Volltext Seite (XML)
MGschtDMsrcitmlg AnSaad« L mit S Beilage« Di ' Bezugspreis, oreSdeu und in Oesterreich » Bettageu vierteljLbrltch »,»« In /Ä ^Deulschlcuid frei Hau» S.ii» L: «uSaabe » nur mit Feierabend vierteliübrlich 1,8» In Dresden und na»» Deutschland sie! Hau« »,»!» in Oesterreich 4,07 L — Sinzel-Nummer Lv j erst> pLt, Wocheutag« erscheint die Zeitum Nachmittag-stunden; di« Soun, . in den ersten! erscheint später. I Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend Annahme von »eschLstSanzcfncn dt« I» Uhr, von Fümiiien-t : auzcigcn bis II Uhr. j Drei« sür die Pestt-Spalizeile S» im ReNametcii «» S Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aus-1 I gegebene Anzeigen lonnen wir die Veraiilwortlichlcil sür die Richtigkeit de« Textes nicht übernehmen. Redaklions-Sprechsiundc: 10 bis II Uhr vormittag?. Für Rückgabe eingesandter Schriftstücke macht sich die Redaltton I nicht verbindlich; Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bei-1 gefügt ist. Brieflichen «»fragen ist AntwortSporto dcizusllgen. I Nr. 144 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden-A. 16, Holbeinstratze 46 A Mtwoch den 25. Juni 1913 Fernsprecher 1366 12. Jahrg Hidalgo und Bourgeois Als vor wenigen Wochen König Alfons von Spanien Herrn Pmncars ,„jf einer Visite beehrte, schwamm ganz Frankreich in eitel Freude und Genugtuung und auch in Spanien akzeptierte man diese Tatsache mit großem Stolze und noch größeren Hoffnungen. Obwohl sich eigentlich Spanier und Franzosen im Grunde genommen nicht riechen können, verwischten die hochtönenden Eß- und Trinkrcden. die bei dieser Gelegenheit gehalten wurden, die wahren Ge- fühle. Man sprach von Rassengemeinschaft, von Jnteressen- verwandtschaft und ventilierte mit großer Zuversicht den Anschluß Spaniens an den Dreiverband. Doch Freunde in der Not sind sehr selten, besonders wenn sie. wie in diesem konkreten Falle sozusagen an einer historischen Unbeständig- keit leiden. Das mußte der jugendliche spanische König und sein knsenimmuner Ministerpräsident Graf Noma- nones gerade in diesem Augenblick erfahren, wo man zum ersten Male die freundnachbarliche Hilfe Frankreichs nötig gehabt hätte. Der spanische Ministerpräsident Graf Nomcv nones hatte dieser Tage eins Unterredung mit dem franzö sischen Botschafter in Madrid, um angesichts der Schwierig- keiten, welche die Entsendung von Weiteren spanischen Truppen nach Marokko hervorrief, eine eventuelle mili- tärische Kooperation Frankreichs und Spaniens in Marokko zu veranlassen. Zweifellos war der Gesichtspunkt, auS welchem Graf Nomanoncs ein französisch-spanisches Zu- sammenwirken in Nordafrika anregte, ohne weiteres ein leuchtend, denn cs ist klar, daß die Aufstandsbewegung, die in der einen Zone nicht wirksam unterdrückt wird, auf die andere Zone überzugreifen droht und daß gemeinsame Maßregeln der Spanier und Franzosen am ersten Aussicht haben, nicht nur eine wirksame Unterdrückung der auf- ständischen Marokkaner durchzusetzen, sondern auch zu einer Wesentlichen Beschränkung der Ausbreitung direkter Un- ruhen zu führen. In Nordafrika, wo die Getreideernte schon seit Wochen beendigt ist, haben sich die halbwilden, kriegslustigen Kabylen reichlich mit Waffen und Proviant versehen und nicht ohne Erfolg die Fahne des Aufruhrs er- hoben, so daß kein Zweifel besteht, daß trotz aller Denientis Spanien sich die größten, fast unaufbringbaren Opfer an Geld und Gut wird auferlegen müssen, um die Ordnung wieder herzustellen. Die dort investierte spanische Streit macht von 40 000 Mann genügt offenbar nicht, um den Auf stand niederzuschlagen. Man kann schon daraus Schlüsse auf die Ausdehnung des Aufstandes ziehen, daß in den letzten Tagen aus Malaga, Algeciras und Kadiz bedeutende Verstärkungen abgeschoben wurden und auch die gesamte Kriegsflotte Spaniens die Weisung bekommen hat, sich in die marokkanischen Gewässer zu begeben, um das Landheer zu unterstützen. Dresden und Leipzig auf der Internatio nalen Vaufachausstellung Leipzig 1913 Das Dresdner Haus Nach einer emsigen Arbeit von drei Wochen seit der Er öffnung der Internationalen Baufachausstellung konnte am 26. Mai das Dresdner Haus der Oeffentlichkeit übergeben werden. Der Gcsamteindruck ist, nachdem nunmehr die Gartenanlagen, sowie die in denselben ausgestellten Vasen und Pylonen fertiggestellt sind, ein gefälliger. Die Gartcn- anlagen sind in dem heute üblichen architektonischen Stil angelegt, bei einem Gebäude dieser Bestimmung nicht un angemessen. Die runde, stattliche Eingangshalle, über der sich die Kuppel erhebt, ist als Nepräsentationsraum gedacht und demgemäß ausgestattet. Wände und Fußböden sind in rei cher Keramik ausgeführt. Ein Brunnen in Blau und Grün ziert die Mitte. Besonders reizvoll nehmen sich die Reliefs tanzender Putten über den Nischen aus. Der Raum ist in seiner Gesamtwirkung ein vielversprechender Auftakt zu den weiteren, die zeigen sollen, was das Dresdner Kunstgcwcrbc zu leisten vermag. Der folgende Raum ist der Stadt Dres den eingeräumt. Die beiden Schmalwände schmücken Ge mälde von Pcrks und Gußmann, die schon auf der vorjähri gen Kunstausstellung Beifall fanden. In Modellen und Ansichten sind eine Anzahl Neubauten Dresdens aus dem letzten Jahrzehnt ausgestellt. Da fesselt vor allem das Kre matorium Schumachers, das in der monumentalen und ernsten, aber nicht düsteren oder massigen Gestaltung und durch die dem Zweck entsprechend abgestimmte Umgebung bleibenden Eindruck hinterlaßt. Auch das neue Rathaus hat man Gelegenheit, zu bewundern. Im übrigen finden sich nur noch Bauten von Erlwein, teils vollendete, teils ge plante. Das Modell des vielumstrittenen LaubengangeS, Ecke Altmarkt und Wilsdruffer Straße, das man kürzlich bei Arnold in der Erlwein-Ausstellung betrachten konnte, hat man nicht nach Leipzig geschickt. Besonders kritisch ist die Lage Tetuhans; diese im April dieses Jahres von den Spaniern besetzte Stadt wird von 15 000 Kabylen umzingelt und cs herrscht dort eine furchtbare Panik, da ein allgemeiner Sturm befürchtet wird. Angesichts dieser Tatsache war es leicht verständlich, daß Spanien durch die Unmöglichkeit bei seinen zerrütteten Finanzen die neuen beträchtlichen Kriegsansgaben zu be streiten, an seinen neuen französischen Freund sich erinnerte: aber Herr Barthou zeigte sich sehr zugeknöpft. In der Antwort der französischen Negierung auf das von Spanien ongebotene Zusammenarbeiten in Marokko wird darauf hingewiesen, welche Schwierigkeiten es für Spanien sowohl wie für Frankreich machen würde, von ihren Parlamenten die Zustimmung zur Entsendung neuer Verstärkungen nach Marokko zu erhalten. Tatsächlich sind auch in beiden Län dern dis Widerstände gegen eine verschärfte kriegerische Marokkopolitik nicht unerheblich. In der französischen Presse fordert man in ernster Eindringlichkeit eine Be schränkung des militärischen Vorgehens ans das schon be setzte Gebiet. Auch in der französischen Kammer machte man in einer Resolution die Fortsetzung einer friedlichen Politik in Marokko sowie die Errichtung der Schntzherr- schaft zum Inhalt der weiteren französischen Marokkopolitik. So steht Spanien, welches so große Hoffnungen ans die französische Freundschaft setzen zu dürfen glaubte, fast iso liert und hilflos da und wird in Bälde Europa vielleicht wieder mit einer neuen Kabinettskrise überraschen. Die Lösung der Deckungsfrage Diese und die nächste Woche werde» die Verabschiedung der Militärvorlage und der Decknngsfrage bringen: das Zentrum hat also einen vollen Sieg errungen: keine Aus gaben ohne Deckung! Alle Parteien haben sich diesem ver nünftigen Satz gefügt und die Negierung machte ihn zu dem ihrigen. Nunmehr kann das große Werk zum Schutze des Vaterlandes genehmigt werdenI Die Militärkraft wird gehoben, die Finanzen ble'ben in Ordnung: die volle Deckung ist vorhanden. Was zunächst die einmaligen Ausgaben be trifft, so finden sie ihr Gegengewicht im Wehrbeitrag, der mindestens 1000 Millionen Mark anfbringen wird: manche rechnen mit 1200 Millionen Mark. Aber man tut gut, sich an die untere Grenze zu halten. An dem Wehr beitrag sind Einkommen und Vermögen beteiligt: die Ver- mögen sollen 875 Millionen Mark, die Einkommen 80 Mil lionen und die Aktiengesellschaften 10 Millionen Mark bringen. Alles Geld, das so anfkommt, dient zunächst für die Kosten der Wchrvorlagc und dann für Fehlbeträge, welche bis 1016 entstehen könnten infolge von Aufhebung von Stenern, der späteren Einführung der Besitzstenern und Das städtische Tiefbanamt hat u. a. die Earolabrücke in den verschiedensten Bauphasen in Photographien ansge stellt. Ferner einen Straßengnerschnitt mit allen Einban- ten: Flntkanal mit Einsteigschacht, Straßensinkkasten, GleiS- entwässernng, Fcrnsprechkabel, Wasserrohr, Fenerwehrkabel. Die anschließenden beiden Räume sind von der Dresd ner Künstlervereinignng ansgestattet. An Modellen sieht man das Haus der Dresdner Kaufmannschaft von Höhrath, das Stadttheater von Duisburg von Dülfer, sowie des letzte ren Entwürfe zu dem Neubau des Königlichen Opernhauses in Berlin. Der Verein für kirchliche Kunst im Königreich Sachsen breitet in einem Raume das Feld seiner Tätigkeit in reicher Fülle ans in Projekten für Kirchen, Kapellen, Friedhöfen, Urnen nsw. Ein öffentlicher Leseranm des Dresdner Anzeigers fesselt durch seine Behaglichkeit. Dieser Grnndton der Be haglichkeit, Gediegenheit und künstlerisch-guten Geschmackes ist auch den übrigen Räumen eigen, dem Speisezimmer von Oswin Hempel wie dem Wohn- und Empfangszimmer von G. v. Mayenburg, dem Herrenzimmer von Bender und dem Arbeitszimmer von Martin Piehsch. Die Ausstellung der Stadt Leipzig In der Bctonhalle, dem künstlerisch hervorragendsten Bauwerk der Ausstellung, hat die Stadt Leipzig unterge bracht, was sie Hervorragendes auf dem Gebiete des Bau faches zu bieten hat. Ein lila gehaltener, gedämpfter Empfangsranm bildet mit seinen Bildern aus Alt-Leipzig und den Büsten bedcu- tender Männer der Vergangenheit einen stimmungsvollen Eingang zu den Leistungen des heutigen Leipzig. Das Hochbauamt bringt Modelle des Krematoriums, des Krankenhauses St. Georg, des Stadtbadcs, des Leih hauses pnd die Pläne vom Umbau deS alten Rathauses. DaS Baupolizeiamt und das Stadterweitcrungsamt zeigen in Plänen und Modellen, wie Leipzig in den letzten Jahrzehnten geworden ist und wie es sich in den kom- der sonstigen Mindereinnahmen. Was darüber hinaus auf- koinmt, soll nach den Bestimmungen des Etats zur Kürzung der dritten Rate verwendet werden, also nicht zur Schulden tilgung. Tie Besteuerung des Vermögens beginnt bei 10 000 Mark, sofern jemand 5000 Mark Jahreseinkommen hat, oder bei 30 000 Mark, sofern er mehr als 20 000 Mark Ein kommen hat, sonst bei 50 000 Mark. Sie setzt sür die ersten 50 000 Mark sehr nieder mit 0,16 Prozent ein und steigt dann bis 1,5 Prozent: die Dnrchstaffelnng ist beschlossen worden. Ein Höchstsatz der zu erhebenden Steuer ist nicht beschlossen worden, da kommt auch der reichste Mann nicht auf 1,5 Prozent. Die Besteuerung der Einkommen beginnt bei 5000 Mark mit 1 Prozent und steigt dann bis auf 8 Prozent, was nur für die ganz großen Einkommen in Be tracht kommt. Man muß bei allen diesen Sätzen bedenken, daß sie in drei Jahren zn bezahlen sind und daß daher im Einzelfalle und Einzeljahr zn hohe Summen aufgebracht werden müssen. Aber wir wollen gar nicht in Abrede stellen, daß die ganz großen Vermögen diesmal tüchtig bluten müssen. Viele Kreise, welche so heftig nach der Besitzstcuer gerufen haben, sind nun sehr ernüchtert worden. Jeden falls bleibt der ganze Wehrbeitrag ein hochinteressantes wirtschaftliches Experiment und ein harter Prüfstein für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unseres Volkes. Die fortdauernden Ausgaben belaufen sich ans rund 185 Millionen Mark. Hier muß man nun zwei Perioden der Deckung unterscheiden: die eine geht bis 1017, in welchem Jahre die neue Besitzstener kommt, die andere von 1013 bis 1017. Was die fortlaufende Deckung betrifft, so ist diese im allgemeinen gesichert, auch wenn das Erbrecht des Staates abgelehnt wird: an seine Stelle tritt im Herbst die Besteuerung der Bnchmacherwetten, welche sicher so viel cinbriugt wie das Erbrecht des Staates. Wie sieht nun die Deckung ab 1017 aus? AIS Besitz, steuer die Vermögenszuwachssteuer 00—05 Millionen Mark, Ansrechterhaltnng der Znckerstener 10 Millionen Mark, Versichernngsstempel 15—50 Millionen Mark: zusammen 180 Millionen Mark. ES fehlt also nur noch ein Minimum zur Deckung, daS durch die natürliche Steigerung der Einnahme und die Wettstcner reichlich anfkommt. Man kann also die end gültige Deckung als gelöst ansehen Bis zu 1917 aber gibt es recht erhebliche Schwierig keiten: da fallen aus rund. 150 Millionen Mark, und zwar 80 Millionen Mark ans der Besitzsteuer, 10 Millionen Mark ans der Aufhebung des Grundstücksstemvels und 30 Mil lionen Mark als Entschädigung an die Bundesstaaten. Diese Summe kann nun auf zwei Wegen gedeckt werden: entweder höhere Matrikularbeiträge oder aber aus dem lleberschuß des Wehrbeitrages. Letzteres empfiehlt sich, inenden Zeiten entwickeln soll. So fesselt ein Schanbild znm Bebauungsplan von Leipzig-Sellerhansen-Süd, ein Modell von der Bebauung der Gohliser Schloßwiesen. Für die Frankfurter Wiesen sieht der Bebauungsplan Festhallen uiid ähnliche Bauten vor. Die Straße des 18. Oktober wll ihren Eharakter als Prachtstraße auch nach der Aus stellung beibehalten, wie die Schaubilder zeigen. Das Tiefbanamt gibt an interessanten Modellen Aufschluß über seine Tätigkeit. So hat die Entwicklung des Straßennetzes eine belehrende und interestaute Dar stellung gesunden. Brücken, Ueberfübrungen vervoll ständigen das Bild. Die Tätigkeit der Stadt aus dem Gebiete deS Bildimgs. Wesens ist eine bedeutende, wie die Modelle und Pläne von Schulen jeder Gattung beweisen. In den oberen Räumen treffen wir aus die großen Monumentalbauten Leipzigs: des Reichsgerichtes, des neuen Rathauses. Eine höchst interessante Sammlung histo rischer Stadlpläne erläutert die Entwicklung der Vororte. Das stadtgeschichtliche Museum hat das heimische Siedlungs- wesen von llr,zeiten an, wie es durch Funde und Aus grabungen festgestellt ist, zum Gegenstand seiner nicht nur sür Leipziger interessanten Ausstellung gemgcht. Unter den Darbietungen des BauvolizeiamteS, tech nische Abteilung, verdient noch hervorgehoben zu werden die geschichtliche Entwicklung der Bauvorschriften in sche matischer Darstellung und deren Einfluß auf die innere und äußere Gestaltung der Bauten. Die Ausstattungen der beiden Hauptstädte des König- reick's Sachsen legen Zeugnis davon ab, welche enormen Leistungen auch auf alle» Gebieten des Bauwesens mo- derne Städte zn erledigen haben, zugleich von der Fähig- keit, den großen gestellten Aufgaben gerecht werden z,: können, sowie von dein Streben, immer vorwärts zn schrei ten. Nicht nur die Einwohner selbst, sondern das ganze Land kann stolz darauf sein, zwei solche Städte in seine,« Gauen zn haben. Dr. E. Haendtke.