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Röthlg—Setlmaler. Soldo—-Lorenz. Schnllwlg—Natzmer und Hall—Nellbrink. Boruusstchil.ch rveroen «.ucy Neumer und Rosenlöcher mit starien. Literatur. „Bibel und Jesuit" heißt der neueste Roman unseres beliebten Schriftstellers Anton Schott. Dieser Roman be ginnt in dem soeben erschienenen Heft 10 des „Deutschen Hansschatz". Neben einem Stück echten Volkslebens lernen wir hier den Kampf um den Glauben kennen, der hie böh mischen Lande nach der Schwedenzeit noch lange benn- inhigte. Echte Volkstypen wandern hier an unserem geisti gen Auge vorüber, wir schauen tief in die oft unergründ liche Volksseele hinein, in der so viel Haß wuchert und so viel Liebe wohnt. Franz Zach führt uns in eine ungarische Eishöhle, die ein ganz sonderbares Naturwunder darstettt. P. Hoche plaudert über Bücher und Bildung. In der Kri minalerzählung „Tie Mumie" sehen wir, mit welch raffi nierten Mitteln oft die Verbrecher arbeiten, aber es ist ein Glück, daß es »och raffiniertere Detektivs gibt. Für den Naturfreund ist der Artikel „Gottesanbeterinnen", von Dr. Knauer von besonderem Interesse. In dem Roman „Die Harlymühle" wird die Handlung immer verwickelter, es soll uns Wundern, wie hier der Knoten gelöst werden wird. Außer den „Himmelserscheinungen im März", „Literari sches" und einer „Sammelmappe" enthält das vorliegende Heft noch eine vierseitige Hausschatzchronik mit 15 Bildern, eine interessante Beilage für die Frauen und eine sehr un terhaltende Beilage für die Jugend. Man sieht, der „Deutsche Hausschatz" wird allen Anforderungen gerecht, die man an ein gediegenes illustriertes Familienblatt zu stellen Pflegt. Ein Abonnement kann nur empfohlen werden. >l. Kunst. Wissenschaft und Vorträge. 'p'resveir. Sven Scholander ist n der Behandlung der Lieder zur Laute von unerreichter Eharaktereigeniümlichkeit. Er singt nicht nur, sondern er genaltcl die Wort; dramatisch. Alles lebt in ihm: er tri t mit dem Pub ikum in den regsten Wechieloerkehr. Am Sonnabend gab er wieder im Paimengarten einen Liederabend. Ausoerkauft mar das Haus ."eifall empfing ihn und seine Tochter Lisa, die seit vorigem Jahre mitwirkt. Las Programm war neu; nur als Zugabe wählte Scholander aus se nein Repertvir auf Wunsch bereits bekannte, aber sehr be liebte Lieder. ES wechselten schwedische, fra zösische und deutsche Lieder, gesungen von Vater und Tochter oder den beiden allein. Jede Darbietung erntete lebhaften und fröhlichen Beifall. Lisa Scholander muhte sich insoPe Unwohl eins einige Schonung auf- erlegcn; dafür udcrbot Sven Scholander sich in liebenswiudigen Zugaben und lebendig m Sang und Sp el, so das; der Ovationen kein Ende zu ive den schic, bis er d e Verehrer seiner Kunst auf sein W ederkommen im Mai vertröstete. r-r I Dress,n. „Heiterer Kit n N ler ab c n d" nannte sich der vom Kvuigl. Hufopernchor zum B stcn der Perstans- und Wiiwenkosse v-rar staltcle dritte Abend d eser Laiion Ber ihrer allgemeinen Bcli biheu erfiente sich auch birser eines zahlreichen Besuches und reihte sich den beiden voi« me.jangen.n binsichtlich d,r Darbietungen würdig an. Das out entlvor eue Programm bi achte einen seicben Cboi Walzer von Joh Straus; unter Leitung des Herrn Cwidlr.k or D>. Latzko, ernste und heitere Solovort äge der Herien Hofopernsänger Henser und Ho schauipieler Meyer, eine komvch-'lliistrielte Speiset, rte. gesungen b n vier Chor so listen, Wohlgeiungene P stm grartetts, rusgeslUrl von Hcirn Schleyer mit drei kleinen Mädchen, und die vetühmis Wahnsinnsarie uns Lucia von Lämmermoor. Letzieie sang Frt. S iem s, akkampagniert »on der Wonderflöte de« Herrn KammerviituoS Wunderlich, mit b-wued rnSwerler Kehlfertigkeit. Um die B.'aleitungen mochten st4 Herr Ho'kor<epetitor Krause und das BÜHaeno ch.ster, gr ienet von He, ,a vechert, verdient. Den Schl ß bildeie da» Singspiel .Hie wlide -on>' von NeSmüUer, de, ein on miener Ball fo gte. Tie Herr n Tdorvo,stände werden mu dem küustterilchen und .klingenden' E folge z Frieden s - n. I Dresden. Die beiden Schwestern Wiesenthal haben als Tanzkünstlerinnen einen Ruf erlm gt. Dazu trug die Einfachheit und Natürlichkeit, daS LebenSwarme und T mpera« mentvolle, z»gl,ich aber auch da» Dezeme bet. Sie wirken durch ihre feine und graziöse Kunst selbst, nicht durch sinnlich wirke nde Schaustellungen Der Saal und die Galerien im V reinSbaus waren am Sonntagabend bis auf den letz-en Platz belegt. F nf Tänze wurden auf dem zu einer Bühne verwandelten Podium aufgeführt. Der erste sogenannte .weiße Tanz' inmitten weißer Tüll'uliffen war gleichsam das Entree, während ln dem folgenden Ichuberischen Tanze »Rosa' unde' und noch m.hr in den Offen- dach chen Tänzen d s Charakteristische der Tanzkunst der beiden Schwest.rn in Eischetnung >rat. Elsa Wiesenthal ent wickelte in zwei «lraußschen Solotänzen .Dorfschwalb n' und „Rosen aus dem Süden' echt Wiener Grazie und Fröhlichkeit. Ile Firbenzusammenstellung der Kostüme beeimrächtigte mnunier das harmonische Bild. DaS Konzert und die Begleitung führte die halbe Kapelle der Kaiser-Grenadiere mit vielem künstlerischen Verständnis aus. s Dresden. Die Generaldirektiou der König!. Hoftheater gibt bekam.», daß für die Teilnehmer des Berliner Exi azuges zur Borst, ll ng deS.RosenkaoalierS' am so»naben0 den 4. März ienen» der Hoiopernkasse von jeder Platzkategorte rur eine ve- ichränkle nzahl Eintrittskarten abgegeb n wurde, und dß selbst- verständlich die M brzahl der EintiillSkarlen für die Vorstellung zum Be kau! an d'iS hiesige Publikum zurück chatten woiden ist. > Dresden Restdenztbeater. Mittwoch und Sonnabend nichm. finden tis vorletzte und leyie Aufführung des Weihnachts märchens „Das Sonntagskind' statt. s DreSdeu. Nächsten Donnerstag den 2. Mä,z abends V2I Uhr lm Vereinsvause wird die Kammersängerin Helene Staegemann-Srgwart einen einmaligen oolksliederabend ve.anstnlten mir ihrem Gatten Herrn Dr. Botho Slgwartom Klavier. Die vonrrffliche Künstlerin, bei uns woblvekannt, hat ber ihiem letzt n Auftreten in Breslau kolossale Erfolge erzttlt. Ler BieSiauei Gen.-Anz. vom IS d. M. schreibt über den Eisolg d r b iden Künstle': »Seine und seiner geuiaien Gesangspartnerin helleuchtende Kunst bilden ein Ganzes, das als solches za den schönsten Gestirnen gehört, die zurzeit am Welten-Kunsthtmmel live,Haupt erltra'len.' 44r»»«kre»vorfe. Dresden, 27. Februar. Vrodutteupretfe In Dresden. Preise in Mark. Wette, Stürmisch. Stimmung: ^eschäftslos. Weizen, br. alter (74—78 kßi —,—. neuer 190—196 t'Ucht (73 biS 74Ir-- 184—187, cuss. ro(2'8-222 Manitoba 2e2—23». Argen,. 2l6 bis 219. Roggen, sächi.. alter (70—73 k«) —,—. neuer 442—148, seucl» (38—60 leg» 136-139, preußischer 151—155, russischer >65—168 Gerste, sämstsche 170—180, schlesische 190—2> 5, posener 180—200, böhmische 2t -—250, Futtergerste 135—141 Hafer, pro 1000 netto: sächsttchsr, alter , neuer 158-164, beregueter 138—1:3. schles. 158 -164, russ.'57—164 Mais, pro 1000 kj-netto: Linquanttne 161—170, RunümatS, gelber 136—138, Laplata, gelber 140 bis 143 Erchen pro 1000 netto: 160—lvO. Wicken pro 1000 Ic;- netto sächsische 173—185. Buchweizen, inländischer und fremder 180—185 Leinsaat, pro 1000 tcg netto: feine 395—405, mitt-e e 38) 390, La Plata 395—400, Bombay 405. Rüböl pro 100 Kft mit Faß, raff. 66,00. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 11,00 Leinkuchen, pro 100 (Dresdner Marken). I. 19.50, ll. 19,00. Malz, pro 100 lcg netto ohne Sack 29,00—83,00. Weizenmehl. I. Marken, pro 100 kß netto ohne Sack (DreSd Marlens: Kaiserauszug 34,50—35,00, BrieslerauSzug 83 50 bi» 34.00, Semmelmehl 32.50—33,00, Bäckermundmehl 31,00—31,50, Grieslermundmehl 23,50—24,50, Pohlmehl 17,50—19.00. Roggen mehl pro 100 kg netto ohne Sack (Dresdner Marken): Nr. l. 24.50-25,00, Nr. 0/1 23,50—24,00. Nr. 1 22,50- 23.00, Nr. S 20,00—21,00, Nr 8 16,00-17,00. Futtermehl 13,00-13,40. Weizen, llcre grobe 10,20—10,40, feine 9,20—9.60. Roggenkleie 10.80 btt 11,00. Die für Artikel pro 100 Kg notierten Preise verstehen sich llr Geschäfte unter 5000 kg. Alle andern Notierungen gelten ftv Geschäfte von mindesten- 10000 kg. Feinste Ware übs» Asti» w-f-lnreik» versieben sich exklusive der städtischen Abgabe. «a»»»«y»»»eh»retfe n»f de» Btrdtzofe »» Drevde» «» 27. Februar lSIt nach amtlicher Feststellung. MarVPra« PN L»er> uattun^ ll>»> «ald n und » h° . . . Suiten. 10»t »Llder. . . Sidme. . LS») - Neber- sidnder. «Ws. irieb er»» r«, ttb 222 LSb vsr 22L5 1. ». Sollstkiichige, uu»aemitste»e höchsten ««la»,werte» bl» zu S Jahren . . d. F anzos n deSaietchen . . . . 2. Jung- arächige. mch> ausgemitstete. — allere auraemüstele S. Müht» genährte jung«, — gut genährte ältere t Sertng genährt» jeden «Iler» . . l. Bollfleischtge. auSgemästeteKalben häch- stc» Schlachtwerte» L Bolliletschtge, ausgemästete Kühe häch- stcn SchiachtwcrlcS bi» zu 7 Jahren . S. «ciiere auSgemäliete Kühe und wenta aut eiltwickeiie jüngere Kühe und kalben 4. Mäßig genährte Kühe und kalben . b. Leniig gkiiährle Kühe und kalben . . 1. Lollfteilchigc HSchsten Schlachtwerte» . 2. Mätzig genährte jüngere und gut ge- nährte altere 5. Bering genährte . . 1. Feinste Mast, lvollmllchmast) Mid beste Saugkälber 2. Mittlere Mast, und gute Saugkälber . 8. Beringe Saugkälber 4. «eitere gering genährte (greller). . . 1. Mastlämmer thammel ....... mmmel ... - .rte Hammel und Schafe (MSrzlchate) t. ». «ollfletlchtge der feineren «allen und deren Kreuzungen im «Iler bi» zu cimmdetiwiertel Jahren d. Fettschiveiue 2. Fieischige 5. Kernig liitwiaeNc, sowie Sau«, . , . 4. «„»ländische . . 44-47 4»-»4 SS-4» »« »» » »» 40-4» LS-it» St-» 2S-S0 4« 4» 4t-4» N4-40 S7-6» 52 SS 4L—5, 4S-47 4l-44 SS-40 4, «0 L5 b' 4S-47 41-4» »4 8, ««-», 77-S» 74—75 «I 7» 7tt-7» »-7l S7-47 »7-«t bv-b, 7»-« 7,-7, »-7l 87 «« I-- d, 7»-Sl »«-«« 5,-8» 7«-« ,r-e« 5«-57 »l-«H »ö-«» zusammen ^ 4IS9 ^ Ausnahmepreise über Notiz. — Geschäftsgang: Bet alle, Tierpattungen langsam. — Bon dem Auftriebe find ll »i«der franzöftscher Heikuusi. Lpielplk» der Theiter i» Dresden. Rdotgl. Mittwoch: Fünftes Sinfonie-Konzert Reibe L. Soliftischr Mitwirkung: Karl Klesch, Violine. Sntang )/,8 Nhr. Donnerölag: Riga etto (Elise o. Laiopol a. G.). Ans. Uhr. Kiiulg». SchausptelhkaS. MitlwoH: Hane vonnenslötzero Höllenfahrt. Ans. Uhr. Donnerstag: Hamlet. Anfai g y,8 Uhr. Residenztheater. Mittwoch nachm. >/r4 Uhr: DaS Sonntagskind; abend» llhr Der Vogechäadler. : Donnerstag: Der Rodelzigeuner. Anfang '/s^ Uhr Zentral-Theater. Mittwoch nachm. /,4 Uhr: Zeppelinchens Reise zum Christ kind; abends 8 Uhr: Der Graf vo Luxeoburg. Anfang 8 Uhr. Donnerstag: Der Graf von Luxenburg. Anfang 8 Uhr. Bolkswohl-Theater. (Ostra-Allee, Eingang Trabantengaffe.) Lonne, Stag: Kean. Anfang SV« Uhr. Konzerte. König!. Belvedere Ans Uhr. Gewerbehaus (Olsen) 8 llhr. Saris»«»«. Viktoria-Salon Ans. 8 Uhr. Lwolt-Pi unksaal Auf. Uhr ttönigehof(Ätrehlea)As« 9. TymtanS Thalia-Theater 8.20 ll. Deutscher Kaiser (Preschen) 8 Uhr. Musenhalle Löbtau Ans. 8 Uhr Spielplari der Theater in Leipzig. Neues Theater Mittwoch: Iphigenie in AuttS. DoaaeiS- tag: Glaube und Heimat. — Altes Theater. Mittwoch: Die törichte Jungfrau. Donnerstag: Der Graf von Luxenburg. — Schauspielhaus. Mittwoch: Sommerspuk. Donnerstag: Wan» kommst du wieder? — Neues Operetten-Thecner (geutral- Tbeater). Mittwoch bis Freitag: DaS Mufikantenmädel. — 110 - Schwert und sprach: „So mach ich eurer Unfreiheit ein Ende. Frei seid ihr, wie die Vögel, die ich in die Lüfte entsende . . Er nahm aus einem Weidenkörbchen ein wildes Taubenpaar, hielt die Vögel einen Augenblick über die Häupter der beiden und warf sie dann in die Luft. „Fliegt zur Souuel" Die Vögel flatterten erst scheu über den Häuptern der Menge hin; dann aber gesellten sie sich zusammen und schwangen sich in die Luft empor, höher und immer höher, bis sie endlich als kleine Punkte hoch oben im Aether der- schwanden. .Hatto und Berchta sahen ihnen nach und sanken sich dann jauchzend in die Arme. „Dir, Hatto," sprach der Graf, „gebe ich ein Roß, zwei Rinder und zehn Schafe, zum Zeichen, daß ich dich freilasse. Und Berchta erhält von Bissula ein Linnengewand, zwei Spindeln und sechs Stränge Flachs. Aber unter einer Bedingung: sie muß aus dem Flachs im nächsten Winter das Brauthemd spinnen für Hatto, ihren Liebsten! Willst dri das tun, Berchta?" Das Mädchen errötete lind sagte leise: „Gerne, Herr! Wenn Hatto mich zum Weibe haben will!" „Frage ihn selbst!" sagte der Gaugraf lächelnd. Doch die Frage war nicht nötig. Hatto umfaßte die Erglühende, küßte sie vor allem Volke und trug sie unter den lauten Zurufen der Männer und Frauen aus dem Ring. Graf Herimnot faßte den Eschenspeer noch fester und sein Gesicht wurde furchtbar ernst und finster, als er gebot: „Nun zu dem Schwersten, was am meisten schmerzt und brennt: führet Wolfbert vom Eberhofe vor das Volks- gericht!" Schweigen herrschte im Bannkreis, als Wolfbert, an den Händen ge fesselt, von zwei Kriegern vor den Nichterstuhl des Gaugrafen geführt wurde. Mit gesenktem Kopfe stand Wolfbert vor seinem Richter, zitternd, gebrochen, ein ertappter Verbrecher und Verräter. Seine Augen huschten über die Ge sichter der Umstehenden, um in ihnen zu lesen, aber er begegnete nur finsteren, verachtungsvollen Blicken und zornigen Mienen. Da schlug er die Augen nieder und biß die Zähne aufeinander. „Es ist Klage wider dich erhoben," sprach Herimnot. „wegen Eidbcuches und Landesverrates. Die Kläger mögen vortretcn." Gleich ihrer sechs traten in den Ring, nannten ihre Namen und be gehrten ihre Klage vorznbringen. Auch Hatto war unter ihnen „Molfert vom Eberhofe hat den Feind in unseren Gau gerufen «nd ihn zum Hirschhof geführt," berichtete er. „Der Preis für seinen Verrat sollte unsere Herrin fein, Bissula, des Gangrafen Tochter —" „Er ist ein Unfreier," brauste Wolfbert auf, „hört nicht, was er sagt/ „Er ist ein Freier." sprach Herimnot ernst, „sein Zeugnis ist gültig. — Nun redet ihr," wandte er sich zu den anderen. Diese brachten die schwerste Anklage vor: vor zwei Tagen hotten sie Wolfbert belauert, wie er weißgeschälte Haselstäbchen mit kleinen Asthäkchen am oberen Ende in die Erde steckte. All die kleinen Querstrichen zeigten nach einer Richtung: nach dem Berge, auf dem die Volksburg errichtet war. Seine Absicht war klar: er wollte den Römern den Weg zeigen, auf dem sie in die - 111 — Wälder eindringen und die Burg erobern sollten. Und zwar war eS der kürzeste und der beste Weg, den Wolfbert auf diese Art angedeutet hatte. Der eine der Heermänner hielt eine kleine Tasche in der Hand, ent nahm ihr eine Handvoll Haselstäbchen und zeigte sie dem Richter und den Beisitzern. „Das trug er unter der Wildschnur", sprach er. „Als wir ihn fesselten, nahmen wir ihm die Tasche ab." Lautes Murren erhob sich, drohende Zurufe erklangen von allen Seiten. „Der listige Eidbrecher I . . . Der Landesverräter! . . . Hängt ihn an dem nächsten dürren Ast auf! . . ." Herimnot schlug mit aller Macht an seinen Schild. „Ruhe im Ring!" rief er mit dröhnender Stimme. „Keiner breche den Frieden des DingSI Nicht nach Willkür sprechen wir das Urteil, sondern nach Recht I „Nun rede du, Wolfbert, und küre dir Eideshelfer, die für dich zeugen —" Wolfbert hob das Haupt. „Wer mein Freund ist, der trete vor und spreche für mich, daß ich kein Verräter bin." Totenstille herrschte irn Ring, kein Fuß rührte sich, keine Hand hob sich, um für Wolfbert den Eidschwur zu leisten — er war ein verlorener Mann. Er erblaßte und zitterte, und stockend kam es aus seinem Munde: „Ich wollte nur mir selber den Rückweg sichern — darum steckte ich die Stäbchen in die Erde." „Und zu wem wolltest du dir den Rückweg sichern?" Darauf schwieg Wolfbert. Herimnot aber erhob sich und rief: „Da du die Antwort weigerst, so will ich sie dir nennen: zu den Römern wolltest du zurllckkehren und ihnen unser Lager verraten. Wolfbert, du bist überführt, sechs Zeugen sprechen Wider dich, wie magst du da noch leugnen? In meine Hand hast du den Heercid abgelegt und ihn schmählich gebrochen, als du das rote Gold der Römer nahmst und deine Brüder in ihre Hände liefern wolltest. Frauen raub wolltest du verüben — das ganze Heer der Alamannen an die Römer verraten. Ich stoße dich aus unserem Volke und unserem Bunde: ehrlos und friedlos bist du, ein geächteter Mann! Ihr aber, ihr edlen Alamannen, sprecht ihr das Urteil über den Ruchlosen. Der Feind steht im Lande und bedroht das Volk der Alamannen und dieser Treulose hat sein eigenes Volk an diesen Feind verraten. Er ist seiner Schuld überwiesen. Skun sprecht: welche Strafe steht nach unserem alten VolkSgeseh auf Hochverrat?" „Der Tod! Der Tod am hänfenen Seill" schrie es durcheinander. „Ruhe im Ringl" gebot Herimnot. „Erst mögen die Richter sprechen — und dann soll erst der Heerbann das Urteil bestätigen. So will eS unser alamcmnisches Recht. „Nun sprich du, Hermundur," sagte er zu einem alten, weißbärtigen Gaugrafen. Dieser erhob sich, und man erkannte an dem trauernden Ausdruck seines Gesichtes, wie nahe es ihm ging, über einen Stammesangehörigen daS Urteil sprechen zu müssen. „Wehe über den Unglücklichen!" rief er. „Er ist mir von DaterS Seite her versippt, aber trotzdem will ich das Recht nicht beugen. Nur ein Trost ist es mir, daß Wolfbert nicht reine» Blute» ist. Slawenblut fließt in seinen Adern. „DaS Urteil!" rief e» ungeduldig von allen Seiten.