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Drittes Blatt Sächsische Volkszeitung vom 12. November 1^11 Nr. 258 Literatur. „Dir Madchenbühne." Monatsschrift für Jungfrauen- bereine, weiblicl-e Dilettantenbühnen, Mädcheninstitute, Schulen und Kindergärten. Theaterverlag Val. Höfling. München. Bezugspreis: ganzjährig 12 Hefte mit Zustel lung durch Kreuzband 4,80 Mark. Preis des einzelnen Heftes 50 Pfennig. Das zweite Heft dieser neuen be grüßenswerten Zeitschrift präsentiert sich uns als ein präch tiges Weihnachtsheft, mit dem den Mädchenbühnen eine gediegene Auswahl an Material für ihre Weihnachtsver anstaltungen dargereicht wird. Es enthält vier Theater stücke. ferner lebende Bilder und Gedichte für das Christ fest. Auch das beigegcbene Kostümbild eines Engels dürfte sehr willkommen fein. — Ein Anhang für die Kinder bringt neben mehreren Gedichten vier allerliebste Wcihnachtsstücke. Verlag der Buchhandlung Ludwig Aner in Donnu- wörth. Durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Auöge- führte Katechesen für den Religionsunterricht der Fortbil dungsschule und die Christenlehre von Johann Schwab, Priester der Diözese Regensburg. Mit bischöflicher Druck erlaubnis. Bändchen 1: Glaubenslehre: Gott, Christus, die Kirche. Bändck>en 2: Die Sittenlehre: Glaube, bürger liche Tugenden, christliche Sitte, Charakter. Bändchen 8: Die Sakramente. Das religiöse Leben. — Preis in solidem Ganzleinenbande für Bändchen 1 und 2 je 2,50 Mk., für Bändchen 8 8 Mark. Die Katechese» füllen tatsächlich eine Lücke ans. Aenßerst beachtenswert sind die Winke, die der Verfasser über die Katechese voransschickt. Er redet hier über Auswahl und Behandlung des Stoffes, über Me thode und Disziplin beim Unterrichte. Einer nur neben sächlichen Bemerkung sei hier eigens Erwähnung getan: der Anwendung des Fragekastens. Ans eigener Erfahrung muß ich sagen: Es ist staunenswert, welche Fragen diese jungen Köpfe beschäftigen. — Das Eingehen auf diese Fragen sichert dem Katecheten immer Aktualität. Die Be handlung des Stoffes ist wirklich originell. Beim Lesen der Katechesen wird man unwillkürlich mitgerissen, inan fühlt, wie sie zünden. Die modernsten Probleme werden hier wirklich packend verarbeitet. Viel apologetisches Nüstzeug ist zusannnengetrageil und in passende Form gekleidet. Schwab hat den Ton gefunden, der Geist »nd Herz des Jungen saßt. Hier findet der Schüler Antwort ans die Einwürfe und Spötteleien der Straße und vor allem der Werkstätte. Die Katechesen über Jesu Leiden und Sterben sind wahre Kabinettstücke der Erzählungskunst. In sehr geschickter Weise ist auch die Erklärung der Liturgie (Kate chese 18 ff.) eingeflochlen. Der Verfasser hat in diesen Kate chesen Pionierarbeit geleistet, und der Wurf ist ihm gut gelungen. Niediirnh, Max: Schlichte Grüße. Erzählungen für die Fugend. (Woywods Volks- und Jngendbibliothek Band 81.) 100 Seiten. Breslau. Verlag von Franz Goerlich. In Ganzleinenband gebunden 1 Mark. Die Sann»lang ist nach Stoff und Stil für Leser schon von 10 Jahren an be rechnet und enthält eine größere Zahl sehr ansprechender Erzählungen ans Geschichte und Gegenwart, Menschen- und Natürlichen. Die innig-schlichte Sprache, der gemütvolle Plauderton, die poesievolle Stimmung und die nationalen Oiedanken machen das Bündchen zu einer guten, Oieist und Herz bildenden Lektüre für unsere Kleinen in der Großstadt wie im einfachen Dorse. P. tt. Schubkngelbund-Kalrndcr 1012. Herausgegebcn vom Katholischen Mäßigkcitsbund Deutschlands. Verlag des Vereins, Trier, Speestraßc 10. Preis 80 Pfennig. 10 Stück 2,75 Mark. 100 Stück 25 Mark. Eine prächtige lieber» raschnng für unsere Kindcrwelt bildet dieser neue vom Kath. Müßigkeitsbunde Deutschlands heransgegebene Kalender. Es ist eine Neuheit von hervorragendem pädagogischen Werte, ein willkommenes Hilfsmittel zur Bewahrung un serer Kinder vor dein verderblichen Jugendgift des Alkohols und zu ihrer Schulung zu charakterfesten Persönlichkeiten. Der Inhalt ist gediegen und interessant. An dem wirklich schöne» ilnischlagbilde und dein netten Titelbild beide in Mehrfarbendruck — sowie an den mehr als 80 anderen bildlichen Darstellungen werden unsere Kleinen ihre Helle Freude haben. Geistliche und Lehrer, welche beabsichtigen, eine größere Anzahl zu bestellen, erhalten ans Wunsch ein Exemplar znr Ansicht. Pastor bviins. Monatsschrift für kirchliche Wissensck-aft und Praxis, heransgegeben Po» Dr. Chr. WilleniS, Professor am Priesterseminar in Trier. Monatlich erscheint ein Heft in der Stärke von vier Bogen. Preis halbjährlich 2,50 Mk. Druck und Verlag der Panlinns-Trnckerei (0). m. b. H.) in Trier. /«rlsngkn 8>6 gekl. mein« IlusIerdUoksr.! Nobel i von «I« n «rinloelinton >»i„ «I» cken «K« txont« mton i» mwrrvielit irrolb r wiixvviibl. k!!We klöke. klWlmgs Ksrsnlie. TZ Z ' IKK!. N» Schramm § kchlermever. Dresden 8v68tp. 18 jMIMtiolsI) pik-nkU8vks 8tr. 2 von 4 ?sg. 0». l.kiiil1liriu88li'. 27 ZOO Sorten Axaretten. U kaucOtLkake IL«;« II«t«r K« ckit niinx nn«rl«»nnt t»il>ix»1«n l*r« im« n. Mbelli3li8 „Oliion" 'L I,oop«»I«t Giieti». 1881 vi-68äkn - ^6U8lÄl!1, ü!3UN8lrsk6 17 pari, !>., !!!. Hagy. krse liitreis t-istvrung innsctislli 8selison. WWWWMMWWWW^WWW Ms, wWi l8o«Sxv dlmivo LKtuuiIvii llmOsii MlmA,r. Rari« 8eti««Ud»usr 2. 8«.us v. k<r«dplLt/. roobts im Ilolol Lblolveois. Artel-Atting I»roM«I« n ^ItMt»«lt Nr« it« Itt Gürtelbänder ». Schlösser., Ball-rch'-lS. Wolle, Handarbeiten. 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Bei Viktors „Freya" genügte ein Schenkeldruck und sie mar trotzdem eine Kopflänge vor aus. Viktor freute sich ini stillen, daß sein Noß das bessere war, obwohl der Braune wahrscheinlich das Doppelte von „Freya" gekostet hatte. Alice fand Gefallen an dem schaisen Nitt. Besonders freute sie sich auf das Aufsehen, das sie erregen mußte», wenn sie so zusammen durchs Dorf ritten. Das war eigentlich der Grund, tvornm sie diesen Nitt in Szene setzte, ihre Eitelkeit verlangte »ach einem Triumph, nach einem Siege . . . Nun genoß sie ihn. Wer konnte wissen, was folgte? . . . Sie hatte nicht Lust, in dem kleinen Neste zu verblühen; sie sehnte sich nach Glanz und Pracht, nach dem glänzenden Leben und den rauschenden Festen der Residenz an der Seite eines vornehmen Gatten. Viktor von Sonneck wäre ihr eben recht gewesen. Er tvar ein schöner Man», besaß einen alten adeligen Namen, war ei» flotter, lebenslustiger Offizier — und wenn auch das alte Wappenschild der Sonnecks etwas verblaßt tvar: Papa besaß Geld genug, »in es aufzufrischen. Alice von Sonneck! . . . Das wäre ein Klang, das bedeutete ct.vaS in der WeltI Hinter ihrer niederen Stirn jagten sich tausend Gedanken. Warum sollte ihr nicht gelingen, was sie plante? Das Geld ist eine stärkere Macht atS ein adeliger Name. Alice wollte sich den jungen Offizier erobern — und un Vorgefühle ihres Sieges warf sie stolz den Kopf in den Nacken. . . . Nun kam die Villa in Sicht, ein prunkender Bau auf dem Nücke» des Hügels; von dort ans konnte man das ganze Tal mit dem sich lang zu beiden Seiten des Flusses hinstreckenden Dorse und die rauchenden Schlote der Fabrikgebäude überblicke». Ein breiter, bekiesler Weg führte in großen Ser pentinen znr Villa empor. Unter dem hohen schmiedeeisernen Einfahrtstore stand breitspurig ein untersetzter Mann mit starkem Einbonpoint. Eine fingerdicke Uhrkette ringelte sich behaglich über die straff gespannte Weste, und unter dein schlappigcn Panama sah ein rotes Vollmondgesicht mit mäch tigem Doppelkinn und glitzernden Aenglein in den Helle» Tag hinein: Leo Bergmann, der reiche Fabrikant und der Herr deS TalcSI Beim Anblicke der beiden Reiter verzog sich sein Gesicht zu einem brei ten Lackmen. ..Teufelsmädel," sagte er. ,.DaS« hat sie fein gemacht. Mit Viktor von Sonneck Galopp reitenI Wcnn's der Alte droben erführt, läuft ihm die Galle über." Er schwenkte den Panama und rief: „Bravo, scharmantl" Alice grüßte mit der Reitgerte, als sie an ihrem Vater vorüberflog. Viktor neigte etwas förmlich den Kopf. „Wollen Sie hier absteigcn?" fragte er Alice. ; Viktor selbst war viel zu sorglos, als daß ihn diese Sache weiter be rührt hätte, aber er wollte womöglich eine Begegnung mit den Bewohnern der Villa vermeiden. So riti er langsam ans der Grasnarbe weiter, die sich als schmaler, grüner Streifen neben dem Wege hinzog. Es war Herbst, ein schöner, stiller Tag. Wie ein stilles Träumen ging es durch das Land. Die Bäume standen im bunten Kleide und einzelne Blätter schwebten wie purpurne Falter durch die Luft. An den Aesten hingen lange, feine Fäden und flatterten wie lange silberne Flaggen in der Sonne. Viktor hatte die Stelle erreicht, wa der znr Villa Bergmann gehörige Garten, den eine Hecke wie eine lebende Mauer umschloß, dicht an den Weg heranreichte: da hielt er plötzlich sein Pferd an, ganz gebannt von dem An blicke, der sich ihm bot. lieber einer kleinen Pforte wölbte sich wie ein Bald«» chin ein Spalier von Rosen, deren blutrote Blüten wie große Rubinen aus dem sonnendnrchleuchteten Grün der Blätter hervorschimmerten. Inmitten dieses blühenden Rosenineeres erblickte er ein FraucnbildniS von wunderbarer Anmut und Schönheit Es war ein Mädchenbild von ganz eigenartigem, süßen Reize, ein ovales Gesicht mit großen, mandelförmigen Angen und einer Krone von dunklem Haar über der Weißen Stirn. Ein zartes, durchsichtiges Gewebe stoß wie ein weißer Schleier über das Haar und verlieh de» lieblickien Zügen etwas Süß-Madonnenhastes, wie man es ans de» Bildern von Botticelli sieht. War es der Zauber der Umgebung oder waren es die tiefen, dunklen Augen, was ihm fast den Atem raubte und ihm alles Blut zum Herzen trieb? Viktor starrte dieses Francnbild an wie ein schönes Rätsel. Solch eigenartige Schönheit war hierzulande etwas Seltenes, Niegesehenes. Die dunklen Märchenange», das tiefschwarze Haar und daS schöne Oval des Ge sichtes, dieses Typische des Südens einte sich mit dem milchweißen Teint des Nordens z» einem Bilde, wie es sich lein Maler träumt. „Himmel ist das ein Traum oder Wahrheit?" entfuhr cs ihm. „Herr von Sonneck!" klang ihm cine frische Stimme entgegen. Das Bild gewann Lebe». Es atmete, lächelte, redete und schlug die feinen Wimpern nieder. „Iris, du?" rief Viktor, schwang sich vom Rosse, schlnng die Zügel um den Arm und trat ans die rosenuinrankte Pforte zu. „Iris, du bist die Prinzessin Dornröschen? Darf ich noch „Du" sagen?" Eine kleine schlanke, weiße Hand streckte sich ihm entgegen. „Wenn es auf mich ankommt - mit Freuden," sagte Irene Bergmann, die Nichte deS Villenbesitzers. Ein Leuchten ging über das Gesicht des jungen Offiziers. Er drückte die kleine Hand und sagte: „Also, gute Kameraden wie frühcrl Und Brüder- schaft mit Du und D»I Himmel, welch schöner Tagl Das hätte ich mir nicht träumen lassen." „Kommst du von Hanse?" fragte sie. „Nein, aus der Garnison. Papa feiert nämlich heute seinen Ge burtstag." „Richtig — gerade wie bei »ns. Onkel Bergmann hat hente auch Ge burtstag, und da wollte ich ihm einen Strauß Rosen holen." > „Schloß Sonneck