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sich die nunmehr völlig entlarvte Volksvcrräterin Sozial demokratie verlassen und dazu müssen die christlichen Volks vertreter und Vereine durch Aufklärung der Bevölkerung in öffentlichen Volksversammlungen beitragen helfen. Politische Rundschau. Dresden. den 7 November 1810. — Der Kaiser von Rußland ist Sonnabend abend um 11^ Uhr nach Wolfsgarten bei Darmstadt von Station Wildpark abgereist und traf Sonntag vormittag 10 Uhr 80 Min. auf der Station Egelsbach ein. Der Kaiser und die Prinzensöhne geleiteten ihn zur Bahn. Der Kaiser trug die Uniform des Petersburger Grenadierregiments Friedrich Wilhelm Hl.. Kaiser Nikolaus die des Kaiser- Alexander-Garde-Grenadierregiments Nr. 1 mit Helm. Der Abschied der Souveräne war sehr herzlich. Abends wohnte er mit den beiden ältesten Großfürstinnentöchtern, dem Großherzog und der Grobherzogin von Hessen und dem Prinzen Heinrich von Preußen der Aufführung von Sam son und Dalila im Darmstädter Hoftheater bei. — Der Entwurf über die Aenderung der Verfassung für Elsaß-Lothringen hat nunmehr die Unterschrift des Kaisers erhalten und wird im Laufe dieser Woche als Vor lage der preußischen Regierung dem Bundesrate zugehen. — Der Neichstagsabgeordnete Domkapitular Pichler ist zum Tompropst in Passau ernannt worden. — Gegen die Schiffahrtsabgaben. Der Stadtrat von Karlsruhe beschloß im Einvernehmen mit den übrigen Hafenstädten des Oberrheins, beim Reichstag Einspruch gegen den Gesetzentwurf über die Schiffahrtsabgaben zu er heben. — Am 3. und 1. Dezeniber findet eine Sitzung des Ausschusses des Gesamtvorstandcs des Alldeutschen Ver bandes statt, jedenfalls in einer sächsischen Stadt, in der außer der politischen Lage und den böhmischen Ausgleichs verhandlungen auch die nationale Bedeutung der Schiff- fahrtsabgabe» besprochen werden soll. — Für die Neuwahlen zum Reichstag w'rd allent- halben bereits gerüstet. Die Deutschs Tageszeitung hält das für sehr erfreulich, denn die rechtzeitige Vorbereitung einer Wahl sei in der Regel eine wesentliche Bedingung für ihren Erfolg. „Besonders erfreulich ist es", so schreibt das Blatt, „daß auch die rechtsstehenden Parteien jetzt früher aufgestanden sind und mit den nötigen Vorberei tungen rechtzeitig begonnen haben. Bisher sind endgültig ausgestellt worden 65 deutsch konservative Kandidaten, 22 fretkonservative, 3 t der Wirtschaftlichen Vereinigung und der Neformpartei, 68 national iberale, 80 fortschritt liche. 39 Kandidaten des Zentrums, 13 polnische, 92 sozial- demokratische, 4 Kandidaten der Demokratischen V.rcini- gung und 4. deren Parteistellung unbekannt ist." — Fleischnot? In den Hanseatischen Stadtrepubliken glaubt inan de» Viehhändler- und Fleischinteressenten weit größere Berücksichtigung angede'.hen lassen zu müssen, als dem Lebensinteresse der im Landgebiete ansässigen bäuer lichen Viehzüchter. Nach dem Vorgänge Bremens hat auch der Lübecker hohe Senat bei der Neichsregicrung eine Er leichterung der Vieh- und Fleischeinfuhr vom Auslande her in Anregung gebracht, um hierdurch der angeblich uner träglichen Fleischnot und -teuerung ein Ende zu bereiten, lieber die diesbezüglichen Schritte berichtet u. a. der „Lü becker General-Anz." vom 21. d. M. in Sperrdruck auf der ersten Seite. In der Beilage derselben Nummer dieses Blattes finden wir in den Anzeigen folgende Fleisch offerten: „Habe diese Woche prima jungen fetten Ochsen geschlachtet und prima kernfette Omen, sowie mehrere prima Rinder, wovon ich meiner werten Kundschaft empfehle Pfund 65 Pf., Prima Bratenstück 70 -80 Pf., Beefsteak Pfund 1,10 Mark, Filet Pfund 1,30 Mark. Noll- fleisch Pfund 90 Pf., Gulasch und Hackfleisch Pfund 80 Pf., Schweinefleisch Pfund 75—80 Pf., Schinken Pfund 80 Pf., Hamnielsleisch Pfd. 90 Pf., Keulen Psd. 90 Pf., Kalbfleisch Pfd. 60 Pf., Keule Pfd. 70 Pf., sowie sämtl. Wurstsorten zu billigsten Preisen. Paul Boldt, Schlachterei, Wahm- straße 22. Fernsprecher 2133. Herr M. Lahrtz, Böttcher straße 16, empfiehlt gleichzeitig: Prima junges Ouienen- fleisch Pfund 70 Pf., Bratenstücke Pfund 80 Pf., prima junges Hammelfleisch Pfund 65 Pf., Ger. Schweinebraten ohne Knochen Pfund 75 Pf., prima weißes Schmalz Pfund 85 Pf., bei Abnahme von 4 Pfund pro Pfund 80 Pf. Fetten und mageren Speck Pfund 90 Pf., bei Abnahme von 4 Pfund Pfund 85 Pf., prima gew. Mett- und Lebcr- wurst Pfund 70 Pf., Kuheuter Pfund 50 Pf., bei Abnahme von 2 Pfund pro Pfund 45 Pf. Beide Schlächtermeister werden aber noch unterboten druck) „Müllers billige Fleisch- guelle", Fnnfhanseu 22. Kernfettes Rindfleisch Pfund 60 Pf., prima Kalbfleisch Pfund 50 Pf., prima Hammel fleisch Pfund 60 Pf., junges Ziegenfleisch Pfund 40 Pf." — Was sagen die Freihändler dazu? — Zur Agitation des Hansabundes, die der Sozial demokratie so erfolgreich vorarbeitet, bemerkt die „Deutsche Tageszeitung": „Wer auf diese skrupellose Weise versucht, die Gräben zwischen den bürgerlichen Lagern zu vertiefen, zugleich aber die zwischen dem Bürgertum und der Sozialdemokratie zu- zuschütteu. begeht eine Todsünde gegen den monarchisch bürgerlichen Staat! Und da drängt sich doch von selber die Frage auf: Wie ist es möglich, daß Männer, die an der Spitze des Hansabundes stehen, eine solche Taktik verein baren können mit ihrer monarchischen Gesinnung? Gerade diejenigen Hansabundsführer, die in erster Linie für diese Taktik verantwortlich sind, haben wiederholt die Ehre ge nossen. vom Kaiser freundlicher persönlicher Beachtung ge würdigt zu werden. Wie verträgt es sich damit, daß die- selben Männer, die man als Monarchisten dieser Ehre würdigte, mit ihrer ganzen Kraft und ihren großen Geld mitteln eine Politik machen oder fördern, die die festesten Grundlagen der Monarchie untergraben muß! Tenn wer — sei es auch nur durch angebliche „Neutralität" — die Sozialdemokratie stärkt, die heute dreister als je ihr auf rührerisches Haupt erhebt und die Monarchie bekämpft und verhöhnt, der verwirrt und zerstört das monarchische Emp finden der Volksmassen und ersckLittert damit ims Funda ment, auf dem die Krone steht. Hier gibt es auch gar keine „Neutralität"; in diesem Punkte kann es nur heißen: Wer nicht für mich ist, der ist wider mich! Und darum muß cS gesagt sein: Wie können dieselben Männer, die in der Näh« des Kaisers den Monarchisten „zeigen", draußen im Lande diejenige Partei unterstützen, die der Todfeind jeder Mon archie ist. insbesondere aber der Todfeind ihres mächtigen Gegners, des glorreichen Hauses Hohenzollern?!" So unrecht hat das Blatt mit diesem Hinweise nicht, denn Herr Rießer rühmt sich offen, wie oft er vom Kaiser empfangen werde. In Swinemünde und in Friedberg Hut aber der Hansabund ganz offen für die Sozialdemokratie agitiert. — Ein Berliner Bankfachmann über den 5Ü0-Millioneu- Tribut an die Agrarier. Herr Stadtrat Kaempf, der frühere Direktor der Darmstädter Bank, hat nach dem Berichte der „Voss. Ztg." vom 28. Oktober dem Bezirksverein Alt-Berlin die Weisheiten des Meisters aller Freihandelsapostel, des Professors Brentano zu verzapfen für gut befunden. Danach zahlte das deutsche Volk 600 Millionen Mark infolge der Brotkornzölle, davon nur 100 ans Reich, 500 an die Agrarier. Das Brotkorn sei 50 Prozent teurer bei uns als in Freihandelsländern. Der Herr Professor Brentano, der Gewährsmann des freisinnigen Bankiers, hat sich nicht die Mühe genommen, überhaupt eine ernstliche Unter suchung über die Wirkung der Getreidezölle auf die Preise anzustellen. Er hätte aus dem folgenden Vergleiche ent nehmen können daß von einer Ausnützung des Zolles weder bei Roggen noch bei Weizen die Rede sein kann. Es kostete Mark per Tonne Roggen in 1906/W Jan./Sept. 1910 Königsberg 170 161 Riga 139 122 Differenz 31 29 davon Fracht ab mindestens 5 5 Zollwirkung höchstens 26 24 Zoll 50 50 Weizen in Berlin 208 216 Neuyork 157 176 Differenz 51 40 davon Fracht ab 12 12 Zollwirkung höchstens 39 28 Zoll 55 55 Das sind Zahlen, die selbst ein freisinniger Bankier kennen könnte, wenn er auch nichts von Landwirtschaft ver steht. Diese Zahlen zeigen aber nur die scheinbare Ver teuerung des Brotkorns durch die Zölle, die sogar nach dem liberalen Professor Brentano höher sein kann, als die wirk liche. Was folgen würde, wenn die Zölle alle aufgehoben werden, wollen wir hier nicht tveiter berechnen. Daß aber die Preise im Auslande steigen müßten, ist klar. Aber schon die scheinbare, also die denkbar höchste Wirkung der Zölle ist so gering, daß die 500 Millionen Mark, die der Herr Bankdirektor den Agrariern als Gewinn andichtet, zum größten Teil zerrinnen müssen. Mit gutem Humor be merkt die Korrespondenz des Bundes der Landwirte hierzu: „Bei dem Import fauler ausländischer Wertpapiere kommen derartige Hundertmillionengewinne auf Kosten der Allgemeinheit eher vor. Die Erinnerung an den portu giesischen Staatsbankerott von 1892 ist durch die Prokla- mierung der Republik in Lissabon gerade letzt wieder auf gefrischt worden. Möglicherweise erleben wir bald eine kleine Ergänzung dieses Bankerotts, der den Kunden der „Darmstädter Bank" zwei volle Drittel ihres in „Portu giesen" angelegten Kapitals kostet. Selbstverständlich handelten die Herren Rießer u. Kaempf immer in gutem, in bestem Glauben, sowohl als sie ihre Kunden zu den ver lustreichsten Portugieser Geschäften verführten, als auch da, wo sie später die Kurse der zurückgekauften Portugiesen wieder in die Höhe brachten. Was der „gute Glaube" der Direktoren der „Darmstädter Bank" dem deutschen Volke damals kostete, was dieser beste Glaube ihnen damals selbst eingebracht hat, was heute die Verteuerung des Geldes zugunsten der Großbanken für uns bedeutet, das zu be rechnen, dürfte Herr Kaempf trotz der zahlreichen Miß erfolge seiner Kunden immerhin doch sachverständiger sein, als über Wirkung der landwirtschaftlichen Zölle zu reden." — Soziale Wahlen. Die letzten Wochen haben eine Reihe erfreulicher Wahlsiege der christlich organisierten Arbeiterschaft gebracht. So endigte in Dortmund die Ver- treterivah! zur Bau-Jnnungskrankenkasse am 23. Oktober mit einem Sieg der christlichen Gewerkschaften. In Herne siegte bei der Gewerbegerichtswahl am 18. Oktober die Liste der christlichen Gewerkschaften mit 266 Stimmen über 203 Stimmen der sozialdemokratischen Organisationen. In Wanne wurde bei der Ortskrankenkasscnvertreterwahl die Liste der christlichen Gewerkschaften am 24. Oktober ein stimmig gewählt. Bei der Ortskrankenkassenwahl in Gelsen kirchen siegte die Liste der christlichen Gewerkschaften mit 833 Stimmen gegen 307 sozialdemokratische Stimmen und bei der Gesellenausschußwahl der Schreinerinnung in Essen die Liste des Zentralvcrbandes christlicher Holz arbeiter mit 210 Stimmen gegen 138 sozialdemokratische. In Hamm fand Gewerbegerichtswahl statt. Der Erfolg: die christlichen Gewerkschaften stellen alle vier Beisitzer. Endlich wurden noch bei der im Wurmrevier (Aachener Be zirk) abgehaltenen Berggewerbegerichtswahl in sämtlichen Abteilungen die Kandidaten des Gewcrkvereins christlicher Bergarbeiter gewählt. Auf die Kandidaten des Gewerk vereins christlicher Bergarbeiter entfielen 1768 Stimmen gegen 831 sozialdemokratische Stimmen. Wesentlich ist, daß sämtliche Wahlerfolge seitens der christlichen Organi sationen ans eigener Kraft errungen wurden. Christliche Arbeiter, folget allerorts den obigen Beispielen! — Die deutschen Diamanten auf dem Antwerpener Markte. Aus Antwerpen wird den« „Berl. Tagebl." ge schrieben : > „Nach einer Bekanntgabe des hiesigen Händlersyndi kates Coetermans, Kruyn u. Walk, das, wie schon früher ge meldet, ein vertragsmäßiges Verkaufsmonopol für die süd westafrikanischen Diamanten besitzt, hat ihn, die Diaman- tcnregie in der Zeit vom 1. Juli bis zum 30. September nn ganzen 92 619 Karat abgeliefert. Gegenüber der außer ordentlich starken Ausbeute in den ersten sechs Msnaten 1910 — monatlich 60 000 bis 70 000 Karat — bedeutet dies einen sehr ansehnlichen Ausfall. Indessen ist diese Zahl, wenn sie init der Ausbeuteziffer für das dritte Quartal 1909 verglichen wird, noch immer recht günstig. Denn vor Jah resfrist wurden im entsprechenden Zeiträume nur 56 701 Karat gefördert, also 35 918 Karat weniger. Auch der Preis der deutschen Diamanten auf dem Antwerpener Markte hat sich seit Jahresfrist gehoben. Während des Jahres 1909 betrug der Durchschnittspreis zwischen 23 und 28 Mark, wogegen er im gegenwärtigen Jahre zwischen 28 und 33 Mark geschwankt hat. Für das letzte Oktober-Ship- mont der deutschen Diamanten wurde vom Antwerpener Händlersyndikat ein Preis von 33 Mark erzielt, und für die nächste Zeit wird eher eine weitere Preissteigerung er wartet, da auch das große Londoner Diamantensyndikat für den Monat November mit Rücksicht auf die starke Nachfrage nach Edelsteinen eine allgemeine Preiserhöhung plant. Da anderseits die Hoffnung begründet ist, daß die deutschen Diamantengesellschaften bald wieder eine normale Ausbeute zu verzeichnen haben werden, so sind die Aussichten für die deutschen Diamanten günstig. Im dritten Quartale sind auch mehrere größere Sorten durch das hiesige Syndiken an die großen Amsterdamer Schleifereien verkauft worden, die sich sehr rühmend über die Qualität, Farbenreinheit und leichte Schleifbarkeit der deutschen Steine äußern. — Ein Beitrag zur „Erziehung" der Sozialdemokratie. Bekanntlich behaupten unsere Sozialideologen immer, man könne die sozialdemokratische Bewegung am besten dadurch unschädlich machen, daß man die Sozialdemokratie zur praktischen Mitarbeit in der Verwaltung heranziehe. Ein Beispiel dafür, welche erzieherischen Folgen in Wirklichkeit die Hinzuziehung der Sozialdemokratie zur Verwaltung gehabt hat, wird in der Frankfurter Wochenschrift „Für Wahrheit und Recht" aus der berühmten Musterkolonie dieser sozialdemokratischen Mitarbeit erzählt: „Ein Mit arbeiter dieses Blattes begab sich kürzlich, als schlichter Ar beiter verkleidet, gelegentlich der Offenbacher Stadtverord netenwahlen, die den Sieg der Sozialdemokratie herbeige führt hatten, nach Offenbach a. M. und setzte sich unter die Sozialdemokraten. In gehobener Siegesfreude saßen dort zahlreiche Männer und Frauen beisammen und jubelten über den sozialdemokratischen Sieg. Eine der Frauen sagte, in dem Glauben, daß nur Gesinnungsgenossen in der Nähe eien: „No, jetzt sein mer bald so weit, daß mer kaa Steuern mehr zu zahle hawe." — Eine andere sagte mit zynischem Lächeln: „Kinner, wenn mer erst emol so weit sein, daß nier dem reiche Volk 's Messer in de Wams steche könne, dun hun mer gewönne." — Eine dritte sagte: „Get Ham, deß will ich gor nett. Mir genügt's, wenn ich dem Kom merzienrat K seine uffgeblosene Döchter die seidene Fetze vom Leibe erunner reiße, unn en uffs Maul haue derf, dene hochnäsige Frauenzimmer." — So in diesem Tone ging die Unterhaltung weiter. Es war ekelhaft zu hören, wie diese roten Genossinnen sich gegenseitig an Wildheit über- boten. Ein langer stämmiger Arbeiter erklärte zur Be ruhigung der Umsitzenden: „Kinner, deß sag ich euch, noch zwaa Wahle, un mer kenne losschlage. Awer dann sag ich auch, nix wie druff. Es derf kaa Staa (kein Stein) uff dem annern bleibe." Solche Unterredungen kann man dutzendfach hören, wenn man unter Sozialdemokraten sitzt: daß die roten Weiber dabei die schlimmsten sind, ist nicht überraschend. Wie sagt doch Schiller, als er von den „Hyänen" spricht? — Cecil Nhodes und der Kaiser. Der „Matin" teilt aus dem bei Edwin Arnold in London erscheinenden Buche „Cecil Nhodes" von Sir Lewis Mitchell eine Episode mit, die in Deutschland interessieren wird. Am 11. März 1899 wurde Rhodes in Berlin vom Kaiser in Audienz empfan gen. Die Unterhaltung dauerte 40 Minuten. Der Kaiser soll Nhodes bei dieser Gelegenheit gefragt haben, was er von dem bekannten Telegramm an Krüger denke. Rhodes antwortete mit der ihm eigenen Rücksichtslosigkeit: „Ma jestät, ich will in wenigen Worten antworten. Das Tele gramm war der größte Fehler, den Sie in Ihrem Leben ge macht haben, aber Sie haben mir damit den größten Dienst geleistet. Sehen Sie, ich war nun einmal ein Taugenichts, und Sie hatten die Absicht, mich zu züchtigen. Die gleiche Absicht aber hatten auch meine Landsleute, die natürlich gleichfalls wußten, daß ich ein Taugenichts sei. Sobald sie aber merkten, daß der deutsche Kaiser sich in die An gelegenheit mischte, sagten sie: „Halt, das ist unsere Sache!" Die Folge war, daß Eure Majestät sich beim englischen Volke sehr unbeliebt machte, und daß mir gar nichts ge schehen ist." Der Kaiser nahm seine Offenheit nicht übel. Diese bekannte Krügerdepesche ist kein persönliches Werk des Kaisers, sondern Reichskanzler und Auswärtiges Amt wünschten sie vom Kaiser; beide legten ihm auch den Text zur Unterschrift vor. Oefterretly — Nunziu» Granfto di Brlmoute. Wie wir von be- rufenster Seite erfahren, sind all« Nachrichten über eine Abberufung deS gegenwärtigen Nunzius in Wien, sowie über die Person seines Nachfolgers bedcutcnd verfiüht. Daß Nunziuö Belmonte Aussicht auf die Kardinalswürde hat und daß nach seiner Aufnahme in das hl. Kollegium feine Wirksamkeit in Wien nm nach Monaten zählen wird, ist richtig. Aber derzeit ist weder der Termin des nächsten päps lichrn Konsistoriums, noch die L sie der Kirchensürstcn, die in demselben den Purpur erhalten weid n. al; fest stehend zu betrachte >. Frankreich. — Von 32 diensttuenden Geschworenen deS Scine- departementS haben 29 eine Eingabe an daS Justiz ministerium aeschrirbe», worin sie die Einführung der Prügelstrafe für die Apachen fordern und dies s Verlangen mit ihren Erfahrungen während der letzten Schwurgerichts- tagnng begründen. Tpan cn. — Der Zug der Arbritrr vo > Sabadell m ch Bmcclona ist Uwe-blieben. Eine Grupp; von 120 Am ständigen, die sich in Sabadell zwimmenaerottet hatte, wurde von der Gendarmerie ohne Mühe zerstreut. Türkei. — Den, „Standard" zufolge finden die Nachrichten über den angeblich bedenklichen Gesundheitszustand des entthronten SnltanS Abdul Ha—»d kein.' Bostötim'na. Ab-