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Literatur. Literarische Neuigkeit. Demnächst erscheint im Ver lage der Buchhandlung der Verlagsanstalt „Tyrolia" in Vrixen, Siidtirol, von Dr. Acmilian Schoepfers „Geschichte des Alten Testaments" mit besonderer Rücksicht ans daS Verhältnis von Bibel nnd Wissenschaft die mit Spannung erwartete fünfte, vermehrte und verbesserte Auslage, und zwar zunächst der erste Halbband. Der zweite Halbband wird im Laufe des Jahres 1012 zur Ausgabe gelangen. Der Preis beträgt für beide Bände zusammen 0 Mark broschiert, 11 Mark gebunden. Des rhrw. I'. Leonhard Gofsine, Prniilvnstrntriiser- Ortliis, Ehristkatl,»lisch? Hniidpostille oder Unterrichts, und ErbauungSbnch, das ist: .Kurze Auslegung aller sonn- nnd festtäglichen Episteln und Evangelien samt daraus ge zogenen Glaubens- nnd Sittenlehren. Mit Meßerklärung und (Gebeten. 2.0. Auslage, mit einem Titelbild in Farben druck, Farbentitel, vielen Bildern im Text, Familienchronik und Kirchenkalender. Nene, verbesserte Volksausgabe. Gr. 8" (X VI nnd tiUi) Freiburg 1011, Herdersche Verlags- Handlung. Geb. 0,60 Mark und höher. Zahlreich sind die Ausgabe» der allbekannten und beliebten Hnndvostille von Goffine. Die Herdersche Ausgabe, von welcher seht die Volksausgabe in der 20. Auslage erscheint, besitzt den Vor zug, wirklich der echte Gofsine zu sein, indem sie an dein alten Texte festgehnlten hat. Der erste und zweite Teil ent hält bekanntlich die Auslegung der Episteln nnd Evangelien für die Sonn und Festtage des ganzen Jahres, auch jener Hefte, welche erst nach der Zeit des I'. Gofsine eingesübrt wurden. Die Evangelien für die Wochentage der heiligen Fastenzeit sind ohne Erklärung hinzngefügt. Wertvoll und vielen sehr willkommen ist auch der dritte Teil. Er er teilt klare», praktischen Unterricht über Morgen- und Abendgebet, über die heilige Messe und ihre Zeremonien, über die Sakramente der Buße und des Altars, an welchen sich dann jedesmal Gebete anschließen. Darauf folgen die schönsten Litaneien und ein trostreicher Unterricht sür .Kranke und Sterbende, der Hauptsache nach von Alban Stolz. Ein Zusatz schöner Gebete bildet den Schlich. So steht das Buch trotz der ursprünglichen Gestalt vollständig auf der Höhe der Zeit für den Zweck, de» es verfolgt. Da uni! auch Ausstattung und Illustrierung in jeder Hinsicht eine vortreffliche nnd der Preis ein geringer ist, wird es dem Buche wie bisher an Erfolg nicht fehlen. Kotalln, Viktor, Königlicher Seminar- nnd Musik lehrer, Hnri»o»i»i»l»ich sür Kirche, Schule und Haus. Drei stimmige Begleitung nebst dreistimmigen charakteristischen Vor-, Zwischen- und Nachspielen zu katholiscl-en .Kirchen liedern sür das Harmonium ohne Pedal komponiert, be zeichnet und allen Harmoniumspielern nnd Freunden reli giöser Hausmusik gewidmet. Werk 11. Mit einem An hang: Volkstümliches Weihnachtslied sür eine Singstiimne mit Begleitung des Harmoniums oder des Pianoforte zu aicherkirchlichem Gebrauche. Breslau UU1, Verlag von Franz Goerlich. Broschiert 6 Mark, in Halbleinen gebun den 0,60 Mark. Das Werk enthält 06 Originnlkompositio- uen. Es ist durchweg dreistimmig gesetzt und daher sür den praktischen Gebrauch für Kapelle, Kloster, Schule nnd Hausmusik, also überall da, wo in der Regel ein Harmo nium benutzt wird, erfahrungsgemäß geeignet, da das vier stimmige poltzphone Hnrmoniumspiel, im Gegensätze zum vierstimmigen Orgelspiele, wo die vierte Stimme vom Pedal übernommen wird, zu schwer erlernbar ist. Tie Auswahl ist sehr sorgfältig getroffen, so das; sür alle Zeiten und Hefte geeignete Lieder vorhanden sind. Die Durcharbeitung zeugt ebenfalls von großem Fleiß und wird besonders jenen Hrende machen, die ihr Interesse der Themenverarbeitung zilwende», da jeder Satz aus Themen des betreffenden Ehorals herauswächst. Schließlich sei bemerkt, daß neben kurzen und leichten Stücke» sich auch längere und anspruchs vollere finden, um jene Spieler zu befriedigen, die derartige Stoffe zur häuslichen Erbauung und znm Vortragen in Vereinen »sw suchen. .Kurz, gut durck-gearbeitet ist das Harmoniumbuch sür die vorgenannten Zwecke sehr ernpfeh- lcnSwcrt und verdient die weiteste Verbreitung. VV. Wenn die langen gemütlichen Abende wiederkehren macht sich in allen Kreisen der Bevölkerung auch da« Be dürfnis nach einer guten Lektüre wieder bemerkbar. Da ist eS denn immer wieder der „Deutsche HauSschatz", nach dem man mit Vorliebe greift. Reichhaltig nnd interessant, bietet er sür alle vieles, wie daS soeben erschienene Heft wiederum beweist. Die Handlung des spannenden Romans „Marcelle Darrell" schreitet rüstig vorwärts, verwickelter wird schon die Handlung in dem zweiten Roman „Die Gräfin vom Pontifex Sguare". Die abgeschlossene dritte Erzählung „Prost NapoleonI" ichildert uns ein teils heiteres, teils sehr ernstes Begebnis a»S den siebziger Jahren Zum 100. Geburtstage von Hranz Liszt bringt das Heft einen gut orientierenden Artikel. Berlinger schildert uns an Hand von Illustrationen seine Eindrücke in dem wenig bekannten und besuchten Korsika, Herr Nehbel plaudert Über „Leuch tende Gegenstände". Außer fünf anderen Artikeln enthält das vorliegende Hest noch eine reich illustrierte HauSschatz- Chronik, eine Beilage sür die Hrauen und eine Beilage für die Jugend. Dr .K. B. N «!?, nc'trnU«- 7. tL»1lt»«»Ii!>>ecki«e> K,»Mi»>, 1c. V. Vcwncckii»«» moclaiimt «in^cn'ic'kilcchcx I'kmilian - Ilulvi. in t/Ieisil. 8iiil>I, Liiber. Osld. Vorrllglwtiv /well« kvrmen8ktii>nk! Oolisuso in allen Preislagen. 8alon , Xiielien-, V/eeker-, Xenior-, Kuckuck - Obren 2 labe« Oarsnliv. :: üilligv kegle Preise. an Obren, Kolli- uns 8ilber«»ren jeder <K>. Vergolden Versilbern kaebgemdk, sauber, sebnvll, billig. Obrlceiien, ginge, Kolliers, ürosoben, vkrringe, ürmkellon ünbänger. k/lansvli«tienkncpse. Irauring« nur in «ebl Kold u. evbi 8ilber, »ilb.8wckgrisfe fesle Preise sind an jedem 8>llek vermerk!. als: Opale, llul,ins, 8m»ragde. 8a,>kir«,/lmeib/8ls,Iogas« Korallen, Kranainn, ttrillanisn, gebt oder imiiierl. ' > «MM 1 — 108- — Und nuN stand er allein all der verschlossenen Pforte, ein alter, müder, kranker Mann. Ja, „Liebe säen! Liebe!" — dazu war es jetzt zu spät! — Er hatte Dornen gesät nnd mußte nun an sich selber erfahren, wie bitter sie stachen und wie wehe die Wunden taten, die sie schlugen. Wenn sie gar zu sehr brannten, dann suchte er Hilfe bei Trude. Sie hatte eine so leichte, warme Hand, nnd alles, was sie berührte, schien sich zum Guten zu wenden oder in Segen zu verwandeln. Trotz ihrer Jngend war sie so klug und verständig, daß sich der .Hanptmann darüber wnnderte. Wenn er sie darüber zur Rede stellte, so zuckte es schmerzlich über ihr schönes Gesicht und dann sagte sie: „Ich habe eine harte Jugend gehabt nnd war gezwungen, mich früh aus die eigenen Füße zu stellen. Das Leben hat mich unbarmherzig gerüttelt und geschüttelt, hat mich sehend gemacht für die Schwächen der Men schen, aber auch sehend sür die Schönheit und Größe der Welt und ihrer loundcrbare» Ordnung und Eiiirichtnng. Wenn ich mehr Einsicht habe als andere Menschen meines Alters, so kommt dies wohl daher, weil ich viel Er fahrungen in der Welt draußen gesammelt habe — gute und schlimmel — und weil mich das Leben hart angefaßt und mich gelehrt hat, mich mit dem Erreichbaren zu begnügen und niemals das Unerreichbare zu fordern. Denn daS Leben, Herr .Hauptmann, ist die beste Schule und die Erfahrung die größte Lehrmeisterin." Der Hauptmann mußte ihr beistimmen und bewunderte sie wegen ihrer Sicherheit und ihres starken, freudigen Wesens. Sie war nie verzagt oder niedergeschlagen, über die Unannehmlichkeiten des Lebens ging sie festen Fußes hinlveg, wie man über Steine schreitet, die im Wege liegen. In allen Lagen behielt sie ihren frohen Mut und ihre feste Zuversicht und eine stille, heitere Ruhe war der Grundzug ihres ganzen Wesens. Tabei fand sie trotz aller Arbeit immer noch Zeit, sich um andere zu kümmern, hatte stets ein freund liches Wort oder einen guten Rat zur Hand und war für jeden, dem sie nahe trat, ein Heller, Niarmer Sonnenstrahl, der ins Herz hineinleuchtete. Dem Hauptmann war dieses Mädchen ein wundersames, süßes Rätsel, daS er vergeblich zu lösen versuchte. Noch nie hatte er ein Weib gesehen, das in seinem Berufe so völlig ansging, wie Trude, das eine so große, hohe Welt anschauung besaß wie sie. Trude war ihm ein Rätsel. Und doch war ihre ganze Lebensweisheit in einem einzigen Satze zusaimilengefaßt: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!" Herr v. Sonnenberg erkannte wohl die Perle, die sein Hans barg. Er vertraute Trude in allein nnd sie stand ihm näher als seine eigene Tochter. — 16. Gräfin Susi v. Wnligenheiin saß in ihrem glänzend auSgestatteten Boudoir und blätterte in einem französischen Roman. Aber das Buch widerte sie an. und sie ließ eS achtlos auf den Diwan fallen.. Sie trat ans Fenster, durch das ein grauer Herbsttag mit trüben Angen hereinsckMite. Das war alles so düster und kalt, daß sie fröstelte. Sie trat an den Schreibtisch, auf dem in langen Reihen eine Menge von Photographien aufgestellt waren — Damen und Herren des Highlife, Aristo- kraten und Offiziere, Künstler nnd Künstlerinnen — lauter Bekannte nnd Krnmde. deren Bekannlscl-aft sie auf ihren Reisen gemacht hatte. — 106 — Nebenan lag ein Saal, in dem Oßwaldt die im Winter gefertigten Ge- mehre in langen, glänzenden Illeihen ausgestellt hatte. Die Prüfungs kommission hatte 600 Stück bestellt: wenn das Modell angenommen würde, gab es vollauf Arbeit aus fünf bis sechs Jahre. Würde cs abgelehnt, so wollte er sich mit dem Auslände in Verbindung setzen: zunächst mit Japan, das so mächtig eniporstrebte. Schon am anderen Tage wurde die „Fabrik" geräumt, und Erich richtete den Ban für seine Zwecke ein. während sich Oßwaldt mit ein paar Arbeitern in den Saal zurückzog. Erich ging mit Fenereifer an die Arbeit. Diese kleine Werkstatt war ja vorderhand nur ei» Notbehelf später sollte alles in größerem Maßstabe betrieben werden. Er hatte wenigstens festen Boden unter den Füßen; von hier aus wollte er weiter Vordringen, Schritt für Schritt ohne Uebereilung, ohne Ungestüm — sicher und zielbewußt. Er hatte sich von Berlin ein beinahe vollendetes Modell eines neuen verbesserten Automobils mitgebracht nnd legte nun die letzte Hand an die Ausführung seines Planes. Er begann einen Sportwagen zu bauen, der alles Tagewescne überbieten und beim Rennen den Rekord schlagen sollte. „Apollo" nannte er ib». Er prüfte jedes Rädchen und jede Schraube, verwendete das beste Material and beanssichtigte anfs strengste die Arbeit, die ans diesem Grunde nur langsam voranschritt. Es dauerte Monate, bis „Apollo" blank nnd glänzend in der Auto-Garage staud und seiner Bestimmung entgegen sah. Erich freute sich seines Anblickes, denn cs war sein Werk, das er ge schaffen hatte und das seinen Ruhm begründen sollte. Zum Zwecke der Probefahrten hatte er das ganze Grundstück ebnen lassen, aber es genügte nicht, nnd so war er genötigt, seine Fahrten, ehe er „Apollo" der Oesfentlichkeit übergab, auf die nahe Landstraße auSzudchnen. Das geschah meistens abends, wenn die Straße unbelebt war. Dann fuhr er meilenweit ins Land hinein, durch stille Dörfer nnd Städtchen, notierte seine Erfahrungen, prüfte den Wagen ans seine Geschwindigkeit und kam z» der Ueberzeilgung, daß sein Werk gelungen sei. Nun galt es, dasselbe in die Oessentlichkeit einznsühren. Ein glücklicher Zufall kam Erich dabei zu Hilfe. Einige Stunden von der Residenz, in einem stillen Seitentale, lag ein kleines, schmuckes Dorf. Dort besaß ei» angesehener Industrieller, Kom- merzionrat Groß, eine reizende Villa, in die er im Sommer an jedem Abend hinausfuhr, um sich von den Strapazen des Großstadtlebens nnd der Arbeit zu erholen. Auf einer seiner abe»dlicl>e» Probefahrten war Erich mit ihm bekannt geworden. Beim Herannaheu seines sausenden „Apollo" mit den zwei rot glühenden Augen am Kopse hatten die Pferde des .Kommerzienrates gescheut, und der leichte Wagen war in Gefahr geraten, über die Böschung zu stürzen. Da stoppte Erich seine Maschine, sprang ab und fiel den Pferden in die Zügel. Nach einer höflichen Entschuldigung von seiten Erichs waren sie in ein Gespräch geraten, dessen Abschluß eine freundlicl>e Einladung war, die der Koinmerzienrat an Erich richtete. Erich nahm an und fuhr am nächsten Sonn tag vor der „Villa Groß" vor, wo er mit ausgesuchter Freundlichkeit empfangen wurde nnd ein paar gemütlickie Stunden in der Gesellschaft des 81i ^ ».Haus Sonnenberg."