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2. Beilage zu Nr. 70 der „Süchftslsten BolkSzeitung" vom Mörz 1007. ''>> M In llsin IickiM KVnIiIIlsiniiss d»t v» siob vivdor notvondi^ dis vsitostv Verbroituu)? unsvror Lüobsi^abvn Voilrs- noituvA ist- Kit drrnk»n8evvi-r«m kliksr und ß^utsm Drkol^a nvurds dabsr auob ull^vmvin dafür )-o- rcrboitst, so drei! wir bodsutvad an ^donnoatoll govroauon tnrdsa. Dsr Ansturm gsj-sn dio psrls- msntLriuobo Vortrstun^; dsr Xatbolibsn Dsutsolr- Ismds ist absr uooir uisbt vordvi. ^Vlr müssvn naob wio vor trvrüstot svio. I>iv Irrste LLü»t»HL ist dio pvtitioeliv, oori»I«^ uoO r«I»g;10»v ^nt'iilürmiix darob dio woitrsto Vsrbroitung der Lltobsisobsn VoIIrsxoituni;. Os dsr Klonst kliU'n, sIs Ivtr.tsr t^usrkslsinonst, «iob bvsondsrs nur zVorboari.oit sinnst, bitton wir unsoro Do8vr um ^ütiz-o Dinpksbluaj- unsvrsr ^situn^ in ^'rvundos- und llokunntoulcroison, sowio um ^n^sbo ^ssi)-- notor ^drosson nwovlcs lltü^ix-sr ^ostvnlosvr 2u- svniiun>r von I'robs-Nummorn. r /lu- ^ Pslitische Nuudscha». (Fortsetzung aus dem Hauvtblatt.) — Der Reichskanzler Fürst von Bülow läßt den Wagen (arrsen, wie er läuft. Bei der großen Etatsdebatte wurde er aus der Mitte und von links mit Angriffen überhäuft, bei der Interpellation über Wahlbeeinfluffung wurden ihm Dinge gesagt, wie sie wohl selten ein leitender Staatsmann zu hören bekommt! Und der Reichskanzler? — Js nichl — Nun hat seine berüchtigte „Paarung" nicht bloß im Reichstage bei verschiedenen Anlässen minderen Ranges bereits dreimal versagt, sondern ganz besonders im preu ßischen Abgeordnetenhause ist sie vollständig in die Brüche gegangen, so daß alles nach dem Reicl-skanzler geradezu ge schrieen hat. Und der Reichskanzler? — Js nich! — Er schickt sich an, mit Professor Harnack nach Rapallo an der Riviera zu gehen und sich dort zu erholen von den ganzen zwei Reden von je drei Viertelstunden, die er bis jetzt ge balten. Selbst liberale Blätter, wie der „Hann. Cour.", lagen, daß im preußischen Landtage bei dem Anträge über Abschaffung der geistlichen Schulaufsicht die konservativ klerikale Mehrheit den Wagen des Herrn von Studt zur Not herausgeschoben, den Wagen des Kanzlers aber mitten hineingeschoben hat. Daß der Herr Reichskanzler auch den .Herrn Reichsschatzsekretär von Stengel bei der Frage, be treffend die Beihilfe an die unteren und mittleren Reichs- beamten in der Verlegenheit hat hängen lassen und erst in letzter Stunde init einem ' ie Situation wesentlich ändern den Vorschlag herangctreten ist, ist gerade auch kein Beweis allzu weitsichtiger RegierungsNxnsheit. Jedenfalls ist die günstige Lösung eine Folge der Festigkeit, mit der das Zentrum auf seinem Anträge zu gunsten der Beamten stehen geblieben ist. Das Zentrum konnte deshalb nach dieser Erklärung, wonach demnäckist die Ausbesserung und die Wohnungsgeldzuschüsse in Angriff geiwminen tverden, seinen Antrag zurückzielxm. — Bülow und Harnack. Tic „Allgein. Ztg." läßt sich berichten, daß der Reichskanzler am 24. März in Rapallo «Riviera) eintrifft. In seiner Begleitung wird sich Pro fessor Harnack befinden. Wir haben wiederholt auf die Beziehungen zwischen Harnack und geiv-isfen „regierenden Persönlichkeiten" hiugewiesen und Harnacks Programm zur inneren Auflösung des Katholizismus mit bestimmten Erscheinungen der Reichsregieruugspolitik in Zusammen- Imng gebracht. Auch toeiß man, daß Harnack von gewisser Seite als etlvaigcr preußischer Unterrichtsminister in Aus sicht genommen ist. Daß sich an der Riviera die angedeute ten Dinge weiterspinneu loerden, versteht sich — ange sponnen sind sie ja sck>on geraume Weile. Daß Haruack, der liberale Theologe, der Mann der Lilwralen iväre, ist selbstverständlich. Lb die Konservativen von ihm erbaut wäreu, ist eine andere Frage. — Eine ernste und maßvolle Kritik ist auch in unserem Lager erwünscht. Ein Muster einer solckxm bietet Dr. Ju lius Bachen: :n Heft 5 der „Hist.-pol. Blätter". „Man möchte," sagt er, „der jetzt noch verstärkt in den ReickMag zurückkehrenden Fraktion des Zentrums hier und da etvxrs mehr Leitung wünicken " Er wies darauf hin, daß in einer Lage wie der ge^emvärtigen „gute Disziplin eine uubr- dingte Notwendigkeit ist". Die bisl)erigen Verhandlungen zeigen nun w'rknch das Zentrum in einer disziplinierten Geschlossenheit, wie es in den letzten Jahren nicht mehr in dem Grade her Fall war. Das Eingreifen der Fraktion in die Verhandlungen ist ein so wol>lüberlegtes, und alles funktioniert nach einem festen zu gründe liegenden Plan so vorzüglich, daß das moralische Ansehen der Fraktion in den Augen der anderen Parteien nicht nur nichts verloren, sondern sogar noch gewonnen l-at. Man hatte gehofft, das Zentrum würde sich in oppositionellen: Eifer zu gewissen Ausschreitungen hinrcißen lassen. Das Gegenteil ist ge schehen. Das Zentrum erwies sich als vornehme, geistig hochstehende . ja staatsmännisch überlegene Partei. Es hat sich auch in dieser sehr schwierigen Lage belvährt. — Dem Zentrum als Hort der Volksrechte stellt „Ge nosse" Kautsch in der letzten Nummer (23) der sozialdemo kratischen „nüssensckxrftlichen" Wocl-enschrist „Tie Neue Zeit" folgendes Zeugnis aus: „Mehr als einmal aber war es das Zentrum, das im Gegensatz zum Liberalismus den Sozialdemokraten in der Verteidigung oder Gewinnung von Volksrechten beistand. So erst jüngst in Bayern, Uw die Liberalen sich der Wahlresorm hartnäckig widersetzteu und so dio Sozialdemokratie zwange::, diese in: Bunde mit den: Zentrum zu machen. Das ist übrigens eine Ersckjei- nung, die nicht auf Deutschland beschränkt ist. Auch in Lesterreich ist unter den Faktoren, die es ermöglichten, daß der Ansturm des Proletariats zur Wahlresorm Erfolg liatte, die Mitwirkung der ChrisilicstSozialeir zu rechnen, während gerade aus dem liberalen Lager die zähesten und giftigsten Feinde der Wahlreform kamen. Zwar läßt Kautsch weiterhin das Zentrum diese Nolle nur aus Nütz- lichkeitsgründen spielen. Das braucht weiter nicht auf zufallen, daß Kautsch ja nach seinen Moralbegriffen die Notwendigkeit der Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit dein politischen Gegner gegenüber nicht anerkennt! — Ein Sozialdemokrat über den Brotwucher. Ter frühere sozialdemokratische Abgeordnete Ealnx'r schreibt i» der von ihm herausgegebenen „Wirtschaftlichen Wochen schau" über dieses Thema folgendes: „Man kann sehr häufig lesen, daß der englische Arbeiter billigeres Brot esse, als der deutsche. Warum? Weil bei uns in Deutschland daS Brot durch den Zoll verteuert nerde, w'-hreud in Eng land Getreide zollfrei sei. Diese Feststellung klingt sehr einleuchtend, sie geht durch die Presse rnrd wird allgemein geglaubt. Nur entspricht sie keineswegs den Tatsachen, sondern in Wirklichkeit verhält es sich etwa umgekehrt: nicht der deutsche, sondern der englisch^ Konsument hat einen höheren Brotpreis zu bezahlen. Das klingt zunächst un glaublich. paßt auch ganz und gar nicht zu der üblichen Auffassung und wird datier gar nicht gerne gehört. Tat- sachen soll man aber lieber beizeiten anerkennen, da sie sich schließlich doch Anerkennung erzwingen. Nach deutsckxmi (Held und Geivicht kostete 1 Kilogramm Brot, ivenn wir das englische Pfund zu 4">3 Gramm und den englischen Penny zu 8 Pf. annehmen, an: l. Dezember in London etnxis über 24 Pf. Für ganz Deutschland dürfte sich der Turckschnitts- vreis auf etwa 22 Pf. Pro Kilogramm belaufe::. Dieser Unterschied zwischen englischen: und deutschen: Brotpreis verblüfft zunächst, aber der Grund dieses Unterschiedes ist sehr einleuchtend: der Engländer ißt ausscküießlich Weizen brot, der Deutsche überwiegend Roggenbrot; Roggen steht aber an sich tiefer in: Preise als Weizen. Alles in allen: scheinen mir die Dinge so zu liegen, daß wir in Deutschland für die Brot- und Mchleinheit im allgemeinen sicher nicht mehr, sondern eher etirxis weniger bezahlen als der Eng länder. 'Wenn wir unseren deutschen Brotpreis mit einen: ausländischen vergleichen wollen, dann müßte es der russisckx' Preis sein, dieser steht allerdings sehr weit unter den: Niveau des deutschen. Aber das ist erstens bei der Qualität des russisckxnr Roggens, sondern bei seinen (he- stehungskosten nicht anders möglich. Der billige russische Noggenpreis basiert aus den: Elend und dein Hungerdasein des russiscl-en Bauern. Dabei ist der Exportpreis oft merk lich niedriger, als der in: russischen Verkehr bezahlte Preis. Mit dein niedrigen russischen Roggenpreis kann Deutsch land nicht konkurrieren, soll nicht das Lohnniveau in der deutschen Landwirtschaft, namentlich in den östlichen Pro vinzen, noch) tiefer sinken. Gerade in: Verkehr mit Ruß land aber wirkt der Zoll keinesivegs nnmer so einfach, daß der Zoll nur von: Inland getragen würde. Wir l-ätten tr: Deutschland ohne Zölle zweifellos billigeres Brot, aber wir dürfen nicht übersehen, daß Deutschland mit Ausnahnre von Rußland ein hauptsächlich roggenkonsumierendes Land ist, und deswegen seine Mehr- und Brotpreise trotz holier Zöste nicht oder doch nicht viel über die Mehl- und Brotpreise in den hauptsächlich weizenkonsumierenden Ländern hinaus- gelg'n." Tie Genossen erfahren natürlich diese Sätze nicU, unsil sonst in der Agitation mit den: Brotu>uch)er nichts mehr anzufangen ist. Vermachtes. V Das Automobil im Dienste des Ver- b r ech ens. Seit jeher wxrr es das Schicksal eurer jeden neuen Errungenschaft der Technik, daß sie von Verbrechen: zun: Schaden der Menschen ausgenützt wurde. Sie ginz es seinerzeit dem Zwcirad, so den: Chloroform, dem Tele phon, der Photographie, den: Hypnotismus, rnrd so geht es jetzt den: Automobil. Mit einen: Krafttvagen fuhr Mr. Gallay davon, als er die Escomptebank in Paris um eine Million geprellt lxittc. Wäre seine ?)acht, die er in Havre bestieg, auch so rasch gelaufen, wie sein Automobil, man würde ihn wohl noch heute suchen. Ein besonders raffinier ter Streich gelang einen: Pariser (Gauner, der in der No tionalbank eine große Summe deponiert lxckte. Einige Tage nach der Hinterlegung des Betrages kam er zu einem Bankier in einer kleinen Provinzstadt bei Paris und ver langte unter Vorweisung des Depotscheines der Natimml- bank dringender Umstände wegen die Auszahlung der Summe. Ter Bankier ließ sich von der Nationalbank tele phonisch das Vorhandensein des Depots bestätigen »:nd zahlte dem Oiauner anstandslos die ganze Summe aus. Der Spitzbube bestieg hieraus ein Automobil und kam bei der Nationalbank in Paris an, noch ehe der Untier aus der Provinz die Auszahlung des Betrages angezeigt hatte. Nun behob er bei der Nationalbank sein Depot und var- schnxrnd mjt seinen: Automobil spurlos, ohne bisher ent deckt worden zu sein. In Italien, Frankreich und Anwrika ist jetzt das Autonrobil das Lieblingsvehikel der gewalt- samen Liebesaffären — der Entführungen. Auch Fälle von K'indesaussetzung mit Hilfe des Automobiles sind nichts Seltenes mehr. Ein? unangenehme Ueberraschung erlebte auch ein französischer Graf, dessen reich eingerichtete Villa jedem Gast mit Brillenmaske offen stand, denn ihr Be sitzer war leidensck)astlich)er Automobilfahrer. Eines Tages telegraphierte ihn: sein Advokat, er möge sogleich einer wichtigen Unterredung l)albcr nach Paris kommen. Der Graf fuhr in seinen: Kraftivagen nach Paris und kurz dar auf fuhr ein anderes. höck>st elegantes Automobil mit Her ren und Damen vor der Villa vor. Der Diener führte die Herrsclxsttei: in den Speisesaal und ließ einen Mvrgen- imbiß servieren. Man aß und trank und unternahm erb lich angeblich einen kleine:: Ausflug in die Umgebung. Jetzt kan: der Graf zornentbrannt nach Paris zurück, er lxrtte einen halben Tag dort auf seinen Advokaten genxirtet und dann erfahren, daß das Telegramm fingiert vxrr; seine Laune wurde nicht besser, als er die Schränke und Spinden seines Speisezimmers, aus das Sorgfältigste ausgeraubt fand. Lb man gegen die Ausnutzung des Automobils durch Verbrecher ein Mittel finden wird? Wollen's hoffen! v Die ä l t e st e Frau Deutschlands, die 119 Jahre alte Holzarbeiterswitwe Josefine Eder feierte ::n Hause ihrer Enkeltochter, in einen: kleinen Bauernau- wesen in Spitzendors. Gemeinde Witzmanusberg, Station Kalteneck der Waldbahn Passau—Preyung, ihren Geburts tag. Tie greise Matrone wurde im Alter von 50 Jahrei: Witwe; von ihren drei Kindern ist nur noch eine Tochter am Leben, die auch schon in: 86. Lebensjahre steht. Die Enkelin, bei der Frau Eder wohnt, ist 38 Jahre alt, Die Greisin hört und siebt noch recht gut, auch der Appetit ist ein guter, doch hat das Denkvermögen bei ihr in der letzten Zeit nachgelassen. Zcvrsmm 4 kchteemevee. vmSen l.ancIßttU8stk. 27 (i'«!«,won 8ss8lk. 18 (dlllilrtösliirlö!) ('llviopbon 95.06) <nn,,solilsn ilir» vonT-aglit-k « üurglirono . . . kill. 8. - l Visgnor .... KI>c. 6.50 Kuba lmpsrisl . AK. 9.5Ü t Mexiko (8flsr.) . „ 5.7S tlorart . . . . „ 8. - ! ^inLÜsis . . . „ 12.— 1 -;Z >.» prsdilsvt». . „ 6.— üfamsiios ...» S-- ! 8aeksengollt . . ,, 15.— ^ kVsisbitolier üb«»-. cLk005okt«neigarren von 2'/2 big 15M.ÜL88tüol< gratis. A » 8e1w!<ol3ll6!i-8p6ri3l-668oliLf1 » Anna l-inilsmsnn k? 8perislitL1: Kslkao, gsi-snlikkt i-sin Pfund 30 ?f. bis ru den feinsten üdnrllvn Speise- Svkolrolsil« von oinfacbstsr bis bester yusütLt Ssndonnienen 4 k«nsppen OGßvnvien Io üiolidss gkiölsk z«r»»i>I. lieinrieb Padberg 7N 0 70 vis-K-vis Knnwiizer Slre.tzc Stets Eingang von Neuheiten in: pilzrkütt« jeder Art v. 2'/, >45 an, N»r,^ka<e, Wiener Fabrikat. v 4' ,—>5^5 Ulsppdvt« in jeder Preislage, SvtiUIoi-inUtLen, eig Fabr, Mützen fürPr»ttzmlrasiumsoiv.allc anderen Schulen. Epsrtmtitzeo, Schirme, Wäsche, Krawatten. Küche — Perle KOinn»,. AufWunsch kommegerninSHauS. - - L Wichtig! Reiner oder verfäkcbter AaciHWersM? ES gibt kein zuverlässigeres Nüttel, durch Ausscheidung der unreinen Säfte aus dem Körper ernster Erkrankung vorznbenge». als eine Bltttrrinigmigtzkttr mit W.echh«ldcrssft. Nach den Untersuchungen eines hiesige» N-chr>mgS iniuelcheinikerS wird jedoch der gewöhnliche Wach- hoidcrsaft mit Capillär- oder Tranbensyniv ver mengt, wnS ihn, abgesehen von der verringerten Wirksamkeit, auch zum Kurgebrnnch z. B. für Diabetiker ungeeignet macht. Als c »Auer Saft wurde rriu befunden Klepv'rbc-ns Wachh lbrr- säst, Marke „Kluger Bügel". Diese Macke bietet also für Reinheit einzig Gewähr. 1» j In Büchsen zu Mk. —.NO, 1.00, 3.—, O.— :c. in den meisten Drogerien, sonst bei (5.. El. Klevperbein, Frauensirabe 0. Waren-reichen m.rlil. gesch. st. weiß. Schleif, ü Psd.8.—.8.50 4.— und 4.5,0. §§. Nsseills vsunsn grof.slvckig L Pfd. 6.5.0 »vips. i. staubfreier yr. Qualität IL. »r, Ackvn Wcttinerstraße k. ,, Kesiatuant von kmanurl 6lslicü> 87. ürrlu01^18.8«; (das nächste Restaurant am inner» Friedlich) empsichU seine vor züglichen Biere, echi 'chleäi'che Küche, sonne seine freundlichen und Hellen Lokalitäten zur gefälligen Beni»!',i»ig. BcrciiiSzimmer ist noch frei. Hochachtungsvoll io7o Emanuel Grolich und Fra«.