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Entfernung von Bethanien in Windhuk weitere Dienste in seiner Charge geleistet. Von einer ausreichenden Bestra- fung für seine Tat ist nichts bekannt geworden. Die Enr- pörung über letztere hat den Händler Sroeneveld veranlaßt, sich an die Presse zu wenden, die aber auf daS Zeugnis des einzelnen Mannes hin sich nicht für berechtigt hielt, die An- gelegenheit aufzunehmen. Dafür wurde aber -er genannte Händler nun in der Kolonie auf das schödeste chikaniert. Das Kolonialamt in Berlin habe denselben wohl zu seinem Rechte verhelfen wollen, jedoch sei eS ganz vergebens ge- »vesen. Soweit die „Kol. Zeitschrift". Wir sind nicht in der Lage, die Angaben des Blattes auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen. Das wird Sache der Regierung sein, die sich schleunigst zu der Angelegenheit äußern muß. Demgegen- über wird in einer anscheinend offiziösen Mitteilung be hauptet. daß Groeneveld die Vorgänge erst erstattet habe, nachdem sein Artikel an eine deutsche Zeitung unbeachtet blieb. Aus seine Anzeige hin sei sofort das kriegsgericht- liche Verfahren gegen den angeschuldigten Unteroffizier ein geleitet worden. Ter Angeschuldigte wurde in der Tat der Körperverletzung für schuldig befunden, aber auf Grund eines ärztlichen Gutachtens verneinte das Kriegsgericht die Frage, ob durch die in Rede stehende Behandlung der Tod des Eingeborenen verursacht worden ist (8 226 R.-Str.-G.- B.), sowie die weitere Frage, ob die Mißhandlung als eine das Leben gefährdende anzusehen war (8 223 n R.-Str.-G.- B.). Auf Grund dieser Feststellungen beantragte der Staatsanwalt auf eine Gefängnisstrafe von 3 Wochen; das Kriegsgericht erkannte jedoch nur auf eine Geldstrafe. Nach der Verurteilung mußte der Unteroffizier aus der Schutz truppe ausscheiden. Eine schleunige Aufklärung der Sache tut not. Verhält sich der Fall so, wie ihn die „Kol. Zeit schrift" schildert, so wird man den Unteroffizier Kossak hof fentlich bald vor den Schranken eines reichsdeutschen Ge richts erscheinen sehen. Dann aber kann eS auch nicht auS- bleiben. daß der Tistriktsches von Stempel neben ihm ans der Anklagebank Platz niinmt, um sich wegen Un terdrückung einer amtlichen Urkunde, wenn nicht wegen schlimmer Verbrechen zu verantworten. DaS Verhältnis zwischen der Kolonialabteilung und den ihr unterstellten Erekntivorganen in Südwestafrika bedarf, wenn die „Kol. Zeitschrift" es richtig schildert, ebenfalls noch eingehendster Erörterung. Obwohl die Sache schon vor einigen Tagen angedentet worden ist, hat bisher das Kolonialamt geschwie gen; mit Schweigen und Vertuschen ist hier nichts gerettet. Eine offene Darlegung des Sachverhaltes liegt im Inter esse unserer Kolonien selbst. — !8 .Katholiken sollen am Sonntag in dem lothr. Gcenzort Spiltel zur evangelischen Kirche abgefallen sein. Die ..Krenzztg." bemerkt hierzu, daß der Vorgang auf den „Fall Spittel" znrückznfnhren sei — Anordnung eines rinehrlichen Begräbnisses eines katholischen Bergmannes, der mit einer Protestantin verheiratet gewesen war. durch den katholischen Pfarrer von Spittel. Wir haben seinerzeit den Fall wahrheitsgetreu mitgeteilt. Auf die Bemerkung des Blattes hin wollen wir nochmals kurz Nachweisen, daß das kirchliche Begräbnis aus gutem Grunde den Bergmann Weiland ans dem konfessionell katholischen Teil des Spittelcr Friedhofes versagt wurde. Der Verstorbene wollte auf seiiiem Krankenlager von priesterlichem Beistand nichts hören, ans einer Unterredung mit dem Pfarrer, kurz vor seinem Tode, ergab sich, daß er sein Unrecht nicht gut machen wollte (er war protestantisch getraut und hatte sein einziges Kind protestantisch taufen lassen». Weiland war also bis zu seinem Tede von der katholischen Kirche getrennt. Hieran ändert die Tatsache garnichts. daß der nachts gerufene Kaplan dein B e >v n ß t l o s e n die letzte Oelung spendete, denn der Kaplan war über die persönlichen Ver hältnisse des Kranken nicht orientiert. ES kommt auch nicht darauf an. daß Frau W. versprach das.Kind kathol. taufen zu lassen, sondern was Weiland selbst vor seinem Tode versprochen hat. Die Mutter W.s war nach Metz zum Bischof gefahren. Als wenn der Bischof etwas ändern könnte an einer einmal gegebenen, durch den Tod W s definitiv abgeschlossenen Rechtslage. Hier liegt der Kernpunkt der ganzen Falles. Wir fragen die sozial demokratischen Blätter, welche den Fall zuerst erzählten, würden sie es billigen, daß ein früherer Sozialdemokrat unter offizieller Beteiligung der Sozialdemokraten auf einem, sagen wir einmal spezifisch sozialdemokratischen Friedhof beerdigt werde, wenn dieser Er-Sozialdemokrat vor seinem Tode ebenso offenkundig der Sozialdemokratie den Rücken gekehrt hat wie es Weiland der katholischen Kirche gegenüber tat? Die abgefallenen Katholiken können also den „Spitteler Fall" nur als Vorwand benutzt haben, keineswegs haben sie einen wirklichen Beweggrund darin finden können. Die Verbesserung der Vorflut in der unteren Oder, der Havel. Spree. Lausitzer Neisse und dein Bober wurde im preußischen Abgeordnetenhause durch ein Gesetz be schlossen. Nnumehr wurden die Obcrpräsidenlen von Brandenburg und Pommern beauftragt, für die Einleitung der Verhandlungen, die wegen Uebernahme der Verpflich tungen für die Ausführung der Arbeiten an der unteren Oder mit den beiden Provinze» zu führen sind, die er forderlichen Vo> bereitungen alsbald zu treffen. — Der Ausschluß des sozialdemokratischen Stadt- verordueten Dr. Friedcbcrg aus dem sozialdemokratischen Wahlverein des vierten Berliner Reichstagswahlkreises wegen seiner Befürwortung des Generalstreiks ist in der letzten Versammlung in Vorschlag gebracht worden. Die Antrag steller führten ans. daß man unter keinen Umständen Leute mit Aciedebergschen Ansichten innerhalb der Partei dulden könne, sonst würde die Disziplin erheblich leiden. ES wurde deshalb beschlossen, die Debatte abzubrcchen und Dr. Friedeberg zur nächsten Versammlung einznladcn. Nach der Stimmung iin Kreise zu urteilen. Kl der Ausschluß Friedebcrg» aus dem Wahlvereiu sicher, falls er sich nicht zu einem Widerruf bereit erklärt. Aber wo bleiben die 2000 ulsd mehr Genossen, die ihm Beifall gezollt und eine Resolution im Sinns seiner Ausführungen angenommen haben? Will man die auch auvschliehen oder betrachtet mau sie als eine unwürdige und urteilslose Masse, die nicht weiß, wa» sie tut? Sehr schmeichelhaft für die „Ziel- Bewußten* wäre die« gerade nicht. — Sine» «enen s»zi»lde«»kr«tische» K,lt»rk««pf hat Bebel auf dem internationalen Soziatistenkongreß in Aus sicht gestellt. Er meint« nach einem Berichte des „vorwärts*: „In dem Kampfe gegen den KlerikatiSmuS — und für den haben wir sehr viel Sympathie, mein werter Iaur^S — geht keine bürgerliche Regierung über einen gewissen Standpunkt hinaus." Dieses Eingeständnis de» sozialdemokratischen Führers ist uns sehr lehrreich. Daß Bebel für den Kulturkampf „sehr viel -ympathie* hat. glauben wir gern, die sozialdemokratische Presse handelt schon längst nach diesem Rezepte. Für die Katholiken gilt es nun doppelt: Alle Mann an Bord und jeder auf seinen Posten! Oesterreich Ungar». — Gegenüber dem Gerücht, daß in Marienbad ein SchiedSvertrag zwischen Großbritannien and Oesterreich- Ungarn vorbereitet worden sei, erfährt die „Neue Freie Presse", daß an der Meldung nur soviel richtig sei. daß das englische Kabinett bei dem Wiener Auswärtigen Amt eine diesbezügliche Anregung gab. welche gegenwärtig hier Gegenstand eifrigen Studiums bilde. Daß der Schieds- vertrag zwischen beiden Monarchen in Marienbad besprochen worden sei, werde lediglich eine Vermutung sein. — Das österreichische Ausfuhrverbot von Futtermitteln dürste mit dem Handelsverträge nicht übereinstimmen; Ar tikel 1 unseres Handelsvertrages mit Oesterreich lautet: „Tie vertragschließenden Teile verpflichten sich, den gegen seitigen Verkehr zwischen ihren Landen durch keinerlei Ein fuhr-, Ausfuhr oder Durchfuhrverbote zu hemmen. Aus- nahmen hiervon dürfen nur stattfinden: n) bei Tabak, Salz, Schießpulver und sonstigen Sprengstoffen, sowie bei anderen Artikeln, welche in dem Gebiete eines der vertragschließen den Teile den Gegenstand eines Staatsmonopols bilden; I») aus Gesundheitspolizeirücksichten: e) in Beziehung auf Kriegsbediirfnisse unter außerordentlichen Umständen." Ob Deutschland gegen das Ausfuhrverbot in Wien Beschwerde erhoben hat, ist noch nicht bekannt; viel praktischen Wert hat die Beschwerde nicht. Wir konnten uns dieser Tage ans persönlicher Ansck»annng überzeugen, daß Oesterreich unter der Dürre noch mehr leidet als Deutschland und daß dort der Futterertrag geringer ist als bei uns; somit kann nicht viel an Futtermitteln ansgeführt werden. Frankreich. — Die Bischöfe richten einer nach dem anderen Er klärungen nach Rom. die in lebhaften Worten sich für den Papst gegen die Regierung aussprecheu und ihm die Treue versichern auch für den Fall des.Konkordatsbruches und der Trennung. Der bekanntlich in Rom anwesende Bischof von Dijon. Le Nordez, scheint sich nur sehr ungern von seiner französischen Diözese trennen zu wollen. Es ist bekanntlich der feste Wille des apostolischen Stuhles, daß dieser Bischof tunlichst freiwillig auf sein Bistum verzichtet und auf keinen Fall dahin zurückkehrt. Es wird ihm hauptsächlich zur Last gelegt, daß er zu sehr dein Genüsse geistiger Geträlike huldige. Der Bischof, welcher sich im übrigen recht reu mütig benimmt, will absolut nicht von seiner Diözese lassen, und es dürfte danach noch recht viele Mühe kosten, den selben zur freiwilligen Verzichtleistung zu bewegen. Man ist in den Kreisen der Kurie aber trotzdem der Ansicht, daß Bischof Le Nordez schließlich dem Beispiele des vormaligen Fürsterzbischoftz Cohn von Olmütz folgen »vird. — Tie Trennung von Kirche und Staat wäre nicht nur für die katholische Kirche, sondern auch für die anderen Kon fessionen eine materielle Sclzädignng. Die 660 000 Pro testanten erhalten vom Staate 1 500 000 Frank, die 75 000 Israeliten bekommen 220 000 Frank, den 38 Millionen Katholiken gibt der Staat 37 Millionen. Ueber die Folgen einer Trennung schreibt der p r o t c st a n t i s ch e Predi ger Eerisier im ..Matin": „Wir sind von Herzen mit der republikanischen Regierung, welche eine Regierung der Frei heit, ebenso wie unsere Kirche eine Kirche der Freiheit ist. Jedoch sind »vir genötigt, uns von lange her auf die Tren nung vorznbcreiten. Wir »vollen nicht drängen, die Ereig nisse nicht überstürzen. Wir sind vorbereitet auf die Schwie rigkeiten, die mit der Trennung eintreten werden. Wir rich ten uns ein, bilden eine Hanptkasse, sind gewiß, daß unsere Gläubigen zu allen Opfern bereit sind. Uebrigens sind wir ziemlich reich. Unsere Missionen erhalten 1 200 MO Frank, was bewnndernswert ist für 600 000 Protestanten. Trotz unserer glänzenden Lage »vird die Trennung uns eine Zeit lang hart Vorkommen, aber »vir werden die Hilfe des Staats entbehren lernen. Es werden wohl Stellen anfznhebcn oder andere zu vereinigen sein." Der Rabbiner Hertz er klärte als Stellvertreter des Oberrabbiners Dreyfus: „Ich verhehle nicht, daß die Trennung von Kirche und Staat un angenehme Folgen haben »vird. Vorab »vird die Obergewalt der Rabbiner vcrniindert, da sie dann nicht mehr als Beamte angesehen werden. Für eine Gemeinde von 60 000 Seelen (Paris) sind nur fünf Rabbiner angestellt. Ihr Unterhalt »vird leicht aufgebracht werden. In den anderen großen Gemeinden, Lyon, Marseille, Nancy, Lille, Bordeaux, Bay- onne, werde» die Rabbiner nur mit Miihc durchkommen. In Epinal, wo nur 500 Israeliten, Vesoul, Toul, Pan, Nantes werden sie unmöglich bestehen können . . . Wir werden uns einfach daran erinnern, daß der Talmud Rabbiner erwähnt, welche Sandalenmacher, Schmiede. Kesselschmiede nsw. waren." Rußland. — Der Mörder Plehweü. Der Polizei ist es nach dem „V. T." nunmehr gelungen, die Persönlichkeit des Mörders des Ministers von Plehwe festznstellen. Es ist ein gewisser Sasonow (neulich wurde der Name Wosonow ge nannt), ein früherer Student der Moskauer Universität. Sohn eines Holzhändlers avS dem Gouvernement Saratow. Die bisherige Untersuchung stellte auch die Mitschuld Sikoriki» fest, welcher am Attentatstage ein geheimnisvolle» Kästchen in die Newa versenkte. Dagegen scheint ein dritter In- haftierter, namens Braunstein, obgleich politisch stark kom promittiert. nicht am Attentat beteiligt gewesen zu sein. Da die Untersuchung noch keineswegs abgeschlossen ist. läßt sich noch nichts Näheres Mitteilen. Deutsch'Südwest« frlka — Dir Opfer dr» Kampfe» am Waterberg sind noch immer nicht bekannt. Das von General von Trotha am 12. abgesandte Telegramm über die Gefechte am 11. ist dein deutschen Volk seltsamerweise «st am 16. zur Kenntnis ge kommen, obwohl e» an reichlicher Ausrüstung zur telegra phischen Rachrichtenübermittelung nicht-fehlt. Auf dt« Ola» men der gefallenen und verwundeten Unteroffiziere und Mannschaften wird aber sogar noch bis heute vergeblich ge wartet. Selbst die ..Kreuzzeitung" kann nicht umhin, die Militärbehörden hierfür — wenn auch nur in versteckter Briefkastenecke — zu tadeln und daS Verlangen ausznfpre chen, daß für eine beschleunigtere Meldung aller Gefallenen und Verwundeten durch einen entsprechenden Befehl gesorgt werden sollte. Selbstverständlich warten die Angehörigen der Soldaten mit Sehnsucht auf nähere Nachricht; es wird sonst so unendlich viel telegraphiert, so daß es ganz unver ständlich ist. daß man hier immer noch nicht die Name» der gefallenen Unteroffiziere und Mannschaften kennt. Diese wackeren Leute, die den Heldentod fürs Vaterland erleiden, sind sicherlich die Kosten eines eigenen Telegramms wert, und man denke sich erst die Aufregung in den zahlroichen Familien, die Angehörige in Südtvestafrika haben. Konsistorialrat Heinrich Salm Eine Trauerkunde brachte uns heute früh der Tele graph: Herr Konsinorialrat und Pfarrer Heinrich Salm ist heute früh 6*/z Uhr plötzlich am Herzschlag in Bad Neuenahr (Rheinpreußen), wo er sich seit Montag aufhiett, verschieden. Schwer ist der Verlust, den damit die katho lische Pfarrgemeinde DreSden-Neustadt erleidet; sie verliert in dem so plötzlich Dahingeschiedenen einen eifrigen und pflichttreuen Seelsorger. dem die Liebe und Hochachtung aller seiner Pfarrkinder in großem Maße gehörten. Konsistorialrat Salm war anspruchslos in seinem Aeußercn, aber ein edles Priesterherz schlug in seiner Brust. Er »var wohltätig und hilfreich jederzeit gegen die Armen und Notleidenden: ein Vater in geistlichen und leibliche» Nöten für alle, die ihm das Herz ausschütteten; zu Rat und Tat jederzeit bereit. Er war ein Priester nach dem Herzen Gottes. Herr Konsistorialrat Heinrich Salm war am 8. August 1843 zu Radeburg geboren. Nach Absolvierung seiner Gymnasial- und der theologischen Studien in Prag kam er 1808 als Kaplan nach Chemnitz. Von dort wurde er in gleicher Eigenschaft 1871 nach Plauen i. V. versetzt. 1872 wurde er Pfarradministrator in Freiberg, bis ihm 1881 die Pfarrei Annaberg zugewiesen wurde. 1883 kam er »ach Zwickau und 1892 nach Pirna. Aber nur kurz war dort seine Wirksamkeit. Bereits iin folgenden Jahre erhielt er die Pfarrei Dresden-Neustadt, wo er bis an sein Lebens ende verblieb. Seine großen Verdienste um Kirche und Schule brachten ihm auch Auszeichnungen. Er wurde zum Konsistorialrat ernannt und von Sr. Majestät dem König zum Ritter I. Klasse des Kgl. Sachs. Albrechtsordens erhoben. Ein Herzleiden hatte in der letzten Zeit seine Gesund- heit geschwächt. Er ging daher nach Bad Neuenahr, um dort Besserung seines Leidens zu suchen. Der Allmächtige hatte es anders beschlossen; er rief den treuen Diener zu sich in sein Reich. U. i. p. 4luS Stadt und Land. (Mttloilimaen aus unserem Leserkreise mit Namenssertiguua für diese Rubrik sind der Redaktion allezeit willkommen. Der Rame des Einsenders bleibt Geheimnis der Redaktion. Anonyme Zuschriften müssen unberücksichtigt bleiben.) Dresden, den 20. August 1904. —* Der Herzog von Anhalt hat dem Inspektor der hiesigen Beerdigungsanstalt „Pietät". Robert Mehlhorn, die goldene Verdienstmedaille des Herzog!. Hausordens Albrcchts des Bären verliehen. —* Der S t ä n d e h a u s n c n b a n an» Fuße der weltberühmten Brnhlschen Terrasse ist nunmehr im Roh bau bis ans den Turm und die Dachaufbauten fertig, so daß bereits der größte Teil der Dachkonstruktion cmfgebant ist. Es ist beabsichtigt, möglichst in diesem Jahre noch die aus Kupferblech bestehende Dachcindccknng fertigznstcllen. Dem imposanten Ban, der nun 2^/. Jahre dauert, verursacht große Schwierigkciten und sehr oft Stockungen, »veil die Be schaffung des Sandsteinmaterials in den verlangten bedeu tenden Abmessungen (Blöcke bis 7 Kubikmeter — 20,MO Kilogramm!) und der Forderung größter Festigkeit und reinweißer Farbe die Leistungen der sächsischen Sandstcin- briiche bis znm öfteren Versagen anspannte. Auch die in folge des ausgetrockneten Flußbettes der Elbe eingestellte Schiffahrt als einzigen» Transportmittel für verschiedene Steinsorten verursachte Verzögerungen des Baues. Im übrigen »vird dein mehrfach in einer gewissen Presse erho benen Vorwurfe, der Plan schreite langsam vor sich, ganz hinfällig, »vas sofort klar wird, wenn man hört, welche Mas sen an Material aufgewendct wurden. Bis jetzt sind ver arbeitet worden 7500 Kubikmeter Sandsteine, 720 Kubik meter Grauitstein, 81/2 Million Ziegelsteine, 6000 Kubik meter Sand, 8000 Hektoliter Kalk, 800,000 Kilogramm Ei sen. Zum Vergleich »nag dienen, daß ein Dresdner mitt leres vierstöckiges Mietshaus etwa 7000 Kubikmeter Raum einnimmt: es wurde also allein mehr Sandstein verarbeitet, wie ein vierstöckiges Mietshaus Rauminhalt besitzt! Die Entwurfsbcarbeitung und künstlerische Gestaltung des Neu baues liegt bekanntlich in den Händen des Erbauers des deutschen Reichstagsgebäudes, Herrn Geh. Baurat Professor Dr. Wallot, der technischen königlichen Bauleitung steht Herr Kgl. Baurat Krause vor. Der Bau wurde im April 1901 begonnen. An der Terrassenseitc wird sich ein Turm erheben, dessen Höhe, um das ragende Merkzeichen dieser unserer bekanntesten Städtcansicht. den Schloßturm, nicht zu beeinträchtigen, nur auf 60 Meter bemessen ist. Mit den Ausführungen und Lieferungen sind natürlich ausschließlich Dresdner und sonstige sächsische Firmen betraut worden. Noch steht der Bau umschalt da von Brettergerüsten, aber schon an der von der Umschulung freien. Seite an der Brühl- schen Terrasse erkennt man die imposante Wirkung der mäch tigen, aus riesigen Sandsteiziquadcrn bestehenden Flachen. Wenn er vollendet, der reiche bildnerische Schmuck der Dach- aufbauten angebracht und,da» kupferne Dach erst von grü- ner Farbe überzogen sein wixd, dann wird das neue säch sische Ständehaus mit seinen schlichten Formen ein würdi ges Seitenstück zu den Äauten. bilden, die das Städtebild DreSdeps zu einem der schönsten in der ganzen Welt bekannt und berühmt gemacht haben.