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SachslscheWlksffitung "EZ W"«M'W-A- zx> x«-,«»N-.^LL ti. — «nzel<N«mner 10 ^ dt» Zrttung rcgclmütztg tn den ersten BrzugdpretS, >4. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht «nd Freiheit mit U«t«chaltrrnKLt»silaA< Die illrHtvievte Zeit lOllhr.do»FamMen-j Rr. 2L5 «-schSstSstelle uod ReLaktto« Dresd«u>A. IS, Hollbetuftratze ckS Dienstag den 12. Oktober ISIS Fernsprecher 21366 11. Jahr, Die neuesten Kämpfe in Serbien scheinen an Heftigkeit nichts zu wünschen übrig zu lassen. Tie Berichte kommen bisher nur sehr spärlich, aber was über die ersten Schlachten mitgeteilt wird, läßt erkennen, daß das serbische Heer die lange Ruhepause eifrig benutzt hat, »in sich zu erholen, die Rüstungen zu vervollkommnen und die Befestigungen auszubauen. Unsere Truppen haben demnach auf dem neuen Kriegsschauplätze eine harte Arbeit zu leisten. Die ihnen gestellte Aufgabe ist nicht klein, aber wir sind davon überzeugt, sie wird gelöst. Das serbische Heer soll gewiß nicht unterschätzt werden, denn seine eng lischen Freunde haben ihm Geschütze und Munition in Hau sen geliefert, aber all diese Lieferungen können das serbische Heer nicht vor der Vernichtung retten. In Deutschland muß man den kommenden Dingen mit Ruhe entgegensehen. Unsere Truppen haben schon schwerere Arbeit geleistet, sie werden auch hier fertig werden. Die große Bedeutung der jüngsten Kämpfe nötigt uns noch zur Mitteilung von Einzelheiten. In der Macva, wo im vorigen Jahre ein so erbittertes langes Ringen um die betonierte Dammstrabe von Mitro- vice über Ranje und Ccrnabara ging, sind auch jetzt wieder österreichisch-ungarische Truppen im Vordringen. Wiederum ist hier der Widerstand außerordentlich heftig. Die ganze Macva ist wieder zur Sumpffestung geworden, die ein schrittweises Vordringen, einen Kampf um jedes be festigte Maisfeld, ein Ringen um jeden von Stacheldraht durchzogenen Sumpstümpel notwendig macht. Auch in der Posevima geht es energisch vorwärts. Südlich und östlich Belgrad ist eine große Schlacht im Gang e. Die Serben hatten die Stadt mit sehr stär ken Abteilungen verteidigt, die von den eindringenden öster reichisch-ungarischen und deutschen Truppen in einem maßlos wütenden Stratzenkampf vertrieben werden mußten. Haus nach Haus, Straße nach Straße mußte gestürmt und gesäubert werden. Als die Situation für die Serben unhaltbar wurde, zogen sie sich in ihre vor bereiteten Höhenstellungen auf der Vraca zurück. Mit starker Artillerie versuchen sie dort den Angriff der Ver bündeten einzudämmen, doch ist dieser im stetigen Fort- schreiten. Im Raume südlich der Donau macht die Armee Galt- witz, die diesen Strom forciert hat, erfreuliche Fortschritte. Das bisherige Gesamtergebnis der Balkan- offensive kann als sehr günstig bezeichnet werden. Ueberall, wo Uebergänge erfolgt sind, haben sich die Armeen tat kräftig in Serbien festgesetzt. Besondere Erwähnung verdient die Tätigkeit der tech nischen Truppen und der Donauflottille. In un- unterbrochener, drei Tage und vier Nächte andauernder un ermüdlicher Arbeit bewerkstelligten die Pioniere im feind lichen Feuer Brückenschlag und Uebcrschiffung. Die Moni» tore unterstützten diese Arbeiten aufs kräftigste, indem sie trotz der Minenfelder und der heftigen Beschießung das ser- bische Ufer abfuhrcn und mit ihren Schiffsgeschützen be strichen. >- Inzwischen hat unsere Oberste Heeresleitung die Siegesbeute von Belgrad bekannt gegeben. Wenn man mit dieser Mitteilung den serbischen Tagesbericht vergleicht (siehe unter Neues vom Tage), dann weiß man sofort, wie sehr die Serben bei den'Italienern und Engländern in die Lügenschule gegangen sind. Aus den deutschen Mitteilungen geht hervor, daß unsere Truppen in Verbindung mit denen unserer Verbündeten im Vorrllcken begriffen sind, und das ist die Hauptsache. Solche Nachrichten können auf die Haltung der übrigen Balkanstaaten nicht ohne Einfluß blei ben. Jedenfalls wird die nächste Zeit darüber Aufklärung bringen. Interessant ist Einiges aus der Geschichte von Belgrad. Belgrad ist heute keine Festung von Bedeutung mehr. Doch hat es seinen Wert als Stützpunkt dadurch be hauptet, daß es an zwei Strömen liegt, die starke Hinder nisse bilden und Belgrad zu einer natürlichen Festung machen. Hier fließen Save und Donau, die Grenzflüsse gegen Ungarn, zusammen. Das ungarische Ufer ist flach und zum Teil sumpfig, der Uebergang über die Ströme nicht leicht. Das serbische Ufer ist bergig und hoch — die alte Zitadelle Belgrad beherrscht die Niederung der Donau und Save, die Stadt selbst liegt auf dem Ausläufer einer Hochebene, die sich bis 200 Meter erhebt. Die Save ist 400, die Donau 760 Meter breit. Als einziger Uebergang ist die mächtige Eisenbahnbrücke vorhanden, die das ungarische Semlin mit Belgrad verbindet. Außerdem ist Belgrad der Mittelpunkt des ganzen nordserbischen Straßennetzes. Zu Zeiten des Prinzen Eugen galt Belgrad für die bei weitem stärkste Festung Europas — war eS doch die AuS - fallpforte der Türken nach Ungarn. Als 1683 die Türken vor Wien geschlagen worden waren, und drei Jahre später Karl von Lothringen Ofen erobert hatte, gingen die (Tagesbericht siehe Seite 3.) Zur Einnahme von Belgrad Berlin, 12. Oktober. Das „Berl. Tagcbl." berichtet u. a.: Bis in die letzten Tage hatte man in Belgrad unter der Leitung englischer Ingenieure an der Wiederherstellung der bei der ersten Erstürmung zerstörten Befestigungen ge arbeitet. Als das neue Bombardement der Ver bündeten die Stadt überschüttete, wurden Schulen und Banken nach Nisch verlegt und bald darauf, da auch Nisch nicht genügend Sicherheit bot, nach Pristina, wohin auch die Skuschtina, die Entente-Konsuln usw. übersiedelten. — In einem verspätet eingctroffenen Bericht aus Sofia an das Tageblatt wird folgende Aeußerung des Sobranje- präsidenten mitgeteilt: Sobald die österreichischen und deutschen Truppen sich den von Bulgarien beanspruchten Gebieten nähern, muß Bulgarien durch Besetzung dies er Gebiete seine Interessen wahren. Auch Deutsch land und Oesterreich-Ungarn werden dies verstehen können. Dünaburg geräumt Nach verschiedenen Morgenblättern ist Dünaburg jetzt vollständig von der Zivilbevölkerung geräumt. Die Woh- nungen wurden von Soldaten geplündert. Trotz näher kommenden Geschützdonners verweilt die Bevölkerung in Ruhe bei den Erntearbeiten in der Umgebung der Stadt. Kämpfe in Belgien Wie verschiedene Morgenblätter aus Vlissingen melden, war der Kanonendonner in Richtung Belgien am Sonntag besonders scharf. Der serbische Heeresbericht Lyon, 11. Oktober. Die Blätter veröffentlichen den serbischen Heeresbericht vom 10. Oktober, nach dem die Kämpfe an der ganzen Donau und Save andauern. Bel- grad sei nach heftigem Kampfe in die Hände der, Deutschen gefallen. Das feindliche Ziel sei der Vormarsch durch das Morawatal. Bei Drenowatz habe der Feind bei fruchtlosen Angriffen ungeheuere Verluste er litten. Am Unterlauf der Drina sei er auf die Insel zu rückgeworfen worden, die er seit Anbeginn der Operationen besetzt hielt. ; Gewaltmittel des Vierverbandcs Bukarest, 11. Oktober. (W. T. B.) Aus guter Quelle verlautet: Der Vicrvcrband sei zu Gewalt- Mitteln entschlossen. Rußland werde zunächst an kündigen, daß es durch die Dobrndscha marschieren werde, um Bulgarien anzugrcifcn. Rumänien möge seine Folge- rungen ziehen. Die Heuchelei des Vierverbandes tritt immer gewaltsamer zutage. Auf eine Mine gestoßen Katwijk, 11. Oktober. (W. T. B.) Der Fisch- logger „K. W. 10" ist auf eine Mine gestoßen und gesunken. Die Besatzung wurde gerettet. Ein Krieg ohne Haß Sofia, 11. Oktober. (W. T. B.) Vom Privat korrespondenten des W. T. B. Wie aus Rom gemeldet wird, erklärte der Minister des Aeußern Sonnino dem bul garischen Gesandten bei Ueberreichung der Pässe, er be dauere lebhaft, daß die Ereignisse den Bruch der italienisch- bulgarischen Beziehungen mit sich gebracht hätte. Sollte es zum Kriege zwischen Italien und Bulgarien kommen, so werde es ein Krieg ohne Haß sein. Verbotene französische Zeitungen Paris, 11. Oktober. (W. T. B.) Der „Temps" meldet: Die Zeitung „Oeuvre", die vorgestern verboten wurde und gestern wieder erschien, wurde für weitere 14 Tage verboten. Radikal" wurde auf zwei Tage unter- drückt, ebenso „Rappell". „Guerre sociale", die ebenfalls ihr Erscheinen hatten einstellen müssen, konnten gestern wieder erscheinen. . . ^ ^ . l Heere des Abendlandes unter habsburgischcn Fahnen zum Angriff gegen die Türken vor. Von da ab wurde Belgrad zum Mittelpunkte der Türkenkriege. 167 Jahre lang hatten die Türken über Belgrad ge boten. Am 11. August 1688 wurde es von kaiserlichen und Reichstruppen eingeschlossen, am 6. September gestürmt, aber schon zwei Jahre darauf vom Großwestr Mustafa Köprili den Christen wieder entrissen. Prinz Eugen schlug die Türken am 16. August 1717 vor Belgrad und zwang die Festung wenige Tage darauf zur Ucbergabe. l718 bis 1739 blieb Belgrad mit Serbien im Besitze Oester- reichs. 1739 ging Belgrad nochmals für Oesterreich ver- loren. Erst 1789 wurde cs durch General Laudon, der als Gegner Friedrichs des Großen aus dem sieben- jährigen Kriege bekannt ist, wieder erobert, mußte aber schon 1791 von neuem den Türken überlassen werden. Allmählich regte sich das Streben der Serben nach Be- freinng von türkischer Herrschaft. 1807 vertrieben die Ser- ben die türkische Besatzung aus Belgrad, allein bereits 1812 kehrten die Türken zurück und behaupteten sich bis 1867 in der Festung, auch dann noch, als Serbiens Unabhängigkeit bereits anerkannt war. So sehen wir, welch wechselvolles Schicksal die serbische Hauptstadt gehabt. Jetzt wird sie hoffentlich dauernd in österreichischen Händen bleiben. X Rumänien im Kriegsfälle Die Organisation des rumänischen Heeres beruht auf dem Wehrgesctze vom Jahre 1908 mit der Ergänzung vom Jahre 1913, in welchem durch das neue Rekrutierungsgesetz die bisher 21 Jahre währende Dienstpflicht, d. i. vom 21. bis 42. Lebensjahr, auf 26 Jahre erhöht, hierbei die Ne- serve- und Milizdienstzeit uni je 2 Jahre verlängert wurde. Nach dem neuen Gesetze gliedert sich die Wehrmacht in a) aktive, b) Reserve der aktiven Armee, e) Miliz (Land sturm). Die aktive Armee und deren Reserve formieren im Kriege das Organisationsheer. Tie Miliz hat die Be stimmung, im Innern des Reiches sowie im Rücken der Operationsarmeen verwendet zu werden. Die Friedens stärke beträgt 6000 Offiziere und Beamte, ebensoviele Unter offiziere und 21900 Mann und 24 000 Pferde. Der Kriegs stand umfaßt 40 Infanterie-Regimenter, jedes mit zwei Maschinengewehrzügen, zusammen 220 Bataillone, 14 Grenzwachkompanien und 40 Milizbataillone; 20 Ka vallerie-Regimenter mit zusammen 83 Eskadronen; an Feldartillerie: 20 Feldartillerie-Regimenter zu 6 Batterien ä 4 Schnellfeuergeschützen, ein reitendes Artillerie-Regi ment, 6 Feldhaubitzdivisionen ü 3 Batterien, ü 4 Geschützen, 1 schwere Haubitzdivision ü 2 Batterien, ü 4 Geschütze, dann 1 Gebirgs-Artilleriedivision zu 16 Geschützen und 6 Reserve- Fcldartillcrie - Regimenter. Festungsartillerie: 1 Regi ment mit 11 Kompanien in Bukarest, 3 selbständige Festungs-Artillerie-Bataillone in Fos.ani, Nemolvasa und Galatz mit 11 Kompanien; an technischen Truppen: 5 Pio nier-, 1 Festungspionier-Bataillon, 1 Pontonier-, 1 Eisen bahnbataillon, 5 Telegraphenkompanien, 1 Spezialitäten bataillon (zur Lustschiffahrt) usw.; 6 Train-Eskadronen, 6 Sanitätskompanien, 6 Professionistenkompanien und 6 Verpflegs- und Verwaltungskompanien. Im Kriege gliedert sich die rumänische Armee in 6 Armeekorps zu 10 aktiven, 5 Reserve - Infanterie divisionen und 1—2 Kavalleriedivisionen. Jede Infanterie division besteht aus 2 Jnfanteriebrigaden ü 2 Regimenter, ü 3 Bataillone, 1 Jägerbataillon, 1 Eskadron, 1 Artillerie brigade zu je 6 Kanonenbatterien, 1 Pionierkompanie, 1 Telegraphenabteilung, 1 Divisions-Munitionspark, 1 Divisions-Sanitätsanstalt, im ganzen ein Gefechtsstand von 14 000 Gewehren, 180 Reiter, 48 Geschützen und 26 Ma schinengewehren. Me Kavallerie - Division besteht aus 3 Brigaden ü 2 Regimentern, 24 Eskadronen, 1 reitende Batterie-Division ü 3 Batterien, 3 fahrende Mitrailleusen- abteilungen, 24 Gewehre, in Summa: 24 Eskadronen, 4 Batterien, 12 Maschinengewehre. Die Summe der Stroitkräste beläuft sich auf 220 Bataillone, 14 Grenzkompanien, 83 Eskadronen, 174 Batte rien, 19 Festungsartillerien, 30 technische Kompanien (ohne Ersatztruppen und Landsturm), das sind 260 000 Gewehre. 18 000 Reiter, 600 modernen und 200 älteren Geschützen und 300 Maschinengewehren. Me Ersatz- und Landsturm truppen werden mit 300 000 Mann angegeben, sodaß sich eine Gesamtstärke von 600 000 Mann ergibt. Me Organisafion ist weniger auf das Aufgebot großer Massen mit geringen Mitteln, als auf eine sorgfältige Vor bereitung der bereitgestellten Streitkräste aufgebaut. Im bulgarisch-rumänischen Kriege ging die Mobilisierung rasch von statten; doch ist die Armee erst in die Verwickelungen eingetreten, als der Gegner bereits von Serbien und Griechenland bezwungen worden war und den Rumänen keinen Widerstand mehr entgegenzusetzen vermochte. .