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80 K8. Iahrg. Sonnakend, rie» 1. März i»iv e-»» ctzgftsstkll» un». «»»r>»>r,l»,»> Lr»-«b^n-A. Iti, Hold» Inirx sie ^ ;<rr»lvrv«1»vr »1 ktl'li ttolNid^^onlo tt«-io^>»» v-w Sächsische Nolks)eitung Einzige Katholische Tageszeitung tu Sachsen. Organ der AentrurnsMi-^ Ausgabe H mU Mustrierter NütterhaltungsbeUage mW reug WocheubeUage MtemSeM Ausgabe k nur mtt der MochenbeUage li Vr»»«»»,,«», X M'I illutti «eUage vier»»»-,»» S.88 F». In Dresden und ganz Deutsch land lret Haut» it .it» Ft ,n Oesterreich « 4<» i<. Ans« ab, » vienellührilch S.L8 Ft. In Dresden und ganz Deunchland sret Haus 8.— F» ln Oeilerreich L.ttt» X. ktnzel-»lummer l<» Dl« Süchftsche «oltszelnmg erscheint an allen Momentanen nachmlllagS. >,»Ubr. , iU„««>ne„ «Inuanuie non Ae>chasis>>nz,nn> non .iiinnlienan^eineil die >!>.,, tireis nn aie'sselil-Spall^en-ist» > Meten >«<» F gawii !et> ^ j^I» nndeniuch „eschricdene nn, , ., ?>.-,!-- spreche, autgegebelle «Nj>ei«en t er Nit ^eranimortlichseit s!ir d,e!dNan ^ - --0 nicht überneinnei' Sprechstunde der Aed.itn.n, I > —l!t Udr nanu Zeliminken, k^ucler las Ibsslsrbsiistf, ille 8«seIIso»t,llsn, rur llsulplisgs In vnormse Ll»z»»til k'arflimerie 8o!lWLU'2lO86, a p«s cj s li - a. äkälaö - ite 13 Frankreichs und Englands Stellung zum Vöikerlrund. H Tie Entwicklniig der Menschheit und ihre .Kultur voli- zici.i 'in; nicht sprunghaft, sic wird oft durai elementare Er- »sns'issc, wie die Eide durch einen vulkanischen Ausbruch, e-.ic, ültert. Aber die Wirkungen solcher Ereignisse:, wie der Weltkrieg, lassen sich nur ahnen und andenlen, wuo Auge des Miterlebenden bleiben sie meist verborgen und voll ziehen sich nur langsam. So sind auch diejenige» di. glauben, der wahre Völkerbund der Verständigung und Eimrackt werde mit dem künftigen Friedensschlüsse enw stcien iiit Frrtnin. „Alles fließt!" Tie heilige Alliane» vor cl:va lmndert Jahren wird eine große Aelmlichkeit mil dein Völkerbund von heute haben, nur niit dem Unterschied, das; damals rein europäische Fragen zur Diskussion standen, ! beule aber weltpolitische gelöst werden sollen. Verfolgt man omnieiksam die Pariser Berichte und die ausländischen Piwststimme», so ist es ans dem ersten Blick ersichtlich, das; sict ans der Pariser Konferenz zwei Lager gebildet haben, die .ine pro Wilson, die für die aufrichtige Dnrchfiih'rnmij, der stealen Forderungen deS Völkerbundes einzntreten vor- gstck, ocfübri von Amerika und England, die andere kontra Wickon. geführt von Frankreich, und Gutgläubige mögen der Anuck! sei», das; wir als der leidende Tritte den Anschluß <iu di. erste Gruppe suchen müssen, um uns französischer Ver- nicti v.o tendenz zu entziehe». Uns null es aber scheinen, daß nie weder von der einen noch der anderen Seite Gutes zu iw ulen baden werden. Frankreich treibt Kontinental- volstik. England Weltpolitrk, beide aber rein imperialistische. Fz arrkreick bol seit seber reine KontinentalpoUtik ge- l:uG:u>. seine außereuropäische Kolonialpolitik, z. B. in Ka nada. »and bald ein Ende. Erst als Tentschland nach dem Fraiusnrter Frieden Frankreichs dominierender Stellung in Euvova einen vernichlenden Schlag beigebracht hatte, wandte sieb Frankreichs Interesse, unter ausdrücklichster Begünsti gung Bismarcks, dem Miltelmeerländer» und Zentralafrika zu. Seil den neunziger Jahren aber lebt das Interesse stir den uontinent in Paris wieder ans. Das Bündnis mir Aufstand war der erste Erfolg. Tie Zeiten des BurenkriegeS nud Faschoda ließe» den europäischen Gedanken ganz be sonders stark ansleben, und wie es scheint, hat man zu der Zeit eine Annäherung und Verständigung mil Tentschland gestickn. Heute nun sieht sich Frankreich in der äußerlich alänzcn- den Lage, Sieger auf der ganzen Linie z» sein. Der ver haßte Gegner vvn 1871 ist völlig zu Boden gerungen. Aber Frankreich bat auch keinen kontinentalen Verbündeten, der eine Macht repräsentiert, ans 'absehbare Zeit zu gewärtigem Rußland ist völlig zerrütlct, die slawischen VollSstaaten au! österreichischem Boden und Polen ein völlig »»gewisser Faktor, Italien ein offener Gegner und Konkurrent i.n Miltclmeer. Sa treibt man denn an der Seine eine klare Fich.-'nnaspolitif. Man ist bestrebt, dem niedergeworsemn Gegner so viel wertvolle Landstriche wie möglich zu e»i- i ißcn. um sie sich einznverleiben und sich dadurch wirtschai! lili wie militärisch w stark zu machen, daß das natürliche deutsche Uebcrgcwicht beseitigt wird. An Stelle von Ruß- I > »all ein großes starkes Polen das Gegengeivicht i n Wien werden und den Landzuwachs von Tenlsch-Oesterreich verinwt man teils durch Begünstigung tschechischer Unten- > nckungspolitik, wie andererseits durch den Versuch einer Avedererrichlimg TesterreichUngarns zu verhindern. Durch E'iüstung aller dieser Wünsche hätte Frankreich neben dem Z. wachs wertvollster Industriegebiete, die ihm ermöglichen, einen ungeahnten industriellen Aufschwung zu nehmen -- die t>, listiger in Elsaß-Lothringen spielen dabei keine geringe Rolle und der Verstärkung seiner Bevölkernngszahl zn- Tcntsche Reich für absehbare Zeit Lage sein wird, auch nur in Fo'w eine Rckle im,.Konzern der Mächte zu spiBm gleich e'ieicht, daß das nickt mehr i» der sin Fiant.eicö wüide die unbeschränkte Hegemonie deS Fest ! ndc. an sich reißen. Wozu also Völkerbund, wozu Vcr- sw»?-' znngssrieden? Daß in Europa Ruhe und Trdninig I> risät und die gesckiväcksten Völker keine neue» Kriege an -. lteln b.izu genüal das intakte glorr iche sranzösiscbe Heew st--o;u also Abrüstung? Fm Gegenteil: „Nocb nie benötigte Feackieich ist. i:!n eine starke Armee!' betont vor kurzem em-i'U. Wir hätte:' alw !as Zuknnslsbild. ein um nicht jedem Engländer gegenwärtig zu sein. Tie Vor machtstellung Frankreichs bedroht den Weg »ach Indien anrchs Mittelmeer. Grund genug, um dem Völkerbund das Wort zu rede». Allgemeine Abrüstung, Handelsblockade gegen Widerspenstige bedrohen das Jnselreicb nicht. Warum wll man also nicht im amerikanischen Fahrwasser segeln. Erfüllen sich Frankreichs territoriale Hoffnungen nickst, muß es seine Kriegsverlnste an Geld und Menschen selber decken, so schwindet der sthöne Traum französischer Hegemonie und industriellen Aufschwunges, und die angloainerikanischen Geldgeber behalten das Spiel in der Hand. Teutschlanbs Rivalität ist notwendig zum Gegengewicht. Und daß die deutschen Bäume nicht in den Himmel wachsen, wozu hat man die Weltpresse und das Völkerhundslrihimal. Angst), amerikanische Alliance bedeutet der Völkerbund, mag Willen auch noch so sehr bemüht sein, 'eine Ideale dnrchznsesten. Daß er selbst nicht recht daran glaubt, beweist die amerila- niscbe Flottenvorlage, die dieser Tage bewilligt wurde. Frankreich hat die Gefahr der analoamcrikanische» Welt herrschaft nnzwcifclhaft erkannt und bekämpft sie mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln. Nach allein, was zu erwarten ist. werde» wir wohl ge zwnngen sein, im angloainerikanischen Fahrwasser zu segeln, auch dies bleibt den Franzoien nicht unbekannt und so wer den sie weiterhin unsere unerbittlichsten Gegner sein. Wie die internationale Arbeiterbewegung später dir Außenpolitik der Länder beeinflussen wird, das läßt sich beute noch in keiner Weise Voraussagen. Für den Friedens- schluß ist asterwabrscheinlichst mit ihrer ausschlaggebenden Wirkung ans die territorialen Frage» nicht zu rechnen. Es müßten denn ganz besondere Verhältnisse eintretcn. Jeden falls haben wir weder von England noch von Frankreich Gutes zu erwarten. Ausgeschlossen erscheint aber durchaus nicht, daß unter dem Drucke des angloainerikanischen lieber- gewickts sich doch noch einmal cine Verständigung mit Frank reich über die clsaß-lothringe Frage als Naturnotwendig keit vollziehen wird und damit dann der berüchtigten Gleich, gewichtsvolitit, die ein besonderer Liebling der Engländer mar. endlich ein wohlverdientes Grab bereitet wird. Tann ist aneb in Europa der Bölkerbnndsgedanke einen großen Schritt vorwärts' gegangen. Wie denn auch der Frieden ansfalle, ans die Zurückgewinnung des denlichen Elsasses und Latininaens dürfen wir nie verzichten und müssen die Möglichkeit friedlicher Zurückgewinnung durchaus im Auge bebalten. Notwendig wird aber dazu sein, argwöhnisch ans unsere Politik aegenüber England und Anierika zu machen. Wieweit die schon bei den kommenden Verhandlungen her vartretenden Gegensätze zu unserem Gunsten ansgenntst we>- zen können, muß abgcwartct werde». 1>. v. >V. "apa unter nickst zu bestreitender Fä.k'iing c "iw " 'ck'n a c n: >, 'ani ei.es. Liegt da -» aber im Jntc"''isc Englavds? Tie Zeiten irapohonischer Diktatur sind noch »ich! lange genug vorüber, Ersol§e dcr Unalchlinüillen. Ans der sächsischen Volkskammer. Dresden, 28. Febrnnr 1l>1K Ter Staatspräsident ist gefallen. Ta-.- lennen die llnabbängigen a!s Erfolg buchen. Ten,, man lau» kaum annchmcn, daß das sozialistische Ministerium zu erst ohne Fühlmignabmc mit den Mehrheitssozialisten für die Einsetzung des Staatspräsidenten eingetrcten wäre. Ta kam der Einspruch der Unabhängigen. Das Ministerium blieb fest, aber die Mehrheilsso.zialisten fielen n,m Wir be kommen alle in Sachsen auch nickst den Schein einer antori tz.tikc» Spitze. Nach der neuen Fassung des Verfassimgs- cniwnrtzck vertritt der Ministerpräsident, der von de' Veilstammer bei Anwesenbeit von »lindestenS zwei Tuttel der Zahl der Mitglieder mit absoluter Stimme:!- Mehrheit gewählt wird, den Staat nach außen. Staatsner- trä.ze, die steh ans Gegenstände der Gesetzgebung bezicbe», bedürfen der Zustimmung der Volkskammer. Vo» Interesse ist. i ß anßcrdem ein Antrag dazu angenommen wurde, „die Neaieriing nni cine Zusage zu ersuchen, das; sie wich tige StaatBaerträge, die nicht unter 8 18 Alstal'. 1 sali a n a ,h: : ä ' i ch in ihrem wesentlichen Inhalte der Volks- sa.'.-ime! miitcilcn m>-ide". Jedenfalls »mß gesagt Word"» dp; nuiächbch die jetzige Regierung mit dem Antrag am Ein'ebnng des Staatsn.'iiidenlen mehr Skaalsweisbeit be wüsten bat. als sine Facnnde von der MZ'rlieilSwznstde'no k-- ,lie. die ans parteilaktischeil Gründen die Erfüllung des Wiinicke:. einen !übenden Pol in der Erscheinungen F' a! zu hstwi, vereitelt naben. Auch in der Frage , S a z i I i > i e r n n g !>ck en die Mehr'ieilssozialislen intz n it den Unabhängigen ans ein Kompromiß geeinigt. T:-' linabhängigei: nollle,' j» Verfassung den Grundsatz der Tozialisiernng ausgenommen baden. Dagegen sträubte sich noch die Sindermannpo.rtei, nachdem ja ihre Negierung er klärte, daß die Hozialisieriingsfrage mir im Einvernchmew mit dem Reiche gelöst werden könne. Jehl haben die beiden sazialdrmost'mi'ckeli Pmuicn folgenden Beichlvß gefaßt, de zugleich mil dem vollbusigen Grundgesetze .m Gesetz- u»a Verordnnngsblalke 'erössentlicht iverden lost ..Beim Ei lasse des vorläufigen Grnr.ng-'ictzes für den Fieiüae.! Sachsen erllärt die Volkskammer, daß die Poli tik Sachsens nach folgenden Grundsätzen zu führen ist: Gochsen ist ein demokratisch-sozialistischer Freistaat im Rahmendes Deutschen Reiches. Tie Sozialisie- r nng der W i r t s ch a f t ist nach dem Stande der Ent- nicklung herheiznsiibren. Die dazu reifen Wirtschafts gebiete und die Schätze deS Bodens sind in gcsellschastlicheS Eigentum überznführen und unter staatliche Aussicht zu stellen. Auch hierbei ist der Zusammenhang Sachsens mit dem Reiche zu beachten und zu wahren. Die Produk tion ist planmäßig nach sozialistische» Grundsätzen zu gestalten, die Verteilung der VerbranchSgüter dement sprechend zu regeln,." Ter Mehrheitssozialist Uhli g suchte den Umsall seinee Freunde damit zu rechtfertigen, daß durch den Beschluß lediglich Geist und Richtung festgelegt iverden sollten, in denen Politik und Wirtschaftspolitik in Sachsen getrieben werden müßten. Er gab aber zu. daß bei dieser Frage kom plizierte Vorarbeiten — an Gedankenarbeit und Organisa tion geleistet werden müßten. Ter Demokrat Nitzschke stellte diesen Beschluß als außergewöhnlichen Vorgang fest. Ter Begriff Sozialisierung sei zu einem Schlussworte ge- worden, unter dem jeder etwas anderes verstehe. Der dentscbe Bvlksparteiler Kaiser wies darauf HI», daß der Beschluß ss e ss e ii die NeichSverfassnng sich richte. Er hob die Schaden hervor, die der sächsischen Industrie ans solchen Erperimenten erwachsen würden. Es braucht nicht erst er wähnt zu werden, daß sich natürlich der Unabhänssisse L i - pinsti sür den erwähnten Sozialisiernngsbeschliiß be geisterte. Noch ibm machen sich überall ssegenrcvolntionärr Strömunsseii bemerkbar. Herr Lipinski sieht Gespenster. Aber er sieht sic gern: denn sonst wäre die ganze Tätigkeit der Unabhängigen gar nicht möglich. Er will die Revoln- Hon svrtsctzeii. Tie Um bdängigen beantragten weiter, daß folgender 8 8n in die Verfastiing eingesetzt würde: „Außer dem Parlament und den sonstigen öffentlichen >!öi verschollen bestellen Arbeiter- und Soldaten- r ä l e. die das Recht der Kontrolle und des Einspruchs gegenüber Maßnahmen und Beschinsten des Parlaments und der öffentlichen Körperschaften haben. Bleibt der Einspruch dem Parlament gegenüber mirlungslos, muß ans Beschluß de-.- Arbeiter und Soldatenrates durch eine Volksabstimmung die Entscheidung berbcigesührl werden. Tie Arvciler- und Soldaicnräie sind bernseiie Organe zur Durchführung der IvirUckastlickien und politische» So- zialisieiniig der Gesellsclast. Näheres über Rechte nno Pflichten der Arbeiter, und Soldotenräte ist durch beson- deres Gesetz z» bestimmen." Tiefer Antrag stieß überall ans Ablehnung. Als dir Unabhängigen das sahen, brachten sie einen Eveiitnal- a >i l ra g im Falle, der Ablehnung ein, mouach die Rechte und Pflichten der A.- und S.-Nätc als Einspruchs, n >, d K a n t r o I l b e b ö r d e dnrcn besonderes Gesetz sest- gelegt iverden sollen. Herr L i p i n ' k i ci tlärie, daß, wenn auch dieser Antrag avgelelml würde, l ie Uiiavhangigen gegen die Verfassung stimmen würden. Ter denlscknalioiiale Abg. tlü'ii t I e r rechnete mit Lipinski ob uno reelangle von der Regierung Reckienschast über die sing.»zielte Gebarung de, Arbeiler- and Soldatenräte. Ter Mehrbeilssozialisl S In der m a n n nahm dann noch seinen Parleiiremid Näsle gegenüber Anmürsen Lipinilis in Selm!!. Es gab dabei selir niedliche häusliche Szenen zwischen den beiden sr-zialdemoli. liickien Paiteie». Aniiallend ioar, daß von den Uiiabliänaiaen nur ganz wungc Abgeord»-".e amvescnd ivardn. Auch die streitbare Frau (»euer lehl'.e. T'e Herr- schgsten sckeine» wob! in Leipzig he'ck'äsligt zu sein. Herr Sinder in a n n stAUe ihnen in Aussicht, daß sie noch »die Folgen ihres Liebänaeln .- niil den Kommunisten und Spar takisten auch in "ei» ig "en > iirde». Er erklärte denn die 7Fnrck:si'driii'g der So'!a!jii''riui--i ohne Re ick' für nnniög. sich. Ein einzelner L'und. .siao.i sei dazu nickst »äina. Es ist nur d»n,i "ick ! ee wi !i.!:. worum sich die MelirheitS. soz'ialistei, doch für den genaimicii Beschluß erilärl haben..