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dieser kunterbunten Fraktion kn Ser Buögetkonrmisslon sich gestaltet, wenn dort die Militärfrage zur Beratung konunt. dann muß nahezu jeden Tag das Konimissionsmitglied wechseln! Heute Graf Reventlow oder Liebermann von Sonnenberg, die ganz begeistert für die Vermehrung sind, nwrgen dann Hilpert oder Hittermeier, die sich recht spröde zeigen! Aber dadurch würde die gesamte Fraktion zum Ge spött des Reichstages und des deutschen Volkes werden und ziuar niit Recht! Was hat überhaupt eine Fraktion für eikien Wert, die znr Hälfte für, zur Hälfte gegen eine Vor lage stimmt? Dann heben sich beide Stimmen aus und die ganze Fraktion ist ausgescl>altet. Diese neueste Erklärung des Abgeordneten Liebermann von Sonnenberg ist also gar nicht geeignet, die Situation der bayrischen Bauernbündler zu verbessern: i»i Gegenteil, sie ist jetzt noch eine schlimmere gettvrden. Wie das „Berliner Tageblatt" Sensation macht! Wir haben kürzlich dessen Meldungen über Ernennung eines Kurienkardinals, den Rücktritt des Bischofs von Metz und anderes mehr als unrichtig bezeichnet: nun läßt es sich selber aus Rom telegraphieren: Ans guter Ouelle er fahre ich, daß im Gegensatz zu anderen Versionen in der Unterhaltung des Prinzen Albrecht mit dem Papste keiner lei politische Fragen erörtert worden sind. Ebenso tvenig wurde ein Handschreiben des Kaisers übergeben. Die Unterhaltung trug jedoch das Gepräge grösster persönlicher Herzlichkeit, und der Papst gab seiner Freude über den Besuch, der ein neuer SympntlnebeweiS des Kaisers sei. lebtxlften Ausdruck. Es -icist. in Vatikan, daß man die gegenwärtige Annäherung zwischen Kirche lind Staat in Italien seitens der leitenden Berliner Kreise mit großer Genugtuung verfolge. Tie anderen Versionen aber hatte das „Beil. Tagebl." selbst in die Welt gesetzt und sich als Vertreter des Protestantismus aufgespielt: 12 Stunden nachher muß es alles zurücknehmen. Das große Weltblatt. — Konsolidicrniig des Liberalismus. So lautet jetzt das neueste Schlagwort, das der freisinnige Abg. Dr. Müller-Meiningen aus der Versammlung des Landesaus- schusseS der freisinnigen Partei in Bayern auSgegeben hat! Ein hüb'cheS Wort und die Reste der liberalen bayrischen Bauernschaft werden sich mit Recht frageil: Was ist denn das? Vor einigen Jahren machte man ein großes Geschrei für die „Einigung des Liberalismus" und die „Fusion"! Es ist ans beiden nichts geworden: der Vorsclstag des „geistreichen Mannes" wird keinen anderen Erfolg lxlben. Aber interessant ist, daß Dr. Müller die „Konsolidierung des Liberalismus" anstrebt zu einem Kampf gegen den „Klerikalismns" und für eine „spätere Block-Politik". Für dieses Geständnis sind wir sehr dankbar. Also die französi schen Zustände wollen die freisinnigen Organe aus das Deutsche Reich übertragen. Sie werden den einmütigen Widerstand des katholischen Volkes finden! Der Asriknbcsil! der deutschen Mächte. Auf Grund von Untersuchungen Snpans hat die Londoner Geographi sch Gesellschaft berechnet, wie groß der Afrikabesitz der euro päischen Mächte heute ist und wieviel Land den »och unab hängigen Staaten verbleibt. Danach besitzt Frankreich 3 937 150 O.nadratmeilen. Allerdings beansprucht davon die Sahara allein l 912120. An zweiter Stelle kommt England mit 3 071 17.'! O.nadratmeilen. Tie drittgrößte Asrikamacbt ist der.Kongostaat mit 918 810 Onadratmeilen. Er.st an vierter Stelle kommt Deutschlands Afrikabesitz mit 907 000 Onadratmeilen. Italien ist in Afrika mit 188 950, Chmie» mit 81 950 Onadratmeilen beteiligt. Tripolis, das wenigstens nominell der Türkei gehört, wird aus -1(15, 27l> Onadratmeilen berechnet. Ter Rest Afrikas entfällt ans die großen Seen, deren Fläche ans 33 7-10 Onadrat- ineilen. geschätzt wird und die drei letzten, zur Zeit noch un abhängigen Staaten Abessinien, Marokko, Liberia. Erste ies umfaßt 370 000, letzteres 30 800, Marokko 175 800 Onadratmeilen. Der Flächenranm von ganz Afrika beträgt nach dieser Rechnung 11532170 Onadratmeilen. Der Frcittiiinrcrcid gegen die Wahrheit bei Gericht. Man dichtet den Jesuiten oft die „Koniin m-arc-tn" an: Wo sind sie nun wirklich zu Hause? Ein Geschehnis der jüngsten Zeit als Antwort! Am 10. November sollte vor dem nennten Gerichtshöfe in Paris ein Zeuge, Gustav Tery, in einem Preßprozesse in Eid genommen werden, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sage». Als Frei maurer, meinte er, bin ich nicht sicher, die ganze Wahrheit sagen zu könne». Der Ordensrat habe angeordnet, den Senator Delpech als nnschnldig zu betrachten und habe diesbezüglich ein Zirkular herumgeschickt. Man müßte ibm daher von Herrn Delpech, dem Großmeister, die Ent bindung vom Eide verschaffen. Dieser rührte sich nicht. Die Zuhörer gerieten in heftige Erregung. Der Zeuge lubr dann fort: „Ich will von meiner Seite aus diesen Eid leisten. Ich wüsste sonst nicht, weshalb man den Eid aus Ebrislus abgeschafft hat, wenn man dafür Sklave des Eides ans den Triangel werden soll. Sie sollen es aber alle wissen, daß diejenige», welche de» Freinmurereid geschworen haben, nicht frei sind, die ganze Wahrheit zu sagen." Er versprach auch die Veröffentlichung eines diesbezüglichen Dokumentes, welches die Macix'nschaften des Großorients grell beleuchten »»erde. «^arn. I» der Wiener Universität kam es am 8. d. M. zu unbeschreiblichen Ausschreitungen der deutschen Studenten gegen den Senat, die damit endeten, daß die jungen Lenke die Rektorationskanzlei gewaltsam sprengten. Der Vorfall nnrd voraussichtlich höchst unangenehme Folgen haben. 800 deutsche Studenten machten am 9. d. M. in der Uni- versität eine .Kundgebung gegen den Rektor wegen dessen ablehnender Haltung gegenüber den Forderungen des dentsclven Hochschulausschusses, indem sie Abzugsrnfe und Pfniruse gegen den Rektor ausstießeu. In der Vorhalle wurden die AnkündiguugStafeln mit Anschlägen in nicht deutscher Spraclie herabgerissen und zertrümmert. Die Abgeordneten Nowak und Genossen haben eine Interpellation an die Gesamttegierniig über den Stand der Handelsvertragsverhandlungen mit deni Dentsclxm Reiche eingebrackst. Sie »»eisen auf die zahlreichen öffent lichen Interessen bin, welche mit dieser Angelegenheit ver bunden sind, und fragen, ob die Zeitungsnachrichten auf Wahrheit beruhen, nach welchen bte HandelSverkragSver- Handlungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland gescheitert sind, und ob die Regierung geneigt ist, der Öffentlichkeit bekannt zu geben, worin hauptsächlich die Differenzen bestehen. — Wie die Bevölkerung über die Obstruktion zu urtei len beginnt, beweist eine Entschließung, welche von einer großen Versammlung in Welsburg, Südtirol, angenommen wurde. Dieselbe lautet: „Die Versammlung ist empört über die Vorgänge im Parlamente und fordert die Abge ordneten wie die Regierung auf. der Obstruktion keine wie immer gearteten Zugeständnisse zu machen, sondern die selbe mit allen Mitteln niederzuringen, sei es durch Abän derung der Geschäftsordnung, sei es durch Auflösung des Hauses, und so lange wiederholte Neuwahlen vorzunehmen, bis endlich ein arbeitsfähiges Parlament zu staube kommt. Die Versammlung spricht den Abgeordneten, die das Ab- geordnetenhaus unter einem nichtigen Vonvande seit mehr als sechs Jahren an der Ausübung der verfassungsmäßigen Rechte behindern lind es dadurch zum Gespött des ganzen Kontinents macl)en, die schärfste Mißbilligung aus." — Diese Entsclstießung verdient^ durch Hunderte von Ver sammlungen getragen zu werden. Wenn einmal das Volk die Auflösung des Abgeordnetenhauses verlangt, wie tief muß diese Volksvertretung gesunken sein! Asm. Au der Jubiläumsfeier des Dogmas der Unbe fleckten Eiupfänguis nahm die Stadt Rom lebhaften An teil. Seit dem Jahre 1870 hat man nicht eine so prächtige Illumination der Stadt gesehen. Sie beweist, wie eng ver knüpft die Bevölkerung Roms mit kirchlichem Leben ist. Auf allen Kirchen brannten Notfeuer und loderten Flammen aus Pechpfauueu und bunten Oelgläsern. Die Häuser in den engeren Gassen wie in den breiten Pracht- straßeu prangten im Schmuck Tausender und aber Tausen der von Lichtern. Das Fest der Verkündigung des Dog mas wurde für Nom zum Feste des Lichtes, au dem sich die ganze Bevölkerung enthusiastisch beteiligte und so zahlreich die Straßen durchzog, daß an mehreren Punkten der Fähr verkehr aufgekwbeu lverden mußte. Kr«»kreict; Die Vergiftung Syvetons durch Leicchtgas hat im ganze Laude eine große Erregung l-ervorgebracht. Am Sonnabend sollte bekanntlich der Seusationsprozeß be ginnen, in welchem sich Syveton wegen der Ohrfeigen- affäre zu verantworten hatte. Er hatte sehr wertvolles Material gegen das Kabinett gesammelt, mau envartete daher sensationelle Enthüllungen. Im Hinblick darauf, daß hieraus für das Kabinett sich sehr heikle Situationen hätten ergeben können, wird Eoiubcs bei der Todesnachricht wohl erleichtert ausrufeu: „Dieser Syveton starb mir sehr gelegen." Tie oppositionelle Presse geht einen Schritt weiter: sie behauptet, Syveton sei ermordet worden. <'ui Oroiio? Es werfen sich von selbst die Fragen auf: Hat er sich selbst vergiftet? War es ein Unglück, das seinen Tod herbeiführte? Oder ist er vergiftet worden? Das Abzugs rohr des Gasofens war mit einer Zeitung verstopft? Wie ist die Zeitung ins Rohr gekommen? Skandal über Skan dal und dazu die geplante Trennung von Kirche und Staat, gegen die Nibot gestern eine flammende Protestrede hielt. Soll noch vor ihr das Ministerium au der Korruption zn- Gruude gehen? Am Freitag noch ist in der Kammer ein Gegenantrag nur mehr mit zwei Stimmen Mehrheit, darunter die Stimmen der Minister, abgelehnt worden. Sofort gellte dein Ministerpräsidenten das ominöse Wort: „Demission! Demission!" entgegen. Die Affäre Syveton wird vielleicht den Sturz herbeifnhren. Türkei. Zwischen dem Palast und der Pforte sind ernstere Meinungsverschiedenheiten eingctreten. Der Sultan lehnt immer nach entschieden ab, die wegen des Hinterlandes von Aden mit England abgeschlossene Uebereinknnft zu ge nehmigen, weil hierdurch seine Souveränitätsrechte leiden würden, und er fordert den Minsterrat auf, Maßregeln zum Schutze dieser Rechte zu treffen. Bulgarien. — Tie bulgarischen Racheakte für die von der grie chisch» Bande in Zeleniee verübten Morde haben bereits begonnen. Freitag wurden ans der Straße östlich von Soro- witsch im Wilajet Monastir neun Fuhrleute - - 5 Griechen und 1 bulgarische Patriarchaten — von einer 30 Mann starten bulgarischen Bande überfallen. Sechs Fuhrleute wurden mit Arthieben getötet, 2 schwer verwundet. Deutsch» - Siit»»vest«frika. - - General von Trotha meldet aus Windhuk unter dem 8. Dezember: In der Nacht vom 2. zum 3. Dezember erfolgte ein Angriff auf Namansdrifft, der von der dorti gen. 12 Mann starken Postierung ohne diesseitige Verluste abgeschlagen wurde. Deimling stieß am 1. Dezember im Vormarsch auf Rietmont bei Naris auf 200 Witbois, die die Klivven an der Wasserstelle besetzt hatten? und warf sie nach dreistündigem Gefecht auf Nietmont zurück. Am 5. Dez. früh nahm er Rietmont nach leichtem Avantgardengefccht. Der Feind entwich in voller Flucht, mit Hinterlassung von 8000 Stück Vieh und zahlreichen Wagen, niit der Haupt macht auf Kalkfoistcin, mit kleineren Teilen auf Gocl)as. Im Gesellst bei Rietleh (soll wohl Witoley heißen) am 5. Dezember schnxw verwundet Leutnant Johannes Mann- lmrdt, früher im Feldartillerie-Regiment Nr. 9. Aus Ttadt und Land. IÄM>amiqe» au4 n„s<>r»m UelerkrrNe mit NamenZsertigmiq für diese Rubrik sink »er Redaktion allezeit «tAeurm-il. Der Rame de» Stnlend-r- bleibt «cbeimni» der Redaktion, kluouyrne gutibristen müssen imberürkssldtigt bleiben.) Dre«den. den 10 Dezember 1604. - ' So. Königliche Hoheit Prinz Johann Georg trifft am 12. d. M. um 9 Uhr 22 Min. abends mit Hof- sonderzng der Nordwcstbahn ans Dresden in Wien ein, um dem Kaiser die Thronbesteigung Sr. Majestät des Königs zu notifizieren. Auf dem Perron des Nordwest, i bahnhofes werden der Kaiser, die Erzherzöge und die offiziellen Persönlichkeiten den Prinzen begrüßen. Er wird als Gast des Monarchen in der Hofburg Absteigequartier nehmen und die großen Fremdenappartements bewohnen. Dienstags vormittags wird der Monarch den Prinzen in Audienz empfangen. Dienstag aSenös um S Uhr staöet ein Galadiener im Zeremoniensaal, Mittwoch nachmittags ein Familiendiner bei dem Erzherzog Otto und der Gez- herzogin Maria Josefa im Augartenpalais statt. An dan- selben Abend erfolgt die Rückreise. —* Die beiden Ständekammern des Kdntg- reichs Sachsen haben beschlossen, den verstorbenen König Georg in Dresden ein Denkmal zu errichten. Unter dem Vorsitz der beiden Kammerpräsidenten ist ein vorbereitender Ausschuß zusammen getreten. König Georg gehörte der Ständeversammlrn.g fast ein Menschenalter an. —* Bei Festsetzung der ZiviUiste hat die kon fessionelle Angst keine geringe Rolle gespielt, man lese nrrr folgendes ans der Nat.-Ztg.: „Um den vielfachen Gerüchten über das Privatvermögen des verstorbenen Königs ent gegen zu treten, hat die Staatsregierung mitgeteilt, daß das bare Privatvermögen, das der Heimgegangene König hinterlassen habe, sich auf nicht ganz 2 Millionen Mark beziffere, wovon auf den jetzigen König nichts übergegangen sei. und ferner, daß unter der Regierung König Georgs dem Peterspfening in Nom auch nichi die geringste Zu wendung aus der Zwinipe gemocht worden sei." Also! Lieb' Vaterland magst ruhig sein! Der Evangelische Bund har eine Genugtuung erhalten: von der sächsischen Zivil liste ging nichts noch Rem. So wurde im Jahre 1904 des aufgeklärten Zeitalter-- konstatiert. Es '.st nur gut, daß der König noch über sein Privatvermögen verfügen kait», ohne jedem Schnüffler Rechenschaft oblegen zu muffen. —* Tie Dresdner Handelskammer Hielt eine öffentlich Sitzung ab. Vor Eintritt in die TaGeis- ordntlng gedachte der Vorsitzende, Kommerzienrat Colen- btisch, des Ablebens des Königs Georg und widmete h«n König Friedrich August Worte der Huldigung. Ferner gedachte er des heinigegangenen früheren Präsidenten her Kammer, des Geh. Kommerzienrats Hultzsch. Nach h«n Vortrag der wichtigeren, seit letzter Sitzung erledigtzen Eingänge wurde dann über das vom deutschen Hanhels- tage gewünschte Gutachten über die Einführung des G« richtlichen Ztvangsvergleiches außerhalb des Konkurses be ratest. Das Gutachten soll demnächst publiziert werden. —* Der Evangelische Bund und die Studenten. Ter Evangelisch Bund versucht neuer dings auch unter den Studenten Mitglieder zu werben. In Leipzig halten Universitätsprofessoren Vorträge « diesem Sinne und während der Vorlesungen (!) kurst««, Zirkulare, die zum Beitritt auffordern. Im Stndenten- Organ „Schwarzes Brett" erschien kürzlich ein Aufruf „Bn die Studentenschaft Leipzigs", worin es heißt: „Es wer erhebend und ergreifend zugleich — nämlich auf der Gene ralversammlung Hs Evangelischeil Bundes in Dresden (Anfangs Oktober dieses Jahres) — in Einmütigkeit hoch und niedrig, arm und reich, alt und jung sich die Hand reichen zu sehen zu den: ernsten Gelöbnis „in geschlossener .Kraft und willensstark auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens für die Beseitigung der n lt r a m o n t a » en Vorherrschaft in unserem deutschen Volke einzn- treten". Nur einen vermißte man, der sonst in den großen Zeiten unseres Volkes stets zuerst cingetreten für Deutsch lands Größe und Herrlichkeit: den deutschen Stu denten. Zwar fehlten einzelne studentisch Vertreter nicht ganz. Allein, wo sieht man eine wirklich große Be wegung durch die Studentenschaft gehen? Wo drängt sich der deutsche Student in Scharen zu den Fahnen des Evan gelischen Bundes? Haben wir, Kommilitonen, etwa kein Interesse an der Arbeit des Evan gelischen Bundes? Das kann nur behaupten, wer den Ultramontanismus, dessen Bekämpfung des Evan gelischen Bundes erste und vornehmste Aufgabe ist, nicht kennt. Ter Ultramontanismus ist der Todfeind unseres deutschen Volkes. „Er vergiftet beziehungsweise erstickt den deutschen Wissensdurst", die „deutsche Treue und Lauter keit", kurz „unsere herrliche deutsche Eigenart" — nämlich soweit sie bei den evangelischen Vnndesbrüdern und ihren Gesinnungsgenossen überhaupt noch vorhanden, denn hei den übrigen Deutschen, wenigstens bei den „vorherrschenden Ultramonancn", sind „deutsche Treue und Lauterkeit, deutsche Innigkeit und Gemütstiefe, deutscher Wissensdurst und Freiheitsdrang" selbstverständlich längst erstickt! Wers nicht glaubt, der greife znm — Syllabnsl Folgen die bekannten häufig widerlegten Argumente aus dein Syl- labns nach Protestantischem Kommentar. Nach diesem „Beweis", der etwa die Hälfte des ganzen Ausrufs m»8- niacht, heißt es zum Schluß: „Kämpfen wir mit den schwersten Kamps des neu erstandenen deutschen Reiches: treten wir ein in die Reihen des Evangelischen Bundes . . . sorgen wir dafür, daß Sachsens Landesuniversität, unsere teure nlwn mntt-r ttipmonfth der Vorort wird im Kampfe der akademischen Jugend für Glaubens- und Gewissensfrei heit, für Freiheit der Wissenschaft und Schutz der modernen Kultur, für deutsche Art und Deutschlands Herrlichkeit. Das Vaterland ruft: „Wohlan, Burschen heraus!" Unter zeichnet ist der Aufruf von den: Ausschuß für die akademische Ortsgruppe Leipzig des Evangelischen Bundes. Meißen. In der Hauptsache siegte bei den Stadtver- ordneten-Ergänzungswahlen die Liste des Hausbesitzer- Vereins. Allerdings haben die Sozialdemokraten wieder einen beträchtlichen Stimmenzuwachs zu verzeichnen, und die Wahlen hben ihnen wieder zwei Plätze im Stadtver- ordneten-Kolleginm zugeführt, und zwar als Vertreter her Unansässigen von Meißen-Cölln. Das Kollegium zählt jetzt 38 Mitglieder, darunter 5 Sozialdemokraten. Meißen. Auch in diesem Winter soll wieder an her Landwirtschaftlichen Schule ein Reblauskursus (der 20.) in der Dauer von zwei Tagen, und zwar, Sonnabend und Sonntag, den 7. und 8. Januar 1905, abgehalten iverhen. Leipzig. In der Gasanstalt zu Leipzig-Sellerhausen fand Freitag vormittag eine Explosion statt, bei der mehrere Personen zu Schaden gekommen sind. Leipzig. Vor dem vereinigten zweiten und dritten Strafsenat des Reichsgerichts findet am 14. ds. Mts. der Landeöverratsprozeß gegen den Friseur Michel Hense, zu letzt in Nancy, wegen Versuches von Verrat militärischer Geheimnisse statt. Leipzig. Auf die am 11. Dezember im Zentral- theater stattfindende WohltätigkeitSvorstellung seien hiermit