur Erde. Hierbei explodierte der Benzinbehälter, so daß da» Flugzeug vollständig verbrannte. Kahnt, der jedenfalls sofort tot gewesen ist. hatte an seinem Körper zahlreiche Brandwunden. Aus Stadt und Land Den 8. Februar tölb Dresden —* Seine Majestät der König wohnte gestern abend auf dem Neustädter Bahnhof der Abfahrt der wieder genesenen Truppen nach dem KrtegSschauplatze bei. —* Bei dem Angriff der 6. sächsischen Infan terie-Brigade Nr. 63 (Infanterie-Regiment Nr. 102 und Nr. 103) auf den. Höhen westlich Traonne waren, wie wir erfahren, auch die beiden ältesten sächsischen Prinzen mit zugegen. Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich Christian nahm als Ordonanzoffizier beim Generalkommando des 12. Armeekorps dienstlich teil und hatte Se. König!. Hoheit den Kronprinz, der bekanntlich beim Armee Oberkommando 3 beschäftigt ist, von dem für nachmittags 4 Uhr an befohlenen Angriff benachrichtigen lassen, damit die Brigade unter den Augen des Kronprinzen die feindliche Stellung stürmen konnte. —" Der bisherige Seminardirektor Oberschul rat Löbmann in Bautzen ist von dem Päpstlichen Stuhle zum Apostolischen Vikar in den Königlich Sächsischen Srblanden ernannt und nach erfolgter Anerkennung von Sr. Majestät dem Könige in Gegenwart de» Staats minister» und Minister» de» Kultus und öffentlichen Unter» rtchtS am Montag in dieser Eigenschaft verpflichtet worden. —* Im Eschebach-Lazarett am Albert-Platze hielt vorgestern, Montag, Herr Hoflaplan Feßler einen inter essanten und lehrreichen Vortrag für die dort untergebrachten verwundeten und erkrankten Soldaten über feine „Reise erlebnisse im Orient". Der Redner führte seine Lu- Hörer an der Hand zahlreicher, zum großen Teile selbst aufgenommener Lichtbilder nach Alexandrien, nach Kairo mit Pyramiden von Gizeh und nach Port Said. In gleicher Weise behandelte der Redner dyi Suezkanal, um zum Schluffe noch eine Au«wahl spannender Film» aus dem Soldatenleben vorzuführen. Die anschaulichen Reise- schtlderungen wurden außerdem noch durch besondere kine- matographische Vorführungen verliest. Die hierzu gehörigen Film» waren durch die Aktiengesellschaft Ern »mann in liebenswürdigster Welse zur Verfügung gestellt worden. Die Auffühnmgen de» Redner» und die prächtigen Vorführungen der Lichtbilder fanden LÜsestigen und dankbaren Beifall. —* Gtoßfeuer. In den gestrigen Vormittagsstunden brach im Gasthof zu Mobschätz esn größere» Feuer au«. Die Feuerwehren von Stetzsch, Kemnitz und Cossebaude waren in den Mittagsstunden noch tätig.