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Korruption in ihren eigenen Reihen aufweist und zu bekämpfen hätte. Solange aber die Sozialdemokratie solche „Knltnrbilder" produziert, wird kein Vernünftiger von einer so korrupten Partei die Besserung der Zukunft und des sozialen Lebens erhoffen können. Denn der rote „Zukunsts staat" wäre der „Staat der größten Korruption". Oefterreich-Ung«rn. — Wie das Olmützer „Mähr. Tagebl." meldet, sollen mit der Untersuchung gegen den in Rom weilenden Fürst bischof Dr. Kohn drei Kardinäle betraut worden sein. Die „Neisser Ztg." ist in der Lage, sestzustellen, daß diese Nachricht eine pure Erfindung ist. Fürstbischof Kohn ist wegen Diözesanangelegenheiten nach Rom gereist, die mit derartigen Dingen absolut nichts zu tun haben, und wurde in deil letzten Tagen vom heiligen Vater in besonderer Audienz empfangen. Das mit Italien abgeschlossene handelspolitische Provisorium setzt für die Verzollung italienischer Weine in OesterreichUngarn Uebergangsbestimmnngen mitderGeltung bis 21. Januar 1004 sesi. Hiernach werden italienische Weine, welche im Tezeinber 1002. nach Oesterreich-Ungarn verschifft oder deren Verlauf in dieser Zeitperiode konsular- amtlich bis 2<>. Januar 1001 nachgewiesen wurde, bis !'.1. Januar I!>ol in Oesterreich'Ungarn zum Begünstignngtz- zolle von sl. 2 kr. per Onintal zngelassen. Der italienische Zoll ani fremde Weine für die die Meistbegünstigung genießenden Länder beträgt seit I. Januar konform dem mit Griechenland und Frankreich abgeschlossenen Ueber- einkoinmen l2 Lire per Hektoliter. . Portugal. 1 Zn der Throurcdc, mit der die Eortes am 2. d. M. eröffnet wnrden, äußert der König zunächst sein Bedauern über das Hinicheideu des Papstes Leo und wellt dann ans die herzlichen Beziehungen zu den fremden Mächten hin und ans den Besuch König Eduards, des Svnverains der Nation, deren Verbindung mit Portugal sich auf alte Ver- ! träge gründe und nun durch Tatsachen neu befestigt sei. die das belle Einvernehmen bewiesen und niemals vergessen werden würden. Die Rede ermähnt dann den Besuch des Königs von Spanien, der oadurch seine Hochachtung vor Portugal kundgegeben habe, das diese aufrichtig erwidere. Es sei äns'.e'sl erfreulich für Portugal, sich mit den Staaten in inniger Freundschaft zu wissen, die als Nachbarländer sich gegenseitig eine so mächtige Unterstützung aus dem Wege des Fortschritts angedeihen lassen könnten. Die Thron rede gibt dann der Hoffnung Ausdruck, daß die grund legenden Besinn,,inngen über die Abgrenzung der portu giesischen und holländischen Gebiete bald vorgelegt werden können, betont das stetige Anwachsen des portugiesischen Kolonialbesitzes sowie die Znuahme der Staatseinkünfte und empfiehlt, in Erwägungen über die Finanzlage einzn- treten. Die Thronrede schließt mit der Ankündigung von Maßnahmen bezüglich der drahtlosen Telegraphie mit den Azoren, bezüglich der inneren Verwaltung und anderer parlamentarischer Maßnahmen. Astasien. Der „Köln. Ztg." wird ans Petersburg gemeldet: Neuerlich hat die Spannung zwischen Rußland und Japan, wie wohlnnternchtelc russische Kreise versichern, merkbar nachgelassen. Maugebenden Orts wird die Lage als durch aus beruhigend angesehen. Wenn auch die beiderseitigen Vorbereitungen für den bisher als möglich vorgesehenen Fall des Ausbruchs des.Krieges fortgesetzt werden und der strategische Ansniarjch beider Armeen zunächst noch nicht unterbrochen werden Hrd. so haben in den allerletzten Tagen die schwebenden Verhandlungen eine Wendung ge nommen. die die besten Aussichten ans eine völlige Ver ständigung Rußlands mit Japan bieten. Rußlands Ant wort ans die japanischen Gegenvorschläge dürste binnen kurzem zu erwarten sein. Nach wie vor wird hier daran seügehatlen, daß die ans englischer Quelle stammende Nach richt, nach der Rußland von Fa pan für die Beantwortung der letzten japanischen Note keine bestimmte Frist gestellt wurde, den Tatsacheu nicht entspreche. Allen anderweitigen Gerüchten zuwider, wonach die Reise des Statthalters Alerejesf nach Petersburg auf unbestimmte Zeit verschoben sei. verlautet in ministeriellen .Kreisen, Alerejesf werde im Februar nach hier abreijen. — Ter ,,Standard" meldet ans Tokio: In gntnnlerrichtete» divlvmatischen Kreisen wird versichert, daß Japan gegen Ende vergangenen MvnalS Tentjchland, England, die Vereinigten Staaten und Frank reich von dem gegenwärtigen Stande feiner Verhandlungen mit Rußland unterrichtet habe. Man nimmt an. daß Japan dabei gleichzeitig die Aufmerksamkeit dieser Mächte auf die Gefahren der von Rußland befolgten Politik richtete und sie davon in Kenntnis setzte, daß die weitere Besetzung der Mandschurei Japan zwingen könnte, entscheidende Schritte zur Sicherstellung seiner dringenden Interessen in Korea zu ergreifen. Weiter wird ans Tientsin gemeldet: Es ver lautet. daß ans den von Japan über die Absichten EhinaS im Falle eines Krieges eingezogenen Erkundigungen her- vorgehe, daß die Regierung geheime Befehle habe ergehen lassen, wonach die chinesischen Truppen den japanischen gegen die Russen beisteheu sollten. Man nimmt an. daß iin Kriegsfälle eine Streitmacht von io 000 Man» chinesischer Truppen unter Führung japanischer Ossiziere sich nach der Halbinsel Liaotung begeben wird. — Die chinesische Regie rung ist entschlossen, neutral zu bleiben, sie erwägt aber die Möglichkeit, in einen Krieg verwickelt zu werden. Inanschikai hat gebeten, ihn von alle» Unterämtern zu ent binden. r«n in der Lage z» sein, seine ganze Tatkraft der Reorganisation des Heeres widmen zu können. Amerika. — In Ehicago wurden sieben Angestellte des IroguoiS- theaters unter der Anschnldigrrng der Beihilfe zrnn Tot schlag verhaftet. Unter ihnen befinden sich der Bühnen leiter, der Bühilknziittmermann und mehrere Kulissenschieber. Am t. Januar früh wurde der Assistent des Bühnenleiters, Plunkett, und t Chorsänger ebenfalls verhaftet. Plunkett ist des Totschlags angeklagt. Zwanzig weitere Verhas- tungen von Mitgliedern des Chors und des Balletts stehen bevor. Zahlreiche andere Angehörige des Theaterpersonal» wurden polizeilich vernommen. — Auf Grund einer Pro klamation des MahorS ist da» neue Jahr der bisherigen Gepflogenheit entgegen nicht mit GloMgeläute eingeleitet worden. Der Mayor hat ferner »eantragt, daß zum Zeichen der Trauer alle Geschäfte g,Massen bleiben sollen. — In Washington spricht ;pan davon, daß Deutsch land im Stillen, aber mit Entfckiedenheit bestrebt sei. eine Kohlenstation auf St. Thoma?. Dänisch-Westindien, zu er werben. Das Wolffsche Bureau erklärt diese wie alle ähnlichen früheren Behaupt-uigen für Erfindungen. Aus Stadt und Land. Dresden, den 4. Januar 1V04. * Heute vormittag hörte Se. Majestät der König die Vorträge der Herren Staatsminister und des König!. Kabinettsekretä-S und von mittags l Uhr ab erteilte der Monarch an nachstehende Herren Audienzen: Geh. Rat Meusch, Gn). Regiernngsrat v. Bnrgsdorff, Geh. Schulrat De. Kühn. OberverwaltnngSgerichtsrat von der Mosel- Dresden, Oberkirchenrat Superintendent Noth-Schiieederg, Obera.ntsrichter Kaßberg-Hohnstein-Ernstthal, Aechnnngsrat Materialrevisor an der Staatsbahn Baresch - Dresden, Stadtrat De. Schanz-Leipzig und Schuldirektor Henker- M-Grnna. * Ihre Majestäten der König und die Königin-Witwe sowie Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz, der Prinz Johann Georg und Gemahlin und Prinzessin Mathilde be suchten am gestrigen Sonntag den Vormittagsgottesdienst in der katholischen Hofkirche. Mittags l2 Uhr begab sich Ihre Majestät die Königin-Witwe ans etwa l Stunde nach Villa Strehlen und am Nachmittag nach dem Krüppetheim in Trachenberge. Se. Majestät der König unternahm von 2 bis l Uhr mit der Prinzessin Mathilde eine Spazierfahrt nach der Dresdner Heide. Um 7 Uhr fand im Residenz- schlosse bei Seiner Majestät dem König Familieiitafel zu 0 Gedecken statt, an der sämtliche Mitglieder des Königshauses sich beteiligten. Mittags '/„< Ui>r empsing Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Mathilde Ihre Ercellenz Frau v. d. Planitz und den sächsischen Gesandten in Wien Graf p. Rer und Gemahlin. * Se. Kgl. Hoheit der Kronprinz begab sich gestern Vormittag mit seinen 2 Söhnen nach Moritzburg, um da selbst Schlittschuh zu laufen, »nd kehrte nachmittags nach Dresden zurück. * Heute abends 7 Uhr wird Se. Maj. der König mit Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde das Konzert znm Besten des VinzentinSpereins im Vereinshanse besuchen. " Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg besuchte den Knnstsalon Ernst Arnold. Wilsdruffer Str. I. und besichtigte eingehend die neu von jungen Dresdner Künstlern und Künstlerinnen ausgestellten Gemälde und Plastiken. * Der Königl. Hofheidnck A. Brauer und der Königl. Hoflakai Nik. Rölke begingen am I. d. M. ihr 27 jähriges Dienstjubilänm. * Die priu. Bogenschützengesellschaft wurde kürzlich der Ehre teilhafiig, Ihre Majestät die Königin- Witwe als ihre -70jährige Mitgliedsjnbilarin zu feiern. Zur Feier dieser Auszeichnung wird Montag, den l l. Jan., abends 2 Uhr im Saale des Vereinshauses eine musika lische Soiree veranstaltet, deren Erträgnis dem Maria- Anna Kinder-Hospital zngewendet werden soll. Die Konzert- sängen,, Fräulein Eatarina Hitler, die Herren Königl. Kammervirtuos Böckmann, Königl. Kammermusikns Blnnier. Blumer jun., Kantor Bin, und Schauspieler Opel werden ihre Kräfte in den Dienst der geplanten Veranstaltung > stellen. * Die Dresdner Gesindemärkte, die früher sowohl für die dienstgebeudeu Landwirte, als dienstsuchenden Knechte und Mägde von Bedeutung waren, dürften nnninehr ihr Ende erreicht haben, denn am Silvester hatten sich im ..Ballhause" ans der Bantzner Straße nur lo und an, Nenjahrstage im Helbigschen Etablissement a»f dem Theater platz 4 Oelonoinen eingefnnden, aber keine Dienstboten. * Eine große Tranerversannnlnilg fand sich gestern nachmittag ans dem inneren kath. Friedhofe ein. Galt es ja, der irdischen Hülle der jüngst entschlafenen Fränl. Fnrthner die letzte Ehre zu erweisen. Der Grabrede waren die Worte des Offiziums zugrunde gelegt: Diese war eine weise Inngsrau. die der Herr wachend fand. In kurzem gedachte Herr Kaplan Rudolph der Verdienste, die sich die liebe Verstorbene durch ihr gefälliges Mitwirken in vielen unserer Vereine erworben, und der Geduld und Gottergebciiheit, mit der sie dem Tage der Auslösung eiitgegensah. An diese Worte schloß sich eine Erinahnnng namentlich an die zahlreiche Jugend, die das Grab nm- stand. die wenigen Erdeiitage weise zu benützen, damit der Herr auch sie wachend finde, wie die Entschlafene. Der Sarg, in den weißen Farben der Unschuld, wurde getragen und ins Grab gesenkt von Mitgliedern des dramatischen Vereins Teutonia. Durch hehre Gesänge, gütigst ausgeführt von einigen Herren des Kgl. Hofkirche,;- chores, wurde die ernste Feier nmrahmt. „Voll Frieden schaut auf uns au« eiv'ger Bläue Der Meister, und er streut des Beifalls Rosen Auf unser Werk, wenn wir geschasst in Treue." U. I. L. * Die Robert Schnmannsche Singakademie feiert nächsten Donnerstag ihr 70. Stiftungsfest im Konzert- Hans Zoologischer Garten durch Konzert. Tafel und Ball. Zur Ausführung kommt außer Solovorträgen „Erlkönigs Tochter", Ballade für Soli, Chor und Klavier. * Der kath. Bürgerverein veranstaltete am ver gangenen Sonnabend abends im großen Saale des Kegler heims seine alljährliche Weihnachtsfeier, verbunden mit einer großen Gabenlotterie znm Besten der Erstkommnni- kantenausstener. Zahlreiche Freunde und Gönner nebst Mitglieder mit ihren Angehörigen haben der Einladung Folge geleistet. Da» für diesen Abend aufgestellte Pro gramm war slehr reichhaltig, denn eS war der rührigen Vereintzleitung wiederum gelungen, für diese schöne Feier hervorragende Kräfte zu gewinnen. Eingeleitet wurde das Programm mit einem LebenSbllde, betitelt „Die Versöhnung am Weihnachtsabend", all» der Feder der beliebteil Schrift stellerin Frau Wallner-Thurm. Die Ausführung dieses ernsten Stücke», sowie zweier lustiger Einakter, „Die alte Schachtel" und „Madame Flott" erfolgte mit großem Ge" schick und unter dem dankbaren Beifall der Zuhörer. Sodann folgte ein Vortrag seltener Art. Fränl. Fanny Fischer, eine Schülerin der Meisterin Frau Bergan, bot mehrere Stücke auf dem so selten gewordenen Harfen instrument (gütigst von Herrn A. Saarkamm zur Verfügung gestellt). Lebhafter Applaus wurde der ihr Instrument mit großer Sicherheit beherrschenden Spielerin zuteil. Der Kgl. Hofopernsänger Herr Plaschke bereitete durch einige Liedervorträge den dankbaren Zuhörern einen großen Kunst genuß. Der Kgl. Hofopern-Korrepetitor Dr. NeuhauS übernahm hierzu gütigst die Klavierbegleitung. Den Kgl. Hofopernsänger Herrn Dr. von Vary hinderte ein Un wohlsein. die versprochenen Programmnummern zu singen. Die mit schönen Gegenständen ausgestattete Gabenlotterie brachte so manchem, welcher vom Glück begünstigt war, einen unerwarteten Gewinn, und führte dein wohltätigen Zwecke eine ansehnliche Summe zu. Polizei bericht. Der Droschkenkutscher Przybisewski hat an die Königliche Polizei-Direktion ein 20 Mark-Stück unter der Anzeige abgelieferk, das; er es a», Sonnabend abend für eine Droschkensahrt von Jemand an Stelle eines Einmarkstückes erhalten habe. — An der Haltestelle der Großenhainer- und Trachcnbergerstr. sprang am Neujahrsiage ein besuchsweise hier aufhältliches Fräulein in demselben Augenblicke, als sich der Straßenbahnwagen wieder in Bewegung setzte, von diesem entgegen der Fahrtrichtung herab, kan, zn Fall und zog sich einen Schädelbruch und eine Gehirn erschütterung zu. Die Bewußtlose wurde mittelst Unfallwagen in das Friedrichstädter Krankenhaus gebracht. — Am Neujahrstage früh gegen 2 Uhr fiel ans der Holbeinstraße ein Betrunkener zu Boden und zog sich eine stark blutende Hinterkopfverletzung zu. Er wurde bewußtlos mittelst Krankentransportwagcns in das Iohannstädter Krankenhaus gebracht. — Auf der Hamburgcrstraßr fiel am Sonuabeud der Kutscher eines mit Dünger beladenen Last Wagens beim Anziehen des SchlcifzeugeS vom Wagen herab und wurde überfahren. Man brachte de» Mann, der einen Knöchel- brnch und mehrere Hautabschärfmigen erlitten halte, in seine Wohnung. Weißer Hirsch. Tic Petition des hiesigen Gemeinde- rates an die Königl. Aintshanptmannschaft, worin dieselbe ersucht wird, den llebetstäiidcn des UinsteigenS ans der elektrischen Bahn am Walüschlößchen abznhelfen und einen Durchgangsverkehr Bühlau—Eliasplatz zn schäften, ist von den Gemeinden Loschwitz und Bühlau unterschrieben worden. Auch soll die Direktion der Straßenbahn veranlaßt werden, die Tür am Vorderperron offen zu halten, damit bei eventuellen Unglücksfällen zwei AnSgänge geschaffen sind. Chemnitz. Das hiesige Warenhaus von Herm. Lesser ist durch Verkauf in den Besitz der Weltsirma Tietz in Berlin übergegangen. Die Nebernahine durch den neuen Inhaber wird am 1. Februar 1001 erfolgen. Leipzig. Der Antoinobilverkehr zwischen Leipzig und Merseburg findet vom 7. Januar an regelmäßig statt. Der zweite Wagen fährt 0 Uhr 20 Min. von Merseburg ab. — Der vormalige, zn 2'/^ Jahren Gefängnis verurteilte Direktor der Leipziger Bank. Dr. Gentsch. dessen Antrag ans Wiederaufnahme des Verfahrens vom Leipziger Land gericht abgelehnt worden war. ist jetzt auch mit seiner Be schwerde von; Oberlandesgericht abgewiesen worden. Plauen i. B. Eil; hier wohnender, etwa 12 Jahre alter Bursche aus Böhmen hat Dienstag nachmittag in der Nähe des städtischen Forsthanses an einem gleichfalls jungen Menschen ans einem Nachbardorfe, der nach Planen wollte, nin fertige Stickerei abzuliefern, einen Raub Mordversuch unternommen. Ter Verbrecher schoß dreimal; er hatte aber mir Schrot geladen und verletzte damit sein Opfer an der Hand und am Kopse nur leicht. Der Verbrecher wurde festgenormnen und gab dein; Verhör an, er habe nur seinen Revolver probieren wollen. Crimmitschau. Mit den l000 Sozialisten, die von der lutherischen Landeskirche losgegangen sein sollen, ist es nicht weit her. Der Pastor hatte die ersten 200 in Hansen von je 17 eingeteilt. Am ersten Tage kamen 7 von den be stellten 17, an: nächsten 7, entsprechend in den nächsten Tagen — und von einen; Mcrssenanstritt war keine Rede. Als der Pastor einige fragte, ob sie nicht mit den; Aus tritt bis nach Weihnachten warten können, erklärtei; sie: „Ach, dann hat es eigentlich für uns keinen Zweck mehr!" — In den Crinnnitschancr Fabriken arbeiten derzeit namentlich infolge Zuzugs tschechischer nnd galizischer Arbeiter — etwa ein Zehntel des Nonnalstandes, zirka 2000 Weber. Hauptsächlich bandelte es sich bekanntlich bei den; Crinnnitschaner Streik nur eine Verkürzung der Arbeitszeit von I I ans lo Stunden, die begründet wird durch die Einführung der neuen, fast doppelt so schnell gehenden Webmaschinen <77—20 Schuß ii; der Minute), deren Bedienung infolge der erhöhten Anspannung die Auf merksamkeit bedeutend mehr anstrengl. Auch ist der zehn stündige Arbeitstag bei der Textilindustrie, wo durch Ein atmung der feinen Fäserchen von Wolle die Entstehung der Lnngenschwindsncht gewaltig begünstigt wird, nur eine Forderung der Gerechtigkeit. Der Vermitt lungsversuch Professor Böhinerts ist aber gescheitert. Nach seinem eigenen Berichte in der „Soz. Korr." hat er folgende Vergleichtzvorschläge geinacht: „ES wird anstatt des jetzt bestehenden > > ständigen und des gewünschten inständigen Arbeitstage« ein w'/-ständiger Arbeitstag vereinbart. Die Unternehmer stellen in Aussicht, nach einem Jahre die Arbeitszeit »in eine weitere Viertelstunde zn verkürzen und vor Ablauf von 8 Jahren in neue Verhandlungen mit den Arbeitern über eine Verkürzung des Arbeitstages auf 10 Stunden einzu- lrele». Beide streitenden Teile reiche,; sich die Hand zun; Frieden. Maßregelungen sollen von keiner der beiden Seiten stattfinden. Die organisierte Arbeiterschaft zeigte sich nicht ab geneigt. ans dieser Grundlage Frieden zu schließen. Ans Seiten der Unternehmer sind jedoch sachliche Schwierig keiten vorhanden, dieselbe Zahl von Arbeitern wie früher jetzt schon zn beschäftigen, weil die Hauptsaison verloren ist nnd weil viele Betriebe erst allmählich auf grnnd neu auf- znsuchender Bestellungen die volle Arbeit wieder aufnehmen können. (Nach den; „Vorwärts" wollen die Fabrikanten >000 Arbeiter, darunter insbesondere die Agitatoren, nicht wieder annehmen). Wenn die Fabrikanten weiter be haupten, sie könnten eine Verkürzung der Arbeitszeit nicht ertragen, sie seien dann infolge zu großer Produktionskosten nicht mehr konkurrenzfähig, so sei darauf hingcwiesen, daß z. B. auch in Warnsdorf t. B. durchgehends die 10 stän dige Arbeitszeit eingeführt ist. daß ferner die englische Textilindustrie, welche schon lange den Zehnstundentag hat, nicht einmal durch Schutzzölle geschützt und doch konkurrenz.