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Sächsische Volkszeitung : 20.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192208206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220820
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-20
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.08.1922
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Corvey und seine Bedeutung Zur llvvjnhrioen Gedcnkseier seines Bestehens Von Dr.-Anton Freitag, S. B. D., Bad Driburg üLeit über das alte Sachsenland hinaus hat die altehrwür- bige Bencdiktinerabtei Eorvcy an der oberen Weser, die in diesen Tagen das 1100jährige Gedächtnis ihres Bestehens feierte, große Bedeutung. Cs war darum ein Zeichen dankbarer Gesinnung, dieses Jubiläum am St. VituStagc, dem PatronSseste Corveys, mit festlichem Gepränge zu begehen. Feierliches Glockengeläuts am Vorabend begleitete den Einzug des hochwürdigsten Diözeiau- bischofs von Paderborn Caspar 5tlein, der im Beisein hoher kirchlicher und staatlicher Vertreter und zahlreicher Anwesenden aus Klerus und Volk des alten Corveher Landes am Morgen des JubeltageS selbst das Pontifikalamt zelebrierte und auch d-r Fcslprozesjion das Ehrengeleit gab. Dabei wehten bunte Wim pel und Fahne»; brausende Orgelklnuge und Festlieder des Hox- terschen Kirchenchores erfüllten die wunderbaren Räume des reich ornamentierten Barockbaues, dessen älteste Teile, „die Rie sen einer alte» Zeit" aus dem 9. Jahrhundert, nach Webers schönen Worten „wie gebannte Hünen ragen", lieber der von nahezu 6000 Beiwohnenden besuchten Festversammlung breiteten himmelhohe, uralte, echt westfälische Eichen und der darüber sich wölbende blaue Himmel sich wie ein unendlicher herrlicher Dom. Bereits während des Pontifikalamtes am Morgen hatte der dem fürstlichen Hause von Nattbor-Corvey verwandte Benediktiner» pater Konstantin, Prof. jur. in Wien, der groben Segnungen Corveys im Wandel der Jahrhunderte gedacht. Jetzt erhob Uni versitätsprofessor und NeichstagSabgeordneter Dr. Schreiber (Münster) seine Stimme zu einer glänzenden und hinreißenden Rede über Corveys Bedeutung für die großen kulturellen Auf gaben in religiöser, geistiger und besonders auch allgemein reichs- aiusbauender Hinsicht. Man fühlte es. auf diesem Boden ist ein großes Stück deutscher und außerdeutscher Kirche, aber auch ein gutes Stück Deutschen Reiches unter den fleißigen und segen- bringendcn Händen der Mönche Corveys gewachsen. Ebenso ein drucksvoll klangen die wuchtigen Ausführungen des bekannten Benediltincr Korbinian Wirz aus Siegburg über drei Grund sätze des verdienten Ordens und der Söhne des hl. Benedikt in alter und in neuer Zeit in die Herzen: Bete und arbeite, Gott zu verherrlichen in allem, und Frieden zu bringen den Men schen. Zun: Schluffe redete der hochwürdigste Herr Bischof Worte voll glühenden Dankes gegen die alten Mönche, voll echen Älau« benstreue, die sichtlich den tiefsten Eindruck aus alle Anwesen den hervorriefen und selbst Protestanten zu dem Bekenntnis nötigten: „So kann nur die Wahrheit reden; es scheint, daß doch die katholische .Kirche die wahre ist" (!). Mit dem Schluß der kirchlichen Jubelfeier setzte die mehr weltliche Festster ein. die sich über volle acht Tage erstreckte und in historischen Festzügen, Vorführungen von Frcilichlvorslellungen, besonders des Drei- zchnlinden-Fcstspieles, Tagungen des westfälischen Altertums vereins und Hcimatbundcs usw. ihre Gipfelpunkte sah. Allein der ersten Vorführung des Dreizehnlinden-FcstspieleS wohnten nahezu t 0 000 Menschen bei. Die großartige Veranstaltung wird erst klar, wenn man bedenkt, »ras Corvey wirklich einst gewesen und für unser gan zes Vaterland bedeutet. Es war vor allem ein Hort des Frie dens. Nachdem Karls des Großen Macht des Schwertes und seine Staatskunst den Widerstand der alten Sachsen gebrochen, blieb kein anderes Mittel zu ihrer dauernden Beruhigung, als die Durchdringung des ganzen Stammes mit der Religion des Friedens. Dann wurde Corvey schnell eine Pflanzstätte mate rieller wie geistiger Kultur weit und breit. Wogende Kornfelder und gediegene Wirtschaft zogen erst mit den braunen Kuttcn- trägarn in die Gaue der Nethe, Emmer, Diemcl, Lippe, EmS und Weser usw. ein. Manches Mal hat man die reichen Kloster güter angefeindet, aber man vergißt dabei gewöhnlich, daß mehr als vier Fünftel der Liegenschaften an einfache kleine Bauern verdingt waren und daß so viele an dem Segen der neuen Kul tur teilhatten. Wichtiger war jedenfalls die Verpflanzung gei stiger Kultur nach dem Norden Deutschlands. Ist es nicht das höchste Lob für die alten Klosterschulen Corveys, daß bereits ein Jahrhundert nach seiner Gründung das Sachsengeschlecht dem Reiche Kaiser wie einen Heinrich und die Ottonen schenken konnte? Lange Zeit war die Schultätigkeit des Sachsenlandes unter der Führung Corveys die berühmteste von ganz Deutsch land. Und hätten nicht seine wackeren Mönche so fleißig da? Ab schreiben wertvoller Bücher aus ältesten Zeiten gepflegt, es wäre uns mancher schöne Sah für immer entschwunden. Es sei nur an die Annalen des Taictus erinnert, die eiirzig aus der Corbeyer Bibliothek überliefert worden sind. Vielleicht ist in Corveys Mauern auch der Heiland, das unvergängliche Denk mal altsächsischcr Dichtung und Frömmigkeit, entstanden. Man hat schon die Frage gestellt, wie würde wohl das Zeitbild des großen sächsischen Historiographen Widukind sich uns darbieten, wenn wir auf seine res gcstae Saxonicae nicht znrückgrei- fc» könnte»? Corvey wollte aber von Anfang an ein Brennpunkt reli giöser Kultur sein. Es wurde deshalb der Ausgangspunkt der sogenannten nordischen Missionen, seitdem der hl. AnSgar, einer Aufforderung Ludwigs d. Fr. folgend, Corvey verließ, zunächst Dänemark unter die Fahne des Kreuzes brachte und dann ganz Ccknveden, Norwegen, Island und die benachbarten Inseln sei nem neuen Bistum Hamburg-Bremen eingliederte. Im hohen Chor der Abteikirche erheben sich noch heute die Bilder der fünf Corvcyer Dischö,e dieses nordischen Missionsbistums, für dessen ausgedehnte Bezirke AnSgar im S. Jahrhundert das war, was der hl. Bonisatins im 8. Jahrhundert für Deutschland gewesen. Nur 800 Jahre währte eigentlich die große Glanzzeit des ebrwürdi-zen Stiftes von Corvey, das der Welt so viele große Männer, Gelehrte, Bischöfe, Kardinale ustv. geschenkt hat. Be zeichnend für seine Bedeutung ist jedenfalls das dem päpstlichen Legaten Kardinal von Cnsa bei feinem vorgeblichen Besuche Cor. vcyS in den Mund gelegte Wort, das er, den Boden küssend, ge- sprachen haben soll: „O heiliges Land, welches so viele Apostel und Bischöfe Hervorgehracht hat!" Zum Verderben für den Geist des Klosters ivar es, daß es alsbald nach der Zeit der sächsischen Kaiser ein Stift für eine einzige Klasse, nämlich von Adelige», wurde und somit mehr oder weniger die Dienste einer gewissen Versorgumzsanstalt über nehmen mußte. Zwar retteten die Aebte das Kloster und einen gute» Teil des alten katholischen Corveher Landes über die stür mische Zeit der Reformation hinaus, bis seine Insassen von an nähernd 360 in der Blütezeit im Jahrhundert der Aufklärung immer mehr abnahmen und die Ueberführung der Abtei in ein Fnrstbistnm die einzige Ncttnng schien. Aber auch dieser Schritt hielt den Niedergang nur bis MM Jahre 1821 auf. Corvey ging in weltliche .Hände über; das kurzlebige Bistum hörte auf zu sein. Nur die herrliche Abteilkirchc dient noch religiösen Zwecken als Pfarrkirche der wenigen Katholiken des Ortes. Leider ist auch dieses Heiligtum keineswegs mehr in einem würdigen Zu stande und bedürfte nur zu sehr einer gründlichen Erneuerung. Tein persönlichen Eifer seines jetzigen Pfarrers ist die Samm lung wertvoller alter Erinnerungen, Bücher, Gewänder usw. in einem kleinen Museum zu danken, wogegen die alte Kloster bibliothek bereits im 30jährigen. Kriege zugrunde gegangen ist. Die jetzige Schloßbibliothek ist eine moderne Sammlung der das Schloß Corvey bewohnenden Familie des Fürsten von Natibor- Corvey. So ist die erste Herrlichkeit Corveys längst dahingcgangen, und was an Erinnerungen und Ueberresten aus alter Zeit noch Ein Wallfahrtsort im Vogtlande Reiches katholisches Leben blühte auch im Vogtland«, nach- dem das Christentum, das von den Bistümern Nanm'burg-Zeitz (25. Dezember 968 gegründet), Bamberg (1007 gegründet) und Regeusburg (739) her seinen Eingang fand, festen Fuß gefaßt hatte. Wie überall, trieb mich ün Vogtlande das blühende Glau- beusleben seine drei Edelfrüchle: Klöster, Wallfahrtsorte, wohl tätige Stiftungen. Wallfahrtsorte gab es auch im Vogtlands; ist doch das Wunder des Glaubens liebstes Kind. Der bekann teste Wallfahrtsort war der im Dunkel weiter vogtländischer Wälder liegende Burgstcin. Burgstein trägt noch heute zwei malerische Kirchenruinen, seinen Staincn hat er aller Wahrschein lichkeit nach von einem Wartturm, einer befestigten Zufluchts. stätte, wie sie sich um 1050 infolge der feindlichen Einfälle sla wischer Stämme nötig machten. Heute sehen wir, wie gesagt, nur noch die Ruinen auf dem Burgsteine, der zwischen Krebes uitd Nuderitz in weltvertassener Einsamkeit, ein beschaulicher Ruheort -für uuS nervöse Menschen des 20. Jahrhunderts, liegt. Beide Ruinen sind nur ca. 12 Meter weit entfernt und zeigen die gotische Bauart. Sie sind nach kirchlicher Vorschrift geostet, unter scheiden sich aber in ihrer Größe. Die kleinere Kirche ist die westliche, die nach KrebeS zu liegt. Sie erhebt sich auf dem zutage tretenden Felsen und besteht am? zwei Teilen: der eigent lichen Kirche und dem burgähnlichen Bau, an dem sie sich gleich sam nur änlehnt. Als Baumaterial wurde der im Vogtlands reichlich vorkom-meude Tonschiefer benützt. Als einzigen Schmuck zeigte diese Kirche (Kapelle) an der äußeren nördlichen Seite ein cingeschlageneS Tatzenkrcuz (Kreuz der Deutschordensritter). Die Fenster zeigen in ihrer Kleinheit, daß diese Kapelle auf ein hohes Alter zurückblickeu kann und mithin von beiden Ruinen die ältere ist. Die östliche Kirche steht ungefähr 4—5 Meter tiefer, ist reichlich 30 Meter lang and 16 Meter breit, zeigt eine ge regelte Grundrißanlage und ist aus gleichem Material wie die kleinere Kirche gebaut. Die Fenster dieser Kirche zeigen sand- steinere Pfosten und Maßwerk desselben Materials-, wie es bei Berneck gefunden wird. Die Fenster sind in edlen Formen der Gotik gehalten. Wann nun die Kirchen gebaut wurden, läßt sich nicht genau feststcllen. Wir gehen wohl aber nicht fehl, wenn wir für die kleinere Kirche als Einweihnngs-jahr 1409 annchmen. (Nähere Ausführungen sollen in einem späteren Aufsatze folgen.) Lange hat diese Kirche nicht gestanden. I» den Stürmen der Hussitenzeit sank auch sie als Opfer. Am 25. Januar 1430 geblieben ist, befindet sich nicht in rosigem Zustande. Aber wer immer »ach Corveh kommt, fühlt sich wie von einem Hauch der großen Vevganenhcit umweht und bekennt dankbar, welcher Gci- steSrichtnng er sonst auch angehören mag: Hier ist Großes ge leistet worden für viele Jahrhunderte und auch für n»S. „Oo Wohl jemals- diese Klostermanern wieder Mönche, Psalmen sin gend und fördernd alles Gute und Schöne, beherbergen werden?", so fragten verschiedene Redner am Jubcltage von Corvey. Tie Aussichten sind, menschlich gesprochen, verschwindend gering. Aber zu Füßen der alten Iburg, des- Nattonalheiligtums der Sachsen, erhebt sich seit einer Reihe von Jahren ein neues Drei zehnlindenkloster St. ikavcr, dessen Aufgabe es sein soll, viele edle Sachsenjünglinge jenem heiligen Berufe zuzusühren, dem einst das erste Treizehnlindcn von Corvey geweiht war: der Verbreitung des heilige» katholischen Glaubens- und einer wahr haft christlichen Kultur unter wilden Heiden. Die Akademiker - Gedächlniskirche in Leipzig-Gvhlis statt in Göttingen Der Vvrorts-präsident und der Generalsekretär der Akade mischen Bonifatinsvcreine teilen mit, daß die dem Andenken der im Felde gefallenen Akademiker geweihte Kirche in Leipzig- Gohlis erbaut wird. Sie begründen diesen Beschluß wie folgt: „Als der Plan einer Akadcmiker-Gcdächtniskirche zuerst auftauchte, habe» sich die katholischen Gemeinden zweier Uni versitätsstädte uachl-alttg darum beworben: Göttingen und Leip zig, Nachdem die Vereine sich zuerst für Leipzig entschieden, stimmte bei der endgültigen Abstimmung im Sommer 1919 die Mehrheit für Göttingen. Ausschlaggebend war, daß Güttingen ausschließlicher den Charakter einer Universitätsstadt habe als Leipzig. Die Mittel für den Ban der Kirche in Göttingen flössen nicht besonders reichlich — ist doch der Stand der Akademiker heute der finanziell schwächste Stand — und erst zu Beginn des Jahres- 1922, nachdem der Akademische Bonisaliusvcrcin über 400 000 Mark zusammen hatte, konnte der Bau der .Kirche ernst lich ins- Auge gefaßt werden. Aber in Göttingen konnte man lange keinen geeigneten Bauplatz finden. Verhandlungen über die Platzfrage zögerten immer wieder die Inangriffnahme des Baues heraus, während zu gleicher Zeit die Baugelber durch die steigende Teuerung immer mehr entwertet wurden. Als end lich im Juli 1022 die Platzfrage geregelt war, musste Pfarrer Dr. Maring in Göttingen dem Akademischen Boiiifalias-verein erklären, daß er es- mit den vorhandenen Geldern nicht wagen dürfe, de» Bau z» beginne». Die von ihm geplante .Kirche er fordere wenigstens 5 bis 6 Millionen, eine Summe, die weder die Göttinger Gemeinde, noch der Akademische Bonifattus-vcrei» auch nur annähernd anfbringe» konnte. Während man so in Göttingen die kostbare Zeit mit den Erwägunge» über den Bauplatz verloren halte, hatte die Ge meinde in Leipzig-Gohlis muiig mit dem Bau einer Notkirche begonnen. Mitglieder der Gemeinde, Männer und Frauen, hatten, um den Bau möglichst zu verbilligen, freiwillig und ohne Entgelt Erd- arb eiten «nd Handlangerdienste geleistet. Aber auch hier begann die plötzlich Hereinb>-eche»de Teuerung die ge sammelten Gelder zu entwerten. Da traf, fast gleichzeitig nnt dem Schreiben des Pfarrers von Cöii-ngen, der erklärte, die Gedächtniskirche nicht baue» zu können, ein Schreiben des Bi schofs Dr. Schreiber von Meißen beim Geiieralvorsland ein mit der Bitte, das begonnene Werk in Leipzig-Gvhlis kräftig zu unterstützen, damit der Kirchenban nicht ins Stocken gerate. Leipzig-Gohlis war nun die Gemeinde, die mit Göttingen sich allein »m die Gedächlniskirche beworben hatte. Leipzig-Goh lis war sogar in einer ersten Abstimmung als Ort für die Kirche erwählt worden, und bei der Schlus-ghstimmung betrug die Mehrheit für Clöttingen nur sechs Stimmen. Sollte nun der Vorort die gesammelten Gelder, die Göttingen nicht gebrauchte, weiter entwerten lassen? Heute konnte er »och mit ihnen den Bau einer Kirche in Liner Universitätsstadt sicherstellen. Mor- gen würde die gesammelte Summe, wenn die Entwertung fort schreitet, wie in Oesterreich, nur noch ausreichen, ein Kleidungs stück oder etwas ähnliches- zu kausen. Der Vorort glaubte al» Verwalter des durch den Akademischen BonifatinSverein ge sammelten Almosens kür di« Diaspora diese Verantwortung nicht tragen zu können. So wurde daun in einer außerordent lichen Sitzung des Vorortes unter Zustimmung des Gcneralvor- standes, vertreten durch den Weiht»schof Dr. von Hähling, am Schluß des Sommersemcsters einstimmig beschlossen, die Gelder zum Ban der Kirche in Leipzig Oiohlis zu geben, nachdem diese Gemeinde sich bereit erklärte, der neuen Kirche den Titel einer Akademischen GedächtniSkirchc zu gebe» und die Baupläne ent sprechend zu ändern. Die Kirchennot in Leipzig-Gohlis ist eine noch viel größere, als in Göttingen. Hier ist wenigstens noch eine katholische Kirche rrahmeu durch Wortbruch die Hussiteu Schloß und Stadt Plauen ein und zogen von hier aus weiter nach Hof. Dabei zerstörten sie, aller Wahrscheinlichkeit »ach, die auf dem Burgsteiue stehende jkapelle. In der Nähe des Burgsteins liegt ein ausgelassenes Kupfer bergwerk „zu unserer Ib. Frauen auf der Platten". Die Berg knappen waren es sicher, die die Kirche wieder so weit instand setzten, daß sie dieselbe als Andachtsstätte benützen konnten. Um 1480 wird die Kapelle Burgstcin zu einem vielbesuchte» Wall fahrtsorte, der sich nach Dr. Jahn: „Geschichte des sächsischen Boigtlandes", 1863 herausgegebcn, noch heute bei den Katho- liken des Böhmcrlandes- großer Achtung -und großen Ansehens erfreut. Soll doch bei Beginn der Glanbensneuerung von 151? das wundertätige Marienbild nach Greßlas (GraSlitz) in Böh men geschafft worden sein. Die BistnmSgrenzcn zwischen Bam berg und Nanmbnrg-Zeitz ivaren aber in jener Gegend nicht ge nau festgesetzt. Deshalb erhob Bischof Philipp von Bamberg Ansprüche auf die Kapelle Burgstein. Die Bischöfe von Bamberg und Naumburg einigten sich in einem Vertrage über Burgstein im Jahre >487. Nus diesen: Vertrage können wir schließen, daß die zweite Kirche ans dem Burgsteine ca. 1484 erbaut worden ist und als- Wallfahrtsort große» Zulauf erlangte. Mit Beginn der Glanbensneuerung hörten die Wallfahrten ans, ungefähr um das Jahr 1520. Die Kirche aber blieb bestehen und hat noch mehrere evangelische Pfarrer gehabt bis ca. 1542. Seit 1545 wird im Widenbache die Pfarrei Bnrgstein nicht mehr erwähnt, die Kirche überließ man einfach dein Verfalle. Ein kleiner Abschnitt aus dein Leben katholischen Glaubens im Vogtlands. Er zeigt aber, wie tief der katholische Glaube im Vogtlands Wurzel gefaßt und wie unsere Vorfahren bemüht waren, nach dem Glauben zu leben und Opfer nicht scheute», zur Ehre Gottes Kirchen auch in abgelegenen Gegenden zu bauen und Wallfahrten zu unternehmen durch unwegsame dichte Wälder zum Heile ihrer Seele. Wolle» wir uns von: gläubigen Sinne unserer Voreltern übertreffen lassen? Wir, die wir es ungleich bequemer haben, wenn wir eine Wallfahrt unternehmen? Denn als nichts niederes kann es- ansgcfasst werden, wen» wir Katho liken des Freistaates Sachsen -uns- am 30. 9. und 1. 10. in Chemnitz znm 4. Sächsischen Katholikentage treffe». Ans, ihr .Katholiken des- Vogtlands?! Zeigt, daß derselbe Geist euch be herrscht wie die. die im Dunkel vogtlnndischer Wälder Gott die Ehre gaben! Wallfahrtet auch ihr und trefft euch in großer Zahl zuin 4. Sächsischen Katholikentage in Ehem- n i tz. E. Wcl S. vorhanden, wenn sie auch durchaus nicht den heutige» Bedürf nissen mehr entspricht. Aber die katholische Gemeinde in Leip zig-Gohlis hat für ihre mehr als- 4000 Seelen nicht einmal eine Notkirche. Der Gottesdienst findet statt in der Turnhalle der Gemeindcschule und zwar jener Gemeindeschule, die zu betreten dem Bischof Dr. Schreiber vor einigen Monaten noch offiziell verboten wurde. Dieselbe Behörde, die dieses- Verbot erließ, kann morgen den Katholiken den Gottesdienst in der Turnhalle versagen und dafür die Turnhalle einem Sportverein vermieten. So ist denn der Ban einer Kirche in Lcipzig-GohliS eine absolute Notwendigkeit." Der Akademische Bonifatinsvcrei» hat ln? jetzt rund 500 000 Mark gesammelt. Die Gemeind-' Lcipug-Gohlis hat etwa 000 000 Mark aufgebracht und sich noch zu weitere» Opfern be reit erklärt. Immerhin ist noch fast eine Million erforderlich, um den Ban, wenn auch in hesthe-deuster Form, zur Vollend»»,, z-n führe». Der Generalsekretär und der Vororlsvräüdent de: Akademische» BomfatniSvereiiie richten daher an die Katholiken Deutschlands die Aufforderung, ei» Scherslein zu spenden für den Ban der Akademiker-Gedäcbliiiskirche in Leiuzig-Gohlis. Ganz besonders- geht ihre Bitte, dieser Kirche z» gedenken, an diejenigen, die einen nahen Verwandten auf dem Felde der Ehre verloren haben. Gaben sind z» sende» an das Generalsekretariai der Akademischen BoiufattuSvereine in Paderborn, Postscheck amt Köln Nr. 37 950. Vermischtes Bon einer Angsthochzeit Eine geheimnisvolle tleberschrist! wird mancher denken, und er hat nicht so ganz Unrecht. Kann; wird man Hochzeiten anders gesehen haben, als umrahmt von Frohsinn und Freude, Lull und Lebensmut. In aller Herzen ist Jubel, dnrchglnbi von Wonne -und Glück. Ein Fest, das Mann und Weib zu Lebenskameraden znsmnmenschweißt, verlangt seine besondere Bedeutung wegen auch eine, besondere Wertung. Unter diese» Umstände» ist es- freilich schwer zu verstehen, wie von einer „Angsthachzeit" ge sprochen werden kann. Und doch hat >sth dieser Fall allen Ernstes zugetragen, wie wir im folgenden erfahren werden. Ein junger Landlehrer liebt eine ihm zusagende Bürgers- tochler. Der Gang der Liebesgeschichte ist ein alltäglicher, einer besonderen Beschreibung bedarf cs nicht. Der Liebesgott Amor kennt sehr gut die Wege, die von Herz zu Herz führen. So auch im vorliegenden Falle. Nach Verlaus einer bestimmten Zeit spanne feierte der Helfershelfer Amor bei seinen Getreuen ein schönes Verlob» n-gs fest. Näher und näher rückte die Zeit zur Gründung eines eige nen .Hausstandes. Vielerlei Vorbereitungen ivaren natürlich vorerst noch zu erledigen. Da gab es tausenderlei zu besprechen und zu besorgen. Eine Kette unnnterlnochencr Arbeit sah die Folgezeit. Eine Last, nämlich die Wohnungsfrage, die bei vielen anderen zur 5-auptsache wird, war hier schnell erledigt, bot doch das Schulhaus genügend Raum für das- junge Paar. War so das Wohnungsproblem glatt gelöst, so sorderlen Einrichtung und Ausstattung, Aufgebotsversahren und alle mit einer Hochzeit zu. sammenhängenden Pnnkte einen nicht geringen Arbeitsaufwand. Treu ergebene Liebe kennt indes kein Hindernis. Vereinte Kräfte schassen all das, was zu erledigen war. Der Hochzeitstag stand nahe bevor. Art und Form des Festes-, sowie Tag und Stunde waren beschlossen, als eines Tages das Branttmar durch ein ungewöhnliches Ereignis beunruhigt wurde. ES handelte sich um eine Diebstahls-geschichte, die im engsten Zusammenhänge stand mit der Hochzeit selbst. Nichts Geringeres war gestohlen worden als der Aus-Hang des Aufge botes. DaS war zwei Tage vor der in Aussicht genommenen Hochzeitsfeier. Der erste Schreck wirkte wie lähmend. Alle Vor bereitungen zur Hochzeit waren mit einem Schlage in Frage ge. stellt. Das Fehlen der Urkunde ließ auf ein Scheitern der Hoch- zeit schließen. Dabei sollte die Feier in einem Großstadtlokal stattfinden; das eingegangene Risiko gewann so an Größe. Aber auch die seelischen Kämpfe waren schwerer Natur. Kummer und Sorge verscheuchten Frohsinn und Lebensmut. Wie vom Un wetter zerfressen lag die Wegkmhn vor den jungen LiebeSleuien. Ein kalter Hauch hatte ihre Herzen berührt, die Körper wob! amch im Schauer geschüttelt, dabei aber die Eigenlrast nicht breche» können. Ruh,' und Besonnenheit ebbte zurück, als nch der Hauptsturm gelegt hatte. Nach Wiedergewinnung der Geistes, kraft wurde an die Heimatbekörde der Brant telegraphiert, um von dort aus das Aufgcbotsdoknment an tue Stelle qn schassen, an der es gestohlen war. Bald tarauf Hang das so bedentunas- volle Schriftstück als Zweitschrift im sogenannten Kasten. Ein 24stündig.'r Anshang beendete die Pein des Brautpaares und der Hochzeitsgäste. Die Zeit der Stunde ließ Gewesenes vergessen, hatte man doch erreicht, worauf sehnsüchtig gewartet war. So wurde die Angsthochzeit zur besonderen Fronde, Sch.
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