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leumlampe, die viele hundert Meter unter der Erde ex» plodieren könne, -achte kein Laie mehr. Auf der Zeche „Borussia" explodierte eine Petroleumlampe. Der Förder schacht ist nicht, wie bei gang modernen Zechen, unten aus gemauert, sondern in Holz gezimmert; Oel und Fett haben dieses seit Jahren durchtränkt. Die Holz-imiirerung des Förderschachtes brannte durch. Der Fördersä-acht stürzte zusammen, von der fünften Sohle bis zu Tage, ruckweise von Stunde zu Studne. Für den Verkehr blieb nur die Fahrt, die senkrechte Leiter -es Luftsä-achtes. Auch die Pumpenanlage wurde zerstört, und die unteren Sohlen wer- den ersaufen. Und das alles durch eine Petroleumlampe in der fünften Sohle. Wenn die Zeche „Borussia" auch nicht ganz verloren ist, so bleibt sie doch für die nächste Zeit ein schtvereS, grobe Opfer heiscl-endes Schmerzenskind für die Besitzer. Ein neuer Scl)acht wird eben abgeteuft; er ist aber noch nicht so weit, das; er den jetzigen Scl-aden aus- gleichen kann. Während mehrerer vergeblicher Versuche, zu den Opfern der Katastrophe dnrchzudringen, nimmt das Zerstörungs- lverk in dem brennenden Förderschacht seinen Fortgang; aus einem besonders heftigen Krach schloß man auf die Ex plosion der unter Tage lagernden Tynamitvorräte. Bor den Zechentoren steht eine vielhnndertköpfige Menschenmenge in dumpfem, bedrücktem Schtveigen, das stellenweise in er schütternder Weise unterbrochen wird von dein herzzerrei ßenden Jammer von Angehörigen der Verunglückten. An eine Bergung der Leichen ist vorläufig nicht zu denken. Es erscheint sogar fraglich, ob dies überhaupt jemals bei aller: möglich sein wird. - Auf den: Zechenplatz sind Rauchcrppa- rate und Verbandskästen ansgestellt. Mit den RauclMppa- raten vermag man 400 Meter weit in dichtesten Qualm vorzndringen. Oberbergrat Neustem aus Dortmund leitet die Nettnngsarbeiten persönlich. Tie Scl-achteinstürze dauern fort. In Intervallen einer viertel bis einer halben Stunde ertönt lautes Kracken aus dem Unglncksschachte. (Hestern um 7 Uhr erreichte eine 20 Mann starke Ber- gnngskolonne den Brandherd des „Bornssia"-Schachtes nach dreistündigen gefahrvollen Bemühungen und stieß sofort aus drei Leichen. Um 10 Uhr wurde die erste Leiche zutage gefördert. Politische Nundsch«u. 1'. ledden. dcn Ni Juli !Wü. — Die Beisetzung der Gräfin-Mutter Karoline erfolgt anr Donnerstag nachmittag 4 Ut,r zu Detmold. Im Anschluß au die Tranerfeier in der Schloßlapelle findet die Ueber- führung der Leiche nach dem Mausoleum statt. — Die «ktive Schlachtslitte unter dem Kommando des Großadmirals v Köster hat am !2. d. M. ih e bis zum 10. August dauernde SommerübungSreise äuget!eien. Auf dieser Verse werden Friedrichshofen, Kopenhagen, Stock holm. Karlskrona und Danzig berührt werde«'. Jntrißuen gegen Dr. Sols, den deutschen Gouver- neur vor« Samoa, erklärte folgendes offiziöse Telegramm aus Auckland lNeuseeland): „Nach Meldungen aus Samoa herrscht jetzt dort v"llstäudige Rnhe. Die Eingeboren sind mit ihrer Lage zufrieden." Einige Deutsche doit Hetzen gegen den Gouverneur, der auch die Nechte der Eingeborenen gerecht vertritt. — Die Stadtverordneten Versammlung von Frankfurt a. M. beschloß als erste deutsche Stadt die (Liuführuug der völligen Sinntagsrnhc im Hanoelsgeiverbe. — Für die bayerischen Abgesrdnctenwahlen. die am nächsten Montag stattfinden, gibt der ..Bah r. Kurier" folgende Parteiparole aas: „Die Haltung der Liberalen zum Wahlgesetz macht es uas unmöglich, i» i'geud eineirr Wahlkreise für die Liberalerr ernzutreterr. Mau lasse sich auch nicht durch irgendwelche Wahlmcruöver düpieren und dazu verleiten, vielleichtauf Grund etwaiger Versprechungen und Redensarten für die Liberalen zu stimmen. Anders steht es mit de» Bauerubüudleru und dem Bund der Landmitte. Falls von diesen bindende schriftliche Zusiche rungen für eine Wahlreform auf Grundlage dos im vorigen Jahre von dcil Liberalen und Büiidlerii ab- gelehnten Wahlgesetzes samt gesetzlich fesizulegendor Wahl- kreiseinteilung gemacht werden, können ihre Kandidaten unterstützt werden." Diese Parole ist eine ans dem Er gebnis der Urwahlen von ielbst sich ergebende Koasegnenz. — Als Entschädiguug für die Ansiedler i» Deutsch Siidwestafrika will die Negierung von dem Neikrsiag weitere ' 10000000 Mk. verlangen. Bekanntlich hatte der Reichstag s nur 5 000 000 Mk. bewilligt, da er der Ueberzeugung war. daß keinerlei rechtliche Ansprüche auf Entschädigung seiten» -er Ansiedler beständen, und daß es nur darauf ankommen könne, die Ansiedler in Fällen der dringendsten Net zu unterstützen. Die Regierung dagegen ist anderer Ansicht; sie erkennt zwar auch keinen juristischen Anspruch an. aber sie spricht von morattschen Verpflichtungen. Moralische Verpflichtungen können wir gleichfalls nicht anerkennen, be sonders nicht solche, daß sie in Geld einzulösen sein würden. Zuerst wurde -er Gesamtschaden bei überreicher Schätzung aus 13 000 OM Mk. angenommen, jetzt sollen es bereits 15 MO OM Mk. sein! Der Reichstag wird zuerst fragen müssen, wie sind die seither genehmigten 5 MO MO Mk. verteilt worden? Nach unseren Informationen, die zuver lässig siio, haben manche Ansiedler die gesamte Unter- stützung in Champagner flüssig gemacht; nicht nur einer! Davon kann keine Rede fein, daß alle Ansiedler und Händler unterstützt werden. Die Regierung wird sich eine tüchtige Schlappe holen, wenn sie mit einer solchen Vorlage kornmt. — Der B»n-csr«tsiusschuß für -ie inSwiirtigen An- gelegenheiten trat heute zu eimr Sitzung zusammen, an der, wie verlautet, der Reichskanzler Fürst v. Bülorv teil- nahm. Der bayerische Ministerpräsident Frhr. v. Podcrvils und der rvürtteinbergische Murister der auswärtigen An gelegenheiten Frhr. v. Soden sind bereits in Berlin ein getroffen. Der Ausschuß befaßt sich mit der Marokko- Konferenz. Seine Berufung ist anerkennenswert. Unter dem Fürsten Bismarck trat er <ast nie zusammen, obwohl er in der Verfassung eigens festgelegt ist. Der Ausschuß besteht aus den Vertretern von Bayern, Sachsen und Württemberg und zwei Bundesratölnitgliedern. die der Bundesrat alljährlich wählt. Bayern führt den Vorsitz. ES wird namentlich in Bayern einen guten Eindruck machen, daß der Reichskanzler derart auf seine Rechte Rücksicht nimmt, weil man das früher nicht gewohnt war. — I« -er L«n-t«ssersatzw»hl inr Wahlkreis 3 Pots- dam wurde Landrat v. Buch Angerinünde (korrs.) mit allen abgegebenen 300 Stimmen gewählt. — Ein Hul-igungstelcgram« an „Seine Hoheit den Sozialistenführer Jauiäs" ist am letzten Sonntag von Berlin nach Paris abgegangen. Mit wahrer Ehrfurcht hat die sozialdemokratische Versammlung in der „Neuen Welt" zuerst das geschwollene Telegramm von Paris entgegen- genommen. Und der „Vorwärts" begnügt sich nicht damit, die Depesche in deutscher Uebersetzung zu drucken, sondern er bringt auch den französischen Urtext, gleichsam als handele es sich nrn die wichtigste diplomatische Note. Die Versamm lung aber begnügte sich nicht, nach der Vorlesung der Depesche stürmischen Beifall kundzngeben, sondern schwang sich auch noch zu einer von dem Abg. Bernstein vorgeschlagenen Drahtantwort auf. die an Bombast alle ähnlichen Kund gebungen weit übertrifft. Einen gleichen Phrasenschwall und einen gleichen Byzantinismus, wie er hier zutage tritt, wird man bei Kundgebungen selbst der „loyalsten" Bürger niemals finden. — Die bammlnuzcu für die russischen Revolutionäre seitens der deutschen sozialdemokratischen Partei hoben bis jetzt außer den 10 000 Mk., die irr Hamburg und Um gebung gespendet wurden, eine Summe vor, 5400 Mk. er- gebeu. Darunter die meisten kleinen Beiträge, die an scheinend von denselben Personen stammen, die zu deu regelmäßigen Sammlungen für den sozialdemokratischen Kanrpffonds beitrogen. — Bon der internationalen Sozialdemokratie. Ter englische sozialdemokratische Abg. Keir Hardic brachte im Unterhaus? bei der Beratung des Friedensgesetzes einen Zusatzantrag ein, nach welchem jeder Einwanderer, der nach England gebracht werde, um während eines Aus- standes britische Arbeiter zu ersetzen, als unerwünschter Einwanderer betrachtet und daher zurückgewiesen werden solle. Der Antrag wurde nrit 215 gegen 148 Stimmen abgelehnt. Damit ist die Jnternationalität der britischen Sozialdemokratie hübsch beleuchtet! Bekanntlich haben die englischen Bergarbeiter orich den deutschen Vergarbeiterstreik lediglich zu ihren Gunsten ansgenutzt. Oesterreich-Ungarn. — Ueder Baron FejcrvaryS Audienz werde» jetzt einige Details bekannt, die bestätigen, daß geplant ist, bis zum Herbste keinerlei Versuche zur Beendigung der ungarischen Krise zu unternehmen. Die Regierung erhielt vom Monarchen Verhaltungsmaßregeln, die sich auf die Maria lernte es sehr leicht, den schönen fremden Jüngling mit ini" «»r-in" (lieber Vetter) anznreden. Sie schien sich sehr zu freuen, daß der Vetter nun in Nom bleiben wolle, mindestens ein volles Jahr und daß er für ihre Vaterstadt soviel Begeisterung hegte. Sie erbot sich ihm den Garten zu zeigen und benahm sich in einer heiteren Ungezwungen heit, die so herzlich und nuschnldig wirkte, daß dein Deut schen das Herz anfging solches hatte er in seinem Vater- laiide, wo die Meiisclren weniger beweglich und die Sitten weniger aninntig, nie gesehen. Zum Pranzo (Mittagessen) erschien im Hanse des Gio vanni degli Speltaine ein Jüngling, schwarzlockig, mit schwarzen, etn>as stechenden Augen und gelber Gesichtsfarbe. Er war von mittlerer Figur, geschmeidig und sehnig. Francesco di Foscolino nannte ihn Giovanni und stellte ihn Gottfried als Brndersohrr seiner Frau vor. Er be grüßte Gottfried mit fast beleidigender Nachlässigkeit urrd sah ihn häufig ans den stechenden Angen nrit unverhohlenem Grimme air. Was tat der Fremde neben Maria? Zum Abschied würdigte er ihn kaum eines Grußes, und Gottfried wußte nnn, daß er einen Feind in Rom lxrbe. Aber die iiäclfften T<rge verliefen so herrlich, daß er nicht mehr daran daclfic. Jinnier war er in der Nähe Marias, immer durfte er irr ihre goldbraunen Augen schauen und immer schien er dann etwas zu benrerken, das ihn un säglich glücklich machte. Aber auch andere Eindrücke gab es, die ihn daran ge mahnten, daß er drirctraris nicht im Paradies lebe. Er schleuderte eines Abends durch die Straßen und bemerkte einen Menschen, der etwa Munzig Schritte vor ihm hcrging. Ein anderer, ebenfalls den unteren Volksschichten ange hörend, begegnete jenem. Ein Arrrerrrpelii, ein Wortwechsel, ein Messer blitzt, und der, der vor ihm hergegangen war, verschwindet ini Dunkel der Straße. Am nächsten Tage brachte ihm eirr, Fremder einen Brief, der nur die wenigen Worte enthielt: „Signore! Wenn Ihr kein Feigling seid, so findet Euch heute Abend anr Osteingang des Kolosseums ein!" Natürlich ging er hin und zwar allein, aber gut be waffnet. Aus dem Dunkel des Riescnbaunrerkes kam eine schlanke, untersetzte sehnige Gestalt hervor, eine schwarze Maske be deckte sein Gesicht. ' „Zieh Schändliclrer!" schrie er, „einer von uns bleibt auf dem Platze!" Und der Vermummte zog aus der Scheide de» langen, spitzen Degen und mit der Linken einen Dolch ans dem Gürtel. Gottfried stutzte bei der Stimme. „Franzeslo!" rief er, „seid Ihr von Sinnen? Wir sind Verwandte, Vettern, wollen wir —" „Verteidige dich, Nichtswürdiger, es gilt rim Maria!" Ta zog auch Gottfried und merkte, daß er es mit kei- nein zu verachtenden Gegner zu tun hatte, namentlich, da d'eser zugleich mit Degen und Dolch focht. Obgleich diese hinterlistige Kampfesweise in Deutschland nicht üblich war, so zog Gottfried doch ebenfalls den Dolch, um sich besser zu wehren. Es gelang ihm zunächst, seinem Gegner einen Stich ins linke Handgelenk zu versetzen, so daß dieser der« Dolch fallen ließ und nun drang der Deutsche mit wuch tigen Stößen auf den Welschen ein, dessen langer, dünner Degen sich dem mächtigen Schwert des Gegners nicht ge- nmchsen zeigte. Bei einem mächtigen Ausfall stieß er Iran- zesko die Klinge in die rechte Brust. Mit einem Schrei sank der Getroffene zu Boden. Im selben Augenblick fühlte Gottfried einen Stich in der linken Schulter, er wandte allernächste Zeit beziehen. Die laufenden Ausgaben de- Staatshaushaltes find durch die indirekten Abgaben voll ständig gedeckt. Die KoalitionSparteien werden am 14. d. eine »okserenz in Ofen-Pest abhalten. Der ungarischen Koalition ist etwas recht unangenehmes passiert: Englands Presse spricht stch sehr energisch gegen die Bewilligung der militärischen Forderungen aus, trotz der schönen Artikel, durch welche Kessuth und Graf Apponyi Englands öffent- liche Meinung gu »informieren", d. h. -u gewinnen trach- teten. Die englische Absage trifft die KoaMionsparteien umso empfindlicher, alS England ja seit drö alten Koffuth Zeiten immer tatkräftig die Aspirationen der Magyaren unterstützt hat und man in Ungarn sehr viel auf die eng lische Meinung gibt. In der „Times" vom 8. Juli findet sich nun ein Leader, der rücksichtslos über die militärischen Forderungen der Magyaren den Stab bricht. Frankreich. — Die Deputierte«ka«mer hat die ersten 18 Artikel des Gesetzentwurfes, betr. die Zwangsversicheruiig von Greisen und Siechen, angenommen. Der bereits von der Kammer angenommene Entwurf war vom Senat abge ändert worden. — „Gaulois" veröffentlicht eine angebliche Unter redung mit dem ehemaligen Minister des Aeußeren Delcass«, wonach dieser unter anderem folgendes gesagt habcri soll: Eine ernsthafte und wirksame Politik macht man heutzutage nicht auf Grund von Sympathie- und Antipathiegefühlen, sondern mit Rücksicht auf Interessen. Die Interessen Frankreichs liegen auf englischer Seite. England ist unser bester Käufer. Was kauft Deutschland von unS? Nichts oder fast nichts! Dagegen verkauft uns Deutschland alles, was es kann. Frankreich kann England die Herrschaft zur See nicht streitig machen, deshalb ist es das Klügste, stch vor der Vernunft zu beugen und in Rechnung zu ziehen, welchen Wert der englische Beistand in gewissen Fällen für uns haben kann. Dieser Beistand nun hätte für uns den Wert, daß Deutschland in die Unmöglichkeit versetzt würde, uns den Krieg zu erklären. Was vermöchte im Falle eines Krieges, in welchem England mit uns ginge, die deutsche Flotte? Was würde aus den Häfen, dem Handel und der Handelsmarine Deutschlands? Die voll ständige Vernichtung derselben wäre die Folge. Das ist die Bedeutung des wohl vorbereiteten und wohl berichtigten Besuches des englischen Geschwaders in Brest. Der Gegen- besuch des französischen Geschwaders in Plymouth wird diese Kundgebung vervollständigen. Das Einverne.,men Frankreichs und Englands und die Vereinigung der Flotten dieser beiden Länder (chaffen ein so furchtbares Kriegs werkzeug, daß weder Deutschland noch sonst eine Macht die Vernichtung zur See würde riskieren wollen. Die Entente mit England bedeutet außerdem die Anbahnung besserer Beziehungen zwischen Rußland und England. DaS war die Ueberraschung, welche das gute Einvernehmen Englands mit Frankreich derWelt bereiten konnte. „Gaulois" meldet ferner. Delcassö habe sodann die Ministerrats- sitzung geschildert, in der er seine Entlassung gab. Danach habe der damalige Minister des Aeußeren in dieser Sitzung die Pläne für ein Bündnis mit England auseinandergesetzt, worauf die Minister erschreckt erwidert hätten: Aber Deutschland wird uns angreifen. Hierauf habe Delcasss geantwortet: Nun denn, so mag es uns schließlich an greifen. Wir sind in der Lage zu antworten, Dclcass« habe schließlich erklärt: Sich zur Konferenz zu begeben, ist für Frankreich ein Fehler, und welch ein Fehler! — Die Prinzessin von Woles ist am 12. d. M. von einem Prinzen entbunden worden. Dem kronprinzlichen Paare von Großbritannien und Irland, verheiratet seit 1893, ist sonach das sechste Kind beschert worden. Dänemark. — Der König erteilte der Großen Nordischen Tele graphen-Gesellschaft die Konzession zum Bau und Betrieb eines unterseeischen Telegraphenkabels zwischen den Shetland- Inseln. den Färöern und Island. Skandinavien. — Der Sonderausschuß beider Kammern des Reichs- tages zu Stockholm hat seine Beratungen beendet und wird nun zu endgültigen Beschlußfassungen übergehen. Ehe diese aber erfolgen, finden innerhalb der verschiedenen Parteigruppen und wahrscheinlich auch inr echcrlb der Kam- mern private Erörterungen statt. Man nimmt an, daß die sich um und erblickte einen Menschen, der inr Begriffe stand, zum zweiten Stoß auszuholen. Ein mächtiger Schrverthieb streckte ihn zu Boden, daß er sich brüllend anr Boden wälzte. Inzwischen hatten sich Menschen um die Kämpfenden ge sammelt, man entwaffnete Gottfried und brachte die Ver wundeten zum nächsten Kloster. Gottfried nahm eine Abteilung päpstlicher Soldaten in Empfang, und sie führten ihn in ein finsteres, feuchtes Gefängnis. Seine Wunde schmerzte, brannte, blutete und er selber schüttelte sich im Fieber. Anr nächsten Morgen ließ er seinen, Oheim rufen, er zählte ihm den Hergang und wies den Brief vor, den er bekommen. Der zuckte zwar zusammen, als Franzeskos Name genannt wurde, aber er »rächte sich auf, um nach den Verwundeten zu sehen. Er kam zu spät, jedoch hatten sie vor ihrem Tode bekannt, daß Gottfried sich nur seiner Haut gewehrt. Der Mann, der Gottfried verwundet hatte, war derselbe, der ihm anr Morgen den Brief gebracht hatte. Lucrezia ließ es sich nicht nehmen, Gottfried zu pflegen, bis er gesund war. Zwar trauerte sie um Franzesko, ihren Neffen, aber besonders gut war sie ihm nie gewesen wegen seiner rohen, gervalttätigen Art. Gottfried war von jetzt ab auf seiner Hut, denn er hatte erprobt, daß die römische Sonne zwar erwärmt und leuchtet, jedoch auch stechen und sengen kann. Als er übers Jahr seine Studien vollendet hatte, da folgte ihm Maria als sein Weib und die Eltern zogen mit, sie wollten den „wüsten Norden" selbst sehen — und sie waren aufs angenehmste überrascht! Das junge Paar brachte einen Monat im Jahre immer bei den Ellern, der Frau zu — in römischer Sonne.