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Mittwoch ve» LS. August 1V22 Nr. 1S1. Seite 4 Die große Hoffnung Originalroinan vou Erich Ebenstein Urheberrecht durch Greincr u. Comp., Berlin W. 30 (11. Fortsetzung.) Als er die »Kleine Festung" durchschritt, sah er vor sich zwei Pärchen gehen, die es gleich ihm sehr eilig zu haben schienen. Beide kamen ihm merkwürdig bekannt vor, obwohl er nur ihre Umrisse sehen konnte. Besonders die eine Dame, deren Ge. statt und federnder Gang ihn stack an Annchen erinnerte, wäh rend die andere ganz der rundlichen, sich beim Gehen immer etrvas in den Hüften wiegenden Thilda Hobinger ähnelte. Die sie begleitenden Offiziere — der eine klein und d»cb gebaut, der andere ausfallend grob und mager — waren zweifellos Ehr hardt und Troll. Aber Annchen . . .? Nein! Unmöglich! Er verwarf den Gedanken sofort als eine Ungeheuerlichkeit. Seiire Schwester hier in der »Kleinen Festung", wo höchste»? der Felln edel mit seinem Liebchen spazieren ging — jetzt in der Dämmerung Arni in Arm mit einem Offizier . . . wie konnte er nur auf eine so alberne Idee kommen!!! Jetzt bogen die beiden Paare links ab, wo ein kürzerer Fus^ weg längs der Eger nach Tchlohstädt führte. Sollte er ihnen folgen? Nein, das ging doch nicht wegen Trolls und Ehrhardts. Das hätte wie Neugier ausgesehen. Ueberhaupt was kümmerten ihn die beiden Paare? « Er blieb also auf der Strotze und dachte schon im nächsten Augenblick nicht inehr an die Sache. Wenige Schritte vor dem Tor des väterlichen Hauses blieb er stehen, um nach Otto Umschau zu halrr». Tu es inzwischen schon sehr spät geworden war für Schlohstädter Verhältnisse, lag die Stratze völlig menschenleer da. Von Otto war nichts zu sehen. Als Gustav aber zögernd weiter ging bis zum Tor, löste sich ans dessen Schatten plötzlich eine männliche Gestalt — Fer dinand Büttner. .Guten Abend, Gustav. Ich erwarte dich hier im Auftrag Ottos und soll dir sagen, datz alles in schönster Ordnung ist. Otto selbst ist nämlich mit dem Abendzug fortgefahren, von wo er erst morgen früh znrnckkehrt. Ei» tiefer Atemzug hob erleichternd Gustavs Brust. Gott lob, sie nurr fort und man brauchte nicht mehr zu zittern von einem exaltierten Schritt, denn Otm war a bei ;br! »Sagte dir Otto, um was es sich handelt?" fragte er dann nach einer Wrile verwirrt. Ferdinand schüttelte den Kopf. »Nein," sagte er ruhig. „Er lietz mich erst im letzten Augenblick durch Lina in den Hansflnr rufen, um inir die Bot schaft an dich aufzmtragen. Es war schon höchste Feit zum Zug und er hatte grotze Eile. Deshalb nahm er auch den Wagen von, „Goldenen Löwen", um die Station noch rechtzeitig zu er reichen. Der Wagen stand schon am Tor, als er mich rufen lietz. „Was sagte Mutter zu Ottos Neise?" »Sie wcitz es noch gar nicht. ES ist Sonnabend, da geht sie doch immer schon um 5 tthr zu Frau Baumeister Merz, wo Kaffeekränzchen ist. Auch der Chef weiß nichts davon, da ec noch im Kontor ist, um die Wochenbilanz abzuschlietzen." „Und — Annchen?" »Ist bei HobingerS geladew Ich wartete nur dein Kommen ab. Nun gehe ich sie abyolen, damit sie nicht zu später Stunde allein durch oie Straßen wandern mutz." Gustav atmete zum zweitenmal auf. Der Zufall meinte es gut mit ihm. Allem Anschein nach wußte niemand etwas von Olga Petraschs Besuch und Otto hatte das Seinige getan, um die Sache möglichst unauffällig zu Ende zu führen. Bloß Wen- zcslaus inmtzte noch der Mund gestopft werden, und das wollte er nun sogleich besorgen. Drei Tage später war Gustcw wieder in München. Ganz unbemerkt war nämlich Olga Petraschs Besuch in Schlohjtädt doch nicht geblieben. Eine Dame war zufällig am Bahnhof ge wesen, um eine durchfahrende Nichte zu begrüben, als Otto Gersdorfer mit seiner Schutzbefohlenen dort anlangre und Bil lette nach München löste. Natürlich war sie sofort ganz Auge und Ohr. Sie sah trotz des Schleiers, datz die junge Dame ..bildschön, aber blatz wie der Tod und ganz verwirrt" war. Sie hört einige beruhigende Worte Ottos, der das Mädchen bat, doch um Gotteswillen kein Aufseh-n zu machen hier auf der kleinen Station, wo alles beobachtet würde. -i Es war der Dame am anderen Morgen ein ganz besonderes Vergnügen, diese Wahrnehmungen Frau Gersdorfer „harmlos zu stecken". Als Frau Magdalene dann wütend über den Bengel, den Otto, „der sich trotz seiner Tapsigkeit nun schon erfrechte, mit Liebesgeschichten anzufangen", zu Gustav hinaufstürzte, um ihm ihr Herz auszuschütten, hatte dieser doch nicht den Mut, ihr die Wahrheit zu verheimlichen. Stockend berichtete er, was sich gestern während der Mutter Abwesenheit hier zugetragen hatte. Frau Gersdorfer war antzer sich. Diese Olga Petrasch! Bis hierher in ihr Haus lief sie ihm nach! Und er — aber das kam davon, weil er ihr nicht gefolgt und damals sofort Schluß gemacht hatte! In wilden, bitteren Worten überschüttete sie den bisher vergötterten Sohn mit Vorwürfen. Und er, nicht gewohnt an eine solche Behandlung, ang«. widert durch ihre immer wieder zwischen den Worten hervorbre chende nüchterne Berechnung, packte schweigend seine Sachen und schickte Wenzeslaus um einen Wagen zur Bahn. Zu allem Aerger und den quälenden Selbstvorwürfen, die er sich ohnehin schon machte — wenn auch in ganz anderem Sinn, als seine Mutter dachte — sich hier noch abkanzeln zu lassen wie ein Schuljunge? Nein! Da zog er es denn doch vor, den Nest seines Urlaubs in München zu verbringen. Frau Gersdorfer kam erst wieder ein bißchen zur Ve- sinnnng. alS er schon weg war. In diesen Tagen war schwer mit ihr auSzukoinmen. Eine bisher ungewohnte Rastlosigkeit und Nervosität hatte sich ihrer bemächtigt. Täglich wartete sie in fieberhafter Ungeduld auf den Post boten. Gustl mutzte doch wenigstens schreiben! Ihr sagen, datz er cii'sah, im Unrecht zu sein. Sie versöhnen. Und vor allem berichten, wie es mit der Gräfin weiterging. Er hatte sich ihr doch gleich nach ihrer Rückkehr erklären wollen. Nun mutzte sie längst zurück sei». Aber es kam keine Nachricht von Gustl. Wie vom Erdboden verschwunden schien er. Nach drei Wochen hielt es Frau Gersdorfer einfach nicht länger aus in dieser Ungewitzheit. Unter dem VoNvand, Ein käufe für das Geschäft machen zu müsse», fuhr sie eines Tages nach München. Sie kam gegen Abend dort an. Diesmal war Gustl daheim. Trübselig satz er in seinem eleganten Wohnzimmer und ließ sich eben von Wenzeslaus das Abendbrot servieren, als seine Mutter plötzlich erschien. Schon bei den ersten Worten merkte sie, datz sein ganzer Wesen äußerst gedrückt war. Ein Wink scheuchte den Burschen hinaus. Dann fiel sie mit Fragen über ihn her. „Ich begreife dich nicht, wie du mich in solcher Unruh lassen kannst! Wavum um Gotteswillen schreibst du nicht, Gustl? Was geht hier vor? Wie sieht du mit der Gräfin?" »Sie ist abgereist. Zwei Tage nach ihrer Rückkehr. Es ist alles aus, Mutter." Er fagte es müde und gleichgültig. Frau Gersdorfer staar'e ihn an, als habe er den Verstand verloren. «Aus? . . . Aus? ... Ja, warum denn um Hunmels- willen?" Plötzlich schrie sie auf: „Sie hat das von der Petrasch erfahren! Die Person hat ihr alles geschrieben!" »Sie nicht. Olga wäre dessen nie fähig gewesen. Aber die Mutter. Olga kam schwer krank von Schlohstädt zurück. Im Fieber hatte sie alles verraten und die Eltern . . . Gort, ich kann cs ihnen ja nicht einmal übelnehmen! Mutter ist ivkllttrr. Die Frau litt eben mit ihrem Kind nnd wollte es rächen! . . Wie sie's herausbrachte, datz es die Gräfin war, weist ich nicht. Kurz — sie tatS. Die andere sollte wissen, wen si: »n Begriif stand zu heiraten. Eine alle Geschichte, die schon manchem pas sierte . . . und eigentlich auch gleichgültig jetzt." Er sprach wie im Traum. Als läge all das weit hinter ihm und ginge ihn nichts an. Nach seinen Worten folgte Schweige». Vis Frau Gersdorfer sich endlich aufraffte und erbittert herausstietz: „Und nun? Was soll nun werden? Wie denkst -du dir eigentlich die Zukunft? Du weißt, was ich für dich tat . . . und alles nur in der festen Hoffnung, daß eine reiche Heirat mir das ausgelegte Kapital eines Tages zurückbringe! Diese Hoffnung darfst du nicht enttäuschen, Gustl! Du bist mir ihre Erfüllung schuldig . . . hörst du . . . schuldig!" Der junge Offizier antwortete nicht. Er zuckte nur unge duldig mit den Achseln, als wolle er etwas Lästiges abichiitleln. Schlaffheit nnd Ucberdrutz spiegelten sich in seinen hübschen Zügen. Plötzlich sprang er auf, trat ans Fenster und trommelte er regt eine Melodie auf den Scheiben. „Ich will dir etwas sagen, Mittler," stieß er zwischen den Zähnen heraus, ..eine Ware bin ich nicht, die sich verschachern läßt, wie Euer Kram daheim! Nnd vorläufig habe ich genug von alledem! Nebergenug! Laß mich also in Frieden, oder..." „Was — oder?" unterbrach ihn die Mutter scharf und drohend, indem sie an ihn herantrat. Er fuhr herum und starrte sie wild an. „Oder ich schieße mir eine Kugel vor den Kopf — wenn duS so weiter treibst! Ich habe es satt! . . . Das Leben . . . alles! Satt! Satt! . . . gründlich satt!" Obwohl die Worte nur leise zischend über seine Lippen kamen, gellten sie Frau Gersdorfer wie Schreie ins Ohr. Er bleichend wich sie zurück. Fortsetzung folgt. VierierAekLiZeiurrMolikevtsgru Ldmnitr SM so. September. 1. luul r. Oktober Oor 'V^o1inuilA8rui8gefiu6 dittot, dis OliswllitzLsr Xatzliolilcou diillZslld um ^vrnsiduvASll von XVolmullASll 2ur IllltsibrillAUllA der llU3WtlrtiA6ll OIaud<?N3AOQ0886v. l»stLtsrs zvollsn rsolit^sitiA Ls8tzs1Iuu§6ll voll Illltor- kunstz kill (toll VorsiiLOlldell dss ^VoilllUllA8aU880llU8363 ASllMAON 1ll336U. Letzter Lormta: 1. 8extomher 1922. >VoIim,riK8!M88<;Iui6: I^otzsr Oü.8ar, 1. Vor8it26lldsr, OtislllllitlL, 8i3illarok3t,ra6o 3 ^b04 IsUiol. IMtmWli lkMoli«) Illeoüeii. Die nächste Versammlung findet Donnerstag den 24. Aug. abends 8 Uhr im Josephinenstift statt. 2177 Allbekanntes tz/einlokal Dresden, llobsnn - Leorgen - Allee 8 Lcke Osrusstr., kernr. 13777 Vitts prvl»«vt'te «vllls SIIÜ IlUvbs! millllmtiro t Mn M kr. kleliliMSIlike „llolouls" joäsr Ltrommt, 8pan- nunA nnck Oröüo kurr:- - kristix livkorbar cluroll ing. Sonneck L Nukisnä, 0resäen-/2., Scklekg3»5e 6». — kornsproollsr 13886. — L002 k. köntrsck L Lo. MSbettsbnik vre^sn-v. Vrssükll-A. gZ KlWMMZW k>Llkl38S!gv krkeit 8olil!o ?rviso vssiolltigung vrlivton 203g 8 IAOOO Alselr werden von Kaufmann in gesicherter Stellung gegen erste Sicherheit und pünktliche Rückzahlung sofort gesuckt. Werte Offerten er beten unter „/V 0. 681" an die Geschäftsstelle d. Bl. „„ lagal-Ms - Ka8i-Ms - Lülrkn-llülk Umpreeeen uaä kLeden seknoll un-I billigst. Oroüv^us>v»bI, uooll dilliAv kreis o. Hullsdnitk, Vrvsllsn, fi1Ini1rvr8trsks IT nur 13. Luche für meinen Bruder, 37 Jahre, Kaufmann, vermö gend, solid und idal, MmgotSluliil von 28 bis 35 Jahren. Einheirat in Geschä ttsbetrieb angenehm. Offerten erbeten unter »ctz. ll 12" an die Geschäftsstelle Erfurt, Farbengasse 6. 641 Beamter, kalt;., sucht -ulmbliM Umn. Angebote erbeten unter »k. 8.25" an die Geschäftsstelle Erfurt, Farbengasse 6. 639 eis sstst prcüsvort 8. Wüergotl krtutt, MMer !tlsüs 1.!. Ulslimssokinen mlMW liiilIIioiIi!Ül!>MsiI<e >W tür lackuslris, llanävverlc D A unä llausbsld kornsproobor 814. 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