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Ml . Ir: 'Mi M-' Nö die gleichzeitigen Berdienstrückgänge des Fleischergewerbe» sich auf 5 Mk. beschränken, denen dann gerade in den Jahren tiefster Preisdepresston girr entsprechend höherer Gewinn als Au»gleich gegenüber stetzl. ^edensaü» kann man nicht von einem „Fleischwucher" der Pc,duz«n1en. der Landwirte, sprechen. — Die ReichStaßSerftchwatzl i» Thor». Der Wahlkreis Thorn steht unmittelbar vor einer Ersatzwahl. da b^annt- lich da» Mandat Pas 1M8.mir geringer Mehrheit gewählten polnischen Dalksparterlers Brejstt im Reichstag für ungültig erkärt werden ist. Deutsche und polnische Stimmen hielten sich im Jahre 1908 ungefähr die Wage (14 605 gegen 14 724 in der Stichwahl); in der Legislaturperiode von 1696 bis 1908 war der Wahlkreis nationalliberal vertreten. Die Sozialdemokratie mit 1000 und das Zentrum mit nicht ganz 100 Stimmen kamen nur für die Stichwahl in Betracht. Wahrscheinlich wird sich eine Einigung aus den nationalliberalen Neichsbankdirekror Llltel erreichen lassen. Der konseroatioe Verein hat bereits zugeitimmt und auch vonl liberalen Verein ist kaum Widerstand zu erwarten. Die Polen stellen wiederum Vrejskr am. — Die bayerischen Agrarier haben nw, wie mir gestern schrieben, nl» Verbündete des Liberalrsmas Neiden Landr«g»wahlen eine vernichtende Niederlage geholt. Die „Kreuzzeilung" hält ihnen nun dis Verfehlte ihrer Taktik vor und sagt, dah der Anschluss an das Zentrum der allein richtige Standpunkt sei; das kaiiseivalive Blatt führt aus: Wie wäre es erst den Liberalen in Bauern er-ongcri, hätten sich nicht unbedachteriveis« die Agrarier mit ihnen eingelassen. Irgend «in praktisches politisches Motiv gibt es dafür nicht. Man kann wohl sagen, dag ahne die agrarische Hilfe die Liberalen höchstens 10 bis tri Mandate erhielten, zumal dann, wenn die Agrarier ein Komvroinih mit dem Zentrum abgeichlossen hellten. Politische Berührungspunkte fanden sie hier mehr als beim Liberalismus, der doch mit der ganzen anrüchigen legislativen Last seiner historischen Vergangenheit behaftet ist Heute werden die Agrarier und Konservativen wohl einsehen, da« sie übel ge fahren sind. Als Dank ernten sie von der liberalen Presse, dos; diese in der Wahlaufmachung die agrarischen Wäblwänner und Stimmen einfach den Liberalen z»»äblt. Von Eintelheilen mutz zur Belegung für die einzii'chlagende Taktik hcrvorgehoben werden, das; der altbayerische radikale Bauernbund, der sich am engOen mit dem Liberalismus liiert bat, am schwersten geschlagen wurde. Er hat von sechs gleich drei Mandate verloren und sieht in alle» anderen Wahlkreisen auf getäuschte Hoffnungen zurück. Das Blatt schließt seine Ausführungen mit folgenden Worten: »Wir m'ine», das; die Agrarier keine Ursache haben," noch länger mit dem Liberalismus zu paktieren. Deshalb empfehlen wir ihnen, sich da, wo es sein muß, der Zenirumssiittimeii zu sichern." Ter Plan, eine amtliche Zentralstelle für kirchliche Statistik zu errichte», wird leider nicht ansgefiihrt Norden. Wie die Germania erfährt, wurde von den kirchlichen Be hörden der Bescheid gegeben, das; die maßgebenden kirch lichen Instanzen die Errichtung eines Zentralbureans für kirchliche Statistik weder selbst in die Hand nehmen, noch auch amtlich zu fördern in der Lage seien, daß diese An gelegenbeit vielmehr dein privaten Eintreten geeigneter Kreise überlassen werden müsse. Die Privatarbeit des ein zelnen oder auch einer Gesellschaft gleichgesinnter Männer muß ohne die amtliche Mitwirkung der in Betracht kom menden kirchlichen Behörden, wie es in der Natur der Sache liegt, immer Stückwerk bleiben. Aber gerade das offiziell verlandete vollständige Material gibt einer Statistik den Wert. Tie Verhältnisse in Samoa werden seit längerer Zeit in der Presse besprochen; wie man weiß, stehen sich ans der Insel der Gouverneur und die Ansiedler sehr scharf gegenüber. Das erfuhr inan auch ans der vorgestrigen Generalversammlung der deutschen Samoa-Gesellschaft. Der Direktor derselben in Samoa, Dicken, gab eine längere Schilderung über die in Samoa zutage getretenen Diffe renzen mit dem Gouverneur Dr. Sols und erhob eine Neihe schwerer Anschuldigungen gegen ihn. So sei der Gesell schaft der Ban eines Gebäudes verboten, der Konkurrenz aber später gestattet worden. In einem von ihm wegen liderlichen Lebenswandels entlassenen Pflanzer gegen die Gesellschaft angestrengten Prozesse lxrbe der Gouverneur dessen Partei ergriffen. Für die Züchtigung eines Ebiiiesen sei er (Decken) zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt worden, diese Strafe sei aber von dem Obergericht in Apia in eine Geldstrafe von 600 Mark ningewaiidelt worden. Eine von ihm (Decken) in der Erregung getane Aenßcrung, der Gou verneur sei mit schuld an dem Aufstande der Ebinesen, babe ihn; eine niebriiionatliche Gefängnisstrafe eingebracht. Die Verhandlungen förderten noch mancherlei interessante Dinge zutage, so die Tatsache, daß die Privatkorrespondenzen der Direktoren Decken und Altinann durch das Auswärtige Amt beschlagnahmt worden sind. .Hierbei kam es zwischen der Direktion n»d dein Anssichtsrat, welche durch das Aus wärtige Amt .Kenntnis von dem Inhalte der Briefe er halten batte, zu listigen Auseinandersetzungen. Allem An schein nach stehen wir hier vor einem neuen nicht gerade rühmlichen Kolonialskandal. Anläßlich der Btsprrchnng des Zentrums-Wahlsiegrs in Bauern erinnert die Krenzzeitnng an den Unterschied zwischen der Autorität des Katholizismus und der des Pro testantismus. Das Blatt sagt, das Glanbensleben der Ka tholiken sei bedingt durch die Autorität, die in der katholi schen jbirclie und infolgedessen in ihrer politischen Organi- sation aufs höchste ausgebildet ist. Aber ans protestantischer Seite seien gerade die Liberalen, die liberale Wissenschaft, die liberale Tlreologie aufs eifrigste dabei, die Autorität des ProK'slanlislnus, de.n Mittelpunkt seiner Lehre, die Gottheit Ebristi, mit der der wahre Protestantismus steht und fällt, zu leugnen. Diese gottlickre Autorität aber sei es, allein, die den Protestantisinus n»überwind!ich macht, die ihm Lebenskräfte gibt für das Gedeihen eines von wahrhaft evangelisck-ein Geiste erfüllten Staates und einer gleichartige» (yeselljclxrst. Aber gerade die liberalen Theo- logen, die ans der andern Seite so laut den Kampf gegen Nom führen, sind es, die der protestantisch)«'» .Kirche ihren göttlichen Mittelpunkt, ihre göttliche Autorität nehmen wollen. Tcr Kartklltng dev Bundes jüdischer Korporationen hat am 7. d. M. in einer Resolution zn den konfessionellen Stndentenverliinduiigen Stellung genommen; es heißt dort: Was den sogenannten „Kampf um die akademische Frei heit" betrifft, so sieht der B. I. C. in ihm nur einen Ver such, im Namen der akademischen Freiheit eine- der wich- tigsten Rechte der Studentenschaft, die Koalitionsfreiheit, zuungunsten der katholischen Korporationen zu unterdrücken. Man mag sich zum UltramontanismuS stellen wie man will, auf jeden Fall ist die gewaltsame Unterdrückung der katholischen Korporationen ein Unrecht, und, wenn sie gar im Namen der akademischen Freiheit geschieht, eine innere Unwahrheit. Zufolge der akademischen Freiheit muß allen Studenten das Recht eingeräumt werden, sich auf grund eines jeden Prinzips zusammeuschließen zu dürfen, gleich viel, ob die Majorität der Studentenschaft mit diesen sym pathisiert oder nicht. Der B. I. C. lehnt cs daher wie bisher ab, sich an dem Kanrpf gegen die katholisch-ultramon- tauen Studentenverbindungen zu beteiligen. -- Das BN«»«i» drS Zrutr««» mit den Sozial demokraten bei den bayerischen Wüplen wild anläßlich des Sieges als passeirdes Thema der Besprechung genommen. Tie „Deutsche Wacht" schreibt, dag das Zentrum zum größten Teil doch nur den Sozialdemokiaten den Erfolg in der Wahlschlacht zu verdanken habe. Es ist unserer „freimütigen" Kollegin eine zu unangenehme Vorstellung, daß der Zentrmnsgebanke sich behauptet und noch mehr Anhänger gewinnt, darum nimmt sie eine Miene ax, als habe das Zentrum nichts aus eigener Kraft erreicht. Dem gegenüber stellen wir fest, büß das Zentrum dem Kompro- miß mit der Sozialdemokratie folgende Mandate verdankt: 2 in München, 1 in Z»eibrücken, 2 in Schweinfurt, 2 in Günzdurg, 1 in Augsburg, 4 in Kempte», zusammen 9 Mandate. Ja. hätten die Liberalen mit Hilfe der Sozialdemokraten gesiegt, darin würde man davon ge sprochen haben, daß das Volk des Klerikalismus über drüssig geworden sei und sich dem liberalen Heile zuwende. Die „Deutsche Wacht" hätte vielleicht geschrieben: der Evangelische Bund habe einen Beweis seiner weltumspan- »enden Macht geliefert und dergleichen mehr. Jetzt aber regt sich nichts im Odenwalde, und „Kultur" will keiner „gekämpft" haben. Im übrigen darf derjenige, welcher an dein Bündnis des Zentrums und der Sozial demokratie Anstoß nehmen will, kein Liberaler sein. In Bayern gehen die Liberalen gewohnheitsmäßig mit den Sozialdemokraten, und die liberalen Zeitungen und Führer verkünden die Notwendigkeit der Unterstützung der Sozialdemokratie gegen daü Zentrum. Und trotzdem ist es der „Deutschen Wacht" bisher nicht eingefallen, die Liberalen Bayerns von den „stastserhaltenden Parteien" auszuschließcn. Dein Zentrum dagegen wird der Vorwurf gemacht, daß es durch sein Bündnis den „Parteischild be fleckt" habe. Dabei hat die „Deutsche Wacht" nachzu- weiseu vergessen, daß die Sozialdemokratie nur mit Hilfe des Zentrums sich die Mandate geholt hat. Ohne dies Kompromiß besitzt dis Sozialdemokratie in Bayern nur ein sicheres Mandat, München II, das ater auch nur auf der Person des Abg. v. Vollmar ruht. DaS erlaubt sich das „KaplanSblättchen". auch „Bennoblättchen" genannt, in seiner „Unschuld oder Kindlichkeit' der „Deutschen Wacht" „auözuplaudern". — Oder ist dieses Geständnis auch „römische Tücke und jesnitiiche Schlauheit"? — Der Rückgang der Eozialdemakratic in allen Er- satzwablen seit 1908 ist sehr bemerkenswert. 21 Ersatz wahlen haben stattgefunden. bei 17 von diesen war die Sozialdemokratie beteiligt. Aber nur 2 von diesen 17 Ersatzwahlen ließen eine Zunahme der sozialdemokratischen Stimmen um im ganzen 657 Stimmen erkennen: Dessau- Zerbst um 447 und Schweriu-Wismar um 210. Bei allen übrigen 15 Ersatzwahlen war ein Rückgang der sozialdemo kratischen Stimmen zu verzeichnen, um im ganzen 28655 gegenüber den Hanptwahlen am 16. Juni 1908. Die Zahl der sozialdemokratischen Stimmen nahm gegen 1903 ab bei den Ersatzwahlen in Mitweida von 19 270 auf 16 089. in Auerbach von 19 106 auf 15 772, in Osna brück von 6 871 auf 4 930, in Eschwege von 6 465 auf 5 637, in Lüneburg von 5 564 ans 8 918, in Sayda- Marienberg von 18 616 auf 10217, in Altenburg von 16 695 aus 17 427, in Frankfurt a./O. von 12 817 auf 11 407, in Slraßbnrg-Land von 3 079 auf 1 479. in vLchmimbmg-Livpe von 2 810 auf 2 192. in Schwerin- Wismar von 6 140 auf 6 809. in Kalbe-Aschcrslebe» von 20 261 auf 19 018, in Hof von 10 676 auf 10 329 und in Hamem-Lindrii von 10198 auf 8 712, in Donau- eschingcn von 2 189 auf 1 876. Wir wollen aber deshalb um so weniger einen Iubelgesang anstimmen, als die Sozioldenwk-atie letzten Winter bei den Gemeindewablen doch v>e!e Erivlgc erzielte und auch eben in Bayern einen honen Stimmenzuwachs aufweist. Gewiß hat der Dresdner Parteilag stark ans diesen Rückgang eingemirkt; aber che man von einem allgemeinen Rückgang sprechen kann, muß das Ergebnis der nächsten Reichstagswahl abgewartet werden. Eine große Neuigkeit hat ein protestantisch-kirch liches Blatt entdeckt. Bisher glaubte man, der ostasiatische Krieg sei das erste Aufeinanderprallen der weißen und gelben Nasse, und schuld an der russischen Niederlage seien die Entfernung des Kriegsschauplatzes und die dadurch ge schaffener; Schwierigkeiten, die .Korruption der russischen. Verwaltung und die Ueberlegenheit der japanischen mili tärisch» Ausrüstung. Das kirchlich Blatt hat nun die eigentliche Erklärung der weltgeschichtlichen Bedeutung des ostasiatischen Krieges gefuftde»i). Nach dieser Entdeckung ist der Sieg Japans über Rußland ein — Sieg des Protestantisinus über den Katholizismus. Es ist nun freilich Japan nicht protestantisch, von hu Christen Japans ist sogar die Mehrheit katholisch, unter ihuen z. B. auch General Nogi; es ist auch Rußland nicht katholisch, sondern bekanntlich orthodox und die russisch Orthodoxie hat nnederholt mit dem Protestan tismus Berührungspunkte gesucht und sogar den Protestan ten Rußlands zur selben Zeit Erleichterungen gewährt, als die Katholiken in Rußland noch heftig verfolgt wurden aber was tut's? Die Hauptsach ist, daß der Katho lizismus als die Ursache der russischen Niederlage ange- kreidet wird, wie er bekanntlich auch am Niedergänge aller romanischen Staaten schuld ist. Es finden sich ja immer hin noch einige ganz Dumme, die eine derartige täppische Phrase glauben, im japanisch-russischen Krieg hätten „Pro testantismus und Katholizismus miteinander gekämpft". Wir sehen also mit Geduld und Fassung dem Ereignis ent- gegen, daß die katholische Presse sich an hm schönen Brocken „Sieg über den Katholizismus — In der Seeschlacht bei Tsusthima wurde das Papsttum aufs Haupt geschlagen" — »venigstens während der kommenden Hündstage gütlich tun wird. Oesiterreich — Ministerpräsident Kejervary hat an sämtliche Städte- Verwaltungen einen Erlaß gerichtet, in dem er unter Hin weis darauf, daß die gegenwärtige Regierung verfafsungs- gemäß und gesetzlich sei und daß die Regierungs- und Ver waltungsgeschäfte in einem modernen Staate keinen Augen blick einen Stillstand dulden, die Verwaltungen aufgefor dert, alle Bestrebungen zurückzuweisen, die auf eine Hem mung der Staatsgeschäfte und Auflösung der gesetzlichen Ordnung Hinzielen. Der Ministerpräsident erklärt weiter, daß die Regierung jeden Beschluß der Stadtverwaltungen, der die Zurückweisung der freiwillig gezahlten Steuern oder der sich freiwillig meldenden Rekruten bezweckt, un- bedingt für ungültig erklären werde. Jtzertien. — Die Angstmeier sind bereits am Werk, um ihre Zweifel über die «rue pslitische Tätigkeit der Katholiken an den Mann zu bringen. Sie sagen: Wenn wir Katho liken ernsthaft in die Politik eintreten und einen wirklichen Einfluß zn gewinnen suchen, so werden wir nur das eine bewirken, daß alle liberalen Gruppen sich zu einem „Block" nach französischer Art zusammentun, und wir werden dann alle gegen uns allein haben. Auf dieses jede Energie lähmende Gerede meint sarkastisch der Mailänder „Osserv. catt." (Nr. 157), derartiges höre man in Italien immer, wenn etwas Ernstes geschehen soll. Da kommen gleich alle „Gutgesinnten" und rufen: Blamiert euch nicht! Denn die Arbeit für die gute Sache eudigt immer — nach der Meinung dieser Leute — damit, daß man sich kompromittiert. Nein, sagt das angesehene Mailänder Blatt, der „Block" wird höchstens dann kommen, wenn die italienischen Katho liken es so machen, wie die französischen, wenn sie nicht mit eigenem Programm und eigenen Männern in die Arena steigen, sondern die Anhängsel irgend einer anderen Partci werden. Als in Frankreich die Katholiken das Mißgeschick begingen und sich auf die Seite der Monarchisten, Bou- langisten, Antidreyfusisten u. s. f. schlugen und damit zeigten, daß sie nur andere zu unterstützen wissen — erst dann kam der Block zustande. Geradeso werde es in Italien gehen. Wenn die Katholiken den Verdacht erregen, nur Wahlhelfer und Gesinnungsgenossen der sozialpolitisch reaktionären „Gemäßigten" und Konservativen zu sein, wird die Linke einig werden und wir haben jeden Einfluß auf die Massen verloren. — Das sind sehr vernünftige und sehr beaclnens- werte Anschauungen. Hoffentlich müssen die italienischen Katholiken nicht durch die schmerzliche Erfahrungsschule unserer französischen Glaubensbrüder hinöurchgehen, um sich von der Richtigkeit dieser Anschauungen zu überzeugen. Frankreich. — DaS Treurmugsgesctz wird, wie mau auf kouser- vativer-nationalistischer Seite glaubt, vcm Senat nicht ein fach auf Befehl der Radikalen unbesehen votiert. Wie dem aber auch sei, wird die Vorlage Gesetz, so ist es mit dem Konkordat vorbei, das KnltuSbudget wird gekündigt, der Staat ist frei von seinen Verpflichtungen gegen die Kirche, aber die Kirche nicht frei vom Staatsjoch. sondern ihm vielfach aufs demütigste und hinderlichste unterworfen, wie schon ausgeführt wurde. Wird die Vorlage Gesetz, dann wird der apostolische Stuhl sprechen, ob die Grundlage deS Gesetzes, die Konstitmeiung der Kulrrisgcmeinder'. über haupt stattstudeu darf. Wir glauben ja; und dann würden die Katholiken Frankreichs an eine neue Ausgabe heran treten. Ob sie ihr gewachsen sein werden, davon hängt das künftige Schicksal der Kirche in Frankreich ab. Wenn ja. dann wäre die Aufhebung des Konkordates für sie ein Segen. — Der Senat nahm am 13. d. M. die vier direkten Stenern an. Ministerpräsident Nouvier verlas hierauf die Verfügung, welche den Schluß der Parlamentssession an ordnet. In der Deputiertenkammcr wird die Amnestievor lage beraten. Lasies mißbilligt die Amnestierung der An geber und richtet heftige Angriffe gegen General Andres, den Urheber der Auskunftszettel. James, Brisson und Kriegsminister Berteaux wenden sich gegen den Vorredner. Berteaux verläßt den Sitzungssaal. Die Sitzung wird unterbrochen. Ministerpräsident Nouvier beschloß in Ueber- einstimnmng mit den übrigen Ministern, die Beratungen über die Amnestie bis zu den Oktobersitzungcn zu vertagen. Die Sitzung bleibt geschlossen, bis der Senat über die vier direkten Steuern abgestimmt hat. Bei Wiederaufnahme der Sitzung verlas! Ministerpräsident Nouvier die Ver fügung, welche den Schluß der Parlameutssessiou herbei führt; hierauf wurde die Session ohne Zwischenfall ge schlossen. Niederlande. — Die Liberale« in Verlegenheit. Die Sieger in der jüngsten Wahlschlacht, die Liberale», sind in arger Verlegen« heit. Es gelingt ihnen nicht, ein Ministeril',n -u bilden, das auf einer ihnen und den sozialdemokratischen Helfern gleich genehmen Grundlage zn regieren vermöchte. Im Gegenteil, die Sozialdemokraten beabsichtige»; — und ihr Organ „Volk" spricht das auch ungeniert ans — die Liberalen als ihre Wegmachrr zu benützen und über sie hinweg schließlich zur eigenen Henschast zn schreiten. Kein Wunder, daß in liberalen Kreisen schon mit einem merk lichen Bedauern der Kampfes weile gedacht wird durch die man die christlichen Parteien in die Minderheit drängt und einsieht. daß man damit mehr sich selbll. als dein vielverlästerten Kuyper geschadet hat. Die Lage ist die denkbar lchwieriglte und von alle» Staatsmännern, welche die Königin empfing konnte ke»n-r «Ine praktiiche Lösung varschlagen Tin katholiiches Blatt der „Nesidenzbate". bezeichnet als einzigen Au-wog ein GeschäftSministerinni, das für alle annehmbare Kamvrchnißgesetze vorlegen würde. — Im rBßlische« Oterhg«» erbat am 18. d. M. Earl Jersey Auskunft über die Verhandlungen mit Deutsch-