Volltext Seite (XML)
A»»»ab« X mit vr»»,»p»«i», »etlaa- hrlich »,»0 ^ >-utschlM,d^fte^äüs » ii» L! »»» Dresden imd in Oesterreich S dierielia-rNch I.«« In Druden und -an, Deutschland siel Hau« L.L» in Oesterreich 4,07 X. — Sinzel-Nummer Iv ^ ^miUagzstui^en/ Leitung regelmützig in den ersten Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit 1 Annahme von SeschüstSanzeiaen bis 10 Nhr, von Familien- ' anzeiaen bi» t> Uhr, prrt« für die Petit-Spaltzcile LO ^. im SieNamcteil 00 tür undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher, gegebene Anzeigen kSnne» wir die Verantwortlichkeit die Richtigkeit de» Texte» nicht übernehmen, Redaktion».Sprechstunde: IO bi» 1 t Uhr vormittag», sür Rückgabe etngcsandter Schristst, macht sich die Redaktion I nicht verbindlich! Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bet- I gefugt ist, Brteslichen Anstagen tst Antwortdporto betzufügen. «r. 242 Geschäftsstelle and Redaktion DreSden-ll. 1«, Halb einstr atze 4« Mittwoch den 20. Oktober 1915 Fernsprecher 21886 14. Jahr». Dev bulgarische Vormarsch Die Vulgaren sind auf der ganzen Linie auf dem siegreichen Vormarsch. Las ist eine feststehende Tatsache. Nach Meldungen, die in Baris ans Athen eingelanfen sind, konnten sie in diesen Lagen die Linie Nisch—Saloniki ab schnei den. Die Nachricht erregt in Paris große Bestürzung, da man nicht mit einem so schnellen Vormarsch der Bulgaren gerechnet hatte. In amtlichen Kreisen wird zugegeben, daß das ge- iamte K r i e g s u n t e r n e h in e n nunmehr in Frage g estellt scheine. Im amtlichen deutschen Bericht war be kanntlich gemeldet worden, daß die Stadt Vranja von den Bulgaren genommen sei. Vranja liegt aber an der Bahn- !i»ie Nisch—Saloniki, die Pariser Meldung stellt also nur eine Bestäti g u n g der amtlichen deutschen Meldung dar. Ter Vormarsch der bulgarischen Armeen zerfällt so wohl örtlich betrachtet, wie nach der Kräfteverteilung, so weit sich ans den bisherigen 'Nachrichten Anhaltspunkte er- geben, in zwei Abschnitte. Ter nördliche umfaßt die Strecke von der Donau bis zum Nischawatale, der südliche im Anschluß daran die Gegend bis z u >» Strumitza- tale. Auf dem linken Flügel ist nach ausländischen Blät tern westlich Strumiza, nach anderen Nachrichten etwas weiter nördlich, im Raume von Veles (Köprüli) schon eine große Schlacht im Gange. Die Serben werden an dieser Stelle hartnäckigen und erbitterten Widerstand leisten, zumal sie auf das Eintreffen der ersten Staffel des sranzösisch - enfflischen Expeditionskorps mw Saloniki rechnen. Tic Entfernung von Saloniki bis zur serbischen Grenze beträgt in der Luftlinie gemessen 6 5 Kilomete r. Von der Grenze bis in die Gegend westlich Ltrumiza sind wiederum etwa 50 Kilometer. Die Gesamt- entfernung beträgt also etwa 100—110 Kilometer, eine Strecke, die bei dem schwierigen Geländeverhültnis und der schlechten Wege zu Fuß in etwa 5 Tagen zurückgelegt wer den kann. Sind deshalb die ersten ausgeladenen Truppen >echtzeitig nach Norden in Marsch gesetzt, so können sie sehr wohl jetzt schon auf dem Kampffelde eingetroffen sein, so- daß die Bulgaren ihre Kräfte mit den Truppen der Welt mächte messen können. Ter deutsche und österreichische Geueralstabsbericht gellt das Vorgehen bulgarischer Truppen über Egri - Palanka fest, ihre Marschrichtung wäre also über .Kuma- »owo nach Skolpje gerichtet. Es kann dies nach der ört lichen Lage nicht dieselbe Kolonne sein, die weiter südlich vorgegangen ist und die nach dem bulgarischen Bericht in siegreichem Vordringen gegen die obere Brejalnica ist. Dies ist ein Nebenfluß des Varadar, der über Kocana, Stip fließt und südlich Veles einmündet. Weiter nach Norden wurde der strategisch wichtige Ort V r a wj a - G la w a im Morawatale selbst beseht. Die Feststellung ist wichtig, daß die Bulgaren bereits in das Morawatal selbst vorge drungen sind und sich in ihm festgesetzt haben. In diesem Tale läuft die Bahnlinie S a l o n i k i — N i s ch, die also von den Bulgaren im mittleren Serbien auch schon er reicht und besetzt ist. Damit ist das serbische Heer von der Eisenbahnverbindung mit dem Süden und mit Saloniki ab geschnitten. Bei der nördlichen Gruppe sind bedeutende Fortschritte nicht zu melden, sie befindet sich noch immer im Kampfe um die Westhöhen dos Timoktales, wo die Serben einen heftigen Widerstand leisten. Ebenso erfolg reich wie die Bulgaren auf der ganzen Ostfront vorgegangen sind, dringen auch die Verbündeten weiter nach Norden in das Innere des Landes vor. Die Serben haben ini Westen begonnen, die sumpfige Macwaniederung zu räumen und sowohl südlich Belgrad, wie im Morawa- und Mlawatale südlich und südöstlich Semendria sind sie von den Verbün deten ebenfalls weiter nach Süden zurückgeworfen. Die neuesten Meldungen besagen nur, daß die Bul- Zarevoselo, Pehtschevo und Berovo erobert haben, sie be setzten Vranja-Glawa und nahmen Radujevatz. An allen übrigen Plätzen ist der Kampf noch nicht beendigt. Er steht aber günstig für die Bulgaren, die ohne Zweifel durch die guten Ergebnisse noch kampfesmutiger geworden sind. Die serbische Katastrophe erscheint unvermeidlich, zumal dem unglücklichen Volke nur in beschränktem Maße Hilfe von den Verbündeten zuteil werden kann. Jedenfalls stehen wichtige Entscheidungen bevor. X (Tagesbericht siehe Seite 3.) Znr Einnahme von Wranja Berlin, 20. Oktober. Nach dem „Berl. Tagebl." hat die Einnahme.von Wranja, durch die das eigentliche Serbien von Mazedonien abgeschnitten wird, in Sofia große Freude hervorgerufen. — Die Unterbrechung der Verbindung Saloniki— Nisch hat im serbischen Hauptquartier große Ver wirrung hcrvorgerufeu. Tie Staatsarchive sind nach Mitrowiha gebracht. Tie Negierung soll nach Pristina ver legt werden. Der Ruf nach Rußlands Hilfe wird immer dringender. Tie Verstimmung gegen England wachse. Die bulgarischen Truppen haben bisher etwa 3 0 00 ser bische Gefangene gemacht. Tic Kämpfe im Timvkgebiet Nach dem „Berl. Lokalanz." hat ein deutsches Flugzcug- geschwader Knagujevec mit Arsenal bombardiert. Im Timvkgebiet wird verzweifelt gekämpft. Aus Sofia wird berichtet, der Zustrom mazedonischer Frei williger wachse ständig. Etwa 50 000 seien bereits einge kleidet. Sie bildeten eigene Divisionen. Tie nciic englische Verlustliste Laut „Berl. Tagebl." gelangte die „Times" nach Auf stellung der Verlustliste zu einer Gesamtziffer von 1641 Offizieren und 13 486 Mann seit dem 25. September. Tie Offensive im Westen steht Nach verschiedenen Morgenblättern erklären die „Times", die große Offensive im Westen sei offenbar zum Stillstand gekommen und werde wahrscheinlich in diesem Jahre nicht mehr ausgenommen, lieber das Ergebnis läßt sich noch kein endgültiges Urteil fällen. Polizisten hinter die Front! Auffällig trat in Joffres Armeebefehl das Bestreben hervor, in jeder erdenklichen Weise den Geist der Truppen im Hinblick auf die Aufgaben,der großen Offensive zu haben. Die politischen Folgen des nahen Sieges wurden auseinandergesetzt, die gewaltigen Anstrengungen im Munitionswescn wurden aufgezählt, auf den günstig ge- wählten Augenblick wurde hingewiesen. Erscheinen schon derartige moralische Reizmittel deutscher Auffassung von soldatischem Pflichtbewußtsein gegenüber verwerflich, weil unnötig, so hat es die englische Heeresleitung bei moralischen Vorbereitungen keineswegs bewenden lassen. In richtiger Einschätzung des Geistes der neuen Kitchenertruppen hat sie zu Polizei maß rege ln gegriffen. Den Beweis dafür liefert nach stehender Befehl: Uebersetzung. Geheim. Nr. S. C. 450. 27. Jnf.-Brigade, 10. Sept. 1016. Polizeiliche Maßnahme n. 1. Die Brigade Hauptquartierwache wird gestellt vom 10. Bataillon der Argyll and Sutherland Highlanders; sie wird bis 10 Uhr vormittags am 23. d. M. beim Brigade- Hanptquartier bleiben und alsdann zu ihrem Verbände zurücktreten. 2. Jedes Bataillon hat 4 Regimentspolizisten, ein- schließlich eines Unteroffiziers zu stellen, die sich am 23. d. M. um 0 Uhr vormittags im Brigade-Hauptquartier zu melden haben. 3. Diese Polizeigruppc tritt unter dein Befehl des Sergeanten Simpson, M. M. P. und wird dazu per- wandt, eine Absperrungslinie im Rücken der Brigade zu bilden, um das Zurückbleiben zu verhindern. 4. Verpflegung erhalten sie vom Brigade-Haupt quartier. Zur Kenntnis gez. (Unterschrift unleserlich) -V Major, Stab»-Kapitän der 2?. Hnf.-Brigade. . Vischofstage in Chemnitz. LUN vergangenen Sonntage wurde nun auch den beide» tathol. Gemeinden in Chemnitz die Gnade der heil. Firmung zuteil. Ter hochwürdigste Herr Bischof hielt am Sonnabend abend 8 Uhr in der Pfarrkirche am Noßmarkt unter den hehren .Klängen des Ostimmigen Ecce sacerdos von Thielen seinen Einzug, an den sich eine kurze würdig- jchöue Begrüßungs- und Huldiguugsfcier anschloß. Darauf begrüßten den Oberhirten im Pfarrhause die Herren des Schulvorstandes im Namen der Schulgemeinde. Die „Cäcilia" huldigte ihn noch mit einigen Liedergaben. Sonn tag vormittag 0 Uhr zelebrierte der hochwürdigste Herr Bischof das Hochamt, wobei Pfarrer Lange und Kaplan P o s s e l t assisterteu. Die „Cäcilia" sang die Missa i. h. s. Franz. Taverii von F. Witt. Das kleine Kirchlein war über voll. Und doch hatten nur die Firmlinge mit ihren Paten Zutritt erhalten! Nichts kann beredter die.Kirchennot i» dieser Pfarrei schildern. Das Kirchlein, einst ein Kabaret- lbeater, wurde vor 87 Jahren dem Dienste des Herrn ge weiht und war bis z» dem vor 8 Jahren erfolgten Ban der St. Josephskirche das einzige katbol. Gotteshaus. Jetzt noch ist es die Pfarrkirche für etwa 14 000 Chemnitzer Katholiken! Das hl. Sakrament der Firmung empfingen an >00 Firmlinge. Während der hl. Handlung sang die „Cäcilia" mehrere Chorgesänge. Nachmittags 3 Uhr war Firmung in der prächtigen St. I o s e p h s k i r ch e, sicher eine der schönsten Kirchen in Chemnitz, ja ein unparteiischer, kunstverständiger, hoch stehender Herr stellte sie bewundernd allen anderen voran. Die .Kirchennot ist für die Katholiken der Ostvorstadt auf lange Zeit hinaus bestens gelöst. Aber zu dieser großen, an diesem gnadenreichen Tage mit sicher weit über 1000 Andächtigen gefüllten Kirche, zu den 6000 Pfarrkindern — ein Priester! Für 1000 Kinder der anliegenden 2. Bürger schule keine Schnlmesse am Sonntag! Möge der Herrgott dem neuen Oberhirten hilfreich zur Seite stehen, daß er bald zu seiner und unserer Freude den beiden Gemeinden helfen könne! — Auch in St. Joseph wurde 400 Firmlingen die Gnade des HI. Geistes gespendet. Der .Kirchenchor sang Ecce sacerdos von Hacker, je ein Veni saucte Spiritus von Frei und Viadana, „Mein Herz will ich dir schenken" von Hagedorn, das St. Josephslied von Trewes und „Rosenkönigin" von Haller. Die Generalpatenschaft hatten in Chemnitz > Herr Rothermel und Frau Pechtle, in Chemnitz II Frau Achaz und Herr Oberlehrer Hesse übernommen. Der Firmungstag wurde mit einer G e m e i n d e fe i e r im großen Lindensaale beschlossen, die sehr gut besucht war. Nachdem die „Cäcilia" den eintretenden hochwürdigsten Herrn Bischof mit dem Ecce sacerdos begrüßt hatte,' sprach Frl. P o r s ch mit gutem Vortrag eine» begeistern- den, von Herrn Oberlehrer Hesse verfaßten Prolog. Hierauf begrüßte Herr Pfarrer T ch e w tschik im Namen der Ver sammelten den Nachfolger der Apostel, entwickelte sodann von dem hochwürdigsten Herrn aus seinen eigenen Erleb nissen ein anziehendes Lebensbild und bat ilm schließlich, den Chemnitzern eine ähnlich warmherzige Fürsorge ange deihen zu lassen wie sein Vorgänger auf dem Stuhle des hl. Benno. Nachdem der.Kirchenchor zu St. Joseph „Herr, mein Gott, ich trau auf dich" gesungen hatte, sprach Herr Rechtsanwalt Nothe im Namen der Gefilmten. In nach Form und Inhalt gleich meisterhafter, von heiliger Begeiste rung durchglühter Rede Preist er als notwendige Merkmale eines wahren Katholiken das heldenmütige Bekenntnis des Glaubens, die heldenmütige Opferwilligkeit, den helden mütigen Seeleneifer. Wahrhaftig, so kann nur einer sprechen, der sich durch die Wirrsale menschlicher Irrungen mit eiserner Energie endlich zum wahren Lichte durch- gerungeu hat — oder ein ganz Begnadeter! Seine Worte klangen aus in einem Hoch auf Papst und Bischof, Kaiser Wilhelm, König Friedrich August und Kaiser Franz Joseph. Die versammelte Gemeinde brachte ihre Gefühle durch ein gemeinsames Lied auf diese Gewalten zum Ausdruck. Den zweiten Teil, der in seinen Liedern einen vater ländischen Charakter trug, begann die „Cäcilia" mit Him mels „Gebet während der Schlacht" und zwei Ostimmigen Frauenchören „Richte dich auf. Germania!" von ?kbt und „Fcstlied" von Marschner. Hierauf ergriff der bochwurdigste Herr Bischof das Wort z» einer Ansprache. Nachdem er seinem verewigten Vorgänger warme Worte hoher Wert schätzung gewidmet hat, spricht er von den Zeichen der Zeit und den Zielen der apostolischen Wirksamkeit und führt etwa folgendes aus: Der Krieg brachte unbedingt einen sittlich-religiösen Aufschwung. Aber dieser mnß mit allen Kräften gefördert werden, daß er erhalten bleivt.