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«sqftiq« «r. »7l, Seite, Donnerstag, ven 2S. Juli 1920 Die Zusammenkunft in Boulogne Boulogne, 28. Juli Ueber die Zusammenkunft Lloyd Georges mit Millerand in Boulogne meldet der Sonder- berichlerstatter der Slgence Havas: Was die von der Sowjet regierung verlangte internationale Konferenz betrifft, Io wird die britische Regierung im Einverständnis mit der französischen Tlchitscherin antworten, datz die Konferenz nnr dann zusammentreten könne, wenn die Bolschewisten im Gegensatz zu ihrer bisherigen Haltung damit einverstanden sind, daß Polens Schicksal dabei erörtert wird. Wenn die Moskauer Re gierung diesen Vorschlag annimmt, wird Millerand über die wei tere Behandlung der Angelegenheit befragt werden und die Bedingun gen stellen die er für notwendig erachtet, um die Sowj-lregidrung anzuerkennen. Alle qualifizierten Vertreter Rußlands und der Rand staaten sollen an der Konferenz teilnehmen. Lloyd George hat sich der französischen Ansicht angeschlossen und alle Verhandlungen mit den Bolschewisten unterbrochen. Polen kann daher hoffen, nicht in unmittelbaren V,'Handlungen mit Rußland druckt zn werden -- Eine weitere wichtige Entscheidung wurde in der F agc des Jnkrasl. setzens des sinanziellen Teiles des Uebereinkommens von Span über die Kohlenliefernnncn Deutschlands aus die Anregung Marsals hin ge troffen, Tie W ied e rgutm a chun gs k o m m tssi on wird be. auftragt werden, die Ausführung des Uebereinkommens in jeder Hin sicht zu sichern, sowohl was die Kohlenlieserungen als auch was die von den in Betracht kommenden Alliierten zu gewährenden Vorschüsse anlangt. Deutschland soll am 1. September 1920 der Wiedergut- machungskommisswn Schatzscheine im Werte von 60 Millionen Gold- mark mit dem Versalltage des 1. Mai 1920 und einem jährlichen Zinsfüße von 6 Prozent übergeben. Nach dem 1, September 1920 und je nach den erfolgten Kohlenlieserungen wird Deutschland ähnliche Schatzlcheine nach Maßaabe der Vorschüsse übergeben. Die Vorschüsse werden natürlich den Lieferungen angepaßt werden. Die Wiedergut» Machungskommission kann sich die diesen Schatzscheinen entsprechenden Beträge durch Verkauf oder Flüssigmachung mit oder ohne Indosse ment an die interessierten alliierten Mächte beschaffen. Um den Be trag der zu gewährenden Vorschüsse rascher festzusiellen, kann di* Kom mission provisorisch die Quoten der monatlich an Deutsch» fand zu gewährenden Vorschüsse unter Vorbehalt späterer Wertung aus 40 Goldmark für die Tonne sestsetzen. Auf diese Art würde sich der französische Schah von den Deutschland auf Grund des Uebereinkommens zu gewährenden Vorschüsse durch eine einfache Bank operation anf die Ware freimachen. Die französischen Kreise sind von dieser Lösung lebr befriedigt, die den von den französischen Vertretern »«gebrachten Wünschen entspricht. Paris. 28. Juli Der Be-'chterstntter der Agentur HenaS meldet aus Boulogne, es sei geste i keine Entscheidung getroffen worden über den Zeitpunkt des Zusammentritts der Konferenz von Genf, die die Aufgabe habe, eine erste Prüfung der Wiedergut- wackumgSsroge vorzunebmen. Lload Geo-ae und N'üllerand hätten, w>e Havas weiter beri-btet, dem nlliierttn L erkommissar in Danzig, Tower, Weitting geraden, er möge sich bemühen, zu verhindern, daß der Versuch der Alliierten. Polen i'ren Beistand zn leisten, durch »olitjsche Akte, wie den Streik der asenarbeiter, die sich weigerten, vie Mnnttlonsschiffe zu entladen, durchs euzt werde. Boulogne. LS. Juli Millerand und Lloyd George haben aus Grund eine« Kutachien« dcS Marschall» Foch die gestern von der Bottchatterkonscrenz getroffene Entscheidung genebmigt. die Zurückziehung der britischen und italienischen Truppen a»S den Gebieten Ailenstein und Marienwcrdcr euizustellcit. Millerand, Foch und Marsal sind gestern abend ebenfalls von Boulogne ab- gereist. Der polnische Heeresbericht Warschau, 27. Juli. Der polnische Teneralstabsbencht besagt: Die 4, feindliche Armee greift werter heftig beider seits der Eisenbahnlinie Bialystock an. Nach der Einnahme von Sokolka wurden unsere Abteilungen gezwungen, die Linie des Sokolka-Flusses aufzugcben. Gegenwärtig wird nördlich der Eisen bahnstation Ozeniawixs gekämpft, Gleichzeitig greift der Feind am Narew in der Gegend von Semienowks und dem Städtchen Narew an, Westlich von Prnsheny ist der Feind in den Rücken unserer Ab teilungen durchgebrochen und hat unsere Reihen bei der Ortschaft Bialyvas an der Chaussee Prnshany-Bjelsk angegriffen. Die Gruppe des Obeisten Anders hat bei Prusheny nach heftigen Kämpfen den Feind ans Tolga hinaus gedrängt. Während des ganzen Tages griff gestern der Feind unsere Stellungen am Brückenköpfe Boresa-Kartuska und nördlich vom Brückenköpfe in der Gegend von Sieles an, Posener Infanterie hat, der beträchtlichen Ueberlegenheit des Gegners und der Einiattung durch den mehrtägigen Kampf in dieser Gegend nicht achtend, nicht nur all,- Angriffe des Feindes abgewehrt, sondern auch in örtlichen Gegenangriffen dem Feinde sehr beträchtliche Verluste beigcbracht. Der Angriff des Feindes wurde durch ein orkanartiges Feuer beträchtlicher Artillerie st reit- kräfte unter stützt. Die Ortschaften Boresa und Kartuska brann ten vollständig nieder. Im Zusammenhang mit dieser Lage im Nor den haben die Abteilungen unserer polesiscben Truppen Pinsk ans- gegeben, das in voller Ordnung geräumt wurde. Angriffe des Feindes bei der Ortschaft Morel wurden abgcwehrt. Südlich des Die sechs Matties Roman von Jgna Maria (41. Fortsetzung) „Hannes, als ob die Liebe danach frag» Das Kind jäyl leinen Burschen im Torfe an, wie mir Bertha sagt, sie hat übrigens keine Ahnung von dem, was ich dir anvertraue. Du bist Annclens erste »nd einzige Liebe, Ist es nicht wundervoll für einen Mann, zu wissen, das Mädchen hat noch nie einen Mann vor dir geliebt? . Wenn du aber Anneken keine ähnlichen Gefühle entgegenbringen kannst, werde ich das Kind zu mir nehmen, sie soll nicht enttäuscht werden," » „Ich bin eurem Anneken sehr gut, Theres, Damals, an Ber thas Hochzeit, hätte ich beinahe das Kind geküßt. Ich habe seitdem nur hm und wieder mit ihr gesprochen. Wenn ich je heiraten sollte, dann nur die eine die dir gleicht!" yllnd was wir da gesprochen haben, Hannes, bleibt unter unSl Tu wirst niemals davon sprechen, auch später zu Anneken nicht —" „Niemals, Theres! Und grüße Lindemanns, ich käme heule abend ein bißchen heraus." „Das ist gut Hannes, das soll ein feiner Abend werden." „Na, ihr beiden sitzt ja ganz allein," Frau Rosa Brennecke machte es sich bequem, „Was weiß Theres denn alles zu erzählen?" „Peterken war im Oktober in Hannover mit Zirkus Caree. Ach, Tante, ganz »nd gar VatcrkenI Ich habe geweint, als ich den Jungen sah. Schade, daß ihr es nicht wußtet! Ich las zufällig die Plakate, als ich i» Hannover gastierte. Es war ein schönes Wiedersehen. Ihr würdet über Peteikcn staunen, wie elegant und sicher er reitet, ganz Vaterken!» „Wenn ich das gewußt hätte — Zirkus sehe ich für mein Leben gern." sagte Tante Rosa, „aber bis wir Bauern obne Bahnstation mal etwas erfahren, ist es gewiß zu spät. Ich sebe noch immer deinen Vater vor mir. wie er anf dem Rappen in die Manege ritt. Unser Vater und ich waren doch damals ancb in Hannover. Es war ein schöner. Mann icb konnte es der Marita Benerjella nachsühlen, daß sie/so ujn deinen Vater aekämplt har. Es hat nicht sem sollen« — Wrnn fährst du wieder zurück, Theres?" / „Moraen nacbmittag. Ich muß morgen abend wieder ln Köln ^kein, ützerm argen früh um 10 Uhr ist Probe »nd abends muß ich wie der singen." „Singen ist wohl recht anstrengend " erkundigte sich Hannes, „man ist doch nicht immer dazu aufgelegt." Pripjet haben bedeutende Kampfhandlungen nicht stattgefunden. In der Gegend von Brody sucht die berittene bolschewistische Armee, ver stärkt durch Infanteriedivisionen, ihre Tätigkeitsfeld nach Norden und Süden auszudehnen. Südlich von Brody wurden die Bolschewisten durch Gegenangriffe der Truppen deS Generals Krajewski auS dem Dorfe Majdan, das sie vorübergebcnd genommen hatten, hinaus ge drängt. Am oberen Sereth wurde am Unterlaufe des Zbrucz erbittert gekämpft. Zum russisch - polnischen Waffenstillst,nd Warschau, 28. J„ü. Der Vrellcausschuß de» Ministerium? de» Aeußeren teilt mit: Am 26, d. M kam bei der ob-rkken polnischen Heeresleitung eine Depesche aus Moskau an. nach der weaen der lehr feindlichen Stimmung der we'ß-rnisiicven Bevölkerung geaen die Vertreter ter polnischen Nealeruna. die durch die Verfehlungen der polnischen Truppen während der Okkupation und während de» Rückzüge» veranlaßt worden -st, e» unmöalich sei, ein früher?» Datum al» den 30. Juli d. I kür die Ueberlchreltnng der Front durch die polnischen Vertreter festzusetzen. Sie werden »ach Uebernadme durch die Fronttruppen durch Baranowitschi geleitet werden, wo sie mit den Vertretern der Roten Armee zusammen» treffen werden Die Preffcabteiluna des Ministeriums de? Aeußeren ist mit zuteilen beauftragt, daß die Unterstellung, als ob die polnische oberste Heererleitting den 30. Juli al» Datum de« Zusammentreffen» be. stimmt habe, erfunden sei. Polnischerseit» sei überhaupt kein bestimmter Termin genannt worden. Basel, 28. Juli. „Daily Mail" verbreitet einen Moskauer Funkspruch, da» der Waffenstillstand nach dem Beschluß deS Sowjets, auf die Dauer von zwei Wochen bewilligt werden soll, Truppen transporte der Alliierten nach Polen dürfen während dieser Frist nicht vorgenommen werden, Fortdauer der Feindseligkeiten? Stockholm, 28, Juli. Entgegen englischen und französischen Nach richten lassen die Mitteilungen des amtlichen ruffischen Rosta-Bureaus über die Annahme des polnischen Waffenstillstandsersuchens nicht den Schluß zu, daß die Sowjetregierung den Truppen den Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten gegeben oder ihr.- Zurücknahme ongeordnet habe. Sie erklärt die grundsätzlich« Zustim mung, die Verhandlungen über «inen Waffenstillstand mit Polen auf- zu nehmen und ist bereit, die Vorschläge der polnischen Unterhändler am 30. Juli entgegenzunehmen. Als Verhandlungsort soll Barano witschi in Frage kommen. Kopenhagen, 27. Juli. Wie aus Warschau telegraphiert wird, meldet der polnische Heeresbericht u. a.: Westlich des Zelwia-FluffeS ziehen sich die Polen unter dem Drucke des Feindes zurück. I» der Gegend von Berestetschko müssen die Polen gleichfalls weichen. Ihr« Lage ist dort sehr schwierig. Im Abschnitte von Krzemienec—Wole- szysk ist die polnische Front vor den feindlichen Angriffen zurückge- gangcn. Die Bolschewiken in Wilna Rotterdam. 28. Juli. Wie die „Verlinaike Tidende" auS Kowna meldet, sind die litauischen Besatzungstruppen nun aus Wilna hinter die festgesetzte Frontlinie zurückoenommen worden. In Wilna verblieb nur die litauische Kommandantur, um die litauische Forderung anf die Ziv-Iverwaltnng aeliend zu macken. Bisher haben die Bolschewisten jedoch kein Entgegenkommen in diesem Punkte gezeigt. Sie befestigen und bauen im Gegenteil da» Räte« system nicbt allein in Wilna, sondern in allen von ihnen besetzten litauischen Gebieten aus. In allen Fabriken und Betrieben wurden ArbeiierauSschüffe gebildet, die die Ordnung übernehmen sollen. Gleichzeitig wurde Befehl zur Verhaftung aller Gutsbesitzer gegeben Die Beschlagnahme von Elgcntnm und die Verfolgung aller bürgerlichen Kreise sind im vollem Gange. Die bolschewistische Agitation findet jedoch bei der Bevölkerung nur wenig Anklang. S ärke der russischen Nordarmee (Eigener Drahtbericht der „SSchs, VolkSzeitung") Königsberg, 29. Juli>. Vom Wehrkreiskommando wird ergän zend mitgeteilt, daß die Stärke des russischen Flügels der russischen Nordannee auf 60 — 70 000 Mann geschäht wird. Fachs Rat Paris, 28. Juli. Der Sonderberichterstatter deS „Matin" ln Boulogne Imite gcst rn mit Fach eine Unterredung über die Lage Polen?, Dieser sagie, er sei r,w -sichtlich, Polen habe die Mittel, die Armee an einer bestimmten Stelle icstzul-alten. Er babe Polen den Rat gegeben, nicht aggressiv zu lein. Aber es müsse würdig bleiben und dürie sich nicht den Willen deS Siegers n»s- zwinscn lassen. Es habe nur zu wollen und es werde nicht besiegt sein. Die russischen Absichten Wie». 28 Juli. Von unterrichteter russischer Sette wird gemeldet: Die Bolschewisten habe» als programmatische Pazifisten das Waffenstillstundsangebot der Polen angenommen, sie bemühen sich jedoch, vor dem Abschluß des Waffenstillstandes die Bug- und di« Samlinie zu erreichen. Sie wollen Wolhhnen und Ostgalizien besetzen. Dieses strategische Ziel wird in ungesäbr zehn Tagen erreicht sein, und darum ist ein Waffenstlllstandsabschluß vor dieser Zeit nicht zu erwarten. Die Bolschewisten beabsichtigen, auch die ukrainische Frage nach ibrer Weise zu lösen, nud zwar durch Vereinigung aller ukrainischen Gebiete, auch Ostgalizien«, u >d zwar Schaffung einer Sowjet-Ukraine, die aber vöäig inner dem Einfluß von Moskau errichtet we-den ioll. Die Oolichewisien ver treten somit restlos den alten russischen E-obclungsöraug, und ihr letztes Ziel ist die Wiedereroberung der ehemalige» russischen Vor machtstellung i» Europa, Russisch-finnische Ber'rundlnn en Kopenhagen. 28 Juli. Einem Telegramm ans Helsingior« zittolge hat das finnische Ministe-nrm des Auswärtigen Nachricht« erhallen wonach die cu-stiche Friedensabordnung uir die finnisch-russischen Verhandlungen von Moskau nach Dorpat ab- gereist sei, wo die Verhandlungen an, 28, d M. wieder ausgenommen werden. Die finnische Abordnung ist gestern abgereist. Kriegszustand in Titane-, Basel, 28. Juli. Das Litauische Presseburcan meldet aus Kowno: Die titanische Naiionalversammlung hat ein Gesetz ange nommen, wonach über ganz Litauen der Kriegszustand v r, hängt, die verfassungsmäßigen Garantien ausgeyoocn und die Todesstrafe einaeführt wird. Russischer Nespek ierungswrüe (Eigener Drahtbericht der „SSchs. Volkszeitung',) Stockholm, 29. Juli. Ein Moskauer Funtspruch teilt mit, daß Ts chits «Herrn an den Berliner Vertreter der Sowjetregierung Viktor Kopp folgendes Telegramm gerichtet hat: „Versichern Sie nochmals der deutschen Regierung, daß auf unserer Seit« keinerlei feindselige Absicht besteht. Rußland verwirft gegenüber Deutschland jegliche Eroberungsab sicht und ist nur von freundlichen Gefühlen beseelt." Jur Frage der Transporte durch Deutschland Berlin, 28. Juli. Der „Sccolo" läßt sich aus Paris meldcn: Der Beschluß de« AlliiertenratcS, die alliierten Truppen nach Polen aus dem kürzesten Wege zu transportieren, wurde «einstimmig gefaßt. Eine unmittelbare Forderung, die durch keinen Proleft z» verhindern oder abzuändern ist, ist die Jnanipiuchnabme drr deutschen und österreichischen Bahnlinien, fall« diese TicwS. Porte nach der veränderten Sachlage notwendig sei« sollten. — Zu dieser Meldung wird der „Nat.-Ztg." von unterrichteter Seite miiac- tellt, daß an den hiesigen am,lieben Stellen von einem solcben Bc- schluß der Alliierten bisher nichts bekannt ist. Sollte« die Alliieitc» tattachlich ein solches verlangen an Deutschland stellen, so würde die deutsche Regierung 'die Zulässigkeit dieser Forderung auf Gnmd de: abacaebcncn Neutialitätserklärung genau prüfen. Für d>e Stellung nahme der deutschen Regierung kämen nicht bloß die völkerrechtlichen Bestimmungen, sondern auch die Bestimmungen de» ^Friedens»«» trage» in Betracht. Englische Transporte? (Eigener Drahtbericht der „SSchs. VolkSzeitung'^ München, 29. Juli. Tie „Augsburger Abendzeitung" meldet aus Jena, wie gerüchtweise verlautet, sind durch Saalseid gestern nacht vier Züge mit Engländern tnrrch Bayern in der Richtung auf Eger befördert worden, die für tschecho slowakische Kriegsgefangene gehalten wurden Tie Züge führten zwei Wagen mit, in denen sich Waffen befanden. Danzig, 28, Juli, Gestern nachmittag hat ein Kommando enalischer Soldaten mit der Ausladung deS für Polen bestimmten Munition sdampfers Triton beaonnen. Bei einer Beiprechuna dcS Generals Heyking mit Vc, trete, n deS TranSvort- arveitervcrbandes wies der General daraufhin, daß cs nicht au? c- schlosseu sein würde, daß man schließlich englische Arbeiter nach Danzig holen würde. Gegen geheime Werbungen Berlin, 28. Juki. Seitens des Reichswehrministerium» erging an die Reichswehr folgender Befehl: Unter einem mehr oder weniger patriotischen Deckmantel werden zurzeit n Deinscklaiid von verschiedenen Organisationen militärische Werbungen betrieben, vor denen in der Oeffentlichkeit nicht genug gewinnt werden tan». Anf der einen Seile versuchen gewissenlose Weiber aktive und entlassene Heeresangehvriae zur Bekümpinng des Bolschewismus geheimnisvollen Formationen znznsüyren, von Ostpreußen, vom Battenlnnd und von Finnland aus gegen dir Bolschewisten Rußlands zu Felde ziehe» sollen. Aehnliche V > strebunaen sind scheinbar im Gange, nur den südrusstjchen Geg.r- revolutionären anf der Krim Freiwillige zuzusühren- Hier sttzemt Major a, D. Bi schoss von Ungarn aus seine Hand im Lpielezn baden. Auf der anderen Seite wird auch von bolschcwisl scheu Kreisen Kanonenfutter sür die Rote Armee gestutzt, Tieie^ct von Werbern operieren so, daß sie ihre Leute zunächst unter der Voriäuschung, es gelte den Kampl gegen den Bolschewismus, zu „Wie man es nimmt! Jeder Beruf ist schwer, wenn man ihn ernst aufsaßt. Ich tu es halt gern!" „Seiltanzen verstandest du aber auch!" meinte Tante Rosa. „Damals am Jahrmarkt — wie eine Else huschtest du über das Seil," „Du müßtest Sibylla sehen, Tantel Die tanzt nicht — die schwebt! So etwas Wunderscines kannst du dir gar nicht denken! Und bildhübsch ist sie geworden. Ein berühmter Porträtmaler hat Si- byll in Oel gemalt »nd damit auf einer Ausstellung den ersten Preis errungen, Ganz wie sie leibt und lebt! Man meint, sie steigt jeden Augenblick auS dem Rahmen " „Wer hätte das gedacht!" Tante Rosa schüttelte den Kopf, „Daran erkennt man wieder deutlich, daß der Lebensweg eines seden Menschen genau vorherbestimmt ist, kenn sonst wären die Matties- kinder alle hier geblieben. Was will euer Anneken denn einmal wer den? Ihr anderen seid ja alle versorgt," „Hausfrau. Anneken taugt am besten zur Ehe. Solltest mal sehen, Tante Rosa, wie stink Anneken ist und den ganzen Haushalt am Schnürchen hält. Wer unser Anneken zur Frau nimmt, hat keinen schlechten Griff getan. Ich habe ihm schon gesagt, die WSscheaus- stattnng erhält sie von mir, na, es hat ja noch ein wenig Zeit, es ist erst sechzehn " „Warum, ich habe mit achtzehn Jahren meinen Anton ge heiratet, obwohl er fünfzehn Jahre älter war als ich. Aber «inen an deren als Anten Brennecke hätte ich nicht genommen, lieber wäre ich ledig geblieben," „Das ist gut! Jetzt weiß ich wenigstens, was ich dir wert bin, Mutter!" Der Bürgermeister lacht« schallend: „Ihr hört ja noch nicht ein mal, wenn ein Mensch ins Zimmer tritt, so seid ihr am Klönen!" „Das wußtest du nicht, Onlcl?" lachte Theres, „O du lnrz- sichtiaes Ortsoberhaupt, das habe ich ja schon mit 13 Jahren ge merkt!" „Ja, die Tberes, die hörte das Gras wachsen!" Sie erzählten IWg drauf los, bis die alte Standuhr siebe» tief« Schläge tat. „O weh," Theres sprang auf. „LindemannS warten natürlich schon. Liebe Tante, lieber Onkel, ich danke euch noch einmal von ganzem Herzen für alles, was ihr mir an Güte und Liebe geschenkt. Ihr wäret meine zweiten Eltern. Ihr habt mir eine zweite Heimat gegebenl" Und si« küßt« Rosa und Anton Brennecke. Dem standen Tränen ln den Augen. „Wir haben dich sehr lieb gehabt, Theres, und hätte» dich gern« für immer hier behalten — es war vom Schicksal anders bestimmt. Wenn du je im Leben Hilfe brauchst, bei Brenneckes kannst du gctrog jederzeit anklopsen." „Auf Wiedersehen, Theres, vergiß uns nicht!" Rosa Brennccle stand ans dem Tritt und schaute ihr lange nach, und es war ihr, als sei mit Theres ein Stück ihrer eigenen Jugend entschwunden „Pünktlichkeit ist eine Zier," begrüßte August die Schwäge rn, „sie haben dir wohl einen Aermcl ausgerissen?" „Hannes kommt nach Tisch, Bertha, ist es zuviel Arbeit, wenn Anneken ein paar Eisenkuchen backte? Weißt du, das erleichtert d:» Abschiedsschmerz erheblich," „Natürlich, Theres. Nach dem Abendbrot soll Anneken sofort anfangen. Wir haben ja alles im Hanse." „Theres hat immer eine Schwäche für Eisenknchen gehabt,' lachte August Lindemann. „Anneken übrigens auch!" „Fange gleich an, Anneken, ich bringe die Kinder zu Belt,' drängte Bertha nach dem Abendessen, „sonst wirft du nicht fertig, bis Hannes kommt" Theres setzte sich zu Anneken in die Küche, „Nun mache aber deine Sache gut! Hannes Brennecke ist ein Feinschmecker und von der Mutter arg verwöhnt; er soll hernach nicht sagen, Anneken MattieS kann nicht so sein Eierkuchen backen als Mutter! Anneken, dn be- glitest mich morgen zur Bahn, ich fahre nicht wieder mit dem Omni bus, und jetzt ist — gottlob, kein Kartofselroden!" Anneken lachte, „Nein, Kartoffeln roden wir nur, wenn Mer ken in Hannover gastiert. Hier, das erste Herz sollst du haben," „Hm, fein!" Theres biß in das goldgelbe, -ustende Kncben- herz. „Anneken, du kannst heiraten. Eine Eisenknchen sind vorbild lich I" Draußen ging die Flurtüre. ThereS holte Hannes in die Küche. „Ich habe etwas Schönes. Hier, immer zngreifen." „Tag, Anneken, Eisenkuehen! lind Anncke» backt. Da muß ich aber versuchen, ob du deine Sache gut gemacht hast. — Anneken. wie Mutter!" Anneken errötete vor freudigem Stolz. WaS Ist sie doch ein niedliches Mädchen, dachte Hannes mit heimlichem Wohlgefallen und gut koche» kann sie auch. Und ex verglich mit Theres, ThereÄ war war trotz des freien, ungezwungenen Wesens ganz Dame von ^Fortsetzung folgt,)