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Redner auf die Aerzte zu sprechen, welche auf Verlangen des Bisck»ofs ttoruin die Heilungen infolge einer Wallfahrt nach Trier besck>einigt haben. Er nennt ihr Handeln ge wissenlos. denn eine religiöse Nervenerregung könne bei Hysterie eine vorübergehende Besserung Hervorrufe»,, aber eine Heilung nie. Wir müssen eine solche Behauptung, wo mit einzelne ehrenhafte Männer des Äerztestandcs ohne alle Beweise so ans das Geradewohl einer elenden Heucl)elei oder einer haarsträubenden Dummheit geziehen werden, als eine Gewissenlosigkeit bezeichnen. Und dabei versteht doch der Herr Professor Thümmel von der Medizin nichts! Nachdem er die Aerzte als Betrüger hingestellt hatte, machte dasselbe mit der (Geistlichkeit und fuhr fort: Tie Mutter Gottes in Kevelaer sei keine Puppe, sondern ein Bild, aber trohdem mit schönen Kleidern geschmückt. Im Orte gibt cs sehr viele Wirtshäuser und viel, sehr viel Alkohol. Krüppel und .(tränke ans allen Gegenden strömen herbei, sie blicken mit inniger Andacht zu dem Bilde empor aber iimionst. Soll man da nicht erzürnt tverden über die Betrüger im langen Priesterrock, denen es nur aus Erwerb aiikoninit? Die Messe sei der Mittelpunkt des katholischen Gottes diensteS. Ter Priester hebe in der Wandlung eine Oblate in die Höhe und darin soll Gott gegenwärtig sein, mit Fleisch und Bein, wie der römische Katechismus sagt. Tnrch dieses Ovfer soll Gott nicht nur nm Verzeihung für unsere Sünde» gebeten werden, sondern auch sür weltliche An liegen könne man Gott ovsern in der Messe. Soll das Re ligiosität sei»? So Thümmel! Er reiht einfach eine Beleidigung an die andere, eine verleumderische Behanp kung gegen die gebildeten Katholiken reicht der anderen die Hand. Es ist ein wahrer Rattenkönig deö blinden Fanatis mns, der uns da vor Angen tritt. Tie Religion muß sckmieizei füllt ihr Haupt verhüllen, wenn für sie mit den schmichigsten Waisen eingetreten wird, statt in der glänze» de» Rüstung der Wahrheit! Wenn es Gott gleich isi, in welcher Form er verehrt wird, wie die Herren sagen, so kann es ihm aber absolut nicht gleich sein, das; man zu seiner Eine den Beelzebub znm Bundesgenossen nimmt!! Meis-cn. Ter siebenjährige Sohn einer in der Hasen straße wohnenden Witwe glitt beim Spielen ans dem Eise der Elbe ans, stürzte in den Strom und ertrank. Orlsnil» i. E. Tie liier wütende Tpplms Epidemie bat dem Aufseher Lions an einem Tage die Stühe» seines Alters, die 17 jährige Tochter und den 1!> jährigen Soli», geraubt. Schnecbrrg. Tie städtischen Kollegien haben die An stellnng eines Stadtbanmeisters mit einem Gehalt von NX»» Marl steigend bis .'ll»<»> Mark beschlossen. V. Bauticii. Vorgestern war liier ein Teil der Ver trauensmänner des ländlichen Wahlvereins versammelt, um unter anderem über die Landtagswahl zu beraten, welche im ländlichen Wahlkreise (kamen; Königswnrtlia bevorsteht. Man war allgemein sür die Wiederwahl des seitherigen bewährten Vertreters des (treises, Herrn Oockel Erostewih. Herr (toekel ist auch bereit, eine Wiederwahl anznnehmen. I» Löban ist. wie verlautet, anstatt des Abgeordneten Mattlies Sckiönbach Herr Fabritbesiher (tarl Förster Sprem berg als Lnndlagstandidat sür den sünsten ländlichen Wahl kreis ausgestellt worden Zittau. Tie städtische Mül'lsleinsabrit in IonSdors er leidet durch den Krieg in Ostasien bedeutenden Schaden, denn Rußland war bisher ihr das Hauptabsatzgebiet. Im laufenden Betriebsjahre ist nun der Absatz nach Rußland derart zurückgegange», daß bis zum Schlüsse des Jabres auf einen Umsatz von nur 70 000 bis 80 0W Mark zu rechnen ist. während im Vorjahre ein Umsatz von 130 000 Mark erzielt wurde. — Im Haushaltungsplan der Stadt Zittau spielt dieser Ausfall eine recht ungünstige Rolle. Gröba. Am 12. Februar wird hier der Ganturntag des Niederelbetnrngaues abgehalten. " Dresden, 23. Fon Tchlachtvietzprcisc nus dem Vieh» Hofe zu Dresden am 23. Fmuinr 1900 nach umllict'cr Feststellung. Mnrklineis sür Ml' Lic'r- flturuu.Z uieb -NM B r 1 r 1 H 11 ii li Lebend Lchlachi- (Hewichl Ml. ! Ml, en.ic» I, ». jtvlMeiichiftk. lilisftcuiüslkl, hüchslen «a.ll-.a-iwrrN'S dir zu J,ihn-„ . . NX-70 >>. Lrsnr-rciüii-c di'Sftlkilli.'ii 21 Zünfte ileischiftc, i>ia,l «iisgruilisll'ie. — l>0 -72 ünere aiisqsliiätlcn' '!> ?'!>ikift ft»:nil>i!e iiiufti.. — „ul fttuiwc.c i> -.4 —litt allere .;>» SS ,-.X -12 (»eruifl ftkiliihne jeden Rüerö . . 2-. -27 -»'»Z I> LEleuailfte. aiiSftem«islcleN,iibe 1 !>,>,!> NiNl- . . ,91 sleu Lch>,ichnverlc4 w; — i>> »Z—»'6 7' 2i KvUIlei'cliifte. alii-fteiiulsteie nü!,e tiöch sleu Lchliianweries bis zu 7 Julueii 3, Aellere lUlSfteimisleie Nüne und 32-0 00. ... wenig ftiil enlmickeUe jiinftere Nühe und »alben 28-:ri» 05, -f>7 zi Miiglft genährie »Oilie »nd Kalben . . 2» -S7 .V» - k> ! 5l 'Hering geinllirle ni:ke und Kalben , , K' Ä,,!»,,. . . . 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Fan. Produktenpreise in Dresden, Wetter: ^ Heiter. Stimmung: Ruhig. Weizen, meiner, alter 180—183 brauner, aller 76—78 P.-- ! . brauncr, neuer 76—78 173—177, russischer, rot 100 j bis t!>7, da. Meitzer 190-200 amerilan. KansaS . argen»». 19,9—20!. Roggen, iachsischer, alter 74—76 kr- , do neuer 7t —7'i lr-; 149-142, do. preußischer, neuer 140 —140, do. russischer Gerste, sächsische 160—173, schlesische und Posener 165, vis 189. böhmische und mährische 180—200, F-unergersle 128 -140. Hafer, sächsischer, alter , neuer 146—100, schlesischer —, russischer 140-146. Mais, (Liuguanrine 170 -I>0, 2a Pjata, gelber >30 -133, ainerikan. mixed 137—140. Rnböi pro 100 Kx; netto mir Faß. raffiniertes 49,00. Rapskuchen pro 100 Dresdner Marke», langc >2,00, runde 12,00. Leinkuchen prolOOIr-r: Dresdner Marken I. 16.0", ll 10.00. Weizenmehl pro 100 K-x netto ohne Sack tDresd. Marken,: >4aiseranSzug 30.00—31,00, ÄricSlerauSzng 29,00 bis 29,00. Semmelmehl 28,00—28,00, Bäckermnndmeh! 26.00 - 27,00, Grier-lermundmehl 19,00—20,00, Pohlmehl l.0.00—16,00. Roggen mehl uro 100 netto ohne Sack lDresdncr Markenj: Ar. 0 22,00 -22.50. Nr. 0'1 21,00-21,50. Nr. 1 20.00-20.50. Nr. 17,00—18.00. Nr. .3 10.00-16.00. Futtermehl !2 80—13.40. Weizen, kleie grobe >0,80-11,00. feine 10.69—10.89. Roggenkleie 11,60 bioj 11.80. Die sür Artikel pro 100 notierten Preise verstehen st sür Geschäfte unter 5000 k-x. Alle andern Notierungen gellen für, Geschäfte von mindestens 10000 leie. Feinste Ware über Notiz. Mehlpreise verstehen sich exklusive der städtischen Abgabe. Sehenswürdigkeiten Dresdens. K. (6eiu«lde-Galerie (Zwinger). Dienstags, Donnerstags! Freitags lO—3, Sonn- n»> Feiertags 1l—2 Uhr srei. MitiZ mochs, Sonnabends 10—3 ll >r 60 Pf.. Montaas 10—2 Uhr 1 Mk. 00 Pi. K. Ltilpserstich-Kabtuet iZivinger). Dienstags. Freitags 10—3 und 5—7 Uhr. Mittwochs, DonnerSlags, Sonnabends 10-3 Uhr. Sonn- und Feiertags ll—2 Uhr frei. Momags geschloffen. K. mineralog.-geol. u. »rahiftor. Mnseum <Zwinger-, Man tags. Dienstags. Donnerstags, Freitags 9—1, Mittwoch; 2—4. Sonn- und Feiertags von ll —I Uhr srei. Sonnabends geschlossen. K. Grünes Gewölbe iK Reüdenzschlotz Pi.) Wochentags 10—l Uhr. Fährmig von l—o Perionrn 9 Mk.. jede Pcr,on mehr 1.00 Mk. Sonn- und Feiertags geschloffen. K. histvr. Museum (Riinkammer, und «tewehrgalerte lll.,l»»n- „»NIN l » Montags bis mit Freitags 10 —2 Uhr 00 Pf. Sonnabends -2 Uhr I Mk. oo Pf. Sonn- und Feiertags 1l-2 Uhr 20 Pf. K. Porzellan- nnd Gefäß-Sammlung (.lokuiinoiim ll) Wochen tags (antzer Zoimavends) 19—2 Uhr oo Pf., Sonn- u. Feier-! tags ll—2 Uhr 20 Pf. K. matlieinatisch-vl-t-sikalischer Salon iZivinger). Montags bis Freitags 9—12 Uhr, Sonnabends, sowie Sonn- und Feiertags geschlossen. K. Lkttlptiircnsammlnng im -liberttnuni nud an der Frauen kirche 12, l iEosel-Palais), Wochentags giutzer Soniiabends) von 9—3. Sonn- und Feiertags II—2 Uhr srei. K. zvol. und nuthrop.-ethnogr. Museum (Zwinger). Sonn- >!»d Feiertags, Momags, Dienstags. Doniiersiag, Freitags >1 —l, Mittwochs, Sonnabends 1—3 Uhr frei. Li. Münz-tlnbinet >(lönigl. Residenzschlotz vl.). Dienstags und Freitags von 10 —I Uhr (nur für Studien) frei. K öffcntl. Bibliothek. «Fapa». Palais.j Wochentags 9—2 Uhr und nachm, antzer Sonnabends» 4—6 Uhr frei. Führung nm l2 Uhr. jede Person 00 Pf. Sonn- und Feiertags geschloffen. K botauiichcr Garten. Wochentags von 8 Ugr' vorm, bis 4 Uhr nachm.. So»»- nud Feiertags 6-12 Uhr: Gewächs häuser l'.mriirgelturin täglich «antzer Sonnabends) von 9—12 Uhr, sonst gegen 00 Ps. Fulnnugsgeld. K. Sächsische Armce-Sanimlnug Albertstadt Dresden, Marien allee). Geöffnet Dienstags und Donnerstags von >0-1 Uhr, Sonn und Feiertags von >l—2 Uhr, Eintritt (nur für Er wachsene» frei. Stadt-Museum «(Ucuzstratze 10, ll, Sonntags und Montags I I — l Uhr srei. An den übrige» Tagen von 9--'/„2 50 Pf. Museum des K. L. Alteltumsvercins und des Vereins fllr sächsiiche Volkskunde (Palais Gr. Garten». Wochentags >o—0, Sonn- und Festtags 12—0 geöffnei: Mittwochs und Sonnabends 3 0. Sonn- und Festtags 2—6 frei, sonn Ein tritt 00 Pf., (linder 20 Pf. Schilling-Museum. Pillmtzcr Strotze 03. Früh >0 Uhr bis abends Eintritt l Mk., Faniiiicnkarteii n.oo Mk. (enthaltend 0 Eonpons für je ei» Erwachsenes oder zwei (linder). Postwertzeichen-Museum, MoSczinskhstr. 0 «Hotel du Nord) Wochentags 10- 4 Uhr. Erträgnisse zu Gunsten dcS Albert- vereins. Körner-Museum, (körnerstr. 7. Wochentags 9—2. Mittwochs und Sonnabends 9—1 und 2—0, Sonn- und Feiertags ll bis 2 Uhr. Eintritt 00 Pf. Gchestiftung (staaksw. Bibl. m. Lcsezimm.». (kl. Brndergaffe 21, l jeden Wochentag lO—2 und lantzer Sonnabends» 0—9 abends. . >> Tie Allieisle», das beißt die Gottesleugner, mühen und gnälen sich immer, eine Erklärung über Unerklärliches zu finden und sie geben deniienigen, was zuerst war. alle möglichen Namen. Sie nenne» es „All", nennen es „Ul schleim" und und nur ängstlich bemübt, das Wort „Gott" zu vermeiden, iväbrend sie doch dem Wesen nach immer und immer etwas Göttliches, nämlich etwas Valltominenes, Allmächtiges, UebeiinenschlicheS gls vorbgnden anneh- nie» müssen und beschreiben. Aber nur „Gott" darf bei ihnen das Göttliche nicht beißen. So wie zur Zeit der großen sranzösischen Revolution die Macht haber den Gebrauch des Wortes „Gott" sogar gesetzlich verboten baden. Solche Lehren, wenn sie mit noch so viel Scharfsinn anfgebant sind, und Respekt ein- slöße» dnrch die Fülle der Gedanken, die sonst i» ihnen stecke», wirken auf eine solche Art dennoch am Ende komisch. Aus diesem Grunde bin ich gerade nach der Lektüre all dieser Ga»; und Halbgelelnte» erst recht gläubig geworden, nämlich gläubig in dem Sinne, daß ich überzeugt bin, es sei im Anfänge aller Tinge Gott gewesen. Dieser bat alles erschaffen und uns Gebote ge geben, an die wir uns halten müssen, ohne die wir nicht leben könnten. Im Lause der Jahrtausende sind ans dieie» zehn Geboten alle möglichen Gesetze geworden, die der Staut be chließt und tundinacht und deren Einbattung er von seinen Büiipri! erzwingt. Tie zebn Gebote aber sind doch die Grundlage der ganzen menschlichen (lnlliir und wenn wir das letzte I-Tnpfchen irgend eines Gesetzesvaragrgpben achtungsvoll respektieren, uni wie viel mehr müssen wir uns bemüiien, die zebn Gebote selbst zu holten, welche die Onelle aller ge sctzgeberi'chen Beslininiiingen sind." Marie batte ansinerlsai» den Worten des Geliebten aelanscht. und wenn sie auch nicht alles darin verstand, jo begriff sie doch den Sinn seiner Rede und gab ibin dabei von Herzen recht. Wenn sie bisher nicht ganz so gebandelt wie Fritz es jetzt als notwendig und richtig gnseingndersetzte, so war das eben eine Folge der Gedanlenlosigkeik, in welcher die ganze Familie Stark als eine tvpi'che l'lrbeileiiamilie der Großstadt dabingelebt batte. Jetzt aber, wo Fritz als liebevoller Mabner an das Gewissen pochte, jetzt war Marie sofort entschlossen, noch seinen Worten z» bandeln, auch wenn die Mutter den (topf schütteln oder vielleicht gar schelten sollte „Tn bost recht, Fritz," sagte sie. „Ich sehe ganz gut ein, daß man die Lebren der Religio» beachte» muß. und d» wirst seben, daß auch der Vater dabei deiner Meinung sei» wird." ....Als Mann mit gesundem Hansverstand wird er mir beipslichten," be merkte Fritz. „Tie Religio» ist glich die O.nelle einer jeden Autorität und dein Vater bat gerade in der letzten Zeit Gelegenheit gehabt, zu seben, wohin es koinii». wen» ei» Haufen von ungebildeten Elemente» die Autorität der böber gebildete» mit Füße» tritt und selber Autorität sein will. Es gibt ja heutzutage viele akademisch gebildete Menschen, welche die Religion für etwas Kindlich Naives batten und der Meinung sind, daß sic selbst über so etwas hinaus seien »nd der Beahachtnng religiöser Grundsätze nicht mehr bedürften'. Tos ist aber gerade falsch. Es kann sei», daß der eine oder andere Hochgr- bildete sich eine Moral bilde» kan», welche ilm vor groben Verfehlungen be wahrt. Aber das wird vielleicht einzclnen gelingen, und diese einzelnen vcr- Wechsel» sich immer mit der Gesamtbeit. Die Gesamtbeit der Menschen bestellt niemals ans Hochgebildeten, sondern stets ans Durchschnittsmenschen. Man weiß ja, wie Schiller in seinem „Demetrius" drastisch von der Mehrheit gesagt — 7,!> — hat, das; sie der „Unsinn" sei. Jedenfalls kann die ganze Masse des Volkes »iewals philosophisch dnrchbildet werden. Sie kann also niemals an künst lich loiistrnierteii Moralgesetzen ihre Stütze finden, sondern sie wird entweder gläubig sein, wenn wir de» Glauben an Gott ihr erhalten und ihn pflegen, oder >ie wird »»gläubig werden, wenn wir nach dem Muster mancher Ge lehrter diesen Glauben in ibr zerstören. So lange sie gläubig ist, wird sie eine Autorität respektieren, wenn nicht nm der Menschen willen, so um GotteS willen. Ist sie aber einmal ungläubig geworden, dann ist es selbstverständ lich, daß sie jede Autorität mißachtet, und da sie an keinen Gott über den Menschen glaubt, auch keinen Herrschenden in den Reihen der Menschen selbst oiierkeiint. Tann zerbricht aber die glaubenslose „philosophische" Menge auch jedes Königtum von Gottes Gnaden, jeden Besitz, jedes Staatsgesetz. Tie heutigen Formen der Ehe und Familie haben dann keine Bedeutung mehr, den» niemand bat sie gegeben, jeder kann sie nehmen. Darum sage ich: „Webe, wenn jemand leichtfertig an dem Gottesglanben rührt. Und ich werde daher immer dafür sein, daß der Kirclie ihr Neckst wird und daß sie geschützt werde gegen Bernnglimpfung und Herabsetzung." Nach diesen Worten schlug Fritz einen sckierzhaften Ton an, indem er bemerkte: „Jetzt wirst du mich aber gleich anszanken, weil ich dir heute lauter so trockene Tinge erzähle." Marie aber versicherte lebhaft, daß ihr interessant gewesen sei, was Fritz erklärt habe. „Ich bin froh," meinte sie, „wenn mir jemand etwas über solche Dinge erzählt. Tenn im Geschäfte oder zu Hanse wird ohnehin immer nur über nebensächliche oder dumme Sachen gesprochen, aus denen man nichts lernen, kann. Wenn d» aber so gut bist, mir hier und da etwas beizubringen von dem, was d» gelernt hast, so profitiere ich etwas bei dieser Gelegenheit und bin wenigstens nickst mehr das gedankenlose Ding wie früher." Fritz war von diesen einfachen Worten des Mädchens wahrhaft gerührt und gleichzeitig war er sogar stolz ans Marie, denn er erkannte nun erst reckst, welche vortrefflickieii Keime des Gemütes und des Geistes in der Tochter des einfachen Arbeiters schlummerten und er malte es sich aus, wie er ein mal als glücklickier Gatte Mariens seine Lebensaufgabe darein setzen werde, ans ibr eine tüchtige, gebildete deutsche Frau zu machen. Olme, daß sie viel von sich selbst gesprochen hatten, gestaltete sich die Verabschiedung der beiden Liebenden am heutigen Abende noch inniger als sonst. Neben der tiefen Liebe, welche die beiden jungen Herzen aneinander- kettete, batte sich beute ein geistiges Band gefunden, tvelches von ihm zu ihr führte und das Bündnis twr beiden erst recht zu einem unlösbaren machte. Das waren auch die Gedanken und Empfindungen, mit welchen Fritz und Marie anseinandergingen. 14. Doktor Marlins hatte die Zusage, Dorneck eine Stelle zu verschaffen, nicht vergessen. Er nahm zwar sonst Gefälligkeiten, die er jemanden er wiesen hatte, nicht sehr ernst, sondern bcharrte nur auf solchen Leistungen mit großer Genauigkeit, die andere ihm gegenüber übernommen hatten. In diesem Falle aber glaubte er seinen persönlichen- Vorteil mitspielen zu sehen und nahm sich der Sache an. Der alte Comprani nämlich schien ihm seit