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Sächsische Volkszeitung : 17.03.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192103170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-03
- Tag 1921-03-17
-
Monat
1921-03
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.03.1921
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DennerSiag den N. März 1SL1 »»»«»,I««», «. Leit« » Beim Kapitel NeichsgesundheitSamt b-grOntzrl die ZentruiuSabg. Frau Dransfeld einen Antrag, n de« «in« umfassende Fürsorge für psychopathisch« Jugendlich« verlangt wird. Die Sorge für die jugendlichen Psychopathen müH« ii, d,»s Jürsorgewesen eingebaut werden, damit ev möglich sei, solche jugendliche Personen nach Möglichkeit zu nützlich»» Gliedern der Gesellschaft zu mache» und sie dem Verbrechertum, dem sie leider heute oftiualö verfallen, zu entreißen. Nachdem Geheim» rat Abel die Bereitwilligkeit der MeichSregierun« gegenüber dem Antrag; erklärt hat, kommt Dr. Schreiber noch einmal zu Dort. Er gedenki mit warmen Worten der neutralen Hal tung des Papstes, sowie dessen Fürsorge in der Krieg-gefange- nenlage und fordert Zusammenschluß alker Kräfte in der rari- tativen Fürsorge. Zum Kapitel SteichSwanderunaSamt führt« Aba. tztücklen lSoz) an«: Da« Relch«wa„be'ui,g«am1 gehört zu hen vedörde». über di, bisher in dn veffentlichkeit t,^r «niia aekprvchen wurde. Ta« Reichswand,rungSamt hat die O-Hentliihkeit dadurch Irreqesiilirt. daß e? In seinem Gericht die Regelung de« Rück» wandereroerkebr« rübnit, an der e« In Wahrheit nar keinen Ameil hat. Da« Wanbenmg«amt scheint nur zur Ilnterbrtnauna von Beamten da zu sein. Bei der Au«wanderung-berot»nq ist jede Zeritmli'atian von Nebel. Ada. Brüntnoba»« (D. Vp.) spricht gegen die Auffassung der Gegner de« Reich-wandmmg«amte«. Statt Aschau wäre vielleicht ein bl »«bau echoe''erlich. Staats sekretär Dr Lewald: Di- sachkundioen Perlönlichkeiken sind zu der Neberzeuguua von der Notiven^igkei» eine« einen»» Amre« s>ir dicheu Zweck aelanqt. Dorum hat man die Beratungsstelle, di» solange im Auswärtigen Amte bestand, zu einem eigenen Amte onSgestaltet. * Kapilel I t betreffend du? Rei ch Swonder» »a« a m t wird unverändert noch der Vorlage bemlvlot; dazu etne Reihe von Ent- schkiehungen, dir aui einen künftigen Abbau abztele», angenommen. Abg. Philipp kDnat. Vp.) wünscht daß dt« Bestände de« Reichsarchivs der Oeffepttichkeit mebr zngänniq gemacht werden und demängelt die Zusammensetzung der historischen Kommission, warn»? ibm Swalsiekretär Dr. Lewald entneanet, daß das RZch«archiv infolae der plötzlich eindringenden Masse des Materials zunächst ,ine große Anzahl Leute einstellen wuß'e, di« auch archl. visti'ch nicht voraebildet waren. Inzwischen ist ober ein Stamm wissevsckaitllch gelchulter Archivare geschaffen worden. Dos Kapitel wird sodann bewilligt. Kapstel 19, illachiveiieuint für Kriegergräber wird genehmigl und der An-rag, die Verlegung nach Spandau nicht zu genehmiaeu, abgelelmt. Es l'leidt also bei der Verlegung nach SpaiGan, Zu Kapiiei l4, Landesvermessung, stellt der Ausschuß eine Entschließung zur Annabme. daß WirlschaüSinteressen durch die Landesaufnahme nicht gcichädigt werden dürfen. Kapitel und Entschließung werden angenommen. Kapitel >6 betrifft den polizeilichen Schutz. Aba Vernd <Dnan> kritisiert die geringe Zuverlässigkeit der Schutz polizei und beschwert sich über das skandalöse Verhalten der Kieler Schisföpolize,, die offiziell an einem sozialistischen Um zug« teilgciwmmen habe. Die Polizei müsse politisch unparteiisch sein, lim so bedauerlicher sei die politische Zersetzung der Poli zei. I» Berlin seien zum Beispiel 6909 Polizeibeainte sozialistisch organisiert. Neichsminister Koch: Gegenüber d>n Wünsche» des Vorredners kann ich nur immer wieder sagen, ''atz wir ein föde ralistisches Reich baden. Wenn irgend jemand etwas nicht ge fällt, soll das Reich gegen die Einzclstaaten Vorgehen; umge kehrt wird von Abgeordneten derselben Partei'd'c Se'lständigkett der Länder gefordert. Ich kann unmöglich mit der preußischen Regierung in einen Schritlwechse. über gewille Vorkommnisse bei der Polizei eintreten. Auch in die Eruennnng oder E»t- laisuug einzelner Beamter kann ich mich unmögtich cinmischen. Abg. Iäker tDnsieldorf, Soz.) begründet einen Antrag der rheinisch westfälischen Abgeordneten, die den rhein 'ch-westiäll- schen Gemeinden anläßlich der Wirren beim Kapp-Putsch ent standenen Kosten für die >7rlS>v«bren und die llnlerbringnng der Roten Armee „iS Reichomitteln zu ersehen. Die Entschl'e- tznng über Vergütnug deö den theinisch-iveslsä'ischen Gemeinden heim Kapp-Pntsch entstondenen Schaden? wird angenom- m e n. Es folgt das Kapitel Technische No'bilse Abg. Vre» lSoz.j: Die Technische Nochilfe ist bei deit Arbeitern verhaßt, weil sie »nr bei Arbeiterstreiks in Tätigkeit tritt, während sie bei Aerziestreikö oder solchen der Milchliefe ranten nicht die Lebensinteresse» der Bevölkerung schützt. Der Begriff lebeuSw,ewiger Vetriebe wird so weit gefaßt, datz fast alle wichtige» Industrie» daruuler falle». Warum sind vor dem Abkomme» der Technische"! Nothilse mit der Post- u»d bisen- bahuverwaltiiug die zuständige» Gewerkschaften nicht gehört worden? Reichsminister Dr. Kock beruft sich ans AnsKihrniige", von Severing nnd anderen sozialistischen Ministern, dl» die ?iot- wendigkeit der Technischen Nothilfe anerkannt haben. Wenn die Frage deS EingreisenS der Technischen Nothilse noch nicht neu ereselt ist. so liegt da« »« dem Widerstreben der Gewerk- «haften. Ich hoffe, das, ei» «»»schuf, de» Reichswirtfchastrate» ich »un a« Bmrot bet dieser «neu «egelung zur Verfüg»«» lewe» wir». Nicht bürgerlich« oder sozialistisch, GefinnnnG e»u> chetdet ,» dieser Frage, sondern die StaatSaesinr.ui-g. - Abg. öernd (Dnat.): Die Sozialdemokratie könnte dir Technisch« NotHtkf« sofort überflüffig machen, wenn st, darauf verzichten wollte, da« sogenannte Streilrecht zu terroristischen Handlungra zu mißbrauchen. sNnruhe b. d. Soz.) Abg. Unterteil n er kltnäbh.) dringt eine Fülle von Einzelbeschwerden gegen die Technische Nothi's« vor und spricht nach 9 Uhr noch fort. Sächsisch« Landtag DreSdeu, am 16. März Präsident Aräßdorf eröffnet die Sitzung )L2 Vhr. Abg. Weimer jKom.j erklärt zur GeichastSordnung, er müsse den Landtag «ringend ersuchen, den von seiner F-aktiua gestellten Antrag, der bedürftigen, zu Ostern zur En lass» ng kommenden Jugend eine Unter stützung zu gewähren, noch vor Beginn der Ferien zur Be ratung zu stellen. Präsident Frähdors gibt den Beschluß des Kaminervor- standeö kund, die Beratung der Vorlage abzulehnen, oa eS nicht Sache des Landtages, sondern der Gemeinde» sei, zu helfen, wo geholfen werden müsse. Der Antrag Weimer, di« Beratung vor den Parlaments serien auf die Tagesordnung zu setzen, wird abgelehnt. Zur zweiten Beratung über die Kapitel 24. L4a, 90 31. 32. 86. 3«. 3G». 37. 98. 89. 48. 44. 44a 47. 47a, 48. 60. 62. »8. 61. 6«. 66a. 68. 69. 69b. 6Sc. 60. «1. 62b. 68a. 61. 6b. ««. 67. 71. 72. 74. 7b. 76, 78, 80. 81. 82, 84. 91. 91a. »4. 96. 96. 99 und 1"8 des Nachtrags zum ordeuilichen StaatShanSbaltSplan und Titel la. Ibb und Ice t«S Nachtrags znm autzerordentl chen Staatshaushaltsplan für 1920 erklärt der Abg. Fellisch lToz.l als Berichterstatter: Der HauShaltSausschutz A sei sich darüber einig geworden, de» Antrag zur delnrttelosen Annahme zu emp fehlen. Die Parteien hätten mit Rücklicht aus die zedrängre Lage der GesckäslSordnung auf eine eingehende Beratung ver zichtet. Kapitel 68 solle noch einmal dem HauShaltSausschutz A überwiesen werden, da sich noch Neueinstellungcn notig machten. Der Antrag Siewrrt ^Kom.) und Genosse.', über die Kapitel 98, 39, 47. 47a. 48 getrennt abzustimmen wird gegen die Stiuimen der Kommunisten ad ge lehnt. Der Antrag, Kapitel 68 nochmals dem Haus haltsau Sschutz A zu überweisen, wird einstimmig angenommen nnd die Vorlage in dieser Fassung einstim mig verabschiedet. Abg. Anders (D. Vvt.) erklärt zur zweiten Beratung über Kapitel 8. 6. 8. 9. 19, 14. 16. 17. 18 und 1l> de? Nachtrag? zum ordentlichen Staatshaushaltsplan für 1929 als Berichter statter: Die einzelnen Einstellungen seien eingehend im HauS- haltSausschutz D geprüft worden und er könne die Annahme der selben nur empfehlen. Der Antrag wird elnftiinmlg ange nommen. Zu Punkt 9 der Tagesordnung, der zweiten Beratung über den Entwurf eines Gesetze? zur Aoändernng de? Gesetze? vom 12. Mai 1 999 in der Fassung vom 12. April 1916 über die Entichädigiina für cin Gebirn-RückenniarkSentzün- d»ng bezw. an Gehirnentzündung umstandene Pferd« und für an Maul- nnd Klauenseuche gefallene? Rindvieh führt Abg. Paoenstecher iDnat.) and: Da? neue Gesetz stelle eine Entschädigung von 80-86 Prozent als gennoend fest für Zucht- und Nubtiere, berncksickstioe aber nicht die Mindern»»,, die dnrch die Krankheit entstanden sei. Ileher die Notwendigkeit der Vorlage fei fick der RechtSanSfchuß einig. Der Rechtsansschuß habe be schlossen, die Annahme mit solgcnder Nendcrung zu empfehlen' An Stelle der Worte ..dnrch den Bezirkstier,'rrt anemvfohken'. solle e? heißen: „vom BezirkSticrorzt genehmigt". Wenn die Krankbeit auch 8—9 Taoe vor dem Tode erkennbar ß", so sei dj? Diaonose doch sehr hänfig die ersten drei Tag,' mir schwer ßest- znstellcn. Im Namen seiner Fraktion stelle er folg«„de Min derbeilSoiiträge: 1. die Worte »am lebenden Pferde' im 8 1 der Vorlaae zn streichen: 2. im 8 9 die Worte einzufügen. „unter tierärztlicher Behandln»» ist auch Beratung zn verstehe», die vom Tierarzt ans Wunsch in iedem Falle poraenommen weiw'n kann." Die Fassung dieser Mindeiheitdanträge sei der Wunsch der Landwirte. Ministerialdirektor v. Hübel: An toten Tieren sei dir Krankheit nur sehr schwer fest,«»stellen und ko könne viel Fäl schung getrieben werden. Die Regierung stehe ans dem Seand- punkte datz die bestehenden Bestimmungen von grotzer Wichtig keit seien. Abg. Dr. Dehne tDein.l stimmt gegen die Minderheits anträge. Abg. Page ii slecker iDn.l: E? sei natürlich besser, die. Krankheit am lebenden Tiere feststellen zn können, abcr eS dürsc nicht die Möglichkeit genommen werde», dies auch noch am toten Tiere zn tun. Der Minderheitsantrag Nr. 1 wird abgelehnt, der MinderbeitSantrag Nr. 2 angenommen und die Vorlage mit diefer Aendernng «in stimmt» vrrabschedet. Nach eingehender Begründung durch den Abg. Müller (Soz.) wird die Vorlage Nr. 19, der Entwurf eiueS Gesetzes »der die Aenderung der Pfandleibergebühren etnstimmig angenommen. Dr. Graupe sSoz.j vertritt den A»trag des Rechrsaus- schusses zum Antrag Arzt aus gesetzliche Regelung deö Arve- terschutzes im Baubeiriebc und auf Durchführung d-S Bauarbei- ter-schutzkS dnrch Anstel»»,g von Aufsichtsbeamte» au» den Krei se» der BerufSarbeiterschaft. Der Antrag der Mehrheit des RrchtsausschusseS geht darauf: 1. die Regierung zu er'uche», dem Landtage eine Vorlage zu unterbreite»», die einige Ae'.derili'gen des sächsischen Baugesetzes bringt. U. a. solle» geioisie Befug nisse st» ß 140 Absatz L) der Baupolizeibehörde durch Ministerial- verordnuug ersetzt werden; der 8 141 ist abzuändern in folge» den: „Die Verwendung von otfeneu Koksfeuer» auf Bauten ist verboten"; der tz 144 erhält folgende Fassung: ..Werdm« Arbeite« unter 18 Jahren beschäftigt, so sind bei der Einrichtung de? Baues und bei der Regelung de? Betriebe? diejenigen beson deren Rücksichten ans Gesundheit nnd Sittlichkeit zu nehmen, welche durch da? Alter dieser Arbeiter geboten sind"; 2 soll die Regierung ersucht werden, unter Mitwirkung der Bauarbeiier- fchutztommissioiieil und Gehör der BaugewerkSberusspenosse»»- schasten eine Verordnung zu erlassen, die Bestimmungen entbätt über den sittlich-sanitären nnd Unfallschutz in Baubetriebe», süe Beton- und Eisenkonstruklionsbauten, Verbot der Frauenarbeit in Baubetrieben; 9. soll die Regierung ersucht werden, für jeden Regierungsbezirk (Kreishanptmannschaften) mindesten« zwei Antsichtsbeamte aus der BerufSarboiterschast anzustellen für die Kontrolle sämtlicher Beinarbeiten;^ 4. soll die iächsischc Siaatd- rcgierung ersucht werde», auf -K ReichSregierung ei«z»wirke», datz baldigst eine reichsgesetzliche RegeUiiig de? Arbetterschiltzes im Baubetrieb erfolgt. Abg. Wagner kDnat.) vertritt den MiiiderhciiSantrag die Regierung zu ersuchen, für jeden Reoier»i»a?bezirk minde- stens einen AnfsichtSbeamten anznstellen. Es mützten die Grund, sähe auf grötzte Sparsamkeit auch hier berücksichtigt werden. Minister Livinski: Er halte die Vorschrift, ..mindeste,'» einen Beamten" für ausreichend, da doch dadurch die Be- wegunasfreiheit der Regierung nicht eingeschränkt würde. Abg. Noc»ck sD. Vpt ): Die Kontrolle auf de» Bauten Hab« in der letzte» Zeit eine Verstärkung erfahre». Die Anstellung von Arbeiterkontrolle»^» könne» erspart bleib-», da ein Vorreik für die Arbeiter daran? nicht entstehe. Seine Fraktion lehn» den Punkt 9 ab. Auch die Abgg. Jähnig kDem.) und K u n b s ch sDnat.t wenden sick gegen den Punkt 6. Abg. Frätzdorf kSoz.) hält die Kontrolle aus den Bau ten für unbedingt notwendig. Die Punkte 1, 2 »nd 4 werden einstimmig angciiom men, der Punkt 9 wird mit 46 Stimmen der Bürgerliche» gegen 49 Stimmen der Linken abgelehnt. Schluß der Sitzung X8 Nkir —Pt— Kavitrl 99 ..Katbollsch-geistliche Behörden" deö RacktengSetatS im Hi»,»ShaItd»»Sschutz A Im Ha n dHa l t S a u 8 schu tz A des Landtages wurde heute vormittag über Kapitel 90 des Nachiragscrats ..hat ho lisch-geistliche Behörden" verhandelt. Es war' eigent- lich in Aussicht genommen, den Antrag Hetzlein vom 9 Januar, „die Regierung zn ersuchen, »och für das lausen?« Staatshaushaltsjahr a»ch der katholischen Kirche die jenigen Staatsmittel zn gewähren, ans die ste nach Artikel 178 der ReichSverfassung bis zur Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche Anspruch hat und deren sie dringend bedarf, um auch die katholischen Geistlichen nick Kirchenbeamte,! mit gleichen Bezügen anSstattcn zu können, die den entspreche,,' den Kruppen der Staatsbeamten nach der neuen Besoldung?, ordnnng znstehen", zu behandeln. Da aber in, Naclitragsetal das Kapitel 97 ...Katholische Kirchen und wohltätige Anstalten' gar nicht anfgeführt ist, war eS »ninöglich, den Antrag Hetzle»' hei Kapitel 99 zur Beratung zu bringen. Der Antrag Hetzlein kann daher erst bei der Beratung de? Hanptetats wieder cnifgenommen werden, hat ober, nach dem Schicksal, das den Anträgen wegen der evangelistven Geist lichcil »nd Kirchenbeamte» gestern zuteil wurde, wenig AnSii.bt aus Verwirklichung. Zn Kapitel 90 „katholisch geistlich« Behör den" beantragte heute im HauShaltdausschntz A der Berickterslai. ter Abg. Dr. Dehne kDeniokrat) die Annahme deö Kapitels. Der unabhängige Abg. Tnnger erklärte, datz sein- Fraktion gegen das Kapitel stimmen werde. An diese Erklärung knüpfte sich eine prinzipielle Aussprache sowohl wegen ded Kapitels 99 „katholisch-geistliche Behörden" als auch wegen des Kapitels 89 „epangelisch-lntherischeS Landes- konsistoriiim". wobei die Mehrheit des Ausschusses und auch d'e 'I ' u V Sächsische Volkdzeitung — Nr. 89 — 17. März >921 Der Schimmelreiter Pan T I, .' odo » s: i o r m ,2. Fortsetzung.) Nach langen! Hinstarren „ickir er wohl iangsain mit dein K,l le oder zeichnete, ohne anfzusehen. mit der Hand eine weiche L nie in der Lust, als ab er dem Deiche dam t einen sanft».««,, AI lall gebe,, wollte. Wurde eS so dunkel, datz alle Erdendinge t>>, seinen Augen verschwanden, »nd nur die F>ut ihm in d»e Olren donnerte, dann stand er auf und tr.iv'e haibdurrynätzt na«, Hause. Als er so >i»ec, Aveuds zu seinem Vater in die Stube trat, de. a» seine» Meßgeräten putzte, fuhr dieser aus: „Was lre.bst d» draußen ? Tu hättest ja versanken können; oie Wass" tei- tz>',' kv'nte in den Deich." Hanke sah ihn trotzig an. „Hörst dn mich nicht? Ich sage, d» holtest versaufen kin nr»! „Ja," sagte Haute, „ich bi» noch nicht versofsenl" „Nein," erwiderte nach einer Weile der Alte und sah ihn wie abwesend ins Gesicht, — „diesmal noch nicht" „Aber." sagte Hanke wieder, ..unsere Deiche sind nicht? wert!" „Was für was. Junge?" „Die Deiche, sag ich!" „Was sind die Deiche?" ..Sic tauge» nichts, Vaterl" erwiderte Hanke. Der Alte lackte ibm i»S Gesicht. „Wo? denn. Junge? Du bist irobl dad Wunderkind and Lübeck?" Aber der Junge ließ tick nicht irren. „Die Wasserseite »st zi steil. " sagt: er. „wenn cd noch einmal kommt, w'e eS mehr ol- etiimnl schon gekommen »kt. so können wir h er auch hintern, Trick ersaufenI" Der Alte holte seinen Kautabak ans der Tasche, drehte en en Sckrot ab »nd schob ihn hinter die Zähne. „11,'d wie viel Karren hast d» beute geschoben?" fragte er ärgerlich: denn er sah wobt, datz auch die Deicharbeit bei dem Jungen die Denk- ardeO nicht batte vertreiben können „Weiß nickst. Va'er." saote dieser, „so wad die anderen mach ten; viekleickt ein balbe? Dutzend mehr; aber — die Deiche Müssen ander« werden I" „Nun." meinte der Alte nnd stieß ein Lachen auv: „du kannst eö ja vielleicht znm Deichgrafen bringen; dann mach >i, anders >" «Ja. Vater!" erwiderte der Junge. Der Alte sah ihn an nnd schluckte ein paarmal, dann ging er aus der Tür; er wußte nicht, wa? er dem Junge» antwor ten sollte. Auch als zu Ende Oktober die Deicharbeit vorbei war. blieb der Gang nordwärts nach dem Hof hinaus für Hguke Haie» die beste Unterhaltung; den Allerheiligentag. um d»n herum die Aegulnoktialstürme zu tosen pflegen, von dem wir sagen, datz FrieSland ihn wohl beklagen mag, erwartete er, wie heute die Ki»der da? Christfest. Stand eine Springflut bevo'< ko konnte man sicher sein, er lag trotz Sturm und Wetter dran gen am Deiche mutterseelenallein; und wenn die Möoen gacker- teu, wenn die Wasser gegen den Deich tobten und beim Zurück- rollen ganze Fetze» von der Grasdecke mit ins Meer Hinabrissen, dann hätte man Haukes zorniges Lache» hören können. „Ihr könnt nicht? Rechtes," schrie er in den Lärm hinaus, „sowie die Menschen auch nichts können!" Und endlich, oft im Finstern, trabte er aus der weiten Oede den Deich entlang, nach Hause, bis seine aiisgeschossene Gestalt die niedrige Tür unter sein'» Vater? Nohrdach erreicht hatte und darunter dnrch in das kleine Zimmer schlüpfte. Manchmal hatte er eine Faust voll Kleierde witgrbrach,' dann setzte er sich neben den Alten, der ihn jetzt gewähr-», ließ und knetete bei dem Schein der dünnen Nnkchl>1tke"ze allerlei Deichmodelle, legte sie in ein flaches Gefäß mit Wasser un» suchte darin die Ausspülung der Wellen nachznmachen, oder er nah», seine Schiefertafel und zeichnete daraus da? Profil der Deiche nach der Sccscite, wie eö nach seiner M-'NU»g sein mutzte. Mit denen zu verkehren, die mit ihin aus der Schulbank gescsje» hatten, fiel ibm nicht ein; auch schien eS, als ob ihnen an dem Träumer nichts gelegen sei. Al? e? wieder Winter geworden »nd der Frost hcreingebrocken war, wanderte er noch weiter, wohin er früher nicht gekommen, auf den Deich hinaus, bis die unabsehbare cisbedeckte Fläche der Watten vor ihm lao. Im Februar bei dauerndem Frostwester wurden angetn»- bcne Leichen ansgefunden; drantzcn am offenen Haf aus de» ge frorenen Walten hatten sie gelegen. Ein junges Weib, da? dabei gewesen war. als man sie in da» Dorf geholt hatte, stand redselig vor de», asten Haien: „Glaubt nicht, datz sie wie Me : scheu anssahen." rief sie. „nein, wie die SeeteufelI So groß, Köpfe," und sie hielt die ausgespreizten Hände von weitem gegeneinander, „gnidderschwarz und blank, wie frisch gebackei Brotl Ilnd die Krabben hatten sie angeknabbert; die Kind:, schrien laut, al? sie sie saheni" Dem alten Haien war so wak just nichts Neue?: „Sie haben wohl seit November schon in See getrieben'" sagte er gleichmütig. Hauke stand schweigend daneben, aber sobald er konnte schlich er sich ans de» Deich hinaus; eö war nicht zu sagen, wollte er noch nach weileren Loten suchen, oder zog ihn nur da« Grauen, das noch auf den jetzt verlassenen Stelle» brüten mutzte. Er lief weiter und weiter, bis er einsam in der Oed« stand, wo nur die Winde über den Deich webten, wo nichts wm als die klagenden Stimmen der großen Vögel, die -asch vor überschossen: zu seiner Linken die leere weite Marsch zur ander: Seite der unabsehbare Strand mit seiner jetzt vom Eise sckiw mernden Fläche der Watten; «S war, al? liege die ganze Well in weißem Tod. Hanke blieb oben auf dem Deiche stehen, und seine sch'e.' fen Augen schweiften weit umher; aber von Toten war nicht-' mehr z» sehen; nur wo die nnjichtbaren Wattströme sich darun ter drängten, hob und senkte die Eisfläche sich in stromartigea Linien. Er lief nach Hanse; aber a» einem der nächsten Abend« war er wiederum da draußen. Ans jenen Stellen war jetzt da? Eis gespalten: wie Rauchwolken stieg eS an? de» Rissen, nnd nper das ganze Watt spann sich ein Netz von Dampf nnd Nebel, da,1 sich seltsam mit der Dämmerung des Abends mischte. Hanke sah mit starren Augen daraus hin; denn in dem Nebel schrittei dunkle Gestalten ans »nd ab; sie schienen ibm ;o trotz wie Men sche». Würdevoll, aber mit seltsamen, erschreckenden Gebärden: mit langen Nasen sab er sic fern an den rauchenden Spalten ans »nd ab spazieren; plötzlich begannen sw wie Narren »nbeimttar ans und ab zn springen, die. großen über die kleinen nnd du kleinen oegen die großen; dann breiteten sie sich ans und ver loren alle Form. „WaS wollen die? Sind es die Geister der Ertrunkenen^' dachte Hauke. „Aeiho!" schrie er laut in die Nackt hinaus, aber die draußen kebrten sich nicht an seinen Schrei, sondern trieben ihr wunderliches Wesen fort. (Fortsetzung folgt)
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