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Jahrgang. „Müßiges Gerede" nennt der „Vorwärts" die Verbreitung der „Fabel", die sozialdemokratische Partei sei entschlossen, im neuen Reichs« tag den Anspruch auf die Besetzung des Amtes des ersten Vizepräsidenten aus ihren Reihen zu erheben. Nun, diese „Fabel" war, so wenig sie auch nach unserer Meinung die hervorragende Wichtigkeit, die ihr liberale Blätter beilegen, wirklich verdient, doch nicht eine bloße Erfindung, sondern nur die Erörterung eines Verlangens, das der sozialdemokratische Abgeordnete Eduard Bernstein, bekanntlich der Führer der sogenannten Revisionisten, die den reinen Marxismus der „zielbewußteu" Genossen als veraltet betrachten und eine Verbindung der Sozialdemo kratie mit der bürgerlichen Linken erstreben, in den „Soz. Monatshefteri" erhoben hat. Es ist nicht ohne Interesse, die Gründe für diese Stellungnahme des „Vorwärts" zu hören. Er mißt der Frage, ob die Sozialdemokratie einen der beiden Vize präsidenten stellen solle, nur eine „verhältnismäßig unter geordnete Bedeutung" bei, um so die ganze Erörterung um so leichter abweisen zu können. Zn dein gleichen Zwecke wird geltend gemacht, daß die Frage schon 1898 an die Fraktion herangetreten sei, wo sie als drittstärkste Partei Anspruch auf den zweiten Vizepräsidenteil gehabt hätte, damals aber bereits in verneinendem Sinne von ihr entschieden worden sei. Null, dieser Beschluß braucht für die neue, um 28 Mann verstärkte Fraktion nicht bindend zu sein. Der „Vorwärts" meint allerdings, jetzt läge gar kein Grund vor. diese Frage „weniger gelassen" zu behau- dein, aber wird das stolze Siegesgefühl der „Genossen" diese Gelassenheit nicht doch einigermaßen erschüttert und aus dein Gleichgewicht gebracht haben? Der „Vorwärts" meint ferner, die Besetzung eines Präsidentenstuhles sei für eine Minderheits- und Kampf- Partei, wie die sozialdemokratische, keineswegs unter allen Iculstäuden wertvoll und erfolgversprechend. Was soll das heißen? Bernstein führt doch im Gegeilteil scheinbar mit Recht an, die Teilnahme am Präsidium würde eine Koali tion der Gegner wie beim Antrag Kardorff unmöglich machen. Aber der „Vorwärts" legt offenbar viel weniger Gewicht auf positive Erfolge, als auf die Erhaltung des Charakters der Sozialdemokratie als Kampfpartei; auf diesem Worte liegt der ganze Nachdruck. Der „Vorwärts" fürchtet, ein sozialdemokratischer Vizepräsident könnte im Gefühle seiner Verantwortlichkeit für die Ordnung des Hauses unter Umständen auf die Genossen seinen Einfluß in mäßigendem Sinne geltend machen oder gar die Teil- nähme an einem Obstruktionsfeldzuge derselben verweigern. Lieber will er daher auf die mit der Vizepräsidenteuwürde verbundene Steigerung des Ansehens und Einflusses der Partei verzichten, als eine Schwächung des Kampfcharak- ters der Partei riskieren. Wenn die Fraktion sich dem Standpunkte des „Vorwärts" anschließen sollte, so wüßte man also wieder einmal, daß die Furcht vor einer Mauserung nach rechts bei den „zielbewnßten" Genossen alle anderen Rücksichten überwindet. Trotz seiner ablehnenden Haltung gegen die Teilnahme an den Würden und Bürden des Präsidiums würde der „Vorwärts" schließlich doch gar zu gern sehen, wenn andere Parteien, insbesondere das Zentrum, der Sozial demokratie den ersten Vizepräsidenteusitz aubieten würden: „ . . . Wenn also andere Parteien nach Wieder aufnahme der Reichstagsarbeiten mit unserer Fraktion über die Besetzung des Präsidiums verhandeln werden, so wird die sozialdemokratische Fraktion in aller Gelassenheit prüfen und entscheiden, wie sie sich dazu stellen wird." Wie gnädig! Der „Vorwärts" schwelgt offenbar schon im Vor gefühle des Triumphes, den die hochmütige Ablehnung des angebotenen Vizepräsidentensitzes durch die sozialdemokra tische Fraktion den Herren Genossen bereiten würde. Um so weniger aber werden die anderen Parteien sich bewogen fühlen, den Herren Roten ihre untertänigsten Offerten zu machen. Sie werden vielmehr die Herren Sozialdemo kraten „in aller Gelassenheit" an sich heraukommen lassen und vor allen Dingen sich vergewissern, ob die Sozial demokraten auch geneigt sind, mit der Vertretung im Prä sidium die Verpflichtung, die Ordnung des Hauses zu wahren, — eine Verpflichtung, die weit wichtiger ist, als die von Bernstein allein gewürdigten Repräsentations- Pflichten — zu übernehmen. Dann würde es vielleicht ein ganz nützliches Experiment sein, die Sozialdemokratie am Präsidium zu beteiligen. Aber ohne ausdrückliche Bürg schaften dieser Art möchten wir selbst zu einem an sich nütz lichen Experiment nicht raten — denn diese Genugtuung ist der Reichstag nach dem Obstruktionsfeldzuge des letzten Winters dom parlamentarischen Grundprinzip schuldig! Politische Rundschau. Deutschland. — Der endlich zur Tatsache gewordene Besuch eines amerikanischen Geschwaders in Kiel bot dem Kaiser Gelegenheit, mit seinenMethodcn der internationalen Liebens würdigkeiten die Beziehungen des Reiches zu den Ver einigtet: Staaten zu verbessern. Während nun die ver ständigeren Amerikaner diese Bemühungen des Kaisers an erkennen und seine Liebenswürdigkeit und aufrichtige Freund schaft für Amerika xühmcu, hat andererseits die sogenannte gelbe Presse Amerikas ihre Hetzereien gegen das Deutsche Reich und sein Oberhaupt verdoppelt. Nüchterne Beurteiler stimmen leider darin überein, daß diese deutschfeindliche Hetzpresse die große Mehrheit der Amerikaner ans ihrer Seite hat. Es ist daher recht fraglich, ob die kaiserliche Politik der Liebenswürdigkeiten den erwünschten Erfolg haben wird. — Die englische Negierung hat anscheinend ihre Herrschaft gefestigt, indem Balfour und Chamberlaiu demonstrativ ihre Einigkeit bezeugten. Es wird also dem nächst wohl die gewohnte Bahn des Freihandels endgiltig von England verlassen werden nnter dem Vorgeben, durch „Vergeltungszölle" zunächst gegenüber Deutsch' laud Kanada unterstützen und die Kolonien fester an das Mutterland ketten zu müssen. — Ministerwcchsel in Bayern. Der schon lange angckündigte Rücktritt des greisen Fiuanzministers v. Riedel scheint unmittelbar bcvorzustehen. Als sein Nachfolger wird in der Presse allgemein der Ministerialrat v. Pfaff be zeichnet. Dieser ist Protestant, seine Erhebung soll also wohl gewissen Protestantisch - liberalen Beklemmungen die Spitze abbrechen. Jedenfalls lehrt diese Ernennung, daß der Lärm der liberalen Presse über die angebliche „Schwenkung zum Ultramontanismus" in der bayerischen Regierung gänzlich unbegründet war. Das Zentrum ver langt übrigens auch gar nicht eine rein katholische Regierung; es wird Herrn v. Pfaff, der als ein tüchtiger Beamter ge schildert wird, lediglich nach seinen Taten beurteilen. — Wahlberichtigung. Die amtliche Feststellung des Stichwahlergebnisses im 14. hannoverschen Wahlkreise (Celle-Gifhorn) ergab, daß Frhr. v. Hodeuberg <Welfe) mit 12008 Stimmen gewählt ist. Wehl (natlib.) erhielt 11947 Stimmen, ist also nicht wiedergewählt, wie zuerst gemeldet worden war. -- Zu den Wahlen erhält die „Krenz-Ztg." von einem protestantischen Geistlichen eine Betrachtung, worin davor gewarnt wird, die Schuld für das Anwachsen der Sozialdemokraten auf andere, besonders die Regierung, zu schieben. Die Tadler möchten sich doch selber tadeln. Der Grund für das Anwachsen der sozialdemokratischen Stimmen wird vor allem in der rapiden Abnahme des religiösen Sinnes gefunden. Daun heißt es weiter: Das Zentrum steht uu erschüttert da, es ist der Arbeit der katholischen Kirche zu danken. Die katholische Kirche genießt öffentliche Achtung bei den Behörden sowohl, wie im Parlament, der katholische Mann hat Respekt vor seiner Kirche und ist für die atheistische Lehre nicht in dein Maße zu haben, wie der evangelische Mann. Die evangelische Kirche ist gebunden an Händen und Füßen, sie gilt dem Volk für eine Staatsanstalt und hat geringe Achtung. Man sträubt sich, ihr die Freiheit zurnckzngeben, ihr den Einfluß zu gestatten, welchen sie haben muß, um ihre Arbeit an der Volksseele tun zu können. Die Not der Zeit gebietet und zwingt, den Kampf zivischeu Rom und Wittenberg aus dem politischen Leben auszuschalten trotz aller Bedenken. Die religiösen Mächte müssen mit allen Mitteln im Volksleben gestärkt werden. Ein religiöses Volk ist für den Umsturz nicht zu haben. Die evangelischen Bündler werden von der Ausscheidung des konfessionellen Kampfes aus den: politischen Lebe» nicht gern hören. Dennoch ist eS Tatsache, daß auch in Protestan tischen politischen Kreisen, namentlich Konservativen, die Not wendigkeit friedlichen Zusammenarbeitens mit dem katho- Nach geschiedener Ehe. Ein Sittenbild ans dem heutigen Frankreich. Von Comtesse de Beaurepaire. — Deutsch von Helene Krembs. (18. gortsetzunn.) (Nachdruck verdaten.) „Sie sollen mir helfen, den Salon nach meinem Ge schmack umznändern", befahl sie. In wenigen Stnudeu bekam die Wohnung ein anderes Aussehen. Alles was Aolnnde persönlich benutzt hatte, jedes Möbel, das irgend eine Erinnerung au sie wecken konnte, wurde daraus verbannt und in die Gastzimmer gestellt. Aus dem Schlafzimmer Rolandes ließ sie die Vor hänge entfernen, ebenso das prachtvoll gearbeitete Kruzifix, das zu Häupten des Bettes hing, und sämtliche Geräte. Alles mußte auf den Speicher geschleppt werden. „So", sagte Regina, „morgen kommt die Reihe an den Park, aber das wird mehr Mühe machen." Nun legte sie sich auf ihr Ruhebett und schlief einige Stunden ungestört; ihr Gewissen machte ihr keine Vorwürfe. Als Herr Bertinet am Abende heimkam, fand er sie seiner wartend auf der Terrasse. Sie war entzückend in dem feinen weißen Wollkleide init einer dunklen Rose an der Brust und einer ebensolchen in den blonden Locken. „Liebste", rief Marzel, indem er zärtlich ihre Hand küßte, „hast Dir mir auch gezürnt ob der laugen Einsam keit? Ich hatte so viel zu tun." „Oh! ich habe mich nicht gelangweilt", antwortete Regina, „ich mußte mich doch einrichten .... wenigstens vorläufig. Komme nur und sieh." La Borderie war ein schönes aber einfaches Gebäude ohne ausgeprägten Stil; die Gemächer waren groß, luftig und bequem. Der Salon, ein länglich viereckiger Raum, verdankte seine wohnliche Ausstattung eigentlich mehr dem guten Geschmacks Volandens und ihrer Nadelfertigkeit, als einer besonders kostbaren Einrichtung. Sinn Regina ihm seine Eigenart, die an die sorgfältige Hand ihrer Vorgängerin erinnerte, genommen, ohne dafür Ersatz bieten zu können, machte das Zimmer einen öden und kalteil Eindruck. Bertiuet. fiel dies unangenehm auf, und er ließ es merken. „Wie Dn begreifen kannst," schmeichelte Regina, „wäre es mir peinlich, in Räumen zu wohnen, die eine Andere eingerichtet. Ich gestehe, in diesem Augenblicke fehlt es dem Salon au Gemütlichkeit, er sieht kahl aus. Aber es mangelt nur an einigen Nippes und Kleinigkeiten, die wir morgen in Tours kaufen, wenn Dn willst. Dann kann ich auch gleich die Möbel für mein Schlafzimmer beschaffen, denn ich hoffe doch nicht, daß Du vor hast, mich iu dem rosa Zimmer zu lassen. Ich habe ein Anrecht auf die Gemächer, welche hier von jeher die Hausfrau benutzte, und ehe acht Tage vorübergcgangen, will ich dort wohnen." Marzel gab seine Zustimmung. „Komm, mm wollen wir speisen." „Und dann einen Spaziergang durch den Park machen und über ernstere Dinge sprechen", sagte Bertinet. Der Park war »veitläufig und sehr hübsch angelegt. Verschlungene Pfade führten unter herrlichen Bäuinen her, bis man auf sanftem Abhange an ein silberhelles Flüßchen kam, das die Besitzung einschloß. Jenseits desselben bot sich eine wunderschöne Fernsicht über lachende Fluren und reiche Kornfelder. Es war ein prachtvoller Frühliugsabend, ganz wie geschaffen, um ' den Menschen zur Andacht und zum Danke gegen den Geber alles Guten zu stimmen. Aber Marzel dachte nicht an den Schöpfer dieses reizenden Erdcnfleckchens; undankbar und gottvergessen, wie er war, entwickelte er angesichts der friedlichen Natur seine Pläne für die Zukunft. Er wollte ein ganz anderes, ein nettes Leben beginnen, um das alte besser vergessen zu können. „Ich muß gestehen", sagte er zum Schluß seiner Aus einandersetzung. „daß ich mir bei meiner Heirat eigentlich vorgenommen hatte, ganz zurückgezogen und mit Dir und für Dich zu leben. Ich habe jedoch eingesehcn, daß dies unausführbar ist; um die nötigsten Interessen zu wahren, ist es unumgänglich, mit der Gesellschaft in Berührung zu bleiben, man darf ihr nicht fremd werden. Es heißt nun einmal im Leben: herrschen oder beherrscht werden. Und das letztere will ich nicht; ich will mich nicht mit Füßen treten lassen. Keiner soll sich über mich erheben, ich werde mich wappnen, daß kein Pfeil mich trifft." „So ist's recht", rief Regina. „Nun kenne ich Dich endlich wieder." „Und daun habe ich mich früher auch zu viel mit der Politik beschäftigt, um jetzt vollständig darauf verzichten zu können; mein Name darf nicht in Vergessenheit geraten. Zwar sind mir die einstigen Wege verschlossen, und die anderen mehr als überfüllt, aber trotzdem werde ich Platz finden. Dein Geist nnd Deine Schönheit werden mir helfen." Regina zeigte sich befriedigt. „Morgen", schloß Herr Bertinet, „werde ich Dich dem Präfekten und seiner Gemahlin vorstellen. Das übrige wird sich dann finden. Und mm, liebes Weib, »vollen »vir uns zur Ruhe begeben, uns stärken zum bevorstehenden Kampfe." Längs nn kehrte das Paar zum Schlosse zurück. Am nächsten Tage fuhr die Gntsherrschaft durch die belebte Dorfstraße. Herr Bertinet, nach der letzten Mode gekleidet, eine Rosenknospe im Knopfloch, lenkte selbst die feurigen Braunen. Er sah wirklich vornehin ans in seiner stolzen Haltung, mit den regelmäßigen flögen und dem keck gedrehten Schnurrbärtchen; kaum jemand würde ihm seine sieben und dreißig Jahre allgemein gaben. An seiner Seite saß Regina in geschmackvoller Toilette, frenndlichst lächelnd. Beide schienen sich um die liier und da fallenden Be merkungen nicht im G^mgste» zu t'nnmern, sondern Plau derten mnilter mitemander Herr Bertiuet winkte aber trotzdem nach allen Seiten, ohne Notiz davon zn nehme», daß man seinen Gruß nicht immer erwiderte. So kamen Sie bis an die Apotheke; Herr Neuland, der Geschäftsinhaber, stand vor der Tür. Hochanfgcrichtet, schaute er dem Gefährt entgegen. Als Marzel nahe genug war. um hören zn können, sah er ihm mit einem Blicke der Verachtung ins Gesicht und sagte: „Ein Abtrünniger!" (Fortsetzung folgt.)