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Das königliche Fest Leitgedanken z« Fronleichnam. (Nachdruck verboten.) Die fromme Legende weiß zu berichten, daß im Jahre 1246 die selige Juliane von Kornelienburg bei Lüttich eine wunderbare Er scheinung hatte, von der sie dem Bischof Mitteilung machte. Diese Er» scheinung forderte zu Ehren des Allerheiligsten Mtarssakramentes einen besonderen Festtag. Noch im Jahre 1246 wurde das Fronleichnams fest in der Diözese Lüttich eingeführt' 18 Jahre später schon setzte Papst Urban IV. den Fronleichnamstag als Hochfest für die ganze Kirche ein. Und seitdem wuchs der Ehrentag der Hochheiligen Eucharistie empor zu einem sieghaften Belennertag katholischer Gottesverehrnng. Ein königliches F est ist uns der Fronleichnamstag gewor. den. Wenn Könige auf den Straßen ihrer Völker ziehen, dann wachsen girlandenumkränzte Triumphbogen gen Himmel; dann blühen tausend duftige Blumen Verehrung der Majestät; Jubelfahnen bauschen sich in wehendem Rhythmus des Windes. Wenn der höchste Herrscher aller Gewalten, wenn Gottes heiligste Majestät ihrer Dome und Kirchen feierliche Mauern verläßt und in die Straßen des Alltags hinauszieht, dann reißt sich der Glaube der Christenheit empor in flammendem Auf- schwung, dann nimmt die Innigkeit des Gottesbewußtseins sichtbare Formen an. lieber den Gottesfrieden der Kirchen drängt am Fron- keichnamstagc das katholische Bewußtsein hinaus. In feierlichen Reihen ordnen sich die Scharen der Männer, der Frauen, der Kinder. Fron leichnamstag ist Bskennertag, ist Siegesfeier und Erfüllung der Ver heißung, daß Gott bei seinem Volke geblieben bis ans Ende der Zei ten; Fronleichnamszug ist der königliche Zug des menschgewordenen Gottes. Fronleichnamstag ist aber auch das Bekenntnis zur Weltversöhnung. Die Begeisterung, welche den feierlichen Zug des eucharistischen Gottes umwittert, macht nicht halt an den Grenz- pfählen irgendeiner Nation. Der wahrhaft katholische, d. h. allgemein' Charakter der römischen Kirche wird kundgetan, wenn in allen Län dern christlicher Kultur die Kreuzesfahnen aus den Gotteshäusern hin» Siisgetragen werden. Am Fronleichnamstage tritt all daö in den Hintergrund, was sonst die Völker der Erde künstlich voneinander scheidet. Da macht sich der Blick frei von der Gebundenheit deS natio nalistischen Fühlens, von der Gegensätzlichkeit der Stämme und Ras sen; vor der goldstrahlenden Monstranz in Prirsterhand verstummt po litischer Haß und Feindschaft. Wenn der göttliche Friedensfürst seine Lrinmphstraße zieht, muß die Unfriedfertigkeit verstummen. Der Fronleichnam Stag wird zum wahren Welt friedenstag. Wie armselig mutet dagegen der künstlich kon» pruterte Weltfeiertag, der 1. Mal der sozialistischen Internationale, an. Ein Stückwerk, wie alles Menschenwerl, umfaßt er nur eine geringe Gruppe der menschlichen Gesellschaft. Und er ist und soll nach dem Geiste der Väter der roten Maifeier nichts anderes sein, als ein Kampf tag der roten Internationale, ein Tag des Klassenyaßge- danken« Keine ethische Idee reißt über die Kleinheit des Alltag« empor? im Marschschritt der roten Arbeitermassen dröhnt der beschränkte 'Geist einer materialistischen Welt- und Geschichtsauffassung. An der Solidarität des internationalen Proletariats berauscht man sich unter den roten Maifahnen und vergißt ganz, daß nm ethische Ideen der sichere Tragboden sein können für eine Weltanschauung. Da durchweht den Fronleichnamstag ein anderer Geistl Nicht ein öder Internationalismus kündet sich in dem katho lischen Weltfeierlag. Uebernational sind die Gedankengänge, die der Siegeszug des eucharistischen Gottes ausstrahlt. Ohne an den durch StammeSgemeinschast und Raffe gegebenen staatlichen Formen-zu ritt- teln, steigt die Menschenseele in jene Höhen empor, in denen die Staats form überflogen wird durch den Aufschwung der Menschenseele. In diesem geistigen Hochlande finden sich die Völker in reiner Gemeinschaft. Der Gedanke der Gottesliebe überbrückt nationale Schranken, das po litische Lied verstummt und die Erkenntnis der letzten Bestimmung des Menschengeschlechtes auf Erden glüht in der Inbrunst religiösen Füh len« auf. Nicht nur der Kampf der Böller, auch der Kampf der Stände fußt auf WeltanschauungSgegensätzen. Kein anderer Tag als der Fron- leichnamstag ist bester geeignet, den Völlerversöhnungsgedanken zu pflegen. Er beweist alljährlich aufs neue die ewige Jugend des Chri stentums. Und aus dem Aufschwung zur Gottesliebe wird sich ein stens auch die Menschenliebe herauskristallisieren, die in recht verstau- dencr Gottesliebe bedingt wird. Christentum und Sozialismus führen heute miteinander den Geisteskampf. Hier der an Gottes Gesetz orientiert« Idealismus, Lon der auf einer als unrichtig erkannten materialistischen Weltbetrachtung fußende Realismusl Der AuSgang des Kampfes kann nicht Zweifel- Haft seinl DaS Christentum in seiner tausendjährigen Geschichte hat fehlsame Weltanschauungssysteme vielfach überwinden müssen ES hat sie überwunden mit der Selbstverständlichkeit, wie letzten Endes der Jvrtum immer von der Wahrheit überwunden wird. Eines Tages wird auch das Christentum über den heutigen Zeitgeist Sieger sein. Das ist uns kein Wunsch; das ist uns eine unerschütterliche Gewißheit, verbürgt durch das Wort des göttlichen Stifters unserer heiligen Kirche: „Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen." FronlcichnamStag ist — wir sagten es schon — Be- kennertag; für die Kirche, für jeden einzelnen Katholiken! Fronleichnamslag ist das königiche Fest. Der Herr aller Gewalten, der König der Welt, hält seinen Siegerzug in unseren Alltag und Werktag, Und Segen strömt von der goldenen Monstranzl A. H- Das Zentrum — die wahre Volkspartett (Von einem alten ZentrumSanhänger) Unter dem Namen einer „Volkspartei" werben die verschieden artigsten Parteien um die Gunst der Wähler. Keine Partei aber kann mit größerem Recht und größerem Stolz Anspruch daraus erheben als eine jederzeit uneigennützige Verfechterin aller berechtigten Wünsche und Forderungen aller Volks- und Berufsschichten, als ein treuer Anwalt aller Anliegen des Volles, kurz, als die wahre „Volkspartei", geachtet, gewertet und respektiert zu werden, als die Partei deS Zentrums! Tie Geschichte der Deutschen ZentrumSpartci ist die Geschichte Deutschlands selber. In den Ruhm und Glanz mischen sich trübe Tage und harte Schicksalsschläge. Trotz aller Gegnerschaft, der sich daS Zen trum immer gegenüber sah, hat diese Partei das feste Fundament, auf dem sie seit je, und auch allen jetzigen sehr schweren Kämpfen zum Trotz, fürderhin stehen wird, Inmitten des bewegten politischen Lebens gebil det. Sie war immer ein Block der Mitte, und gerade die Anstürme, die von rechts und links gegen sie anprallten, waren der Beweis dafür, daß die Partei auf dem rechten Wege sich befand. Sie hat, unbeküm» mert um die Lockungen oder Drohungen rechts und links des Wegs, die gerade Bahn der Mitte eingehalten, freilich damit aus demagogische Kunststückchen und Kniffe verzichten müssen. Um dis Gunst der einen oder der anderen Interessengruppen zu parteipolitischen Zwecken hat die Zentrumspartei niemals gebuhlt. Sie hat daher, wenn es nicht anders sein konnte, auch Angriffe nnd nicht geringe Schädigung'» von Innen heraus In Kauf genommen, aber in dem Bewußtsein, daß nicht das Wohl einzelner Kreise im Volke, sondern das Wohl der Gesamt heit die Richtschnur alles Handelns im öffentlichen Leben sei. Mit diesem Gedanken hat das Zentrum seine Siege bisher er fochten, und in diesem Zeichen, dem Zeichen der Idee der christlichen Volksgemeinschaft, wird das Zcntnim auch diesmal aus harter Wahlschlacht seine alten ruhmbedeckten Fahnen mit frischem Lorbeer geschmückt heranssühren. Wer seit Jahrzehnten inmitten des politischen Kampfes und mit an vorderster Stelle in ihm steht, wer die politischen Fluten über die Parteien dahin brausen sah, und wer sich in all dem Strudel der Zeit, und nicht zuletzt auch nach der Katastrophe, die alles mühsam Geschaf fene über Nacht dahin sinken ließ, den freien und unbefangenen Blick für das Wirkliche bewahrt hat, der wird heute, an der Schwelle eine« neuen schwerwiegenden Entscheidung des „souveränen" Volles mit freu digem Vertrauen der kommenden Entscheidung entgegensehen. Da» Zentrum hat in diesem Kampfe nichts zu fürchten. Gewiß ist der Sturm, von dem das Zentrum augenblicklich durchschüttelt wird, der wildeste, der je unsere Reihen packte. Aber wir haben die nicht unbegründete Hoffnung, daß die innere Wirrnis, die als betrübliche Folge unsere» ganzen Zerrüttung auch in seelischer Hinsicht wahrzunehmen ist, als bald einer Klärung weichen muß. Das Hauptübel, unter welchem um sere gesamten politischen Zustände mit am schwersten leiden, liegt itt der erschreckend mangelhaften volitischen Schulung weitester Schichten unseres Volles. Wer mitten !m politischen Leben an führender Stelle steht, nnd wer als Versammlungsredner tätig ist, der wird oft erstaunt und verwundert sein über die Unkenntnis in politischen Dingen, die sich selbst in den Klassen der sogenannten Intelligenten offenbart. DaS muß einmal ganz klar und deutlich ausgesprochen werden. Man möchte oft verzweifeln, wenn man näheren Einblick in diese Verhältnisse ge winnt. Insbesondere tut es einem Politiker dann oft in der Seele weh, wenn er beobachten muß, wie Nein der Horizont vieler Gruppen ist, mit welchen kleinlichen Bedenken und in welchen Kirchturms- und Bier bankideen die größten und entscheidensten Schicksalsfragen der VolkS- gcsamthei! beurteilt werden, wie jeder Weitblick fehlt, und wie man olles Großzügige vermissen muß. Man hätte glauben sollen, daß das furcht bare Erleben des November 1918 un§ ans dumpfer Niederung hert- auSheben würde, die Ansätze dazu waren auch vorhanden, und erfreu liche Anzeichen lebendiger Anteilnahme am politischen Leben bildeten sich heraus. Nun aber beobachten wir, daß vielfach der Geist der Klein lichkeit, der Kritikasterei, des unfruchtbaren Nörgeln« sich breit macht, und alles das wurzelnd in einer erschreckenden Verständnislosigkeit für die Forderungen einer neuen Zeit. Wie oft haben wir von dem „Umlernen" gesprochen, das nach dem Kriege für uns alle notwendig sein werde. Wir haben das Wort „Das erste Ehejahr" Roman vött Ruth Goetz, (Schluß.) lieber die neue Walzenstraße bewegte sich da« Heer der Arbeiter und Ingenieure, die ekligst ankamen, um das Wunder zu betrachten. Weinhold hatte die Tür zu Settgasts Zimmer ausgmacht und hatte einen unverständlichen Laut hineingerusen, der den anderen aus der Arbeit riß. Und in alle Bureauräume drang die Kunde, daß draußen auf der neuen Walzenstraße das Wunder sich vollzogen, alle eilten hin ,u den Arbeitern in dem Stahlwerk, in den Walzwerken; keiner mochte fehlen, um bei dem Schauspiel zugegen zu sein. In Otto tobte die Erregung, steigerte sich und wurde übermächtig. Die Männer raten vor das Gerüst; Spannung, Erwartung war auf allen Gesichtern, als daS Surren der Klemmrolle sich hören ließ. Es war wie ein dröhnendes Lied, das die Herzen schneller schlagen machte. Weinhold hatte seine blauen Augen weit aufgerissen, Sett- gast hielt sich in der Mitte zwischen Gtorm und Halmen der das Schauspiel mit einer Gier verfolgte, die sich von den anderen Anwesen den in völliger Versunkenheit abkehrte. Otto hielt die Hände wie in einem Krampf geschloffen. In der nächsten Minute mußte sich sein Leken entscheiden, er dachte blitzartig an Renate, sah ihr liebes Gesicht, die Augen, die sich in die Zeichnung bohrten, als müßten sie den Fehler finden. Eine Rührung ohnegleichen erfaßte ihn . wenn sie bei ihm wäre, wenn er jetzt ihre Hand in der seinen fühlen würde, er sähe dem kommen de» Augenblick zuversichtlich m das Auge. Das Surren klang stärker, sein Herz begann wie rasend zu schla gen, als der gelbglühende Block aus dem Kanalosen in die Führung de? ersten Stiches ging und wie selbstverständlich seinen Weg durch die Walzen nahm. Ein rasendes Klatschen, wie wenn im Thmter ein großer Künst le!, die Rampe verläßt, drang durch die atemberaubende Stille. Die Arbeiter, die Kollegen drängten sich um den iungen Erfinder: der war keines Wortes mächtig, der stand neben Weinhold, nmllammcrte dessen Hand, und man sah es dm Bewegungen deS Mundes an, daß er sich mühte, einen Laut von sich zu geben. DaS breite Gesicht des Ober meisters strahlte. Selbst Bnrgmüllar, der allen Angelegenheiten der Paulinenhült« fremd und kalt gegenüberstand, ließ sich zu einem bewundernden Aus rufe Hinreißen. Ns könnte eS nicht anders sein, kamen immer neue Gebilde in doppelter Länge heraus, wurden ans der Fertigware zur Vollendung gefühlt;, bewegtet, sich ans Rollen zu der Schere hin, wo ver noch glühenden Schiene das gefranste Ende abgeschnltten wurde, glitten in einer schiefen Ebene auf daS Warmlager, damit sie bier erlalteten. Tausend Stimmen wurden laut: Wie war es plötzlich geschehen, wer hatte daS Wunder vollbracht? ES konnte nicht sein, daß ein Nei der die Arbeit der Paullnenhütte vernichten wollte durch eine ver dammungswürdige Tat. Die Stimmen schwirrten, vermischten sich mit dem Surren der Kleminrollcn. dem Arbeiten der Maschinen; Niemand sah die hohe MSn- dergestalt, die im raschen Schritte mit dem kaufmännischen Direktor merherkam. Erst als Settgafi der seine Augen überall «mherschweisen ließ, eine tiefe Vorbeugung machte, verstummten die Worte, tiefe Stille Kat ein. „Was geht hier vor?" fragte Lohe, erstaunt, die Zahl der Men schen versammelt zu sehen. In derselben Minute wußte er, daß Storms Erfindung alles überwunden, was sich ihr hindernd in den Weg ge stellt, Heute reichte er dem Manne nicht glückwttnschend die Hand, hatte kein Wort des persönlichen Interesses für ihn, und als Otto ihm die Zeichnungen gab, ihn auf die Zahl anfmerlsam machte, die geändert worden, neben der jetzt eine andere stand, sielen die Arme des Direktors schlaff hernieder. „Das ist undenlbar," sagte er tonlos, „das wäre . . . Wer hatte die Zeichnungen in der Hand, wer überwachte die Kontrolle der Schablonen?" Und alle Stimmen riefen: „Halmer." „Herr Halmer. ich bitte!" sagte Lohe; in dem Klange der Stimme lag etwas, das den Mann wie eine eiserne Macht zwang, vorzmreten. Fast sah es aus, als taumelte er. lieber Otto Storm lam es wie eine wahnwitzige Wut, auf den anderen zuzustürzen, ihn zu Boden zu schmet tern mit der Macht seiner Fäuste: wie er aber das bleiche, cittstelle Gesicht sah, lächelte er verächtlich und hörte gleich einem fernen Brau sen Lohes Stimme: „Wissen Sie, daß eine Veränderung der Zahlen stattgeiunden hat, und wollen Sie erklären, weshalb diese vorgenonimen wurde?" Da warf Halmer mit Anstrengung seines Willens in einer un endlich hochmütigen Bewegung den Kopf auf und sagte, während ein höhnisches Lächeln um seine Lippen glitt: „Nach meiner Meinung mußte sie so sein, mir schien sie richtiger." „Es ist hier nicht, der Ort, um längere Diskussionen über Ihre Meinung auszusprechcn, Herr Halmer," sagte Lohe. ,Jch darf Sie wohl nachher in meinem Bureau erwarten." Halmer hatte Mühe, seine Haltung angesichts der drohenden Ge sichter der Anwesenden nicht zu verlieren. Er machte eine lurze Ver beugung und ging durch die Reihen der Herren und Arbeiter, sing hier und da ein Wort auf, das leine Schmeichelei für ihn bedeutet. Man wußte, daß er nie mehr hierhsr zurückkehren würde. Tiefe, bange Stille folgte den Worten. Endlich brach Professor von Lohe daS Schweigen. „Herr Halmer hat damals die Einwände auf der Konferenz ge macht?" Settgast bejahte eifrig und wiederholte die Ausdrücke die der neue Assistent gemacht, wörtlich aus dem Gedächtnis. Lohe wandte sich an Otto: „Verzeihen Sie die Frage, Herr Storm. war Herr Halmer Ihr Feind?" Wiederum überhob Settgast den Erfinder eifrig der Antwort: „Herr Halmer hat sich immer abfällig über die Erfindung ge äußert, nur konnte kein Mensch auf den Gedanken kommen daß er so weit gehen würde." Keiner der Herren war im Zweifel darüber, wieso Storm erst heute seinen Erfolg errungen. Der Name HalmcrS schwebte auf aller Lippen, als man mit dem Profeffor einen Rundgang durch das Gebiet der neuen Walzenftraßen machte. Loh« zeigte ein verschlossenes Gesicht, kein Schimmer einer Freude, daß eS ihm gelingen würde, zum fest sten Termin M liefern, war ln den Augen mit dem abwesenden Zulep «kcht, « v« «e Hand. „Ich freue mich, Herr Storm. daß Sie nicht vergebens das letzte Jahr geschaffen und gearbeitet haben. Ihnen steht in unserem Gebiet die Zukunft offen. Ich hoffe, daß Sie der Paulinenhütte eine wertvolle Kraft sein werden. Ich empfehle Ihnen, meine Herren, besonders Ihnen, Herr Storm, dis Angelgcnheii der Hütte. Wenn ich nicht mehr hier bin — und das wird zu Beginn des nächsten Jahres der Fall sein — sobald die Arbeiten beendet sind, die wir unter meiner Direk tion begonnen haben, werden Sie unter der neuen Leitung Ihre Kräfte hoffentlich in den Dienst des Werkes stellen. Nun noch eins. Herr Storm: Der Vertrag, der mit Ihnen die Regulierung Ihrer Ansprüche erörtert, wird Ihnen nach Hause gesandt. Ich gratuliere zu der Er nennung zum Betriebsingcnienr deS neuen Gebietes." „ Er verabschiedete sich'durch einen stummen Gruß. Er ging, seine hohe Gestalt sah aus, als sei sie von der Last des Lebens gebeugt: Otto war keines Gedankens mehr mächtig. Er nahm die Glück wünsche halb lächelnd, halb abwchrend i» Empfang, er wollte zu Re nate, ihr das lachende Glück entgegenjubeln, wenn er die Stufen deS Hauses emporeilte. Ms er das Tor des Paulinenwerkes hinter sich gelassen, warf sich ihm der heulende Sturm in den Weg. zerrte an senem Mantel, bließ ihm in das Gesicht, fegte in die Nerniel hinein und wars sich mitten auf den Weg, daß der Mann eins Minute stehen bleibe» mußte. Da llang hinein in das Tosen des Windes eine seine Frauen stimme: „Otto. Lieb, sichst du mich nicht?" Und ein berauschender Duft strömte ihm entgegen. Bezaubernd in ihrer lieblichen Blässe mit den großen, weitgeössneten Augen, stand Renate vor ihm. In ihrem lleid- samen Winterlostüm, das ein schöner Rahmen für das anmutige Bild' war. Da lief er in Bestürzung ihr entgegen. Sic war zu ihm gekom men, sie hatte alles verziehen, war wie einst seinem Herze» nahe. Er legte den Arm um ihre Schulter, er fand kein Wort, das glühend ge nug war, um ihr zn sagen, wie tief seine Liebe geworden, größer, hei ßer, treuer, als sie gewesen. Das Weib in seiner Größe, mit seinem verzeihenden Herzen hatte er In Renate gesellen. „Renate du bist bei mir du bist zu mir gekommen, durch den Sturm gelaufen, um mein Glück mit mir zu schauen! Dir, ich danke dir, du hast mich setzt wahrhaftig froh gemacht." „Allein durch den Sturm wenn der Mann zu Hause erwartet wird," sagte sie neckend. „Sprich nicht mehr davon. Was du tust, ist gut, weil du eS bist." Und nach einer Pause sagte sie: „Vielleicht muß da« erste Ehejahr stet« Sturm und Donner mit sich brinaen, wenn die andere Zeit in Glück getaucht sein soll." Sie schmiegte sich an seinen Arm, sie glaubte, ihm nie so nahe gewesen zu sein, als sie hastig und flüsternd sagte: „Und nächste« Jahr komme ich nicht mehr, nächste« Jahr warte ich nicht mehr allein aus dich . . . wir warten dann ans den Vater." Da blieb er stehen, schaute sie zweifelnd', fragend, voll scheuer Ehrfurcht an. Der Kkang des Wortes „Vater" war wie ein heiliger Ton. „Du, Nenatel Du, mein geliebtes Weibl" Mit unendliche» Zartheit führte er sie heim, schloß die Tür auf, nahm ihr Hut und' Mantel ab, kniete vor ihr nieder und küßte ihr die Hände „Mutterl" sagt« er bebend vor Glück und Dank, . . r n d r«