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D ?! währen kann, versteht jedes Kind, nur der Professor Geffken und seine Freunde begreifen es nicht. Sie können ja außer halb der Kirche freisinnige Räder schlagen: aber die Kirche ist das Heiligtum Gottes, gegründet auf die Heilstaten Gottes: in dieser ist für einen so bodenlosen Radikalismus, wie ihn Pastor Jatho vertritt, kein Raum. Wenn die evangelische Kirck)e diesen Standpunkt Jathos zulassen würde, dann könnten auch Juden, Türken und Jesuiten (!) den Anspruch auf Zulassung zum evan gelischen Predigtamt erheben." Dazu bemerkt die „Germania": „Wie kommt denn der „Neichsbote" dazu, Juden, Türken und — Jesuiten hier in einen Topf zu werfen? Geht denn die Jesuitenangst des „Neichsboten" so weit, daß die Jesuiten den Türken und Juden gleichgestellt werden? Daß Jesuiten einen Anspruch auf das Predigtamt in der cvangelisclien Kirck>e erheben, ist ja vollständig ausge schlossen. Dagegen würde es manchem Protestanten, und selbst die Herren vom „Reicl)sboten" nicht ausgeschlossen, sehr dienlich sein, sich einmal Jesuitenpredigten in katho lischen Kirchen anzuhören." — Wirksame Beihilfe für Beteraue«. Der Bürger- auSschuß in Lübeck bewilligte in seiner Mittwochsitzung ent sprechend einem SenatSantrage weitere 2660 Mark zur Unterstützung hilfsbedürftiger Kriegsveteranen. Der Ser at batte bei dem 40. Erinnerungstage der Schlacht bei Sedan 39 000 Mark zu diesem Zwecke bereitgestellt, sodaß nach den damals vorliegenden Gesuchen jeder Veteran 60 Mk. erhalten konnte. Jetzt sind aber noch nachträglich 53 Ge suche eingegangen, die der Senat alle berücksichtigt sehen will. So sollten namentlich in allen Städten Zulagen an die Veteranen gegeben werden, nachdem das Reich jedem unterstützungsbedürftigen Kriegsteilnehmer 120 Mk. gewährt. — Ein volle» Jahr schon hat die Verschmelzung der drei linksliberalen Gruppen in die Fortschrittliche Volks- Partei standgehalten. Das ist eine so überraschende und erhebende Tatsache, daß ihr der Abg. Dr. Müller-Metningen einen jubilierenden Leitartikel widmet. Im Freisinn hatte man wohl nicht erwartet, daß die Fusion so lange halten würde. Man wird also bald ein Parteidenkmal errichten müssen, denn in der Zoll frage kracht eS in der Partei schon sehr stark. — Schülrrselbstmorde in den letzten 36 Jahren. Aus Lehrerkreisen wird uns geschrieben: Eine amtliche Statistik der Schülerselbslinorde, die den Zeitraum von 1876 bis 1905 umfaßt, ergibt den Beweis, daß die Schülerselbstmorde auf eine zunehmende Verweichlichung der Schüler zurückzu- sühren sind. Das systematische und erschreckende Anwachsen der Zahlen ist nur in einer Art von Epidemie zu erklären, wie sich auch auf andere» geistigen und moralischen Gebie ten zeigt. Tie ersten fünf Jahre, von 1876 bis 1880, weisen, wie das Fnchorgan der wissenschaftlichen Lehrer Preußens zeigt, im ganzen drei Schülerselbslinorde auf. vou denen einer durch den Gram über den Tod der Eltern verursacht worden ist. Das Jahr 1876 und 1870 hatte überhaupt kei nen Schülerselbstmord, desgleichen das Jahr 1878 aufzu- weisen. Nur das Jahr 1877 keunt zwei Fälle und das Jahr 1879 einen Fall. Von nun an steigt die Zahl ständig mit geringen Unterbrechungen. Sie wachst von den Jahren 1880 bis 1906 um nicht weniger als 16 Fälle an. Während das Jahr 1880 immerhin nur drei Fälle kennt, ereignen sich im Jahre 1906 schon 18 Fälle. Auch in den Jahren 1906, 1907 und 1908 sind sie beständig gestiegen und dürften nn Jahre 1909 die größte Zahl erreicht haben. Die bisher erwiesen größte Zahl von Schülerselbstmordcn hat das Jahr 1901 mit 21 Fällen aufzuweisen, 20 Fälle hat das Jahr 1897 und 1880. Im Jahre 1881 beginnen die Schüler selbstmorde gegen die Vorjahre, die, wie oben bemerkt, fast überhaupt keinen Schülerselbstmord kannten, schon einen großen Raum einzunehnien, da sich in diesem Jahre bereits neun Fälle ereigneten, im Jahre 1882 gab es 13 Fälle und ein Jahr später schon 19 Fülle, die nächsten Jahre dagegen sind durch den Einfluß der Eltern und Erzieher von günsti gerem Ergebnis gewesen, da die Zahl auf 14, im Jahre 1886 auf 10 und 1886 wieder auf 8 herabfiel. Das nächste Jahr 1887 zeigt schon wieder 18 Selbstmorde, 1889 sogar 20. Dann hält sich die Zahl fast stets auf derselben Höhe und fallt nur 1889 und 1904 auf sieben Fülle von Schülerselbst morden. — Der christliche Metallarbciterverband hatte Ende 1910 ein Vermögen von 1020 268 Mark. Gegenüber dem Vorjahre ist eine Zunahme von rund 129 000 Mark zu ver zeichnen. Tie reinen Einnahmen des Verbandes betrugen 857 213 Mark gegen 676 931 Mark im Jahre 1909. Die Ausgaben betrugen 737 068 Mark gegen 637 641 Mark im vorhergehenden Jahre. Die Unterstützungen erforderten folgende Summen (Vorjahr in Klammern): Erwerbslosen- unterstiitzung: n) bei Krankheit 134 982 Mark (131 390): k) bei Arbeitslosigkeit 29 710 Mark (64 874). Streikunter, stützung: 184 692 Mark (29 804): dazu kommen noch 3607 Mark, die ausgegeben wurden an gematzregelte Mitglieder. Für Reise- und Umzugsunterstützung, Rechtsschutz, Not- und Sterbefalluntcrstützung sind noch 22161 Mark (19 908) ausgegebeu worden. Die Neuaufnahme an Mitgliedern betrug im Jahre 1910 18163. Der Verband zählte am 31. März dieses Jahres 38 036 Mitglieder, in 1^ Jahren betrug die Zunahme mehr als 14 000. — Die Sozialdemokratie gegen die Wohltaten der Ar- beitervcrsicherung. Wenn es nach dem „Vorwärts" geht, dann stimmen die Sozialdemokraten gegen die Reichsver sicherungsordnung. obwohl sie nur Vorteile für den er krankten Arbeiter bringt. Der „Vorwärts" versicherte ztvar noch am Sonnabend, das „Gefasel von einer Ob struktion sei von der Scharfmacherpresse erfunden": am Sonntag aber schließt der Leitartikel desselben Blattes „Ein Ausnahmegesetz gegen die Arbeiter!" mit der nicht mehr mißverständlichen Ankündigung: „Die angeführten ungeheueren Eingriffe in die Rechte der Arbeiterklasse machen eine energische Auflehnung gegen die geplante Un bill zur Notwendigkeit." Also Obstruktion! Wenn der „Vorwärts" das Ding nicht beim rechten Namen nennen will, so mag dabei vielleicht noch ein Rest von Schamgefühl gegenüber der Arbeiterschaft im Spiele sein, deren Inter essen die Sozialdemokratie aus parteiegoistischen Gründen in eintzr Weise verraten will, welche alle ihre bisherige Be kämpfung der staatlichen Arbeiterfürsorge noch in den Schatten stellt: Die „Arbeiterpartei" steht im Begriffe, der deutschen Arbeiterschaft die gesamten in der Reichsversiche rungsordnung vorgesehenen Vorteile — die Jnvaliden- witwenrente, die Jnvalidenkinderrente, die Erhöhung des täglichen Krankengeldes für hochgelohnte Arbeiter um 60 Pf., die Ausdehnung der Krankenversicherung auf weitere 5 Millionen Arbeiter (Landarbeiter, Heimarbeiter und häusliches Dienstpersonal) nur deshalb zu vereiteln, weil etwa 6000 Kassenbeamtenstsllen künftighin nur noch ordnungsmäßig vorgebildeten Beamten anvertraut und nicht mehr der Sozialdemokratie zur Versorgung ihrer Agitatoren und schiffbrüchigen Parteimitglieder überlassen bleiben sollen. Das ist die geplante „Unbill" und der „un geheuerliche Eingriff in die Rechte der — Arbeiterklasse" (lies der Sozialdemokratie), welcher die „energische Auf lehnung zur Notwendigkeit macht". Es gehen also Partei interessen wieder höher als das Wohl der Arbeiter. — Eine Geschichtsfälschung, natürlich zur höheren Ehre der Partei, leistete sich dieser Tage die sozialdemo kratische Presse. In einem Artikel: „Zentrum und Oppo- sition" findet sich folgender Satz: „Im Jahre 1886 fielen (?!) die noch bestehenden Kulturkampfgesetze, und so sehen wir denn im Jahre 1887 das Zentrum bereit, der Negierung jeden Mann und jeden Groschen der damals geforderten Hecresvermehrung zu gewähren." Diese Be hauptung ist unwahr. Im Jahre 1887 verlangte die Re gierung eine Heeresvermehrung und zwar auf 468 419 Mann auf sieben Jahre. Am 14. Januar 1887 wurde ab gestimmt. Das Zentrum stimmte dagegen, und die Re gierungsvorlage wurde mit 183 gegen 164 Stimmen abge- lehnt. Daraufhin wurde der Reichstag aufgelöst. Die Neuwahl, die unter noch nie dagewesener Beteiligung der Wähler und unter künstlich erregter Kriegsfurcht erfolgte, ergab einen vollständigen Sieg der militärfreundlichen Parteien und der Regierung (Kartellreichstag). Die ver langte Heeresvermehrung wurde nunmehr am 11. März 1887 bewilligt. 227 Stimmen waren dafür, nur 31 da gegen. Das Zentrum enthielt sich der Abstimmung. So der wahre Sachverhalt! — Wie wir die sozialdemokratische Presse kennen, wird sich diese schleunigst beeilen, diesen Sachverhalt im Interesse der Wahrheit ihren Lesern mit zuteilen. Oder auch nicht! — Bon einer schamlosen Hinterbliebeuenversicherung spricht der „Vorwärts". Hat er völlig das Gefühl dafür verloren, daß auch in der Sozialpolitlk auf die vorhandenen Mittel und die BelastungSsähigkeit Rücksicht genommen werden muß? ES ist doch wahrhaftig nichts Kleines, daß Deutschland als einziger Staat der Welt mit einer Witwen- und Waisenversicherung vorangeht, und im Beharrung»- zustande jährlich etwa 176 000 Witwen einen Rechtsanspruch auf Renten im Betrage von etwa 20^ Mill. Mark und über eine Mill. Waisen einen solchen Anspruch auf Renten von rund 47 Mill. Mark jährlich gewähren will. Die armen Leute, die diese Rente empfangen werden, urteilen ganz anders als der „Vorwärts". Rom. — Im «Fall Verdesi" hat sich die Presse wieder ein- mal bis auf die Knochen blamiert. Der römische Bericht erstatter der liberalen Münchener „Neuesten Nachr." gibt dem „Berl. Tagebl." s tutti yuanti Ohrfeigen, daß eS nur so klatscht. Er schreibt seinem Blatte, daß die angeb. liche „Verletzung des Beichtgeheimnisses" schon mehr als zwei Jahre zurückliegt, also jedenfalls nicht der direkte Anlaß des kürzlich erfolgten Austritts Verdesis aus der katholischen Kirche sein konnte. Auch in der Frage, wie er dazu komme, schriftlich niedergelegte Angaben als Beichte anzusehen, drücke sich Verdesi herum. Um so entschiedener im Ton und Auftreten sei der von ihm der Verletzung des Beichtgeheimnisses beschuldigte Pater Bicarelli, der in Er klärungen an italienische Blätter den Verdesi bewußter Unwahrheit zeihe und sich bereit erkläre, die Sache jederzeit auf gerichtlichem Wege zu klären, wenn seine Oberen dies gestatten. Item erklärt einer der fünf angeblich infolge d r „Verletzung des Beichtgeheimnisses" bestraften „moder- nistischen" Geistlichen, Dr. Catto öffentlich, er sei nicht nur nie Modernist gewesen, sondern sei auch nie wegen angeblich modernistischer Gesinnung bestraft worden. Ebenso hat sich die Familie VerdcsiS — ein Bruder des Abgefallenen ist königlicher Beamter — in scharfen Worten von ihrem An gehörigen losgesagt. Summa Summarum: Die ganze Geschichte von der „Verletzung des Beichtgeheimnisses" er weist sich selbst nach dem Zeugnis eines liberalen ZeitungS- korrespondenten als ein elendes Lügengewebe. Auf Grund früherer Erfahrungen kann allerdings nicht erwartet werden, daß die übrigen liberalen Blätter nun der Wahrheit die Ehre geben und ihre Verleumdungen zurücknehmen werden. — Die ethnographische Ausstellung in Rom wurde am 21. d. M. in Gegenwart des Königspaares eröffnet. Frankreich. — Zugunsten der kinderreichen Familien wird in letzter Zeit in Frankreich eine lebhafte Agitation entfaltet, eine Agitation, die sich auch auf Parlament und Presse er streckt. Dieser Tage erschien nun im „Journal Offiziell' ein Bericht des Direktors für öffentliche Unterstützung, Hygiene im Ministerum des Innern, Mirmann, über das Resultat einer Untersuchung, die gemäß einem Zirkular vom 14. Mai 1910 so genau als möglich die Lebensbedingungen der kinderreichen Familien Frankreichs feststellt. Als „kin derreiche Familie" bezeichnet man eine solche von mindstens vier Kindern im Alter von 13 Jahren an. Die Anzahl der Familien mit mindestens vier Kindern über 13 Jahren beträgt in Frankreich 368 739. Sie zerfällt nach der Kin derzahl in 218 468 Familien mit je vier Kindern, 93 644 Familien mit je fünf Kindern, 36 358 Familien mit je sechs Kindern, 13 646 Familien mit je sieben Kindern, 4473 Fa milien mit je acht Kindern, 1481 Familien mit je neun .Kindern und 780 Familien mit je zehn und mehr Kindern. Das ergibt eine Gesamtsumme von 1712 322 Kindern. Die Erhebungen darüber, wie viele dieser Familien sich im Zu stande dauernder Bedürftigkeit befinden, ergaben eine Ge samtzahl von 237 802 Familien mit 1 078 865 Kindern. Das Ergebnis versteht sich bei einer Einwohnerzahl von 38 887 792 ohne Korsika. Die Erhebungen erstrecken sich weiter auf die Lebenshaltung der Familie in den einzelnen Städten und Dörfern, sowie auf die Höhe der Kosten, die auf den Lebensunterhalt -er einzelnen Kinder entfallen. Die niedrige Zahl der Familien mit vier und mehr Kindern zeigt, das es höchste Zeit ist, gegen die allmähliche Entvölke rung Frankreichs Maßregeln zu ergreifen,, falls solche überhaupt von Erfolg begleitet sein könnten. — Der Anstand de» Minister» de» Auswärtige«, Gasauow, hat sich zum Schlimmen gewendet: e» ist galoppierende Schwindsucht hinzugetreten. — Der katholische Bischof Deniffewitfch, der von 1907 bis 1908 stellvertretender Verweser aller kaihol. Kirchen Rußlands gewesen ist. ist seiner Aemter enthoben worden. Es wird ihm vorgeworsen, er habe dem jetzt auSgewtesenen Jesuiten WierctnSki die Erlaubnis erteilt, eine unbestätigte Kongregation zu bilden. Ferner habe er den Uebertritt Minderjähriger zum Katholizismus zugelassen und andere gesetzwidrige Handlungen der ihm unterstellten Geistlichkeit erlaubt. Türkei. — Der Aufstand der Albanesen. Die türkischen Lrup- pen haben empfindliche Verluste erlitten und befinden sich in ungünstiger Lage. Wie verlautet, soll auf Veranlassung des Oberbefehlshabers Torgut Pascha demnächst das Stand recht über das Aufstandsgebiet verhängt werden. Torgut beabsichtigt, gründlich und für lange mit den Albanesen ab zurechnen. Der aus Konstantinopel heimgekehrte Miri- ditenchef Prenk Bib Doda, der als türkischer General zum Redifkommandanten für das Wilajet Skutari ernannt ist, äußerte sich, der ganze Malissorenaufstand sei eine Kinderei weil der über 8000 Mann zählende katholische Miriüiten- stamm, der unter den Albanesen am besten organisiert ist, in passiver Haltung verbleibt. Chin«. — Aufstände sind in den beiden Provinzen Szetschuan und Auennan ausgebrochen. Die chinesischen Studenten aus Peking, die seinerzeit die Vereinigung zur Rettung des Volkes gründeten, haben sich mit 5000 anderen Studenten in die Provinz begeben, um das Volk zum Widerstande gegen die Fremden, namentlich Russen, Engländer und Japaner, aufzuwiegeln. Der Kriegs minister hat den Schülern der militärischen Erziehungsanstalt verboten, sich an der Be wegung zu beteiligen, die schon gefährlichen Charakter an genommen zu haben scheint. Marokko. — Zur Lage. Die spanische Regierung hat ein aus Eeuta datiertes Telegramm erhalten, wonach ein am 21. dieses Monats dort eingetroffener Eingeborener, der von Tetuan kam, versicherte, die Rebellen hätten Fez im Sturme genommen und die ganze marokkanische Garnison niederge metzelt. Der Sultan habe sich in das französische Konsulat geflüchtet. Amerika. — Zur Lage in Mexiko. Der Aufstand, den man schon halb und halb beigelegt wähnte, ist von neuem aufgeflackert. Im Nordosten, hart an der Grenze der Vereinigten Staa ten, brennt es lichterloh. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß nicht nur das Kapital der Jankees, sondern auch die Unionregierung das Feuer nach Möglichkeit schürt. Alle Nachrichten, die vom „Kriegsschauplätze" kommen und auf Zuverlässigkeit einigermaßen Anspruch machen können, be stätigen das. Bundestruppen haben selbst aktiv in den Bürgerkrieg eingegriffen und auf seiten der Rebellen ge- kämpft. Allerdings scheint man in weiten Kreisen der nord amerikanischen Union den mexikanischen Bürgerkrieg immer noch etwas von der ulkigen Seite zu nehmen. Hatten die alten Römer ihre Gladiatoren- und die Spanier ihre Stier kämpfe, um beim Anblicke von Blut ihre Nerven angenehm zu kitzeln, so wird von den Amerikanern und mehr noch von den Amerikanerinnen der mexikanische Bürgerkrieg wie eine Art nervenaufregender Theatervorstellung genossen. Von allen Seiten eilen sie herbei, um auf den Dächern des Grenzstädtchens Douglas, mit Feldstechern und Opernglä sern bewaffnet, das seltene Schauspiel einer „männermor- denden Schlacht" aus allernächster Nähe in vollen Zügen genießen zu können. Daß da gelegentlich eine verirrte Kugel in die Gesellschaft fliegt, ist nicht zu verwundern. Aber echt amerikanisch ist es, wenn daraus die Regierung in Washington das Recht zur bewaffneten Intervention ab leitet. An der Grenze hat sie eine Armee ausgestellt, die nur das Zeichen zum Einmarsch in Mexiko abwartet. Das Zeichen wird gegeben werden und so wird der unselige Bür gerkrieg wohl die Abhängigkeit Mexikos von den mächtige ren Nachbarn zu Folge haben. Schon dis bisherige Haltung der nordamerikanischen Union in der mexikanischen Krisis tut dar, daß man in Washington auf Grund der Monroe doktrin, die übrigens ein unverschämtes Produkt eines ge walttätigen Imperialismus ist, jetzt schon eine Art Pro tektorat über sämtliche amerikanische Festlandstaaten aus- üben möchte. Aus Stadt und Land. Sr«,den den 22 April 1»11. —* Se. Majestät der König nahm heute vormittag im Residenzschlosse militärische Meldungen und anschließend Vorträge der Staatsminister und des König!. Kabinetts- sekretärS entgegen. Morgen abend 7 Uhr 46 Min. gedenkt sich brr Monarch zur Auerhahnjagd nach Bad Elster zu begeben. Am 26. d. M. um 10 Uhr 40 Min. vormittags wird der König von Bad Elster nach Werdau reisen und daselbst der Einweihung des neuen Rathauses beiwohnen. Nach einem von der Stadt dargebotenen Frühstücke wird der Monarch um 2 Uhr 60 Min. Werdau wieder verlosten und gedenkt um 5 Ubr 13 Min. wieder in Dresden einzutreffen. —* Se. Majestät der König wird voraussichtlich am 27. d. M. in Mariahilf bet Zugmantel eintreffen, um als Gast des Kardinals Kopp auf dem Kamme de» QuerbergeS in den Sudeten der Auerhahnfaqd nachzugehen. —* Ueber die Ankunft und den Aufenthalt Sr. Ma jestät des Kaisers in Dresden sind bis jetzt nähere Dispo- sitionen noch nicht getroffen worden. Ob die Kaiserin Augusta an diesem Tage mit nach Dresden kommt, ist zur zeit noch nicht bestimmt, doch steht ein Besuch der Kaiserin in der Internationalen Hygieneausstellung in sicherer AuS-