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— Der frühere preußische Ha»»delsminister Ludwig Brefeld ist am 15. d. M. in Freiburg i. B. im 70. Lebens- jahre gestorben. Nach dem jtriege 1870/71 wurde er in das damalige Ministerium für Handel und öffentliche Ar beiten berufen. Als Staatssekretär des Staatsrates lenkte er die Aufmerksamkeit des Kaisers auf seine hervorragende Tüchtigkeit, und als 1896 Handelsminister Freiherr von Berlepsch von seinem Amte zurücktrat, wurde er dessen Nach folger. Nur fünf Jnhre hat Brefeld das Handelsministe rium geleitet, dann wurde er von dem nationalliberalen Ab- geordneten Möller abgelöst, der inzwiMn im vorigen Jahre in Delbrück muh bereits einen Nachfolger gefunden hat. Durch seine hervorragende Mitwirkung bei der Verstaat lichung der Eisenbahnen hat Brefeld sich ein großes Ver dienst envorben, dagegen erregte seinerzeit sein passives Ver halten bei dem Bergarbeiterstreik in Piesbergen und Georgs- Marienhütte und namentlich die Ablehnung einer Vermitte lung in weiten Kreisen entschiedene Mißbilligung. Im übrigen ist Brefeld in der Oeffentlichkeit als Politiker fast nicht hervorgetreten. — Generalmajor Keim veröffentlicht in den „Berl. N. Nachr." einen längeren Artikel, worin er den Flottenverein von dem: Vorwurfe, Politik getrieben zu haben, rein z.» waschen sucht, und alles auf die eigene Kappe nimmt. Ja wenn nur nicht die aktenmäßig festgestellten Tatsachen da wären, die b erweisen, daß Herr Keim nur als Vertreter des Flottenvereins gelxmdelt und die Negierung (Reichskanzler- amt, Kolonialabteilung, Marineverlvaltnng, Oberkommando der Schlitztruppe) sich nicht seiner Privatperson, sondern des Flottenvereins für die Wahlagitation hat bedienen tvollen! — Katholiken sind einmal da! Die konservative „Kreuzzcitung" schreibt: „Das katholische Volksdrittel ist einmal vorhanden und es kann dem Vaterlands nicht dien lich sein, wenn es allen vaterländischen Interessen fremd, abgeneigt, gleichgültig gegenübersteht. Das Wohl des Vaterlandes verlangt vielmehr gebieterisch, daß auch dieser Volksteil immer mehr lerne, die Politik nach poli- tischen, Patriotischen, nationalen Gesichtspunkten nicht ledig lich durch die römisch-katholische Brille zu betrachten. Wir wissen wohl, daß gerade drüben mächtige kirchliche und politische Kräfte am Werke sind, diese Abgeschlossenheit und Isoliertheit des katholischen Volkkteils zu erhalten, und, wo möglich, zu verstärken. Aber sollen wir diese schäd lichen Bestrebungen unterstützen, indem auch wir das Zen trum, in welchem nun einmal heute das katholische Volk noch seine Vertretung sieht, auch unsererseits auf den Jsolierschemel setzen?" Wahres und Falsches vermischt! aber wir sind schon zufrieden, wenn die Gegner damit rechnen, daß wir auch da sind! — Ten liberalen Musterknaben, die nicht genug Ent rüstung heucheln können über das Wahlbündnis des Zen trums mit der Sozialdemokratie in drei bayrischen Wahlkreisen, spielt die „Pfälz. Post" einen Mim men Streich. Das sozialdemokratische Blatt schreibt nämlich am 12. Februar: „Die Ueberhebung der Nationalliberalen wird in der Tat unerträglich. Es ist Zeit, daß ihnen ein kleiner Dämpfer aufgesetzt wird, und so wolle» wir heute nritteileu, daß man von autorisierter nationalliberaler Seite ztvischen Haupt- und StMvahl versuchte, mit den Sozialdemokraten Fühlung zu nehmen, und ztvar b o r mau unserem Parteiführer ein Abkommen an. dessen Leistung unsererseits die Stimmabgabe für Leineweber und Cro - nauer, dessen liberaler Gegenleistung in einer schriftlich abzugebenden, unbedingt verbindlichen Zu sage einer Anzahl von Landtagsmandaten war. Die So zialdemokratie schickte die Herren Unterhändler aber mit leidslos nach Hause. Die Pirmasenser Liberalen täten gut, von ihren hohen Rössern herabzusteigen. Aber wenn es ihnen noch» nach genaueren Einzelheiten gelüstet, so stehen wir auch damit zu Diensten." — So sehen die liberalen Patent patrioten aus! Sie heuchelu Entrüstung über das Zu sammengehen .ztvischen Zentrum und Sozialdemokratie, und im selben Momente bieten sie selbst der Sozialdemokratie ein Bündnis an! O diese Heuchler! kann. Angenommen, Deutschland käme heute im Besitz einer lenkbaren Flugmaschine, so würde die ganze deutsche Arme-- keinen Soldaten haben, der diese geivaltige Maschine be dienen und lenken könnte. Beim ersten Versuch wären Mann und Maschine bei der Landung zerschmettert. Das Fliegen durch dynamische Maschinen muß erlernt werde» wie das ABE in der Schule. Zunächst am einfachen Flugapparat ohne jede Motorkraft. Hat man es soweit gebracht, daß man 1—200 Meter schwebend sicher sich in der Luft erhalten kann, kann mau eine Motorkraft einsetzeu. Mit diesem Motor-Flugapparat wird man dann Mo nate hindurch versuchen müssen, Windstößen zu pariei-en Hat man es endlich so weit gebracht, daß man sicher sich fühlt in der Luft, alle Augenblicke antommende Windstöße nicht mehr fürckrtet, daun erst darf man daran denken, eine Flug maschine von Marimscher Konstruktion zu lenken. Inge nieure und Fachleute, wie Schreiber dieser Zeilen, haben cs daher auch nur von der humoristischen Seite auffassen können, daß sich England über das letzthin erschienene Buch des Professor Martin „Berlin-Bagdad" aufgeregt habm soll. Mit Luftschiffen werden wir vorläufig noch nicht über den KMial kommen können. Für 10 WO Mann — ein Kolonial-Erpeditiontzkorps — müßten wir mindestens 1000 Ballons Imben, die nur 500 Millionen kosten würden. Mit Flugmaschinen schon gar nicht, denn wir kläffen keine Sol daten, die letztere auch nur 1000 Meter lenken können, ge schweige denn über den Kanal kämen. Trotzdem steht jedoch fest, daß das 20. Jahrhundert der Lustschiffahrt gehört, und man brauchst kein allzu großer Philosoph zu sein, nur sich ausrechnen zu können, daß die Lösung des Problems, so unglaublich das vielleicht auch heute uoch klingt, dereinst ein Stück sozialer Frage sein wird. Diese Wisfeirschaft als Kulturproblem wird alle Nationen dereinst näher bringen. — Alle Zollschranken »werden dainst fallen und das große Problem der Menschheit von der allge meinen Nächstenliebe zwischen heute sich noch feindlich gcgen- überstehenden Nationen und Völkern wird zirr Wahrheit werden auf Erden. — Zu der Wahlmache des Flottenvereins. Das „Franks. Volksbl." erhält folgende Zuschrift: „Geehrte Redaktion! Aus den hebte von Ihnen veröffentlichten Mitteilungen des „Bayr. Couriers" über die Tätigkeit des Flottenvereins »nährend der letzten Wahlen ersehe ich. Laß dieser „unpoli- tische" Verein nicht nur im allgemeinen gegen das Zentrum gearbeitet, sondern auch gegen Beamte, die dieser Partei an gehören, darunter auch gegen mich Anzeigen bei den Vorge setzten Behörden erstattet hat. Ich werde sofort festzustellen suchen, ob diese Mitteilung richtig ist, damit ich mich in ge eigneter Weise gegen ein derartiges Vorgehen verteidigen kann, denn ich bin mir belvußt, »nährend des Wahlkampfes nichts getan zu haben, was mit meiner Beamtenstellung un vereinbar wäre, es sei denn, daß ich meine von der augen blicklichen Regierungsansicht abweichende politische Ueber- zeugung offen bekannt und begründet habe. — Bewahrheitet sich die Mitteilung,, so überlasse ich das Urteil über die Handlungsweise des Deutschen Flottenvereins jedem an ständig denkenden Manne, muh unter meinen politischen Gegnern. Frankfurt a. M., den 13. Februar 1907. P. Itschert, Landgerichtsrat." — Das Bündnis im Flottenvcrein mit der Sozialdemo kratie. Landrichter Dr. Stern schrieb an Generalmajor Keim: „Es nmß alles daran gesetzt werden, weiteres Er starken des Zentrums in der Stichwahl zu verhindern und die Sozialdemokratie dahin zu bringen, daß sie bei Stich wahlen. wo das Zentrum gegen andere bürgerliche Parteien steht, stets für diese gegen das Zentrum den Ansschlag gibt. Jetzt nach den furchtbaren Schlägen, die sie bekommen hat. wird die Sozialdemokratie wohl zu Verhandlungen bereit sein; besonders muß ihr rechter Flügel gestärkt werden . . . So ist eine Abmachung dahin geboten, daß die Sozialdemo kratie und die nationalen Parteien einander gegen das Zen trum gegenseitig unterstützen." Darauf antwortete Gene ralmajor Keim: „Sehr geehrter Herr Landrichter! Besten Dank für Brief vom 26. d. M. Was das Zentrum betrifft, so habe ich schon in derselben Richtung nach dem Maße mei ner sch!»>achen Kräfte gewirkt. Es wäre der größte Fehler, wenn die Regierung jetzt auf einmal dem Zentrum Samt pfoten zeigen »wollte, sie muß ihm bis aus weiteres die Krallen zeigen. Daß dem Zentrum nicht viel anznhaben »»vir, habe ich voransgesehen und vorausgesagt. Mehr wie vier bis fünf Sitze werden ihm nicht abzunehmen sein. Ver traulich teile ich Ihnen jedoch mit, daß cs weniger die Na- tionalliberalen als die Freisinnigen sind, welche jetzt für das Zusammengehen mit den: Zentrum Stimmung machen. Morgen findet eine gemeinschaftliche Sitzung der National- liberalen- und Freisinnigen-Parteileitnngen statt, in welcher die näheren Vereinbarungen für die StMvahlen getroffen werden sollen. Hoffentlich dringen die Freisinnigen mit ihrer Auffassung nicht durch-, örtlicher Kuhhandel wird ja leider nicht zu vermeiden sein. Mit herzlichen Grüßen und bestem Danke für Ihre getreue Mitarf eit Ihr ergebener gez. Keim." — Dazu bemerkt selbst die „Deutsche TagcSzeitg.": „Wer diese»'. Brief nnbefangen und obne Kommentar liest, de,- muß zu der Annahme kommen, daß der Herr General major Keim den Gedanken des Landrichters Stern nicht nur gebilligt beit, sondern schon in der entsprechenden Richtung tätig gewesen ist. Etwas anderes läßt sich ohne »weiteres ans dem Briefwechsel nicht schließen. Zum allermindest m waren die Eingan'gsworte des Antwortschreibens sehr miß verständlich. Herr Dr. Stern Hai nun dem „Berl. Tagebl." geschrieben, Generalmajor .Kein» babe sich vollständig der Stellungnahme zu der von ihm (Stern) in Anregung g:- brachten Sticstvahlabmachnng der nationalen Parteien mit der Sozialdemokratie enthalten, insbesondere nirgends ein Zusammengehen mit der Sozialdemokratie gebilligt-, er sei nur mit Dr. Stern einig gewesen in dein Gedanken, daß eine Verwässerung der einnml aiisgegebenen Wahlparole gegen Schnxwz und Rot zu gnnsten des Zentrums nicht erfolgen dürfe. Ans dieser Erklärung des Herrn Dr. Stern muß loyaserweise gefolgert werden, das; er die Eimmngsworte des Keimichen Briefes nicht so anfgefaßt hat, wie sie aufge faßt »werden konnten und ohne besonderen Konmientar auf gefaßt »werden mußten." - In der tvürttembergischen Kammer der Abgeord neten äußerte sich der Ministerpräsident von Weizsäcker noch mals über die Frage der Beffiebsmittelgenieinschaft. Ec erklärte: Der Vertrag, den »vir abznschließen bereit sind, kostet uns keine Opfer für unsere EisenLahnhoheitsrechte. aber für unsere Derwaltnngsdispositioncn. Eine Beein trächtigung der Ständercchte »würde nicht eintreten. Die Betriebsiilittelgemeiiischaft ist das Minimum einer Eisen- balmgeineinscllaft. Sollte sie nicht erreichbar sein, so »vollen »vir uns auch nicht von einer Wagengemcinschaft ans- schließen, »wie sie Bayern vorgeschlagen bat. Wir werden an den Verhandlungen hierüber in lotialster Weife teilnehmen. Wir halten aber eine weitergehcnde Gemeiiischaft für eine politische und Verkebrsnotwendigkeit. Der Minister betonte dann neben der volkswirtMstlichen und finanziellen Seite der Frage die nationale Seite. Der Gedanke einer wechsel seitigen Unterstützung der deutschen Negierungen sei ein so großartiger, daß er nicht mehr verschwinden werde. Es gebe auch im Innern eine nationale Politik, und er, der Minister, sei überzeugt, daß diese nationale Politik in Berlin ihre Stütze finden kann nnd wird. Der Minister weist dann auf die große wirtschastliche Entwickelnng Württembergs hin. so daß man sagen könne, die württembergischen Eisenbahnen könnten allerdings auch a»rf eigenen Füßen stehen. — Ein Anarchistenkongrcß ist für die Osterfciertage nach Offenbach a. M. einberufen. Man will sich dort mit der Organisation des Anarchisimls und der antimilitäri- Mn Propaganda beschäftigen. Ein Referat hat Dr. Friede berg erhalten, der also sich jetzt dem Anarchismus ange- schlosse»» hat, während er sich früher zu den Anarcho-Sozia- listen zählte. Oefterrei 4»Ungarn. -- Als Tag für die Wahlen zum Reichsrat ist, wie ver lautet. der 14.Mai.fllr die engt>renWahlender23.Mai festgesttz*. — Im ungarischen Abgeordnetenhause erklärt« Mini sterpräsident Weckers«, es werde ein Gesetz dem Abgeord netenhaus,: unterbreitet werden, das das Pauschalsystem "er mrgarischen Negierung uird Presse verbietet. Frankreich. — In der Deputiertenkammer erklärte der Arbeits- minister Barthorr in seiner Antwort aus eine Anfrage, baß die Untersuchung der Verwaltungsbehörden, sowie das ge- richtliche Vorverfahren in der Angelegenheit des Grubemm- glücks von Courridres zum Abschluß gebracht »vorden sei und daß die erforderlichen Bestrafungen eintreten würden. Die zur Zeit im Gebrauch verwendeten Lampen, die das Unglück verursachten, würden beseitigt werden. Der Mini ster fügte hinzu, daß nach dem Unglück eine Kommission ins Ausland geschickt »worden sei, um die Bergung-Vorrichtungen kennen zu lernen, u»rd daß die Verwaltung daraus den Nutzen ziehen »werde. «K«gla«». — Nach dem Daily Expreß beabsichtigt der Kriegs- minister Haldane für die Freiwilligen eine 6jährige Dienst- zeit mit 3monatlicher Kündigung einznlühren. — Im Unterhaus wurde van dem Liberalen Tick'nscn ein Gesetzentwurf, betreffend Einführung deS Frauenstimm rechts, eingebracht. Die erste Lesung der Vorlage soll am 8. März statifinden. Aus den deutsckren Kolonie« — Aus Südwestafrika wird amtlick) gemeldet: Me bis her in der Kapkolonie internierten Hottentotten kehren all- nrählich ins Schutzgebiet zurück. Bisher sind insgesamt 470 Köpfe (darunter 100 Männer) eingetroffen und aut friedlichem Wege in Dörfern uirtergebrackst worden. Unter den Zurückgckehrten ist auch der Kapitän Joseph Christian. Abraham Morries dagegen »will mit einem kleinen Anhang ans englischem Gebiet bleiben. Mit Simon Copper, dem Führer der noch im Felde stehenden Franzmanns-Hotten- totten, die sich seit einem Jahr in der schwer zugänglichen Kalahariwüste abiwartend verhalten, ist durch einen Boten Fühlung gewonnen worden. Es ist anzunehmen, daß der Aufftaird nun bald gänzlich beigelegt sein wird. (Weitere viundslvau w der 1. Beilage.» Aus Stadt und Land. Dresden, den 16 Februar ISO? Tageskalender für den »7. Februar 1827. -j- Heinr ch Pestalozzi in B ugz, berühmter Pädagog. — 1819 * Max Lchneck-r- burger, der Dichter der .Wacht am llth-in", zu Lhalheim. — 1678. t I- B- Mollöre. der gräizr? (ranz. Lusilmeldichier. 1*. Februar. 1885. k Albrechl, Erzherzog von Ö sterreich zu ?!rco. der Sieger über die Italiener b-i Tustozza. — 1--71. Li:-, rücken der Deutschen in Beifoit — 1857 * Max Klinger zu Leipzig hervorragender Maler der Gegenwart — 1784. * N-cro-'o Paganini zu Genua, berühmler ViolinvirNius — 1564. * Galileo Galilei zu Pisa, beiühmler Poynllr. — 156t t Michelangelo, einer der größten Künstler aller Zeiten. — 1193. f Otto der Reiche. Markgraf von Meißen. —* Wetterprognose »-es König«. Sächs. meteoro logischen In stätutS zu Dresden für den l? Februar 'Ärnd- und Bewölkung: starke w.-stlicke Winde, meist nübe SdirdersHiag und Temve'-atur: Aeg,Wälle. Tauw--'ie> . —* Jhwe Majestät die Königin-Witwe veran staltet vom 17. Februar d. I. ab in der zweiten Etage im Palais am Taschcnberg zun» Besten des Elisabeth-Vereins zu Dresden eine Gemäldeausstellung. Dieselbe ist geöffnet Sonntags von 11 Uhr, Wochentags von 10 Uhr ab bis abends 6 Uhr. Eintritt 1 Mark. In Anbetrackst des wohl tätigen Zweckes ist eine recht zahlreiche Beteiligung zu »vün- schen. Tie Ausstellung enthält Porträts hiesiger und aus- »värtiger bekannter Persönlichkeiten. Sämtliche Bilder sind von A. Pirsch, welcher seit längerer Zeit hier tätig »var. um unter anderem auch die Königlichen Prinzen zu malen. —* Besuch der Direktoren der Dresdner Bürger- und Bezirksschulen in der Städti schen Gewerbeschule. Herr Direktor Kuhnow be grüßte die Herren, die, 30 an der Zahl, am Mittwoch, den 13. d. M., seiner Einladung gefolgt N'-aren, im großen Auditorium der Anstalt. Er wies nach, »vie auch heute noch für den gut vorgebildeten Gewerbetreibenden das Handwerk einen goldenen Boden hat. Für den mit tüchtiger Bildung versehenen Handwerker nnd Jndüstriellen sind die Be dingungen für ein gedeihliches Fortkonnnen heute günstiger »vie vor 40 Jahren. Dies zeigt sich deutlich in der Nachfrage nach gut vorgebildeten jungen Leuten, die täglich an ihn ge richtet werden. Mit Freuden könne er feststellen, wie ehe malige Schüler der Anstalt in Betrieben der Gemeinden und des Staates in hervorragenden Stellungen tätig sind. Das Durchschnittsalter eines Gewerbeschülers beträgt gegen wärtig 21 Jahre. Das ist ein Bewcis dafür, wie gerad? ältere Leute den Wert einer gediegenem Berufsbildung zu schätzen wissen. — Sodann erläuterte er die Gliederung der Schule. Sie zerfällt in eine Tages- und eine Sonntags- Abendabteilung. Die Frage, ob ein Schüler eine oder die andere Abteilung besuchen soll, richtet sich nach den Mitteln der Eltern. Me Tagesschüler erreichen in einen» Jahre das selbe Ziel, »ras die Abendschüler in vier Semestern erlangen. Dafür gewinnen die letzten ein Jahr an der Lehrzeit. Diele Gewerbetreibende bevorzugen die Tagesschüler, weil diese schon eine Summe von Kenntnissen nnd Fertigkeiten »nit in die Werkstatt bringen. Manche Betriebe stellen den Besuch der Tagcsabteilung der Gewerbeschule geradezu zur Be dingung. In diesem Jahre waren bereits im Januar alle Schüler an Lehrherren vergeben. In den allgemeinen Klaffen sind die Schüler, deren zukünftiger Beruf mehr eine Aus bildung in allgemeinen Wissensfächcrn erfordert. Für zu künftige Baubandwcrker, Tischler nnd Geometer, sowie für Metallarbeiter bestehen besondere Klassen. In der Abend schule »miß in -er ersten Zeit aus die körperliche Ermüdung der Schüler Rücksicht genonrmen werden. Sie werden in den ersten Semester»» nur mit der Pflichtstundenzahl zum Unter richt herangezogen. Später zeigt sich aber gerade bei diesen Schülern ein erfreulicher Lehreifer. Me Lehrgänge wurden »nit dem Projektionsapparat auf einen Schirm geworfen. Tie Anwesenden ersahen daraus, daß sich die Schule die Aus bildung zum selbständigen Handtverker und zmn Werk- Meister zum Ziel setzt. Hiernach zeigte Herr Direktor Kuhnow die Verteilung der Räume an der Hand von Plänen und gab dann Herrn Oberlehrer Ingenieur Bcnisch das Wort, der über die Airlage des elektrotcchischen Instituts sprach »tnd einige wohlgelnngene Versuche vorführte. Hieran fchloß sich eine Führung durch das ganze SchulhauS. Die Maschinen wurden im Betriebe gezeigt. Herr Ingenieur Pieschel erklärte einige besonders interessante Maschinen. Nachdem man daS Lesezimmer und die Bibliothek, die von