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wird man dann bezüglich der Bekämpfung der nationalen Misere nicht viel weiter gekommen sein, als heute. Die ungeheuere Zunahme der Ehescheidungen ist die notlven- dige Folge des langsamen Schwindens der sittlichen Vor aussetzungen, auf welchen die Ehe gegründet ist. Mit Ge- setzen ist dagegen wenig oder nichts auszurichten. Wohl mag es gelingen, das Uebel vorübergehend einzudämmen, früher oder später wird es um so verheerender uni sich grei- hm. Abhilfe könnte nur geschaffen werden, wenn man sich entschlösse, auf die Ursachen zurückzngehen und dort die bessernde Hand anzulegen, aber davon ist man vorläufig leider noch sehr weit entfernt. AuS der Frauenwelt. f Sanitätsinspektorinnen. In England wird der Ar beit der für öfsentlickx; Gesundheitspflege tätigen Jnspek- torinnen ein sehr günstiges Zeugnis erteilt; 47 solcher Damen sind jetzt im Bezirke London tätig. Sie können in verschiedenen Anstalten die für ihren Beruf nötige Vorbil dung erlangen und müssen vor dem Handelsministerium ein Eranren ablegen. k Eine Polizeiassistentin, Schwester .Henriette Arendt, ist seit längerer Zeit in Stuttgart mit Erfolg tätig. Ihre Aufgabe ist die Ueberwachung aller tveiblichen Personen im städtisckxm Polizeiamt. und zwar nicht nur derer, die dort eine Strafhaft verbüßen müssen, sondern auch aller, die als beschäftigungs- und unterkunftslos aufgegriffen oder als Verhaftete an andere Behörden übergeben werden. Die Schwester hat dafür zu sorgen, daß im Umgang mit den eingelieferten weiblickffm Personen Sitte und Anstand nicht verletzt tverden. Sie wohnt den polizeiärztlichen Unter- fuchrrngen bei und hat das Recht, an zuständiger Stelle sich dafür oder dagegen auszusprechen. Die Dienstzeit der Assistentin dauerte anfangs von 7 bis 11 Uhr vormittags und von 4 bis 6 und 9 bis 11 Uhr abends. Tie Arbeit ist aber so gewachsen, das; jetzt die Dienststunden nicht mehr abgegrenzt tverden können, so das; die Schwester oft sogar nachts einem telephonischen Rufe folgen muß. Tie Stadt bat ihr für ihre so notwendige Rettnngsarbeit eine Gehil fin bewilligt. Tie Assistentin nimmt nicht nur die weib lichen Gefangenen in ihre Fürsorge, sondern bringt die Kinder gefangener oder Verlvahrloster Mütter unter, ge- tvährt den Heimatlosen eine Unterkunft und hilft, von evangelischen und katholischen Frauenvereinen unterstützt, auf alle Art den strasentlassenen Frauen dazu, ein neues Leben anzufangen. Auf ihre Anregung hat sich in Stutt gart ein Komitee gebildet, das am 1. Dezember 1906 eine . Zufluchtsstätte für schutzbedürftige Mädchen und Frauen" ins Leben rief. VernitswteS r Fürst Bülows römische Villa. Der deutsche Reichskanzler ist vor kurzem unter die Villenbe- srtzer Roms gegangen. Die Villa Malta, die Fürst Bülow er worben hat, ist eine der schönsten auf dein Monte Pincio ge kegenen der ewigen Stadt. Lange Zeit diente sie dem ent thronten König Ludwig 1. von Bayern als Wohnsitz, un- zahlreiche deutsche Künstler und Gelehrte waren in ihr Gäste des Königs, der für die Ausschmückung der Villa und für ihren Garten beträchtliche Summen Verlvandte. Später gehörte die Villa einen: russischen Grafen Bobrinsky. Er verkaufte sie um die Summe von drei Mil lionen Lire an die Königin Margherita von Italien. Der Garten der Villa bedeckt den südlichen Abhang des Hügels und bietet einen herrlichen Blick auf die Kuppeln und Trinn« Roms. v Die Rio senglocke, die Savoyarde, welche 18 835 Kilo wiegt, befindet sich nun in dem Glockenstuhle des Campanile der Herz-Jesu-Kirche aus dem Montmartre bei Paris. Ter Glockenklöppel allein wiegt schon 850 Kilo und der Umfang der Glocke beträgt sieben Meter. Die Mock« wurde zu Annezy in Savoyen gegossen und unter großen Schwierigkeiten mit -Ochsengespannen auf den Hügel des Montmartre gebracht, Nw sie bisher in einen: provisori schen Glockenstnhle verblieb. v Zur A l k o h o l f: a g e I Wie in: Leben des Einzelnen, so hat der Alkohol bis auf den heutigen Tag auch für größere Kreise wichtigen Vorgängen und Ereig- nissen eine bedeutsame, noch viel zu wenig erforschte Rolle gespi-elt. Auch der Gang der Weltgeschichte ist durch ihn schon mehr als einmal nicht unwesentlich beeinflußt worden. Ein interessanter Beleg hierfür findet sich im Märzheft der Pariser „Revue Historique" iu einem bisher unbekannt ge- bliebenen Bericht des österreichischen Botsck-afters Grafen Apponyi an den Kanzler Fürsten Clemens Metternich über den am Nachmittag des 13. Juli 1842 durch Sturz aus den: Wagen erfolgten Tod des Herzogs von Orleans, des ältesten Sohnes und Thronfolgers Louis Philipps. Graf Apponyi erzählt dort über die Katastrophe: „Am Vormittag des 13. Juli hatte der Thronfolger seinen Adjutanten und Offizei'en vom Dienst in den Tuillerien ein Abschiedsfrllh- stück gegeben. Man hatte dabei viel getrunken, daß die Herren weinbeladen, nicht imstande waren, den Unglück- lichen Prinzen nach Neuilly zu begleiten. Hätte er jeman den neben sich gehabt, so wäre das Unglück, dessen Opfer er wurde, zweifellos nicht eingetreten. Vielleicht lvar er selbst vom Wein erhitzt und erregt. Nichts war dann leichter, als das; er, im Wagen stehend, um zum Postillon zu sprechen, durch ein Schütteln zum Säslvanken gebracht und das Gleichgewicht verlierend, aus den: Wagen geschleudert wurde." Herr ThierL, der, wie man weiß, ebenfalls Louis Philipps Ministerpräsident gewesen ist, sagte in späteren Jahren: „Jener Sturz aus dem Wagen vom 13. Juli 1842 hat die Physiognomie Europas verändert." Ter große Staatsmann sprach da ein bedeutsames, tvahres Wort. Der Thronfolger :var infolge seiner tapferen Haltung bei der Belagerung von Antwerpen sehr beliebt in ganz Frank reich. Wäre er an: Leben geblieben, dann hätte es wahr scheinlich die Revolution von 1848 und den Sturz des Juli- königtums des .Hauses Orleans nicht gegeben, und Frank- reich wäre wohl auch die Regierung Napoleons III. sowie die Katastrophe von 1870 erspart geblieben. Und das alles Kunst, Wissenschaft und Literatur. 75 Jahre waren es am 22. März, daß Johann Wolf- gang von Goethe, in: 83. Lebensjahre stehend, seine leuch tenden Augen für immer schloß. Der laute Schmerz über tönte den unersetzlichen Verlust, den die deutsche Literatur durch dessen Heimgang erlitten, jedes weitere Empfinden, und erst allmählich ward man inne, tvas man in ihn: ver löre:: hatte. Goethe entstammte einer kleinbürgerlichen Familie, die ursprünglich in Arten: ansässig war. Goethes Großvater wer der Sohn eines Hufschmiedes und toanderte als Schneidergeselle in Frankfurt a. M. ein, tvo er durch Heirat Besitzer des Gastliches „Znn: Weidenhof" wurde. Sein Vater war Jurist, keiserlicher Rat. Ter Geburtstag Goethes ist der 28. August 1749. In: Jahre 1765 bezog Goethe die Universität Leipzig, im Jahre 1770 ging er nach Straßbnrg. Von 1773 bis 1775 lebte er wieder in Frankfurt. Am 7. November 1775 kam er nach Weimar. Seine große Jtalienreise trat er in: September 1786 von Karlsruhe ans an. Von 179l bis 1817 leitete er das Wei marer .Hoftheater. An: 30. Juli beendete der Dichter den zweiten Teil des Hauptwerkes seines Leb.ns, deS „Faust", an: 22. März 1832 schloß er mit den Worten: „Mehr Licht!" für immer die Angen. Aus ihn, einen der größten Dichter aller Zeiten, passen mit Recht die Worte aus seinen: „Faust": „Es kann die Spur von meinen Erdentagen nicht in Aeonen untergehenI" Theater und Musik. ! Konzerte und Vorträge im März 1907 — Arrangement- und Eintrittskarten: st. RieS. König!. Hof-Mustkalien« Handlung, Konzert-Agentur und Piano-Luger (Inhaber: F. Plütner) Leestrahe 21 (Kaufhaus). Lea Erichsen, III. Experimental-Vorlrag: .Tcheinwelt deS Uebe: sinnlichen.' Sow tag den 24 März, abends 8 Uhr. Kleiner GewerbehauSsaal. Karten ä 3. 2. 1 Albany Ritchie (Violine). Konzert. Mitwirkung: Wladimir Cernikoff (Klavier). Mittwoch den 27. März, abend« 7 Uhr. „Palme,iganen" (Mtllenhaur). Sitzplätze ä 4, 2>/z Steh plätze ,1 1°/r Sä n gerb urd Mährischer Lehrer, einmaliges Konzert. Leitung: Ferdinand Vach. Minwoch den 27. März, abend« 8 Uhr, »TewerbehauS'. S-tzplätz? L 3, 2. l Stehplätze ä 50 H. Bestellungen auf Plätze nimmt auch die König!. Sächg Hof- Musikalienhandlung von Ad Brauer ist. Mötner), Neiffwdt, Hauptstraße 2 enigegen.— Kartenverkauf von 9 3—0 Uhr Biichci tisch. Gott schickt noch immer Engel, von E. Lingen. (45. Bändchen der Sammlung „Münchener Bolksschriften.") 72 S. Oktav. München, Münchener Volksschriftcnverlag. , Preis 15 Pf. (18 Heller). — Der Verfasser schildert eine Sturmflut, die iiber die Marsckllande hereinbricht und schuld ist, daß zwei Ehegatten, die Stolz und Aufhetzung der Nachbarn entzweit hatten, sich wieder l^rsöhnen. Die § Charakterzeickmnng der beiden Gatten ist vorzüglich. Wir lxllten das Bändchen für eines der besten der Sammlung. Es kann auch der reiferen Jugend in die Hände gegeben werden. Kirchlicher Wochenkalender. ZLPtHe ^etPtig-8kr«,g»ih-<4i«deaa» (katholische PfarrkapeUe, striedrich-August-Strake 14). (Kernspr.: 6822.) 7 Uhr hl. Messe,» Ubr Hauptgoltesdienst, 11 Uhr SchulgotleSdienst, 4 Uhr Taufen, S Uhr Fastenpredigt mit hl. Segen. — Mariä Verkündigung: 7 Uhr hl. Messe, Gelegenheit zur hl. Beichte, 9 Uhr Hauptgottesdienst mit Predigt, '/,8 Uhr Marienandacht mit hl. Segen. Hkleaue« t. A.: Vorm. >/.8 Uhr stille heil. Messe, 0 llhr Palmenweihe, Predigt und Hochamt, 11 Uhr Schulmesse, abends 6 Uhr Fastenpredigt und bl. Segen — Mariä Verkündigung: Vorm. H.7 Uhr stille hl. Messe, 6 Uhr Predigt und Hochamt. 11 Uhr Schulmesse, abends 8 Uhr Marienandacht und heil. Segen. Wochentags früh 7 und 9 Uhr heil. Messe. Aus der Zeit, für die Zeit. Palmrnsonnlag grüßt die Lande Und der Lenz zog in die Welt: Erstes Grün am Ackerrande, Erste Blumen schon im Feld . . . Osterfreude hancht schon leise Festesstimmung, Fröhlichkeit. Und der Lerchen muntre Weise Jubelt FrühlingSscligkcit. Tausend braune Knospen schwellen Und es blinkt der Sonnenschein, Und des Baches Silbcrwcllen Murmeln LenzeSmelodein. Neues Leben ist erstanden. Neues Licht und neuer Glanz. Hier und da blüht in den Landen Schon der Veilchen blauer Kranz. Hasel, Pappel und Frau Weide Stehen da in Festeslracht: Grün' und silbergraue Seide Spannen Kätzchen über Nacht. Und die kahlen Birkenäste Wölkt ein rötlich brauner Hauch, Und die Drossel baut am Neste In dem wilden Schlehenstrauch. Braust ein Sturm auch noch aus Norden, Kaum noch wirkt er Tod und Leid, — Frühling, Frühling ist es worden Auf der Erde weit und breit! — Und in allem diesem Werden Wird der Mensch auch wieder jung. Denn nun herrscht nicht mehr auf Erden Fahle Winterdämmerung! Denn nun wächst in seinem Herzen Auch der Frühling. — Winter floh! — Und die weißen Blütcnkerzci: Leuchten auferstchungsfroh! Nur noch Wochen, nur noch Tage Und der Sommer singt sein Lied, Wenn es bunt in Hain und Hage Düfte atmet, schimmernd blüht! Selbst ans Ostereicr-Legen Denkt das gute HauShuhn jetzt, Dem man für den Eiersegen Schon ein Körbchen hingeietzl! Mensch geh' in dich! Fleiß und Freude Jubeln ihren Frühlingssang! Glück ans allen stets und heute! Palmensonntag . . . Glockenklang! Uarlchen Luftig Gklkgknhejlspolir« zrstoffs Z 8edvmrre unü jsrdigs Leickenrlvjje Herrenstosfe, Wasch- ftoffe, Hemdenbarchente Gardinen, Möbelstoffe, Hieltst««;Item. 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