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Ein entlarvter Areidenkerschwindel. Mit einer Frivolität, die ihresgleichen sucht, betreibt die freidenkerische Presse einen Verleumdungsfeldzug gegen die katholische Kirck>e. Da wird gearbeitet nach dein Grund sätze, daß der Zweck das schlechteste Mittel, wie Lüge und Verleumdung, heilige. Einen vortrefflicher Beweis für diese Praxis liefert z. B. das Freidenkerorgan „Menschentum", über dessen Un wissenheit bereits der protestantische Freidenkerpfarrer Pflüger (Zürich) sich entrüstet hat. Dieses Wochen- blättchen, Redakteur Eugen Wolfsdorf, freireligiöser Prediger in Gotha, hatte die Stirn (Nr. 2 vom 9. Januar 1910), einen Artikel zu veröffentlichen unter der Ueberschrift .Lepold II. der Heilige". Darin war die Behauptung aus gesprochen, der eben verstorbene König von Belgien sei im Vatikan der „katholische Musterkönig" genannt worden. Diese blank erfundene Behauptung mußte dann die Unterlage bilden zu allerhand ungezogenen Ausfällen gegen „Rom". - Man höre die Perfidie: „Nom fragt nur, ob jemand äußerlich die Pflichten nicht etwa gegen Gott — sondern gegen die Hierarchie, erfüllt hat Das dürfte Leopold getan haben. Er war stets ('!), weil es in seinem Interesse lag, der gehorsame Sohn der Kirche. Er wird reiche Opfer gebracht und für den Kongostaat Missionen ausgerüstet haben, damit die Reger als katholische Christen verhungern und zu Tode gepeischt werden konnten, er wird bei Kircl-enfestcii in der Galaprozession den frommen Mann markiert haben." Daß in der Tat auch das „Menschentum" keine, aber auch gar keine Unterlage für seine gemeinen Verdäch tigungen hat, beweist ein Briefwechsel, der zwischen Herrn Dr. Meffert (München-Gladbach) und dem Redakteur des „Menschentum", Herrn E. Wolfsdorf, stattgehabt hat. Herr Dr. Meffert wandte sich an den Herrn mit einem Schreiben, i» welchem er ihn bat, ihm den Originaltext dieser Vatikan erklärung mitzuteilen. Der edle Herr Wolfsdorf ant wortete aber, daß er sich mit ihm in keine Auseinander setzungen einlasse. Die Behauptungen Wolfsdorss sind also schlankweg erfunden. Ist das eine Gesellschaft! Der eine Freidenker schimpft Sonntags über die Pfaffen mit echter Freidenkermanier, an Werktagen aber möchte er einen Handel mit Heiligenbildern betreiben. Andere schwindeln das Blaue vom Himmel herunter. Alle aber verzapfen einen solchen Unsinn, daß alle Esel beider Erdhalbkugeln Tränen vergießen würden, wenn man ihnen das Zeug vorlesen würde. Alles das sind traurige Zeichen einer fortschreitenden Volksverdummung: denn sonst könnte diese Freidenker weisheit keinen Absatz finden. Sprachecke des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. Hilfsaktion. „Im Deutschen Reich, im Deutschen Reich ist Hilfsaktion, ist Hilfsaktion, ist Hilfsaktion" — so könnte man heute nach einem bekannten Gassenhauer singen; denn so oft wie im Grunewald Holzauktionen waren, so gibt eS jetzt in deutschen Landen Hilfsaktionen. Fliegt eine Tynamitfabrik auf. so wird eine „Hilfsaktion" insze niert; verkracht eine Bank, so wird von anderen Banken über die Einleitung einer Hilfsaktion verbandest; werden durch ein Grubenunglück Bergarbeiter verschüttet, so wird eine Hilfsaktion in Szene gesetzt; wird eine Stadt durch Erdbeben zerstört, wird eine Landschaft durch Ueberschwemmnng verwüstet, oder geschieht sonst irgendein großes Unglück — es ist zehn gegen eins zu wetten, daß eine Hilfsaktion organisiert wird. Wie heißt es doch auch? Großartig sei der Mensch, hilfreich und gut! Und darum spreche er beileibe nicht nur von Hilfe, Unter stützung, Mithilfe, Beihilfe, Hilfeleistung; er leiste auch nicht etwa nur Beistand oder Hilfe, nein er organisiere oder inszeniere oder leite wenigstens ein — eine Hilfs- aktio n. Tann weiß man doch auch gleich, daß etwas Ordentliches zustande kommen wird, denn eine Aktion ist halt immer eine „Aktion" — klingt das nicht fast wie Staatsaktion? Das einfache deutsche Wort „Hilfswcrk", das man ganz vereinzelt auch einmal zu lesen bekommt, ver mag natürlich bei weitem nicht das auszndrücken, was fin den modernen wohltätigen Menschen in dem schönen aufge- pntzten Worte Hilfsaktion steckt. <ji-8rün«Ivt 1835. NllNiMlElMMr Dl 686611 , 1k!u>>,tkv8vl,!iw: vnipkelito»: (V.8?) öcksal ckorlisuskrsu Mks-gueil I»> KaUkvv It« ri-itnn/xx r»i,, ,»1 Oolckvno Igolirilliz ) lAirenprvw / Ilüvv8t0 ^U8NÜt,-IUl>j- <t(?8 I<!>ss<!V8 ! Wv8vlut I»viso8, 8!Ni-.ll'vi<>8 Oelsönk! Keink»^«1v1i-»üs 4 vi-eslton-A. 40 Telephon IV12, cmvfiehtl sich zur Liefern' g oo» Uvirnislenisi rulsgöbflssstsii. kurch » eine 1lOl?»vOnvi«i«^ei mit liefere ich Holz, eschn. ,rei Haus i Mtr. 1l SO >/, Mir. ö.7ü^r /«Mtr.S.SO^t.— Lpoililion Uübellrsnsporl 2» liulion in Hpotkolcon, ttroMrion uuck ::: lioloniulwuronpunstluii^vn. :U M»gen5>Srltevil >>> Pppelitsnregenlt! ZVo ll>,8vvUrt8 niollt vrböwlivb, Vor- 8kn<1 per Lv8t> 1>'Ia8otron ^5 4.— ::: srsnleo Uuebnutinro. ::: ^ Sa., Xooxtockt, 14. i- HZ»«»« ! höchste Elegan- m der Lgurü! bei Damen mit starkem Leib: eine unübertroffene Spezialität, welche die stärkste Figur sch'ank erscheinen läßt — Bequemster, gesündencr Sitz, kunstvolle Verdeckung etwaige- Mängel in der Figur, »»„«»nrilikk , das sind die aner kannte» Vorzüge unserer naek IlLÜ. Anfertigung allerschnevstens. 8scli8. Omel-Inllllsllie fsSli UlUl Mne - Lletit«-!--15 pt., Sei»« — k'ernApreelivi- 10503. 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It» Vamov 8tvdt mvino t'rau -ru Oioaston. - 40 — Vor ihm lagen Berge reinen, lauteren Goldes aufgchäuft, ganze Pakete der besten Wertpapiere, daneben blendeten eine Menge der herrlichsten Ge schmeide in kostbaren Etuis das Auge. ..Alle Welt." murmelte der Graf, dem der kalte Schweiß aus der Stirn stand, ohne gerade auf jedes feiner Worte zu achten, vor sich hin, „alle Welt wähnt den Grafen d'Orsan glücklich und jedermann beneidet ihn um seinen Reichtum und sein Ansehen . . . Freilich, das Glück ist mir auch in seltenem Maße hold gewesen: der Kaiser hat mich mit Ehrenstellen und' Gold über häuft, meine Macht und mein Ansehen am Hofe ist fast unbegrenzt, jeder beugt sich vor mir und ich brauche nur ein Wort auszusprechen, um meinen Willen erfüllt zu sehen . . ." „Und dennoch, dennoch," fuhr er nach einer Pause, starr vor sich hin blickend, fort, „wenn nur diese verwünschte Geschichte nicht wäre, — sie raubt mir den Schlaf bei Nacht und meine Ruhe bei Tage, überall verfolgt mich diese Gestalt wie ein böses Gespenst! Wenn . . ." In diesem Augenblicke glaubte Graf d'Orsan in dem anstoßenden Schlafgemache Geräusch zu vernehmen. Hastig sprang er empor und riß die Türe auf. .Wenn jemand mich etwa zufällig gehört hätte!" murmelte er vor sich hin, während Leicl-enblässe seine Züge bedeckte. Dann . . ." Er wagte nicht, den Gedanken, der ihm kam, vollständig auszusprechen. Indes ließ sich nicht das geringste Geräusch vernehmen. Alles lag in tiefster Ruhe da. „Vielleicht hat nur ein Wetterhahn auf dem Dache geknarrt," murmelte er vor sich hin, während er zu seinem Sitze zurllckkehrte. „Und dennoch," fuhr er in seinem Selbstgespräch fort, „kann ich mich, ich weiß nicht weshalb, eines bongen Gefühles nicht erwehren, cs ist mir, als ob . . . Und dieses Mädchen, das ich da von der Straße aufgelesen habe, es scheint mich mit seinen listig blickenden Augen zu durchbohren und gleichwohl kann ich es mir nicht vom Halse schaffen, denn dazu habe ich es ja gerade zu mir genommen, um Ruhe zu haben . . ." Er nahm aus einem feinen Etui einen kostbaren Ring heraus, mit dem er ans Fenster trat. Es war ein merkwürdiges Kleinod, denn an der Außen seite befand sich fast unmerkbar eine kleine röhrenartige Spitze, die an ihrem Ende ini Innern eine Art kleinen Behälter trug und sich mittels eines feinen Mechanismus nach außen drücken ließ. „Ich könnte diesen Ring fortschaffen, vergraben, oder verschmelzen lassen," fuhr der Graf in seinem Selbstgespräch fort, „aber man wirft nicht ohne weiteres ein Geschmeide fort, das Tausende gekostet . . . Meine Schul den wachsen mit jedem Tage und die Kasse des Kaisers ist schließlich uner schöpflich. Nttu. wenn es sein muß. dann zerstöre ich einfach diesen Mecha nismus. dann kann niemand Verdacht schöpfen . . . Und wer sollte auch ver muten. daß Graf d'Orsan . . . Legen wir also den Ring wieder ruhig an seine Stelle. Graf d'Orsan barg den Ring wieder in dem Etui, das er dann in eine Ecke des Geldschrankes zurnckstellte Hierbei fiel ihm eine kleine Rolle in grauem Papier in die Augen, mechanisch nahm er sie zur Hand und entfaltete sie langsam. „Mein Herr," hob endlich der Herzog mit durchbohrendem auf Nene« gehefteten Blicke an, ohne ihn jedoch einzuladen, Platz zu nehmen, „ich sollte Sie zwar eigentlich gar nicht sprechen lassen, indes weil Sie einmal da sind und ohnedies angeblich wichtige Mitteilungen über Fräulein de Villefreux zu machen kommen, so sprechen Sie immerhin, indes schnell, klar und deutlich." Wenn Vs Nenee nicht so sehr darum zu tun gewesen wäre. Näheres über seine Mutter zu vernehmen, so hätte er sofort das Haus verlassen. Er erzählte also nach längerem Zögern den Tod seiner Mutter, die dann erfolgte Untersuchung und alles, was dieselbe zutage gefördert hatte. Tann legte er auseinander, wie er erfahren, daß seine Mutter einen falschen Namen getragen, und die Papiere, die den Beweis für seine Her kunft enthielten, infolge des Mordes verschwunden seien, wie seine Schwester verhaftet, nach Lazarc gebracht, frcigelassen und nicht mehr auszufindcn sei, wo er selbst endlich seinen wahren Namen erfahren und wie er jetzt seine wahre Herkunft aufzudecken suchen müsse, wie ihn alles, was er ausgeforscht habe, auf den Namen de Villefreux und de Penhocl geführt habe. Er schloß, indem er mit großer Wärme und fast bittend sagte: „Ich bin gekommen, um die Finsternis auszuhcllen, in der ich nun schon so lange iimhcrtappe und der ich vergebens zu entrinnen suche, um eine Stel lung sozusagen unter anständigen Menschen cinzunehmcn. Ich bin gekom men, Sie zu bitten, mir zu helfen, den Mörder Ihrer Tochter zu strafen. Ich bin gekommen, Sie zu bitten, mir zu helfen, meine Schwester oder wenigstens diejenigen, die sie beseitigt hatten, wiederzufinden — gekommen, um Sie zu fragen, ob ich Ihr Enkel bin, ob ich Ihre alten Tage erheitern soll und damit Sie mich meiner Familie wiedcrgeben." Unwillkürlich waren Nenee bei den letzten Worten die Tränen in die Augen gekommen, während der Herzog inzwischen kalt und teilnahmslos, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, zugehört und seinen stechenden, un heimlichen Blick fest auf Nenee gerichtet gehalten hatte. Endlich richtete er sich, als Nenee geendet, ganz auf, und sagte mit fester Stimme: „Mein Herr, auf die ganze Geschichte, die Sie mir da erzählt haben, habe ich nur zwei Worte zu erwidern: Fräulein de Villefreux, Madame de Penhoel, ist bereits seit fünfzehn Jahren !ot lind seit jener Zeit trage ich um sie Trauer." > ,j „Also . . ." stammelte Nenee tonlos. „Also haben Sie mich," ergänzte der Herzog, „unnütz genötigt, eine Stunde damit zu verlieren. Ihren kleinen Roman anzuhören, der nicht un geschickt erfunden ist." Zugleich deutete er mit der Hand auf die Türe. — Wie unter den Träu men seiner ziisammengebrocl-enen Hoffnungen erdrückt, wankte Nenee zum Zimmer hinaus. 5. Groß war die Enttäuschung Renees — er hatte sich am Ziele geglaubt, und jetzt war er weiter denn je von demselben entfernt! Hatte er überhaupt iwck, irgend ^ erreichen? .Verstoßen.