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»KL»» SV. Jahrg. »««spreche»: «HMU« 32723 - Grschilst-fte«« 32722 d»^H»chll»«t»r Dr«s»e* Nr. 14797 SiickMe Be,«,»t>r«t»> VterteltL-rNl- srel Ha»» Slutgabe I mit illustriert«! veilag« 1L.VL Anlgab« n 11 SS X einschließlich Poslbestellgel!» »I« Sächsische Boll-zeltung erscheint an allen Wochentagen nachm. — Sprechstunde der Redaktion: II dir I» Uhr vorm. Montag, 13. Juni 1921 «edaktkon ««d Geschäftsstelle» Dresden «Sk. >8, .^olveixsteafi« 48 Anzeigen« Annahme von Beschiistsanzeigen dir 10 Uhr, von Familienanzeigen bi» 1i Uhr vorm. — Preir für dt« Pelit-Spultzeile aller Anzeigen 1,40 im Reklameteil tl.So^c. — Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher ausgegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit sür die Richtigkeit de; Texter nicht übernehmen Irrsinn Tu» München traf am Freitag abend die Nachricht ein, daß der unabhängige Landtagsabgeordnete Gar- ei» in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag, at er sich von einer Versammlung nach Hause begab, meuchlings ermordet worden ist. Der politische Mord ist nicht etwa nur eine der verwerf lichen Folgeerscheinungen revolutionärer Erschütterungen. Auch in Zeiten der StaatSruhe und Staatsstabilität haben verhetzte und irregeleitete Fanatiker zu jenem entarteten Mittel der Ge walttat gegriffen, durch das sie glaubten, in politischen Brenn punkt stehende und von der politischen Brandung umtoste Men- scheu aus dem Wege räumen zu müssen. Niemals sind sie da durch „Befreier" gewokben, ihre Tat hat fast durchweg die politische Erregung und Verwirrung nur bis zum Uebcrkochen zu steigern vermocht, wenn an sich die Zeiten so waren, das; die politischen Wellen hochschlugen, oder aber ihre Tat hat als Vor bote drohender Ereignisse erst die politischen Unruhen hervor« gerufen und geschaffen. Der Mord aus politischen Motiven ist darum nicht nur aus Gründen der Moral, Gesetzmäßigkeit und staatlichen Rechtsordnung verwerflich, sondern in der gleichen Ziarke deshalb, weil er stets zu den großen Torheiten gehört, zu denen sich politischer Fanatismus überhaupt Hinreisen läßt. Nur unreife Burschen, gekaufte Kreaturen, oder aber von politi scher Leidenschaft völlig geblendete Fanatiker können sich zum Handlanger solcher verbrecherischer Taten herabwürdigen. Es nutzt beispielsweise der rechtsgerichteten Presse nichts, wenn sie damals die Tat des Grafen Arco, dem Kurt EiSner zum Opfer fiel, zu beschönigen versuchte, indem sie ihm die bona sides zu sprach, eine rettende Tat für sein Land vollbracht zu haben. Auch Graf Areo gehört in die Reihe derjenigen, die sich eines schänd liche» und sträflichen Verbrechens schuldig machen. Denn Mord bleibt Mord. Aber auch diejenige», die wähnen, unterdrückt zu sei», haben niemals das Recht, zum politischen Mord zu greifen, wenn nicht alle Grundfesten von göttlichem und menschlichem Gesetz und staatlicher Ordnung ins Wanken kommen sollen. Es gibt darum nach unserer Auffassung keine gerechtfertigte be waffnete Selbstbefreiung. Denn der Appell an die Waffe von seiten des Einzelnen oder auch der Masse ist in jedem Falle ein Verbrechen. Darum ist es für uns auch selbstverständlich, daß wir die ruchlose Tat, der nunmehr der unabhängige Landtags abgeordnete Gareis, der Führer der USPD. in München, zum Opfer gefallen ist. aufs allerschärfste verurteilen. Alle Hebel mühen aligesetzt werden, um den Mörder zu finden und ihn der gerechten Strafe zu überliefern. Denn wenn einer seine poli tische Meinung nicht mehr frei äußern darf, ohne daß er befürch ten muß, meuchlings angefallen zu werden — man erinnere sich an den nur wenige Tage zurückliegenden Fall des mehr- heilSsozialistischen Landtagsabgeordneten Saenger — oder einem Attentat zum Opfer zu fallen, so ist das ein Zustand, der dadurch beendet werden muß, daß keine Strafe hart genug ist für diejenigen, die verbleiidet genug sind, ins politische Leben die Waffen hineinzutragen, und die sich dessen in ihrer Ver irrung vielleicht noch zu rühmen wagen. Eins aber machen wir nicht mit und lehnen es in aller Entschiedenheit ab, die Tat zum Ausgangspunkt einer erregten politischen Auseinander setzung zu machen, wie die» beispielsweise von den Blättern der Rechten und Linken jetzt geschieht. Die Presse der Reicks- Hauptstadt ist voll davon. Die Recht« schiebt schon jetzt die Schuld auf die Linke, die Linke auf die Rechte. Der Haß unter den Widersachern lodert wieder aus und beweist, wie er unter der Decke weiter glimmt und weiter schwelt. Dieser Mord be deutet von neuem eine Vergiftung der politischen Atmosphäre. So viel ist klar: Wir verstehen die furchtbare Erregung, die sich der Freunde de» Abgeordneten Gareis bemächtigt hat, wir »erstehen ihr« strikte Forderung nach restloser Aufklärung des Verbrechens und strengster Aburteilung de- Mörders — wir bil ligen die», aber das eine glauben wir mit vollem Rechte hinzu fügen zu müssen: Es geht nicht an, diese Bubentat zu verallge- meinern, indem man auf der radikalen Linken da» gesamte Bürgertum damit belasten will. Wir verabscheuen diese Tat, «ollen un» aber davor hüten, die politischen Leidenschaften auf peitschen zu helfen, die ohnehin in unseren Tagen groß genug find. Wir nehmen diese Stellung mit um so stärkerer Berechti- -ung ein, al» über der Tat und über den Kreisen, in denen der Mörder zu suchen ist, nach völlige» Dunkel ruht. Zustlzresorm Von parlamentarischer Seite wird un» geschrieben: Von sozialdemokratischer Seite wird immer wieder der Vorwurf erhoben, daß unsere jetzige Justiz eine Klassenjustiz sei. Manche» Urteil mag ja für den Laien hart erscheinen und eS mag auch in dem einen oder anderen Falle sicherlich die subjck- tibe Meinung de» Richters und Staatsanwaltes mit durchgeklun- zen haben, da» ist menschlich. Aber trotzdem müssen wir immer wieder erneut gerade unseren Richterstand gegen den Vorwurf perteidigen, einseitige Klassenjustiz zu üben. ES ist nicht immer leicht, die bestehenden Gesetze mit dem Leben in Einklang zu bringen. Denn dafür ist unsere Zeit zu schnellebig, al» daß di» Gesetzgebungsmaschine mit ihr im Gleichschritt bleiben kann. Daß vieles reformbedürftig ist, sowohl in der Ausbildung der Richter als auch in der Straf- und Zivilgesetzgebung, muß ohne weiterer zugegeben werden. Aber man muß sich doch davor hüten, die Schuld einseitig dem Rtchterslande zuzuschreiben. Und e» ist ein immerhin gewagtes Experiment, mit solchen Vorwürfen die Autorität des Richterstandes zu untergraben und im Volke selbst Mißtrauen und Unmut gegen Richter und Urteil hervor zurufen. Das mag für gewisse politische Agitatoren ein gefun denes Fressen sein, ist aber auf der anderen Seite ein furcht bares Gift, das zersetzend im Volkskörper wirken muß und dessen Folgen schließlich wieder das ganze Volk an seinem eigenen Leibe verspüren wird. Dem hat auch ein Antrag der Deutsch»'üonalen, der Deutschen Volkspartei, des Zentrums und der Sozialdemokraten im preußischen Landtag Rechnung getragen, der das Staatsmtnisterium ersucht, „dafür Sorge zu tragen, daß alle Vorwürfe, die in der Oeffentlichkeit gegen Ge richtsurteile oder gegen richterliche Handlungen erhoben wer den, durch das Justizministerium sofort einer Nachprüfung in der Richtung unterzogen werden, ob die in der Oeffentlichkeit aufgestellten Behauptungen den Tatsachen entsprechen, sowie daß die Oeffentlichkeit stets mit größter Beschleunigung über den wahren Tatbestand aufgeklärt wird". Wenn Demokraten und Sozialdemokraten darüber hinaus beantragen, den Justizminister aufzufordern, einen Plan auszuarbeiten, nach welchem hervor ragend befähigte und praktisch erfahrene Personen aus allen Kreisen des Volkes durch Ablegung der Gerichtsassessorprüfling die Befähigung zum Richteranite erlangen können, obwohl sie den bisher vorgeschriebenen akademischen Ausbildungsgang nickt durchgemacht haben, so möchten wir dock vor so weitgehenden Plänen warnen. Da» Laicnelenient kommt in den verschiedenen Zusammensetzungen des Gerichtes, wie Schwurgericht, Schöffen gericht, Gewerbegericht, Kaufmannsgericht usw. schon in weit gehendstem Maße zu seinem Rechte und gerade bei den ersten zwei Gattungen hat es sich häufig gezeigt, daß abweichend von der objektiven Auslegung des Gesetzes durch den Richter und den akademisch gebildeten Juristen Schöffen und Geschworene zu härteren Ergebnissen kamen. Und wenn schon einmal die bis herige Praxis durchbrochen wird, wenn also, wie der „Vor. wärts" offen fordert, befäbigte Arbeitersekretäre zu Vollrichtern aufrücken lallen, so bleibt es für die Duner schwer, hier die rich tige Grenze zu wahren. Auch solche zum Richter anfgerückte Arbeitersekretäre werden sich von einseitigen Urteilen nie ganz freibalten können und dies vielleicht noch weniger, wieder aka demisch vorgebildete Richter, weil ihnen die geistige Durchbildung, die zu einer objektiven Beurteilung erst die feste Unterlage gibt, gänzlich ermangelt. Wenn die Demokraten einen solchen Antrag unterstützen, dann sollten sie fick doch sehr überlegen, ob es nicht noch andere Wege gibt, um Mängeln in der Rechtsprechung und einseitigen Urteilen beizukommen. Reichsfinanzminifter a. D. Erzberqer nimmt Stellung zu dem Kardinalsbrles Eine plumpe Fälschung. Im Kampfe gegen meine Person ist den Gegnern jedes Mittel recht. Neben dem Aktendiebstahl wird jetzt mit dem Mittel einer plumpen Fälschung gearbeitet, ans die leider auch Zentrumsblätter heceingefallen sind. Ausgerechnet der katholiken» feindliche „Reichsbote" hat »ämüch einen angeblichen Briefwechsel zwischen dem verstorbenen Kardinal Hartmann und einein nicht- penanilteil Münchener Prälaten vom Oktober 1917 veröffentlicht, m welchem sich beide Herren scharf gegen meine Fricdcnstätigkeit ausgesprochen haben sollen und manche Blätter nennen gar Nuntius Pacelli als Adressaten, obwohl der erfundene Briefwechsel selbst klar sagt, daß der Nuntius nicht der Empfänger sein kann. Ich kenne natürlich nicht jeden Brief, den Kardinal Hartmann geschrieben hat, aber so viel ist sicher, baß der ihm zugeschriebcne Brief vom Oktober 1917 eine Fälschung sein muß und zwar ans inneren Gründen. 1) Eminenz Hartmann soll im Oktober 1917 geschrieben haben, daß ich mich bemühe, „auf eigene Faust Kreise des hl. Stuhls zur Stellungnahme mit Paris und London zu bestim men, um einen Frieden in die Wege zu leiten." Schon ans die- er einen Behauptung ergibt sich die Fälschung des Briefes, denn m Oktober 1917 habe ich mich nicht in dieser Richtung bemüht, auch nicht bemühen können, weil ich und alle Eingeweihten wußten, baß infolge der „wenig befriedigenden Antwort der deutschen Negierung" — so hat es der Osservatore Romano kürz lich festgestellt — vatikanische Friedeiisbemühungeii in Paris und London gar nicht mehr nützen könnten. Ich habe fernerhin Emi nenz Hartmann niemals um Unterstützung solcher nicht vorhan denen Bemühungen ersucht. Der Kardinal konnte also gar nicht diesen Satz schreiben. 8. Kardinal Hartmann soll weiter geschrieben haben: „Ich will mit Herrn Erzberger persönlich nichts zu tun haben." Tat sache ist, daß ich eine ganze Reihe von Briefen des verstorbenen Kardinals von 1914—1919 besitze, die das strikte Gegenteil be weisen und mir warmen Dank für meine Tätigkeit anssprcchen. Tatsache ist, daß ich auf persönlichen Vorschlag des Kardinals zum Ehrenmitglied beS Vereins vom heiligen Land, dessen Vor sitzender der Herr Kardinal war, ernannt worden bin. Mehr braucht vorerst nicht gesagt zu werden, um den Schwindel zu er kennen. 3.) Man staune: der Kardinal soll weiter geschrieben ha ben, daß er von der Kaiserin Zita einen Brief erhalten habe, er habe aber einen deutschen Poststempel getragen. Der Kardinal werde nicht antworte». Das paßt ganz in den Hintertreppen roman des — „Reichsboten!" Genau so erfunden wie der Brief de» Kardinal- ist die angebliche Antwort de» ungenannten Mün chener Prälaten vom 80. Oktober 1917, der geschrieben haben soll: „Ich habe Erzberger wiederholt sehr ''deutlich erklärt, daß er sich auf dem Holzwege befindet." Da liegt der Schwindel klar zutage; denn ich habe während deS ganzen Kriege- mit keinem Münchener Prälaten politische Beziehungen unterhalten und kei ner hat mir gegenüber solche Aeußerungen getan. Ebenso erfunden ist der Satz, daß dieser unbekannte und ungenannte Prälat mir „seine Ansicht zum Verständnis zu bringen suchen werde", und daß er mich »schars im Auge behalten" «erde; auch das Ist nie geschehen. Der ganze Briefwechsel ist ein Sammelsurium deutsch nationaler Lügen und Hetze gegen meine Person — gekleidet in die Form eines sreierfundenen Brieswechsels. Vielleicht teilt da» der „Reichsbote" noch selber mit, wenn er steht, daß genug Leute darauf hereingefallen sind. Begierig darf man sein, wäs dann an dt« Reihe kommt. Erzberger, Reichssinanzminister a. D. Eine recht eigenartige, aber Erfolg versprechende Taktik be obachten in neuerer Zeit die Gegner des Politikers Erzberger. Der „Reichsbote", das sattsam bekannte kulturkämpserische Or gan früherer Tage wartet seinen Lesern und allen aushorchenden Erzbergergegnern mit Briefen auf, dis von Anrempelungen gegen Erzberger strotzen und die offenkundige Tendenz verfolgen, den katholischen „Sozialdemokraten" Erzberger in Gegensatz zu den geistlichen Würdenträgern zu bringen. Dabei wird sorgsam ver mieden, irgendwelche Angaben zu machen, die eine eventuelle Nach prüfung des Briefwechsels ermöglichten. Erfreulicherweise be gegnet der angebliche Briefwechsel in Zentrumskreisen einem sehr gerechtfertigten, an völlige Ablehnung grenzenden Mißtrauen. Inzwischen hat sich der Pseudo-Briefschreiber in sei nem blinden Fanatismus trotz manchmal hervorragend ange wandter Vorsicht das eigene Grab geschaufelt. Der vom Reichsboten veröffentlichte Brief des Kardinals von Bet- tinger trägt nämlich daS Datum des 12. Dezember 1917. Dem entgegen kann sich jeder Interessent überzeugen — das .Handbuch des Jesuitenpaters Krofe gibt darüber Aufschluß — daß Kardinal von Bettinger bereits am 12. April 1917 gestorben ist. Am 26. des darauffolgenden Monats war bereits der jetzige Kardinal von Faulhaber Erzbischof von München. Wieder einmal bewahr heitet sich das Sprichwort: „Lügen haben kurze Beine", hoffent lich aber auch das andere, „Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen." Was von dein eben erwähnten und bereits nachgewiesenermaßen gefälschten Brief deS Kardinals von Bettinger gilt, gilt auch auf den in derselben Nummer des „Reichsboten" zum Abdruck gelangten Brief eines angeblichen Jesuitenpaters S. Ans eine Anfrage teilt der .Herr Reiche-minister a. D. Erzbergcr mit, daß ihm ein Jcsnitenpater 2., mit dem er in dem angeblich sehr intimen Briefwechsel stehe, überhaupt nicht bekannt sei. cpe. « Ein objektives Urteil über Erzbergers Tätigkeit findet sich in dem Buch des T e 11 t s ch n a t i 0 n a t e n Dr. Sptcker- nagel über Fürst Büloio. Dieses Urteil ist umso wert voller angesichts der sonst üblichen Hetze in diesen Kreisen! Fürst Bülow selbst schreibt am 31. März 1916 an Basser- mcinn aus Nom: „Erzbergcr, der einige Tage hier war, hat die Wichtigkeit der Neutralität Italiens sofort erkannt. Er hat ein großes Verdienst daran, daß man sich endlich in Berlin über die hiesige Lage klar wurde und zu der längst erforderlichen E m- wirkung aus Wien entschloß". (S. 190). Ans eigenem erklärt Dr. Spickernagel (Seile 206) über Erzbergers Tätigkeit in Rom: „Der vielgenannte Zenlruiiwdemo- krat hat sich seiner Aufgabe in Nom in einer Weise angenommen, die auch der politische Gegner anerkennen muß. Erzberger hat sich, als er im Frühjahr 1915 dreimal mit Zustimmung des .Herrn von Belhmann in Rom «.»gereist kann, jedesmal redliche Mütze gegeben, seine vatikanischen Beziehungen der deutschen Sache nutzbar zu machen. Er hat zur Zeit der römischen Mission nütz liche Dienste geleistet". Auch der deutsche M.litärattnchee non Schweinitz bestätigt in den; Berichte an den Generatstabschef, daß Erzberger „loyal und mit erheblichen Teilerfolgen für die Vülowjche Politik gewirkt" hat. — Zum 70. Geburtstag des Verlegers Lambert Leusing DaS Jahr I92t gehört den altbewährten sturmerprobten Zentrums-kämpen. Hitze feierte seinen 70. Geb: siag, Spahn bückte auf 7b Lebensjahre zurück. Rnnmehr begeht in geistiger und körperlicher Frische ein anderer Triarier der ZeiilrumSsache den Ehrentag seines 70. Geburtsfestes, ein Mann, der selbst ZentrnmSgeschichte bedeutet und der sich namentlich ui der Ge schichte der ZenirumSpresse ein Denkmal, dauernder als Erz errichtet hat. Lambert Lensing ist am 14. Juni 1651 z» Emiiierich am Rhein geboren. Dort erlernte er nach Beincy des staatlichen Gymnasiums in den Jahren 167! 72 i„ dee Bnclihand- lnng seines Bruders Heinrich Leusing das Bnchhnndlergewerbr. Diese Tätigkeit unterbrach er im Jabre 1872, um als Einjährig- Freiwilliger der der Feldarüllerie in Wesel seiner bateriänoi- schen Pflicht Genüge zu tun. Gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich gründete er unter der Firma Gebrüder Leasing, Dort mund, eine Buchdruckerei und ließ Weihnachten 1675 die erste Probenummer her Zeitung „Trcmonia" erscheinen. Säe fand rasch weiteste Verbreitung und steht seit Jabrzehnien unter den führenden Zeittrnmsblättern in vorderster Reihe. Unentwegt hat sie di« Devise des Zeiu-.nms hinausgetragen in alle ihr er reichbaren Gaue, die Devise für Wahrheit, Freiheit und Recht. Lambert Lensings Tätigkeit aber blieb nicht nur auf seinem ihm eigenen Arbeitsgebiete haften, nein, auch in der breitesten Oeffentlichkeit wirkte er erfolgreich für die Sache des entrums. Schon früh errang er sich durch seine Tätigkeit als ebner und Organisator einen Namen in der ZenirnmSpartei. Eine führende Rolle spielte Lambert Lensing im Jahre 1669 in der großen Bergarbeiterbewegung, in deren Perlauf es infolge seines Buches „Der Bergabeiterstreik des Jahres 1869" zwischen ihm und der Bergbehörde zu einem schweren Konflikt kam. Schwere Opfer hat dann auch Lambert Lensing als Leiter und Verleger seines Blattes in de» Zeiten des Kulturkampfes für seine Ucberzeugung bringen müssen und er hat diese Opjer. wie fast alle seine damaligen Kollegen, im Vertrauen ans di« gute und gerechte Sache gern und freudig gebracht. Im Jahre 1891 wurde er zum Stadtverordneten gewählt. Seit dieser Zeit gehörte er — mit einer kurzen Unterbrechung von zwei Jahren — dem Stadtverordnetenkollegium von Dortmund als ständiges Mitglied an; gegenwärtig bekleidet er die Stelle des Vorsitzen den im Stadtparlament Dortmund.