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8. Beilage zu Nr. 74 -er „Sächsischen Bolközeitrmg" vom 3l. März LU07. .-r> Psttttsche Rmudfcha». t Fortsetzung au« dem Hauptblatt.) — Den „schönen neuen Kulturkampf" schildert die „Rat.-Zeitg." (Nr. 141) schon des näheren, indem sie ihr DHulideal entrollt und dabei eine Bestätigung des Caprivi- schen Wortes gibt: .,Hie Christentum, hie Atheismus." Hören wir nur folgende Worte: „Ob der Staat, ob die Kirche in der Schule noch länger die Herrschaft führen soll; ob das neue Wissen oder der alte Glaube der Zweck des Unterrichts auf allen seinen Stufen sein soll — das ist ler setzte Grund des Streites." Ganz zutreffend gesagt; dann geht es weiter: „Seit 50 Jahren vollzieht sich in der all gemeinen Bildung und Weltanschauung unaufhaltsam ein Umschwung von den Geisteswissenschaften zu den Natur- wistznschafteu, von der Kunst zur Technik. Nicht nur bei den europäischen Völkern, sondern noch stärker bei den Chi nesen, Japanern und Indern. Das reale Wissen verdrängt den mystischen Glauben, das Diesseits das Jenseits, das Wrrnder der Technik das Kunstwerk . . . Die Befreiung der Schule von der geistlichen Aufsicht und dem Zwange des kirchlichen Bekenntnisses ist die Bedingung zu einer Reform des Volksunterrichtes im modernen Sinne. Weder die Konsessions- noch die Simultanschule kömren den Natur wissenschaften in Wahrheit gerecht werden. Sie wider- htrcken, und von ihrem Standpunkte mit Recht, einer Be seitigung oder Einschränkung des geschichtlichen und reli- giösen Unterrichtes, um Zeit für Botanik und Zoologie, für die ersten und einfachsten Mitteilungen aus der Chemie und Physik, der Maschinenkunde und der Gesetzgebung zu gewinnen. Unsere Volksschule ist jedoch so verankert in dem Boden des Glaubens, bei Protestanten wie bei Katholiken, daß eine reine Laienschule, wie die französische, ein aus sichtsloser Wunsch wäre. Ter Ausschluß des Religions- uirterrichtes aus der Volksschule würde von allen Parteien, mit Ausnahme vielleicht der sozialdemokratischen, zurückge- iviesen werden, denn auch in der Sozialdemokratie hängen die Frauen noch eifrig an den kirchlichen Former: urrd Ge bräuchen, an Taufe, Einsegnung und Trauung. Die Re form wird darum bei uns wie in England ein langsames Tempo innehalten. Auf den höheren Stufen des Unter richtes lassen sich leicht durch die Opferwilligteil von Privat leuten oder städtischen Gemeinden Dersuchsschulen errichten, in deiren neue Lehrmethoden geübt, neue Kreise von Schil lern herangezogen werden können: so sind die Reform- und die Mädchengymnasien entstanden und haben erfolgreich für die modernen Anschauungen, auch in Ler Rückwirkung auf di« alten Schulen, gearbeitet. Eine Erneuerung der Volks schule aber kann nur im ganzen und aus dem Vollen ge schehen, durch eine Reform an Haupt und Glieder::, aus einen: Gusse. Mit Versuchen und liberalen „Direktiven" ist «s nicht getan, sie können nicht in die alten Schläuche als neuer Wein gegossen werden. In dem Kampf um die Schule würde darum die Beseitigung der geistlichen Schul- inspektoren dankbar als erste Errungenschaft zu begrüßen sein, welche der Schule ihre innere Selbständigkeit uitd Ein- heit wiedergibt und die Möglichkeit verbürgt, ihre Ange- legenheiten nach ihren Zwecken, ohne Rücksicht auf die Wünsche der Kirche zu ordmn und ihre Sphäre des Wissens von den Einflüssen und Ansprüche:: des Glaubens rein zu halten." Auf die alten liberalen Phrasen gehen wir nicht ein, heben vielmehr nur hervor, !mß die Beseitigung der geistlichen Schulaufsicht als „erste Errungenschaft" bezeich net wird, der also noch weitere zu folgen haben. So haben wir diesen Kulturkampf auch immer bezeichnet. — „Bis zum Herbst." Die Besorgnis, daß die bei der Behandlung einiger Geschäftsordnungsfragen in den Reichstagssitzungen der letzten Tage zutage getretenen Un stimmigkeiten unter den Mehrheitsparteien Vorboten einer tiefergehenden Divergenz seien, hat die Redaktion der „Münchener Allgemeinen Zeitung" veranlaßt, sich an „einen der hervorragendsten Führer des freisinnigen Blocks", an den Abgeordneten Tr Müller-Meiningen zu wenden und ihn um seine Meinungsäußerung zu bitten. Dr. Müller- Meiningen hat dieser Bitte mit eimr Zuschrift entsprochen, reiche die „All. Ztg." in Nr. 135 veröffentlicht. Es heißt da u. a.: „Bis jetzt freilich hat der Reichstag die Zeit in einer schwer zu rechtfertigenden Weise vertrödelt: Der Unfug nüt den etna 147 Initiativanträgen, von welchen voraussichtlich auch nicht einer im Sommer zur Verhand lung kommt, ist eine Folge des sozialpolitischen Wettlaufes z: ischen Zentrum un' Sozialdemokratie. Die anderen Parteien mußten den Lauf uoloim rolerm mitmachen, um nicht rückständig zu erscheinen. Beim Etat erscheint diese papierne Trostspende für harmlose Wähler wiederum in Gestalt von Resolutionen. Hier wäre eine Einigung einer der Demagogie fremden Mehrheit dringend nötig! Ganz anders wird aber die Situation bei der Etatsberatung. Das Zentrum hat das größte Interesse daran, die Ge- schäftssührung des Reichstages ohne seine Beteiligung auf das Trockene zu setzen. Die Mehrheit trägt die Verant wortung für das glatte Zustandekommen des Etats. Sie hat datier die Pflicht, beizeiten in loyaler Einigung einen Plan für die Belxmölung des Etats zu enüverfen und siir seine Durchführung zu sorgen. Auch die bürgerliche Linke wird meines Erachtens alles tun, un: dein Reichskanzler die prompte Erledigung des Etats zu sichern, um ihn:, wie bereits oben bemerkt, Zeit und Gelegenheit zu geben, seine Versprechungen über Reformen im Herbste in Taten um zusetzen — falls das Preußische Abgeordnetenhaus dies gütigst gestattet, das Anstalten dazu trifft, den agrarischen Kanzler dem Zentrum auszuliesern, d. h ihn zu stürzen. — Ob an diesem Sturze eine vernünftige Sozialdemokratie ein besonderes Interesse hat, möchte ich bezweifeln. Fürst Bülow ist aus Ueberzeugung ein Anhänger des allgemeinen, direkten Wahlrechtes, und wie man annehmen muß, ein Gegner aller Ausnahmegesetze gegen die Sozialdemokratie. — Das Zentrum allein wird alles daran setze::, den: Hasse gegenüber den: Stolzen praktische Folgen zu geben. DieS muß der Mehrheit ein Ansporn sein, solche Pläne zu durch kreuzen und einer eventuellen geheimen Obstruktion gegen über die Fertigstellung des Etats in einer auch die berech tigten Forderungen des Volkes und des Parlaments tiefer stellenden Form durchzusetzen. So konrme ich zu den: Schlüsse: Trotz aller Schwierigkeiten wird der Block bis zum Herbste zusammenhaltenl Was dann? Das hängt einzig und allein von der Geschicklichkeit der Regierung ckb." Es ist köstlich, zu sehen, wie der Block jetzt schon, nachdem er kaum zu leben begomwn hat, sich ängstlich an die Schürze der Mutter Regierung hängt und sie beschwört, all ihre Ge- schicklichkeit anzuwcnden, um ja den Block nicht in die Brüche gehe:: zu lassen. Sehr interessant ist die Auffassung, die Dr. Müller von der Volksvertretung, ihrer Aufgabe und ihren Rechten bekundet. Initiativanträge sind in seine:: Augen ein „Unfug", mit denen der Reichstag nur „die Zeit vertrödelt". Offenbar sollte der Reichstag, um ja den Mock nicht zu gefährden, nach Dr. Müllers Meinung als folg sames Kind der Regierung nur das beraten, lvas die Regierung ihn: vorzusetzen für gut findet. Welche unglaub liche Verkennung der Aufgabe und der Rechte einer Volks vertretung tritt doch in dieser Auslassung eines „frei sinnigen" Führers zutage! Ta wundert inan sich freilich nicht mehr, wenn Dr. Müller ziemlich unverhüllt einer Vergewaltigung der Minderheit durch die Vlockmehrheit das Wort redet und offen durchblicken läßt, die Block parteien müßten alles daran setzen, um „das glatte Zu- standekonnnen des Etats" zu ermöglichen. Das lväre natür lich nichts anderes, als die Beschneidung und Ver kürzung der Redefreiheit; denn welch anderen Weg könnte der Block einschlage::? Am einfachsten wäre es, die Blockmehrheir ließe Zentrum und Sozialdemokratie nicht mehr zu Wort kommen. Das wäre zwar radikal, aber ganz — blockmäßig. So tritt der Liberalismus die Rechte der Volksvertretung mit Füßen — da, wo er die Macht hat. Volksfeindlich bis auf die Knochen — das ist die hervor stechendste Eigenschaft des Blockes! Biichertisch. "'Ter Alpenwald, von Jakob Frey. (44. Bändchen der Sammlung „Münchener Volksschristen".) 72 S. Oktav. München, Münchener Volksschriftenverlag. Preis 15 Pf. (18 Heller). — Eine prächtige Erzählung für jung und alt! Dabei beispiellos billig! Der Verfasser schildert das Ein dringen eines neuen Geistes, des Geistes der Gewinnsucht, in ein stilles Alpenial. Schroff stehen sich die Vertreter der beiderseitigen Ideen gegenüber, bis endlich die Natur selbst die rücksichtslose gewinnsüchtige Ausbeutung ihrer Schätze rächt und das Unglück die Entziveiten versöhnt. Schramm § kchtermexer, vrerden l_LNöll3U88tl-. 27 (llolopllon 3289) 8ss8ir. 18 Mlslkkliolgl) llllolspllon 9Ü06) oinpkoklon i'aro »oi-LÜglivk singekaki-ren vigsi-nen-Alanlevi, I Mexiko (8per.) . „ 5.7V l.a preäilecta. . „ 6.— Wagner . . . . Mil. 6.50 Lud» Imperial . Hk. 9.50 i ki-oaart . . . - .. 8.- Amsiisia . . . .. >2-- ^ Aeomstlo» . . . „ 9. 8SLdS6Ng0lli . . .. >s.- 1 ^rvisbüvker über, cä.KÜ06o:kn Ligarren Von 2^ ?f. Kl8 15l^I<.tsL88tÜ6l< grati8. hochfeine Dessert- unü cakei-Liköre Echt importierten hum, -ilrae, Lognac echt doilänü. kiercognac (Mrocast) Wrenüe vsiergezcbentre in kitsmNazcben empklehlt 136 t v. öergmann Moritrrttahe 7. Ä vorm. Hotz. Werner. « MoMLLtiätze 7. und svlnilplliolitigo Xindvr srbalton kxSos - Ksbstt und Levvksnk. >2 12 Vsbinsl um 1.60M ^ SO M. an. an. Aar I»v»tv ^amklilaraair. H piwtogrspkisetis liunstsnstslt 7t, otivlirt ltiiu 8>e!implr>lr. 8oi»at»x von LL—4 TII»r xvLLknvt. 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