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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1921-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192102166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-02
- Tag 1921-02-16
-
Monat
1921-02
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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Mittwoch de» IS. Februar 1921 Nr. 3-l. Seite 2 Deutschland und der Osten Der ?l»ke»mlnls«tr Dr. Simon? streift in der Rede, di« rr ftingsi in Stuttgart gebalten hat, in Kürze auch dar Osivroblem. Mit dollritt Recht hebt er dabei hervor, daß die Rtparalionsftage nicht endgültig feregrlt werden kann, iolange die Verhältnisse im Ollen nicht eine völlige Klärung erhalten, eine Klärung, die u. E. nur dann von Bestand und Dauer fein kan», wenn die berechtigten Belange de? deutschen Reiches bei Regelung der östlichen Fragen gebührend berücksichtigt werden. Deutschland, das am Oste» ausS stärkste interessiert ist, muß dabei gehört werden. Weder der Friede von Vcfta.ltes noch die zwilchen Dolen und Rußland getroffenen Vereinbarunaen non Riaa haben die Ostfrag« einer Lösung näber gebracht. Darüber dürste auch bei den Gegnern durchaus ei» ernst« hafier Zweifel nickt bestehe», wenn sie an die Ostverwicklunaen dc» vorigen Jahres zur iickdenlet«. Und wer weiß, was stir Urbeiraschunaen nach dieser Richtung bin iu dieiem Jabre bevorstehen. Die willkür liche und absichtlich berbeigestihrie also unnatürliche Ablchnürung Deutschlands vom russischen Wirtschaftsgebiet ist auf die Dauer ein durchaus uiibaltbnrcr Zustand. Wir haben schon srüber nicht unter» lassen, darauf bin,»weisen — und der ZentrumLabokordnete Svabn bat dies anläßlich der AuSchrach« über die Konferenz von Spa im Reichstage vornehmlich getan — da» die Aufnahme wsttschaftlicher Beziehungen zwilchen Rußland und Dentichlanb zweifellos eitle der wichtigsten Fragen der Zukunft sei. Dabei b'eibt jedoch aus« stärlfte zu brachten, daß die Anknüpfung wirtschaftlicher Beziehungen zwischen diese« Ländern »IcmalS zu einer Einmischung in die rein staatlichen Verhältnisse führen darf. E» wäre nicht möglich, zu «inrm Wirt« schafllichen GiiterauStauich mit Rußland zu komme«, wenn etwa die Sowjitrepublik die wirtschaftlichen Beziehungen dazu benutzen wollte, ihre staatlichen Idee», die die übergroße Mehrheit des deutschen Volke« glatiwea abtebnt, in Deutschland zu propagieren, eine Gefahr, die durchaus Im Bereich der Möglichkeit liegen durfte. Wir sind der Meinung, daß der staatliche An'« und Ausbau »Ine» Lande« einzig mrd allein von dem Willen seine» eigenen Volke« abhängt. Im übrige« ist der Gedanke der wirtschaftlichen Annährnna Deutschland» an den russische» Markt, von dem der Anßemninifter Dr. Timon« auch schon früher gesprochen hat, nur zu begrüßen. Wir stimme» ihm daher zu. wenn er sagt, c« würde Im Interesse der Entmist liegen, die deutsche Industrie statt auf ihre eigenen Märkte auf dir d«S Osten« , hinznlenlcn. Können die Neberschichten der Bergleute eingestellt werden? Wie der „Temps" meldet, soll am 1. März eine Beratung ocr Reparationskonimissiou mit deutschen Kohlcnsachvcrständi- geu stattsiiiden. um das LieferungSprogeamin für den Monat April zu bestimmen. Für die Monate Februar und März bleibe es bei den vorgesehenen Lieferungen von 2 200 000 Tennen plus L50 000 Tonnen Rückstände. Damit ist die Kahlenfrage wieder einmal in ein kritisches Stadium gerückt. Noch steht allerdings nicht fest, ob Llohd George angesichts der Tatsache, daß die Berg arbeiter in Wales Hunger leiden und die Arbeitslosigkeit in England immer größer wird, weil Frankreich seinen Magen mit deutschen Kohlen »verladet, diesem Liefersoll die Zustimmung gibt. Wenn die Meldung des „Temps" wirklich das letzte Wort darstellt, wird dem deutschen Erwerbsleben ein unerträglicher Schlag verseht. Die deutsche Volkswirtschaft wird ihren drin gendsten Bedarf, der schon bislang nicht mehr gedeckt werden konnte, nicht mehr entfernt gedeckt sehen, weitere Arbeitslosig keit wird die unausbleibliche Folge sein. Schon die bisherigen Kohleiilicferuugcn an die Entente waren nur möglich infolge der gewaltigen Krasianstrengung unserer braven Bergleute. Sie, an deren Kräften während deS Krieges vielfach Raubbau getrie ben war, haben nun fcbon seit Monaten Ueberkchichten gefahren, trotz phlssiscker Ermüdung, von dem heißen Drange bcse,lt, der deutschen Industrie möglichst viele Kohlen zu liefern, ans daß ihre erwerbstätigen Brüder das tägliche Brot verdien m können. Inzwischen sind nun Stimmen laut geworden, die sich für Einstellung der Neberschichten auSsprcchen, G-wuß ist dieser Wvi sä begreiflich, seine Erfüllung in diesem Augenblicke würde jevoch von katastrophaler Wirkung sein Wie schon hervorge- habe». ist ja die Zahl der an Frankreich zu liefernden Tonnen nichr verringert worden; sie soll vielmehr noch ein; gewaltige Sieigerung erfahren. Bleibt die Kohle in der verlangten Hohe aber aus, so erscheint von neuem das Gespenst einer eventuellen Besetzung des Nnhrkvhlengebieteö. eine Maßnahine, unter der auch unsere Bergarbeiter persönlich zu leiden hätten. Daneben liegt eine starke Kohlensteigerung unbedingt im Interesse Deuljchlands. Von ihr hängt die Äufrechterhaltung der lebens wichtigen Betriebe, der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke ab. An. all dieses und nicht zuletzt an die vielen srierenden Kinder wird der Bergmann denken müssen, ehe er von dem lleberscküchtenabkommeii abläßt. Zudem liegt auch, rein wirtschaftlich betrachtet, die Fort dauer des Abkommens noch kür absehbare Zeit im Interesse der Bergleute selber. Abgesehen von den erheblicken L"hnzuschlä- gen erhalten die Bergleute Zuwendungen an Lebensmitteln und Bekleidungsstücken zu erheblich verbilligten Preisen. Diese Zu wendungen sind für di« Fortdauer der Lebenshaltung, auf die der Bergarbeiter eingestellt ist, schwer entbehrlich. Beim Weg- fall der Neberschichten würde daher naturnotwendig die Frag« auftauchen, inwieweit der durch Wegsall der Uebersch'chten-Zn- wendnngen entstehende Ausfall durch eine Lohnaufbesserung ausgeglichen, werden könnte. Letztere wäre, wenn dl« Kohlen, fördern na nicht gesteigert würde, nur bet gleichzeitiger Erhöhung der Kohlenpreise denkbar. Mail muß aber einmal inS Volk gehe» und die vielen Klagen über die Qualität und die «nannig- fachen Seufzer über die heute kaum noch erschwingbareu Koh- ienprelse hören, um zu wisse», daß eine Erhöhung derselben auf den stärksteil Widerstand des ganzen Volte« stoßen würde» ganz abgesehen, daß sie im Interesse unserer Volkswirtschaft ganz unvertretbar wäre. Die deutsche Kohle würde bei einer nochmaligen Preiserhöhung gegenüber der qualitativ teilweise besseren englischen und amerikanischen Kohle nicht wehr kon kurrenzfähig sein. Die indirekten und schwersten Rückwirkun gen auf die Industrie Deutschlands find damit gekennzeichnet. Ein Ausgleich des durch Wegfall der Neberschichten «»tretenden Lohnausfalls ist also nur durch eine MehrfSrderung an Kohle erreichbar. Bei dieser Sachlage wäre nun zu erwägen, ob wir in Deutschland nicht einen ähnlichen Weg gehen können, wie er in England bei völliger Uebereinstimmung zwischen Arbeit gebern und Arbeitnehmern beirrt«» wurde. Dort hat mm, eine Lohnerhöhungsskala festgclegt, bei der die Produktionssteigernng ein wesentlicher Faktor ist. Eine solche Mchrförderung kann dreifach bedingt sein, zunächst durch technische Verbesserungen der einzelnen Werke, durch größere Leistung des Einzelnen und schließlich durch Schaffung eines günstigeren Verhältnisses der produktiven zu den unproduktiven Belegschaftsmitgliedern. Tech nische Verbesserungen sind innerhalb kurzer Zeit — und wir haben bei dem/Kohlcnproblem mit jedem Tage zu rechnen — nicht dnrchzuführen. Ebenso ist die Verbesserung des Verhält nisses der produktiven zu den unproduktiven Arbeitern nur durch Anlernen der letzteren erreichbar. DaS kann auch nicht von heute auf morgen erreicht werden. Daß aber tue beiden genannten Verbejsernngsvorschläge anSgcführt werden, darf Wohl mit Bestimmtheit angenommen werden. Heute und für die nächste Zeit ist aber nur die Erreichung der Mehrförderung durch vermehrte Leistung des Einzelnen möglich. Da wese jedoch innerhalb der gewöhnlichen Siebenstundenschichi einstweilen noch nicht dnrchzuführen sein dürfte, werde» unsere einsichtigen wackeren Bergarbeiter durch Beibehaltung der Neberschichten weiterhin für die Grundlage unseres Wirtschaftsleben« Sorge tragen müssen. „Der innere Aufbau Deutschlands" Unter diesem Titel finden sich in der Wiener „Reichspost" vom 10. Februar folgende Ausführungen: „Abgeordneter Erz berger hat zweifellos durch seine vielseitigen politiscken Aktio nen zahlreiche Angriffsflächen geboten. Seine Haltung in der Frage „Zentralismus oder Föderalismus" ist dabei in Süd- deutschland vielfach mißverstanden worden. Erzberger ist aber nach Mitteilungen seiner Freunde vor allem davon auSgegan- gen, daß Preußen in seinem bisherigen Umfange und zentralen Ausbau eine Gefahr für die Neichsregierung, wie auch für die süddeutschen Länder bildet. Dieser Gesichtspunkt ist auch für Oesterreich zweifellos richtig. Erzberger will daher nicht eine Stärkung der Berliner Ze n trat r ei chkge Walt auf Kosten der einzelnen Staaten, das heißt aller Einzelstaaten, sondern ans Kosten Preußens. Dieser Staat ist ia ohnedies heute nicht mehr das, was er einmal war. Denn ohne preußische Armee, ohne preußische Staatsbahn und ohne zentralistische Verwaltung durch den vom König ernannten Landrat ist ja Preußen nicht mehr, was es war. Mit dem Ausbau der Selbstverwaltung der preußischen Provinzen wird die Macht der preußischen SiaatSregiernng noch mehr ein geschränkt werden, und eS ist daher wirklich nicht cinzusehen, warum denn die „Mußprenßen" im Rheinlands und in Nieder- sachjen noch weiter von Berlin regiert werden müsse'?. Wenn man diese Ziele, die Erzbcrger nach de» Mitteilungen seiner Freunde im Auge hatte, in Betracht zieht, so ist woh'. die viel fach gehörte Darstellung seiner Haltung in dieser wichtigen Frage des NcichSansbanes Deutschlands wirklich em Mißver ständnis. Im übrigen aber ist der scharfe Kampf gegen diesen Politiker doch vor allein darauf zurückzuführen, daß er seit 1016 kür eine rasche Liquidation deS Krieges eintrat, daß er es war, der dann den schweren Gang zu Marschall Fach unternahm und daß er endlich den Mut und die Entschlossenheit hatte, die neuen Steuern im Reichstage durchzukämpfen. Die Dcuischnaüouale Partei, die durch den Ruf nach der Annexion Belgiens, nach ihrem Eintreten für den Unterseebootkrieg, durch ihre Agitation für schärfere Bestimmungen in den Friedcnsverträgen von Brest-Litowsk nnd Bukarest so viel zum Unglück Deutschlands beigetragen hat. diese Partei sucht sich jetzt durch scharfen Kampf gegen Erzberger zu entlasten. Das ist ein Vorgang, gegen den vom Standpunkte der politischen Moral Einspruch erhoben wer den mutz. Es soll nnd darf niemandem verboten werden, andere politische Ansichten zu haben, aber man darf den politischen Kampf nicht zu einem persönlichen verschärfe:!." Zur Eröffnung des englischen Parlaments London, Iss. Februar. „Evening News' meldet, daß ins- vesoiidere iin Hinblick auf die Ereignisse in Lancashire. wo Brandstiftungen im großen Maßstabe staltfinden, sorgfältige Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, um bei der morgen stattsindenden Eröffnung des Parlaments durch den König jeden Anschlag zu verhindern. Das Oberhaus wird scharf bewacht. An verschiedenen Stellen wurden zur Be wachung des Parlaments bewaffnete Posten ausgestellt. Mau erwartet in dieser Woche eine wichtige Erklärung Llohd George» Über die Politik der britischen Regierung. „Palt Mall Gazette" erfährt, Llohd George werde bereits morgen abend eine Er klärung über die Ncparatiousfrage abgeben. Alle Minister sind nach London zurückgekehrt. Es fand bereits eine Ministerratssitzung statt, die sich mit der irischen Frage und der Räumung von Me sopotamien befaßte. Zweifellos war in dieser Kabu-ettssitzung auch von der Wiedergutmachung die Rede. Nach der Kabinetts- fitznng verlautete, daß Llohd George nach seiner Antwortrcde auf die Thronrede des Königs eine Replik ans die Stuttgarter Rede Dr. SimonS' halten werde. Es wird versichert, daß Llohd George fest entschlossen ist, an den in Paris festgesetzten Ent schlüssen festzuhalten nnd zu betonen, daß Frankreich und Eng» land fest zueinander stehen werden in bezug ans die Behänd- lung der Wiedergutmachnngssrage. Er wird die Ansicht znm Ausdruck bringen, daß Deutschland imstande fei. die Zahlungen aufzubringen. Es ist nicht zu erwarten, daß die EiOentemächte aus die Herabsetzung der Summe für die Wiedergutmachung eingehen werden. „Star" meldet: Heute wurde nichtamtlich miigeteilt, daß beim Ausbleiben einer befriedigenden Antwort der Regierung, betreffend die Schießerei von Mallow der allge meine Streik der Lokomotivführer und Heizer an: Donnerstag »m Mitternacht beginnen werde. - . Die englische Thronrede London, Iv. Febr. Da« Parlament wurde durch de« König mit einer Thronrede eröffnet, ln der e« heißt: Mein« Beziehungen zu den cmswärt'gen Möchtcn haben ihren freundschaftlichen Charakter bewahrt. Binnen kurzen: werden in London Konferenzen abgebalten werden. Unsere Alliierten au« dem letzten Kriege, sowie die Ver treter Deut, chl and« und der Türket «erden daran teilnrhmen. Ich koste xiwersichilich daß dadurch Fortschritte in der Ausführung de» Friedensvertrage» In der Herstellung der Eintracht und in d«r Wiederherstellung d«s Rechte im nahe» Osten erreicht werden. Ich degr di« Hoffnung, daß die Verhandlungen, die auf «In Handelsabkommen mir Rußland gerichtet sind, ebenfalls »ine befriedigende Lösung finden werde«. De« Herzoa »?on Connaught hat die neuen RatSvrrsamm- lungen in Indien eröffnet, in der Hoffnung, daß di, neue politisch« Verantwortlichkeit, die meine Untertanen in Indien auf sich ge nommen haben, in naher Zukunft »in« Beilegung jede« politischen Konflikte» sichern werden. Die Politik meiner Regierung hinsichtlich Aegypten«, soweit sie sich aus den Untersuchungen de» im Jahre ISIS eingesetzten Sonderc>u«schusseS ergibt, wird Ihnen unter, breitet werden. Ich bin glücklich, daß Vorbereitungen getroffen worden sind zwischen meinen Ministern in London «nd ihren Kollegen in Urb erste, ibren persönlichen Gedankenaustausch zu verwirftichen, der während der letzten zwei Kriegsjahre und während der Friedensberatungen so gute Ergebnisse gezeittot hat. Es w rd. wie ich hoffe möglich sein, daß die Premierminister von Kanada, Australien. Neuseeland, der Tüdaft'kaniscken Union und Neufund land ftw>« die in Indien nach Großbritannien kommen werken. Ich vertraue darauf, daß die Erörterungen, di, bei ihren Besuchen stattfinden sollen, in weitestem Maße dazu beitragen werden di« auswärtig« und die innere Politik de« Reiche« zu vereinheitlichen. M eine Herren vom Unterhause I Der Budgetvoranschlag für da« nächste Finanzjahr wird Ihnen zur gegebenen K«tt vor- gelegt werden. Dieser Voranschlag bringt die Entschlossenheit znm Ausdruck, die Ausgaben io etnzuichränken, wie e« sich mit der Wobt, fahrt des Reiches verträgt. Di« Folgen de« Kriege» legen de» Nation Verpflichtungen auf. deren sie nicht ohne schwer« steuerliche Belastung gerecht werden kann. Aber e« ist unbedingt notwendig im Interesse «ine« ra'cken Wiederaufleben» de« Handel» und de« Industrie, daß diese Bürde so sehr wie möglich erleichtert wird. Die Lage in Irland «füllt mich auch weiterhin mit vetrübni». Ein vom rechten Wege abgelrrtrr Teil de« irischen Volke« fährt fort Methoden in verbrecherischer Gewalt anzuwenden, um «in« «nab. hängige Republik herzustellrn. Weder dir Einheit Irland», noch eine autonome irische Regiemng können durch diese« Mittel erreicht werden. Dir Vorbereitungen zur Inkraftsetzung de« Gesetze« Uder die Regierung von Irland sind jetzt so weit gefördert und ich hoff« aufrichtig, daß in einer nahen Zukunft dir Mehrheit de« Volke« ihre Entschlossenheit kundgrben wird, die Gewalttaten zu verurteilen und bei der Anwendung eine« Gesetze« mitzuh«lfrn. das ihm dl« Verantwortlichkeit einer autonomen Regierung verleiht, und dn« die Schaffung eine« Organismus Vorsicht, durch den seine Einheit mit konstitutionellen Mitteln verwirklicht werden kann. UW sächsische Volkszeitiing — Nr. M — 16. Februar 1621 Du sollst nicht richten Roman von Erich Friesen (Nachdruck verboten.) (16 Forlsotzuug.1 Tag »nd Nacht wich Salomca nicht vom Krankenlager ihres Kindes. Ii>r Gatte mit den beiden Töchterchen harte das andere Zimmer ne.aaea, da-:- sonst als Wohnraam diente — aus Vorsicht, damü die lleincn Mädchen vor Ansteckung bewahrt vlieben. Saloinea duldete amb nicht, baß er selbst mit dem Kran lei! >„ Berührung kam. Allein wallte sie mit dem unsichtbaren Feind, der ihr das heißgeliebte Kind zu rauben drobic, fertig iverde». Wie oft sah der anbrcchenbc Morgen die arme Mutter vor dem tleinc» Veilchen auf den Knien liegen und heiße Gebete murmeln, während der Vater klopfenden Herzens an der Tür horchte, in verzweifelter Angst, daß da drinnen der Sensenmann seine verknöcherten Arme um den kleinen mit dem Tode ringen den Körper fester und fester schließe» konnte. . . . Und Minna, die das Bindeglied zwischen den beiden getrennte» Parteien spielte, erzählte dein trostlosen Mann immer wieder unter Schluchzen und Trauen, die arme Madame werde von Tag zu Tag bleicher nnd magerer, indes das Gesicht des kleinen Kranken ganz rot nnd aufgeschwollen wäre. Trotzdem — ein Morgen blaute heraus, da öffnete der kleine Parient seine Augen z»m ersten Male wieder voll und Kar und heftete sie ans die bleiche Frau an seinem Bettchen, die nur lote.ei» Schatten ihres früheren Selbst aussah. Minna!" Lejse, kam» vernehmbar hauchte es zu Solomea hinüber. Aber die Mutter börte den Laut. Mit einem unterdrückten Iubelschrei stürzte sie an dem Bettchen nieder, das kleine Gesicht, die abgemagertcn Händchen mit Küssen bedeckend. ^ Gerettet! Die Krisis war Vorbeil — Und doch — trotz aller Pflege und obgleich der kleine Re konvaleszent gefüttert wurde wie nie zuvor, obgleich die Eltern hungerten und darbten, damit ihm nur ja nichts abging — der kleine Gert wollte sich nicht erholen. Das zuerst so rote, aufgedunsene Gesichtchen wurde bleicher lind bleicher »nd magerer und magerer. „Das Fieber Hai ihn so mitgenommen," meinte der Arzt achselzuckend. „Und dann — die schlechte Luft hier in dieser Ge gend! Schaffen Sic ihn ein paar Wochen fort! Am besten anS Meer! Sonst stehe ich für nichts." Fortl Ans Meer! Bitter lachte Saloinea auf. Sie hatte Schulden gemacht während Gerts Krankheit — überall, beim Schläcbier, beim Bäcker, veiin Gemüsehändler. A»S Mitleiden hatte man ihr gegeben, ohne Geld, was sie verlangte. Der kleine, schworzlöpfige Junge war überall in oer Nachbarschaft beliebt. Und nun — fortl AnS Meer! Sonst stand der Arzt nicht ein für das Leben des Kindes. Großer Gott! Seit Wochen schon war Kurt nicht mehr in seinem Atelier gewesen. Er hatte genug zu tun, uin Ilse und Klein-Eva in Ordnung zu halten. Und überdies — das ganze Atelier stand und hing ja voll Bilder jeder Größe. Und nie ein Käufer. Wo zu innner weiter malen — ohne Zweck und Ziel! Heute nun durfte Gert zum ersten Male das Bett ver lassen. Matt, schwach zi»n Uinsinken schwankte er am Arni der Mutter ins Wohnzimmer. Die kleine Ilse, die ihn nach seiner Krankheit znm ersten M,Ue sab. wollte ihm entgegenspringe», blieb jedoch entsetzt bei seine» Anblick ans den Platz gebannt. Sie erkannte ihn kaum, den Bruder. Und der arme Junge hustete so arg! Und sein Puls ging so schwach und unregelmäßig I In dicke Tücher eingewickeltd saß er zwischen Papa und Mama auf dem altvaterischen Sofa. Müde schweiften seine jetzt übergroßen, dunkel ninraiidetcn Angen durchs Zimmer. Plötzlich belebte sich sein matter Blick. Sein dünner Zeig«, fii'gcr deutete ans die Kommode, wo noch immer Irmgards Pakete lagen. Niemand hatte während der schweren Zeit daran gedacht, sie wegzunehmen oder gar zu öffnen. „Mamal Was ist da drin? Mach auf!" Zuerst schüttelte Salomea den Kopf. Aber das Kind bat so dringend, und seine Angen flehten noch viel beweglicher — schließlich gab sie nach. Zwei Packeis wurden geöffnet. Ein gesticktes Mullkleid für Ilse und ein Matrosenanzug für Gert kamen zum Vorschein. „Run dieSl" rief Gert aufgeregt, auf ein kleines, verschnür tes Paket deutend. „Ich habe gesehen, wie die Cousine noch wa« extra hineingesteckt hat. ehe sie wegging." Auch dieses Paket wurde geöffnet. Es enHielt eine» Wei ßen Matrosenhut mit blauem Band. Entzückt stülpt« Gert ihn sofort auf seinen Lockenkops. Doch ach, er paßte nicht! Er war zu groß! Enttäuscht beguckte das Kind ihn von allen Seiten. „Sieh nur, sieh, Mamal Waö ist das?" rief er plötzlich, etwas aus dem Futter hervorgiehend. „Gewiß hat das die Cousine für dich hineingesteckt. Lies doch, Mama! Liesl WaS schreibt sie?" Und Saloinea las die wenigen Worte auf dem Umschlag: „Für die lieben Kinder mit innigem Gruß von ihrer Eousine!" „Da ist auch noch was drin!" drängte Gert, der auf ein mal ganz munter tvurde. „Guck doch mal hinein, Mama!" Zögernd öffnete Saloinea den Umschlag. 's Eine Banknote steckte darin. Zuerst traute Sakoniea ihren Angen nicht. Tausend Markt Tausend Mark!! Unmöglich! Das wäre ja genug Geld, um ihre drückenden kleinen Schulden zu bezahlen! Nnd vor allem — nm ihr geliebtes» krankeö Kind an die See zu schajfen, damit eS dort wieder gesunde! Tausend Marklll Und plötzlich stürmte sie mit einem Iubelschrei an? ihr Söhnchen zu. Fest, fest drückte sie den kleinen gebrechlichen Kör per an sich, während Tränen des Glücks aus ihren Anger stürzten. „Mein Liebling! Mein Herzblatt!! Wie haben Geld! Dn kaimst an die See. wie der Doktor cS veroronet Haiti Dn wnit wieder gesund werden und rote Bäckchen bekommen und klare Augen! II O —" Und die Kinder schonten verwundert zu, bis auch sie in den Jubel mit einstimmten. So lustig hatten sie die ernste M Eier noch nie gesehen. Am nächsten Morgen erhielt Irmgar) von Hajsetrode nnier cn dercn vielen Postsachen einen schlichcen kleinen Brief. Er enthielt .>'chts weiter ,ls so'.wi'de Worte: „Innigsten Dank einer Mutter, der Sie das Leben ihres Kindes retten durch Ihr großmütiges Geschenk. Mein Söhnchen - war schwer krank. Morgen gehe sch mit ihm an die Tee. Nächsten» Ausführlicheres! Ich bin jetzt zu aufgeregt, um mehr schreiben zu können. Die Kinder küssen ihre geliebte Cousine, besonders Gert, dem Sie sein junges Leben wiedergebcn. O. könnte sch jemals etwas für Ihr Glück tunk Mit Freuden sollte es geschehen! Ihre ewig dankbare Salomea." (Fortsetzung fol«t)
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