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Sächsische Volkszeitung : 09.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192202091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-02
- Tag 1922-02-09
-
Monat
1922-02
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.02.1922
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Die Krise des italienischen Kabinetts Die durch die Haltung der ital eni'chen Demokraten kervor- gernfene Kille de« Kabwetz« Bonnomi ist noch weit von einer Lö'nnq entßri-t. Tic Populaii d. i. die Katboü'che Bolkevailei, weigert sich noch einmal mil den Demolraten »»lammen zu reden. Eine Littung winde da« Zusammengehen drrBovniari mit den Soiialisten dringen.- aber d-eL-tz>enn lind dir jetzt aewlllt i„ der Opposit on,u verhauen. Glol'lti ww» von manch,« Parle>snhrern als de,jenigc de-iichnet, dem am besten d e Blldnin de« Kawnell« anvertraut werden könnte, loch lst die Opposition der Popilan und der Sozialisten gegen idn zu staik. Die remätz gttN Soz allsten erklären, nur da>n mit den Povulari zusammen geben zu wollen wenn man auf der Grundlage oder Wubühnst llnng der Freiheit und Ordnung im polnischen L den sich e nigcn wodte. Dill« Forderung ist gegen die Faizifti oerxhier, die alleidinoS dann idr alt.» Spiel wieder beginne» würden, und tvährichünl'ch lümc cö w eder an vielen Orlen zu Uniuhcn. Acuherungen des neue« Papstes Nom, 8. Februar. Zu einem deutsche» Kardinal äußerte Papst Pnis XI der T. U. unolge, da» idm zugeschrievcne In crvicw mir ein m Nebali.nr d,r Naz>o»e sei apolryvh. Er h,ge teineilei unsr.uudlichc Gemdle g gen Dei»-chland. Dem entgegen hält der Uiheber de« JnleivnwS d,ssen Z, hall aufr cht und erllärt, er habe den Papst nickt a>» «orrejponornl der Ninone sondern in seiner Eigcinchast als beiannl.S Mitglied der römriche» lleritalen Partei und Redalteur eines tlerikalen Bial eS aufgeinchl. Bei dem Empfang der deuilch n KaidinSie dedicnie sich der Pavst der deutschen Sprache, die «r gelaust, spr cht. Er ve.sicherte die Kardniäte leimr Ireuiid- lichen Gesinnung gegin Teulschiand und er>nne>te da,an, dag er le n-rzelt sogar Scelso,gec der Deuii«en katho rschen Gemeinde in Mailand peweien ser. Gegenüber lem Wiener rtardinal P sfr drüelie der Papst lem steffles Milleid mir dem schwer geprüften öirerrtichischeu Lotte aus. (B. D) iAllc Nachlichien aus d,m P. T-, den Pauran betreffend sind mit größnr Vo»jicht aufzumhmeii. D. R.) Eisenbahnpläne in Ost-Oberschl«sien Das polnische Eisenbahnininislerium hat — so meldet die Poln. Tel.-Agentur — wegen der möglichst schnellen AuSarber- tung von Eijciibahiianschlußprojekteii zwischen den Polen zuge- stgrochrncn Ortschaften Oberschlesrens, die infolge der festgesetzten Demarkationslinie ihre Verbindung verloren haben, bereits den Ingenieur Virion nach Obcrschlcsicn abgesandt, um an Ort uird Stelle die Vorarbeiten durchzusühren. Die größte Nolle spielt hierbei die Verbindung des Eisen bahnnetzes im zentralen Industriegebiet mit der nach Tarnowitz, Lublinitz und Czenstochau führenden Eisenbahnlinie. Der Ve»' kehr geht bis jetzt über Bouthen. Infolge der Zuteilung des Veuthcner Knotenpunktes an Deutschland wird eine Verbindung deS Jndustriebezirks mit dem nördlichen Oberschlesien durch den Vau einer Linie Chorzow—Scharle» geplant. Diese Linie wird neben der Blcischarleygrube vorbciführcn. Neben dieser wichtigsten und dringendsten Verbindung wird Mich der Bau einer VerbindnngSlinie im Grubenbcrcich der Dcl- brückschächte, bei Makoschau, sowie einer Verbindungslinie Hohcnbirkcn (Kreis Naiibor), das der Sitz der Kunstdüngersabrik .CereS" ist. mit Olsau an der Oder geplant. Außerdem ist geplant eine Eisenbahnverbindung Sohrau— Loslau mit der Haupteiscnbahiistrccke Krakau—Dzicdzitz bei der Siaiion Prixtzno. Auf diese Weise soll eine neue Linie ent stehen, die ibren Anfang bei der Siaiion Warszowice nimmt. Weiterhin wird der Bau einer neuen zweigleisigen Streck« von Srahlhammer im Kreise Tarnowitz über Herkn, nach Wielun rnü> Wierustow zum Zweck der Verbindung mit Kempen und Umgebung KrenzbiirgS projektiert. Die Vertreter der Ortsbe- l völkernng im Kreis Tarnowitz in, polnischen Grenzbereich sowie I der Delegierte der Indusirie'nntcrnebmiingcn des Fürsten Don- nerSmarck bemühen sich um die Verbindung der Eisenbahnlinie Sarzow. Sonczow, Zombkowiee mit Tarnowitz. Diese Eiseiilxih»- berbindnng würde die Ausschließung der Eisenerzlager bei Son- rzaw und ihre Znsührnng in die Eisenhütten bei Tarnowitz er möglichen. Kein Verkehr durch den polnischen Korridor Königsberg, 7. Februar. Die dem Deutschen Eisenlxihiier- Verband angehörenden Arbeiter haben auf den meisten Dienst stellen die Arbeit niadcrgelegt. Von Vcamtengruppen streikt hauptsächlich das Lakomottv-, Zi'gbegleii-, Rangier- und das Weichcnsiellcrpersoi'al. Der Güterverkehr n,it Königsberg ist noch gesperrt, im größten Teil der Provinz ist er in beschränktem Umfange lchon wieder ausgenommen worden. Der Verkehr durch Polen nach dem übrigen Deutschland ist noch unterbunden. D-Züge sg^en nicht. Der vorgesehene PcrsonenKugverkehr wird ausrecht erhalten. Deutsches Reich Im besetzten Westgebiet Köln, 7. Februar. Die Lage im Eisenbahnerstreik ist im allgemeine» unverändert. Im besetzten Gebiet wird nicht ge« trcikt, der Zugverkehr von und nach dem unbesetzten Gebiet ist ehr unregelmäßig. Aufforderung zur Arbeitsaufnahme Berlin, 7. Februar. Seitens deS ReichSverkehrSministerium» erging an alle Dienststellen nachstehende Berftigungr „Der Herr Reicksverkrhrsminister verfll-t: Gegenüber ve» schledenen Meldungen über Anschluß de» Deutschen Eisenbahner» Verbandes nm Beamtrnstrelk» stelle ist fest, daß Zrntralverband deS Deutschen Eisenbahner-Brrbande» ebrns» wie dir übrigen Großorganisatlonen mit Entschiedenheit sich gegen den Streik er. klärt und den Ortsgruppen, die lm Widerspruch zu seiner An- »rdnung in den Streik eintreten, mittellt, daß sie da» ans eigene Verantwortung tun, daß Ihnen weder Streikgrldrr noch sonstige gewerkschaftliche Untersttltnmgen von der Zentrale gewährt wer den. Die« ist durch Anschlag sofort bekanntzugrbrn. Aus den Dienststellen, wo Arbeiter oder Angestellte In den Streik getreten sind, ist durch weiteren Anschlag unter Sebnng i kurzer Frist von längsten» 24 Stunden aufzufordern, den Dienst I wieder anzntrrtrn. Arbriter und Angestellte, die dieser Ans- I fordern«» nicht Nachkommen, haben ihr Dienstverhältnis selbst beendet «nd sich als entlassen zu betrachten. Wegen Vorgehen» gegen Beamte gelten die bereit» erlassenen Anordnungen des Herrn ReichSvcrkehröministrrS." Anschläge über den Benin« der Frist sollen von allen Dienststellen ausgehängt werden. Die Ueberteuerungszu^chüfle für die Beamten Berlin 8. Febinar. Der Re'chssinaiizm'n ster soll ermächi-'at werdln, tun Beamien in Orlen mit beioichers «chw er (p n Virbältn ssen eine miß" ordentliche wderrnflich- WirischattSbelk» sie zu aewäbre». Die Verwirklichung dleler ttnteistntzunoSokt'on w'rd mit größt r B-» sch'eiintzung b trieben. Die erkorl-erllchen Ge dmittel werden in e nem Na^-t-aa zum Haurbalivlan kür 1921 beschafft. Der Aufwand wird ans 980 Millionen Mark geschätzt. Die Februarlöhne im Kohlenbergbau Berlin, 7. Februar Im Meichslag haben zur Regelung schweben er Lolnisraacn im Kohlenbergbau Verhandlungen unier Leitzing di» Ne'chsarbe!t?nii»>ster>»mS statlaefwiden. Für alle ver- tielcnen Rev-ere, väml'ch die Steinkohle,-bezirke N»br. Aachen. N edrrlchlisien. Nied-riachsen, Jbb-nbüeen und d-e Brannkodlendezirke Misteleeutschlando. Köln, Bah r» und Düren konnten Vereinbarungen litt den Monai F brnar erre ckt werden. T»e durchschnittliche Loh,-, lrhöbuna lür den Nubib z'rk und den Kölner Bcauvkohlenberi'k be>rägt l4 M. tür die Scknch'. Für die üviieen Beziike ent'V echend weiiiaei. Für den ober'chiesiichen und Westerwälder B aiinkohlen. bcrgdau sollen die Verhandlungen unveizüglich ausgenomnun werden. Die Neuregelung der Umsatzsteuer Berlin, 8. Februar. Wie un« die Handelslammcr mitteilt, ist bei der Ni nregelni g der Umsatzsteuer mit rer Maßnahme z» rechnen, daß die erhölue Um-atzsteu r ml Nllckw rliing»krasl ab 1. Januar Gesetz wild. Da eS »ich! zulässig ist, die Umiatzst uer ol» Post.« in Rechnung zu stell n. ist e« notwendig, den Um atz von 2 Prozent in den P>ciS der Waren hine nz»katt»ller>n. damit rer Käuttr nicht durch die rückwiikiirde Kraft geichödUt wird. Für dieCrportgeschS'te werdrn vo auSüchtna» die bei d r Emiührung de« ollen Umsatzsteuer», geseßes grttenden Uebergangtbest minunkkn platzgreisen. Sprengung der Betriebsräte-Vollversammlung Berlin. 8. Februar. Die gestrige Betriebsrätevollversamm- lung im GewerkschastShaus, wurde durch das Eindringen von Kommunisten gestört. Der Leiter der Versammlung ließ daraus durch die Schutzpolizei den Saal räumen und hob die Versamm lung auf. Präsident Löbe zur Schwenkung der Deutschen Bolkspartei BrcSlau, 8. Februar. Reichstagspräsident Lobe nimmt in der „Breslauer Volkswacht" scharf Stellung gegen die neueste politische Schwenkung der Deutschen Volkspartei. Mit der allge mein gehaltenen, absichtlich dunklen Parole der sachlichen und persönlichen Garantie, unter der man alles mögliche verstehen könne, behält sich die Deutsche Volkspartei vor, das halbe Zuge ständnis beim Steuerkompromiß. nochmals zu halbieren und das geringfügige Opfer, das durch die Zwangsanleihe gebracht werden sollte, auch der letzten Spur eines Opfers zu entkleide». Die geringe Bereitschaft war vom erste» Tage an sichtbar und eö war ein Fehlgriff des Reichskanzlers, daß er gerade auf die Mitwirkung dieser Parte! Wert legte, statt seine Mehrheit nach links zu erweitern. Eine Partei, die sich einem Opfer des Besitzes ent zieht, ist keine geeignete Kontrahentin für die Sozialdemokratie. Das Verhalten Im Falle Rathenau schlägt dem Fasse den Boden aus. Freilich ist es gut, daß die Deutsche Volkspartei gleich zeitig den Beweis ihrer Unzuverlässigkeit auch für das Zentrum antritt. Die Sozialdemokratie hat diese Aufklärung nicht mehr nötig. Sie wird trotz aller Schwierigkeiten einen neuen Versuch machen müssen, eine Stenecmehrhcit nach links hin zr erhalte». Die Not der Rheinlande und das Auslandsdeutschtum ' In der schweren Schicksalszelt, unter der bas gegenwärtige Deutschtum leidet, ist das Interesse des Ausländsdeutschen für die Nöte des Vaterlandes eine der erfreulichsten und erhebendsten Erscheinungen. Es bietet die Anteilnahme der deutschen Volks genossen in den fremde» Ländern nicht nur eine sittliche Stärkung für die Stimmung der durch Niederlage, Gewaltsriedcn und Unterernährung leicht verzweifelnden heimischen Bevölkerung; G"°krn die Auslanddeutsche,i können auch eine wichtige politische Mission erfüllen, indem sie in ihrem Bekanntenkreise beitragen Auslandes über die Leiden des gegenwärtigen Deutschlands. Denn auf ganz einseitige und entstellende Weise versucht die uns feindliche Presse, besonders Frankreichs und Belgiens, Im Ausland Stimmung auch »och gegen das »iedcr- gerungene Deut,che Reich zu machen und alle Tatsachen zu ve» schweigen, welche die Gewaltpolitik der Ententestaateii gegen Deutschland in bedenklichem Lichte erscheinen lassen. DaS gilt besonders für die Leiden des besetzten Gebietes. Im Auslände hat man vielfach gänzlich unzutressende — icils auf Unkenntnis, teils auf tendenziöser Orientierung beruhende — Vorstellungen über die Verhältnisse im Saargcbiet und im übrigen Rheinland. Man begegnet völlig irrigen Anschauungen über die Bevöllerungsverhältnisse, Uber die Zahl der Besatzungötruppe» — ja erschreckende Unwissenheit über alles, was die Franzosen und Belgier zur wirtschaftlichen und kulturellen Beeinflussung des besetzten Gebietes unternehmen — Über alles was die Bevölkerung an Zwangsmaßnahmen und Ausschreitungen, drakonischen Kriegs gerichtsurteilen und Ehrciikränkungen erleben. Hier ist eö eine besonders ehrenvolle Aufgabe und Pflicht des Ausländsdeutschen, in seinem täglichen Verkehr mit Angehörigen fremder Nationen die falschen Beschuldigungen gegen sein Heimatland zurückzn- wetsen und von den wahren Verhältnis'«» Kunde zu geben. Er leistet damit eine edle Tat der Treue für seine bedrohte Heimat. Soll diese Aufklärungsarbeit aber ihre vollen Früchte tragen, so muß sich der Ausländsdeutsche strengster Sachlichkeit befleißigen und alle chauvinistischen Uebertreibungcn, die uns nur schaden, niemals nutzen könne», nach Möglichkeit vermeiden. Man kann oft die Beobachtung machen, daß der Ausländsdeutsche sich in die Situation der besiegten Heimat noch nicht hineinzn- finden vermag, daß sein Pathos noch geschwellt ist von der Hochstimmung des aussteigenden Deutschlands und daß er daher eine kühne und oft überlaute Sprache führt, die »nserer heutigen weltpolitischen Lage nicht angemessen ist. Dieser falsche Ton kann im Ausland gerade leicht schädigend wirken, weil er das Be wußtsein unserer Unterdrückung und »nserer Wehrlosigkeit ver wischt, weil er über unsere Ohnmacht und unseren Friedenswillen htnwegtäuscht. Das neue deutsche Staatswesen, das sich nach dem für uns verlorenen Völkerkriege gebildet hat, ist ein Staat ohne Offensive; ein Staat, dem selbst für seine Defensive kaum etwas anderes geblieben ist, als der Appell an die Einsicht und die Gerechtigkeit der anderen Nationen. Daß aber der Ausschrei eines geknechteten Volkes nicht unge- hört verhalle — daran mitzuwirken ist Aufgabe der Ausländs deutschen. Im Osten sind für absehbare Zeit die Entscheidungen bereits zu Deutschlands Ungunsten gefallen. Im Westen stehen die endgültigen Entscheidungen noch aus. Um so krampshastcr ver sucht der französisch-belgische Jüipcrialismns mit allen Mitteln der Gewalt, Bestechung und Schmeichelet den deutschen Westen aus dem Gcsamtorganismus der deutschen Nation zu reiße», sein geistiges Leben zu verwelschcn und die starken Wirtschafts kräfte deS Rhetnlandcs wie in den unseligen Zeiten der napo- leonischen Rheinbundpolttik zum Werkzeug der sranzösische» Macht politik zu machen. In dieser neuen Nor des so oft vom Westen, her bedrohten urdentschen Landes am Rbcin, muß dir Aus klärungsarbeit des Ausländsdeutschen das ihrige dazu beitrage», daß sich von neuem der Wunsch jedes ansrechten Deutschen, welcher Partei und Weltanschauung er auch angehüren mag, erfülle: Sie sollen ihn nicht haben — den freien deutschen Rhein... Verelnfachung der bayerischen Verfassung In der S tzung des F nanzanSschnsseS deS bayerischen Land tages lag ein Antrag der Sozmldemolraten aus Ersetzung des Mini steriums res Aeußern durch eine StantSlanzlei bis zum 1. Juli vor. In der Aussprache er iärte Mini»erpräjidcnt Gral Lerchenfeld die Inangriffnahme einer Vereinfachung der Staatsverwaltung >ür eine seiner dringlichsten Awgnben Mit der Beseitigung des M » stennm« deS Aeußern im jetzigen Augenbtick würde aber weder eine Be,e n» sachnng nach eine Verbilligung eintreten. Nach längerer Debatte wu de der sozialdemokratische Antrag abgelehnt, dagegen ein Amrag H ld-Giehrl (Bayer. Bp.> angenommen, der die Negierung er-ucht, dis znm 1 Juli 1922 dem Landlag eine Vorlage über die Verein fachung der Staatsverjasilmg, insbesondere über die Verein,ächung der Ministerien, zu unterbreiten. Sächsische Volkszeitung — Nr. 88 — 9. Februar 1922 Das Rosenhaus Originalroman von Ketl^ Naboi, <43. Fortsetzung.) Aber Büchting halte nun Hella erkannt, sprang auf und rief zornig: .Zum Henker, das ist ja d>e Dettelprinzessinl" . . . Auch Thiebolt atmete aus und sagte erregt: «Hella — was soll das? Wozu dieser Mummenscherz? . . „Es ist kein Mummenscherz," erwiderte Hella, „sondern eine eliisic Mahnung . . . Der heilige Ehrist pochte m dieser ge wechsen Nacht an eure Herzen und begebrt Einlaß. Tut auf die Pforten! Legt ab den Haß und laßt die Liebe einziehen, daß Frildc werde . . . Ich fand dieses Geivand im Turme und komme zu euch als der gnte Geist des Hauses. Hört aus meine Warnung: gebet Frieden! Macht geschehenes ttnrccht gut und sühnet alle Schuld, sonst trifft euch des Himmels Blitzstrahl nnd zerschmetlcri euch." Büchting Halle sich von seinem Schrecken erholt und brach tu «in lanteS, zorniges Gelächter aus. „DaS ist l-ine verrückte Ko mödie." ries er. ,.W!r haben uns übertöpcln lasten durch diese Maskerade, aber »un ist es an der Zeit, ihr ei» Ende zu mack)en. Herr Thiebolt. ich erwarte, daß Sic diesen goldene» WcihnachtS- oirgel zum Hanse hinansmerscn; hier ist kein Platz für ihn —" „Ich gehe, wenn meine Stunde gekommen ist." erwiderte Hella hobeiikvolk. „Sind Sie bicr der Herr — oder ist es dieser kranke Man»? . . . Auch Ihre Stunde wird schlagen, auch Ibrc Taten werden osfenliar. Die Sonne bringt sic an den Tag Vüchüng erblaßte. „Die Sonne?" stammelte er. „Ja, die Sonne l . . . Meine Sendung ist erfüllt: ich babe euch gewarnt. Der gute Geist dieses HanlcS spricht durch michl.. Mit ttnreckit . nennt man eö bicr das NoscnbanS — die Rosen sind verb'üht und tot. well Blut die Erde tränkt und der Haß regiert. Nur Liebe kan» die Nasen wieder zum Blühen brinaen.. Sät Liebe, dann werdet jbr Liebe ernten. Die zwölfte Stunde hat geschlagen — babt jhrS gehört? . . . Die Burgfrau kehrt in ihren Turm zurück . . . Sie wollte den Frieden bringen, dach ihr bürt nicht ans ihre Stimme. Nun kommt das Unheil über euch! . . . O heilig« Nacht, sie wollen weder dein Licht noch demen Frieden!" Hella zerbrach die Fr1edenS"<7snie »nd verließ langsam da« Gemach. Traurig nnd niedergeschlagen kehrte sie in ihre Turm gemächer zurück. „Wehe den verstockten Herzen, welche den hei ligen Christ und seinen Frieden von sich weisen," dachie sie. Sie legte die Gewänder der Burgfrau ab und begab sich zur Ruhe; aber sie fand keinen Schlaf in der Heiligen Nacht. Sie mußte immerfort an die tote» Rosen und an das Geheimnis deS Burghauscs denken. — Erst gegen Morgen schlief sie ein und im Traum zog der Frieden in ihr Herz. Das neue Jahr brachte nasse, kalte Witterung und die Not zog in das Dorf, in dem die Mcnschen, zusaminenge. pfercht wie Schafe, in de» vom Brande verschonten Häusern hausten. Gleich nach Neujahr begann der große Prozeß, der daS Dorf wochenlang in Aufregung hielt und alle mit Angst und Sorge erfüllte. Eine Meirge Zeugen, meistens Angehörige des Dorfes, waren geladen und aus der Anklagebank saßen die auf rührerische» Arbeiter mit ihren Rädelsführern. Die Anklage lautete auf Sachbeschädigung, Bedrohung, Aufruhr und Brandstiftung. Endlos waren die Zcugcnverhöre, endlos die Anklagen des Staatsanwaltes, endlos die Reden der Verteidiger. Die Ursache des Brandes blieb in Dunkel gehüllt; daher mußte die Anklage auf Brandstiftung wegen mangelnder Bewctte fallen gelaste» werden; um so schärfer ging der Staatsanwalt gegen die anderen Vergehen vor und Büchting. der Hanptzcuge, verschärfte seine Auslagen in einer Weile, daß die Anacklaatea in den Augen der Richter als Räuber, Mörder und Anarchisten erscheinen mußten. Allerdings fielen auch die Aussagen Dr. ThnsscnS, Oltens und Hella HclmerS, welche sich streng an die Wahrbett hielten »nd die Angeklagten zu entlassen suchten, schwer !nL Gewicht, allein sie vermochten das Zünglein an der Wage der Gerechtigkeit doch nicht so weit zu beweaen, daß eS sich zu ibren Gunsten neigte; — dazu waren die Vergehen zu schwer. Sie zogen die Schale immer tiefer hinab. . . Erst nach Wochen war da? Urteil spruchreif und wurde eine« Abends, als schon die Lichter in dem großen, kahlen Ge- richtSsaale brannten, den atemlos lauschenden Zuhörern ver kündet. ES lautete auf Schuldig! Die Strafen waren hart; die Rädelsführer des Aufstandes mnßten mit langem GefänaniS sür ihre Vergehen hüben. Die schwerste Strafe traf den vcrnnalückten Koller; der S'aalsan- walt beantragte Zuchthaus, dcch wurden schließlich mildernde Umstande angenommen, da besonders Dr. Tbnsien ,»nd Hella HcllmerS für ihn cintraten »nd unter Eid anSsaaten. daß Kaller im letzten Akt des unheilvollen Dramas die Arbeiter zur N»be nnd Besonnenheit gemahnt »nd vor Gewalt gewarnt batte. Als ihm das Urteil verkündet wurde, brach er ohnmächtig zusammen. Zerknirscht kehrten die wenigen freigesprochenen Arbeiter und die Zeugen ins Dorf zurück; zu spät erkannten sic die un heilvollen Folgen ihres aus Zorn und Haß geborenen Auf standes. Büchting aber triuniphicrte und feierte einen glänzenden Sieg. Man bewunderte ihn und wünschte ihm Glück. Thiebolt vertraute ihm >»och mehr als bisher und der Direktor war mäch tiger als je. 18. Kapitel Der Hunger ging mit hohlen Wangen durchs Dorf, die Seuche folgte ihm aus dem Fuße »nd hinter ihnen drein schritt der Sensenmann »nd hielt reiche Ernte . . . Die Arbeiter bereuten ihre Schuld und waren zerknirscht wie arme Sünder; sie suchten Arbeit und fanden keine, ihre Kinder schr:en nach Brot, unter Hen Erwachsenen wütete der TvphiiS. unter den Kindern der Scharlach »nd Masern und die Schule mußte geschlossen werden. Lehrer Olten ging von HauS zu Haus, sah nach seinen Lieblingen, brachte ihnen ein wenig Brot und sehr viel Liebe mit »nd tröstete die klcnicn Märtyrer. Aber auch seine opfernde Liebe vermochte keine Wunder zu wirken und mit tiefem Schmerze mußte er sehen, wie so manches Auge im Tode brach »nd sich so manches Seelchen zu der Fahrt ins Himmeli-eich rüstete. Das Herz wollte ihm brechen beim Anblick dicker Not; >" schlimmsten war eö im KollerbäuSchen, weil der Ernährer fehlte und die Kinder auf die Güte der Nachlmrn angewiesen waren. Als Olten die Kinder besuchie, empfing ihn die alte Wit- sichiii mit gerungenen Händen. ..Ach, der Hunger!" janiinerte sie. „Kein Bröselchen Brot ist mehr dal" ..So will ich betteln geben an Stelle der Kinder," sgatc er. „Im NosenbaiiS haben sie tteberk'"b: ich bitte NM Brot für die Kinder »nd um Arbeit für die Männer." Als er zur Türe schritt, wankte er und die Witiichin schrie auf. „Jesus — was ist Ihnen?" ..Nichts, nichts." beruhigte er sie. ..Fliegende Hitze — und jetzt ein Erschauern, daß mir die Zähne klappern. Aber nun istS schon vorbei." Schweißaebadet kam er im BnrghaiiS an. Insteph erschrak bei seinen» Anblick. „Sie sehen aus wie das Leiden Christi," sagte er »nd reichte sbm ein Gläschen Nnßlikör zur Stärkung. Daraufhin wurde es ihm bester, so daß er Herrn Tbiebott seinen Besuch machen kannte. Die^r schaitte ihn befremdet o». „Ja, Mensch — wie sehen Sic denn aus? . . ." rief er. „Sie sind zum Skelett abgemagert — leiden Sie denn Hunger?" - (Fortsetzung folgt.)
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