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Produzenterl ihm zu bieten wagen, nicht länger gefallen lassen will. Allein, wie der bekannte Fall Heintze vor zehn Jahren, der in gleicher Weise den Abgrund sittlicher Ver kommenheit eröffnete,' nur für den Augenblick die öffentliche Meinung erregte, so wird es auch mit dem Fall Berger gehen. Damals wurde energisch Auskehr gefordert, dann aber, als sie geschaffen werden sollte, wurde über Knebelung der Kunst und Sittenzelotismus geschrieben. Vielleicht wird auch jetzt, wenn die „öffentliche Meinung" noch der besseren sittlichen Regung fähig ist, Wandel verlangt. Nach kurzer Zeit aber werden wieder „mildere" Anschauungen platz- greifen. Alles wird beim alten bleiben, bis die öffentliche Meinung einmal wieder durch eineil besonderen „Fall" auf geschreckt wird. Und so wird sich dasselbe Schauspiel wieder holen, ohne daß etwas geschieht, bis es zu spät und unser Volksleben in der moralisck>en Versumpfung erstickt ist." Bekanntlich ist die Stimmung zahlreicher Kreise, die früher gegen die b'x Heintze waren, nun schon zu Gunsten der- selben umgeschlagen. Vom „Pater des Kulturkampfes. Fürst Bis marck versuchte bekanntlich wiederholt die Verantivortung für den frivol heraufbeschworenen Kampf gegen die katho lische )eirck)e in Preußen und im Reiche abzulehnen und die selbe dem von ihm gesctxifsenen Ministerium Falk auf zubürden. Es konnte ihm deshalb nichts Unangenehmeres begegnen als die ohne sein Wissen erfolgte Veröffentlichung des Tagebuchs des Kronprinzen und späteren Kaisers Friedrich, nach welchem Bismarck am 24. Oktober 1870 zum Groscherzog non Baden änderte, „das; er nach Be endigung des Krieges gegen die Unfehl barkeit Vorgehen werde". Eine fast ebenso un angenehme Enthüllung über die Bismarckschen Kultur tampsgelüste, wie die vorgenannte, bringen die kürzlich er schienenen Memoiren des ehemaligen österreichischen Mi nisters Tr. A. Sclmfsle. Nach diesen hat sich der erste Kanzler des neu gegründeten Neick-es nicht damit begnügt, den .idampf gegen die katholische Kirck>e im eigenen Vater lande in Szene zu setzen, er wollte im Jahre 1871 auch noch auherdeutschen Regierungskreisen einen derartigen Kanivf als politisck»e Notwendigkeit zumuten. Es handelte sich zu- näclfft um Oesterreich, lassen wir als Beweis hierfür kurz die Aufzeichnungen Sckxiffles folgen: „Bimst hntle es rasch erreicht, nch bei Bismarck durch Ge schäftigkeit gegen die „rate und die schlvarze" Internationale zu insinuieren Gegen die Schwarzen hatte er den „Liberalen" zu gefallen die Schulgesetzgebung des Bürger,niuh'teriumS eifrig unter- stktzt und seit Gasten, lag er dem Kaiser Franz Josef nicht bloß wegen der „Jnteriiationale" der Noten sondern sehr auge- leg«-utlich auch wegen dessen in den Ohre», was i» Deutschland alsbald als der famose „Kulturkampf" — gegen die „schwarze Internationale" sich enthüllen sollte. Wahrscheinlich „nlerstützle damals Bismarck den Grafen Benst ge,ie„ „den keinen Kultur kampf wollende» Hohenwart" <Band ll, S. M). Ferner: „Bismarck bezeichnet«- zweimal gegen Hohenwart die Ultramc»,tauen sehr nach drücklich als die ..schwarze Internationale", die noch gefährlicher sei als die „rote" (sozialdemokratische Marxsche) Hohenwart erwiderte: er befürchte, das; bei allzu straffer Verfolgung des KlecikaliSmns eine Verlegenheit bereitende klerikale. Partei in Oesterreich erst recht entstehen werde, und erklärte die „ach dem österreichischen Necht der Negierung zu Gebote siebenden Polizei- »nd Stlasbestimmungen gegen die sozialdemokratische Internationale für zureichend: es möge Preuße» in der (letzteren) Sache die Initiative ergreife». Hohenwart bot die Hand zur Verfolgung der Klerikalen nicht." (Band ll. S. ''8) Diese Aufzeichnungen Schäsfles sprechen für sich. Mau ums; bei ihrer Lesung nur beachte», öas; der Verfasser in spätere» Jahren in ein nahezu freundschaftliches Verhält- nick zu Vismarck gelangte, und das; er daher wohl ans die sem und ans politischen Gründen für diese seilte Aufzeich nungen die v o r s i ch t i g st e und m i l d e st e For m ge wählt hak. Wegen allzu „entgegenkommender Haltung der rö «tischen Kirche gegenüber" soll angeblich die Stellung des Präsidenten des schlesischen Konsistoriums Herrn Dr. Stolz- nraiin erschüttert sei». In der „Tägl. Nuudsclxul" vom 24. Dezember liest mau: „Der Präsident des Schleüschen Konsistoriums. Dr. Stolz mann. soll »ach einer in kirchlichen Kreisen Schlesiens vertretenen Nachricht emsck'lonni sein, in de» Ruhestand zu trete». Bei dein hohen Alter des Gmaiinlc» märe es nicht unmöglich, das) er die Beschwerden und Anstrengungen der Provinzialsmwdc. wie sie im nächste» Fahre beiwrständeii. nicht noch einmal auf sich zu nehme» bereit ist. umsomehr, als das unaufhörliche Wachstum des Evan gelischc» Bnndes i» Schlesien die Hoffnung nicht nngerechrsertigt erscheinen lässt, das; die Wahlen zur Provinzialsmwde im nächsten Fahre etwas anders als bisher aiisfalle» und eine Mehrheit em geben würden, die mit der mehr als entgegenkommenden Haltung des sonst um die evangelische Kirche Schlesiens wohl verdienten Mannes der rö m i s eh e n K i r ch e g e g c n n her nicht einverstanden sein wird. So weit die „Tägl. Ruiidscimu". Nach der „Schles. Morgeuztg." wird auch bereits als Nachfolger der derzeitige Ollx-rpräsidialrgt in Breslau Dr. Michaelis geuauut. Die ganze Sache spricht Bändel Sie ist ei» »euer Beitrag zu den, Terrorismus und der Herrschsucht des Evgugelischen Guides. Der wird sich noch nett auswachseul — Die Eisrnbnhnbetricbsmittrlgrmeinschaft fährt im Schneckentempo ihrem Abschlus; entgegen. Auch im Januar sollen noch vorbereitende Besprechungen stattfiuden. Die Sache wird verlangsamt durch die gleichzeitige „Vereinbcit- lickpiug der Personeutarise", die allerdings geboten erscheint bei einer Betriebsmittelgemeiuschgft. Einige süddeutsche ^Staaten lehnen jedoch nach wie vor die ihnen von Preuszeu dringend nalwgelegte Einführung von Wogen vierter Klasse ab. Der neue bayerisclm Eisenbalmminister, Herr von Kraneiidorfer. hat sich kürzlich wiederum sehr abfällig über den Vorschlag Prens;ens ausgesprochen und nach den; Be richt der „Münch. Post" dabei sehr bemerkenswerte grnnd- sätzlickk' Ansckianiliigeii über die Tarifreform ausgesprochen. Er sagte nämlich: „Für wünsclrenswcrter als die Einfnh- rung der vierten Klasse halte er eine Tarifermäßigung etwa in der Weise, das; für den lokalen Personenzngsverkehr die Kahrpi-eise lierabgesetzt werden, während für die Schnell züge die jetzigen Tarifsätze unter Fortfall des Schnellzugs zuschlages beiznbehalten seien. Jedenfalls müsse die Tarfi- ermäßigung so n>esentlich sein, das; sic ans;erordentlich vcr- l'shrSfördernd wirke und dadurch den entstehenden Aus- ucchmeansfall ansgleickxt." Wir sind ein Freund der vier ten Wagenklasse. sie ist für dm Marktverkchr, für Arbeiter usw. eitie Wohltat. Da einmal der Tarif ein billiger ist und in diese Klasse Gepäck mitgenommen werden kann, das in der dritten Wagenklasse nicht untergebracht werden kann. Wer die hübschen neuen Wagen der vierten Klasse in Preu ßen sieht, muß zugestehen, daß diese es mit der dritten Klasse in manchen süddeutschen Staaten gut aufnehmen können. — Die mecklenburgische Priozesfinnensteuer, die be kanntlich auf dem diesjährigen Landtage in Malchin wegen der bevorstehenden Vermählung des deutschen Kronprinzen mit der Herzogin Cäcilie zu Mecklenburg auf Grund des landesgrundgesetzlichen Erbvergleichs vom Jahre 1755 be willigt worden ist, beträgt insgesamt 73 099 Mark. Die letzte Nummer des Schweriner Regierungsblattes bringt zwei Bekanntmachungen, die sich mit der Erhebung dieser Steuer beschäftigen . Danach haben die Stadt Rostock 5833 Mark 33 Pfennig und die Stadt Wisniar 3099 Mark aufzubringen, während der Anteil der übrigen Städte des Landes ans den Beständen der Steuererhöhungskasse und durch die Aufnahme einer Anleihe gedeckt wird. Die ritter- schaftlichen Güter entrichten die Prinzessinncnsteuer nach ihrer Größe, indem sie von jeder erbvergleichsmäßig ka- tastrierten Hufe 6 Mark 50 Pfennig, von einer halben 2 Mark 75 Pfennig usw. zu entrichten haben. Von den in großherzoglick>en Domanium wohnenden Erbpächtern wird die Prinzessinnensteuer gleichfalls nach der Größe ihrer Stellen erhoben. Die Einzahlung der ganzen Steirer hat nn Antonitermin 1905 (vom 2. bis 8. Januar) an den Landkassen zu erfolgeil, damit der letztere in der ersten Hälfte des Monats April nächsten Jahres die ganze Steuer summe an die grobherzogliche Nenterei aüführen kann. Die rabiatesten Kulturkämpser auf dem sozialdemo- lratischcn preußischen Parteitag ivaren die Vertreter aus katholischen Gegenden. Der Genosse Heine suchte be kanntlich eine kleine Verschleierung der sozialdenwkratischen Ziele: er wollte nicht so nackt hingestellt wissen: „Fort mit der Religion aus der Schule!" Am heftigsten aber traten ihm entgegen die Delegierten Erdmann-Köln und Hönisch- Dortmund. Ersterer führte nach dem Berichte des „Vor wärts" ans: „Ich bin der Meinung, daß der Religions unterricht ans der Schule entfernt werden muß. Genosse Heine will die Knnstpflege, will die Moral als Ersatz für die Religion haben. Was ist dem; eigentlich Moral? De finiert es etwa Moral als Sittenlehre? Tie Klerikalen bezeichnen ihre Lehren auch als Morallehren. Der Begriff Moral bedeutet für mich gar nichts, (Sebr richtig!), das ist ein schwankender Begriff. Ich meine, wir lassen es bei der Fassung der Resolution. Ich würde am liebsten sagen: Heraus mit jeder Religion aus der Schule. Die Fassung der Religion ist aber sehr gut. Wenn Heine meint, er könne mit seinen Vorschlägen den Gegnern ein gewisses Entgegen kommen zeigen, so ist er damit ans dein Holzwege. (Sehr richtig!) Ans unsere Gegner werden wir mit unserer Stel lung zur Religion nicht versöhnend einwirken. Die Klerisei hat mit dem Teufel das geniein, daß sie, wenn man ihr den Finger reicht, die ganze Hand nimmt. Ich bitte den An trag Heine abzulelmen. (Beifall!)" In den katholischen Gegenden des Nheinlandes, wo Erdmann als Agitator auf- tritt, wird man diesen Herzensergns; mit besonderer Auf merksamkeit lesen! Ihm zur Seite trat Genosse Hänisch ans Dortmund, der ansführte: „Es ist überaus charakteri stisch, daß sich gegen Heine gerade Gegner aus dem Rhein- lnnde gewendet haben, wo wir mit einem sckiarfen Klerika- lismiis zu kämpfen baben. Wer mit klerikalen Arbeiter- massen zu tun hat, die in die Kirche und zur Beichte gehen, weiß, daß es sich nicht bloß um einen Kampf gegen die äußeren kirchlicknm Formen der Kirche als Herrschaftsorga- nisation handelt, sondern das; auch bekämpft werden muß, was Heine das ethische Moment im Christentum nennt. Auch in ilnn steckt Kultur- und Sozialistenfeindliches. Ich bin natürlich weit entfernt von öder Pfaffenfresserei. Heine behauptet, in jedem Menschen steckt religiöses Bedürfnis. Ich bedauere, das; diese mehr philosophische Frage über haupt berührt worden ist. In zehn Minuten ist eine gründ liche Erörterung nicht möglich. Was Heine religiöses Be dürfnis nennt, ist mehr ein allgemeines Phantasiebedürf nis, das Bestreben, höheren Ideen in irgend welcher Bc- zielning zu dienen." Dieser Neligionshaß, wie er nicht größer gedacht werden kann, muß allen Katholiken die Angen öffnen, auch jenen, die da glauben, daß sie ans materiellen Nücksiclsten mit der Sozialdemokratie geben müßten. — „Die Beschimpfungen, welche Franz Mehring in der „Leipz. Volt'sztg." gegen die Redaktion des „Vorwärts" ge richtet hat, beschäftigt noch vielfach die gegnerische Presse, welche ans unserem Verhalten den Schluß zieht, als ge dächten wir ans die Abwehr dieser Beschimpfungen zu ver zichten." So schreibt der „Vorwärts" und teilt im An schlüsse daran mit, „das; wir eine Auseinandersetzung gegen über den ebrenrülirigen Beschimpfungen durch Mehring an dieser Stelle ablehnen, wofür wir allerdings sehr gute Gründe haben. Die Angelegenheit selbst ist für uns natür lich damit nicht erledigt, sie beschäftigt zunächst den Partei- Vorstand und die Berliner Prcßkommission." Wesbalb ist denn der „Vorwärts" so zurückhaltend und läuft sofort znm Parte ikadi? Oesterreich-Ungarn. — Eine amtliche Bestätigung der Demission v. Kiirber liegt bis zur Stunde nicht vor. Anscheinend soll die Publikation des Rücktrittes mit der Veröffentlichung des neuen Kabinetts zusammen erfolgen. Au Kombinationen der kommenden Männer sind die Zeitungen reich. An erster Stelle taucht der Name des Landwirtschaftsministers Grafen v. Bncgnoi auf. — Da das Budget vom Neichsrat nicht beschlossen wurde, setzte es eine kaiserliche Verordnung ans Grnnd des 8 14 für das erste halbe Jahr fest. — Regierung und Parteien Ungarns rüsten zu den Ncnwahlen. Graf Julius Andrassy hat seine Reichstags kandidatur für den zweiten Bezirk der Landeshauptstadt bereits angemeldet, und Ministerpräsident Graf Stephan TiSza hat sich bei seinen Ugraer Wählern für Mitte Januar zur Darlegung seines Programmes angesagt. Die Fraktionen Apponpi. Kossuth und Szederkenyi berufen eine Landes- Parteikonferenz ein. in der ihr projektierter Zusammenschluß auf der achtundvierziger Basis und auch über die Frage ihrer Beteiligung oder Nichtbeteiligung an den Delegationen beraten werden soll. Führer der vereinigten Opposition wird nach wie vor Kossuth bleiben. Die „Neue Partei de» Baron» iScmffy hat sich noch freie Hackd Vorbehalten. — Mißbrauch der Immunität. Die mächtige Beweg»««, welche in katholischen Kreisen wegen der bekannten ve- schimpfungen des Allerheiligsten um sich gegriffen hat. dürste auch eine andere Angelegenheit auf die LageSord- nung bringen, nämlich den unverschämten Mißbrauch, den manche Abgeordnete mit ihrer Immunität treiben. Unter dem Schutze dieser Immunität kann ein feiger Geselle jeden ehrsamen Mitbürger beschimpfen und verleumden: Ihm kann kein Haar gekrümmt werden: das einemal ist er immun wegen des Landtages, das anderemal wegen deS Reichsrats und glaubt ihn endlich der Kläger zu fassen, dann ist die ganze Geschichte verjährt und er hat das Nach sehen. Man sollte denken, daß sich dem leicht abhelfen lietze durch die Bestimmung, daß während der Jmmunitätsgültig- keit eine Verjährung gar nicht eintreten könne. Die letzten Jahre haben gezeigt, wie praktisch es ist, wenn in einer Re daktion ein immuner Abgeordneter sitzt, der sich und die Zeitung durch seine Immunität schützt. Er kann ferner im Parlament die gröbsten Majestätsbeleidigungen Vorbringen, er ist ja gedeckl durch den Schild der Immunität, und nennt solch feiges Gebühren dann noch „Mut vor Königsthronen". Wenn eine Schrift beschlagnahmt wird, so braucht nur ein Parlamentarier das Konfiszierte im Hanse zu verlesen, und es wird dadurch sozusagen sakrosankt, der Staatsanwalt kann einer: solchen „immunisierten" Literaturerzeugnis nichts mehr cmhaben. Stünde das Parlament auf ser Höh seiner Aufgabe, dann könnte man einige der genannten Mißbräuche als unvermeidliche Schattenseiten betrachten, die jedem menschlichen Gesetze anhaften, die aber durch die daraus resultierenden Vorteile reichlichst ausgewogen wer den. Nachdem aber das Parlament nichts anderes mehr ist, als ein ewiger Hemmschuh in politischer und sozialer Hin sicht, bleibt auch dieser Trost nicht. Wenn jemand böswillig sein wollte, daun könnte er sagen: „Das Parlament hat in Oesttwreich nur mehr den einzigen Zweck, ein gesundes Staatsleben unmöglich zu machen, den Staat auseinander zu regieren, den Abgeordneten zu ermöglichen, die Gesetzes verletzung im großen zu betreiben und die Achtung vor den Gesetzen zu zerstören." Rom. — Ter heilige Vater empfing am 12. Dezember im Konsistorialsaal eine große Anzahl von Erzbischöfen und Bischöfen, welche zu den Festlichkeiten am 8. Dezember nach Rom gekommen waren. In einer Anspraclre sagte der Papst folgendes: „Vergesset nicht, daß Nur verantwortlich sind für den Heist im Klerus. Wenn ihr in eueren Senn- narien junge Kleriker habt, die von dem sogenannter: Zeit geiste angesteck: sind und falschen nrodernen Ideen huldigen, die dem Gehorsam gegen die von Gott gesetzten Autoritäten zuwiderlaufen, duldet sie nicht und leget ihnen nicht di» Hände ans. Lasset da keine verkehrten Rücksichten ivalten: ihr werdet uie bereuen, solche junge Leute entlassen zu haben: weiht ihr sie aber, so werdet ihr es später ganz ge wiß bereuen." Frankreich. — Der Fall Syveton. Die chemische Untersuchung der Eingeweide Syvetons soll keine Spur von Giftstoffen ergeben haben, jedoch herrscht bezüglich dieses Ergebnisses keine volle Übereinstimmung unter den Sachverständigen. Es ist auffällig, daß nicht auch das Blut untersucht wurde. Dasselbe wurde unmittelbar nach dem Tode Splietaus nur auf den Gehalt an Kohlenoxyd, nicht aber auf den Gehalt an sonstigen Htftstoffen geprüft. — Der Associö MönardS, Herr Potel. welcher Syveton als Agent der Negierung tu den Tod gelrieben haben soll, wurde gestern verhört. Näheres hat man darüber nicht erfahren. Die „Patrie" wirft der Regierung vor, daß sie bis zur Kammerwahl im zweiten Pariser Arrondissement, dem Wahlbezirke Syvetons, das Dunkel der Angelegenheit nicht aufhelleu wolle, nm den Regiermigskandidaten Bellan gegen den Admiral Bienaimö zum Siege zu führen. Türkei. — Die Antwort der Pforte an die Ententemächte erklärt, daß sie der Vermehrung der Offiziere für die mazedonische Gendarmerie um 23 zustimme, fügt jedoch hinzu, daß hiermit die Aufnahme fremder Offiziere beendet sei und verlangt, daß die Mission der Offiziere nicht länger dauere, als die der früher ernannten, und daß ihre Aus gaben ans die Reorganisation der Gendarmerie mit Aus schluß jedes Kommandos beschränkt bleiben. Weiter wird verlangt, daß die Kabinette bei den Negierungen jener Länder, aus welchem Unruhestifter ans türkisches Gebiet übertreten, e neu entsprechenden Druck auSübcn. nm diesem Zustande definitiv ein Ende zu bereiten. Rußland. — Tie russische Anleihe von killst Millionen Mark zu Prozent ist fertig: Berliner und russische Bankhäuser haben sie zu 92,93 Prozent übernommen: sie soll zu V8 Prozent aufgelegt werden. Die Danken machen also mtter allen Umständen ein sehr gutes Geschäft. Das Geld soll also in erster Linie in Deutschland aufgebracht tverden. Die führende Rolle bei der neuen Emission fällt der Berliner Bankwelt zu, und zwar war die Anleihe, wie uns berichtet wird, voll demselben Konsortium übernommen, daß auch frühere Anleihen Rußlands in Deutschland plazierte. ES sind dies die Firmen Mendelssohn u. Co., Robert War- schauer u. Co., S. Bleichröder, die Diskontogesellschast und dsie Berliner* Handelsgesellschaft. Schon in der zweiten Februarwoche soll die Zeichnung stattfinden. Wir Verhal ten uns sehr skeptisch gegen dieselbe und wollen unseren Lesern absolut nicht empfehlen, ihr Geld hier anzulegen, namentlich nicht kleinen Leuten. — Das „B. T." meldet, der Journalist Nemirowitsch Dantschenko aus Petersburg habe folgerrde Erklärung Knropatkins gedrahtet: „Man möge uns nur mehr solcher tüchtigen Soldaten schicken, wie wir sie in letzter Zeit er halten haben. Wir werden unsere Arbeit hier schon machen. Sehen Sie sich einmal alles ordentlich an, wie sich alle» seit dein Herbst in der Lage der Armee verändert hat. Schrei ben Sie ruhig darüber, berichten Sie die reine Wahrheit. ES gab eine Zeit, wo die Wahrheit uns unangenehm war. aber nützlich ist sie uns immer gewesen. Jetzt fürchten wir die Wahrheit nicht mehr, obwohl gewisse Mängel immer