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Tageblatt", in dem daS kirchenseindliche Neformjudentum daS große Wort führt, den Pferdefuß ganz erkennen, indem eS in Nr. 156 schreibt: „Cs scheint an der Zeit, dieses Privilegium der katholischen Kirche, das zu so bedenklichen Mißstäuden und Ueberlreibuugen geführt hat, einer gründ lichen Revision zu unterziehen. Die allgemeine Wehrpflicht darf auch vor den katholischen Geistlichen nicht Halt machen, am wenigsten aber vor inugcn Leuten, die irgendwo in einer irommen Anstalt -es Auslandes unterkriechen." Wir legen auf diesen plumpen Angriff wenig Wert. Aber es sind, wie gesagt, Sturmvögel, die hier aufflattern, und die klar das Borhandeusiin von Kulturkampfgelüsten im liberalen Lager erkennen lassen. Oesterre ch-ttngarn. — Der Sterbe- und BrgrübniStag des Heilands voll zog sich in der Hofburg in der feierlichsten Weise. Wäh rend der Adoration ordnete sich die Cortege und trat zur Botichaftersiiege vor. Dann setzte sich der Zug zur Hof- burgvfar-kirche in Bewegung. Der Hofstaat efössiiete'ihn, ra n schr tt n die Crzber-oge Franz Ferdinand, Jostf Ferdinand, Heinrich Ferdinand Leopold Salvator. Franz Salvator, Fried rich. Eugen, Josef und Rainer mit ihrer Begleitung. Den Zug veichloß der Kaiser. Die Erzherzoge bildeten Spalier und du ch dieses schritt der Monarch und näherte sich unter dreimaliger Verbeugung dem Kreuz, daS auf den Altar- stufcn lag. Der Kaiser adorierte es. küßte die Wundmale und begab sich zur Evangelieuseite. Die Erzherzoge und der Hofstaat vollzogen in gleicher Weise die Adoration. Nun folgte die Ni.^a, s>r».08nn6tisicw.tnrum. Dann be wegte sich die Grabtragungsprozession zur Kamme»kapelle. Auch der Vesp'r und der Grabtegung wohnten der Kaiser und die Erzherzoge bei. Nach der Zeremonie der Grab legung kehrte der Hof in die inneren Appartements zurück. Italien. — Zur Begegnung Tittonis »nit dem Fürsten Bülow äußert sich der „Corriere della Sera". Er bemerkt, daß der deutsch englisch Gegensatz und die englisch-französische Entente, sowie endlich die Versöhnung Italiens mit Frank reich eine ganz neue Situation geschaffen hätten. Trotz dem sei es iwüvendig, daß die Tripelallianz fortbcstehe. Das Ausscheiden Italiens oder gar sein Beitritt zu der franzö- sisckvrilssifchrn Allianz tönnte für den Weltfrieden unabseh bare Folgen habe», sicher aber würde das Italiens Inter essen sck-ädigen. „Der Dreibund," so schließt das Blatt, „ist also noch immer nützlich und notwendig; man kann wohl erwägen, wie man seine Mängel beseitigt, aber man kann nicht daran denken, ihn ans der Welt zu schaffen. In die sem Sinne ist Bülow der beste Mitarbeiter der Politik, die unsere Negierung will und verfolgt." — Tie „neue Situa tion" läßt dem Verbleiben Italiens dein» Dreibunde nur iwch die Rolle eines „Freundes" übrig, der versuchen will, diese Stellung im Interesse derjenigen zu verwerten, welche die „neue Situation" geschaffen haben. Kr«»kretrÄ. — Im Ministerrate teilte der Minister des Aeußeren Pichon mit, daß keine ausländische Negierung bei der Be kanntgabe des Entsct-lnsses Frankreichs, Udschda zu besetzen, irgend einen Einwcuid erhoben habe. Ferner gab der Mi nister bekannt, daß Regnanlt an der Trauerfeier für Dr. Mauchainp in Tanger und er selbst an der Beisetzung, die iir Chalons snr Saone stattfinde, teiliiehmen werde. — In der Tepulicrtenkaminer wurde am 28. d. M. die Erplosion ans der „Jena" besprochen. Admiral Bie- naimä beklagt sich darüber, daß man nicht nach der Verant wortlichkeit bei den txrschiedenen Unfällen in der französi schen Marine nachforstle. Ueberall sei in der Marine Des organisation anzutrefscil. Die Kabincttschefs des Ministers seien imbesäbigt. Mehrere Redner kritisierten gleichfalls die Organi'ation der Marine. Marineminister Thomson er widerte .die Zeiitralvertvaltiing sei für die verschiedenen Un- glücksfätte nicht verantwortlich. Ueber die Ursache der ,.Jena"°Katastrovhe könne man nur Vermutungen anstellen. Der Marineminister lehnte dann die von Bienaimä cinge- brachte tadelnde Tagesordnung ab und nahm die einfache Tagesordnung ai», welche von der Kammer einstimmig vo tiert wurde, die sich dann bis 7. Mai vertagte. Belgien. — Die Lage der arbeitenden Klasse unter der kathol. Regierung zeigt große Verbesserungen In der Metall- branckie gab es in» Jahre 1896 82 7.86 Arbeiter, von welchen 44 151 Arbeiter (d.i 58 o^) weniger als 8.50 Franken täglich vc>dienten; bloß 88 585 Arbeiter (47 "/„) verdienten 8 50 Franken täglich oder inehr. Im Jahre 1905 dagegen gab cS 84 189 Arbeiter, von welchen bloß 34 364 (40 weniaer als 8.50 Franken täalich verdienten, während 49 775 Arbeiter (60 °/„) einen Verdienst von 8 50 Franken oder inehr hatten. Der in Spar- und Pe»»sionsbüch»rn für die Arbeiterklasse eingelegte Betrag war in» Jahre l 896 529 178 685 Franken, jetzt hat er bereils eine Milliarde Franken überstiegen, während in Frankreich die Frei maurer und Sozialisten da? Pensionsgesetz für die Arbeiter von der Kammer angenommen. jedoch von» Senate einer Konimiision übergeben wurde, die es scheinbar begraben bat. Im k thol. Belgien kann sich feit dein Jahrs 1900 jeder Arbeiter eine Pnision sichern und zwar auf eine sehr leichte Weise. Dadurch, daß der Staat zu diesem Zlveck- jälirlich zwölf Millionen hergibt, kann der Arbeiter eins sächliche Pension bekommen, die viermal so groß ist. als die Summe:» der von ihn» einaezahiten Prämien. Ans welcher Seite ist also der Fortschritt und die L ebe für die Arbeiter? — Lord Milner lat in der National Review ein-en Ar- tikel über die bevorstehende Kolonialkonfercnz veröffentlicht, indem er für die brilische Reichseinheit eintritt und dabei auf das Beispiel Deutschlands himveist. „Jeder Deutsche", sagt Lord Milner, „kennt den Begriff eines engeren und weiteren Vaterlandes. Er ist ein guter Preuße, Sachse, Bayer nsw. und dabe» zugleich ein guter Deutscher. Warum sollten die Untertanen des britischen Reiches nicht ebenso ein doppeltes Vaterlandsgefühl empfinden können? Es gab eine Zeit, wo der Name Deutschland wenig mehr als ein geographischer Begriff war. Aber der dringende Wunsch nach Einheit hat Deutschland zu einein »nächtigen politischen Faktor gemacht: und deutscher Patriotismus hat das Deutsche Reich geschaffen. Ein solcher Patriotsismns könnte auch aus unserem Reiche eine feste Einheit schaffen." — Das Unterhaus hat sich bis zum 3. April vertagt. Stumauie«. — Im Senat erklärte Finanzminister Costinescu, daß nach seiner Schätzung durch die Bauernunruhen Werte im Betrage von 100 Millionen Frank vernichtet worden seien. — In ve»den rumänischen Kammern wurde ein Gesetz entwurf angenommen, durch welchen die Regierung ermäch tigt wird, den Belagerungszustand über alle Ortschaften zu verhängen, in denen sich dies zur Wiederherstellung der Ruhe notwendig erweisen sollte. Der Ministerpräsident brachte sodann eine Königliche Botschaft zur Verlesung, in der die Schließung der Session ausgesprochen wird. In der Botschaft heißt cs, das Parlament habe wiederum bewiesen, daß alle Söhne der Nation, wenn das Vaterland in einer schweren Lage sich befinde alle Zwistigkeiten vergessen, um sich zu vereinigen in Erfüllung ihrer Pflicht gegen das Vaterland. Tie Sitzung wurde unter Hochrufen ans Ru mänien und den König geschlossen. — Nach Mitteilung der rumänischen Gesandtschaft in Berlin sind die Nachrichten über den Bauernaufstand, wie sie insbesondere aus Tschernowitz verbreitet werden, über trieben. Die Gesandtscl»aft erklärt auf grund amtlicher Daten, daß von einer Bedrohung der Hauptstadt Bukarest durch heranrückende Bauernmassen nicht die Rede sein könne. In der Moldau, dem ursprünglichen Herde der Un ruhen, ist die Bewegung bereits in der Abnahme begriffen und hat die Beruhigung begonnen. In der Walachei da gegen sind die Aufstände in den Bezirken Vlaschca, Giurgin, Te.leorman und in der kleinen Walachei noch nicht unter drückt. Ein Großgrundbesitzer der Moldau Marocordato, dessen Tomäne Danjeni mitten im Aufstandsgebiete liegt und bereits als verwüstet gemeldet worden war, telegra phiert von dort, cr befinde sich mit seiner Familie an Ort und Stelle unbehelligt und ii» voller Sicherheit. Hiernach sind die Sensationsmeldungen einzuschränken. — Die Meldungen der „Agence Roumaine" vom Frei tag laute»»: Im Moldaugebict herrscht Ruhe. Die Prä fekten bereisen die Distrikte, um die Gemüter zu beruhigen. Im allgemeinen »vordem die Differenzen zwischen den Bauern und den Grundbesitzern in friedlicher Weise ge schlichtet, wobei die Präfekten als Schiedsrichter fungieren. An» heftigsten »var der Aufstand in den Distrikten Teleor- man und Olt-Olt, wo mehrere Gutshöfe cingeäschert wur- den und Artillerie verwendet werden mußte. Dieses war auch in den Ortschaften Tiero, Odivyaie und Staneschti des Distriktes Vlaska der Fall, ivo zahlreiche Personen getötet und verwundet tvnrden. Es wurden mehrere Gntspächter und Grundbesitzer von den Aufständischen crinordet. Nach Meldungen ans Bukarest sollen dort zwölf Soldaten wegen Verwcigeriing des Gehorsams erschossen worden sein. Bei Bragadier fand ein Kampf statt, in dem cs 200 Tote gab. Oberst Lambert wurde von seinen eigenen Soldaten ge tötet. Die Bcniernbai'den, die von Vlaska und Teleorman heranrückten, wurden 50 Kilometer von Bukarest vom Mili tär anfgehalten. Nuk!e,i»h. — Neichsduma. Rodiffchew hielt einen Nachruf für JolloS, Mitglied der ersten Duma. Sämtliche Mitglieder und anwesende Minister erhaben sich. Der Zwischenfall ist bemerkenswert, weil erwnrtkt wurde, daß die Rechte sich nicht erheben werde, da Jollos nicht Mitglied der zweiten Duma »var. — Im Verlaufe der Debatte über die Arbeits losenfrage sprach sich der Handelsminister für die Einsetzung einer Dnmakainmission für die Arbeitslossnfrage ans. aber gegen Untersuchungen seitens der Dninamitglieder an Ort und Stelle. Die Kadetten beantragten die Einsetzung einer Kommission für die Arbeitslosen, die Opfer der Industrie- krisis seien, mit der Aufgabe. Mittel zur Unterstützung Arbeitsloser ausfindig zu machen und Informationen zu sammeln, was angenommen wurde. — Als der Kommandant des Petersburger Hafens Konteradmiral Grrve am 28. März die Werft, in welcher der Kreuzer Bajan gebaut wird, besichtigte, wurde ein Paket binabgeworsen, daß eine fünfpfündige Bombe ent hielt. Das Paket fiel zwei Schritte vom Adniiral entfernt in den Schnee und kain daher nicht zur Explosion. Der Täter wurde nicht entdeckt. — Die Kadettenpartei beabsichtigt Stolypin zn inter pellieren, ob die Negierung den Verband der russischen Leute noch weiter dulden wird, der die Ermordung von Privatpersonen, die Aufreizung zu Pogromen und die Ver hetzung der Nationen gegeneinander znrn Zstl hat. — Abgeordneter Hessen erhielt einen anonymen Brief, in dem ihn» sein Todesurteil »nitgeteilt wurde. Im Stabs- guartter des Ve'bandes der echtrnisischen Leute fand beim Eintreffen der Todesnachricht von Dr. Jollos eine Art Demonstration statt. — Ei»» Mitglied der Kosakenfraktion d!er Rcichsduma, der Donkosak Petrowski, sagte einen» Vertreter der „Ruß" über die Bedeutung der Kosakenfraktion: Bis jetzt stützen sich die Reaktionäre hauptsächlich aus die Kosaken. Aber nunmehr sei die Kosakenfraktion für die Aufhebung der Feldgerichte, Abschaffung der Todesstrafe und für die Zyxingsenteignung oes Grundbesitzes. Ueber die gerechte Verteilung des Landes soll von einer auf grund des allge meinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechtes er korenen Versammlung des Kosakengebietes beschlossen werden. — Die Blätter der Linken sind alle einig in der Bernrtrilung des sozialdemokratischen Angriffes auf da» Ministerium, weil er sich in einer fast unanständigen Weise vollzog; Graf Bobrinsky wurde nicht nur von der Rechten und den Gemäßigten, sondern auch von anderen Parteien applaudiert, als er erklärte, daß die Sozialisten nichts weiter wollten, als daS Volk zn einer bewaffneten Erhebung, die gar keinen Zweck habe, zu veranlassen. DaS Ziel der Gemäßigten sei. zum Besten des Landes aus verfassungs mäßigem Wege zu arbeiten. AIS Stolypin seine zweite Rede hielt, war der Eindruck derselben bei allen Parteien wahrzu nehmen. Der Minister hat, das geben auch extreme Blätter zu, einen persönlichen Erfolg davongetragen. Die Abge ordneten der Rechten sprechen ihre Befriedigung über den Verlauf der Sitzung aus und sind voller Zuversicht, daß es ihren rednerisch hervorragenden Kräften gelingen wird, die sozialistische Revolutionszentrale in der Duma in Schach zu halten. Man konnte unschwer den Eindruck erkennen, den die Reden der Bischöfe auf die Bauern der linksstehenden Partein ausübten. Sie saßen teilweise mit geöffnetem Munde da. atS Bischof Platon auf daS Gefährliche deS Sozialismus hinwies. Präsident Golowin erwies sich als nicht besonders fähig, obwohl zugegeben werden muß, daß die Sitzung sehr schwer zu leiten war. Marott». — Wie aus Lalla Marnia gemeldet wird, sind die fran zösischen Truppen an» Freitag nach Udschda aufgebrochen. Udschda ist nur zehn Kilometer von der algerischer» Grenze entfernt. Die Gegend ist trostlos. Es ist eine weite, nur gelegentlich von Viey,'»erden beweidete Steppe, in der zahl lose von der Sonne gebleichte Gerippe von Tieren herum liegen. Die 10 000 Einwohner zählende Stadt bietet weder genügende Unterkunft noch Lebensmittel. Die Truppen werden daher wahrscheinlich die vor der Stadt liegende Oase in Zelten umlagern. lWeaere Rundschau in der 2. Beilage.) Ans Tta-t und Vaud. (Mitteilunaeii aus unserem Lelerkrotle mit Numensfertikunn für diese Rubrik sind der Redaktion allezeit willkvmmeiü Der Name des Einsenders bleibt Geheimnis der Redaktion. Anonyme Zuschriften müssen unberücksichtigt bleiben.) Dresden, den 30. März 1907. Tageskalender für den 3t. Mürz. 1885. -f Franz Sbt zu WieSvuden. bekannter Liederkomponist. — 1814. Feierlicher Einzuz Kotier Alexanders und König Fciedrich Wilhelms lll. in Paria. — 1811. * Robert Wilhelm Bunsen zu Göllingen, ausge zeichneter Lbemiker. — 1732. * Joseph Haydn zu Rohnau, be deutender Tondichter. - 1727. -f I. Newton, der Begründer der physischen Astronomie 1 April. 1897. -s Thekla v. Schober geb. v. Gumpert in Dresden, bekannte Jugendschriftstellerin. — 1815. * Fürst Bismarck zu Schönbauseu. — »810. Vermählung Napoleons I mit Erz herzogin Maria Louise von Oesterreich. 2. April. 1872. -f Samuel Moise, Erfinder deS Schreib« telcgraphen. — 1817 j Jung-Stilling in Karlsruhe, berühmter Schriftsteller und Staroperaieur. — >814 Absetzung Napoleons l. und seiner Familie durch den französiichen Senat. — 1798. * August Heinrich Hvffmann v. Fallersleben, deutscher Dichter. —* Wetterprognose des König l. Sä-chs. meleoro« logischen Instituts zu Dresden für den 31. März: Wind and Bewölkung: mäßige nördliche Winde, veränderliche Bewölkung. Niederschlag und Teinperatur: keine erheblichen Niederschläge, etwas kühler —* Se. Majestät der König wohnte am Grün donnerstag von vormittags 10 Uhr ab dein Gottesdienste in der katholischen Hofkiiche bet und nahm mit Ihren König!. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg an der feierlichen Kirchenprozession teil. Auch am Karfreitag und Karsonnabend wohnte Se. Majestät der König und die hohen Herrschaften dem Gottesdienste bei. An der Mittagstafel beiin Monarchen am Karfreitag nahmen nur die Kinder des Königs teil. —* Der preußische Kultusminister v. Studt ist in Blasewitz eingetroffen, um dort seinen Osterurlaub zu verleben. —* In der Akademie für Zeichnen und Malen von Professor Simonson-Caslelli, Ostbahnstiaße 8, findet die Schülerarbeiten-Ausstellung von Montag den 1. April bis mit Mittwoch den 3. April früh von 11—4 Uhr nachmit tags statt. Die Ausstellung ist öffenilich und hat jeder mann zu derselben mientgelllichen Eintritt. —* Der Sekretär der Vereinigten Elbeschiffahrts gesellschaften. A.-G., hier, Herr Emil Riedel, feierte ain 27. d. M. sein 25jähr. Dienstjubiläum. Es gingen ihin aus diesem Anlasse zahlreiche Zeichen der Hochachtung und Anerkennung zn. —* Der Fürsorgeverein für Taubstumme im Königreich Sachsen hielt am Mittwoch in der Taubstum menanstalt seine Jahreshauptversammlung ab. Fast alle Städte Sachsens und weit über 100 Landgemeinden sind mit Jahresbeiträgen Mitglieder des Vereins geworden. Insgesamt leben in Sachsen 2400 Taubstumme, von denen die Mehrzahl sich nicht in sorgenfreier Lebenslage befindet. Der Vermögcnsstand des Vereins beträgt 9324 Mark. Das Erträgnis eines Wohltätigkeitskonzertes in Höhe von mehr als 5000 Mark soll als Grundstock zur Errichtung von Al tersheimen oder zur Unterbringung alter und erwerbsun fähiger Taubstummer in Familien Verwendung finden. —* Gegen die aufdringliche Reklame im Stadtgebiete wandte sich ein in der Stadtverord- netensitznng am Donm-rstag vorliegender Antrag, der fol genden Wortlaut hatte: „Kollegium wolle beschließen, der Rat »volle Maßnahmen treffen, um der aufdringlichen Re klame im Stadtgebiete, welche die Architektur, sowie das Stadt- und Landschastsbild schädigt, entgegenzutreten, nach Befinden durch Besteuerung, um dem Kolleginin darüber eine Vorlage zngehen zu lassen." Nach den Ausführungen des Stadtverordnete» Ministerial-Obersekrctär Schubert sollte der Antrag insbesondere die aufdringliche Reklame treffen, die von auswärtigen Geschäften getrieben wird und sich in vielseitigen Plakaten an den Häusergiebeln und an anderen Stellen in den Straßen Dresdens äußert. Aus der Mitte des Kollegiums wurde unter anderem auch be- tont, daß der Antrag, wenn er angenommen werde, eine neue polizeiliche Reglementierung mit sich bringe. Da der Antrag nicht genügend unterstützt wurde, erledigte er sich von selbst. —* Von der gevlanten Aussperrung in der H o l zi n du st r' e werden auch die zahlreichen Holzarbei ter Dresdens betroffen. Sie beschäftigten sich am Donners- tag abend in einer sehr stark besuchten Versammlung mit der Sache, wobei betont wurde, daß die Kommission der .Holzarbeiter bemiiht ist, noch vor dem 1. April eine Der- ständigung »nit den Arbeitgebern herboizuführen. Es »vurde auch betont, daß die Dresdner Innung mit dem Ber- liner Beschlüsse nicht einverstanden sei und ihre Arbeiter ohne Veranlassung nicht ausspcrren werde. In einer ein stimmig angenommenen Resolution »vurde beschlossen, ruhig abzuwarten, bis die Unternehmer wieder zu verhandeln wünschen, im übrigen aber sich zu Verhandlungen bereit zu erklären. —* Da im Schneidergewerbe die Verhandlun gen zwischen dem Zentralvorstand des Arbeitgeberverbandes und dem Vorstand der organisierten Gehilfenschaft geschei tert sind, wird heute die Generalaussperrung durchgeführt.