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— Verweigerter Zuschuß. Der Mecklenburger Landtag hat den vom Großherzog geforderten Zuschuß zur Renterei zum zweiten Male abgelehnt. — Bei der Landtags-Stichwahl iin 0. Wahlkreise lTetmold) siegte Dr. Naumann-Hofer (Lippische liberale Bolkspartei) mit großer Mehrheit über den bisherigen Vertreter des Kreises ReichStugt-abgeordneteu Meier-Jobst 1 Freisinnige Volkspartei). — Die Pasauuen von Irrichow Der sieg des frei sinnigen Lehrers Mertens im Wahlkreise Ierichow hal im Lager seiner Freunde großen Jubel erzeugt', das jüdische „Verl. Lagebl." gehl sogar soiveit. von den ..Posaunen von Ierichow" zu sprechen; da bewegt eS sich auSnahmö- weise einmal auf seinem Gebiete, solange es nur im alten Testamente bleibt, haben wir nie etwas gegen das selbe einznwenden; aber wenn es sich als Richter über das Christentum answirst, wie es so oft geschieht, müssen wir diese Anmaßung mit aller Entschiedenheit bekämpfen. — In der Generalversammlung der Münchener Orts- kraukeukasse. die es zu einem Fehlbeträge von 800.000 Mk. gebracht hat. wurde folgende Entschließung angenommen: Die Bersannuluug verurteilt entschieden die offenkundige Bevorzugung sozialdemokratischer Agitatoreil bei Anstellung der Beamten und die damit verbundene Zurück- sehn»! von alten erprobten Berwaltnngsbeamten. sie p rotestiert nachdrücklich gegen den vollständigen Ausschluß n*chtsozialdemokratischer Arbeiter von der General- versaminlimgsvertretnng und der Borstanüschasl und hält die gesetzliche Festlegung des Proporzes bei den Kranken kassen für eine unabweisliche Pflicht der Gesetzgebung. Die Krankenkassen sind bisher von der sozialdemokratischen Parteileitung als Unterkunftsort für die Agitatoren be nutzt worden. Sie wurden von der Ortskrankenkasse an- gestellt, und so war die Partei nicht genötigt, für die Unterhaltung der Agitatoren Geld hinzugeben. Wer aber nicht rot war. wurde aufs Straßenpslaster gesetzt. daS ist nun einmal so Sitte in der Partei der Freiheit und Brüderlichkeit! Der Kamps um die Schule zeitigte wieder einige hübsche Blätter; der „Vorwärts" schließt einen Artikel mit dem Satze: „Und darum als nächste diesbezügliche Auf gabe. Kampf den gescheitelten und den geschorenen Schnl- koinpromißlern und ihren Helfershelfern!" Das „Bert. Tage blatt" aber knüpit an die Nede des Kaisers in 'Bromberg au und meint: „Und dabei ist oie preußische Negierung drauf und dran, das Deutschtum abermals zu schwäche». Denn keinen anderen Erfolg wird die jetzt geplante Durchführung der konfessionellen Schule haben. Gerade die Simnltan- schnle hat sich, indem sie die konfessionellen Gegensätze aus zugleichen strebte, als ein sicherer Nückhalt des Deutschtums erwiesen. Tritt jetzt in immer schärferem Maße die kon fessionelle Schule an ihre Stelle, so darf sich das Polentnm eines ausgezeichneten Erfolges freuen." Diese Sätze schlagen dei'. Tatsachen geradezu ins Gesicht, die Simultanschule hrt nirgends die koim'ssiouellen Gegensätze ausgeglichen, es sei denn, d iß sie zur Gleichgültigkeit im Glaube» zwang, wo aber in der Familie ein reges Familienleben verricht, da hat die Smmltauschule vielmehr gerade die Reibungssläche unter den Konfessionen vergrößert. Hier kann mir bei einer freundlichen Scheidung Ruhe zivischeu den Komessiouen eintreten. Ans eine Stiinnir tvmiiit es nicht an! Wie oft hört man bei de» Wahlen diese sanle 'Ausrede, damit man zu Hause bleibe» kann. Da bat sich am Donnerstag ein sehr bezeichnendes Vorkommnis abgespielt. daS diese Wahlfanl- beit gründlich betämpst. 'Bei der PräsentationSwahl eines .Herrenbausniitgliedes sür den Verband des alten und des befestigten Grundbesitze in dein LandschastSbezirte West- Iülich und Mosolland wurden mit Stimmeimiebrheit ge wacht der Nittergntsbesitzer Freib. Friedreich von Vlanckart zu Alsdorf, und der Rittergutsbesitzer Kaiiiinerberr Mid Landrat Ltto Graf 'Beißel bon Gpiimich zu Schloß Frens. Da ans Befragen des Wablkoininissars das älteste Mitglied der Versammlung Graf von Hompesch Bin ich erklärte, daß er seine Stimme ans den Freih. Friedrich von Vlanckart abgegeben babe. wurde nach dem Reglement Freiherr Friedrich von Blanckart als gewählt berkündet. .Hier kam e? also ans eine einzige Stimme an. Wäre Graf .Hompesch oder ein anderer Wahlberechtigter nicht erschienen, so hätte das Ergebnis ein anderes sein können. Was aber bei diesem Wablaiissall noch besonders bemerkenswert ist. ist, wie uns ans Berlin initgeteilt wurde, folgender Ninstand: Grat Hompesch, der Vorsitzende der Zentiuiinsfraltion, leitete am Dienstag abend noch bis i» die späte Nachtstunde binein eine Fraltioiissitzliiig im Reichstage. Mittwoch in aller Früh setzte er sich ans de» Eilzug und fnbr in seine -Heimat. Nach 10 ständiger Fabrt eilte er tagSdarauf zur Wahlurne und gab den Ausschlag. Er sagte dein Schreiber dieser Zeilen noch vor der Abreise, daß er deshalb die weite Reise in aller Eile imternelmie. weil es aus eine einzige Stimme nn- koiiiiiie» lönne. Der 78 jährige Herr reiste also von Ber lin bis Düren, »in sein Wahlrecht ausüben z» können. Wie mancher gebt nicht die paar Schritte zum Wahllokal. Das; er auch bei allgemeinen Wahlen ans ein paar Stimmen an- koiiiiiieii kann, zeigt die Ersatzwahl in Schwerin, wo der liberale Kandidat mir 3 Stimmen mehr erhielt als der soiiservatioe, so in die Stichwahl kam und siegte. Hätte der Koiiservalive > Stimmen mehr erhalten, wäre er in die Stichwahl gekommen »nd hätte das Mandat erhalte». Es sage also niemand: Ans meine Stimme kommt es nicht an. Zumal alle Stimmen in ganz Deutschland ziisammeiigezählt werde» imd so das Ansehen »nd den Einfluß der Partei sehr erhöhen. — Die Zahl brr Militärfliichtlinqr ans Rußland, welche ans preußisches Gebiet kommen, wird immer größer. In den letzten Tagen trafen beionde's in Gnesen. Wrescbcn m,d Posen zahlreiche junge Männer ein. welche, aus Furcht, zmn Militär- und Kriegsdienst ansoeboben zu werde», über die Grenze gegangen waren. Während sich in den letzten Monaten die Militärslüchtlinge immer noch heimlich über die Grenze schleichen mußten, kommen jetzt viele ganz ungeniert herüh-'r. Sie kaufen sich einfach ven den Be hörden loS. Mehrere junge, kräftige und mit einer gewissen Eleganz anftretende Männer erzählten, das; jeder von ihnen 500 Rubel den Beamten der russischen ÄushebungSkom- Mission gezahlt hätte, und so habe man ihnen bei ihrer Abreise von Rußland kein Hindernis in den Weg gelegt. Wer jetzt in Rußland mindestens 500 Rubel zahlen könne, brauche nicht mehr zu befürchten, Soldat zu werden. Den Soldaten der russischen Grenzwache müssen natürlich die Flüchtlinge immerhin noch 15 bis 20 Rubel zahlen. Lefterr,ich-U»gar«. — DaS uuzarische Abgeordnetenhaus ist durch König- liehen Erlaß bis zum 28. Dezember vertagt worden. Italien. — Dem italienischen Universitätsprofessor Carbueci hat die Deputierlenkammec bei seinem Rücktritt m den Ruhestand als Dank der Nation 12 000 Lire bewilligt. Dies geschah jedoch nicht wegen seiner Verdienste in» Lehr- fach, sondern weil er als begeisterter Dichter ans den Satan das Wohlgefallen der Freimaurer errungen hat Das ist bezeichnend! Frankreich. — Der Kriegsminiftrr Bertcaux wohnte in Havre den Schießversnchen mit den neuen 240 mm Schnelllade geschützen bei. Eine Scheibe wurde auf der Neede in einer Entfernung von 5000 Meter mit einer Geschwindigkeit von 5 Knoten durch Schleppschiffe forlbewegt und sollte ein herannahendeS Geschwader darstellen. DaS neue Geschütz wird automatisch geladen und feuert drei Schuß in der Minute. Der Erfinder ist der Geschütz-Artilleriehauptmann Tourrnier. Der l. Kongreß der „Aktion liberale populaire" zu Paris wurde am Sonntag geschlossen. Der Verlauf war ein großartiger und berechtigt zu den größten Hoffnungen. Am Donnerstag sprach der Abgeordnete Reille über die Not wendigkeit und die Bedingungen einer großen christlich soziale» Organisation. Redner betonte besonders die Ein heit und das Beiseitelassen aller divergierenden politischen Ansichten. Nach ihm schilderte T u c u rtyI aus Lhon die Tätigleit der Actio» liberale in seinem Bezirk. Bezeichnend ist, das; ein paar dieser Lokalkomitees sich selbst gegründet und dann dem Lponer Komitee angeschlossen haben. Stadt rat Degli » ans Nancy schildert mit hinreißender Bered samkeit die seitherigen Erfolge der Partei und die Mühen, Arbeiten und Opfer, die jene Erfolge gekostet haben. In Marseille, Bordeaur, Lille, Perpignan, Elernwnt-Ferrand und vielen anderen Orten waren die Erfolge bei den Ge- iiieiiidewahle» mehr als befriedigend. In Nancy brachte die Action liberale alle ihre Kandidaten durch. Ter zweite Verhandlimgstag war der sozialen Frage gewidmet. Ter Abgeordnete de G a i l b a r d - B a » c e wies darauf hin, daß diese Frage, die sür die heutige Gesellschaft eine Ge fahr darstellt, sür die Katholiken den Sieg der gute» Sache in Aussicht stellt, wenn sie es verstehen, an ihrer Lösung mit Klugheit und Ausdauer z» arbeiten. Ans seinen Mit teilungen ersehen wir, daß die Partei überall vor allen Dingen die Arbeiter in Syndikate zu gruppieren sucht, welche de» Mittelpunkt der ganzen soziale» Tätigkeit der Partei bilde». Es gibt deren bereits über 100. Diese gründen DarlelmStas'en, Kranken- und Sterbekassen, landwirtschaft liche Kasinos, Arbeiterlmreans, Arbeiterwohinmgsvereine. sie buben 10 Fenerversjcherimgsgesellschasten gegründet. 00 Kinderasyle. Musik und Tin iwereine sür junge Leute. 5000 Mitglieder tatbolischer Iüiigliugsvereine haben im April ans einer Geiieralversammlimg zu Paris einen Natio nal bimd gebildet. Zur Heranbildung von Rednern bat man 10 „Diswitiertliibs" gegründet, ferner für die Arbeiter über >10 Bibliotheken. Mit den meiste» Syndikaten sind Arbeitersekretariate verbunden, die außerordentlich segens reich gewirkt baben. Man sprach sich für die Zwangsalters- versichernng der Arbeiter ans. Am Sonnabend nahm der Kongreß die Resolution an, das; das Werk der Zwangsber- sicherimg ohne Verzögerung in Angriff zu nehmen sei, und daß alle sozialen Klassen der Gesellschaft an diesem Werke mit yiai beite» hätten. Die weitere Debatte betraf Organi- iationssragen, das Proportionswahlrecht, die Sicherung der Wablsreibeit nsw. In der Schlußsitzung am Sonntag hielt der Präsident P i o» eine glänzende Schlußrede. „Meine Herren, sagte er. gegenüber der Koalition, welche die Freimaurerei geschaffen bat und leitet, wollen wir eine nationale »nd liberale Partei bilden, in welcher alle ehren haften Menschen in Frankreich, welche noch an Gott, an das Vaterland, an die Ebre, an die Freiheit glauben, ihren Sammelpunkt haben werden znin Woble der Allgemeinheit. Wir wollen diesen Bund laut vor aller Welt begründen: es genügt nicht, sich z» verständigen, sondern man »ms; diese Verständigung auch gleichzeitig zur Tcit werden lassen, als Kanipsgenoisen in die Arena treten, gemeinschaftlich gegen den Gegner die Waffen führen, statt auf einander zu schießen und sich gegenseitig zu zerfleischen. Tie Gefahr wächst. Mögen sich also alle ziisanmienschließen im Vertrauen ans Gott und beseelt von der Vaterlandsliebe, mögen sie zu gleicher Zeit eine Armee und eine große Familie bilden, welche in friedlicher Eintracht einem gemeinsamen, großen Ziele znstrebt. Wir wollen allen denen, welche rechts und links von uns. ebenso wie wir für die gute Sache, für die Freiheit und Gerechtigkeit und die nationale Ehre kämpfen, die Hand reichen. Weg mit dem Zwiespalt, den Eifer süchteleien und dem Mißtrauen!" Hoffentlich wird diese warme Mahnung zur Eintracht auch beherzigt werden. Rußland. — lieber die letzte» Straßen,mrnlscii in Moskau wird amtlich initgeteilt: Nach den Straßenuiiruhen in Peters- bnrg am l l. begann eine Agitation unter der Moskauer Studentenschaft. Das Moskauer sozialistisch revolutionäre Komitee verbreitete Proklamationen, in denen zu politischen Kundgebungen am 18. und ll). cmfgefordert wurde, am 18., 12 Uhr mittags, machte sich eine lebhafte Bewegung, namentlich unter den Studenten und Studentinnen, in den Hauptstraßen bemerkbar und um 2 Uhr nachmittags sammelte sich auf der Twerschen Straße eine große Volks- menge, die revolutionäre Lieder sang und rote Fahnen mit regierungsfeindlichen Inschriften entfaltete. ES ent spann sich ein Kampf mit der Polizei, bei dem mehrere Revolvcrschüsse auf diese abgegeben wurden. Die Polizei zerstreute jedoch mit blanker Waffe die Menge und nahm die Fahnen fort. Auch die in anderen Stadtteilen ver anstalteten Kundgebungen wurden unterdrückt. Ernste ver- wundungen sind nicht vorgekommen, dagegen sind von den D.monstranten neun leicht verletzt worden. Bei der Polizei sind 12 Fälle festgestellt worden, zwei Polizisten haben Schußwunden erhalten. 43 Personen wurden als Haupt schuldige festgenommen und wegen der Verletzung der Ver ordnung über Straßenauftäufe zur Verantwortung gezogen. Die sonst noch verhafteten Personen wurden nach Unter drückung der Unruhen wieder freigelaffen. Gestern wurden die Versuche zu Unruhen erneuert, jedoch von der Polizei verhindert, wobei 22 Personen in Haft genommen wurden. Aus Stadt und Land. .«Metluuqe» aus unserem Leserkreise mit NamenSserligung für diese Rubrik sind der Redaktion allezeit willkommen. Der Name de» Linsender» bleibt Geheimnis der Redaktion. Anonyme Zuschriften müsse» unberücksichtigt bleiben.) Dresden, den 20 Dezember 1804. —* Se. König!. Hoheit Prinz Johann Georg empfing gestern nachmittag den Fürsten Viktor von Schön burg-Waldenburg. —* Der Königliche außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Munster Gras v. Rer, Erzellenz. hat am 16. d. M. in einer ihm gewährten Audienz in der Hofburg zu Wien Seiner Majestät dem Kaiser Franz Joseph von Oesterreich sein neues Beglaubigungsschreiben überreicht. —* Die Oberpostinspektoren Weise in Leipzig und MoebS in Dresden sind zu Posträten ernannt worden. —* Am Feste des hl. Apostels und Märtyrers Thomas, den 2l.de. Mts., empfangen zu Straßbnrg in der Bischöf lichen Privatkapelle ans der Hand des hochwürdigsten Herrn Bischofs von Straßbnrg. Dr. Fritzen, die beiden Herren Karl Schenring aus Chemnitz und Jos. Mllhr aus Heiligenstadt «Eichsfeld) die hl. Snbdiakonatsweiho; die selben werden in, Laufe des nächsten Jahres <1005) ihr seelsorgerlicheS Amt im apostolischen Vikariate antretcn. Den beiden Herren unseren herzlichsten Glückwunsch! —* Die Fernsprechverinittelnngsstelle in Potschappcl wird am 22. früh mit Dienstbeginn aufgehoben und mit derjenigen in Deuben «Bezirk Dresden) vereinigt werden. Die vereinigte Verinittelungsstclle erhält die Bezeichnung Denben-P otschappel. —* Bei deir Wahlen der GeHilfen beisi der znm Kaufmannsgerichte unterlagen die Sozialdemokraten. Sie brachten es nur auf 4 Beisitzer, das Kartell ver- schiedenerGehilfenvereine wird deren 8, der deutsch-nationale (antisemitische) Handlungsverband, der sich mit den Buch handlungsgehilfen vereinigt hatte, 18 in das Kaufmanns gericht entsenden. —* Am vorigen Freitag wurden 100 Kinder, die bei den grauen Schwestern im Iosephsstifte während der kalten Winterzeit warmes Essen erhalten, in der Turn halle der 4. katholischen Bezirksschnle, Schumannstraße 2l, durch eine Christbeschernng erfreut, wofür die grauen Schwestern eine Anzahl Wohltäter gewonnen hatten. Herr Pfarrer Rudolph hielt die Ansprache, Gesänge, ansgeführt von dem Schulchor unter Leitung des Herrn Lehrer Metzer, und Deklamationen verschönten die schlichte Feier. —* Zn den Landtagswahlen. Im 18. städtischen Wahlkreise lMarienbcrg-Zschopanj hat der bisherige Ver treter des Kreises im sächsischen Landtage, der national- liberale Abgeordnete Bürgermeister Tr. Schöne-Oederan erklärt, daß er eine Wiederwahl nicht annehmen würde. Von nationalliberaler Seile ist an seiner Stelle eine be kannte und mit den Verhältnissen des Kreises vertraute Persönlichkeit ans Oederan als Kandidat in Aussicht ge nominen worden. — Im 23. ländlichen Wahlkreis «Leipzig Land) hat der bisherige konservative Abgeordnete Herr RittergntSpächter Kurt Töpfer-Böhlcn, dessen Mandat 1005 ablänft, eine Wiederkandidatnr abgelehnt. An dessen Stelle ist Berlagsbnchhändler Johannes Friedrich Dürr-Gaschwitz- Leipzig als Kandidat sür diesen Kreis von der konservativen Partei ausgestellt worden. Herr Dürr hat diese Kandidatur angenommen, noch dazu, da sich der Bund der Landwirte in einer Versammlung einstimmig für ihn erklärt hat. Ebenso haben Mitglieder der Mittelstandspartei diese Kandidatur unterstützt, weil die politischen Anschauungen des Herrn Dürr mit ihren Anschauungen übereinstimmen. - * D r. Martin Luther für die Unbe fleckte Empfängnis. Der „Deutsch-evangelischen Korrespondenz" des Evangelischen Bundes tönnen wir noch die weitere Tatsache entgegenhalten, daß kein anderer als Tr. Maickin Luther, der Stifter des Protestantismus, anno 1527, also zu der Zeit, wo er schon lange Protestant war. die Unbefleckte Empfängnis Marin zu Wittenberg Predigte, und diese Predigt mit anderen im Druck heransgab. Dann stehen folgende Worte Luthers: „Man begeht heute das Fest der Jungfrau Maria, wie sie ohne Erbsünde empfangen sei. Man glaubt mil- diglich und seliglich, das; cs ohne Erbsünde (bei der Empfängnis Mariens) sei zngegangen." „Im ersten Augenblick, da sie anfing zu leben, war sic ohne Sünde mit Gottes Gnade geziert, voller Gnade, und das nicht unbillig." „Das wollen nun diese Worte, welche der Engel Gabriel zu ihr sagte: Gebenedeit bist du unter den Weibern! Tenn inan könnte zu ihr nicht sprechen: Ge benedeit bist du, »venu sie unter der Verinaledeiiing(Er<b- siinde) gelegen wäre: cs war auch recht und billig, das; diese Person ohne Sünde erhalten würde, von welcher Christus nehmen sollte das Fleisch, das da überwinden sollte alle Sünden. Tenn das beißt eigentlich gebenedeit, was mit göttlicher Gnade begäbet ist, das ist, was da ohne Sünde ist. Davon haben andere viel mebr geschrieben und schöne Ursachen angezeigt, welche zu lang wären, hier zu erzählen." In diesen Worten hat Dr. Martin Luther selbst seinen Glauben an das „Dogma Pins IX." bekannt. Und Tau sende von Protestanten halten es nur für natürlich und logisch, dasselbe zu glauben. Freilich, der „moderne" Pro testantismus, so wie ihn die Hanptsänlen des „Evangelischen Bundes" baben. der bricht bald den letzten christlichen und altprotestantischen Glaubenssatz ans dem lutherischen Credo heraus, und dem protestantischen Volke bleibt dann nichts mehr als der Zweifel und der Unglauben. Wir wollen nun die Antwort des Evangelischen Bundes abwarten.