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Sächsische Volkszeitung : 27.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192107279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-27
-
Monat
1921-07
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.07.1921
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Mittwoch den 27. Juli 1Ü21 G«ch,tsch, Rr. 17t. Seite » gürten, die rechtmäßige kirchliche und staatliche Obrigkeit «itz- achlcten. ja sogar mit ihre» eigenen geweihten Händen di« Waf fen gegen Volksgenossen führten. Man weiß in Lberschlesir« sc fort, welche Geistlicien damit gemeint sind. In eine» Kreis« haben drei Herren im Priestcrrock Kompanien des Insurgenten- Heeres geführt. In bezug auf ne und ihresgleichen heißt es wei- Ilr daß einige Tr.ippenkommrndantcn spielten. Es gab auch w Idc Bandenführer. die gnin Blutvergießen aufforderten, na- inenrüch unter den, jüngeren po.nischgejinnten Klerus. Er zählt fena'isch gesinnte Elemente genug. Der Revolverschuß de» Breis» vikarS Dr. Potempa in Gleiwitz in eine Versammlung hinein war nur ein Vorspiel dessen, was sich während de» Aufstande in zahlreichen Fällen von geistlicher Seite ereignete. So man. ckcr junge Kaplan ha! polnische Gläubige zu gewalttätiger Be- scitigung der Deutsche» ausgefardert, anstatt, wie es sein Amt erfordert hätte, zum Frieden zu reden und die deutsche Minder- hei» zu schützen, wo und wie er konnte. Der Erlaß hebt hervor, daß einige Geistliche bei solcher agitatorischen Tätigkeit auch Jrrlümer gelehrt hätten, die allen k.ichlichen Grnndsäyev zuwiderliefen. Sie haben ohne Lehrauf. trag der geistlichen Oberen sich cabci Lehrämter angemaßt. Be kanntlich erklärten einige Pfarrer, der Fürstbischof von Breslau habe ihnen gar nichts zu sagen. Andere ließen sich nach dessen Verbote agitatorischer Tätigkeit von jenseits der Grenzen pol- ni'che Geistliche kommen, die dasselbe verkündeten. Dcnigcgcn- i'ler stellt nun der pävstbche Kommissar mit allem Nachdruck fest der rechtmäßige, vom Heiligen Vater bestellte Obere sei Se. Eminenz der Fürstbischof von Breslau. Ein deutlicher Wink geht dann an diejenigen, welche sich ..Theologen" nennen und sich wie berufene Organe der Kirche benehmen. Haben sie den Lehrauftrag von ihrem rechtmäßigen V'jchofe erhalten? Niemals! Sie sind daher, wie der Erlaß mit scharfer Rüge lagt, ohne jelu Autorität vor dem Volke. Ec venveist sie aus Stellen der Heiligen Schrift, worin eine Ver urteilung ihres Treibens zutage tritt, wie sie schärfer nicht sein kann. Man weiß, wer mit diesem Hinweise genieint ist. Es ist di- sattsam bekannte „Theologische Sektion des polnischen Aka- deinikerbuiidcs", welche die Eintracht in Oberschlesien angeblich fordern wollte, in Wirklichkeit aber eine scharf nationalistische Propaganda trieb. Insbesondere hat ihre Broschüre: „Die Stel lung der Geistlichen in der obcrschlcsischen Frage" große Beun- rnhigung in Oberschlesien hervorgcrufen und zur Aufhetzung des Volke? gegen die wahre Autorität statt zur Besänftigung bngetragen! Bei dieser Gelegenheit mag erwähnt werde», daß auch an dere katholische Stimmen :n Oberschlcsien solches verhetzende Treiben von Geistlichen scharf mißbilligen. In der Stadtverord- nclensitzung zu Glciwitz, die zum größten Teile ans Katholiken bi steht, hat der katholische Vorsteher. Rechtsanwalt Kaffanke, er klärt, es sei eine traurige Erscheinung, daß Geistliche polnischer Gesinnung den Aufstand mit allen seinen traurigen Folgen ge billigt hätte», Einzelne hä'ten sich sogar aktiv daran beteiligt. Sie hätten dabei die Religion zu nationalistischen Zwecken miß- braucht und damit alle wahren Grundsätze von Religion und Moral in den Schmutz getreten. Man müsse eine so traurige Geistesverfassung öffentlich rügen. Die Worten fanden lauten Beifall, wnrden alio von der Versammlung als richtig bestätigt. Der I. K. war dieser Vorgang sehr unangenehm. Sie ließ den Bericht über die Sitzung im „Oberschlesischcn Wanderer" zensu rieren. Namentlich die Rede de.S Vorstehers wies große weiße Stellen aus. Der Aufstand brachte eben die Früchte der Hetze, welche vor de: Abstimmung neben den nationalen auch die religiösen Lei denschaften im oberschlesischcn Volke für Polen zu entflammen strebte, zur Reife. Man darf sich nicht wundern, daß verstiegene Gemüter schließlich zu de» Massen greifen, wenn ihnen immer und immer wieder Deutschland als ein rein protestantisches Land dargestellt wird, wo jetzt noch die katholische Religion ver- fo.gt sei, Polen aber als ein besonderer Liebling GotleS und seiner heiligen Mutter. Da glauben die Leute, dieses Land vor Gewalt schützen zu müssen, obgleich Polen die Losung dazu an- jtjmmte. Von solcher Verhetzung ruft der Erlaß die Geistlichen deut scher und polnischer Zunge zurück und priesterlichen Pflicht. Er sagt, cs liege ihnen Kraft ihres Amtes vor allem ob, in allen Lage» und bei allen Amtshandlungen de» Gläubigen beider Nationalitäten die gleiche Liebe, Achtung und Sorge angcdcihen zr lasien. Nicht nur persönlich sollen sie ein gutes Beispiel der Mätügnng, Liebe und Friedfertig»»» geben sondern sie sollten anch durch Belehrung ans andere dahin einwirken, daß das ftnlicre Znsamincngchörigkettsgefühl und die Nächstenliebe wic- dcrkehrten, die mit Recht als besondere Tugenden Oberschlcsicns gclte». Ter apostolische Kvmmissnr unterstreicht damit die besorgten Worte, welche Kardinal Fürstbischof Tr. Bertram erst kürzlich an das oberschlesnche katholische Volk und an seine Geistlichkeit in ähnlichem Sinne gerichtet bat. Hoffentlich führen beide Mah nungen znm Frieden. Obcrschlesien braucht ihn dringend. Freilich, cs gibt dort sehr viele, die nicht guten Willens sind. Wenn aber jeder, den es angelst, sich gerade jetzt bemüht, die Hirtenworte beider Erlasse zu beherzigen und wirklich z» be folge», dann darf man doch aus Mäßigung und Einsicht in den fchiveren Tagen hoffen, denen das unglückliche Land in nächster Zntnnst entgegen',»geben scheint. Ter vierte Russland droht. Würden die mahnenden Hirtenworte nicht gehört, dann wahr lich. gliche Oberschlesiens Schicksal einer Nacht ohne Morgenrot. Mgr. Ogno erklärt am Schlüsse icines Erlasses, daß die Frie- densinissio», die ihm der Heilige Vater übertragen habe, nun zu Ende gehe. Tas ist ein Zeichen, daß die Entscheidung über Oberschlcsien unmittelbar bevorsteht. Wir Tentschen Haffen noch immer, daß sie nach der Gerechtigkeit fallen werde. Achn- liches forderle ja auch der Reichskanzler Tr. Wirth i» seiner Rede zu Brrslan. Weil wir nickt glauben könne», das; der Wille d-s Volles i» seiner Mehrheit, daß die Stimme der Verminst im Urteil über die wirtschaftlichen Beziehungen z»m Reiche unbeachtet bleiben, deshalb hvfsen wir. Würden dir Hanptmäclste van dem Gefühle der Unparteilichkeit beseelt sein, wie sie der Erlaß des avoskolischen Koiiimstsars atmet, dann dürfte» wir auch sicher sei», daß liniere Erwartungen sich er fülle». So wollen wir denn die Kundgebung vom 29. Juni 1021 betrachten als einen HoisnungSstrahl und als ein Zeichen daiür, daß es doch noch Gerechtigkeit in der Welt gibt nnd Fair Play auch für Tentsche in Oüerschleiien. Die kirchlichen Verhältnisse der Meißner Diözese K. K. Tas wiedererstandcne Bistum Meißen nimmt seiner räilmlichen Ausdehnung nach mit 17 460 Onadratlilonictern nnler den 22 deutschen Bistümern die 8. Stelle ein. Hinsichtlich der tzatholikciizahl steht es mit 236 000 Katholiken an 18. Stelle: Osnabrück zählt 22.'. OG». Fulda 213 500, Hildesheil» 210 RX, nnd Eichstätt 1^7 500 Katholiken. Polnisch umfasst das neue Bis tum das frühere Königreich, den jetzigen Freistaat Sachse» sowie die srül,ereil Fürstentümer, nnninehr znm Freistaat Grossthüringen gehörenden Gebiete Sachsen Altenbnrg, Neuß ältere und Rens; jüngere Linie. Kirchlich setzt eS sich zufainmen ans dem Aposto lische» Vikariat i» Sachsen und der Apostolstchen Prästklnr in der Obertansitz. Letztere deckt sich politisch mit der Kreishaiiptmann- schalt Bangen lind zählt 14 OM Katholiken, während in dem Avostolische» Viiariate 102 000 Katholiken wohnen. TaS neue Bistum hat die stärkste Tiaspora unter allen deutschen Tiözesen, denn die Katholiken machen nur 1,5 Prozent der Gesaiutbevölke» rillig ans. In dein Gebiete der bisherigen Präfektur Oberlausitz sind die Katholiken mit 10,5 Prozent etwa-? zahlreicher. E» gibt dort sogar Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölke rung, so 1» der an Böhmen grenzenden Amtshauptmannschaft Zittau die kleine Stadt Ostrttz und sieben Landgemeinden. In der AmtShauptmannschaft Bautzen liegt di« überwiegend katholische Stadt GchtrgiSwalde und sechs katholische Landgemeinden: in der AmtShauptmannschaft ksinnenz zählt man sogar dreißig, sreilich nur ganz klein« katholische Landgemeinden. Um die Versorgung «it Geistliche» ist rS im Bistum Meißen sehr schlecht bestellt. Rur 100 SeelsorgSgeistlich« stehen für die 236 000 Katholiken zur Verfügung; dazu kommen noch 22 haupt sächlich in der Verwaltung sowie im Schuldienste tätige Geistliche. Wie groß der Priestermangel ist, zeigt ein Vergleich mit dem Bistum Osnabrück, das 11000 Katholiken weniger zählt, aber 283 Weltgeistliche hatl Dazu sind die seelsorgliche» Verhältnisse äußerst schwierig, besonder- auch wegen der vielen Groß- und In dustriestädte. Ferner ist kein starker eingesessener Stamm von Katholiken vorhanden, sondern die Mehrzahl sind Zugezogene. Von den am 1. Dezember 1910 gezählten Katholiken waren nur 66 520 sächsische Staatsangehörige, dagegen 6193t Angehörige anderer deutscher Bundesstaaten und sogar 105 407 Reichsaus länder, meist Oesterreicher. Dieser Strom von Zuwanderern, der sich dazu; noch vor allem auf die Großstädte ergießt, erschwert die geordnete Seelsorge sehr und fördert besonders das Eingehen von Mischehen. Die Zahl dieser Ehe» ist denn auch erschreckend groß und damit die Verluste, die die katholische Kirche jährlich in Sachsen erleidet. So wurden z. B. im Jahre 1912 nur 605 rein katholische Ehen geschlossen, aber 3078 gemischt katholische! Von diesen 3078 wurden nur 335, also ein starkes Zehntel, katholisch getraut! Von je 100 heiratende» Katholiken schlossen 72 eine Mischehe! Von 6602 im Jahre 1913 ans Mischehe» geborenen Kindern empfingen nur 729, d. s. 11 Prozent die katholische Taufe! Tas sind geradezu erschreckende Zahlen. Hinzu kommt seit Kriegsende ein starkes Anwachsen der Austrittsbewegung: 1919 traten 2305, 1020 sogar 4102 Kathotiien aus der katholischen Kirche aus. Tie Uebertritte zur katholische» Kirche, die i» den Borlriegsjahren jährlich durchschnittlich 50 bis 60 Fälle zählten, sind im Jahre 1919 aus 130, 1920 ans 226 gestiegen. Erfreulich ist vor allein das Steigen der hl. Kvmmnnivnen, die von 253 000 im Jahre 1909 aus 658 000 im Jahre 1920 amvnchsen, also nm 160 Prozent! Die Zahl der Erstkomiliniiikanten betrug im Jahre 1929 2727. Tic obigen Zahlen zeigen, welch ein dornenvolles Amt der neuernannte Oberhirte der Meißener Diözese, Regens Dr. Christian Schreiber aus Fnlda, anziitreten berufen ist. Möchten alle deut schen Katholiken ihn; bei seiner Tätigkeit behilflich sein durch eifrige Unterstützung des BonisatiusvereinS! Dr. E. §/e/t/ /rell/s /cki/em /^a//7E/r r/cn ü/rF///cH//c'/r6 c/n//r>ck//s ip/ckc/eT //r Fe- l^/rc///n/E -,7/rFe/r. //m c/a§ ru ip/>r/ /ckr/ck/- H/t/Fck unke/' «/ss bn/Fe/«/o mÜF/Zc/rsk s/s/'/c rv «be/one/i. ^/////o^ezr ü/rc/ /vnue/r w/§- §?/r -ck§//'mm/, c/a/k e/Vre c/«?^ ^e/7ir?///?/L§6 E/t/ tZk/^c/r ust>/- nHaMcHe §s/rc/eT/r vo/- c//s r/e§ cftc-/s///c/ien /(tt//ttn'c/ea/§ r)//e/tt7/c?/irvi ,//ic/ /,</'pa/c-/r /.ck/v/r e/2/e// w/>c/. Lr F/// >p6/-Ss/r ///> üVckäc? ZFoFc /r/e^, so// s/e §o/r/ro// //iTo/- I^tp/>ä//o/r///iF tpe^ck/r. Orr? /lF7/o//on§m///o/ /§/ r//s t/o/tckT /oc/o/- /ö> se/ns ^o//ll/rF/ 5/e/s /§/ <//o .^öo/rs/Lo/ie Vo//csre//r,nL oW/r/lp<?F/ ooc/ o/t^^o/iToc^o/r /o> r//s ß^lp/>^//<7//ooF r/o§ o/^/sV//c?/ick/r /(ll//ll/-/t/oo/5 /o? cM?/r///o/io/r »oc/ /?^/po/o/r LoSo/r e/o^o/^/o/r. r/a/ro^ /ü> e//o §öo/i.;/Lo//e l^o//^o//tt,rF 7>r §o//rom ^so/rr/oL- ooc/ Loäo/i/r/e'^7?/§o, /-ck/ §or>r<?/r /ec/e/" 5öc7/rs/§o/toir ^o/^o//o/iF /1//7- e/nea /tollorr /Zo^/o^eT Fou'/o,i/, so /§/ r/o^ po/r o/r§ »v^- //'o/o/re/7 ^/-o-7o/r /c/oe O/o/r§/ Fe/oü/e/. KlkkllS WÜ MUMM lil MklM K. K. Von einem österreichischen Ntitarbei'ter wird uns geschrieben: Die Stellung des .Klerus in der staatlichen Oessent- lickckeit Oesterreichs hat durch die Debatten über die „Kongrna- vrrlage" im Nationa-rat nnd auch iin Bundesrat eine schlaglichi- arlige Beleuchtung erfahren. Zwar wurden die für drn Klerus notwendigen Besoldlingsbestimninngei! schließlich mit einer knappen Mehrheit ?,»»> Gesetz erhoben, aber es muß feslgehaltcn werden, welch eine Gesinnung der sozialdemokratische Teil der Volksvertreter bei dieser Gelegenheit offenbarte. Lo lange die Republik besteht, hat keine der vielen strittigen Fragen zu derart wüste» Szenen im Naiivnalrate geführt, wie die Erörterung der Bcsoldungsnugelegeuheit des Ockerus. Seit Jahre» trug der Klerus Entbehrungen wie kaum ritt anderer Stand und wäre sicher einer Tragödie erlegen, wenn nicht in der allerschlimm- sten Zeit tatkräftige Hilfe ausländischer Glandensgenossen ge kommen wäre. Gibt es doch manchen Priester, der seit Beginn dcs Krieges nicht in der Lage war, auch nur ein einziges Klei- dungsstück anznschassen! Für den Unterhalt des Klerus mit zu sorge», ist der Staat moralisch vervsiichtet. Dem wohltätigen Etnslnß des Klerus ans die Bevölkerung ist es in hervorrngen- dem Maße z»>,»schreiben, daß die unerträglicbcn wirtschaftlichen Verhältnisse in Oesterreich noch nicht zu einer Katastrophe ge führt habe», daß Rnbe. Ordnung nnd die schwer bedrohte Sicher heit im Lande aufrecht erhalten blieben. Doch abgesehen von diese!» ideellen Moment sind in Oester reich noch andere Umstände maßgebend, die den, Staat di- POiclst anserleoen. für den Klerus zu sorgen. Der äste,reichliche Klerus ist auch beute noch alleiniger Träger des staatlichen Matrikenwesens: 2er Betrieb einer einzigen Pfarrlnnzlei stellt gerade in der bevölkernngspoliiisch so bewegten Kriegs- und Nachkriegszeit eine ganz immense Arbeit im Interesse des S'aa- tcs vor. Die Hgnptgrnndlaoe aber für alle Ansprüche de? Kle rus ans SlaaE-milteln liegt in der historischen Tatsache, daß im jrfesinischen Zeitalter der größte Teil des znm Unterbalte des .Klerus und zur Anfreclüerbal:! nc- des Kultus geschenkte» oder rechtsgültig erwor'-«.neu Eigentum? durch die sogenannte Säku larisation geraubt wurde. Um diesen großen Ranbzng einiger maßen zu bemärtrls. übernahm der Staat die feierliche Ver pflichtung, der Kaiser Josts im Jahre 1783 persönlich Ausdruck verlieh, ans dem nonaeschaffenen sogcnannlen „Religionsso»dS" dst Bedürfnisse der Kirche zu decken. Daß diese Konfiskation von .Kirche,igsttern hinsichtlich der Verschleuderung von immen sen Bcrmögcnswerleii. sei c< zngnnsten oder auf Kosten des SraateS, frappante Analogien mit den Erscheinungen des Co»,. bcS-Driandschen .Kirchensturmes und dem Verschwinden der frcm- zLsische» Alostermilliarde aufweist, kann kein Grund für d»> Schmälerung dieser Pflichten sein. Seit den josefinischen ..Kio, sieraufhebungen" ist der Staat dieser Verpflichtung in der Wc, - nuchgekommen, daß er die zum Existenzminiinnm notwend:,- Ergänzung („Kvngrua") zu den übrigen Einnahmen dcs Kler, - aus Pfründe,l, Slolärgebühre». Schnleiitschädigung usw. st stete, also nur subsidiär eintrat. Diese Art der Obsorge d> Staates für die Geistlichkeit, die au» einen, wider den Will der Kirche entstandenen Rechtsverhältnis entsprang, wuclc übr:- grnS auch noch in der sozialdemokratische» Regjerungüära in zwei Regierungsvorlagen kDczcmber 1919 und März IW> prinzipiell bcibchalten. Beide Entwürfe wurden durch die nki: Mitwirkung der sozialdemokratischen Regierung und durch st> passive der sozialistischen Abgecrdneten reibungslos angenoi men Nach den sehr offenherzigen Erklärungen dcs Bundc rates Preußler im BnndeSrate vom 20. Juli liegt die .,E>w schuldigung" für diese? Verhallen darin, daß „damals keine A, wa> zur Kirchstürmerci". Heute, wo die Notlage des Klerw aut das unerträgliche gestiegen ist und jene Gründe, die einü- mals die sozialdemokratische Regierungsvorlage anführte, in p>> tei.zieriem Ausmaße gelten, hält die Sozialdemokratie den A:> gcnblick für gekommen nnd nimmt die Novellierung des Kongri!', gcsetzes znm Anlaß einer brutale» Kulturkampfansagel L- l-ält diese Gelegenheit für wichtig genug, zum ersten Male ist gefährliche Waffe der parlamentarischen Obstruktion nn? dcu altösterreichischcn Parlament in die Republik herübcrzunehmc Die Regierungsvorlage änderte gar nichts an den, bishcrim,, Verhältnis zwischen Kirche nnd Staat, da an dem Prinzip feit . gehalten wird, daß die Kongrna nur, insoweit sie nicht durch o, dere Bezüge aus dem geistlichen Amte gedeckt ist, ans dem !>! . ligionsfondS ergänzt wird und nur jene Priester daraus A, . spruch haben, deren Stellen mit staatlicher Zustimmung stistew s.crt sind. Ta da» Minimaleinkoinmcn niemals die Höbe dcc vergleichbaren Beamtenkategorien erreicht, sondern lnigcsäb um 10 bis 20 Prozent hinter den vergleichbaren NnsangSscitzc:: der Bundesangcstelltcn zurückbleibt, kann keine Rede davon sei,, das dadurch der Klerus der Beamtenschaft eingeglicdert west'. Dagegen würde er sich auch nachdrücklichst verwahren. Daß Staat aber anch die Professoren der bischöflichen Gvmnasien atz geistliche Beamte einbezieht, ist um so selbstverständlicher, a!» durch diese hervorragenden wissenschaftlichen Anstalten mi! ihm, überall anerkannt rühmenswerten Erfolgen der Staat eiu« Fr leichlerung von unzähligen Lasten erfährt. Millionenbcträ« für Erhaltung von Gebäuden und für Lehrmittel bleiben ihm durch die bischöflichen Gnmnasiesi erspar?. Die Sozialdemokratie Oesterreichs bezeichnet« durch ihren Strecker diese Vorlage als eine „frivole Provokation der Emt f'idunge» breitester Volksschichten" und legte einen geradc-e infernalischen Haß gegen Kirche und Klerus an den Tag. E: ist unglaublich, was an Verleumdungen und Schmähungen vor- gebracht wurde, offenbar weil sachliche Gcgengründe vollkomme fehlten. Welch maßlosen Fanatismus bezeugt es doch, wen» Abgeordneter Tchneidincidl die Priester als Söhne von Ehebrcch,. rinnen nnd Dirnen bezeichnet, wenn Abgeordneter Abram gc- rade den Klerus von Tirol, der wahre, volkstümliche Helden den seinen zählt, bezichtigt, er habe „nur ans den Angenbiick g- wartet, da das Blut der Bauern und Arbeiter an der Frw. vergossen" werde; wenn ein dritter die Geistlichen den galiß. scheu Spiritusbrennern gleichstellt; wenn ein anderer tva-ia. für „diese Agitatoren der Vergangenheit, für diele Träger d-u kulturfeindlichen Geistes, für diese Feinde der Republik, für dies. Feinde der Arbeiterschaft" usw. nur einen Heller zu k-ewillstm Natürlich mußte zu ihrer Demagogie auch wieder die Fabel st dem Riesenvermögen der Kirche herbalten, das aber samt all: Krankenhäusern, Fürsorgeanstalien und Schulen kaum sa ^re^. ist als das einzelner Führer der Sozialdemokratie sein diicG Worauf da? alles hinaus soll, hat Abgeordneter Leuthner pc'- raten, als er sagte, daß „Hunderttansende den Tag hcrbcisebnen da der Katechismus auf Nimmerwiedersehen die Schulen stn läßt." Die Vorlage wurde angenommen, aber ihre BekämAust ging weit über den Rahmen üblicher Opposition gege., Geschst- vorlagen hinaus nnd wurde znm Wetterleuchten eines rügest»' den Kulturkampfes. ES ist für das christliche Volk h:cn nn stc Zeit, sich dagegen mit allen Mitteln zu rüsten. Geraume ZG ck hindurch hat die Sozialdemokratie in Oesterreich bereii? lic Macht in Händen gehabt. Wer bürgt dafür, daß sie nicht Ulm Nacht wiederum zur Herrschaft gelangt? > Literatur Weste zum Glück. Bücher für schöne LebenSgestaltiing. Mm Tr Alfons H e i l m a ii n. Zweiter Band: Zwischen AlttiG und Ewigkeit. Sonutcigsgedanken. 1. -10. Tcntsentz O:tst (VIII und 200 S.s Freibiirg i. Br. 1921. Herder. M. !>I9; gib. M. 15.— nnd Zuschläge. Tie Zehntausend«:, welche sie „Stunden der Stille" als cksti- weisiing zu beglückender Lebensgcsialtnng freudig b ntz'ck haben, werden gierig zu diesem zweiten Bande S.'mo tagSgedanken greisen, worin der Vertzisier mit de« g.ni zeit Innigkeit seiner Sprache nnd Glut seines Gefühls dtz glanzlosen Dinge des Alltags unter de» Schimmer dcs Enn-ic» stellt. Tas ist ja die brennende Sehnsucht unserer Zeit: wie wir Ke trostlose Eintönigkeit des veräußerlichten ArbeitS- und G: mtz: Betriebes von innen heraus durchgeistigen, wie wir inmine» einer großartige», aber gemntlose» Technik und einer niachttz.-.gc' den aber entwürdigenden Organisation unser Men chenim» wahren können, auf daß nicht die Tinge über uns Herr wc cr. die uns dienen sollen. — Lostet euch zeigen, wie lönii-i' c Leben ist, wenn ihr das geistlose Einerlei eures all'ä.zliclien ' ' sein» zu beseelen und zu verklären versteht! Lastet -mH lest:, welcher Reichtum großer Gedanken, glnckßhafs.'nder Wio >.!>,rt und besetigcnder Ge'nhle in dein heimlichen Innenreim c tz schlichten Menschen ruht! Lostet euch hinsnhren zu den . >> keiten, die Gott zur Erguicknng unserer Angen und Lobir.g sercr Seele an allen Wegen des Lebens uni nnS ansgebreitet!G. Braucht Deutschland Kolonien. Von Gouverneur Dr. Gm M Schnee. 62 Seilen. Preis gebeitet M. 1. -. Vertag von 5. GO u. Metzer in Leipzig. 1921. Wenn vor,dem Kriege von einzelnen Parteien der Wer: m serer Kolonien angcziveifelt, j,r znm Teil ats ein !än^gec Vr,:l>.: bezeichnet wurden, so hat die Not der Zeit mit solchem Mr:.'' doktriiiarismils längst nusgerännit. Heute trauert wohl das gum : deutsche Volk ausnahmslos dem uns entrissenen sictzoniccll'r r »ach in der Erkenntnis, was er für Tentschlauds Aicts'lrasislei-':> und Deutschlands Bevölkerung bedeutete. D e vorliegend.' Schrift des letzten Gouverneurs von Tentßtz Ostafrika unU io!- ' Erkenntnis'vertiefen und wach erhallen. Sir zeigt in g?d: rm.r,st .Kürze auf Grund langjähriger eigener prakHsiher Erjahrmig di: Notwendigkeit eigener .Kolonien für Deutschlands Le'.'.'.ls'>i!>!.ii.'>'. schildert nnsere hervorragenden kvloniaicn Lei>tillig-'>t, dir w» weit niiterschänten und ermutigt uns, immer w eder «aii l'-rnst der 14 Punkte des Präsidenten Wilson mster Reck,t an stp i«.«!.' nie» zu verlangen. Se ist die überaus anregende Dhr.sk dich* angetan, den kolonialen Gedanken wach zu holten und verodm! von möglichst vielen denlsrben Männern und Frauen g.lcnu »verdca. , Notl-I "urslenhof ° mprig ^ ft», rimmer mft N.i» n Wckrmn'.iffr, ro v-türr - " «onftrk„rf2>e
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