Volltext Seite (XML)
R?. 1. Sonntag, den L« Januar LV1»S. 4. Jayrgang. Litcheint tiialtch nachm, m«t Alisimkm,.- der Sonn- und Festtage. «»zn,«prel» - Pierlckjtihrl. I M». S0Pf. ohne Bestellgeld . Be« oiistkedeutscheil Posta,istalten lt.Ze>t,i»g»pre«Sl. Linzeinummer «VPf. Re dnkrionS-Sl"'-'<i>stii»de: II— llnabdsagtgez ksgeklankös lOadsbelt. kecdl«. Vieibeit. Inserate werden die Sgelvaltene Peiitzelle oder deren R»>um IS Pf. berechnet, de« Wiederholung bedeutender Rabatt. Buchdruekerei. Redaktion und Geschäftsstelle! rredden, PiNnitzer Etraste -1». — Fernsprecher «mt I Nr, lIMi Allen unseren Freunden, Abonnenten und Mitarbeitern wünscheil wir aufrichtigeil Herzens ein glückliches Neues Jahr! Die Redaktion und sseMtsKelle der ..Sächsischen Rlilkszeitimg". l>-L Neujahr. (L> Was schaust du den: schei.ienden Jcknr noct^ nach? Macht traurig sein Schwinden dich, Hübe mW schwach? .^ein Tag. auch kein Ständlein kcnnuck wnwrr. Vorbei sein Eick picken. vorbei auch sein Leid. Vorüber, im Wechsel der rnbloien Zri« Sind Leben, sind Liebe und Lieder, Dem reicht es die Krone; dem grub es ein Grab; Den hob es zur Sonne; den zog eS hinab; Schns Wonne, ritz blutende Wunden, Den Beutel voll Gold schenkt ec. hier über Nacht; Den Bettel, den Hunger hcck'S andern gebracht, Hier heit're, dort harmvolle Stunden, Du llagest. Ist immer dein Kasten noch leer? Du stöhnst. Ward der gleitzende Mammon mchr mehr? Du schiltst ans elendige Zeiten. Du haderst mit Gott; du wünschest den Tod; Du sagest deni Himmel, der Welt deine Not Und siehst nichts als Lasten und Leiden. Alls hebe den Blick! Im Wmterwind nahl Das neue Jahr fröhlich dem irdischen Pfad, Vom Turme verkünden's die Glocken. Ein fröhliches Hoffen die Seele erfüllt. Noch hat sich das Jahr nicht entschleiert, enthüllt, Und wecket schon eitel Frohlocken. Im Osten entfacht es nun früher das Licht. Die schwellende Knospe am Zweige, verspricht Sie nicht dir das nahende Lenzen? Schneeglöckchen und Veilchen und Primel zumal. Sie dehnen den Keim. Bald schmückt sich das Tal Mit blumendnrchwobenen Kränzen. Dann kehret die Schwalbe zum ländlichen Dach. Das Finklein wird brüten im Busche am Bach Und Amselschlag morgens dich wecken. Im Neujahr ruft sonnig und selig der Mai Die Jugend zum Reigen am Anger herbest Hängt Rosen an Dornen und Hecken. Das Neujahr wird reifen dir Körner und Wein Auf breitem Gefilde, an Felsen und Stein. Was willst du drum zittern und zagen? Entgegen den Zeiten, entgegen dem Glück! Kopf hoch und nach vorn nur den mutigen Blick! Dl« wirst es durchleben und tragen. Und wird es dir bange und wird cs dir schwer, Hoch über dir wohnet ein mächtiger Herr Er hält dich, er reicht dir die Hände, Er weist dir den Anfang, er spendet Gedeih'««, Er läßt dich nicht ratlos, nicht wirr und allein. Er hilft dir, er hilft bis uns Ende. So komm denn, Neujahr, nur herein, nur herein! Auf, geht ihm entgegen mit Jubel und Wein Und menget die dampfenden Pünsche! Das Neujahr birgt Leiden; es birgt auch die Lust — So ahnt es die Hoffnung in unserer Brust. Erhör. Gott, unsere Bitten und Wünsche. Jcv. Schröter. 1905. Kaum hat sich die Feder recht gewöhnt, die Jahreszahl 19O4 zum Datum hinzuzusetzen, als sich bereits der letzte dev 365 Tage dieses Jahres zu Ende neigt, und nian 1905 schreiben mutz. Nach den Naturgesetzen hat der Mensch dil Zeitabschnitte markiert und »venn die Erde ihren Rund- gang um die Sonne beendet bat, schreibt der Mensch ein neues Jabr. Und wiederum dreht sich die Erde in flottem Tempo Tag für Tag. Nacht für Nacht weiter in ihrer alten Bahn . . . Auf dieser Reise trägt die' Erde so viel Glück und Unglück ans ihren Rücken I Was wird sie uns im neue«' Jabre bringen? Für viele wird es das Jahr des Todes sein, für manche ein Jabr der Schmerzen, für manche ein Jabr der Freude und des Glückes — alle aber bringt es um einen Schritt dem Grobe näher. Was uns selbst das Jahr in seinen 305 Tagen und Nächten zugedacbt hat. das weis; nur Gott der Allmächtige in dessen Hand unser Ge schick ruht. An keinem Tage des Jahres tritt uns die Kurzlebig, keil des Menschen drastischer vor Augen, als an unseren, Geburtstage und dem Ncnjahrstage. Was ist unser Leben gegen die Ewigkeit, die unser harrt? Wer erinnert sich nicht an das Märchen von dem reichen Könige und dein klugen Hirtenknäblein, dem die Frage vorgelegt wurde: „Wie lange dauert die Ewigkeit?" Und es antwortete: „In Hin- terpommern liegt der Demantberg, 100 Meter hock), 100 Meter breit nnd 100 Meter tief. Zu diesem fliegt alle Jahre ein Vöglein und wetzt seinen Schnabel daran ab! Wenn der ganze Berg abgewetzt ist, so ist die erste Sekunde der Ewigkeit vorüber!" Auch die erste Sekunde der Unsterb lichkeit! Und wie rasch verfliegt demgegenüber unser Leben und vollends ein Jahr desselben! Jeder denkende Mensch — nicht nur der gläubige Christ — muß deshalb an einen« solchen Tage sich die Frage vorlegen: Wohin brachte ich es im abgelausenen Jahr? Wie benutze ich das eben ange brochene? Diese Selbstpriifung führt nun von selbst zu der weiteren Frage: Bin ich in der Selbstvervollkommnung, bin ich als Christ einen Schritt vorwärts gekommen? So haben wir am Jaliresscblntz mit uns Einkehr zu halten, um wie ein tlnger Kaufmann Jahresbilanz zu ziehen. Unsere Gesclxiftszeit ist nnhestimnil, wir wissen nicht, wann der Herr kommt und von »ns die Bilanz vorgelegt wünscht. Haben wir mit den Talenten gewuchert, die er uns änvertrant. oder haben wir sie in die Erde vergraben? Ein Defizit ans diesem Gebiete ist ein Schaden, der nie wie der ansgebessert werden kann! Der Gnaden nnd Gaben haben wir unendlich viel im Laufe des Jahres empfangen. Dem Herrn sei Dank dafür! Nnd Gnade» brauckx'n wir im neuen Jahre, darum sei er gebeten! Haben wir so beim Jahreswechsel als Katholiken und Christen unsere Jahresbilanz abgeschlossen, dann ist es auch unsere Sache, einen Blick ans das politische Leben als deut sche Staatsbürger zu werfen. Was uns das verflossene Jahr brachte, haben wir im gestrigen Teil der Jahresriind- sclxm bereits kurz rekapituliert, auf das, was 1005 uns bringen sollte und bringen dürfte, wollen wir hier kurz hindenten. Große nnd wichtige Fragen stehen ans dem Zettel unserer Hoffnungen nnd Befürchtungen. Da sind zuerst die Handelsverträge, die tief in unser Wirtschaftsleben eingrei- fen; dann kvmmt die Finanznot des Deutschen Reiches, die nur durch neue Stenern gehoben werden kann! Wahrlich, es bat kann« einen 1. Januar gegeben, an dem so viele be deutungsvolle Fragen offen sind! Wie wir als Christen mitzuarbeiten haben, daß die Jahresbilanz einen Ueberschntz, kein Defizit answeist, so haben wir als Staatsbürger an der Gestaltung der Bi lanz initznaröcilcn. Durch die Einführung des Wahlrechts süw wir b;rn. srlbst ans indirekte Weise in diesen Fragen mitzusprechen. lim das tun zu können, brauchen wir einen zuverlässigen Führer. Cr mutz uns über die wichtigsten laufenden Tagcssragen im Bilde erhalten und auf- klären, damit wir zu ihnen jene Stellung einiiehme», welche unseren persönliclxm Interessen und Grundsätzen, aber auch der allgemeinen Wohlfahrt entspricht. Ein solcher zuver lässiger Führer sind die katholischen Vereine; besncheir wir also dieselben fleißig! Aber Familienväter können nicht jeden Tag in Vercinssitznngen gehen, und auch die Frau will Aufschluß über viele Fragen haben! Die katholische Presse ist daher in jeder Familie eine unbedingte Notwen digkeit, sie allein ist ein ziiverlässigrr, die Leser täglich über alle Tagesfragen orientierender treuer Führer. Gerade am Neujahrstage, wenn ein jeder Rückschau pflegt und vor wärts schaut ins neue Jabr, dürfen wir das anssprechen. Die „Sächsische Volkszeitung" hat so viel Freunde im ab- gelanfenen Jahre gefunden, die uns gewiß treu bleiben nnd uns unterstützen werden bei der Verteidigung unserer Ideale. Aber unser Blatt blickt auch vorwärts ins neue Jahr, nnd möchte so gern weit mehr Freunde gewinnen, in dem es allen Ansprüchen durch seine Leistungsfähigkeit ge nügt. Ein Neusahrsgeschenk können Omi die Katholiken geben, indem sie für die weiteste Verbreitung ihres Organs eintreten. Und darum bitten wir recht herzlich zum Neuen Jahr! Es ist fürwahr eines der geistige«« Werke der Barm Herzigkeit und zwar nicht das geringste, für gute Belehrung und Aufklärung Sorge zu trage««. Das tut bitter not, be sonders den Katholiken der Diaspora nnd alle«« ch r i st - lichen Freunde«« des k o n f e s s i o i« e l l e n Frie dens! So möge dem« der Glückwunsch nnscres Blattes an alle unsere Freunde, Mitarbeiter nnd Leser den Wahrspruch als Losung enthalten: Treue gegen Treue! Treue gegei« Gott, niiserei« König nnd Kaiser, unser Vaterland und gegen die latbolische Sache immerdar! Glückseliges Neujahr! Polit sche Nnndschan. Dr-sdi",. g>. Dezember 1904. Das deutsche Kvlonialaiut plant die Answandernng nach Dentsch-Siidwestafrika zu fördern. Wie der „Daily ^ Chronicle" meldet, soll das nach Ueberwindung der Un- ! «»her« den Aufständischen abgenommene Land nnd die rie- ! sigcn Viehherden zur Ansiedelung neuer Kolonisten ver- ! wendet norden, die außerdem Gelder, Ackerbaugerät und ^ Baumaterial erhalten würden, um sie zu unterstützen, bis sie sich selbständig durchbring^n können. Die Behörden in ! >«o«g ourchvnngtzn tonnen Hl? DK den Ackerbaugebieten in Deutschland würden Weisung er halten, nach geeigneten juiigen Leuten Umschau zu halten, die zur Ansiedelung geeignet wären. Ebenso würde man junge Frauen und Mädchen zur Auswanderung ermutigen. Die Negierung sei fest entschlossen, nach Wiederherstellung der Ordnung die Kolonie mehr als bisher nach bürgerlichen und nicht nach militärischen Grundsätzen zu verwalten. Die militärische Macht, die in der Kolonie belassen werden wird, soll verstärkt tverden, jedoch in Zukunft mehr eine Art Landpolizei sei«« und der Zivil-Vervoaltung unter stehen. Für die Natnralverpflegung marschierender Truppen ist die zu gewährende Vergütung für das Jahr 1905 pro Mann und Tag solgendermaßen festgelegt worden: mir Brot oync Brot n) für die volle Tage?lost M Pf. 65 Pf. h) für-die Mittagstost 4l) „ N5> „ <9 für die Abendlich« 25 „ 20 „ <l) für die Morgentccht 15 „ io „ Oberst Lcntwcin, der srühcre Gouverneur von Deutsch-Südwi.slai'iita. ist Freitag an Bord des Dampfers „Lucie Woelniann" in Hcimdnrg enigetrvsscn. Zum Empfang Hallen sich sein Sohn, sowie der Komivuiideiir des dort garnisoiiiercuden Jvfaiiterie - Regiments Rr. 70 Oberst v. Dassel nnd Hanpimann a. D. Dailiiyaner eingestmden. Ausgefallen ist. daß der Gouverneur vonse«ten der Kolonial- ndteilnng des Auswärtigen Amletz nicht begiüßr wurde. Dir Arltcstcu der Kaufmannschaft von Berlin haben am 2l. Dezember an den Reichskanzler die Bitte gelichtet, in Erwägung zu ziehen, ob es «acht möglich sei den Inter essenten eine Sicperhe«! zu geben, daß sie bei ihren ge schäftlichen Transaktionen «lack; wie vor mir dem l. Januar 1900 als dem früheste» Termine für das Inkrafttreten der neuen Haiidelsve«:räge «echne» könnten. Hieraus ist seitens drs Reiche kanzle«s >.«uer dein 29. Dezember den Aeltesten der Kousinaiinschasl folgende Antwort erteilt worden: Nach Lage der Verhältnisse sännen vorläufig keine genaneren Mitteilungen über den Zeilpnnk, geinacht werden, zu welchem die neuen Handelsveliräge inkrost treten sollen. Ich darf indes bemerken, daß zwlschen der Bekanntgabe der Verträge und ilner Jnkrastietznng jedenfalls eine hin- rächende Fris« gelosten werden wird, um den Interessenten zu ermöglichen, sich in ihren geschäniichen Unternehmungen auf die neuen Verhältnisse einznrichu n. — Der Norddculschc Lloyd har beschlossen, seinen australischen Dienst durch Errichtung einer Frachtdompfer- linie, deren Dampfer m Abständen von vier Wochen expediert we«den sollen, zu erwecke«n. In Ve«bindnng «nit der Reichspesidanipserlnne und dadurch die Verbindnng des Noredentschen Lloyd zwilchen den deutschen Häsen lind Australien zu einer 15 lägst»n onsgeslalirt we«dcn. In den Dienst sollen die im 'Bari besindlichen Dampfer „Franken", „Schwaben". „Hessen", ..Lvlhiing. «st. „Westfalen" und „Pommern" eingestellt werden. — Lrr Ban der cvangclischcn Kirche in Rom soll von den« evangelischen Oberkircheural mit allen Mitteln ge fördert weiden. So ordnet der Obe« kuchenrar an, daß die zun« Beiten des Baues einer Kirche für die deutsche evangelische Gemeinde in Nom vene« divgs bernilligten all gemeine«! KirchenkoUeklrn dos eislemol au einem der ersten Sonntage des Jahres 1905 statifmden sollen. In einer besonderen Ansprache an die Gemeinden der evangelischen Landeskirche biliel der evangelische Obeikiichenrat nm reich- liche Spenden, „daß tnvlichsr bald mit dem die Ehre unserer evaiigelücven Kirche dienenden Kirchenbail begonnen werden kann". Mil den« Ban soll begonnen weiden, so bald im ganzen em Kapital von 95o,0(>0 Mk. gesichert sein wird. Ein Bednisnis für die Kn che liegt bekanntlich mich nach dem Urteil von Protestanten Roms ni>cht vor; es hand-üt sich nm eine neue Tmiiekircve". Dir Lehren des Berger-Prozesses. Der Zentrums- ahgeordiiete Roerei«, der die bekannte lax Hcintze bean tragt hatte, die dann zu Fall gebracht wurde, schreibt mm z» dem Falle der Ermordiing der kleinen Lucie durch den Zuhälter folgendes: „Was lehrt der Prozeß Berger?" Nichts Neues für diejenigen, die nicht bisher ihre Auge«« vor den sittlichen Schäden unseres Volkslebens verschlossen- gehalten haben. Werden Ehebruch und Unzucht auf der Bühne, in Schrift «nid m Bild verherrlicht und großgezogen nnd wird jede sittliche Regung durch die frivolen Laszivi täten der „Witzblätter" nnd die gewissenlose Spekulation der gleichgesinnte«« Presse ans die ««iedrigsten Triebe, der »«enschlichei« Natur schon im Keime erstickt, dann darf man sich nicht über die Erscheinungen wundern, wie sie in diesem Prozesse Hervortretei«. Sie sind nur Symptome für die Wirt liche moralische Fäulnis, die am Marke unseres Volkes zehrt. Mit 17 Jahren bereits Zuhälter eines kaum 14 Jahre alten verkommenen Mädchens - im Mannesaltcr ein Lust mörder das ist ein Lebcnsgang, der kaum iioch frappieren kam« und nur von neuem zeigt, daß ungezügelte Unsittlich keit zur Bestialität führt Solange der Schmutz in Schrift und Mid ans der Bühne das Land überflutet und schon die Heranwachsende Jugend moralisch verseucht, muß die Faul- nis weiter nur. sich greifen und noch häufiger als bisher zu Ausbrüchen führen, wie sie in diesen« Falle sich zeigen. Nur wenn der Schmutz mit eisernen« Besen lnnweggcfegt und dem frechen Treibe«« der Schmntz-Literaten nnd -Händler ein energisches Halt geboten wird, ist Rettung zu erhoffen. Dazu aber ist unbedingt notwendig, daß das Publik»»« sich selbst erbebt und zeigt, das; es sich die Frechbciten. die die Schmutz-