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IWscheUolkszeitimg Bezugspreis, BeUage vierteyabrllch »,1V In Haus »,6« A; *S"b»b VIerteNM»rNch1,8«^. Dresden und ganz Deutschland frei Haus «,»» tn Oesterreich 4,07 X. — Einzel-Nummer 1» 4 ^en? Leitung regelmäßig tn den ersten I I AuSaade X mit Dresden und in Oesterreich I AuSgabe s Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit Anzeigen, I Annahme von SeschüftSanzeigcn bis IS Uhr, von Familirn- anzeigen bis 11 Uhr Preis für dle Petil-Spallzeile SO 4. tn, ReNameteU «« 4 gür undeulllch geschriebene, sowie durch Fernsprecher aH. I gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit für ' die Richtigkeit dcS Leite» nicht übernehmen, . Redaklionö-Sprechstundc: 10 bis II Uhr vormittag«. Für Rückgabe eingesandter Schristst, macht sich die Redaktion nicht verbindlich! Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bet- gefügt ist. Brieflichen Anfragen ist Antwortsporto beizufügen. Nr. 129 Geschäftsstelle und Redaktion Dr-Sden-A. 1«, Hoibestrftratze ÄS Mittwoch den 9. Juni 1915 Fernsprecher 213611 14. Jllhkst. Staatssekretär Vryan zurückgetreten Mi dlorikrsll'.M 6ri»sle 8u;vcsh> keiner steukeitsn. killigste Preise l2cl>c1: MMKIMM Staatssekretär Bryan hat demissioniert Washington, 1». Juni. Reutermeldung. Staats sekretär Bryan hat demissioniert. Ein russischer Dampfer vernichtet London, a. Juni. Der russische Dampfer „Adolph" ist von einem Unterseeboot vernichtet worden. Venedig mit Bomben erfolgreich belegt Wien, 8. Juni. Amtlich wird vcrlantbart: Marine flugzeug „L 47", Führer Fregattcnleutnant Banfield, Be vbachtcr Scekadett v. Strvbell, hat heute morgen Venedig und zwar die Ballonhallc Mnrano-Campalto sowie feindliche Zerstörer erfolgreich mit Bomben belegt und einige Brände verursacht, sowie Feldlager mit Maschinengewehr beschossen. Tas Flottcnkommando. Ein italienisches Luftschiff vernichtet Wir», 8. Juni. Amtlich wird vcrlantbart: Das italienische Marine-Luftschiff „Citta di Frcrrara" wurde auf der Rückfahrt von Fiume heute früh 6 Uhr von dem Marinc- slngzcng „L 48", Führer Linienschiffleutnant Glassin, Bcvb achter Scekadett v. Fritsch, südlich von Lnssin in Brand geschossen und vernichtet. Zwei Offiziere und fünf Mann der Besatzung wurde» gefangen genommen. Torpediert London, 8. Juni. (W. T. B.) Lloyds meldet aus Margatc, daß der belgische Dampfer „Mcnapier" gestern abend von einem deutschen Unterseeboote torpediert wurde. Der zweite Offizier, der zweite Maschinist und sechs Mann der Besatzung landeten in Margate. Der Kapitän, dessen Frau und Tochter, der erste Offizier, der Lotse und 12 Mann der Besatzung werden vermißt. Tas Schiff sank in einer halben Minute. Der schlechte australische Handel Manchester, 9. Juni. (W. T. B.) Der „Manchest. Guardian" meldet ans London, daß der Handel Australiens mit England, Frankreich und Italien seit Beginn des Krieges gelitten und daß die Unsicherheit im Suezkanal den Verkehr.nach dem Panamakanal abgelenkt habe. Kein Weißbuch des Papstes Rom, 8. Juni. (W. T. B.) (Agenzia Stefani.) Tie Nachricht von der Veröffentlichung eines Weißbuches durch den Hl. Stuhl wird von autorisierter Seite dementiert. Der französische Chef des Marinestabes s Paris, 8. Juni. Der „Figaro" meldet: Der Chef des Marinestabes Vizeadmiral Aubert ist gestern im Val de Grace-Krankenhaus gestorben. Französische Industriearbeiter aus dem Heeresdienst entlassen Paris, 8. Juni. Der „Matin" will wissen, daß alle Zpezialarbeiter der Metallindustrie und die Ingenieure, die mobilisiert sind, den für die Landesverteidigung arbeitenden Werkstätten wieder zugcteilt werden sollen. 2909 tote Engländer und Franzosen bei einem Kampfe Konstantinopcl, 8. Juni. Nach einem Tele gramm von den Dardanellen hätten die Engländer und die Franzosen bei Ari-Burnu in der Nacht vom 5. zum 6. Juni über 2090 Tote gehabt. Ihre Verluste bei Seddul- Bahr seien noch bei weitem höher. Deutsches Reich — Ter Kaiser hat den: Staatsminister Grafen V. Hertling in Anerkennung seiner erfolgreichen Mit arbeit bei der Kriegsgesetzgebung und deren Durch führung das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen und ebenso dem Vertehrsminister v. Seidlein für seine Verdienste um die Vorbereitung und die Durchführung der Eisenbahn- opcrationen des Heeres. (W. T. B.) — Abgeordneter Graf Carmcr Ter konservative Reichstagsabgeordnete für den Wahlkreis Breslau I, Kaui- inerherr Graf v. Carmcr (Osten) ist am Dienstag vor mittag gestorben. Gras- Carmer, der de» Krieg von 1870 mitgemacht und sich dabei das Eiserne Kreuz verdient hatte, widmete sich nach seiner Verabschiedung als Rittmeister im Jahre 1878 der Bewirtschaftung seiner Besitzungen und war auch in der Selbstverwaltung seiner Provinz tätig. Als Vertreter des Wahlkreises Guhrau-Steinau-Wohlau ge hörte er deni Reichstage seit 1890, also länger als 25 Jahre an. Seit 1892 war er auch Mitglied des preußischen Herren hauses. Er ist 66 Jahre alt geworden. — Ter Gcncralvikar Tr. Talbor in Posen, der zu künftige Erzbischof von Posen-Gnesen, ist zum päpstlichen Nuntius nach München berufen worden. (W. T. B.) — Weibliche Arbeitskräfte in der Eisenindustrie. Nach dem schon vor eickiger Zeit verschiedene industrielle Werke des Rheinisch-Westfälischen Jndustriebczirks, und namentlich des Dortmunder Gebietes, daran gegangen waren, weibliche Arbeitskräfte versuchsweise auch für schwerere Arbeiten heranzuziehen, und nachdem sich herausgestellt hat, daß diese weiblichen Arbeitskräfte sich wohl geeignet erweisen, selbst solche Verrichtungen zu versehen, die besondere Kraft und Geschicklichkeit erfordern, gehen jetzt alle Betriebe der Eisen industrie dazu über, weibliche Arbeitskräfte in großer Zahl cinzustellen. Es handelt sich meist um Frauen, deren Männer im Felde stehen und die infolgedessen den erzielten Verdienst, der 3,75 bis 4 Mark täglich beträgt, sehr gut ge brauchen können. Der Andrang zu der Arbeit ist daher sehr stark, entspricht aber der großen Nachfrage. — Zeitgemäße Erinnerungen. Im gegenwärtigen Augenblicke, wo in Deutschland wie in Oesterreich-Ungarn alle Schichten des Volkes empört sind über den Trenbruch Italiens, dessen Regierung ein schmähliches Beispiel tvelscher Tücke gab, indem sie dem Bundesgenossen, der dem italie nischen Volke zu seiner neuzeitlichen Größe und Stärke mit- verholfcn hat, hinterlistig in den Rücken fällt, hat es für den Politiker und Historiker kein geringes Interesse, zu lesen, wie Windthorst schon vor mehr als vierzig Jahren über unser Bündnis mit Italien geurteilt hat. Es war am 17. Januar 1873, als der Zentrumsführer im Preußischen Abgeordnetenhaus bei der ersten Beratung des Gesetzent wurfes über die Vorbildung und Anstellung der katholischen Geistlichen eine hochbedeutsame Rede hielt und dabei auch die von anderer Seite nachdrücklich empfohlene Mianz mit Italien (die Vorläuferin des späteren Dreibundes) kritisch beleuchtete. Dabei sagte er über dieses Bündnis folgendes: „In der Tat, meine Herren, das ist nicht zweifelhaft, die italienische Allianz ist der Uranfang alles Un- glücks, welches über Deutschland kommt. Sie nennen es Glück — ich nenne es Unglück, und die Zukunft wird mir recht geben. Es ist eine Allianz wie zwischen Faust und Mephisto, und wir in Deutschland spielen die Rolle des Faust ... Ich bin allerdings der Meinung, daß, solange diese italienische Allianz dauert, wir zur Ruhe nicht kom men, und Europa auch nicht." (Ausgewählte Reden von Dr. Windthorst, -Osnabrück 1903, 1. Band S. 103 fl.) Diese scharfsinnige Beurteilung unseres Bündnisses mit Italien ist gewiß ein Beweis für den politischen Weitblick des genialen Staatsmannes und Parlamentariers. — Auch der vor Jahresfrist ermordete österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand hegte gegenüber der Festigkeit und Zuverlässigkeit unseres Bündnisses mit Italien stets ernste Zweifel. Als er im Sommer 1913 mit einem reichsdeutschcn Geistlichen in einem Jagdschlößchen am Pragser Wildsee weilte und sein Blick auf das dort in einem Zimmer hängende Bild des jetzigen Königs von Italien fiel, sagte er mit bezeichnender Geste zu dem Geist lichen: „Das ist unser Freund!! Wenn nur nicht einmal in der Stunde der Gefahr Deutschland und Oesterreich-Ungarn von Italien im Stich gelassen werden!" Auch hier hat der Gang der Ereignisse der Besorgnis des Erzherzogs Recht gegeben. Um so höher wird man in künftigen Zeiten die unbedingte Treue und Beständigkeit anerkennen, mit der -Oesterreich-Ungarn als Glied des Dreibundes an dem Bünd nis mit Italien trotz aller Bedenken festhielt. Heute kann und muß man mit einer durch die Ereignisse wohlbegrün- detcn Variante sagen: Dank vom Hause Savoyen! (K. V.) Der Weltkrieg Der amtliche deutsche Tagesbericht (Wiederholt, weil nur in einem Te I der Auflage ent halten.) (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 8. Juni 1915. Westlicher Kriegsschauplatz: Am Osthangc der Lorcttv-Höhc scheiterte ein feindlicher Angriff gänzlich. Von weiteren Angriffovcrsuchcn sahen die Franzosen ab. Auch südlich von Neuville wurde durch unser Artillcricfencr ein feindlicher Angriff niedergehaltcn. In Gegend südöstlich Hcbntcrnc dauert der Kamps noch an. Ter Angriff nordwestlich von Soissvns bei Mvulin- sous-Tvns-Vents ist durch unfern Gegenangriff zum Stehen gebracht. Bei Ville-aux-Bvis, nordwestlich von Berry an-Bac, er litt der Feind bei seinem erfolglosen Versuche, seine im Mai verlorene Stellung zurückzucroberiy starke Verluste. Bei Tonai wurde ein feindliches Flugzeug heruntcr- geschossen. Oestlicher Kriegsschauplatz: Unsere Angriffsbcwcgung in Gegend Tcnwlc und öst lich der Tubissa nimmt ihren Fortgang. Südwestlich von Plock wurde ein feindliches Kampf flugzeug zum Landen gezwungen und erbeutet. Südöstlicher Kriegsschauplatz: Ocstlich von Przcmysl ist die Lage im allgemeinen un verändert. Die Zahl der von der Armee Mackensen seit dem 1. Juni gemachten Gefangenen beläuft sich auf über 20 999. Auf den Höhen von Nowoszyn, nordöstlich von Zu- rawno, haben die Truppen des Generals v. Linsiugen den Feind erneut geschlagen. Die Verfolgung gelangte bis zur Linie Bukarzowcc — südlich von Hrehorow — südlich von Molodynce. Südlich des Tnjestr haben wir den Liwka- Abschnitt überschritten und erreichten Myslow (östlich von Kalnsz), Wvjnilow, Seredna, Kologziejow. Tie Beute des Tages beläuft sich auf 4299 Gefangene, 4 Geschütze, 12 Ma schinengewehre. Oberste Heeresleitung. Tic Lage im Osten ist günstig Roda-Roda meldet der Wiener Neuen Freien Presse, ein sehr hoher Offizier bezeichne die Lage im Norden und im Süden als durchaus günsti g. Im Süden kämen die Ileberläuser zu Hunderten, meist in voller Aus rüstung herübe r : einmal brachten sie sogar Ma schinengewehre mit. Die Besetzung Lembergs steht bevor Tic „Köln. Ztg." meldet: Tie Bukarest» russcn- freundlichen Blätter berichten, die Besetzung Lembergs durch die Verbündeten stehe bevor. 20 Kilometer vor Lemberg Wien, 8. Juni. Tas „Wiener Tageblatt" meldet: Verbündete Truppen sind im Gebiete von Hrehorow vor gerückt. Die Kavallerie der Verbündeten ist bis ans 20 Kilo meter Lemberg nahegekommcn. Tie zweite ungarische Kriegsanleihe Budapest, 8. Juni. Das Ergebnis der gestern ab geschlossenen Zeichnung auf die zweite Kriegsanleihe wird nach vorläufiger Schätzung auf über eine Milliarde veran- schlagt. Die genaue Endziffer wird nach Prüfung der ein zelnen Listen in nächster Zeit bekanntgegeben werden. Keine Erfolge der Italiener Die „Deutsche Tagesztg." meldet aus Wien: Der ehe malige Bundesgenosse befindet sich noch allerorts jen seits der S t a ch e l d r a h t - G r e n z e n. Einigen Ab teilungen, die bis in unsere Linie gelangten, wurde übel mitgespielt. Keine italienischen Truppen in Frankreich Wie verschiedene Morgenblüttcr melden, demen - tiert der „Corriere della Sera" mit Genehmigung der Zensur die Auslandsmeldungen von einer V e r st ä rkun g der französischen Front durch italienische Trup pen. In erster Linie kämpfe Italien für seine eigenen Interessen. Ter sozialistische „Avanti" erhebt Einspruch gegen die Beschimpfung der Deutschen. Haß gegen die feindlichen Völker sei nicht notwendig zu kräftiger Kriegführung.