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Sächsische Volkszeitung : 27.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190410270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19041027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19041027
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-10
- Tag 1904-10-27
-
Monat
1904-10
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.10.1904
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lands kochst geringschätzend urteilten über den Wert der Be triebsmittelgemeinschaft. Wir finden diesen Ärger begreif lich: jene Blätter arbeiten auf den deutschen Einheitsstaat mit aller Gewalt hin, und sie wissen so gut wie wir. daß derselbe kommen muß. wenn die heutige verfehlte Ver kehrspolitik weitergeht: die schwächeren Staaten müssen sich dann einfach an Preußen anschließen, das ihnen die Be- dingungen diktieren wird. Anders ist es bei einer Betriebsmittelgemeinschaft: da stehen die Einzelstaaten neben Preußen gleichberechtigt: die Schädigungen ihrer Verwaltungen werden beseitigt, die Souveränität und Selbständigkeit bleibt gelvahrt. Selbst verständlich ist, daß sämtliche Staaten Opfer bringen und Zu geständnisse machen müssen: das liegt im Wesen einer jeden Vereinbarung. Aber mit Recht hebt der „Temps" hervor, daß Preußen hierbei das größte Opfer gebracht habe: das ist zutreffend. Die prenßiscl-en Bahnen haben keine Kon kurrenz zu fürchten: sie sind mächtig allein. Wenn sie nun mit den süddeutschen und den sächsiscl-en Verwaltungen ein Übereinkommen abschließen, so wird dieses Entgegenkommen Preußens gewiß anerkannt und namentlich in: Süden inst Genugtuung verzeichnet werden. Auf der anderen Seite ist allerdings zu beachten, daß auch die preußische Bahnver- Uxiltung nicht unbeträchtlichen Ruhen aus der Gemeinsclxift ziehen wird. Man denke nur an die vielen Kohlenwagen, die aus dem Rnhrrevier nach dem Süden gehen und leer zurückrollen: nach Abschluß der Gemeinschaft führen diese Güter dem Westen zu. Nichts entspricht so sehr dein bnndes- > staatlick>en Eharakter des Deutschen Reiches als die Betriebs- niittelgemeinsct)ast, und deshalb begrüßen wir diese recht herzlich. Möge es nicht mehr lange dauern, bis der de- j nnitive Abschluß erfolgt! Potiti.cl-e Nnndfc^ntt. Dents ^la»»b Der Kaiser Hut innerhalb öer lchke» >-> Tage nicht weniger als drei Denkmäler enthüllt; zwei für seine» Vater - und eines für den größten preußischen KnegSmniister, l Feldinarschall Gras Rann, fehleres stehl a»f dem riesigen Königsplatz, rechts oom Reichstag; im kommenden Jahr wird noch ein Standbild des große» Grase» Molike hinzu- ! treten; dann soll die Reibe der Denkmäler an diesem > Platze geschlossen sei». Wie Irene Wächter miigeben dann l Bismarck. Roon und Molike die Siegessäule, diese Er- , innermig an DeMschiands größte Zeit treu hütend. — Gin Protest gegen die Sinniltanschiilc wurde an: ; Sonntag zu Lnnbni-g von der allgemeinen Lanöesven'ainni- ! liing der Katholiken Nassaus an die Staatsregierung und das Abgeordnetenhaus beschlossen; er lautet: Tic in pimbnrg tagende, von mehr als IlMO Männer» ans allen Teilen des Standes besuchte s/andesoersaininlung der »anaui- scheu Katholiken bekennt sich gleich zahlreichen Vorgängerinnen zu dein Grundsätze der Koiüessioiialiiäl der Volksschule. Sie fordert Konsessionsschulen ini Namen der Glaubens und Gemüsens- freihcil von Elter». Lehrern und Schillern, im Interesse des kon fessionellen Friedens und im Interesse einer gcfesligte» sittlich reli giösen Erziehung, die nur in der konfessionell gegliederten Volks schule erreicht werden kann. Mit dieser Iordernng weiß sic sich ' in Uebercinstiminuug mit allen positiv gläubigen Kreisen nicht bloß ! bres eigenen, sondern mich des protestantischen Bekenntnisses, dem weitaus größten Teile der Vollsvcitreknng und den ost ans- ! gesorochenen Grnndsäßen der Königlichen Slaatsregierung. Die Versammlung üehl damit auch ans dem Boden der tatsächlichen Verhältnisse im eheinaligen Herzogtum Nassau, wie sich dieselben entgegen dem Srhnledikt von IM 7 seil mehr als einem halben ^ Jahrhundert, mit verhälluismäßig geringen A»snahmen. entwickelt haben. Die Versammlung svrichl daher die zuversichtliche Er wartung ans. daß die Königliche Staalsregiernng in dem einzu , dringenden Schnlgeseßentn'nrfe der konfessionellen Schule in Nassau dieselbe rechtliche Slellnng einränmt, wie in den übrigen Teilen der Monarchie. Damit wird der Irresühriiiig der öffentlichen Meinung, als ob das nassanische Volk die Simullanschule wolle, ei» Endo gemacht. Abgeordneter Konunei peinat Eabenslß ! leitete die Versammlung. Stadipfarrer Tripp bielt die Hanptrede. Durch die Versammlung zuckte bei manchem Satze der Redner die Empörung darüber, daß liberale Redner und Z-mimgen die dreiste Vehanptung in die Welt schlendern, das nassanische Volk schmärine inr das veraltete Edikt von 1^17 mir ieiner Simnllaiiiclmle. Hinter der Versannnlnng sieben die zahllosen Scharen treu kalho- ^ lischer und wir dürfen sagen tren evangelische Nassauer, l die der Versammlung nicht »"wohnen kannten. Ei» treffliches Wort Windthvrsto sei in dem gegen- ^ wärtigen Streit um die Thronfolge in Lippe in Erinne rung gebracht: dieser große Verteidiger der Volksrechte strebte schon iin Norddeutschen Reichstage nach einem höchsten politischen Gerichtshof für den Norddeutschen Bund und im deutschen Reiche kani er immer wieder auf diesen Wunsch zurück. Als nun das Reichsgericht geschaffen werden sollte, gab er wieder diesem Verlangen Ausdruck und führte am 24. November 1874 im Reichstage aus: „Wir haben es hier nicht mit dem Reichsgericht zu tun, welches man sonst wohl erstrebt, tvelches inehr in die politischen Fragen ein geht, znm Beispiel bei Verfassungsstreitigkeiten, bei Streitig keiten zwischen den Staaten und ihren Kompetenzen, die S t r e i t i g k e i t e n i n B e z i e h u n g a n f d i e T h r o n- tolge in einzelnen Staaten usw. Von diesem Reichsgericht ist hier gar nicht die Rede . . . wenn davon die Rede wäre, dann würde ich von der Partei sein." iS. 208.) Wie unendlich weiter würden heute Bnndesrat und Reichstag sein, wenn man ans diesen Wunsch Windt- horsts eingegangen wäre! Tann wären heute all die Wirren nicht mit ihren vielen nachteiligen Folgen! Das Kaiser-Telegraniin und seine Abschwächung durch den Grafen Bnlow hätte nicht erfolgen müssen, die deutschen Fürsten häuser würden nicht solche Streitigkeiten anfführen nstv. Ter große Staatsmann Windthorst sah mit praktisch ge übtem Auge diese Unnanehmlichkciten alle voraus und stichle ihnen vorziibengen. Aber »tan hörte ihn nicht, und die Bis- >narcksci>e Politik deS Jahres 1874 war nur ans den Knltnr- kampf gerichtet: heute dürfen wir noch die damals ein gebrockte Suppe anslöffeln. Das preußische Abgeordnetenhaus nahin am Diens tag seine Sitzungen wieder ans. Ter Besuch war ein über alles Erwarten guter angesichts der geringfügigen Gegen stände. die ans der Tagesordnung standen Präsident v. Kröcher teilte zur Eröffnung mit, daß er ans Anlaß der Verlobung des Kronvrinzen dem Kaiserpaar und dein hohen Bränligain gratuliert habe und verlas die Dankdepeschen derselben. Sodann gedachte er des Ablebens von acht Ab geordneten. das während der Vertagung eingelreten ist. Vorn Zentrum befindet sich nur ein Abgeordneter, der gute und edle Dr. Moritz, dein die gesamte Fraktion ein ehrendes Andenken bewahren wird, unter den Verstorbenen. Der neue Chef der Reichskanzlei. Herr v. Loebell, teilte dein Hanie die Niederlegnng seines Mandates mit. Tann wurde eine ganze Anzahl vo-i Petitionen erledigt, die sich fast durchweg mit Persönlichen Angelegenheiten befaßten. Der Anfang war alio ein höchst friedlictnr. Mittwoch dürfte es schon bewegter werden, da die Mirbach- Interpellation und die über den Saarbrückener Prozeß größere Debatten erwarten lassen. Dann will das Plenum bis nach Allerheiligen sich vertagen. Die Wnrttcilibrrger Kammer der Stnndcshcrren lehnte am 25. d. M. die Ermächtigung zur Strafverfolgung des sozialdemokratischen Abgeordneten Keil ab, weil eine Strafverfolgung gegen diesen Abgeordneten wegen der in der Stuttgarter Protestversammlnng vom 30. Juni verübten Beleidigung, die überdies nur ein Glied in der Kette zahl- reicher anderer Beleidigungen der Ersten Kammer sei, unter der Würde des Hauses stehe. - Der Dampfer „Willehad" mit den ans Rußland ans- gemiesene» 830 Japanern an Bord ist am 24. d. M. von Bremerhaven in See gegangen. Ter Bevollmächtigte der Berliner japanischen Gesandtschaft, Dr. -Oda, richtete herz liche Abschiedsworte an seine Landsleute, die Kops an Kopf an Bord des ..Willebad" standen und Banzai aus Banzai ans den Norddeutschen Lloyd und Deutschland ausbrachten. — Eine protestantische Exkommunikation. Wir halten uns darüber gar nicht ans, weil jede Kirche, die ans sich selbst etwas hält, das Recht für sich in Anspruch nehmen muß, unfolgsame Glieder ansznschließen, wie jede private Vereinigung dies auch tut. Wenn wir aber trotzdem ans die protestantische Ertommnnikation zu sprechen kommen, so geschieht es nur, weil man der katholischen Kirche immer Intoleranz und Hartherzigkeit vorwirft, wenn sie ans be stimmte Verfehlungen den Ausschluß ans der .Kirche als Strafe gesetzt hat. Nun findet derzeit in Karlsruhe die badische Generalsynode statt; ans derselben wurde der An trag der Rechten, das beißt der positiv Gläubigen, daß Männer, die ihre Kinder der evangelischen Kirche entziehen, von der Wählbarkeit in kirchliche Gemcindcäintcr ausge- geschlossen sein sollen, nachdem der Oberkirchenrats- noch ein Paar Stunde». Ach, wenn wir doch ein wenig heißen Tee und Brot oder auch nur einen Becher Wasser gehabt hätten! Als aller Fenernngsvorlat verbrannt war, krochen nur ins Nest, und nun tarnen uns die Boothälsten wieder zu skatten. Erst wnrde das Segel ani dem Kiese, der dadurch nicht viel weicher wurde, ansgebreitet, dann das Korkkissen zur Hälite in die Erde eingegraben; nun legte ich mich, ent sprechend zniammengetriimmt. nieder, woraus Kntschnk die eine Bootbälste über mich deckte. Ich hatte den Boden des Bootes nur einen Zoll über meinem Gesichte und lag wie in einem Sarge, eine Illusion, die dadurch noch lebhafter wnrde, daß Kntschnk mit einem Rnderblatte als Spaten Sand und Kies um meine Kiste bernmschanfelte, um alle Ritzeil zu perstopfen. Drinnen war es wirklich so eng und dunkel wie in einem Grube. .Mtsclink bohrte sich ans dieselbe Weise unter der anderen Boothälfte in den Sand. Eine Weile wurde die Unterhaltung noch fortgesetzt; die Stimme meines Ruderers glich einer Stimme ans dem Grabe, und meine eigene klang bohl und dumpf. Um Mitternacht be gann es zu gießen, und wie Trommelwirbel schmetterte der Regen ans den strnsfgespannten Boden des Bootes. Was focht es »ns an, wir lagen warm und trocken unter Dach! Hungrig waren wir wie die Wölfe, aber die Müdigkeit be hielt schließlich doch die Oberhand, und wir schliefen in nnscren Gräbern, die wilden Tiere der Einöde und nnsere treulose Karawane vergessend. Gegen Morgen wnrde die Kälte fühlbar und nvckte mich von Zeit zu Zeit ans. Endlich blinzelte das Morgen- lickt unter einer Reling durch, ich rief Kntschnk, der den Sargdeckel öffnen mußte. Wir waren steifgefroren und liefen fort, »in Brennmaterial zu sammeln, das mit den letzten Streichhölzern angeznndet wnrde. Die Karawane blieb ver schwunden, und wir konnten nichts weiter tun, als sie auf- snchen. So fügten wir denn das Boot wieder zusammen, takelten es, setzten es ins Wasser und bestiegen es; das Segel wurde gehißt, ein Ruder diente als Mast, das andere als Steuer, und sausend fuhren wir unter dem Winde längs des Ufers »ach Westen hin. Der Wind war stark, der See ging hoch, die Jolle rollte tüchtig, und Kntschnk saß bleich und seekrank vorn im Bote; das reichliche Abendessen, von dein er die ganze Nacht geträumt batte, wäre jetzt rettungslos verloren gewesen, wenn er es hätte verspeisen können. Endlich er blickte ich zwei weiße Punkte, unsere Zelte, und eine Menge schwarzer Punkte, nnsere Tiere und Leute. Es stellte sich heraus, daß der Marsch unserer Karawane von einem mächtigen Flußarme gehemmt worden war, der sich ans einem im Westen liegenden großen Siidwassersee in den Salzsee ergoß. Er war so tief, daß Tnrdn Bai beinahe I ertrnnten wäre, als er ihn zu Pferd zu durchwaten versucht ! hatte. Sie hatten daher das Lager anfgeschlagen und ein großes Feuer angeznndet, das wir infolge der bedeutenden Entfernung nicht gescbn batten. Aldat war es gelungen, einen Kulan zu schießen, dessen Fleisch uns sehr willkommen war. Ein neues Wölflein, das gefangen worden war, über- fraß sich so daran, daß es krepierte. Hier befanden wir uns in einer recht schönen Lage! Den Weg nach Süden versperrte uns der Fluß, und im Osten und Westen lagen gewaltige Seen, deren Umgehung mehrere Tage in Anspruch genommen haben würde. Umkehren und wieder durch das abscheuliche Land mit dem schwankenden Boden, der uns zu verschlingen gedroht, ziehen? Nein, ich danke, wir werden uns schön hüten, eher wieder dorthin zu geben, als bis der Boden in der Hcrbstkälte erstarrt war und uns trug. Also vonvärts! Ich übernahm es, die ganze Gesellschaft mit der kleinen Jolle über den Fluß zu bringen, ein Vor schlag. der mit einem gewissen Mißtrauen ausgenommen wurde. Präsident I). Helbing sich dafür ausgesprochen hatte, ein- stimmig angenommen. Es handelt sich also um ein Vor gehen gegen die Mischehen, bei denen die Kinder katholisch erzogen werden; als Strafe ist der teilweise Ausschluß, näm lich der von den kirchlichen Gemeindeämtern, festgelegt: nun halte sich niemand mehr darüber auf, wenn die katholische Kirche für dieselbe Verfehlung noch konsequenter vorgeht und die Exkommunikation hierfür androht. Der Beschluß der badischen Generalsynode, der einstimmig angenommen wurde, steht auf demselben Boden wie die Exkommunikation der katholischen Kirche, nur ist er bloß eine Halbheit und nicht konsequent genug. Wie Pastor Fliedner die katholische Kirche bekämpft. Der junge Pastor Fliedner von Madrid, dem es besser in den Hetzversammlungen des Evangelischen Bundes in Deutschland als auf seinem Arbeitsfeld in Madrid gefällt, hat dieser Tage in Ulm einen sehr großen Reinfall erlebt; gleichzeitig aber ist dadurch auch der Beweis geliefert wor den, in lvelch gewissenloser Weise gegen die katholische Kirche von demselben gearbeitet wird. Ter genannte Pastor hatte in Ulm in einer Versammlung des Evangelischen Bundes behauptet: „Tie Unsittlichkeit der spanischen Priester ist be kannt." Er erzählte dann von einem Mädchen, das beichten wollte und zu dem der Beichtvater gesagt habe, es solle von dem Marktgelde jeweils einige Pfennige unterschlagen, da mit es einen Ablaßzettel kaufen könne, wenn es das nicht tue. begehe es eine schwer Sünde. Einen anderen Beweis erbrachte der Wanderpastor nicht. Dem Ulmer Zentrums organ „Ulmer Volksbote" war diese Beschuldigung doch zu ungebenerlich und es richtete eine öffentlicl)en Brief an Pastor Fliedner, in welchem es um Zeit, Ort und Namen für diesen Ränberroman bat. Was antwortete nun Pastor Fliedner? Man lese nur: „Die Geschichte von dem Mäd chen, das durch seinen Beichtvater znm Stehlen veranlaßt wird, beruht allerdings ans Tatsachen, sie wnrde meinem Vater von einer hochachtbaren Dame erzählt, der dieser Fall selbst passiert ist." Köstlich! Ort, Namen und Zeit kann der Ankläger gegen den spanischen Klerus nicht nennen, er beruft sich erstens ans seinen Vater, der nicht mehr lebt und der sich bei Lebzeiten in der katholischen Presse dutzendnial Nachweisen lassen innßte, daß er Falsches und Unrichtiges über Spanien berichtet bat: zweitens ans eine „bochachtbare Dame", nennt aber deren Namen und Wohnort nicht, sagt auch nicht, ob diese noch lebt oder nicht! Die gesamte Be hauptung des Pastors entpuppt sich als ein einfacher Klatsch, spanischer Kaffeeklatsch schlinnnster Sorte, aber Pastor Fliedner scheut sich nicht, ans diesen Klatsch die ehren rührigsten Behauptungen gegen den spanischen Klerus anf- zntiirinen! Bei uns in Deutschland heißt man dieses Trei ben einfach verleumden! Wir sehen ans diesen: einen Bei spiel wieder, wie vorsichtig man die Behauptungen des Pastors Fliedner aufnehmen muß. — Ter Ausschluß Korsantys ans der polnischen Frak tion. Ter Abgeordnete Korfanty stellt es in der „Schlei. Dolksztg." in Abrede, daß in der letzten Sitzung der pol nischen Fraktion über seinen Ausschluß beraten worden sei; er selbst sei anwesend gewesen und kein Wort habe hierüber verlautet. Unsere Nachricht stammt von einem dem Reichs- nnd Landtage angebörigen Zentrnnisabgeordneten, der sich ans die Mitteilungen eines polnischen Abgeordneten stützte und die von uns gebrachte Mitteilung als verbürgt be- zeichnete. Wenn nun der Abg. Korfanty sie als irrig be zeichnet, so nehmen wir hiervon Notiz; für die polnische Fraktion aber wird die Belastung Korsantys in ihrer Mitte nni- um so charakteristischer. — Die „Elenden" und die „Lumpen". Unter dieser Bezeichnung verbreitet der ..Vorwärts" die Mitteilung, daß die Parteileitung der deutschen Sozialdemokratie on die der österreichischen folgendes Telegramm gesendet habe: Berlin. 22. Oktober. Die Partei der Elenden in Deutschland sendet der Partei der Lumpen in Oesterreich ihre brüderlichen Grüße znm 23. Oktober. Der Vor- stond der sozialdemokratischen Partei Dentichlands. Die Genossen in beiden Landein scheinen einander wert zu sein; in Oesterreich benahmen sich die Sozialdemo kraten in den letzten Tagen höchst rüpelhaft. O>ster'r«''ei,-Nnq<', n. Tie „Nene Freie Presse" meldet: Ministerpräsident v. Körber wird morgen dem Kaiser unterbreiten, an Stelle des znrücktretenden Finanzininisters den Sektionschef Kogel, Direktor des Sparkassenamtes, znm Finanzminister, und den Grasen Heinrich Bnegnoi an Stelle des Barons Giovanelli znin Ackcrbanminister zu ernennen. Gleichzeitig soll ein tschechischer Landsinannininister wieder ernannt werden. Für diesen Posten ist Hofrat Professor Bansa ansersehen. — Die „Nene Freie Presse" meldet: Das Oberst-Hof- inarschallamt hat der Forderung der Prinzessin Luise von Koburg entsprochen und die Psychiater Magnan und Garnier als Sachverständige zur letzten Prüfung des Geisteszustandes der Prinzessin bestellt. Die Untersuchung wird in Paris vorgenommen und das Tribunal des Seine-Departements zur Durchführung der nötigen Schritte ermächtigt werden. — Unter zahlreicher Teilnahme der katholischen Kreise hat am 21. d. M. der fünfte ungarische Katholikentag seine Sitzungen begonnen. Dem engeren Katholikentage gingen mehrere katholische Veranstaltungen voraus; so die Ver sammlung der katholischen Gesellenvercine, die General versammlung des Jnternatvereins katholischer Hochschulen und abends eine Festvorstellnng des katholischen Sankt Emerich-Vereins. Am 21. d. M. zelebrierte Bischof Graf Csaky in der Jnnerstädter Pfarrkirche eine heilige Messe, nach welcher die Teilnehmer am Katholikentage nach der hauptstädtischen Ncdonte zogen, deren großer Saal gegen 10 Uhr bis auf das letzte Plätzchen sich gefüllt hatte. Auf der reichgeschmückten, im Mittelpunkt eine Marienstatue tragenden Präsidcntentribüne hatten nebst zahlreichen Mit- gliedern des Episkopates die Ehrenpräsidenten des Katho likentages. kirchliche und weltliche Zelebritäten des Katho lizismus in Ungarn Platz genommen; im Saale selbst sah man zahlreiche Damen der katholischen Magnatenfamilien des Landes, Repräsentanten sämtlicher Stände der katho lischen Gesellschaft. In der Eröffnungsrede, welche der Prä- sident Graf Johann Zichy jun. hielt, begrüßte derselbe die Anwesenden herzlichst. Der diesjährige Katholikentag sei umso wichtiger, als er Gelegenheit bietet, mit Rücksicht auf das jetzige 50 jährige Jubiläum der Verkündigung des
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