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Der Zwischenfall mit Dr. Stieve-Zabern kommt dem Blatte gerade recht. Daß das Präsidium des Katholiken tages den Mann energisch abgeschüttelt hat, muß der Dresdner Anzeiger zugeben: damit ist es auch nicht für dessen überspannte Ideen verantwortlich zu machen. Nachdem sich der Dresdner Anzeiger als einen so ängst lichen Hüter des konfessionellen Friedens erwiesen hat, hofferl wir. daß er auch mit derselben Strenge die General versammlung des Evangelischen Bundes überwachen wird. In Straßburg tagten die Katholiken bei offenen Türen, in Haniburg werden die Jntrignen bei strenger Klausur gesponnen. Was an die Oeffentlick>keit jedes Jahr dringt, läßt darauf schließen, wie die Friedensliebe in den ge schlossenen Konventikeln gewahrt werden mag. Wir werden dem Dresdner Anzeiger sehr dankbar sein, wenn er mit der selben Gewissenhaftigkeit alles streng rügen wird, was dort den konfessionellen Frieden verletzt. Politische Stuuvfchou. Dresden, den 2U. August lvOK. — Sk. Majestät der Kaiser ist mit Gefolge um 7 ilhr 20 Minuten in WilhelmSböhe etngetroffen und auf dem Bahnhof von Ihrer Majestät der Kaiserist. der Prin zessin Viktoria Luise und dem Prinzen Angust Wilhelm empfangen worden. Se. Majestät begab sich nach Schloß Wilhelmshöhe. — Prinz Heinrich von Preußen, »velcher seit einiger Zeit mit seiner Familie in Jgls bei Innsbruck in Tirol Aufenthalt genommen l>at, wird nach den bisherigen Dis positionen am 28. d. M. wieder in Kiel eintreffen. Die Prinzessin Heinrich gedenkt mit ihrem jüngsten Sohne, dem Prinzen Sigismund, noch bis etwa zum 2l1. Oktober im Süden zu verweilen. — Der Kommandant S. M. S. Bussard, welcher am 28. August vormittags in Kilwa Kiwingi angekommen und nachmittag« nach Sadani weirergegangen ist. meldet: „Nehme acht Mann vom Kilwa.Detachement mit. Nachrichten über Aufstand liegen von dort noch nicht vor. Paaiche hat sich am 21. Ang. bei Kowoni gelagert. Ist am 22. Ang. bis Mtansa vorgegangex." — In das Herrenhaus berufen ist durch Allerhöchsten Erlaß vom 12. Aug. der Fideikommtßbesitzer Graf Heinrich von Keyserling! zu Rautenbnrg (Ostpreußen) ans Grund ! erblichen Rechts als Nachfolger seines am 31. Juli v. I. verstorbenen Vaters, des Kgl. Kammerherrn Grafen Hugo von Keyserlingl in der Fideikommißherrschaft Ranteuburg. — Kolonialdircktor Dr. Stiibcl ist bereits nach Berlin znrückgekehrt, aber nicht ganz freiwillig. Ein offiziöses Blatt schreibt nämlich, daß er ans seinein Urlaub abberufen worden sei. Wie dieselbe offiziöse Stimme weiter berichtet, verlaute gerüchtweise von bevorstehenden wichtigen Perso- nalverändernngen in der Kolonialabteitung des Aus- I wärtigen Amtes. Wenn sich diese Nachricht auf Dr. Stübel selbst bezieht, so würde das mit einer Mitteilung des ^ Hannov. Konriers übereinstinmien. Der Reichsbote freilich > behauptet, Tr. Stübel, der sich bei sehr guter Gesundheit befinde, werde von seinem Posten nicht znrücktreten. Wir glauben auch nicht, daß Dr. Stübel jetzt geht. Vor einigen ^ Monaten hieß es, daß er erst die Ruhe in Afrika wieder her- ! gestellt wünsche, el>e er abtrete. Der heutige Kolonial- § direktor ist ein sehr besonnener Mann, arbeitsfreudig und i solid: nur fehlt ihm jedes Geschick für ein parlamentarisches i Auftreten. Wenn er abtritt, dürfte der nationalliberale Abgeordnete Tr. Paasche sein Nachfolger Norden, der sich durch seine Afrikareise bereits hierzu präpariert. — Der Reichstag wird also, um solchem Unfug zu steuern und das Wahlgeheimnis zu wahren, Strafbe stimmungen festsehen, damit derlei Vorgänge bestraft werden müssen. Bei der in diesem Sommer abgehaltenen Reichs- tagsersahu>ahl in Hameln-Springe hatte in dem Orte Lath- weren der Wahlvorsteher einem Wähler das Wahlkuvert geöffnet, den darin enthaltenen Stimmzettel (auf den Namen des sozialdemokratischen Kandidaten) herausge- uommen und dem Wähler einen Stimmzettel für den Kan didaten des Bundes der Landwirte übergeben mit der Auf forderung, diesen zu wählen. Als der Wähler dann im „Jsolierramn" trotzdem den sozialdemokratischen Zettel ins Kuvert gab und ablieferte, ist nochmals das Wahlgeheimnis in ähnlicher Weise verletzt worden. Ans Anzeige bei der Staatsannxrltsckxift lehnte diese die Einleitung eines Straf verfahrens ab, weil die Tat des Wahlvorstehers keine straf bare Handlung dacstelle. Ans eingelegte Beschwerde hat jetzt auch die Oberstaatsainvaltsckiaft diesen ablehnenden Be scheid bestätigt. Das Vergehen gegen die Neichstagsbeschlüsse zur Sicherung des Wahlgeheimnisses ist also nach Ansicht der Staatsanwälte straffrei. — Die Landtagsersatzwahl in Oppeln endete, wie uns gemeldet, mit dem Siege des offiziellen Zentrumskandidaten Pfarrer Abramski. Sein Gegenkandidat, stellver tretender Bürgermeister Reymann, war in der Minderheit geblieben. Hierzu bemerkt die Germania: Das Wahlergeb nis beweist, daß die vielfach angefeindete Kandidatur Abramski der Stimmung der weit überwiegenden Mehrheit der Zentrumswähler entsprach, denn für Pfarrer Abramski haben nur Zentrumswähler gestimmt, während die Stimmen Reymanns sich, wie es scheint, nur zu einem geringen Bruch teil aus Zentrums-, in ihrer großen Mehrheit dagegen aus Stimmen des politischen Mischmasches mit stark schillernder hakatistischer Grundtendenz zusammensetzten. Der Wahlsieg des offiziellen Zentrumskandidaten ist ein erfreulicher Er- folg des Einheits- und Zusammengehörigkeitsgedankens, welcher sowohl die katholischen deutschen wie polnischen Wahlmänner betvegte, und eine schwere Niederlage aller separatistischen Tendenzen, welche unter der heuchlerischen Maske der Zugehörigkeit zum Zentrum dieses vor den ver fahrenen Karren der Antipolenpolitik spannen wollen. — Der zweite internationale Kongreß für den gregoria nischen Gesang tagte am 22. d. M. in Straßburg. Die Teil nahme an diesem Kongreß war eine außerordentlich große. In der ersten öffentlickxm Versammlung unter dem Vorsitze des Professors Wagner-Freiburg wurde ein hochinteressanter Vortrag gehalten. Zuerst ergriff der Bischof Fritzen das Wort und sprach seine besondere Freude darüber aus, daß dieser Kongreß zu Straßburg abgehalten wurde: er zollte dem deutsckxm „Cäcilienverein" ein besonderes Lob, da nach seiner Meinung dieser Verein einzig in der Welt dastehe. Er brachte die berühmten Direktoren dieses Vereins, Witt, Jacob, Koenen, Hermesdorf, Böchler, Schlecht, Schäbiger und Piel, in Erinnerung und sprach auch der jetzigen Direk tion seinen wärmsten Dank aus. Dr. Matthias, Organist der Kathedralkirche zu Straßburg, behandelte das Thema: „Die Geschichte des Choralgesanges im Elsaß". -- Die neuen Steuerprojekte schwirren wieder durch die Luft, daß eine Erhöhung der Tabaksteuer Vorgeischlagen wird, steht fest. Woher aber die Mehrheit für eine solche kommt, ist uns ein Rätsel: die Mehrheit, welche die beiden Flottengesetze geschaffen hat, nahm eigens den Artikel auf, daß die Mehrkosten nicht durch Belastung des Massenkon- sums aufgebracht werden dürfen: hierzu gehört aber der Tabak ganz bestimmt. Freisinn und Sozialdemokraten haben gegen die Flottenvorlagen gestimmt: daß aber diese nun die Tabaksteuer genehmigen werden, halten wir für ganz un möglich, ganz abgesehen davon, daß sie keine Mehrheit bil den. Wir möchten deshalb die verbündeten Negierungen ernstlich nnrnen, diese Vorlage im Reichstage einzubringen, sie haben sich doch auch gebunden durch ihre Zustimmung zu diesem Artikel des Flottengesetzes. Von freikonservativer Seite ist eine Eisenbahnfahrkartensteuer, in einem national- liberalen Blatte sogar eine Kohlensteuer empfohlen worden. Eine Steuer auf Automobile ist gut, bringt aber nicht viel ein. Das Beste wäre immer noch, man würde die Liebes gaben allmählich beseitigen. Zunächst sollte die Maischbottich steuer ganz beseitigt werden, sie ist ans 16 Pfennig pro Liter berechnet, bringt aber fast gar nichts ein (9 Millionen statt 24 Millionen). An ihre Stelle sollte eine um 15 Pfennig erhöhte Brannünieinverbrauchsabgabe treten, die jetzt 50 Pfennig für kontengierten und 70 Pfennig für den übrigen Branntwein beträgt. Also sollte mau 65 Pfennig und 85 Pfennig setzen, damit wird gar keine neue Steuer erhoben, sondern nur die bestehende gerecht verteilt. Dem Reiche werden wohl einige Millionen zufallen, die jetzt in die Tasche der östlichen Schnapsbrenner fließen. Aber dann muß an die Beseitigung der Differenz in der Branntweinsteuer, das heißt der Liebesgaben gegangen werden; wir erhalten hier durch mindestens 40 Millionen Mark mehr. Man kann nicht auf einmal die gesamte Differenz beseitigen: man kann aber vorschreiben: 1905: 70 Pfennig, 1907: 80 Pfennig, 1909: 85 Pfennig und die Liebesgabe ist weg. Will man die kleinen Brauer mehr schützen, so kann man auch die Branntweinsteuer staffeln, wie es für die Biersteuer borge- sehen ist. Die Neichserbsckzaftssteuer hat den heftigsten Wi derspruch der preußischen Negierung erfahren, so daß sie nicht in einer entsprechenden Weise im Steuerbukett enthal ten sein wird. - Das Lehrerelend in Mecklenburg wird abermals drastisch illustriert, wenn mau die Anträge betrachtet, die für die vom 2. bis 4. Oktober in Doberan in Aussicht ge- nommene Jahresversammlung des Mecklenburger Landes- Lehrervereins von verschiedenen Ortsvcreinen eingegangen sind. Unter anderem wird beantragt: Der Vorstand des Landcs-Lehrerver-eins wolle bei der Landesregierung dahin suchers ganz unter dem Eindrücke der verhältnismäßigen Größe, Weite und Höhe des Raumes steht, verhältnismäßig, weil die Nähe der nachbarlichen Privatgebäude die Kirckze — nach dem Aeußeren beurteilt — leicht zu klein ersck-einen lassen. Dem ist aber glückliclzerweise nicht so. Ein Blick in das Innere wird davon leicht überzeugen. Wenn man auch von Holzarbeiten noch gar nichts merkt, so ist doch schon durch das offene Hauptportal das Mittelfeuster des Chores mit dem Titnlarbildc der Kirckze „Jesus der gute Hirt", wohl die natürlichste Darstellung der Liebe seines heiligen Herzens, zu erkennen. Maler und Stukkateure machen schon den Fußboden- legern Platz und täglich znversichtliclx'r wird die Hoffnung, daß wir im Spätherbst Einzug halten durch die Tore der Kirche. Noch ist vieles für die Zukunft reserviert und nnt Besorgnis sckxuit die Bauverwaltung nach Geld aus, um das Notwendigste zu besclzaffen. Ein Hockzaltar wird vor läufig genügen. Aber woher kommen Kniebänke und Beicht- stühle, Kanzel und Kommunionbank, Orgel und Glocken? ' Die Ehre Gottes fordert eine würdige Zier seines Hauses und in keinem Falle darf in einem der vornehmsten Stadt- teile der Residenz dem Herrn eine Wohnung errichtet wer den, die durch ihre Aermlichkeit ihrem erhabenen Zweck nicht entspricht und inmitten fürstlicher Privathäuser durch Dürf- tigkeit und Unsckzeinbarkeit auffällt. Es ist jetzt Sache unserer Glaubensgenossen, das sckzön begonnene Werk nickst nur schön, sondern auch bald zu Ende zu führen, damit jene unhaltbaren Zustände in dem In- tcrimsranme auf der Schumannstraßc, wie sie besonders in der heißen Jahreszeit empfunden werden, aufhören. Die Kinder unserer Gemeinde stehen vor ihrer ersten heiligen Kommunion. Wie erhebend wäre cs, wenn sie an diesem Tage zum ersten Male das Herz Jesu in der neuen Kirche empfingen! Da David, erkennend, daß seine eigenen, wenn auch nicht geringen Mittel kaum ausreichten, um das Haus des Herrn auf Moria zu bauen, forderte er sein Volk auf, zum Tempelbau beizusteuern nach Belieben. „Und sie gaben viel Gold und Silber und Erz und Eisen und kostbare Steine: sic opferten es dem Herrn nnt größter Freude und mit gan zem .Herzen." So berichtet die Schrift von dem opferwilli gen Geschlechts. O daß auch jetzt noch mancher seinen Schritt hinaus- lenkte zu unserem neuen Gotteshause und durch das Bei- spiel jener edlen Seelen, die in christlickxmi Wohltätig, keitssinn zum Gedeihen des Werkes bis auf den gegenwärti gen Stand geholfen lzaben durch Opfer an Zeit und Geld, sich angetrieben fühlte, es ihnen nachzutuu: o daß auch jetzt noch vielen der gute Hirt das Herz rühren nwchte, auf daß der Wunsch der Gemein-e, Einzug zu halten ins .Haus des Herrn, sich bald erfüllt unter dem Schall der Glocken, unter den Klängen der Orgel, begrüßt von dem Worte deS Ober hirten, mit dein er alle Getreuen und alle Wohltäter ins- besondere im Namen des Herrn willkommen heißt! —r. vorstellig werden, daß für alle Lehrer ein einheitliches Pen sionsgesetz nach den Normen des Pensionsgesetzes für mecklenburgische Staatsbeamte erlassen werde, daß bei der Pensionierung der Lehrer eine gesetzliche Regelung der Pen- sion nach Prozenten des wirklichen Gehaltes erfolge, daß das Kündigungsrecht in Stadt und Ritterschaft aufgehoben werde, daß die ritterschaftlichen Lehrer allein durch das Ministerium bezw. durch eine Zentralstelle angestellt und gekündigt werden, daß eine Regelung der Witwenkafsen- angelegenheit im Sinne der für die Pastoren bestehenden Bestimmung herbeigeführt werde (von fünfzehn Vereinen gestellt!), daß die Lehrergehälter in Stadt und Land zeit- gemäß aufgebessert werden, daß die Lehrer-Kirchendiener von den niederen Küsterdiensten befreit werden, der Küster eid beseitigt werde und die Herbstfammlung der Küster auf- höre, daß der Lehrplan für die Domanialschulen auch für die ritterschaftlichen Schulen eingeführt werde, daß eine amt- liche Baukommission zur Prüfung der Lehrerwohnungen ini Donianium und in der Ritterschaft eingesetzt werde, daß in den Lehrplan der Seminare, die zu vereinigen seien, fremdsprachlicher Unterricht ausgenommen werde, daß ein ununterbrochener Seminarkursus eingeführt werde, daß eine zweite (Staats-) Lehrerprüfung eingeführt, die in allen deutschen Staaten anerkannt wird, daß die erledigten Schulstellen öffentlich ausgeschrieben werden. — Die sozialdemokratische Parteikasse hat vom 1. August 1904 bis 31. Juli 1905 insgesamt 746 597 Mark einge nommen: darunter fallen allerdings nahezu zwei Drittel aller Einnahmen auf Parteibetriebe; der Vorwärts lieferte 180 000 Mark, das Hamburger Unternehmen 110 000 Mark; 295 000 Mark kamen durch Parteibeiträge auf. Die Aus gaben sind nahezu 500 000 Mark, davon für die Agitation 110 000 Mark, für die Reichstagskosten (d. s. Diäten) 39 827 Mark, für Parteigehälter an der Zentrale in Berlin 33 000 Mark, für Preßunterstützung 36 000 Mark; letztere Summe verteilt sich auf folgende Zeitungen Aachener Aus gabe der Nh. Ztg., Bochumer Volksblatt,, Kasseler Volks blatt, Königsberger Volkszeitnng und Landbote, Lüneburger Volksblatt, Saatfelder Blätter, Saarbote, Stettiner Volks bote, Straßburger freie Presse. Das Strafkonto der Ar beiterbewegung belief sich ini abgelaufenen Jahr an 2 Jahr 3 Monate Zuchthaus, 65 Jahr 7 Monate 2 Wochen Gefäng nis und Haft, sowie 15 400 Mark Geldstrafe, heißt es wei ter; darunter sind Wohl auch die Gefängnisstrafen, die ein Genosse kürzlich für Gotteslästerung erhielt, wohl auch die vielen Strafen für Verleumdung usw. — 3000 Sozialdemokraten abtrünnig. In Berlin haben 3000 Personen der Sozialdemokratie den Rücken gekehrt und eine neue Partei gegründet, die „Anarchosozialisten"; es sind dies die radikalen Sozialisten, denen die Fahrt in den Znkunftsstaat zu langsam geht. Der Vorwärts ist darüber sehr betrübt und nieint: „Die Resolutionsnmcher vom Feenpalast zeigen durch ihre Resolution nur, daß sie selbst über das Stadium unklaren Fühlens noch nicht hinausgekommen sind. Sie schädigen den Befreiungskampf des Proletariats durch den Rat, auf die bisherigen Kampf mittel zu verzichten. Revolutionäre Redensarten tun's nickst. Nur in langsamer, zäher Arbeit unter Benutzung aller gebotenen Mittel kann die Arbeiterklasse zu ihrem Ziele gelangen: jede neue errungene Position muß ihr wieder zur Waffe werden, nnt der sie endlich die Klassen herrschaft brechen und die Ausbeutung beseitigen kann. Mög lich, daß auch der Generalstreik einmal ein Mittel sein kann, neue Vorteile zn erringen, die Rechte des Proletariats zu erweitern, aber auch dann würde es diese wieder nur be nützen können, weiter zu kämpfen, also politisch zu kämpfen, bis die Wahrheit des arbeitenden Volkes seinen Vor kämpfern folgt. Erst dann wird es im stände sein, die Staatsgewalt dauernd in Besitz zu nehmen, und dann unter freien Politischen Einrichtungen nach demokratischen Grund sätzen sein Schicksal selbst zu bestimmen. Des einen Friede berg wegen lväre diese Erörterung überflüssig gewesen; der 3000 Arbeiter wegen jedoch, die seiner Resolution zuge- stimmt haben, war es notwendig, auszusprechen, daß sie sich von anarchistischen Phrasen haben blenden lassen." Die Leute sind nur konsequent; sie haben eben die vielen Ver tröstungen satt, nachdem ihnen Bebel so oft den Mund nach dem Zukunftsstaat wässerig gemacht hatte! Man kann auf den Fortgang der Dinge gespannt sein. Oefi erreich-Unqarn. — Der Kaiser bestätigte die Wahl des Geh. Regie- rungörates Professor Holder Egger-Berlin zi rn koricspon- dierenden Mitglied der philosophisch historischen und deS Prof. Hartwig-München -um korrespondierenden Mitglieds der mathemgtisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften. — Magyar Nemzet veröffentlicht einen Artikel, in welchem eS heißt, da die Koalition völlig unnachgiebig auf der Forderung der ungarischen Kommandosprache verharrt, welche die Krone nicht zu bewilligen vermag, wäre eS fruchtlos, in neue Verhandlungen mit der Koalition zu treten; eS muß vielmehr eine direkte Verständigung zwischen der Krone und der Nation mit Ausschaltung der Koalition gesucht werden, indem die Aufmerksamkeit der Nation auf die Lösung wichtiger sozialer und wirtschaftlicher Problcme gelenkt wird, die nur darum verzögert wurde, weil die Koalition sich in die verhältnismäßig unbedeutende Detail- frage der Komnu ndosprache verrannte. — Zum BerständigungSversuch des Freiherrn v. Fejer. Vary auf Grund des Jschler Kronrats lesen wir in der N. Fr. Pr.: „Der ungarische Ministerpräsident Baron Fejer- Vary wird, wie an unterrichteter Stelle versichert wird, jedenfalls am 15. Septeniber vor den Reichstag treten. Er wird dem Reichstag neue Erklärungen abgeben und die Wirkung derselben abwarten. Sollten diese Erklärungen, wofür allerdings die Wahrscheinlichkeit nicht sehr groß ist, die Möglichkeit für die Herstellung eines mockna vlvenckl bieten, so wird der Weg der Verhandlungen ohne Ztveifel sofort beschritten werden. Jedenfalls wird Baron Fejervary der Koalition gegenüber auch die Möglichkeit der Neu wahlen ankündigen und hierbei mit dem Arguinent der Wablreform und des allgemeinen Stimmrechtes arbeiten. Man glanbt, daß diese Ankündignng ans die Koalition nicht ohste Eindruck bleiben wird. Sollte eine Verständigung nicht erzielt werden, so wird jedenfalls der ungarische Reichstag