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1. Beilage z« Nr. ISS der „Sächsischen Bottszeitmrg" v»m 27. August IVOS. Au- Stadt rr«d Land. —* Mittwoch fand eine von 600 Personen besuchte Versammlung der selbständigen Schuh macher von Dresden statt, in welcher zur Lederteuerung Stellung genommen wurde. Infolge des Viehmangels und der bevorstehenden Erhöhung der Gerbzölle des neuen Zoll tarifs sind bekanntlich die Lederpreise erhöht worden. Die Versammelten nahmen schließlich folgende Resolution an: „Die heute, am 23. August 1906, im Saale der Zentralhalle versammelten zirka 1000 selbständigen Schuhmacher Dres dens erklären einmütig, daß ihre jetzige Lage, infolge der durch Schmutzj- und Schleuiderkonkurrenz herabgedrückten Preise, desgleichen durch die bedeutende Erhöhung aller Ledersorten, sowie höhere Arbeitslöhne für Gehilfen, eine sehr ernste, gedrückte, ja fast haltlose geworden ist. Die glaubhafteste Garantie bietet der letzte Gewerbekammerbe richt des Bezirkes Dresden, welcher unter 68 aufgeführten Gewerben das Schuhmacherhandwerk seinem Einkommen nach au allerletzte Stelle stellte. Nach gemeinschaftlicher, ge nauer Berechnung erklärt die Versammlung, daß es die allerhöchste, dringendste Zeit ist, die Preise für gelieferte Arbeiten nach Maß und Reparatur um 10 bis 15 Prozent zuhöhen. Gleichzeitig bittet die Versammlung das Publi kum, diesen Preisaufschlag als einen Akt dringendster Not wendigkeit anzuerkennen und die solide ehrliche Arbeit unter stützen zu helfen. Jeder Teilnehmer wird dringend er mahnt, bei solider Arbeit bestes Material verwenden zu wollen und alle unlauteren billigen Preisankllndignngen, die darauf berechnet sind, das Publikum zu täuschen, zu un terlassen." Gauernitz-Wildberg. Ein idylisch schön gelegenes Plätzchen am Ende des Saubachtales, direkt an der Elbe gelegen, gerade dort wo der Bach in den Strom sich er- gießt, ist da- „Elbschlößchen zur Altdeutschen Schenke" in Gauernitz. Der Wirt, einer unserer Glaubensgenossen, Herr Fritz WesselSky. hat die Bewirtschaftung dieses reizend gelegenen Fleckchens Erde vor kurzem übernommen und bietet nun in Küche und Keller sein Bestes zu billigen Preisen. Vereine und Schulen erhalten bei einem Besuche noch besondere Vergünstigungen. Jeden Mittwoch gibt es Backfische. Man kann um zur Altdeutschen Schenke — Elbschlößchen — zu gelangen m t der Bahn bi» CoSwig fahren oder das Dampfschiff bis Gauernitz benutzen. Wer gern ein Stündchen läuft, fährt mit der Elektrischen bis Kötzschenbroda oder mit dem Omnibuszuge bis Nieder wartha und geht dann am linken Elbnfer stromabwärts bis znm Elbschlößchen. Man wird nicht bereuen in der einfachen von der Natur begünstigten Schenke gerastet zu haben. Oschatz. Ein hiesiger Fleischermeister hat im Ofchatzer Tageblatt angezeigt, daß er infolge mangels an Schlacht vieh genötigt sei, seinen Laden zu schließen. Wurzen. Die Verhandlungen der Maurergehilfen mit den Meistern haben bis jetzt zu keinem Resultat geführt. Der von den Meistern vorgeschlagene Lohntarif wird nicht angenommen. Man beschloß in einer Versammlung, vom 1. Januar 1906 ab auf der Forderung eines Stundenlohnes von 48 (bis jetzt 44) Pfennig zu bestehen. Glauchau,. DaN Stadtverordnetenkollegi^m beschloß, den Stadtrat zu ersuchen, bei den Reichs- und Staatsbehör den zwecks Aufhebung der Grenzsperre vorstellig zu werden, um damit der Fleischteuerung Einhalt zu gebieten. Meerane. In einer Dienstag abend abgehaltenen öffentlichen Volksversammlung, die sich mit der Fleischver- teuerung beschäftigte, wurde eine Resolution angenommen, in der Protest gegen die Aufrechterhaltung der Grenzsperre erhoben wird und gleichzeitig auch gegen die Verteuerung aller Nahrungsmittel durch Zölle. Ferner wird in der Re solution die Leitung der Versammlung beauftragt, eine Ein gabe an die städtischen Kollegien zu richten, in der Rat und Stadtverordnete ersucht werden, um Oeffnung der Grenzen sowohl bei der sächsischen als auch bei der Reichsregierung zu petitionieren. Falkenstein. Auf dem hiesigen Bahnhofe wurde am Dienstag der von einer Reise aus Zwickau zurückkehrende, beim Kaufmann Ernst Siegel in Stellung gewesene Buch halter und Kassierer Mende verhaftet. Es werden ihm um fangreiche Unterschlagungen im Geschäft Siegels zur Last gelegt, denn es fehlen über 2000 Mark. Mende ist schon mehrmals, unter anderem mit Zuchthaus bestraft. Penig. Die Stadtverordneten nahmen in ihrer jüngsten Sitzung einen Antrag auf Abänderung des Submissions wesens und Einführung einer Mittelpreislinie bei Verge bung von Arbeiten an hiesige Gewerbtreibende an. Der Stadtrat soll dafür sorgen, daß keine städtischen Arbeiten ohne vorheriges Gehör des Bauausschusses vergeben wer den. Es wurde namentlich auf die Uebelstände hingewiesen, die bei Vergebung von Arbeiten an die Mindestfordernden zutage getreten sind. Plauen i. V. Am Montag hat die Belastungsprobe der König-Friedrich-August-Brücke stattgefunden und ein befrie digendes Resultat ergeben. Die Messungen der Niveauver- änderungen und der Erschütterung der Brücke wurden mit den empfindlichsten Präzisionsinstrumenten vorgenommen und haben lediglich theoretisch bestimmbare, jedoch nicht ivahrzunehmende Veränderungen ergeben. Drei Dampfe straßenwalzen, von denen jede 25 000 Pfund schwer ist, fuhren zuerst nebeneinander langsam über die Brücke, mach- ten darauf ebenfalls nebeneinander 'in schnellen Tempo den Rückweg, fuhren dann hintereinander erst auf der Ostseite der Brücke entlang und dann auf der Westseite zurück. Trotz des beachtlichen Gewichtes von 760 Zentnern, das die drei gewaltigen Fahrzeuge aufweisen, und trotz der Erschütte rung, die sie hervorrrefen, betrug auf grund der Beobachtung mit einer sogenannten Libelle die Vibration der Brücke 10 Sekunden, was einer räumlichen Ausdehnung von zwei Millimetern entspricht. Eine Niveauvsränderung war auf dem Präzisionsinstrument mit dem Bruchteil eines Milli- nreterS, in der Praxis also nicht wahrnehmbar, verzeichnet. Plauen i. B. Gemeindevorstand Gerbeth in Zaulsdorf hatte an den Vorsitzender: der Ersatzkommission in Oelsnitz, Herrn Amtshauptmann Dr. Junk, ein Gesuch um Befreiung seines jüngsten Sohnes vom Militärdienst gerichtet und der Bitte einen Hundertmarkschein beigelegt. Das hiesige Land gericht verurteilte ihn nun wegen Bestechungsversuchs zu 300 Mark Geldstrafe oder 30 Tagen Gefängnis unter Zu- billigung mildernder Urnstände. Der alte Mann gab an, er habe unter den: Einflüsse reichlich genossenen Alkohols gehandelt. Marienberg. Der seit Mittwoch vermißte Knabe Wollin ist in einen: Graben als Leiche aufgefunden worden. Wahr- scheinlich hat der unglückliche Knabe sich beim Spielen oder Pflücken von Blumen zu weit vorgewagt und ist dabei in den Bach gefallen. Schönheide. Wegen des rätselhaftei: Verschwindens der 12 jährigen Milda Clara Müller ist jetzt angeordnet worden, daß die im Schönheider Staatsforst gelegte neue Wasser- leitung nach Rodewisch auf eine gewisse Strecke wieder auf gegraben werden soll, damit festgestellt werde, ob ettva, wie das Gerücht vermutet, die Leiche mit vergraben worden ist. Lengenfeld i. V. Anläßlich des Besuchs Sr. Majestät des Königs hat die Firma Baumgärtel n. Sohn hier den Be trag von 5000 Mark gestiftet, deren Zinsen kranken und er werbsunfähigen Arbeitern ihres Betriebes zu gute kommen sollen. Die Stiftungssumme soll alljährlich um einen Be trag in gleicher Höhe gestärkt werden. -- Eine weitere Stif tung zur Erinnerung an den Königsbesnch hat Herr Fritz Thomas der Allgemeinheit gewidmet. Er hat der Stadt einen Betrag zum Ankauf eines Grundstückes zur Verfügung gestellt, auf den: ein König Friedricks-August-Park ent stehen soll. Annaberg. Ein Samariterknrsus für Frauen ist hier eröffnet worden. Der Vorstand der Franenvereine in: Be zirk Annaberg, Herr Amtshauptmann Graf Vitzthum von Eckstädt, hielt an die 23 Teilnehmerinnen eine Ansprache. Den: Kursus stehen wertvolle anatomisch Lehrmittel zur Verfügung. Leiter ist Herr Dr. med. Mühlich. Annaberg. Zn der Fleischteuerung hat sich in letzter Zeit in: Erzgebirge auch noch ein Preisaufschlag für Brot gesellt, so daß es allenthalben als ein Segen für die ärmere Bevölkerung empfunden wird, daß die Kartoffelernte in unseren höheren Lagen sehr ertragreich ist. Bad Elster. Die Erbauung einer Bahn Mischen Asch und Bad Elster, die von Schönbach bis nach Grün führen soll, wird geplant. Der KostenanWag beläuft sich auf ztvei Millionen Mark. Schirgiswalde. Der Stadtgemeinde wurde von dem an: 31. Juli verstorbenen Mitbürger Gottfried Louis Lan genberg 1000 Mark als Legat hinterlassen. Die Zinsen davon sollen alljährlich am 17. August zur Anschaffung und Verteilung von Brot an Arme der Stadt verwendet werden. Halle a. S. Ein Jagdnnglück ereignete sich auf der Hühnerjagd in Oberröblingen. Der Landwirt Leißner traf den achtjährigen Schuljungen Krausberg niit einem Schrot schuß und verletzte ihn schwer im Gesicht, sowie an Brust und Armen. Ohne Wissen des Schützen versteckte sich der Knabe in einem Busch und wurde hier von dem unheilvollen Blei erreicht. Aus diesem Grunde dürfte den: Schützen keine Schuld beizumessen sein. Der Junge wurde in recht hoff nungslosem Zustande nach der Halleschen Klinik geschafft. Halle a. S. Ein hiesiger Bankbeamter stahl in einem größeren Bankhanse fiir 12 000 Mark Bergtverksknxe, ver kaufte sie in Hannover und flüchtete ins Ausland. Gößnitz. Der seit den: Frühjahre hier bestehende Mau- rerausstand will zu keinem Ende kommen. Obwohl die Mei ster den Ansständigen einen Stundenlohn von 35 bis 37 Pfennig bewilligen, beharrei: die Ausständigen auf ihren Forderungen. Die Arbeitgeber wollen sich in keine weiteren Verhandlungen einlassen, sondern mit den unterdessen aus Böhmen zugezogenvn Maurern tveiterarbeiten. Greiz. (Dr. A.) Die Lage in der Textilarbeiterbewe gung scheint sich hier wieder zuzuspitzen. Nach vergeblichen Verhandlungen vor den: Oberbürgermeister erklärten die Unternehmer, auf die Arbeiterforderungen (Gewährung von 14 Mark 70 Pfennig Wochenlobn wie in Glauchau und Meerane, anstatt 14 Mark 40 Pfennig) nicht eingehen zu können, da erst vor kurzen: ein verbesserter Tarif unter Kür zung der Arbeitszeit um eine halbe Stunde eingeführt ivor- den sei. Daraufhin wurde in einer Färbereiarbeitervcr- sammlung eine Resolution gefaßt, in der man die Verant wortlichkeit für mögliche neue Lohnkäinpse und Aussperrun gen den Unternehmern znznschieben sucht. Trotz dieser Re solution trat deutlich zu tage, daß die Mehrzahl der An wesendei: mit den: Erreichten zufrieden tvar und nur unter dem Banne des anwesenden Vertreters der Tertilarbeiter- organisation staiw, der zwar dazu riet, den Kampf nach Mög lichkeit zu vermeiden, aber die Konjunktur als günstig bc- zeichncte. Mühlberg a. E. In Kalbe haben die Gurken den wohl nocki nicht dagewesenen Preis von 10 Pfennig für das Schock erreicht. Da von Verdienst fiir den Landwirt nickst mehr die Rede sein kann, haben sich einige von ihnen entschlossen, ihren mit Gurken bepflanzte:: Acker nmznpflügen und die Gurken also zu Düngerzwecken zu verwenden. Bereinsrmchrichterr. 8 Leipzig. Kathol. Kasino. Nach längerer Pause ruft das Kasino seine Mitglieder und Freunde zu einigen Veranstaltungen zusommen. Am 31. August findet im Restaurant Winter§arten ein Familienabend statt, der durch heitere und ernste Darbietungen verschönt werden wird. Schon im Interesse de» Wirtes, der das ganze Lokal zur Verfügung stellt, ist «ine rege Teilnahme erwünscht. — Am 8. September soll ein Kinderfest im Etablissement Bonorand statitfinden. Anmeldungen der Kinder von ASsten sind beim Kassierer Herrn Schaal. RendelSsobnstrate 7. HI. »u bewirken. — Ende September ist ein Ausflug nach Schkeuditz geplant. RLHere-I wird) noch bekannt gegeben. Zu diesen Veranstaltungen ladet herzlichst namens de» Vorstandes ein Franz RöSler, Vorsitzender. 8 Leipzig, «olksverein. Freitag, den 1. Septbr., */,9 Uhr abends: Allgemeine große BertrauenSmänner- verfannnlung im Saale de» Gefellenhausrs. Auch die Vertrauensmänner von L.-West sind gebeten, zu erscheinen. Die Obmänner werden gebeten, bis 1. September mit ihren Vertrauensmännern abzurechnen und die offizielle Mitgliederliste abzuschlietzen und dem Geschäftsführer zu unterbreiten. Heft 6 gelangt zur Ausgabe. — Anfang September Bezirksversammlung in L.-Ost. Ende September in L.-West, Mitte Oktober in L.-Zentrum, 14. November voraussichtlich allgemeine große Versammlung. 8 Leipzig. Leo-Sterbekasse. Nachdem die nenen Statuten gedruckt sind, werden die Mitglieder gebeten, bis 1. September die alten umzutauschen. Neuanmeldungen nimmt gern entgegen der Vorsitzende Kaplan Klesse, Rudolsstr. 3. 8 Leipzig. Der Kathol. Arbeiterverein Leipzig hielt am 19. ds. MtS. eine Versammlung aller Gruppen ab. Herr Matissek hatte für diese Versammlung einen Vortrag angesagt. Infolgedessen hatten sich auch eine sehr große Zahl Mitglieder oingefunden. In Abwesenheit des hcchw. Herrn Präses begrüßte Herr Wendte die Erschienenen. Herr Matissek besprach darauf die leider bestehende Trennung im christlichen Lager und beleuchtet das Vorgehen der interkonfessionellen Gewerkschaftler in Breslau und den Erfolg dieser „Nadauversammlung". Durch dieses Vorgehen der „Christlichen" hätten die Fachabtcilungen der VreSlauer Arbeitervereine eine ganz bedeutende Znnalme erfahren, eS sei also gerade das Gegenteil eingetreten von dem, waS man gewollt habe. Redner ermahnte sodann zum festen Zusammenhalt, da nur dadurch alle Angriffe erfolgreich abgewiesen werden können. Alsdann gab er noch das Resultat seiner Agitationsreise in Sachsen bekannt. Es werde an fast allen Orten, wo katholische Gemeinden be stehen, der Versuch gemacht werden, entweder Arbeiter vereine neu zu gründen, oder, wo dies nicht angängig sei, einen der bestehenden Vereine an den Berliner Verband anzuschließen, um es dadurch den Arbeitern zu ermöglichen, an den segensreichen Wohlfahrtseinrichtungen sowie der beruflichen Organisation teilzunehmen und dadurch der sozialdemokratischen Organisation fernzuhalten. Eine rege Debatte, welche sich an das Referat anschieß, zeigte recht deutlich, wie begeistert die katholischen Arbeiter Leipzigs bereit sind, für ihre katholische Organisation einzutreten. Nachdem auf die nächsten Versammlungen der einzelnen Gruppen aufmerksam gemacht worden war, erfolgte Schluß der imposanten Versammlung um ^12 Uhr. Vermischtes. V Der Kraftverbrauch des Radfahrers. Dieser zeitgemäßen und für jeden Radfahrer sehr wichtigen Frage widmet der Stabsarzt Sehrwald im Archiv für Hy giene eine eingehende, sehr interessante Betrachtung. Als die Hauptwiderstände beim Radfahren stellen sich heraus: Reibung, Luftwiderstand und Steigung des Weges. Um beim Zweirad die Reibung der Räder am Erdboden und den Achsen zu überwinden, ist dieselbe Kraft erforderlich, die der: < 6. Teil der Gesamtlast von Rad und Fahrer um die Länge der Fahrstrecke senkrecht in die Höhe heben würde. Wer samt Rad 100 Kilogramm wiegt und in der Ebene fünf Kilo- meter fährt, hat somit allein für den Reibungswiderstand eine Kraft aufwenden müssen, mit der er ein Gewicht von 1s,-2 Kilogramm auf den Gipfel des Montblanc hätte heben können. Aber viel wichtiger ist noch der Widerstand der Lust. Während dieser bei langsamster Fahrt von einen Meter auf 14 062 Kilogramm oder 281 Zentner. Bei Wett fahrten benutzen die Rennfahrer deshalb andere Fahrer, die sogenannten „Schrittmacher", die für sie die Luft durckchre- chen müssen und dem Fahrer so bis zu zwei Drittel seiner Arbeit abnehmen können. Gegenwind wirkt wie eine ent sprechende Fahrtbeschleunigung. Bergan muß die Last von Rad und Fahrer natürlich auf die erreichte Höhe gehoben werden, für einen Kilometer von 2 Prozent Steigung also ans 20 Meter. Erst eine Steigung des Weges von 14 Pro zent würde die gleiche Mehrarbeit verlange::, wie der Luft widerstand bei 15 Meter schneller Fahrt. Der geübteste Fah- Meter in der Sekunde nur ein Dreißigstel der für die Rei bung erforderlichen Arbeit verlangt, ist für die schnellste Fahrt von 17 Meter pro Sekunde 289 Mal so viel nötig. Diese kolossale Zunahme rührt datier, daß zum Beispiel bei einer dreimal schnelleren Fahrt der Luftwiderstand nicht ebenfalls nur dreimal größer ist, sondern 3X3 — 9 Mal, bei sechsmal schnellerer Fahrt 36 Mal usw. Der Luftwider stand wächst also mit den: Quadrat der Fahrgeschwindigkeit. Bei einem Tempo von ein Meter in der Sekunde braucht der erwachsene Radfahrer zu eine Fahrstrecke von einen Kilo meter allein für den Luftwiderstand eine Kraft, mit der er ein Gewicht von 62 Kilogramm auf einen Tisch von einen Meter Höhe beben würde. Fährt er die gleiche Strecke fünf mal so schnell, so würde er mit der nur zum Durchbrechen der Luft anfgewandten Kraft 1562 Kilogramm auf den Tisch heben können, bei zehn Meter Geschwindigkeit steigt das entsprechende Gewicht auf 6250 Kilogramm und bei 15 rer entwickelt, wenn er 24 Stunden durchfährt, daneriü) ein Fünftel bis ein Viertel Pferdekraft, bei einer Fahrt von nur einer Stunde aber ^ Pferdekraft, und fiir die kurze Zeit von i/k Minute kann er seine Leistung sogar auf 1^ Pferde- kräfte steigern. Mit der gleichen Kraftmenge, die ein Fuß wanderer braucht, kann der Fahrer dieselbe Strecke 5- bis 7Z4mal schneller zurücklegen oder bei mittlerer Fahrge schwindigkeit etwa dreimal so weit kommen, oder endlich, wenn er Pro Kilometer die gleiche Kraft anfwenden lvill wie der Wanderer, könnte er noch drei bis vier gleich große Personen auf seinem Rade mitfiihren. Die verdienstliche Arbeit enthält noch eine ganze Reihe weiterer wertvoller Beobachtungen und Ergebnisse, nebst den zur Abteilung der Resultate notwendigen Formeln und tabellarischen Zusam menstellungen, für welche wir auf die anregende Abhand lung selbst verweisen müssen. v Die Leiche des Mörders Hudde, der am Dienstag in Gießen durch das Fallbeil hingerichtet worden kr'» 7.