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Sächsische Volkszeitung : 30.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192208300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220830
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-30
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.08.1922
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Nttlwüch den 30. August IllW Nr. 200. Seite S Notsignale! In der letzten Numnier mutzten wir erneut auf die un. , germatzen der heutigen Unsicherheit in der Kostenberechnung ab. gcheur« Preissteigerung für Druckpapier Hinweisen. Der Preis ! -uhelsen. Darunter schrieb ein Kaufmann, daß wir uns doch nicht für eine Waggonladung ist mit einem Male von 280 000 auf auf drei Monate im voraus im Preis festlegen möchten, da sich 700 000 Mark emporgeschncllt. Wir müssen daher erneut unseren ja auch kein Kaufmann bei der gegenwärtigen sprunghaften Stei- Lesern die ernste Lage unserer katholischen Presse vor Augen halten. Wir werden in Zukunft aller Voraussicht nach mit dauernden Preisschwankungen zu rechnen haben. Wir können bei der allgemeinen Preissteigerung nicht gegen den Strom schwimmen. Die Lage ist eigentlich für jedermann so unzweiiel. Haft datz man meinen sollte, es erübrige sich darüber jede wei tere Diskussion I Und doch — was sollt« geschehen, wenn wir uns wirklich über kurz oder lang vor die entscheidende Frage ge stellt sehen würden: Können wir unsere Dorkömpferin, unsere einzige katholische Tages« zeitung, noch aufrecht erhalten? Diese Frage müßte für uns einfach indiskutabel fein. Denn es liegt ja doch trotz aller wirtschaftlichen Not nur an unserem I n- ter es sc, an unserem Eifer für die heilige Sache. Jetzt können wir noch, wenn wir nur den festen Willen habe». Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg! Wir kaufen doch unser Brot, so lange eS überhaupt noch zu haben ist, um nicht zu v>:r. hungern. ES mutz einfach sein! Das gilt aber ebenso zwingend für unsere katholische Zeitung. Oder willst du dich deiner geistigen Nahrung berauben, willst du geistig verhungern - Unsere Zeitung mutz uns mindestens einen so unentbehrlich sein wie das tägliche Brot. Und das Bischosswort hat nur zu recht, wenn es sagt, eS sei für die katholische Bevölkerung tcitz aller Teuerung nicht unmöglich, ihrer Zeitung treu zu bleiben, di« ihr einen grotzcn Teil der unentbehrlichen geistigen Kfft liefert. Wehe uns, wenn wir heute schon zaghaft und kleinlich werden! Wehe uns, wenn wir einst nicht! mehr wählen können Mischen dem Wege christlicher Opfergesinnung und der kalter Teilnahmslosigkeit, wenn die Zeit unS als zu schach befindet und dadurch das Todesurteil unserer Zei tung ausgefertigt wäre. Wir könnten das nie wieder gut machen! Es wäre alles vergebens gewesen, was wir mit Hilfe unserer Presse in den letzten Jahren in hei ligem Eifer und zäher Arbeit erreicht haben. Umsonst hätten unsere Führer gekämpft, umsonst wäre unsere Ar beit in der Öffentlichkeit gewesen, wir wären unterer hart erkämpten Achtung im Nu wieder beraubt und in unserer Existenz als Machtsaktor dahin l Dann wüßten wir erst, datz wir auf Tod oder Leben auf unsere Presse angewiesen sind, ohne sie einfach nicht sein können! Keine gesteigerte Seelsorgs- arbeit, keine Vereinstätigkeit, kein noch so glanz voller Katholikentag könnte das auch nur annähernd wie der gutmachcn, was uns durch den Verlust unserer Presse ver loren ginge. Und noch eines. Die Landtagswahlen stehen in kurzer Zeit bevor; wie könnten wir überhaupt noch ein mal daran denke», einen Wahlkarnpf zu führen, wenn wir unsere Presse entbehren mutzten? Nein, unausdenkbar! Wir müssen auch durch den höchsten wirtschaftlichen Druck un.ere Zeitung hinüberrcttcn in eine hoffnungsvollere Zukunft. Es werden uns von Seiten unserer verehrlichen Leser er freulicherweise mancherlei Anre gungen gegeben, um eiui- gcrung auf längere Zeit hinaus festtegen könne. Hierzu müssen wir aber folgendes bemerken: Die Post, einem gewissen bureau- kratischem Zwange folgend, verlangt von uns die Vorausbe stimmung des Abonnementpreises auf ein Vier, teljahr und sie gibt uns «ruf Anfrage hin bekannt, datz sie hiervon nicht Mveichen kann. Wir find also auf den einzig möglichen Weg angewiesen, zunächst einen erhöhten Betrag festzusehen, dann aber durch Erhebung einer Nachtrags zahlung. die nicht von der Post eingczogen werden kann, die Mehrkosten zu decken. Außergewöhnliche Zeiten ver, langen außergewöhnliche Mittel! Damit haben wir freilich unsere Pflicht der Zeitung gegen, über bet weitem noch nicht erfülltl Jeder einzelne muß nicht nur ZrltungSleser und -Bezieher, sondern auch Förderer der Zeitung sein. Täuschen wir uns nichtl Es ist ein so viel ge brauchtes Wort, das Wort von der „Grotzmacht Presse". Die Zeitung übt einen ungeheuren Einslutz aus auf das mensch liche Denken, — ober freilich nur auf den. der sie liest. Sich selbst zu verbreiten, neue Leser zu gewinnen, das vermag dies« Grotzmacht selten, da ist sie mehr als ohnmächtig. Dafür hat aber jeder Einzelne um so mehr die Pflicht, für die Aus. breitu ng unserer Zeitung zu sorgen. Stillstand ist Nückgangl Denkt doch daran, was unser hoch würdig st er Herr Bischof auf dem Bautzen er Katholikentage über unsere katholische Presse gesagt hat. Sorgt noch in letzter Stunde dafür, datz wir bei der nächsten Gewissenserforschung in Chemnitz auch in diesem Punkte in Ehren bestehen können. Was nützen alle schönen Worte, wenn nicht die Tat folgt! Werbt Abonnenten! Es gibt noch zahlreiche katholische Familien, die unsere Zeitung noch nicht im Hause haben. Freilich ist die Werbearbeit ein stilles Heldentum, aber eben deshalb um so ver dienstvoller. Und schicblich mutz auch mehr für unseren An zeigenteil getan werden als bisher. Er ist unser — Schmerzenskind, und mutz doch im Gegenteil unser wirtschaftliches Nückgrat seinl An die verehrlichen Pfarrämter, katholischen Vereinshäuser ergeht die höfliche Bitte, an geeigneter Stelle deutlich lesbare Aufforderungen zum Bezug der Zeitung aubringcn zu wollen. Es fällt schwer, immer von neuem derartige Notsignale hinanszusendcnl Sollen diese Worte immer nur wieder bei einigen wenigen Widerhall finden, also in den Wind geredet sein? Schiebe keiner die Pflicht dem anderen zu: Es werden schon andere dafür sorgen, auf mich kommt es nicht anl Sonst kann es bald einmal zu spät sein und alles bricht zusame nien! Darum nochmals alle Kräfte zusammengerasft, nur durch den Angriff werden wir den harten Ansturm der wirtschaftlichen Depression überdauern. Denkt an unsere „Sächsische V o lk s z e i t u n g" und Thüringer Volkswacht". Sie mutz uns auf jeden: Fall erhalten bleiben! Und hört auf jenes Dichterwort, das uns nmhnend zuruft: Darum beklagt euch nicht, wenn ihr verschmachtet In eurem Elend, das ihr selbst geschaffen. Weil ihr das Mittel, das sich bot, verachtet; So fasset den Entschluß, euch aufzuraffeul Auflösung! (Von unserem wirtschastspolitischen Mitarbeiter) Vor wenigen Tagen schrieben wir an dieser Stelle der: harten, ja fast brutalen Satz: Die deutsche Mark ist rettungslos verloren! Wer damals diese Meinung als zu schwarzscherisch aunahm, ist heute eines auderen belehrt. In diesen wenigen Tagen näm lich ist der Dollar um 1000 — sage und schreibe eintausend — Punkte gestiegen: von 1000 auf 2000! Und cö war wiederum vor wenigen Tagen, just als der Dollar die Tausendmarkgrenze überschritten hatte, da konnle man immer wieder hören: „So" weit, wie in Oesterreich, kom me» wir doch nicht! Noch keine Woche ist verstrichen, und wir siied „so weit". Vor allem sind es die wichtigsten täglichen Bc- darssartikel. die mit in den Preis- und Teuerungsstrudel gerissen worden sind und bei denen wir dem unglücklichen Oesterreich gegenüber nichts mehr voraus haben. Hier einige Beispiele, ein Schwarzbrot lostet in Wie» 4000 Kronen, 100 österreichische Kro nen sind so viel wie etwa 1,80 Vlark deutsches Geld. Danach lostet in deutschem Gclde een österreichisches Brot von einem Kilo 60 Mark. „So weit" sind wir nun auch schon bei uns zu- Ia»de, ja die Preissteigerung für Brot wird noch höher werden. Da kan» man es verstehen, wenn der Reichskanzler vor kurzem sagte: Erst Brot, daun Reparationen! und soeben erst erklärte er, daß „die Erfüllung da eine Grcnz« finde, wo die Brotversor- gnng für das Volt in Gefahr kommtl" Aber weiter: In Wien tostet und zwar nach der neuesten rapiden Preissteigerung ein Pfund Butter 16 000 Kronen. Das sind 226 deutsche Marl! Ein Ej kostet t» Wien 800 Krone», also 12 Mark in deutscher Wäh rung, ein Pfund Weizenmehl 4000 Kronen gleich 60 deutsche Mark usw. Wo ist da zwischen unserer und der Lage Oester- reichs ein Unterschied? Nur Fleisch, Zucker. Kohlen, ferner Textilien, Kleider, Wäsche sind zurzeit in Wien rwch teurer. Aber im großen und ganzen sind wir heute „so wert" wie Deutschösterreich Und das ist da? Erschütternde: Dieser Fall vollzog sich im Tempo eines Wirbelwindes! Nicht ganze zwei Wochen hat es gebraucht, bis wir von einer, doch immerhin gefestigten Basis aus einer völligen Auslösung verfielen. Denn eine fürchterliche Auflösung unserer Wirtschaft, nichts anderes, bedeutet ein Dollarstaud von 2000 mit allen seine» ent- schlichen, erst allmählich, freilich auch in immer rasender wer dender Erle sich auSwirkcndcn wirtschaftlichen, sozialen, aber auch politischen Folgen. Ein Dollarstaud von 2000 Mark sagt, das; die deutsche Mark i» der Bewertung des Auslandes von heute nur noch ein Füuf- huydcrtal .Wert" »:,«>« Morl von früher hat, daß als, fünf, hundert Papiermark gleichkommen einer einzigen Goldmark, daß für einen Tauseudmarkschcin das Ausland ganze — zwei Gold mark gibtl Mit Schrecken und Grausen kann man sich nun eine Vorstellung davon machen, was werden soll, wenn die Mark weiter fällt, wenn der Dollar auf 3000, 6000 oder noch höher steigen sollte. Beängstigen muß die Aussicht, daß die Außen, bcwertung des deutschen Geldes von heute auch nach innen sich 'geltend machen würde. Die Folgen wären nicht auSzuLsnkeul Die Tendenz, den Dollarstand, wie sich das wiederholt zeigt, ^sofort auch sür alle Bedarfsgegenstände anzuwenden, die ganz und gar unabhängig von den Antzenkursen der Mark sind, mutz mit aller Entschiedenheit bekämpft werden. Hier müssen Ne gierung und Behörden mit aller Energie zupackcnl Es geht um den sozialen Frieden, um Ruhe und Ordnung im Lande! Die Auflösung und Zerrüttung auf dem Geldmärkte hat ihre Ursache in der Parole des Auslandes: „Rette sich, wer kann!" Alles bringt sich vor der deutschen Mark in Sicherheit. In Milliardenbcträgen ist sie in den letzten Tagen vom Aus lande her zu uns hereiiigcströmt. Die Donnerstagsbörse konnte sich des Ansturms gor nicht erwehren, und darum der rapide Absturz. Die ausländischen Besitzer deutscher Mark stoßen ihre Bestände gegenwärtig unter sehr erheblichen Verlusten ob. Nur los von der deutschen Mark, das ist ihre Losung. Sie geben sür Deutschland keinen Pfifferling mehr, sie halten das unter dem Truck der augenblicklichen Reparationspolitik stehende Deutsche Reich mitsamt seiner Wirtschaft für verloren. Das Unglück wird dann vollendet durch die immer wieder dem Beispiel des Auslandes nachfolgende Flucht vor der Mark auch im deut schen Julande. Das ist ein wahres Verhängnis. Die Waren lager werden gestürmt, es werden Hamsterkäufe gemacht, oft auch in überflüssigen und gar verderblichen Dingen. Aber man will Ware, Werte besitzen, kein Geld mehr. In Wäsche, Schuhen, Kleidern hält man das Geld für sicher angelegt, wie in einem Tresor der Bank. Und in der Tat ist cs ja so! Aber die zer rüttenden Folgen werden erst noch kommen. Die Nachfrage nach Waren und Bedarfsartikeln gibt gewiß Arbeitsgelegenheit und gewährt großen Massen Existenz und Brot. Aber, was soll wer den, wenn die Lager erschöpft sind, wenn unsere Industrie keine Rohstoffe mehr hat, wenn sie nicht mehr produzieren kann, und wenn Hundcrttausende der Arbeitslosigkeit, dem Hunger und der Entbehrung verfallen! Und noch dazu in einer Zeit, da der Winter vor der Tür steht, da die ErntcanSsichten sehr trübe sind und wir heute schon Vorsorge treffen müssen, um Brot und Le bensmittel ans dem Auslande zu bekommen! Und das zu einem Dollarstand von 2000! Cs ist nicht auszudenken, welchem harten Schicksal wir erst noch entgegeugchcn. Heute sind wir an das Weißbluten gekommen! Wenn man oft sagte, wir würden nicht in österreichische Verhältnisse hinabsinke» können, weil wir eins so starke Industrie hätten, so sehen wir jetzt, daß gerade die Notwendigkeit, diese Industrie zu erhalten, uns viel stärker als Oesterreich belastet. Denn wir sind gezwungen, sozusagen um jeden Preis uns Anslandsdcvisen zu beschaffen, »m die industriellen Bedürfnisse zahlen zu können. Während das Ausland uns unser Geld zu Haufen vor die Türe wirft, müssen wir uns förmlich darum reißen, mit Bergen Papier ein paar Dollar zu erhaschen. Wer von dieser Situation ein anschamilichcs Bild erbalten wollte, müßte sich einmal an der Börse sencS geradezu entsetzenerregende, un: nicht zu sagen, ekel haste Treiben ansehcn, wenn eS gilt, zu Auslandsgeld zu kom men. Was hier im Kleinen abstoßend rnrd widerlich ist. kenn zeichnet leider unseren heutigen Zustand. Was einmal unsere Stärke war, das; wir nämlich in den Milliarden deutschen Bank noten im Ausland gewissermaßen eine ungeschriebene automa tische Ausländsanleihe hatten, wird uns jetzt zum Verhängnis, da diese Anleihesummen von uns ohne Kündigung sofort zu rückbezahlt werden müssen. Was kann da helfen? Ist jede Rettung aussichtslos? Soll eS wahr werden, das; auch der nach -em Kriege uns angekündigte und in die Tat nmgesctztc Wirtschaftskrieg mit unserem völligen Zusammenbruch endet? Das; uns die Gegner auf diesem Ge biet ein für allemal entwaffnen und unsere Werte widerstands los sich aneigiwn? Eine nationale Erhebung hat in jenen Unglückstagen des Oktober 1918 uns nicht mehr von dem militärischen Zusammen bruch retten können. Aber eine nationale Gemeinschaftofroul kann und mutz uns retten vor dem jetzt drohenden wirtschaft lichen Untergang. Wir haben noch wirtschaftliche Kraftreserven, hinter die wir heute alle unseren moralischen Fähigkeiten stellen müssen. Wir sagten es schon vor kurzem an dieser Stelle: retten kann uns nur eine qrotze und entschlossene Tat! Schaffen wir sofort noch in dieser Stunde die Grundlagen für , eine neue Währung! Fassen wir diesen Besitz von Reich, Ländern und Privaten namentlich die Werte unserer Industrie zusammen zu einem Block, dessen breite Basis die neue Währung tragen mutz. Handeln wir rasch, denn schon streckt der Gegner auch nach die. sein Besitz seine Hände aus. Morgen vielleicht ist er nicht mehr zu retten! Die Auflösung, in der Wir stehen, darf sich nicht vollenden! Aus dem Ausland Lebt Enver Pascha? AuS Zcntralasicn war bekanntlich die Nachricht gekommen, datz der bekannte Heersülner'Enpir Pascha im Kampf gegen Sowjet-Truppcn gelallen sei. Die Nachricht kam ouS Moskau. Bon anderer Seile war sie nicht besiätiot worden. Nun siebt sich die Moskauer Nach. richten-Agentur genötigt, mit'utellen, daß Enver Pascha in Turkestan zwar einen endgültigen Mißerfolg erlitten habe und mit stimm Generalliab gezwungen sei, nach Nsghanilian zu flüchten, aber von seine»: Tode ve>lautet »ich:» mebr. Es scheint sich hiernach um einen Irrtum der Moskauer Nachrichten-Agentur zu bandeln. Wenn Enver Pascha noch lebt, wird er der Sowsetrepublik wahrscheinlich noch moncke Unannehmlichkeiten bereiten und überhaupt noch manches Mal von fick reden machen, denn bei der geradezu phänomenalen Tatkraft diese» Manne» erscheint es ausgeschlossen, daß er sich jemals in eine Atmosphäre der Muße und Ruhe rinspinnen werde. Interalltlerte Besetzung Oesterreichs? Nom, 29. August. Die teilweise Besetzung Oesterreichs durch alliierte Truppen ist wahrscheinlich geworden. Collin» Beisetzung London, 29. August. Nach der Totenmesse im Dom zu Dublin wuxde der Sarg mit den Ueberresten Coll ns nach dem Kirchdof ge bracht, wo die Beerdigung statltand. 40 000- 60000 Personen aller Stände nahmen an dem Begräbnis teil. Urberall waren die Strotz»', durch die sich der Zug bewegte, m>t «einenden Menschen angestillt. Der Vizckönig von Irland, Lloyd George, Churchill uns die »Me» Minister wann zugegen. Deutsches Reich Kardinal Faulhaber an die Presse München, 28. August Im Laufe der heutigen öffentlichen Versammlung de» Katholikentages nahm auch der Kardinaler,büchos D. Faulhabir das Wort. Er dankte den Katholiken in Amcr ka, Holland und der Schweiz im Aufträge der Blschöselonfcrenz für die vielen Wohltaten, die sie dem deutschen Volke eiwiesen haben. Tann wandte er sich an die Presst und forderte sie auf, nur die Wahrheit zu schreiben, und zwar lOO piozent ge M ehrheit. Da« gelle auch sür die jüdttche Presse, besonder» sür di- tu Berlin und tu München für ihre Vertreter und Berichterstatter. Heule habe er amt lich die Nachricht au» Amerika erhalle», daß in rer dortiaen Presse die Verleumdung verbreitet worden sei, da« Spiel in Oberammcrgau sei lediglich als G-ichäfiSmachc ausgezogen worden- Er sage h er vor Tausenden von Katholiken, daß r« sich um eine glatte Lüge handele. Zum Schluß erteilte er den bischöflichen Segen. t.u. München, 28. August. In der Nachni'ttairversammsuttg des Katholikentage« wandte sich der Prästdnu Oberbürgermeister Dr. Adenauer-Köln gegen da« Diktat von Versatlle«, das allen christlichen Grundsätzen Hohn spricht, und soidirle die französischenKatholiken auf, gemeinsam m.t den dc»t chca Glaubensbrüdern einen Weg z» suchen, der beiden Ländern Hilst- Der Redner beklagt dann die moralische Verelendung in Den. chland und den drohenden Zusammenbruch Europa«. Da« Problem der Gioßstadt müsse in den Vordergrund der politische» Beirachlungei: gestellt wekkn«. Der Redner schloß sodann mit einem Treugewb.uS für den Papst. Pater Lipperl-München sprach über die religiöse Sehnsucht der Zeit und der katholis-Ncn Kirche. Rach ihm relcrierte Fürst Alois zu Löwenslein über Missio.eSläligkcit. Staatssekretär Schröder begibt sich nach Paris Montag vormittag um 10 Uhr fand eine Chcfbesprechnng in der Reichskanzlei statt, in der über da» Verlangen der Reparation,kommt,sion nach Entsendung von Bevollmächtig»!: der deuiiche» Regelung zu den Mittwochverhaudlungen der Kommäsiou beraten wende- Mt be vollmächtigter Berereter ist Slaatsiekrelär Schröder ernannt woedeee. Er wird von einigen Herren au« anderen Ressorts nach Paris de- gteilet werden und vor der N parastonskoninuffion den Siaiidpnull der deustchen Negierung darlegen. Reichskonferenz gegen die Wirtschaftsnot Berlin. Am Montag vormittag begann die Kontere»; der Ministerpräsidenten über die Maßnahmen zur Linderung der Wnl- schaftSnottage. Für Bayern nahmen Graf Lerchenielo uad een Ver treter de» bliylstchen Zniieinmnisters, für Sachien der sächsische Ministerpräsident Buck teil. Im übrigen waren last alle Minister. Präsidenten und Innenminister der deutsch-ii Länder zugegen. Bei Beginn der Sitzung ergriff der Reichskanzler >o,,le>ch ras Wort zu längeren Aussühlungen, indem er zunächst über die Reparattons- veiyandlungen sprach. Im Aistchluß daran wnS er au, die gegen» wärtige Wirlschafislage uns aus die dringende Nolwendigk-ir hin, Majzregelu zur Linderung der Not weitester Vollslrene zu ergleiicu. Al» Basi» der Konferenz dienten die von der Regierung euisge- arbeiteten Pläne. Um die Mittagsstunde wurde tue Konferenz milcr, brochen. I» einer NachmittagSsitzung befaßte sich da» ReichSlabiuett mit den Maßnahmen gegen die Tiuerung und den Lcbeiisuntlel« Wucher. Im Anschluß daran treuen die Ministerpräsident n der einzelnen Länder nochmal« zuiammen. Es ist nicht auzuneymen, laß die Beiprechungen der Min sie:Präsidenten heule zum Ablchiuß ge langen. E« durfte bannt genchnel werden, daß am Dienstag noch eine Sitzung staltfinoct. lieber das Ergebnis der BelpreeyiiNkci« wird vorläufig noch Stillschweigen beobachtet- Erst »ach deren Be» entugung erfolgt ei» amtlicher Bericht. Einmütigkeit zwischen Reichsregierung und Landerregierungen Berlin, 29. August. Ter „Tag" berichtet: Auf der Minister« konstreiiz find außer der Frage der Teueruna auch die gesamte außen- lind innenpolitische Lage des Reiches erörtert worden, ganz besonders auch die Rcparatwusvcrhandstingcil. lieber den Inhalt der Ver- Handlungen ist bis zu ihrem Abschluß strengstes Stillschweigen be schlossen. Nur soviel läßt sich erkennen, daß sich die Vertreter aller Länder, auch der süddeutsche» Länder, einmütig hinter die Reichs- regierung gestellt habe». Erhöhung des Reichsbankdiskonts Die Reichrbank hat den Wechseldiskont von 6 auf 7 Pro zent und den Lombardzindsuß von 7 ans 8 Prozent erhöht- Gegen die Margarineverteuerung Berlin, 29. August. Angesichts der abermaligen Preis erhöhung im Margarincgroßhandel um 100 Mark sür das Pfund schreibt der „Vorwärts", die Margarineprelle seien im Großhandel jetzt auf dem 600 fachen de« Friedenspreises angekommen. Der hohe Dollarstand rechtfertige diese Erhöhung keineswegs. Die gewaltige Verteuerung der Margarine berithre um so eigenartiger, als die Margarinefabriken fast durchweg unter maßgeblichem holländischen Einfluß stehen. Wir erwarten» daß die Reichsregie rung unverzüglich diese Preise prüft und gegebenenfalls gegen den Wucher der Kartelle mit aller Macht vorgeht.
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