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Nr. LS» Mittwoch den IS. Juni 1917 Ve»«,«r>rei<, »«»«ab« X mit illuitt. Bcllaae v>-rtey«ritch ».TV In Dresden unk amu Deutsch, land frei Haus ».8» m Oesterreich s.»8 X. «»«gäbe» dierteliLhrlich »1«-« In Dresden und ganz Deutschland stet HanS L.s» in Oesterreich T.vv X. Sinzcl-Nummer Lv Z- Die Heini an allen hmittagS. Sächsische ÄlllliAltllllilH P-ichLstSslelle «ud Red»M-nr Lrn-deusA. 1U, HoUieluslratze 4L Fernsprecher 2136S Postscheckkonto Leipzig Sir. 147S7 Anzeigen! Annahme von NeschiistSauzelgen diS IN Uh, von AainiNctianzeigcn dis ll Uhr dorm Preis sin diePclit-Spalizcile Li» z. im Nekio- mctetl vv Für »»deutlich geschriebene, sowie diwch Sern- spreche! nusgegedeue Anzesge» lüunen wir di, !I!era»lwvrlI>chkeiI sür die Nichtigkeit deS Dezte» nicht iiderncbiiien. Sprechstunde der Redaktion: > l—12 Uhr Pari». Einzige Katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Jentrumspartei. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Ikl M Russische und französische Revolution Man hat bereits nach dc-n russisch-japanischen Kriege, als die ersten Anzeichen einer allgemeinen Umwälzung in Rußland bernortraten» die rnssisaze mit der französischen Revolution verglichen. Viele Politiker und Schriststellei-, die daran gewöhnt sind, nach gewissen vorgefaßten schema tischen Beurteilungen die Entwicklung der großen Staats politik zu bewerten, haben die jetzige nissiiche Revolution als etivas Aehnliches angeseben. wie die französische. Namentlich der gleichzeitig gutmütige und schwache Niko laus 1t. erinnerte sie oft an Ludwig XVI. und die ans dem Auslande stammende Kaiserin Alerandra, der die russische höhere Gesellschaft ebensowenig gewogen war. wie die sran Mische der Königin von Frankreich Maria Antoinette, forderte zu entsprechenden Vergleichen auf. Es ist gewiß, daß in der russischen Revolution und im Verlaufe dieser so manche Aehnlichkeiten mit der französischen zu beobachten sind. Diese ähnlichen Erscheinungen Waben aber auch darin ihre Erklärung, daß die Revolutionäre bei jeder Revolution Vorbilder nachahmen, die durch die früheren Revolutionen gegeben sind. So hätten die nanzösischen Revolutionäre im Jahre 17!lst Ludwig XVI. und seine Gemahlin wohl tauni zum Tode verurteilt und köpfen lassen, wenn sie dabei nicht als Vorbild Eroniwell und dessen Anhänger gehabt hätten, die zur Zeit der englischen Revolution im Jahre 1649 den rechtmäßigen König von England, Karl l., zum Tode verurteilen und köpfen ließen. Die jetzigen russischen Revolutionäre würden Kaiser Nikolaus und seine Familie sicherlich ins Ausland gelassen haben, da er ihnen ja fast widerstandslos die Krone abgetreten hatte, wenn sie nicht den traurigen Ruhm einheimsen ivollten, den französischen Revolutionären ähnlich zu werden, die Ludwig XVI. und scine Familie zuerst in Versailles, dann in den Tnillerien und zuletzt im Temple in unwürdiger Gefangenschaft hielten. Mnn schreit deshalb in St. Petersburg nach der Ueberführung Nikolaus II. in die St. Peter-Panlfestung. Die Revolutionäre sind eben wenig geistreiche Leute und deshalb sehr geneigt, ihre eigenen geistigen Vorgänger nach zuäffen. Wenn wir die Aehnlichkeiten und Verschiedenartigkeiten der französischen und russischen Revolution berücksichtigen wollen, so müssen mir in beiden Fällen sowohl die Eigen artigkeit ihrer Ursactren. als glich diejenige ihrer Ziele vor Augen halten. Bezüglich der Verursachung der russischen und französischen Revolution bestehen tatsächlich sehr viele Aehnlichkeiten. Anders ist es hingegen mit den Zielen dieser beiden Umwälzungen. Sowobl bei der russischen, als auch bei der französischen Revolution sehen wir eine ungeheuere, staatlich völlig zentralisierte, monarchische Ge fahr und ihres endgültigen Zusammenbruches über keiner lei entsprechende gesellschaftliche, politische nnd militärische Unterstützung zu verfügen in der Lage war. Der Untergang der französische» Eapetinger-Thnastie erfolgte aus ganz ähnlillzen außer- und innerpolirischen Gründen, wie der jluige der russischen Kaiderdynastie der Holstein-Romanow. Das französische Königtum war in seinen Ursprüngen ganz ebenso eine germanische Staatengründung, wie die russische Monarchie, die im 9. Jahrhundert nach Christi Ge burt von dem schwedischen Ruriksütsten begründet worden war und seit Beginn des 17. Jahrhunderts von den Roma now weiter ausgebaut wurde. Die französische Monarchie konnte sich nur solange halten, als sie auf dem Adelsstaate 'beruhte und zwar eben deshalb, weil sie auf fremder ger manischer Eroberung berichte und der größte Teil des sran- Mischen Kochadels germanischen Ursprunges war. Ganz das gleiche galt auch bezüglich der liissisllzen Monarchie. - Die französisclien Könige baben aber in ihrer inner» und äußern Politik einen fortwährenden Kampf gegen das Germanentum in Europa geführt. In der inner» Politik geschah es dadurch, daß die Regierungen der französische:, Könige schon seit dem frühen Mittelalter, namentlich abo nnier Philipp den Schönen und dann im 17. Jahrhundert im hervorragenden Maße unter Ludwig XIII. „nd Lud wig XIV. die Macht der Adelsvertretiingen in den Land- ständen der einzelnen sranzösiscdeii Erbländer systematisch brachen, hingegen diejenigen des Bürgertums in gleichem Maße förderten. Es geschah dies hauptsächlich aus selbsti schen Zwecken der Höflinge und der einflußreichen Minister des französischen Hofes. Wir erinnern nur an die Kardi- näle Richelieu »nd Mazarin. In der auswärtigen Politik betrieb aber der französische Hof einen systematischen Kamps gegen das römisch-deutsche Reich und namentlich gegen das Haus Habsburg. Hand in Hand damit ging unter den oben »»»»- ü Das Neueste vom Tage ß 8,„— — — Ikl E »kl« WMW , W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, den 16. Juni 1917. Westlicher KriegsschaupilKtz Heeresgruppe Kronprinz RnPprech1 In starten Fenerwcllen bekämpften sich die Artillerien im rsivern-Bogen und südlich der Douve. Westlich von Warneton kam mittags ein englischer Angriis in unserem Vernichtungsfeuer nur an wenigen Stellen ans den Gräben; die vorbrechenden Tturmwellen wichen in unserer znsammeugefaßten Infanterie- und Ar- rillerie-Abwehr mtter Verlusten zurück. Abends scheiterie dort in gleicher Weise ein erneuter Angriff der Engländer. Westlich der Straße Arras-Lens lag morgens heftiges Wirkungsscncr aut unseren Stellungen. Starke englische Kräfte, die ans dem Norduscr des Coucehz-BachcS an- griffen nnd in unsere Gräben drangen, wurden isi kraft vollem Gegenstoß geworfen. In nachfolgenden erbitterten Handgrcmcttenkämpsen engten unsere Stoßtrupps eine noch verbliebene Einbruchsstelle ein. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: In einzelnen Abschnitten der Aisne-Front, in der Champagne und an der Maas zeitweilig lebhafte Feuer- tätigtest. Heeresgruppe Herzog Ai brecht Nichts Neues. Auf dem Oestlichen Kriegsschauplatz und an der Mazedonischen Front keine größeren Kampshandlungen. Der erste Gcveralquarricrmerstcr: Ludendorsi. Die Abdankung des Königs Konstantin Athen, 12. Juni. Havasmeldung. König Konstantin hat zu Gunsten seines Sohnes des Prinzen Alexander abgedankt. (W. T. B.) Athen, Ich Juni. «Agence HavaS.) An, Montag vormittag hatte der Oberkommissar dev Alliierten Jonnavt mit dem Ministerpräsidenten ZaimiS eine Unterredung, in der er von ihm i »i N a in e » der-Schutz- m ächte die Abdankung des Königs und die Be- zeiclmung des Nachfolgers nnte.r Ausschluß des Thronfolgers verlangte^ Nach einem Kronrate nahm der König abends die Abdankung an und sprach die Ab sicht ans, sich auf ein englisches Schiff zu be geben und über Italien nach der Sch w eiz zu sali reu. Die Truppe» des Obcrkominissars hatten Be stich nicht z» landen, bevor der Entschluß des Königs be kannt sei. Die Ruhe wurde nicht gestört. Das Aiistrktr» drr italienische» Truvpc» in Janina „Daily Trlrgrnpl," aibt eine Meldung der Athener Presst wieder, wonach die italienische» Truppen, die Jauina besetzten, den griechisclien Zivilbebörden und der «barmst» besohle ii hätten, die Stadt binnen einer Viertelstunde zu verlassen. Die italümischen Truppen seien südwärts »reite: vorgerückt, um Prevesa und den Rest von Evirns zu besetzen. Es liest» «berüchte um, daß Triippentiansport- fchifse der Alliierten im Gott von Korinth augekomme.i seien. Truppen leien in Jtea gelandet worden. erlvähnten französischen Monarch» und Staatsmänner« in Kamp: gegen den Einfluß des Pe.pittums auf die Kirr: - und ein Hinarbeiten auf ein Mlttaniscres Staatskircbc, :u:n. Ganz ähnliche Erscheinung.-:: lassen sich auch in >. - russischen Gestlüchre seststellen. Tn- ganze Entwicklung dc Farentnms ging daraus hin.-ans «ine riesige zentralisie'i- Monarchie berziistellen. in der d.. ursprünglich dem Tbro: fast gleichberechtigte Hobe Adel der Nurttftirstei: aller Pol ti'chon Varrechte entkleidet wurde und nur dein Hof- » Staatsdienst unierftell: werden, stifte. Dafür lzcttte ab das russische ; st: reift::::: das r'.vsißtv Bürger- und Baue'! tun: gefördert, aus daß cs sich st: pen wollte, um seine Wel' eroberiinasvläne durch-nsep-e-n In dar auswärtige:: Po!:: beging es ganz die gleichen Fehler, wie die einst st stolze französischen .Könige, die das römisch deuticlre Kaiser:»- der Habsburger zu vorn schien bestrebt waren. Die russisch Aaren waren stit Peter den «braßen mit wenigen An nahmen bestreb:, das osttö.npch.- Kaiserreich »nieder Herz , stellen und zwar in der» Sinne, daß die Völker der Ball«: Halbinsel und O-Mer reich-Ungarns unter das mehr od weniger verhüllte Protektorat des rnssi'chen Zarentums a langen sollten. Hand in Hand damil «ging der Kanr,. gegen die katholische Kirche, der :n: ganzen Zarenreiche ur - selbst außerhalb dieses der Begründung- einer slawistt nissischen Nationa.Ikirche dienen sollte. So hat der „deus kratische" Slawismus -n Rußlands Innenpolitik den «:!'- nissischen Adelssia-at vernichtet und die panslawistisb- Außenpolitik den einst so mächtigen Saal der russisch- - Zarei: ans die Wege zu:» völligen Abgrund hingesührt. Die staatskirchlichen- Bestrebungen des Gallikanismiis rr: das russische Schis-rit-a, sie haben in beiden Fällen et -e: alte Monarchie zugrunde gerichtet, weil sie die einzeln Stände des französischen- und runn'che» Volkes nicht rillst - zu erziehen vermochten. Anders liegt hingegen der Sachverhalt bezüglich d Ziele der sranMftch-en und russischen Revolution. Die sro» zösisckv Revolution bat in ihren: Zeitalter noch einen cm sterbenden Ständestaat rorg.-sunden; ein Adels- ru-> Kirchenregimeitt. dem stbon jede innere Kraft genomir- »><:>-, das aber die äußeren Formen «eines srülwien stae.'ft rectrtliclym Besitzstandes und seiner Ständeordnnng n->-st aiisrellck erhielt. DeSb-Ab bat die französische Revolnt.-, «in Stelle dieser kraftlosen Adels- und HirchenherrseiMt ---»- starkes und ielbstbewußtes Bauern »i:d Bürgert»»: a:ft- gerufen, das noch gegenwärtig die «bruudlage der jetziaa-i- si-anzösischei: Republik bildet. Die französische Revolnt, m iva'- deshalb ganz ebenso nne die jetzige Republik eS nak« gegenwärtig ist. durch und durch nationalistisch und kric.: > wütig gesinnt die sichtige ins«.sehe Revolution lmt r >-- lonni mehr als die Trümmer einstiger Monarchen- e-> >- Adelslierrichast in Rußland zu beseitigen gehabt. D.-G de-rtige Baiiernproletariat denn einen organisiert « . besitzenden Bauernstand wie Mitteleuropa besaß ja N « land nie im Vereine mit den Arbeitern der riisiisch--»- Großstädte fand deshalb geradezu gar keinen Widerstw,'.-, das riijsische Bürgertum verfügt nicht über die Jntellig-wz! und die Eueraie des französiicheu; es wurde bei der jetzig:-», misslichen Revoluiton gerade:» überranut. Die i-ussiG»'- Rcwolutioi: ist demnach feine büreilich-individiialiitist -, ivie die irauzösische. sie bat deshalb auch völlig andere Z >'»- in de: inneren nnd äiißeren Politik. In der iiim» «ii arbeitet sie ans einen mehr anarchistischen, als sozialde- -,- tratischen Kominlinismns bin. in de,- äußeren betreibt > -> keine nativirale Preftigapvlitik inebr, ivvhl aber arbeitet > »nd dies ist als ein für die Mittelmächte gefährlich : Element anziiseken - ans die Revottttionienmg all-- Staaten l:i>:, die nach dein Vorhilde einer rnssisclien kon: nistischc'n Republik liingefornit werden sollen. »«««»« » » »««»«» Der Weltkrieg «, r Dic grstrigr Trebentr B e > l i n , lL. Juni. <W. T. B. Amllich.) I. Vor «> i» Westansgang des englischen ttanals und im Atlantisti-'-'« Ozean »»irden neuerdings durch unsere II-Baote n. a. - «lichtet: der enalische b.ivasinete Dainpfei „Elan Murr-, ' mit MW To. Weizen, st Offiziere des Danipiers Mur . > >, eestingen geiioinmen: ei» größerer englisllrei- bewaffn-ft- Dampfer >>nbekannten Naniens. Durch weitere V' - senkiingen gingen ». a. veiloien W<>«> Fässer Schmie 1i'«OllO Sack Wachs nach Frankreich und weitere 1 äfttt T, Astizen. Untere II.-Boote lwben i», Mittelm,-er »erft st neuerdings 7 englncly' Dainpfer und l«> italienische Ser-t