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Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die «gespaltene Petttzetle oder deren Raum mt» IL 4, SteNamen mit kl» t die Zeile berechnet, bei Wiederholung«», entsprechende» Rabatt Buckdrniferei, Redaktion und Geschäftsstelle: Dresden, Pilluitzer Strafte 4». — Fernsprecher I»«»«» AürRSckgabe unverlangt. Schriftstücke keine Verbtudltchket RedaltionS-Sprechstunde: I I bl« tS Uhr. kronprinzenopposilion? Unser Berliner Mitarbeiter schreibt »ns: Wie zerfichrcn unsere gesamten politischen Verhältnisse sind, hat inan am Donnerstag in, Reichstage gesehen. Ter Reichskanzler erhielt kein Wort des Beifalls: alle Redner wa'-en mit der Regierung unzufrieden, und oben in der Hofloge vollzog sich ein mehr als eigenartiges Schauspiel. Alsbald nach Eröffnung der Sitzung erschien ein jugend licher Husarenoberst in der kleidsamen Uniform der „Toten- kopfhnsaren": es war der Kronprinz des Reiches, der eigens ans Danzig hernberfnhr, um an den Neichstagsver- handlnngen teilzniiehmen. Diese Reise hätte gar nichts Ueberraschendes gehabt, wenn ihr nicht die Meldung der „Nat.-Ztg." vorangegangen wäre, das; der Kronprinz >er die nach seiner Ansicht klägliche Marokkopolitik des Nei.as- kanzlerS und über den Rücktritt des Herr» v. Lindeqnist lehr bestürzt sei. Durch die Reise des Kronprinzen von Danzig nach Berlin zu dem ausgesprochenen Zweck, den Marokkoverhandlnngen beizigvohnen, erhält die Meldung noch ein besonderes Relief. Zwar hat das königliche Hof marschallamt eine Richtigstellung gebracht. Dazu stellt das „Berl. Tagebl." folgende berechtigte fragen: „Hat der Kronprinz wirklich nichts Aehnliches geplant? Hat er auch ans Tanzig-Langfnhr kein Telegramm an eineil seiner Brüder gesandt? Und was soll diese beschwichtigende Erklärung noch in einem Augenblick, wo der Kronprinz vor den Angen der verblüfften Parlamentarier und Tri- biinenbesncher drei Stunden lang mit änszerster Lebhaftig keit gegen die Politik des Reichskanzlers manifestiert?" Wir selbst haben das nicht gerade erhebende Schau spiel dieser Kundgebung des Kronprinzen mit angesehen: die ganze IoiirnalisteMvelt sah es, auch alle Ausländer, und es wurde zum Gespräch des Tages. So oft die Herren v. Hertling und Hchdebrand für den früheren Staatssekretär v. Lindegnist und gegen den Reichs kanzler Stellung nahmen, applaudierte der Kronprinz und gab durch lebhaftes Kopfnicken seine Zustimmung zu er kennen. Bei allen nationalistischen Stellen, die sich gegen Frankreich und England richteten, bei allen kriegerischen Phrasen demonstrierte er seine Zustimmung. Der Sah des Abgeordneten v Hertling: „Unsere Friedensbeteuerungen werden im Auslande für Schwäche gehalten", erhält den kronprinzlichen Applaus, nicht minder als der Appell des Herrn v. Heydebrand an das „deutsche Schwert, das allein die Stellung Deutschlands sichern könne". , Es mus; dieses Vorgehen als eine Demonstration vor dem versammelten Reichstage gegen die verantwortliche Nc- gierungspolitik betrachtet werden. „Roch nie, solange ein Parlament existiert", sagt das „Berl. Tagebl.", „hat man wohl etwas Aehnliches gesehen, und noch nie hat man in einem halbwegs geordneten Staatswesen beobachtet, das; ein Kronprinz so öffentlich seine Abneigung gegen die kaiserli ch e Poli t.i k und die veranttuortlichcu Be amten des Kaisers zu erkenne» gibt. Soviel man gegen Herrn v. Bethmann Hollweg ans dem Herzen haben mag, so wenig kann man sich über solchen Vorgang freuen, und wir fürchten, die Wirkung dieser Manifestation wird auch im Anslande eine überaus ungünstige sein Wir verwerfen die Politik des jetzigen Kanzlers, aber wir wollen erst recht keine Kasinofronde und keine Kronprinzen- Politik, und wir wollen vor allem keine so unvorsichtige Bekundung kronprinzlicher Gefühle und Antipathien." Man wird nicht bestreiten können, das; in diesen Sätzen ein Stück Wahrheit sich findet. Gerade der Umstand, dasz der Kronprinz auch dem Zentrumsredner lebhaften Beifall spendete, veranlasst uns zu sagen, daß das gesamte Auf treten des zukünftigen Trägers der Kaiserkrone im Reichs tage von allen Seiten unliebsam bemerkt worden ist. Das will man nicht im deutschen Volke. Die Disziplinlosigkeit im Reichskolonialamte hat schon genug verstimmend ge wirkt: da darf sich nicht ein neuer Zwiespalt auftun, der selbst das Kaiserhaus teilen würde. Hier steht zuviel ans dem Spiele. Hat der Reichskanzler nicht die Kraft, solche Demonstrationen gegen die Reichspolitik zu verhindern, dann »inst er unverzüglich nm seinen Abschied einkommen: das ist »nr die Konsequenz seiner Verantwortlichkeit und nichts weiter. Der Kaiser scheint diesen Zwiespalt und seine Konsequenzen sofort überbrückt zu haben, denn am Donners tagabend speiste der Reichskanzler und Frau v. Bethmann Hollweg beim Kaiser. Auch der Kronprinz nahm an der Abendtafel teil. Wie wir erfahren, soll dabei der Kaiser das Verhalten des Kronprinzen scharf mißbilligt haben. Wir hoffen, dass diese Nachricht zntrifft. Der Kronprinz lebt leider ganz in militärischen Kreisen und hat sich durch die Stimmung im Offizierskorps stark beeinflussen lassen. Ob ein Kanzlerwechsel bcvorsteht, kann man trotz des Tiners nicht sagen. Wir erinnern nur an das bekannte Bülow- Diner von ll. März 1999, wo morgens im Schlosse Bülow >m Kerne seine Entlassung erhielt und abends dann der Kaiser zum bekannten „Leichenschmaus;" erschien. Mau kann also auf solche Aenßerlichkeiten nicht viel geben. Der italienisch-türkische Krieg- Verschiedene Kämpfe um Tripolis werden nachträglich gemeldet. Am Montag nachmittags und abends, am Diens tag dreimal fanden hartnäckige Angriffe der Türken auf den äußersten linken Flügel der Italiener statt. Bei Schara- schat kam es zum Nahkampf. Fünf italienische Panzer und ein Torpedojäger eröffneten aus den schweren Geschützen und den Schnellfenergeschützen das Jener, das zeitweise in Intervallen von zwei Sekunden abgegeben wnrde und voll kommen erfolglos mar. Ein Zurückweichen der Italiener wird bestätigt. Tie „Agenzia Stefani" meldet ans Tripolis unter dem 19. November st Uhr morgens: Heute kam es zu wieder holten Angriffen durch kleine arabische Abteilungen, die sich gegen die italienische Ostfront richteten. Das 8. Infanterie regiment ging zum Angriff vor und nahm eine von etwa k>99 Arabern besetzte Stellung. Als sich die Bataillone von dort wieder znrückzogen, wurden sie auf dem Rückzüge von neuem vom Feinde angegriffen. Die Bataillone gingen ihrerseits noch einmal vor. Mit dem Einbruch der Dunkel heit zog sich der Feind zurück. Das ll. Bersaglieri-Negiment »internahm ans seiner Stellung einen Vorstoß, um die Plänkler des Feindes znrückzntreiben. Eine Abteilung von der Stärke von einem Bataillon, einer Eskadron und einer Abteilung Artillerie ging bis jenseits der Oase Ai» Zara vor und trieb entgegenkommende feindliche Kavallerie zu rück. Die italienischen Schisse überwachen die Küste in der Richtung aus die tunesische Grenze, Sie beschösse» einige von Bewaffneten begleiteten Karawanen und zerstörten die Kaserne bei Rombeh. — Um die Stadt vor der Cholera zu schützen, hat inan in den Gärten außerhalb der Stadt unge fähr 2999 Eingeborene nntergebracht und sie „gewaschen und neu gekleidet". Man verwendet große Sorgfalt ans die Ueberwachnng des Trink» assers. Ans Benghast wird durch Fnnkenspruch gemeldet, das; sich dort sowie bei Derna und Tobruk nichts Neues ereignet hat. Die Italiener beginnen Mpthilene zu befestigen. In Chios haben die Italiener zu ihrer Verstärkung 19 999 Mann gelandet, außerdem und hier zahlreiche Kanonen und Munition eingetroffen. Tripolis, 19. November, i „Agenzia Stefani".) Heute früh griffen Türken und Araber die linke Flanke der Italiener an. wurden jedoch kurz nach Mittag auf der annzen Linie zurückgeschlagen. R o m, 19. November. „Giornale d'Italia" meldet über den heutigen Kamps vor Tripolis: Die Türke» und Araber griffen in großer Zahl an. Die Italiener ließen den Feind ruhig herankommen und feuerten zuerst auf kom pakte Massen. An dem Kampfe beteiligten sich auch drei Schiffe. Der Rückzug des Feindes artete bald in Flucht aus. Politische Rundschau. Dresden, den ll November ISll. — Der Bnude<r«t hat am 9. d. M. eine Abänderung des Einfuhrscheinsystems beschlossen. Mehrere Abendblätter wollen wissen, daß die Verwendungszeit der Eli fuhrscheiue auf drei Monate herabgesetzt und ihre Verwendbarkeit auf Kaffee und Petroleum aufgehoben werden soll. Am zweiten Tage der Marvkkoverhandlungen, den 19. d. M., setzte die Debatte sehr nett ein, wenn auch der freisinnige Abgeordnete Dr. Meiner im vollen Bewusstsein der Ueberzeugnng seine allgemeinen Bemerkungen vortrug. Er tadelte die Entsendung der Schiffe, die Zerfahrenheit der offiziösen Presse »sw. Dann wünschte er mehr Minister, die zur rechten Zeit zu gehen wüßten. Gegen die Kriegsrcde Hehdebrands und die Flottenpläne des Abgeordneten Basser- mann nahm er scharf Stellung. Dann kam er auf die demonstrativen Kundgebungen des Kronprinzen ini Reichs tage während den Verhandlungen zu sprechen und rügte diese sehr scharf. Der Kronprinz habe alles in Frage ge stellt, was am Friedenswerke geschaffen worden sei. Die Linke spendete stürmischen Beifall zu der Attacke gegen den Kronprinzen, der übrigens gestern nicht annvsend war. Ten Schluß bildete ein scharfer Angriff gegen die innere Politik des Reichskanzlers. Nun kan» die Reichspartei zu Worte durch den st. Vizepräsidenten S ch u l tz; er uat in nahezu allen Fragen ans die Seite der Regierung, aber er rügte doch viele Vortommnisse und forderte weniger Fan farcn, mehr Taten. Nun kam der Reichskanzler zum zweiten Male zum Wort, aber er war nahezu vollständig heiser. Die Kritik habe ihn nicht überrascht; das Werk sei nicht ideal. Er warte bis heute noch auf die besseren Vor schlüge: alles rief Bassermann! lind nun kam er auch auf diesen zu sprechen und ging recht scharf vor. Alle dessen Vorschläge zerzauste er sehr scharf, besonders das »nab- hängige Südmarokko, er überlieferte de» Vorschlag der Lächerlichkeit. Herr Bassermann zog es vor, sich zu enk- fernen. Der Reichskanzler widerlegte dann eine Reihe von Einwänden. Dabei kam der schärfste Hieb gegen Hehde- brand: das war das schärfste, was je gegen Konservative gesagt wnrde vom Regierungotische. Da kam es schneidend scharf: „Solche Reden mögen den Parteiinteressen nützlich sein, dem Reiche schaden sie!" „Schmähung und Beleidi gung" der Regierung. „Schwert im Munde" führe» »sw., so hagelte cs auf den kleinen konservativen Führer nieder. „Der Ehre der Nation habe ich nichts nachgegeben", rief er mit Nachdruck in de» Saal und den Hinweis auf die Wahlen ichleuderte er de» Konservativen und Nationalliberalen entgegen »nd schloß damit, daß dadurch der Patriotismus korrnmpiert werde. Diese scharf pointierte Rede, deren Säjze wie Schwerter und Dolche cindrangen, machte im Reichstage ungeheueres Aufsehen: sie fand recht lebhaften Beifall ans den verschiedenen Seilen. Aber allgemein kam die Frage, was soll das bedeuten? Die Ansfassnng dürste zutreffend sein, das; der Reichskanzler seit gestern wieder fest im Satte! sitzt und daß seine Rede nicht ohne Zustim mung des Kaisers gehalten worden ist. Nach der Rede des Reichskanzlers leerte sich der Saal sehr schnell und fast niemand hörte den Reden Lattmanns und Brnhns z»' beide waren sehr unzufrieden mit dem Abkommen. Nach einer kurzen Bemerkung des Abgeordneten Rickling folgte der Abgeordnete Gröber als zweiter Fraktionsredncr des Zentrums. Zunächst fragte er nach dem Inhalt des spa nisch-französischen Geheimvertrages, der unsere Interessen leicht berühren könnte. Dan» kam er auf die Lobreden von Bassermann und Meiner auf den Fürsten Bülow zu 'prrchen: die heutige Regierung hat nur die Erbschaft von Bülow übernommen, und diese war nicht beneidenswert. Bülow hat zwei Grundsätze stete- vertreten: 1. Wir wollen kein Land in Marokko erwerben, 2. wir führen nm Marokko leinen Krieg. Was konnte man denn weiter erreichen. Und diese Politik hat Bassermann stets verteidigt Redner weist dies unter steigender Heiterkeit aus den verschiedenen Rede» Bassermanns nach. Die Wendung trat erst ein. als der Stern Bülows verbleichte. Welche Vorschläge machte nun Bassermann? Ei» unabhängiges Südmarokko. Wer soll Sultan daselbst werden? Vielleicht Bassermann oder Meiner? Der magere Vergleich ist besser als der fetteste Prozeß, der ans die Koste» der- Glückes der Völker geführt wird. Die kriegerischen Fanfaren kann Redner nicht billigen. Dies sei nicht Aufgabe des Reichstages, Wenn der Kaiser ruft, dann kommen wir alle; aber er hat allein das Recht, zu entscheiden, wann Krieg >ein lall. Ein hohes Vorrecht, aber auch eine schwere Pflicht des Kaistrs, stellt der Redner mit markanten Worten fest. Dann wendet er sich der staats rechtlichen Seite zu und bringt den scharfen Nachweis, daß der Reichstag heute schon das Recht der Genehmigung hat Artikel st und l der Verfassung). Letzterer Artikel spricht vom .Kolonisationswesen und 1997 wurde schon festgestellt und zwar vom Reichstage und Bnndesrate, daß darunter: auch die Erwerbung der .Kolonien zu verstehen ist. Redner gibt zu, daß die Praris der Reichstages nicht immer dieser Auffassung entsprochen habe, aber die lare Praris könne nicht mehr beibehalten bleiben. Nur die Bnreankraten ver langten für den Kaiser Rechte, die er selbst nicht wünsche. Mit scbönen Worten feierte er am Schlüsse die Aufgabe des Kaisers als Schubherrn der Kolonien. Tie Rede fand un gemein großen Beifall und Aufmerksamkeit. Nun bestieg der konservative Führer v. Heydebrand die Redner tribüne. bebend vor Erregung. Zunächst stellte er fest, daß die ganze Fraktion und die ganze Partei hinter seinen Wor ten stehe. Die ganze Rede hatte der Redner ausgeschrieben, was er sonst nie tut: aber die Abwehr war nicht besonders überzeugend. Nur schwach verteidigte er sich. Der Rückzug war ein ungemein scharfer. Das Haus vertagt sich auf Sonnabend, — Die L«»dtag<wahlen in Rudolstadt ergäbe,' ein starke« Anwachsen der sozialdemokratischen Stimmen Ge wählt wurden 6 bürgerliche Abgeordnete, davon 4 von den Höchstbesteuerten, und 9 Sozialdemokraten gegen 9 im alten Landtage. Die Stadt Rudolstadt ist in beiden Wahl kreisen durch sozialdemokratische Abgeordnete vertreten. In einem Wahlkreise findet Stichwahl zwischen dem bürger lichen und dem sozialdemokratischen Kandidaten statt. Die Sozialdemokraten verfügen nunmehr über die Mehrheit im Landtage. — Zum Schiffahrtsabgabrn-Gesebrntwurs schreibt ?lb- geordneter Gothcin in der letzten Nummer der Mitteilungen des .HandelövertragsvcreinS u. a. folgendes: „Um die zur Abänderung des Artikels k,4 der Reichsvcrfassung nötige