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Sächsische Volkszeitung : 03.03.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192103039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210303
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-03
- Tag 1921-03-03
-
Monat
1921-03
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 03.03.1921
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»»«neicstag o«n »> At«z 1AÜ . Nr. »r. Geil«» Sttchfischer Landtag Orgesch! j^Miliwoch, der 2. März! Die Blicke des deutsch,,, volles -ehe» „ach London. Sollen wenigstens dahin gehen. Was werde» »ns die nächsten Tage bringen. Niemand weiß es de» stimmt. Diejenigen, welche den Gang der Tinge verfolgt haben, sind von schwerster Sorge erfüllt Im Lande ober Vergnügen über Vergnügen! Möge dem deutschen Volke jähes und furcht bares Erwachen erspart bleiben! Mittwoch, de: L. März! Im sächsischen Landtage! Or- gesch, Orgesch and nochmals Orgesch. Zuerst Ermahnung des Präsidenten, auh im Landtage zu sparen, die Drucksachenflut «inzuschränken. Tann „kurze Anfragen", die von der Regie rung noch nicht beantwortet werden. Hierauf Beratung de« Ge setzentwurfes über Licndcrmiige» t,n Polizeiw-se». Ergebnis natürlich Ausschutzüberweisung. Daun also Orgesch. Gleich drei Pmttte. Selbstverständlich kommunistischer Ab stammung. Ein ioinmunisnscher Antrag über Entwaffnung der Orgesch, eine kommt.nistische Ansrags über die Orgesch in Sachsen, ein kommunistischer Antrag „aus Gewährung von Rente an die bei der Abwehr des Kapp-PutscheS Verwundeten.'. Drei kommunistische Reden! Nach ihrer Ansicht gibt eö nur Nechtspiitschel Alle Mitteilungen von kommunistischen Putschen sind Schwindel! Lus diesen Ton find die Reden gestimmt. D'e Abgeordnetensitze Irrten sich. Dann lange Rede des Ministers des Innern, des unabhängigen Reichstagsnbgcordnrten Lipinskr. Er versucht sein Verbot des Beitritts der Beamten zur Orgesch» organisaiion zu rechtfertigen. Weiter, weiter geht der Redestrom. Ins Uferlose. Allee zur höheren Ehre der kommunistischen Agi- tationsanträge und auf Kosten praktischer Arbr't, Gewiß: Klarheit über die Bestrebungen Escherichs und seiner Orgcschorganisation ist auch heute noch nicht völlig ge schaffen. Selbst in rechtsstehenden tbreisen BatiernS ist man heute der Ansicht, daß die Verquickung von Einwohnerwehren n»d Orgesch besser nuierbsteben wäre. Aber bei »ns in Sachsen in dem Bestehen einer Orgcschorganisation eine Gefahr für die Verfassung zu erblicken, wirkt lächerlich. Hingegen kann doch kein Zweifel darüber bestehen, das; die Kommunisten nichts anderes bezwecken, als die Verfassung zu beseitige!,. fizst. » Dresden. 2. März 1821 Bei Eröffnung der Sitzung, l,tü Uhr, erklärt der Präsident Fräßdorf, es tti ein Schreibe» des Ministeriums des Innern eingegangen, wonach den, Wirtschafttzministerium ein technisches Dezernat beigcgcben werde. Ferner ersucht er die Kammer, die Vorlage über den Ent wurf eines Gesetzes über Aufhebung der Anweisung an die Polizeibehörden zur Bekämpfung der Konkubinate sn K 34 des Gesetzes von, 8. Februar 183! ohne Debatte an de» licchtsnuSschutz zu weise», was einstimmig angenommen wird. ES sei an die Kammir ferner das Ersuche» gestellt worden, sich möglichst Sparsam kett auf,-,verlege». Dies könne, soweit das noch möglich, im Ausschuß und Pttnu-n dadurch bewerkstelligt werde», das; sich die einzelnen Fraktionen befleißige!», die Berichte mög lichst zusammcimnsasten. Einem schriftlichen Berichte solle kein längerer innndlichrr folge». Die kurzen Auttagcn über die Terrorisierung der Unorganisierten d.lch die Bezirksleitung des Textil- arbcitervcrbandes in Scünceberg und die Versorgung der S p i r i t u s b r e n n e r e i e » mit Kohle, können von der Regierung »och nicht beantwortet werde,!, da die Ermittlungen »och nicht beendet ftno. Zur ersten Beratung über den Entwurf eines Gesetzes über Aender » ngen im P o l i z e i w e s e n, erteilt der Prä sident dem Minister Lipinski das Wort. ' Die beiden widerstrebenden Punkte seien, das; eß in Sachsen zwei Sorten Polizei gebe, die grüne und die blaue. Man müsse sich frage», ob eine Möglichkeit bestehe, die beiden Polizeien zu verschmelze». De-, liebernahme der LandeSvolizei durch den Staat mache sich ein Mebrauswand von M Millionen Mark not wendig. Die Kündigungsfrist müsse von vier Wochen ans drei Monalc erhöht werden. Den KrciSbaupimannsckiaften müsse üie örtliche Verwendung der LandcSpolizei übertragen werden. »d«. k «ft « » jv«g.)r »in, ««etnjochung ser «üss« herbeiaeführl »«den. Di« Poü-ei «Lffe so «inGerichter werde», daß sie Venn «-»»willen ^tragen werde. V« «intzcu- lich« Vorbild«», der V«lizcibeamte» bedeut« »ine ungewollt« Epegialisierung. Durch Ernennung der junge« Poligeileutnanis, lei den Mannschaften, die Äne «hnjährig« Grsahruog hStteu. die Veförderung abgeschnitten. Line gute Voitze» gäbe ,« nur danm wenn da» nötig, Menschenmaterial vorhanden. Dir ge setzgebenden Körperschaften haben zu beraten und zu entscheiden über die Verwendung der Polizeiorgane. Die Negierung dürfe nicht allein handeln. ^ Dr. Eberl« (Deutschnat.l: Sein« Partei müsse absehen von einer einheitlichen Verstaatlichung. Die Verstaatlichung müsse eine gerechte Lasienvcrteilung im Auge haben. Die Landgemein den hätten selbst für ein genügendes Aufgebot von Gendarmerie zu sorgen. fDie Gendarme dürften nicht das Auskunftsorgan der Kreishauptleute sein, sondern die Gemeindevorsteher. Abg. Blüher (D. Voltsp.): Die neue Organisation sei bedingt durch die Unsicherheit und die Verordnungen der Entente. Die gesamte Polizei solle vereinigt werden. Der Brgriff der Polizei habe große Wandlungen durchgemachi. Die ganze Wohl fahrtspflege müsse ouS dem Begriffe der Polizei herausgeschält werden. ES müsse genau scstgelegt werden, was der Gemeinde überlassen werden könne und was zentralisiert werden müsse. Es sei unklar, welche Instanzen für die Ordnungspflege und welche für die Wohlfahrtspflege zuständig seien. Seme Parte« lehnte die Verstaatlichung der Wohlfahrtdpsiege grundsätzlich ab. Abg. Liedmann fllnabh.): Seine Partei müsse sehr vor sichtig die Vorlage behandeln, da sie Gegner der grünen Poli zei seien. Abg. Renner <Kom>: Mil der Verstaacftchung der Poli zei such« man nur den Militarismus wieder rinzufuhren. nach der Auslösung deS Heeres durch die Entente. Ek sei nur rin« neue Schuhorganisation gegen die Arbeiterschaft. j Minister Livinski: Die Kommunisten suchen die Negie rung immer zu provozieren. (Abg. Sie wert: „Lüge". Ord nungsruf.) Bei der gestrigen Versammlung der Erwerbslosen im VolkSwohlsaal seien ohne Wissen der Regierung Lst Schutz leute zugegen gewesen und er habe sie sofort nach eingcgangener Meldung entfernen lasten. Abg. Dr. Dehne (Dem.): Man könne hier deutlich sehen, wie weit ein Minister geben müsse, uni eS den Kommunisten recht zu machen. Es müsse ein Gesetz geschussen werden auf diesem Gebiete, was dem Wohlc deS Landes anstehe. Die Ver stärkung der Polizei sei unbedingt notwendig. Ter Antrag, den Gesetzentwurf dem RechlSausschutz zu überweisen, wird gegen, die Stimmen der Kommunisten ange nommen. Der Antrag, die Punkte 3—5 der Tagesordnung, betreffend Anträge der Kommunisten über die Entwaffnung ^ e r Or - gefch, die Orgesch in Sachsen und über die Gewäh rung von Rente an die bei der Abwehr des Kapp- PutscheS Verwundeten gleichzeitig zu behandeln, wirst einstimmig angenannucn. Zur Berichterstaiinng erhalt Abg. Renner sKom.) das Wort: Nachdem der Kapp-Putsch niedergeschlagen sei, bildeten sich neue Organisattcnen, da man mit dem Militär -Echt ans- komme, v. Sccckt habe alle, die znr alten Regierung hielte», nicht wieder eingestelli, dagegen die, welche sich am Kapp-Putsch beteiligte». Als die Einwohiierwehrcn auf Beicht de- Entente aufgelöst wurden, bildete man die Orgesch. Bauern wurde der Slntzpnnkt der Reaktion. Die Orgesch bildete sich ans den ent- lassenen Truppcn der Reichswehr, die für die Bürgerschaft gegen die Arbeiter lämvfe. Die Orgesch stehe nicht auf dem Boden der Verfassung, sie wolle einen ernsten Kamps gegen die Arbeiter schaft ailfnehmen. Sie sei die neue Regierung in Deutschland. Von der Orgesch senil Waffcnschieknmgen nach Oesterreich be werkstelligt worden. Sie habe sich me Lirfgaoe g-machi die ;et.tt b>U,lenden Verhältnisse zn beseitigen, 'ic. Errn >ischasien der Resolution aufznbebcn und die alte Regierung nieder ruffzu- r'ckie». Die Orgesch sei die Organisaiion zur Au'rrchinn.z einer Dtt.cttur deS Bürgertums. Abg. Siewert (Kom.) erklärt, die Oegetch arbeile in Sachsen gegen die bestehende Regierung. Die Sa; a demekracie halc wenig Interesse an der Arbeiterschaft. L-e Orgeich teerte planmähig von einer Zentralstelle geleitet. Abg. Grube <Kom.): Die Verordnungen, die gegen die Orgesch von Rrgierungsseite herausgegeben würde, erführen die Verzögerung durch die in den Ministerien sitzenden Geheimritte. Minister deS Innern Lipinski: Man dürfe nicht nur dab Statut der Organisation prüfen, sondern auch ihre Tftig. kelt müsse betrachtet werden. Nach der Verfassung des Reiche» >«h«n alle Leute das Recht, sich zu versammeln, aber ohne Was- den. Die Orgesch sei eine Organisation, die >m Ein'lang mit der Regierung entstanden sei und vom Staate finanziert worden fei. Die Organisation habe aber militärischen Tharalter, der verschleiert werden sclle. Die BesehlSgewalt untereirondrr in mit einem Verein nicht vereinbar. Die Organisation werde hier in Sachsen mit Absicht verschleiert. Sie habe sich gebildet zum Schutze gegen Putsche von links und rechts, führe aber nur einen Kampf gegen links. Zwischen den Organlsationcn in Baherv und Sachsen bestehe der Unterschied, das; die Orgesch nr Bahern im Einvernehmen mit der Negierung handle, während in Sachsen die Regierung die Bildung der Orgesch untersagt habe. Sie maße sich Polizeimacht an, was nur dein Staate znstehe. Nus l>, schlagnahmtem Material gehe hervor, daß die in Sachsen ge. bildete Orgesch im Einvernehmen mit Batiern stehe. Die Oss- ziere der Landespilizei erklärte» einstimmig, das; sie der Organ«, sation fern ständen. Wir können auch hier in Sachsen unlre keinen umständen die Orgesch dulden. Abg. Kühn iSoz.): Seine Fraktion teile die Auffassung de» Regierung über d«e Orgesch. Wenn die Organisaiion Esche- risch zum Schuhe der Regierung errichtet worden sei, brauche s,c nicht ihre Tätigkeit so zu verschleiern. Abg. Müller <1Inabh.): Er stehe in dieser Angelegenheit ganz auf dem Boden der Kommunisten. Die Orgesch müsse mit aller Energie entwaffnet werde». Abg. Dr. Beutler fDcutschnat.): Es sei eine völlig unge klärte Frage, ob die Orgesch ungesetzlich sei. Sie werde nächstens vom OberverwaftnnaSgericbt entschieden werden. Die äußerste Linke weise ans polischen Zwecken immer wieder auf eine Revo- luiion von rechts htti. Abg. Bünger lD. Vp.) erklärt, er könne aus den Au», führungen des Ministers nicht ersehen, daß die Orgesch einen strafbaren Zweck derkolge. Abg. Dr. Nein hold <Dem.): Das Verbot der Orgesch sei eine reine Rechtsfrage, über die die Kammer nicht zu entscheiden habe. Der Antrag auf Gewährung von Rente an die bei der Ab. wehr des Kavp-Puisches Verwundeten wird an den RechtSanS- schuß überwiesen. Die Abstimmung über die Entwaffnung der Orgesch wird für eine der nächsten Sitzungen angesetzt. Schluß der Sitzung: XV Nhr. -Pt- Der Recht sauS schuß des Landtages hat m>i zehn so zialistischen gegen neun bürgerliche Stimmen beschlossen, den Hebammen künftig Biomtenstellung zu geben. Der Haushaltausschuß A beriet über die Anregung der Regierung, die Forstakademie Tharandt nach Leipzig zu vec« legen. Man beschloß, die in Frage kommende.. Räumlich» keilen in Leipzig unter Hinzuziehung den Sachverstän digen. aber ohne Negierungskommissare, zu besichtigen und dann die Angelegenheit weiter im Ausschüsse zu besprechen. D> Meinung, die schon in Tbarandt mehr und mehr zum AuSdcnck kam, daß man aus finanziellen Gründen von einer sulchen Ver legung absehen möchte, hat sich dem Anschein nach wiederum vec. stärkt. Aus dem Reichstage Berlin, g. März. Die M ttwo«t)ssitziing des Reichstages erössnete der Präsident Lobe mit einer kurzen Ansprache, in der er ans die Bede»:»»,; der zurzeit in London statifindendrn VerhandlungenhinwciS. Tür Re ckiSmg könne dazu noch keine Stellung nehmen, die Regie«»ng nähere Mitteilung noch nickst machen Da» HauS werde sein« Arbeite» loitiktzen in der Hoffnung, daß die kommende» Errei inlsse die Arbeit nicht zmnchte machten. Die Tagesordnung sah an erster Stelle die erste Beratung der Postgeblihreiiordnnng. Nach länocrer Rede und Gegenrede, welchem AnSichuk dieser Ent wurf zu überweisen sei, entschließt sich das Han« durch Abstimmung, den Entwurf der Postgebnhienordmmg und die übrigen Post irsetzc riwm Sonderausschuß von 21 Mitgliedern zu überweisen. Die zweite Beratung deS Entwurfs eine« Gesetze« zur Entlastung der Gerichte führt zu einer langen SnSlprache. Die Linksparteien haben zwei Anträge gestellt, die den Mittelpunkt der Debatte bilden, nämlich einen Antrag auf Zulassung der Frauen z„», Schöfsrnamt nndeinenandernansAufhebung der Strafen, für die Verteidiger. D>e Abstimmung ergibt in beiven Fällen trotz des Einspruch« deS Jnstizminister« eine geringe Mehrheit stk die Anträge. Für das Zentrum sprach der Abg. Marx. Er wendet sich gegen die Zulasinng von Frauen al« Schöffen und bezeichnet dies als einen Eingriff von so entscheidender grundiätzlicher Bedeutung, daß man ihn bei dieser Gelegenheit nicht vornehmen könne. Der Zuziehung der Lehrer als Schöffen stimmten di« Vertreter aller Parteien bei. es«- Sächsische VolkSzeitung — Nr 5t — 3. März 1921 Du sollst nicht richten Nomau vor Erich Friesen lNachkruck o-wboien.) 131. Fortsetzung.) Unbehindert schritt sie die vier Treppen hinauf und läutete. Wie damals öffnete die ruudäugige Minna. Wie damals >rerste sie in Ke» Salon gewiesen. 'br Herz hüinmerte zum Zerspringen. In einem Anfall nnclie sank iie ans das altmodische Sofa. Sie fühlte, es - viel für sic, was sie gestern und heule dnrch^emacht — >>n ei» ganzes Menschenleben mit Trauer und Leid . .- drückte beide Hände an die nüldpochenden Schläfen. O, wie ihr Koos schmerzte! Wie alles i» ihr und um sie her sttnltt war! Nicht hörte sie, wie die Tür sich öffnete. Bis plötzlich jemand ihren Namen ries. .. okmgaro!" vautlos iaitt sie in Salomcas wcttgcösfticie Arme, die sich fest, scsi um die beb:»de EBslall schlossen. „Meine leure Irmgard! Wie lieb ich dich habe!" Irmgard atmete schwer. Krnmpshast umschlang sie Salo men» Hals. „Salomen —" stammelte sie angstvoll — „weißt du dem. " „Ich weis; nichts, Liebste. Aber ich kann es mir denken. Ich habe es längst geahnt —" Irmgards Hände sanken herab. „Mein Gatt! Mein Gott!" schrie sie verzweifelt auf. „Du v ft st den Ncchl suche» und meinen Vater der Schn >de preis- gebee. O Salomen, Salcmca! Schone meinen alwn Vater! Er Hai ohnehin nicht mehr lange z» leben. Ich komme soeben von seinem Arzte. Wenn er tot ist, mach mit nur waS du willst! Aber schone meine» arme», alte» Valerl" In leidenschaftlicher Errraiing. sich überstürzend, rangen die Wirte sich von Irmgards Lippe». Ei» paarmal wollte Salomca sie unterbrechen. Vergebens! Bis sie endlich mit sanftem Druck Irmgards stehend cmporge- Wbene Hände faßte »nd das an allen Gliedern bebende junge Gesckövs zn sich heranzog. „Beruhige dich. Liebste! Ich werde nichts gegen deinen Vater unternehmen!" „Du — du — —" stammelte Irmgard fassungslos —- ^vlrNIchk ... Dn willst nicht — nicht — „Ich werde nichts gegen deinen Vater unternehmen," wie derholt-. Salomea mit feierlichem Ernst. „Um deinetwillen!" .Aaa-H!' Tief atmete Irmgard auf. Ihr war, als ob ihre Brust sich plötzlich weitete. Hastig wischte sie sich die Tränen aus den Augen. Ein unendlich rührendes Lächeln umspielte ihre fchinerzvoll ver zogenen Lipven. „Dank, Salomcal Dank!" lispelte sie. Salomens Hand an ibre Brust pressend. „O, wie ich mich geängstigt habe! . . . Er ist ja doch mein Vater! Für ihn habe ich alles hingegeben, selbst — mein Glückt" Fester schloß Salomea die Freundin in die Arme. „Irmgard —" forschend schaut« sie in das totenblasse, so fe'tsau' starre Antlitz da vor ihr — „Irmgard! Heute soll deine Vermählung staltfindeu." „Vorbei I" hauchte da? Mädchen schmerzlich. „Alles — alles — vorbei!" Ein tiefes, heiliges Mitleiden erfaßte Salomea mit dem 1»ngc>: Geschöpf, dos durch eine» einzigen Schicksalöschkag so völlie zu Boden geschmettert worden war. Liel>evol>, mit müt- d'i'Iicber Zärtlichkei! schlang sie den Arm um sie und geleitete sie zum Sofa, sich neben sie setzend. „Du bist nicht viel jünger als ich, Liebling — kaum drei Iabre. Aber sieh — ich bin Mutter und habe viel, viel im Leben d'irihgemnchi! An Erfahrungen bin ich alt gegen dich!" bec- ftieht- sie mit ihrer tiefen, wohltönenden Stimme zn trösten. „Du hast früh deine Mutter verloren: du hast niemand, dem d» d'in Herz nusscbntte» kannst. Sieh heute in mir deiiw Mutter! Vertraue mir, wie meine Kinder mir vertrauen, wenn irgend etwas ibce kleine» Herzen drückt! . . . Komm, leg dich nieder! Ruhe ein wenig! Tu sichst, a»«, als hättest d» die ganze Nacht kein Auge zugetan . . . lind dann — wenn du geschlafen bas! — dann erzählst du mir . . . alles, Kind, wie ein .Kind der Mut ier alle? erzählt . . . Nicht wahr, es tut gut, ein wenig liege»?.. Jetzt wirst du schon viel ruhiger, mein Kind! . . . Nur ruhig . . . ganz ruhig! ... So ist cs recht " So, Irmgards fieberheiße Hände fest in ihren kräftigen, kühlen Händen haltend, hie und da leise- beruhigende Worte flüsternd — so sn.bte die edle Frau die arme, zarte Mädchen- blumc, die, im hellsten Sonnenschein ausgewachsen, vom ersten LelienSsturm so grausam mitgenommen worden war, wieder anf- znrichten . . . Und «s gelang ihr. Zurrst zuckten Irmgards Finger noch in den sie nmklam« mernden Händen, wie ein gefangene» Vögelchen. Dann übri- tteßen fl, fleh willig dein sanften Druck. Träne auf Träne sickerte unter den geschloffenen Lidern hervor. Die gespannten Züge nahmen einen weicheren Aus- druck an. Ruhig ging der Atem — immer ruhiger. Bis erguickender Schlaf sich hcrabsenkte auf die müden Lider Als Kurt nach ein paar Stunden aus seinem Atelier nach Hanse kam, wurde er von seiner Frau mit einer stumm-beredten Geste bedeutet, im anderen Zimmer zu bleiben. Gerl „nd Ilse, die neugieria die Köpfchen zur Tür hercinsteckten, erhielten das selbe Zeichen So saß Salomea mit rührender Geduld am Lager dcc Freundin, seden Atemzug bewachend, lange — lange Äl- tzeinz Lingsiedt befand sich in einem ganz seltsamen Gc- »>ütSz»sta»d. Der Schlag war zu plötzlich gekommen. Ihm war. als hätte sich ihm unversehens ein Riescnnngeheuer genaht, mit knöcher nen Armen das Glück, das er schon sestzuhalten gewähnt, ihm wieder cnireißend. Zuerst halte er an eine krankhafte Fieberlaune seiner Braut gedacht, als. sie so unvermtt.ctt die Verlobung aoflöstc. Als sie jedoch mit scheinbarer Ruhe bei ihrem Entschluß blieb — da sah er doch, daß ein ganz besonderes Ereignis ettigetreten sein mutzte, daS Irmgards ganzes Denken und Wollen beeinflusste. Aber waS? WaS?I . . . Er hatte geglaubt, seine Braut zn kennen bis ans der, Goldgrund ihrer herrlichen Seele, hatte sich eins mit ihr geglaubt in anen Gedanken und Empfindlingen — und nun sollte sich plötzlich ein Hindernis zwilchen ihre Herzen schieben, groß uuS mächtig genug, um sic für immer zn trennen? Nein, nein — unmöglich! Der junge Staatsanwalt, der sonst ganz anfging in seinem Beruf, hatte plötzlich gar kein Interesse mehr für die von >Imi vertretenen „Fälle". Beständig grübelte er über seinen eigenen „Fall" nach, der ihm sein Lcbcnsglück geraubt hatte. Wenn er Irmgard nur hätte spreckien können! Nur ein einziges Mal und nur em paar Worte! Aber bei seinem Besuch in der Villa Haffelrode war ihm so unzmcidcnlig miigcteill wor den, die gnädige Baronesse wäre nicht zn sprechen, daß ihm sem Stolz eine weitere Annäherung verbot. Selbst schr-ftlicb. Co grübelte und grübelte er, was der Grund situ könnte, daß Irmgard so kurz vor der Vermählung anderen Sinnes ge worden war. Bis «in geringfügiger Umstand ihn ans die richtige Fährte brachte. Wichtung l
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