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—* Beim 7. Infanterie - Regiment «König Geo-g" Nr. 106 (im Felde) ist anläßlich der Erstürmung ker Lorettshötze auch von Ihrer König!. Hoheit her Prin- zeistn Mathilde folgende» anerkennende» Telegramm ein» ^gangen: «Pillnitz. Meine herzlichsten Glückwünsche zu Jtnem Erfolge im Andenken an meinen Vater, dessen Namen Sie führen. Mathilde. Herzogin zu Sachsen." —* Mit der Erhaltung de» Albert-Lheater» befchitlttgte sich eine gestern nachmittag im Saale de» Palmengarten tagende adermalige Hauptversammlung der Aktionäre, die zahlreich besucht war und von dem Vorsitzen den de» AufsichtSrat» Herrn Kauf«ann Müller geleitet wurde. Hierauf berichtete Herr Direktor Liebe namen» der Verwaltung über da» Srgebni« der in der Aktionär- Versammlung vom 28. April d. I. beschlossenen Petitionen an Se. Majestät den König. Ec referierte namentlich über seine ausgedehnten Bemühungen, da» Unternehmen zu er- hallen und die Konkurseröffnung zu vermeiden. Hierzu hatte auch u. a. Herr Geh. Kommerzienrat Konsul Arn- hold seine Bereitwilligkeit erklärt. Herr Direktor Liebe hob besonder« hervor, dah die von der König!. Ztvilliste gegebenen Zusicherungen und Erleichterungen nicht geringer Natur feien. Ebenso sei da» Entgegenkommen der Hypo- lhekengläubiger und der Obligationäre vervorzuheben, und auch die vuchgläubtger seien ihm in erfreulicher Leise ent gegengekommen. Die von ihm vorgeschlagene Sanierung schaffe in erster Linie die Möglichkeit, über die jetzige Krisi» hinwcgzukommen. Er halte den Plan einer Aktienzusammen- legung und einer Ausgabe von Vorzugsaktien für undurch- fühlbar. Für die von ihm vorgeschlagenen Obligationen seien bis jetzt 64 000 Mk. gezeichnet. Da da» Theater im vorigen Jahre tatsächlich von seinen Einnahmen gelebt habe und da hiervon auch noch alte Schulden bezahlt worden seien, so sei der Beweis erbracht, das Theater und den Aktionären das von ihnen eingezahlte Geld zu erhallen, umsomehr, als auch die mit den Gewerkschaften geplante Volksbühne zustande kommen werde. Die Ausführungen des Herrn Direktor Liebe fanden lebhaften Beifall, während der von Herrn Rechtsanwalt Dr. Vetter begründete Antrag auf Zusammenlegung des Aktienkapitals und Ausgabe von Vorzugsaktien von diesem schließlich zurückgezogen wurde. Die Versammlung beschloß von einer Konkursanmeldung abzusehen und die Revisionskommission auszulösen. Da bis zum Schlüsse der Versammlung die Summe von 72 500 Mark gezeichnet war, kann nunmehr die Zukunft de» Theater» als gesichert betrachtet werden. —' Ladenschluß im Juni. In diesem Monat können die Läden und offenen VerkausSgeschäfte bi» abend» 9 Uhr geöffnet bleiben an den vier in diesem Monat fallenden Sonnabenden (5., 12., 19. und 26. Juni), sowie ferner an den drei Jahrmarkt»tagen. Sanutag, Montag und Dienstag, den 27., 28. und 29. Juni. An allen anderen Werktagen müssen die Geschäfte abend» um 8 Uhr geschlossen werden. —* An die in Dresden aufhältlichen Italiener ist vor einigen Tagen eine persönliche Verfügung ergangen, daß sie daS Stadtgebiet und daS Gebiet im Umkreise von 20 km binnen einer Wache zu verlassen haben. Da in DreS- > en nur verhältnismäßig wenig Italiener wohnhaft waren, ist von einer öffentlichen Bekanntmachung abgesehen weoden. —- Der Paketverkehr nach Triest und dem Küsten- land, sowie der Paket- und Geldbriefverkehr nach Orten der Bezirkshauptmannschaften Ampezzo, Borgo. Lavalese, Cie», Mezolombarbo, Primiero, Riva, Rovereto, Liane und Trient ist nach einer Mitteilung der österreichischen Post verwaltung eingestellt. —* Von einer Lokomotive umgerissen und schwer verletzt wurde am Sonntag der in der Abendroth- nraße wohnhafte Wagenrücker K. auf dem Fnebrichstädter Rangierbahnhofe. Er erlitt neben anderen Verletzungen einen Bruch de» Unterkiefer» und wurde nach dem Kranken hause Friedrichstadt gebracht. —' Blasewitz, 31. Mai. Einquartierung. Unser Ort, der bisher von militärischer Einquartierung nur erst sehr wenig betroffen worden ist. ist vom 10. Juni bi» 31. Juli als Standart eine» Landsturmbataillan» aus ersehen. Leipzig — 10000 Mark-Liebe»gabe de» Nordamerika nischen Turnerbnnde». Dem Vorsitzenden der Dautschen Lurnerschaft. Herrn Geheimen SanitätSrat Dr. med. et Dr. Phil. h. c. Ferdinand Goetz in L.-Lindenau. ist durch die American Expreß Company die Summe von 10000 Mk. überwiesen worden al» vorläufiger Beitrag von Vereinen de» Nordamertkantschen Lurnerbunde» zu de« Nationalen HilfSsontz» zur Unterstützung bedürftiger FamUte» gefallener und verwundeter Kämpfer Deutschland» und Oesterreich». In dem Begleitschreiben wird die Bitte ausgesprochen, daß Herr Geheimrat Goetz den Beitrag dem Nationalen Hilfs fonds namen» der Deutschen Turnenschaft und de» Arbeiter- turnerbunde» überweisen wolle. — Der 47. VerbandStag sächsischer Konsumver- eine trat im hiesigen Volkshause unter zahlreicher Teilnahme zusammen. Sowohl die Kret»hauptmannschaft al» auch die Amt»hauptmannschaft Leipzig und die Stadt Leipzig hatten Vertreter zu der Tagung entsandt. Von den 160 dem Ver- Lande angeschloffenen Genossenschaften waren 122 durch 815 Delegierte vertreten. Die Leitung hatten die Herren Bar thel-Dresden, Seltmann-Leipzig und Haubold-Chemnitz übernommen. Den Bericht über da» abgelaufene Geschäfts jahr erstattete Herr Barthel-Dresden. Trotz der fünf Mo- nate KrtegSzett de» vorigen Jahres habe sich die Genossen- fchastsbewegung gut entwickelt. 27 « P ozent der Bevölkerung in Sachsen seien Mitglieder von K> ujumvereinen. außerdem stehe Sachsen bezüglich de» Umsatz.» an der Spitze der Re- vifionSverbände. Die Angestellten der Konsumvereine haben ihre Hilfsbereitschaft gezeigt, manche haben bi» zu 25 Pro zent ihre» Gehalte» abgegeben. Au» den Kaffen der Kon sumvereine sind den staatlichen und städtischen Hilfskomitees große Summen überwiesen worden. Der Umsatz sei in den fünf Kriegsmonaten um ungefähr 10 Prozent zuiückzegangen. während die Unkosten 41.4 Prozent gefallen sin». Leider seien die Preise heute für Lebensmittel außerordentich hoch. Im weiteren Verlaufe sprach sich die Versammlung gegen die Belastung der ärmeren Konsumenten und für die Fest setzung von Höchstpreisen sowie den Verkaufszwang aus, da- mit die Spekulation die Preise nicht wieder in die Höhe treiben könne. — Eine Herabsetzung der Mehl- und Brotpreise ist hier erfreulicherweise eingetreten. Nach einer Bekannt- machung de» Rate» kostet Roggenmehl 23 Psg., Weizen mehl 25 Pfg. und Roggenbrot 19 Psg. für ein Pfund. Der Semmelprei« konnte nicht herabgesetzt werden, dach sind noch Verhandlungen mit der Bäckerinnung im Gange, wonach die Semmeln ein etwa» größeres Gewicht erhalten sollen. Chemnitz, 81. Mai. Die Bevölkerungsziffer betrug Ende April nach dem FortschreibungSergebntS 319 650 Personen. Dölzschen, 31. Mai. Die öffentliche Straßen beleuchtung wird während der Sommermonate bi» 15. August aus Ersparnisgründen hier eingestellt. Glanchaa, 81. Mai. Eine Teuerungszulage von 15 und 30 Pf. Pro Tag «rhalten die in den Glauchau- Meeraner Webereien beschäftigten Arbeiter und Arbeite- rinnen auf Beschluß der Ortsgruppe Glauchau-Meerane de» Verbandes der Sächstsch-Thüringtschen Webereien. Gohli», 31. Mai. Ertrunken ist a» Sonntag nach- «ittag an der Gohliser Fähre ein am rechten Elbufer badender Knabe, dessen Leichnam noch nicht geborgen wer- den konnte. OelSuitz i. B. 81. Mai. Mit dem Ueberverbrauch von Mehl beschäftigte sich der Bezirksausschuß der Königl. AmtShauptmannschast OelSnitz. ES wurde festgestellt, daß der ursprüngliche Ueberverbrauch von Mehl in der Zeit vom 26. April bis 9. Mat durch Ersparnisse erheblich ver mindert worden sei. Allerdings bliebe die Ersparnis hinter den Erwartungen zurück. Die» sei wohl hauptsächlich auf die Zunahme der Kurgäste in Bad Elster und auch auf ein« verstärkte Brotabgabe in die benachbarten Bezirke zurückzusühren. Pillnitz. 31. Mat. Die Königliche Hofapothejke wird in diesem Jahre am 1. Juni eröffnet. Plsneu, 31. Mai. Der Städtische Fleischverkaus, den der Rat zugunsten ber minder bemittelten Bevölkerung eingerichtet hat. ist fortgesetzt von einem guten Erfolge be gleitet. A« Freitag und Sonnabend standen wiederum 16 Zentner geräucherte» Schweinefleisch zum Verkauf, die glatt abgesetzt wurden. Such ein großer Posten Büchsen fleisch wurde schnell verkauft, da der Preis für ein Kilo nur 2,65 Mk. betrug. Plsneu, 31. Mai. Mit dem Urlaube der städ tischen vesmten beschäftigte sich der Rat in seiner letzten Sitzung, indem er die Grundsätze hierfür sestlegte. Mit Rücksicht auf die starke Verminderung der Beamtenzahl durch die fsrtdauernden Einberufungen zur Fahne muß die Ur- laubsdauer bedeutend eingeschränkt werden. Wo es die Geschäftslage erfordert, ist von einer UrilaubSgewährung abzusehen. Tencheru, 31. Mai. Folgenschwerer Auftritt. In Teuchern geriet ein Soldat mit zwei Nachtschutzleuten in Streit. Alle zogen blsnk, und einer der Polizisten wurde schwer verwundet, der Soldat getötet. Zwicksu, 31. Mat. Seuchensrei. Die Fleckfieber epidemie im hiesigen Kriegsgefangenenlager ist vollkommen erloschen und da» Lager als seuchensrei erklärt worden. Dsnzig, 31. Mat. Ueberfahren. Der O-Zug Königs berg—Dirschau überfuhr bet Elbing ein Milchfuhrwerk, wo- bet zwei Frauen getötet wurden. — Der Ö Zug Berlin- Danzig überfuhr bei CzerSk ein Fuhrwerk. Dabet wurde der Besitzer de» Fuhrwerks, seine beiden Kinder und sein Bruder getötet. Die Ursache de» Unglücks ist in beiden Fällen eigenmächtige» Oeffnen geschlsffener Schranken. Münster t.W., 31. Mai. Auf dem Felde der Ehre fiel an der Spitze seiner Kompanie der ordentliche Professor der klassischen Philologie in Münster, Dr. Richard Wünsch. Hauptmann und Bataillonsführer. Inhaber de» Eisernen Kreuze», im 46. Lebensjahre. Professor Wünsch stammte au» Wiesbaden. Kunst, Wissenschaft und Vorträge — Sächsischer Kunstverein z» Dre«de», Brühlsche Terrsffe. Seit einigen Tagen ist im LingangSsaal eine BtldniSbüste von Johanne» Schilling, dem bekannten Schövfer de» Niederwalddenkmal», ausgestellt, die der hiesige Bildhauer Robert Ockelmann im Aufträge der Tiedge- Stiftung suSgeführt hat. Diese» Kunstwerk ist bestimmt, im Ehrenzimmer de» Stadthause» zu Mittweida, der Ge burtsstadt von Johannes Schilling ausgestellt zu werden. Die Bronze bleibt bi» zum 13. Juni ausgestellt. — Dresden, 30. Mai. Der zweite historische Opern abend im König!. Schauspielhause war auch in textlicher Beziehung erfreulich. Freilich trifft der Begriff „historisch" nicht so ganz zu, wenn man bedenkt, daß beide gestern aufgeführten Komponisten noch immer (und hoffent lich noch lange) zum eisernen Bestand unserer Opernbühnen gehören. Eröffnet wurde der Abend mit K. M. v. Webers Singspiel «Abu Hassan". Da» kleine Merkchen ist noch vor der Prager und Dresdner Periode des Komponisten entstanden und in seinen Duetten und Arietten sprudeln Humor und Frohsinn, obwohl Weber damals wenig Ursache zu HeiterkeitSauSbrüchen verspüren konnte. Besonder» lieb- ltch ist da» Orchester mit seinen reizvollen Untermalungen. Kutzschbach dirigierte sehr temperamentvoll und die Spiel- lust der beiden Hauptdarsteller Grete Merrem und Han» Rüdiger riß mit. Anschließend wurde LortzingS «Opernprobe" gegeben. Dieses Werk ist bekannter gewor den. weil eS von unzähligen Chorvereinen an Extratagen ausgesührt zu werden pflegt. Auf dem The«ter selbst be- gegnet man ihm leider fast nicht mehr. Und doch ist die ..Opei»probe" tätlich mindestens rrcht unterhnKiani — wenn sie auch nach Art der Posse unmögliche Fluren bringt — und musikalisch sogar sehr ergötzlich, Besonder« gelungen ist die Figur de« alten Grasen, der aus Musik- begetsterung nur noch in Rezitattven spricht. Frau Na st, Frl. v. Schuch, Ermold, Tauber und Büssel waren in den größeren Partien mit beinahe gallischer Leichtigkeit und Behendigkeit um den Erfolg bemüht. Hofkapell- meister Strtegler verlieh der flüssigen Musik prächtigen Ausdruck. 2ak. — Drr»ven, 31. Mai. Zentrsltheater. Die beiden letzten Werke, die die „Schlierseer" heraus- brachten, stimmten wieder ganz zu ihren .Milieu". Der „Gemeindekaspar" von Rauchenegger hat einige Aehn- lichkett mit «Kater Lampe", ohne allerdings die literarische Seite des Rosenowschen Werkes zu streifen. Ein Gemetnde- diener versteckt hier hinter der Amtsgewalt feine Dummheit. Im übrigen ist das Stück mehr a«sS Rührselige zugeschnitten, dessen Wiedergabe diesen Darstellern besonder» zu glücken pflegt. Terosal war in der Titelrolle wieder der hoch komische Aufschneider, dessen Verkörperung seine Spezialität ist. Als Abschiedsvorstellung wurde gestern abend der be kannte „Amerika-Seppl" gegeben. Direktor Terosal hat sicher an das Sprüchwort «Ende gut — Alles gut!" gedacht, als er diese tolle, säst klassische Posse ansetzte. Die Titelrolle ist ihm wie aus den Leib geschrieben und ich könnte mir den Amerika-Seppl, diesen Ausbund an Ver schlagenheit, von einem anderen Schauspieler dargestellt überhaupt nicht denken. Da» Ensemble unterstützte den ausgezeichneten Charakterkomiker recht munter und wurde vielfach von seiner unbezwingltchen Kraft mitgertssen. Georg Vogel sang, eine Grundstütze des Ensemble» sei noch ganz besonders lobend erwähnt. Wenn auch die Kaffe der Schlierseer sich in anbelracht der bösen Zeiten nicht außer ordentlich gefüllt haben dürste, ehrenvoll war dieses Gast- spiel darum doch und der gestrige, recht herzliche Abschied sprach vernehmlich: Aus baldige» Wiedersehen nach dem Krieg«! 2alc. Kirche und Unterricht k In Eslohe in Westfalen starb, wie gestern schon kurz mitgeteilt, Herr Pfarrer D r. Hille. Der Ver storbene hat in früheren Jahren im öffentlichen Leben eine Rolle gespielt. Er war eine Zeitlang Generalsekretär des Verbandes kathoi. Arbeitervereine in Berlin. Als solcher begründete er im Norden her Weltstadt das Leo-Hospiz, das den unverheirateten kathol. Arbeitern Kost und Wohnung und der kathol. Arbeiterbewegung in der Neichshauptstadt ein Heim bot. Neben dem Heim baute er eine Kapelle, in der Gottesdienst für einen großen Teil von Berlin N. ge halten wurde. Dr. Hille hatte Unternehmungsgeist. Er baute ohne viel Barmittel ein großes Haus mit einem großen Saal und verschiedenen Bereinsziinmcrn, mit Logierzimmern und einer öffentlichen Wirtschaft, mit Läden, die die Hypothekenzinsen mitaufbringen mußten und mit Wohnungen. Naturgemäß ruhte auf dem Leo-Hospiz eine ziemliche Schuldenlast, die er in echt kaufmännischer Weise durch den Vertrieb von afrikanischein Wein und Papst bildern zu decken suchte. Manch sorgenvolle Stunde hat der eifrige Mann gehabt, aber er hat sie überwunden. Als nun im Jahre 1898 die Zentrumspartei des Wahlkreises Ottweiler-St. Wendel-Meisenheim — der Wahlkreis deS verstorbenen Freih. v. Stumm — ihm die Kandidatur an trug, da hat er aus Liebe zur Partei zugesagt. An eincin schönen Frühlingstage trafen er und der Schreiber dieses im herrlichen Nahetnle zum ersten Male zusammen. Wir haben dann die Wahlagitation auf dem heißen Boden unter den schwierigsten Verhältnissen zusammen betrieben und zwar mit einem Eifer, der den Verstorbenen so recht aus zeichnete. Manche Nacht schliefen wir gemeinsam in einem Wagen, der aus entlegenen Dörfern des Wahlkreises ihn in die Agitatonszentrale und mich in die Nedaktionsstubc brachte. Mittags ging es wieder auf die Dörfer. So haben wir wochenlang den Wahlkreis bearbeitet. In Neunkirchen selbst hielten wir die erste Zcntrumsversammlung ab. Der Ort hatte damals 23 000 Einwohner, darunter 12 000 Katholiken. Niemand hatte den Mut die Versammlung einzuberufcn. Ta sagte der damalige Pfarrer, daß er sich verpflichtet fühle, das Wagnis im Königreiche Stumm zu unternehmen. Er leitete die überfüllte Versammlung mit großem Geschick. Kaplan Dasbach, der wackere Trierer Kämpe, Dr. Hille und ich sprachen. Damals ist das Volk geweckt worden. Am Wahltage beaufsichtigten wir die ein zelnen Wahllokale, damit kein Truck auf die Wähler aus geübt würde. Da sich in Ncunkirchen kein Laie fand, der die Stimmzettel verteilte, ließ Dasbach Leute aus Trier kommen. Das Resultat war, daß Stumm mit Hille in die Stichwahl kam. In Neunkirchen selbst stieg die Zahl der Stimmen von 130 auf 890, — ein Riesenerfolg. Zwischen Haupt- und Stichwahl setzte dann der im Saarrevier be kannte Druck ein und Stumm „siegte". Dr. Hille war gleichzeitig in Aachen aufgestellt worden, woselbst er im ersten Wahlgange durchkam. 1903 wurde er dort durch den jetzigen Vertreter, Lehrer Sittard, einem geborenen Aachener, ersetzt. Hille selbst Wurde vorübergehend Pro fessor am Priesterseininar zu Paderborn und dann ging er in die Seelsorge. Dort trat er nur wenig hervor, die stille, ruhige Arbeit war ihm ein Bedürfnis geworden. Der poli tischen Tätigkeit entsagte er fast ganz. Der eifrige, fromme Priester war ein guter Vater seiner Gemeinde. Nicht alle haben ihn verstanden, aber wir hatten ihn liebgewonnen und manch herzliche Zeile wurde auch in späteren Jahren unter uns ausgetanscht. So ist er nun ruhig an den Folgen eines Schlaganfalles hinübergegangen in die Ewigkeit. Gott wird seinem treuen Diener gewiß die rege Tätigkeit im Wein berge des Herrn lohnen. Und wenn in Sachsen, in der Dia- spora, die er so recht in sein Herz geschlossen hatte, ein Priester am Altäre ein Memento für ihn übrig bat, so gilt dies als ein DankeSzeicben für den, der sich im Dienste für die gute Sache anfgeopfert. Gott schenke ihm die Krone des ewigen Lebens. X