Volltext Seite (XML)
Drittes Blatt Sächsische Volkszeitung vom 27. Februar 1S1V Nr. 47 Kirche und Unterricht. Ic Paris. Am 23. und 24. Februar werden die Kultus- gegenstände, welche zu Beerdigungsfeierlichkeiten dienten und infolge des Trennungsgesetzes sequestriert wurden, öffentlich verkauft. — In ganz Frankreich wird das kirch liche Begräbnis denjenigen verweigert, die Kirchengüter konfiszieren oder zurückbehalten. — Der Bürgermeister Duval von Loureur bei Contances hat auf dem Sterbebette vor Zeugen erklärt, er bedauere die durch ihn erfolgte Kon fiskation von Kirchengut. Er wurde kirchlich begraben. In der Erzdiözese Paris wird der Ankauf von Kirchenglltern von Fall zu Fall gestattet, wenn die Güter durch die An käufer ganz oder zum Teil wieder religiösen Zwecken zu gewandt werden. — Die Möbel des Bischofs von Bayonne sollten im Aufträge der Regierung gepfändet werden. Der Verkauf eines Klaviers erbrachte die geforderte Summe. Während der Pfändung sangen Volk und Klerus das „Parce, Domine." Vermischtes. V Im Sauherdenton Meisterin zu bleiben, ist nach wie vor der Ehrgeiz der „Leipziger Volkszeitung". DaS Blatt begann kürzlich einen Leitartikel, den es mit den Worten überschrieb: „Nach russischem Muster", mit folgenden Sätzm: „Erst jetzt wird bekannt, nach welchem Muster der preußische Major, der zugleich deutscher Reichskanzler ist, seine imfame Wahlrechtsvorlage zurecht geschustert hat. An sich ist ja diese Vorlage so abnorm und zeugt von einer derartigen Politischen Perversität, daß man sie den eigenen Kräften des Herrn Bethmann, den man wohl als einen stumpfen und weltabgeschiedenen, aber immerhin noch nicht als einen anormalen Geist kennt, nicht zutrauen konnte. Er hat sich bei Ausarbeitung seiner Vorlage ein Land zum Muster genommen, dessen Zustände schon immer von unseren preußischen Junkern als leuchtendes Kulturideal ersehnt wurden, nämlich daS mit Preußen in „atavistischer Freund schaft" verbundene Rußland. Was der meineidige Ver- brecher auf dem blutdampfenden Throne der Romanows als Wahlrecht für die dritte — wohlgemerkt für die dritte — Duma ausgestumpssinnt hat, dieses aus jeder Pore Blut und Schnaps triefende Wahlrechtsuntier, das ist es, was man uns jetzt in Preußen als „Wahlreform" zu bieten wagt. Daß diese Anleihe bei Väterchen unbewußt geschehen, ist für Preußen und seinen führenden Junkerknecht nur um so bezeichnender." v Wieder einer. „Genosse Isidor Mandl, Gruppenleiter des sozialdemokratischen Wirtschaftsverr „Kommune" in Eggenberg verwendete den Betrag von 400 Kronen für sich und erhielt dafür sechs Wochen Kerker. Bei der Revision der Kasse ergab sich ein Fehlbetrag von 754,45 Kronen, doch gestand „Genosse" Mandl nur die Unter schlagung obigen Betrages zu. Vielleicht haben auch andere „Genossen" nach kommunistischen Grundsätzen gehandelt. ReiSsuppe auf schnellste Art. Für zwei Personen wird ein Würfel Maggis Reissuppe zerdrückt, in Liter siedendes Wasser, ohne noch Salz oder Fleischbrühe dazuzunehmen, gestreut, und nach dem Wiederausloch^u 20 Minuten (ein größeres Quantum länger) bei kleinem Feuer langsam gekoLt. Sebr verfeinert wird die Suppe, wenn man sie über ein Stückchen süße Tafelbutter an» richtet. — Maggi'S Suppen helfen Zeit, Geld und Arbeit sparen sind gebrauchsfertig und enthalten alle zu einer vollständigen Suppe erforderlichen Z itaten. Ein Würfel ergibt, nur mit Wasser kurze Zeit gekocht, 2—3 Teller leicht verdaulicher Suppe. Mehr als 30 verschiedene Sorten bieten jede gewünschte Abwechselung. stall), stretzvmin «stttgruppe vreräen). Geldsendungen für unsere Ortsgruppe beliebe man au den Kassierer. Herrn Bezirks - Direktor Otto Weber. Dresden, Florastraße 16, I., zu richten. Tellinke ^Vo arrsvürto niobt orbültlivlr, Vvr- sancl psr kost hllasotron ^ 4.— ::: kranlco dlaoirnabrno. ::: '§ meümn. tmdon irr Xpotkokoa, OrvAsrisn rrnck ::: Xolonialvvarsntnrlläluoßsn. ::: MagenrtSrlte»a , -, Rppetltsnregeach! Wermutwein 8vI»I»kv L Ov., vrekcken Vlivreklenktrnkv 14. jileickerrtosse -»LrrtllonmiuMn Wnwolkne Zalmluche im Moderne fantasiestoffe ° I « Wmvollene Ldeviok°m >,°.>,«. R,o kreme Aollrtotte Obsviots, Lasobmir, Latisto Llc.-t.or 2.25, 1.70, 1.30, M-1X1 DM- IlNll Limsli! »Im XMüllM! ll. Isimsnn Weira;! 1, U. LI. 828 Schramm 4 kehtermever, Dresden l.anc!liau88tp. 27 8k68tr. 18 (MIMIiolel) kHrnsi'8o1i6 8lr. 2 p von 4 I>1g. SN. cs.soo Lorlen Ligsrren ZOO Zonten Zigaretten. W kauektabake ttockivnanrr »u »nerKsnnt IriNijxntei» Preisen. Miistiilil-Hililig feinster Orangcnblütenhonig, garantiert naturrein, per 2 Pfd - Glas 2 Mark OO Pfg., cinpsiehtt E. Rich. Danrni - Dresden, Wettinerstr. 58 /sVoedgnck§- petenldurssua Krkmllraße 2tt Eckt Lilngefirilßk empkieftIt' «In'relcbbslnger Lager^ aller striea Uhren. Sollt- u. Zllder- wsrrn. stothenotver SrIIlen unck stlemmer. steparsturen prompt u. gewirrenhskt In eigener Ulerlnstt. I-eöpLig, Vansullgsllvkvn 13 Xurisisiiokepei l'Lpisset'is — pavamentsn — 20 — Grade überrascht, da seine Schwester mit dem Dienstmädchen zum Bahnhofe gegangen war, um den Gast zu erwarten. Wally machte einen Rundgang durch die Zimmer. Ucberall fühlte man Tante Sophiens Walten. Wohin sie schaute, fiel ihr Blick auf einen Spruch oder ein begrüßendes Wort, das bald als Stickerei, halb gebrannt oDer ge malt die verschiedensten Gegenstände verzierte und die Wohl im Laufe der Jahre von all den großen und kleinen Nichten, unter denen sie den hervor ragendsten Platz in dem Herze» des alten Geschwisterpaares einnahm, gestiftet waren. Es war eine recht gesprächige Einrichtung. „Salve!" fing schon der Abkratzer im Flur an, „Grüß Gott! tritt ein, bring Glück herein," sagte das Schild über der Türe. Innerhalb hing ein freundliches „Willkommen", mit Blumen umkränzt. „Nord oder West, daheim das Best," versicherte eine lauschige Ecke in Brandmalerei. Auf dem Sofa lag ein molliges Kissen mit der leider sehr kurz bemessenen Erlaubnis zur Erholung: „Nur ein Viertel- stündchen." Auch in ihrem Schlafstübcheu wurde ihr ein freundliches „Froh erwache jeden Morgen" vom Waschtischschoner zugerufen und eine ähnliche Bewillkommnung stand auf der Bettasche. Selbst die Küche war gestickter Weisheit voll. Und gar in dem Zimmer dcS Onkels! Alles, was nicht niet- und nagelfest war: Schreibmappe, Kissen, Decken, Tischläufer, Schilder, Wand bretter und Sachen, deren Verwendung nian überhaupt nicht kannte — alles rief ihr, manchmal in etwas ungereimten Reimen, irgendeine Bemerkung zu. Wally lachte. Sie ließ den Blick über alle diese Gegenstände und den alten Mann schweifen, der seinen gewohnten Platz wieder eingenommen hatte. Dabei bemerkte sie einen kleinen Wandspruch, den sie neben all den hübscheren Tekorationsgegenständen übersehen hatte, weil es aus einfachem Druck einen kunstlosen Heckenrosenzweig zeigte. Daneben stand etwas in schlichter Schrift. Sie sah näher hinzu, da las sie die Worte: „Die Liebe höret nimmer auf." Sie hatte ein gutes Herzchen, die kleine Wally, wenn es auch manchmal etwas eigenwillig war. Sie sah auf die gebückte Greisengestalt, und die Augen wurden ihr feucht. Und plötzlich schlang sie die Arme um den gebrech lichen Körper, legte ihr Köpfchen an seine Brust und rief zärtlich: „Mein lieber, lieber Onkel!" Herr Mütze! legte die welke Wange an ihr blühendes Gesichtchen. Er strahlte. Das gefiel ihin. „Weißt du, daß du mir noch gar nicht ordentlich „guten Tag" gesagt hast, Onkclchen?" sagte Wally und lachte. „Du hast es nur überhört: wie werde ich denn das vergessen," ver teidigte er sich. Sie plauderten sehr eifrig, als Fräulein Sophie eintrat. Diese Be willkommnung war allerdings gründlicher und wortreicher als die des Bru ders. Fräulein Sophie hatte ihr Nichtchen lieb, wie ein eigenes Kind, und Wally erwiderte dies Gefühl. Sie sprachen und kosten, und Herr Mütze! saß etwas Mißvergnügt daneben und dachte, daß die Unterhaltung allein mit Wally angenehmer gewesen wäre. „Wie kommt es, Kind, daß ich dich nicht auf dem Bahnhofe gesehen habe? Jede aussteigende Dame habe ich aufs Korn genommen, wie ein Polizeispitzel, - 17 - Schon war Fräulein Scheffel im Begriff, alle Schranken der Konvenienz zu durchbrechen und den Sorglosen energisch an sein Aufbrechen zu mahnen, da erklang ein schneller Schritt — Doktor Bünau trat in den Garten. „Ach!" Eine kurze, verworrene Erklärung — Franz wurde durch einen Blick auf die Uhr belehrt, daß es die höchste Zeit zum Aufbruch sei. Ein hastiges Adieu, mit einem vielsagenden Blick auf Hilda — und fort war er. Eine Pause folgte. „Das war ja eine allerliebste Ueberraschung," sagte endlich Bünau höhnisch, „habt ihr öfter solchen Bestich?" „Nur heute — weil er den Zug versäumte — das heißt, er wartete," erklärte Fräulein Scheffel und gab eine ebenso wortreiche, wie konfuse Er klärung des Sachverhaltes. Doktor Bünau hörte nur die Verlegenheit heraus. „Also hinter meinem Nücke» gestaltet sich das Verhältnis mit den Türmers recht intim," grollte er. „Eigentümlich, daß ich erst durch Zufall dadurch Kenntnis erhalte." Hilda sah ihn mit einem ehrlichen Blick an. „Heute ist der junge Türmer znin ersten Male in unseren Garten getreten." Bünau fixierte seine Tochter. „Du hattest ihn früher nicht gesehen?" Sic errötete leicht. „Freilich, wie man sich auf der Straße sieht." „Ihn und die Familie?" ..Ja!" „Rur gesehen, oder auch gesprochen?" Hilda sah ihn mit großen Augen an. „Das ist ja ein Verhör, Papa! Du tust, als ob ich ein Unrecht begangen hätte. Das habe ich nicht und dein Mißtrauen gegen die Familie ist ungerechtfertigt. Sie hat dir nichts Schlim mes getan, und mir auch nicht, nie! nie! Im Gegenteil, sie allein —" Sic unterbrach sich. „Tue, was dir gut dünkt." sagte Bünau finster. „So lange es nichts Böses ist, kann und will ich dir nichts in den Weg legen." Er schwieg. „Du sagtest mir vor kurzem," hob er leise wieder an, „du wolltest dich bemühen, mir Freude zu bereiten, und —" er erhob die Stimme, „Frende macht mir der Gedanke an deinen Verkehr mit Türmers nicht." Hilda schwieg. Sie war blaß geworden. Leise nahm sic die Hand des Vater? und küßte sie. Sic sagte nichts dabei, aber Bünau verstand sie auch ohne Worte. — Hans hatte während der Zeit seines Aufenthaltes im Elternhause sich noch oft bemüht, Hilda ans der Straße zu treffen. ES geschah selten. Fast war's, als ob sie bestrebt sei, ihn z» meiden. Trotzdem hatte er sie gelegent lich einmal gesprochen: ihre Entgegnung war aber seltsam kühl und kurz gewesen. Da hatte er nicht mehr geplagt, daS Wort an sie zu richten. Ihre augenscheinliche Zurückhaltung machte ihn unglücklich. Er war nicht sehr selbstbewußt, und im Vergleiche mit der bewunderten Geliebten erschien er sich unbedeutend, aber er hatte doch gehofft, ihre Gegenliebe er ringen zu können. War etwas geschehen. waS sie verletzt hatte? Er grübelte vergebens über ihre plötzliche Kälte. Da kam ein Brief von Franz, der in humoristischer Weise daS freund- feindliche Beisammensein schilderte, rmd Haus glaubte des» Schlüssel zu dem Der Konkurrent.*