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ML»» L».J-Hrg. «eschSft-ste», «nd «,»aktk-«r Dre»de«»A. 18, Kolbrtnstraß« 46 Sonnabend 3. Juli 193V Fernsprecher 21868 Postscheckkonto» Leipzig Ne. 14797 v«»u«»pr»i»' M«rt«l>LtzrII<- tn »«, «»slVästSstrll» «d» von der Pol» abgehoU AnSgab» 1 mt« llluslr. «»Uag« I0.S0F» N«»g«»« » V.4S SS. I» Dr«»d« und ganz Leutlchlan» ft»» Hau» !U»»,ab» 1 I» «S «>»aad« » ».»« — jvl» kückfilch» voU»»«ltung »rlchrkrt an ollen Sochentogen nachm. - Kprechslimd« der Redaktion r II bi» I» Uhr dorm. WW «n,»««»», Nnnatz«« von »elch»lt»an,«>akn »»» 10 llhr. »o» ftamiilenan»^-«» »1» »» «l-r vor». — drei» für »», Petil-EbaltzetI« 1.10 er im RellameleU «8V 1». Pfamili«non»et«en I .llU e» — ssitr undeutlich »etchrteüen«. sowie durch gecntweche» »„iaegedene vnj,rigen künnen int, di» VerantworllichkeU für di» Richiiok»it de» texte» »ich» tib»»nehmen Flitterkleid „Alle unsere Hoffnungen auf eine Hesse« Zeit be ruht auf der Arbeit, auf unserem Können und dem Fleiß unserer Hände. Halten wir uns Tag für Tag, Stunde für Stunde vor Augen, daß wir arm, bettel arm geworden sind, daß jeder von uns opfem und seine letzten und besten Kräfte anstrengen muß, da mit wir im Kampfe mit der Not obsiegen, der großen Not, die sich nicht länger durch das Flitterlleid von Papiermilliarden verdecken läßt." H Mit diesen bitterernsten Worten schloß der Neichssinanz- mknister Dr. Wirth am Donnerstag seine Rede Im Reichstag, die uns erneut ein erschreckendes Bild von der verwüstenden Wirkung des Krieges und auch von der unglücklichen Finanzpolitik, die während des Krieges gemacht worden ist, gegeben hat. Ob der Mahnruf des Reichssinanzministers bei dem Teil des deutschen Volkes, an den er gerichtet ist, irgend eine Wirkung ausüben wird? Man kann und muß es füglich leider bezweifeln. Wenn wir wirklich im Kampfe mit der Not obsiegen wollen, wenn wirklich die Erkenntnis werden soll, daß das deutsche Vaterland arm, bettelarm geworden ist, dann ist die Voraussetzung dafür, daß zu gleicher Zeit eine seelische Er neuerung eintritt. Aber da erhebt sich die große frage, ob man überhaupt von solchen Dingen sprechen darf. Nene Gedanken auszu sprechen, ist heute nicht beliebt. Soiiderbarenveist wird der Gedanke von der Notwendigkeit einer seelischen Erneuerung, d. h. der Wieder herstellung des seelischen Gleichgewichtes des Volkes vielfach als ein neuer Gedanke angesehen. Aber angesichts der ernsten Worte des Reichssinanzministers und angesichts dessen, daß am Tage vorher der Führer der Zentrums partei Trimborn mit Recht auSgeführt hat, die weitesten Kreise unsere» Volkes seien sich über da» Schreckiche der Lage nicht klar, die Masse des Papiergeldes täusche ihnen eine gewisse Wohlhabenheit vor und demgegenüber müsse klar und deutlich ausgesprochen werden.' So wie bisher kann es nicht wcitergehen, sonst ist die Katastrophe unaus bleiblich — angesichts dessen muß es nun wieder einmal offen auSge- sprechen werden, daß wirklich weiteste Kreise an dem Flitterlleid von Papiermilliarden großen Gefallen gefunden haben. Der Reichskanzler Fehrenbach hat in seiner Rede, die er am Dienstag an dle Studenten gerichtet hat, seinen Ausführungen dis Wort des Bischofs von Keppler „Mehr Freudei" zugrunde gelegt. Es sei uns ge stattet, darauf hinzuweisen, daß wir schon vor mehr als Jahresfrist, nämlich in Nr. 32 des Jahrganges 18 der „Sächsischen Volkszeitnng" vom Sonnabend den 8. Februar 1919 an da» Buch des Bischof- von Keppler erinnert haben, indem dieser hervorragende Ktrcher.sürst schrieb, und zwar schon vor dem Kriege: „Die wahre, geistige übernatürliche Freude scheint entwertet in der heutigen Welt — schätzen wir sie über alles!" Es hat Kreise gegeben, die uns damals diesen Artikel außerordentlich verübelt haben, die das Wort nichr anerkennen wollen, daß bei uns „in der Zeit der tiefsten Erniedrigung das Gekreisch der Burleske und da» Gejammer >"ir ein verlorene» Leben hintereinander herjagen". Seitdem ist es nicht besser und nur schlimmer geworden, und wir wiederholen mit Bewußtsein, was wir damals gesagt. Wir bluten ms tausend offenen Wunden — aber man tanzt, wir sind und werden erniedrigt, wie kaum je ein Volk vor uns — aber man tanzt, wir werden verhöhnt und vergewaltigt — aber man tanz«, unsere herr lichsten Gaue sind der Spielball unserer Feinde — aber man tanzt. Und da», was wir damals aussprachen, daß die heutige Zeit uns ent- gegeuschreit: Pflichten, Pflichten und nochmal? Pflichten, das hat die Bede des Reichssinanzministers Dr. Wirth ge.adezu erschreckend ent hüllt. Man sehe sich um in der Welt und man sehe sich um bei uns in Deutschlandl Man gehe auf die Rennplätze und sehe die Zehn- tausende an einem Sonntage rollen. Man werfe einen Blick in die staubgeschwängerten, von der Juni- und Julihitze feuchten Tanzlokale und denke an da» Wort: Pflichten. Und während diese Zeilen die Rotationsmaschine durchsausen, bewegt sich zwar in der Hauptstadt -Mens ein hoffentlich gewaltiger Zug durch die Straßen, der Zug der Oberschlesier, der Zug der Ost- und Weslprcnßen. der Zug aller derer die da in banger Erwartung an d'e Abstimmung In unseren deutschen Ostprovinzen denken — aber zu gleicher Zeit fährt draußen an der Elbe am Schlagkaum der Vogel hoch, draußen auf der Vogel wiese, wo in diesen Tagen eine Zeltstadt wie in Friedenszeiten er richtet wurde, und wohin nun als Abwechselung im Taumel des Vergnügens Tausende und Abertausende ihre Schritte lenken oder für I.ÜO M. mit der Straßenbahn hinaussahr-'n werden, um das Riesen- trokodil zu bestaunen, dem Gekreisch der Burleske zu lauschen und ich im Kreise herumzuwirbeln. Ja, ans tausend Wunden bluten auch heute noch Land und Volk — aber man tanz». Flitterlleid der Papier- lnilliardenl Und in dieser Zeit, just zu dles'in Tag. an dem unsere Regio- rungsmänner nach Spaa reisen, an dem lausende in der sächsischen Hauptstadt ohne Unterschied der Konfession und der Partei für deut- ches Land demonstrieren, an diesem Tag. an dem die Vogelwiese rSssnet wird, kommt die Meldung von einer ungeheuren „Tat", welche der HauShaltungsaus'chuß A der Volkskam mer vollbracht hat. Dieser HauShaUungSauSschuß ersucht, die Volks kammer wolle beschließen, „die ßte, »rung zu ersuchen, die Musik- und Gesangs au.'ührungen in der ehe maligen katholischen Hosir che möglichst bald von den Gottesdien st en loSzu»ö - ».' Die Namen dieser Helden, die diesen Beschluß gefaßt haben, sollen der Mit- und Nach welt nicht vorenthalten kl- den. Es ist der gesamte Haushaltsaus- schuß der Volkskammer, bestehend aus den Abgeordneten W:r>h, Anders, Fellisch, Schulze, Tunzer, Easta». Elans. Dr. Harter, Koch. Langer, Linke, Müller (Zwickau), Rhssel, Schnirch, Schwager, Spind- ler, Weiß und Ziller. Im trau en Verein finden wir hier die So zialdemokraten, die U n a - h ä n g i g c n, die Demokra tischen Abgeordneten zusammen mit den Abgeordneten Dr. Harter und Ziller von der konservativen D e u i > ch n a t i o n a le a Partei und dem Abgeordneten Anders von der Deutschen Volkspartei. Wer denkt da nicht an das Wort des national* liberalen Volkskammerabgeordneten Dr Kaiser vom 3>1. Juni 1919, daß sie, die Deutschen Volksparteile-:, in der Schulsrage im Endziele einig seien mit der Sozialdnnok'.U'e. daß nur die Wege verschieden seien und daß bei Preisgave der evangelischen Schulen kein Mistzeug gegen die katholische Kirche vorhanden sei: wer denkt du nicht an das Wort des Führers der iäcbsischen Konservativen und heutigen deutschnationalen Abgeordneten Tr Wagner in der Volkskammersitzung vom 11. Juli 1919, die protestantische Kirche werde durch das Schulgesetz auf das sch.oecsst betroffen „auch in ihrem Kampfe gegen den Ultramontanismus". Hier sind-,, wir sie also min glücklich beisammen. Von der äiißefften Rechten der Volks kammer bis zur äußersten Linken in dem Ersuchen an die Negierung, „die Musik- und Gesangsaussührnngen in der ehemaligen katholischen Hoskirche möglichst bald von den Gottesdienst-,' loszulösen". Hat man schon irgend einmal etwas Ernsthaftes gehört von einem Kampfe der Volkskammer gegen das Flitwillstd der Papiermilliar den? Hat die Volkskammer irgendwie schon einmal die Gesebgebnng und die Regierung dafür in Anspruch genommen, ernsthaft gegen die I jedem ersichtlichen Auswüchse unseres VergnügmrgslebenS vorzu- gehcn? Neinl Aber die Kirchenmusik in de. katho lischen Hoskirche muß beseitigt werden. Arm, beitel- arm sind wir geworden und die Arniut des deutschen Vaterlandes wird sich noch in erschreckenden? Maße zeigen. Da hat der Haus- haltsausschuß A der Volkskammer nichts wichtigeres zu tun, als diesem Parlament einen Antrag auf Abschaffung einer Stunde seeli scher Erhebung und künstlerischen Hochfluges allsonn'äglich vorzu schlagen, bloß deshalb, weil sie mit dem katholischen Gottesdienst verbunden ist. Selbst wenn die Volkskammer, was ja nichr zu hassen ist, diesen Antrag ihres Haushaltsausschusses A ablehnen sollte, wird dieser Schandfleck aus der ja an und für sich nicht sehr ruhmreichen Geschichte der Sächsischen Volkskammer nicht wegzuwischen sein. Es gibt viele Katholiken — das sprechen wir offen aus — welche den Wegsall der jetzigen Kirchenmusik beim Sonntagshoch amte in der katholischen Hoskirche nicht beklagen würden, und zwar lediglich aus dem Grunde nicht beklagen würden, weil bei dem Be suche dieses Gottesdienstes es eine nicht unerhebliche Anzahl von Andersgläubigen gibt, welche die Würde des Gotteshauses durch ihr Auftreten nicht wahren und vielfach störend auf die Andacht der ka. tholischen Besucher wirken. Aber das Skandalöse dieses Beschlusses bleibt doch bestehen und zwar vom künstlerischen Standpunkte aus. Die Kirchenmusik allsomitäglich um 11 Uhr in der Hofkirche ist weltberühmt, sie genießt'einen Ruf, der nicht nur in Frie- denszciten, sondern auch heute noch weit über die Grenzen Deutsch lands hinausgeht. Ein seit einigen Monaten wieder in Berlin leben der evangelischer Schweizer Herr erzählte mir kürzlich dort, daß er den ersten Sonntag, an dem der Schnellzngsverkehr wieder eingerichtet war, dazu benutzt habe, lediglich deshalb nach Dresden zu fahren, um sich au der herrlichen Musik beim Hochamt zu erheben. Wir haben doch wahrhaftig in Deutschland im Zeichen des Flitter kleides von Papiermilliarden nicht mehr allzu viel Kulturgüter zu ver lieren, und anstatt alles Erhabene und Hehre zu fördern — selbst wenn eS mit einem katholischen Gottesdienste verbunden ist — be schließt der Haushaltsausschnß A der Volkskammer die Forderung, die Kirchenmusik vom Gottesdienste der katholischen Hofkirche loszu lösen. Ein Schlaglicht auf das, was man dortseitS unter Kultur versteht! Wir beneiden den Haushaltsausschuß N um die traurige Berühmtheit, die er durch diesen kulturfeindlichen Beschluß erlangen wird, wahrlich nicht. Dieser Haushaltsausschnß soll uns nur ja nicht kommen mit finanziellen Bedenken. Wenn er mit Recht an Ausgaben 7 813 027 Mark für die Staatstheater bewilligt hat, dann können die Ausgaben für die Kirchenmusik wahrhaftig nicht ins Gewicht fallen. Und außerdem gibt es ja Gelegenheit genug, an anderen Stellen recht aus giebig zu sparen. Aber das ist ja gar nicht der Zweck der Sache. Denn cS heißt, wie gesagt, „die Musik- und GesangSaufsührungen in der ehemaligen katholischen Hosknche möglichst bald von den Got tesdiensten loszulösen". ES ist uns wohl bekannt, was damit gemeint ist. Mit diesem Beschlüsse hat sich der Haushaltsausschuß A der Volkskammer auf den Standpunkt der Bestrebungen gestellt, welche aus der katholischen Hofkirche einen Konzert saal machen wollen. Von gewisser Seite sind solche Bestrrbung.'n schon längst im Gange. Also auch hier hat sich der gesamte HauS- Haltsausschuß einschließlich der Rechtsparteien, auf deren „Katholikenfreundlichkeit" manche so große Stücke halten, diesen Be strebungen angeschlossen. Es bedarf keiner aussührlichen Charakte ristik dieser Sache mehr. Sie richtet sich von selbst. Di, Hoflirche ist bekanntlich Staatseigentum, das heißt sie wird wenigstens als solches von diesen Seiten in Anspruch genommen und min holt man zu dem Schlage aus. der schon längst beabsichtigt war, das Be nutzungsrecht der katholischen Kirche zu beschrän ken und sie weltlichen Bestrebungen zugänglich z« machen. Was das für die Katholiken bedeutet, dafür hat natür lich der HaushaktauSschuß A der Volkskammer von Ziller (Deutsch- national) bis Mistel (Unabhängig) nicht das geringste Verständnis, Ebenso wenig darf man bei ihm Verständnis voranssctzen für die Tatsache, daß diese „Musik- und Gesangsaussühruiigen" nur im Ver ein mit den gottesdienstlichen Handlungen zur Wirkung kommen können. Noch wissen wir nicht, was unS die nächsten Wochen auf außen politischem Gebiete bringen werken, wohl aber wissen wir von den GührilngSerscheinungen in Deutschland, wissen wir, daß weite Kreise des deutschen Volles im Flitterlleid der Papiermilliarden dem Ab grund enigcgentanzrn — da beschließt der Haushaltsausschnß A der Sächsischen Volkskammer, cinzufallen in die größte dem Gottesdienst geweihte Stätte der Katholiken Dresdens und Sachsen? . . . HM. Sturm im Reichstag Berlin, 2. Juli. Der vierie Tag der großen Aussprache ist wiederum reich an spannenden Momenten und Zwüchenkällen. Es will allerdings zu nächst so scheinen, a!8 ob die Sitzung einen crregungstostn, rühmen Verlaus Mimen werde. Das Kescbäll der kleinen Anträgen und der artt sie erfolgenden Antworten cr-egt wenig Interesse und wenig Auieilnahme der Mitaln-wr des Haukes. Lebendiger wird es erst, als der Cri äKrungsminister Dr. Hermes in rubsten, sachlichen und klaren An »ksihrungm sein Programm über die E-aSbrnngSsage und die Produktionssteiaeiuna vor dem aullin-lmm lausch »den Hause entwickelt. In Illzstündlger R-'w setzt sich der Minister mit un'errr bentigen Eruähriingslage auseinander. Der Kernpunkt liege einerseits in der Bcnnehi ing, andererseits in der Verbilliaung »nstier Lebensni ttcl durch die K alle der hc mischen Landwirtichas«. Mög lichste F,eibeit kür die Errcuaer und ellie angemessene Preispolitik seien Grundbedingungen kür die künktiae Enlwickttnig. Dabei lebnt der Minister eine einseitige Preispolitik zugunsten der Land wirte ob, während er bereit ist, den erböhtcn Herstelliingsvreisen Rechnung zu tragen. Er kündigt an, daß dcr Abbau der Krieg?- gesellschasten i» beschleunigtem Maße fortgesetzt werden soll. Aus eine Anfrage über die ttebergriffe der Polen und besonder? über die Verballung des Dr. Holtum aittwoitet der Minister des Aeußcrcn. Simons, der sich hiermit dem Hanse in scllicr neuen Eigenschaft zum ersten Mole vorstrllt. Seine Warte zcimcn von Energie. Er bält nicht damit zurück in »rer Schärst und E'Echst« denheit das Verbalst» der Polen zu geißeln- Er betont, daß, solange dcrarlste Ucberattsis von seiten der Polen vorlommcn, von wirt- schastlichcn Verhandlungen kr ne Rede sein lönne, ionde.n nur von Repressalien. Auch die Ausrede dcr polnisch«n Regierung, daß rS sich lediglich um Uebcrgriffe imlerarordiieter Beamtcr handele, lasse er nicht gelten. „ Tie volniiche Regierung trägt die ganze Verant wortung allein anui sur die schweren Uebcrqr ist ihrer Uitter- beamien. Der Minister tritt ab, der Präsident ericikt das Wort dem deutsch nationalen Abg. Dr. Oelsferich. Das Haus ist lauiloS still, gespannt. Man will kören, was dieser Mann, dessen unselige Tollheit mir Mt styl in voller Wucht zu spüre» bekommen und den cs veistauden ha«, seine Person wieder in den Vorder, innd dcr Ereignisse zu stellen, was dstser Monn wobl dem tnrnstbcn Volle zu sagen habe. Man war enttäuscht. Der eiste Teil der Hrlfst.-ichicheu Rede war ausgeiüllt von Allarme „beiten, die man alle Tage in der deniichiiLtionalen Presse lesen tonnte und noch lest» kann. Dcr zwettc Teil bestand in einer ei'npehenden kritischen Betrackmng der Rede des F'iialnnnnisters, in der er sich selbst mit Lodcrbymnen übcrgoß. Der letzte Teil bestand in einer rein politischen Ausein andersetzung über von ihm konstruierte Aussichten zur Erlangung eines besseren FriedcnS. Wir bedauern cs. daß Herr Helsstnch nicht schon in den dunklen n»d bitteren Tagen der UittciMchnung deS Versailler Vertrage? seine hellseherische Sttmme hat ertönen lassen und daß er nicht damals schon aus seiner Versenkung emporgeststgen ist, um das Heil deS Volle? zu werden. Diese Ehre hätte man ihm gewiß gern überlassen. Iller Freunde in der Not neben lanstud auf ein Lot; die? darf man auch auf nicht wenige Vaterlands' cunde auwenden. HelfferichS Rede war begleitet von stürmischen lloste- brcchiingen, ja minutenlangem Lärmen, worin sich nattiigemäß die Unabhängigen in Sonderheit auszeichnestn. Dcr Präsident hatte cs nicht leicht. Er mußte oftmals cinore icn, um deu Redner in den lauten, lärmenden Tosen der Mdeisacher Gehör zu verschaffen. Es war Sluimstimmuna. die während der ganzen Rede unvermindert anhiclt. Das Bravo der Teutschnationale» und das Zischen der llnab« äugigen begleitete Herrn Helffer ch, als er nach zweistündigen AuSslttt'ungen die Rcdnertttbiine vcttieß. Ihm ai twortct dcr Reichsfinanzminister Wirth. Bestimmt weist er HelfferichS Anklagen zurück und gibt seiner Entrüstung dnrübcr Ausdruck, 24 Stunden vor Spaa eine solche Rede gehört zu haben. Allmählich beruhigt sich da» Hau», die Wellen der Erregung glätten sich, ruhig läuft die Sitzung aus mit Aus führungen deS Abg. Necker-Heffen (deutsche Volksparlei). Dem Hause liegt ein Antrag der Koalilionspaiteicu vor. Ter Reichstag wolle beschließen: Dcr Reichstag hat die Erklärungen der NcichSregierrmg vom 28. Juni 1920 zur Kenntnis genommen. Er erwartet von der Regierung, daß sie diesen Erklärungen entsprechend die Politik de» Reichs, insbesondere auch bei deu bevorstehende« Verhandlungen i» Svaa führen wird. Die Deutschnalionalen unter Führung von Hergt habe» dazu einen Anbänderungsnachtrag ge«