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Donnerstag den 6. Dezember 1912 gegen Rußland zu kämpfen. Wenn dem so. ist der sozia listische Sturm der Entrüstung, die Predigt: Krieg dem Kriege, doch nicht so motiviert, dann ist der Unterschied zwiscl-en uns und Ihnen (zwischen den Sozialdemokraten) nur der. daß sie bestimmen wollen, welck)e Kriege geführt werden sollen. Nicht nur der Baseler Kongreß, sondern alle bürgerliche Parteien und alle Kabinette Europas haben das Bestreben, den Frieden nach Möglichkeit zu erhalten Redner provozierte dann in sehr geschickter und netter Weise den Abg. Ledebour persönlich, um diesen zum Neben zu bringen. Ten Sozialdemokraten war diese klare Frage sehr unangenehm. Ter Redner wandte sich dann der Bal kansrage zu. Für Kultusfreiheit müsse Deutschland ein- treten, auch gegenüber den schon bestehenden Königreiä«n. Zum Schlüsse der Rede fertigte er den Sozialdemokraten ab - Friede ans Erden werde erst sein, wenn bei allen Völkern gelte der erste Satz: „Ehre sei Gott in der Höl>e." Stür mischer Beifall folgte dieser prachtvollen Rede; sie war ein Meisterwerk. Sichtlich betreten saßen die roten Volks- Verräter da, als Fürst Löwenstein das vaterlandsverräte- rische Verhalten der Sozialdemokratie festnagelte, die sich nicht scheue dem Vaterlande im Augenblicke der höchsten Gefahr in den Rücken zu fallen. Ter Hieb saß. Das bewies das Lärmen der Sozialdemokratie aufs beste. Einen heiteren Ton in die ernsten Verhandlungen brachte der Abg. Oertel (Kons.). Er findet an dem Ge nossen Ledebour und an dem häufig etwas vorlauten Abg. Müller-Meiningen ein dankbares Objekt, an dem er seinen scharfen Witz üben kann. Er spricht u. a. auch von der Dame Italien, die nach mehreren Extratouren zu ihrem ersten Tänzer zurückgekehrt sti und vom „dreieckigen" Ver hältnis des Dreibundes. Wiederholte Heiterkeitsstürme durchbrausen den Saal. Mit der Rede Oertels ist das Interesse des Hauses an den Verhandlungen sichtlich er schöpft. Was die folgenden Redner, der Nationalliberale v. Richthofen und die Vertreter der kleineren Parteien zu sagen wissen, verhallt ungehört. — Morgen wird die innere Politik de» Gegenstand der Verhandlungen bilden. Deutsches Reich Dresden, den 4. Dezember 1913 — Die Rede des Reichskanzlers über die internationale Lage hat überall — auch im Auslande — einen friedlichen Eindruck hervorgerufen. Zugleich hat aber auch das offene Bekenntnis des Kanzlers zur Bündnistreue gegenüber Oester- reich allgemeine Beachtung gefunden. Wenn er dabei die Wendung gebraucht hat, daß der Fall etntreten könnte, wo wir „zur Wahrung unserer eigenen Stellung in Europa, zur Verteidigung unserer eigenen Zukunft und Sicherheit fechten" müßten, so ist damit offenbar nur eine Möglichkeit gemeint, die praklisch wohl nicht ins Leben treten wird. Immerhin ist eS erfreulich festzustellen, daß ein kräftiges Oesterreich als Lebensbedürfnis für das Deutsche Reich all- gemein anerkannt wird. Der Abg. Fürst Löwen st ein hat dafür in der Sitzung vom 3. Dezember ausgezeichnete Worte gefunden. Auch die Besserung unserer Beziehungen zu England, die vom Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter am 2. Dezember festgestellt wurde, hat freudige Zustim mung in den Reihen der Reichsboten gefunden. — Neue RrichStagSvorlagen. Dem Reichstag ist die im Juni 1911 in Washington Unterzeichnete revidierte Pariser Uebereinkunft zum Schutze des gewerblichen Eigen tums sowie ein Gesetzentwurf zur Ausführung dieser Ueber einkunft zugegangcn. Ferner ist dem Reichstag ein Gesetz- entwurf zur Aenderung der §8 74, 75 und 76 Absatz 1 des Handelsgesetzbuches (Bestimmungen über die Konkurr^cz- klausel) zugegangen. Durch diesen Entwurf sollen die bisher gellenden Bestimmungen über die Konkurrenzklausel eine ziemlich bedeutende Erweiterung erfahren. Nach dem Ent- wur' soll eine Vereinbarung zwischen Prinzipal und Har dlungSgehilfen. wodurch dieser für die Zelt nach der Beendigung des Dienstverhältnisses in seiner gewerblichen Tä iglest beschränkt wird, nur gültig sein, wenn sie in schriftlicher Form geschlossen und dem Gehilfen bei dem Abschlüsse eine von dem anderen Teile Unterzeichnete Urkunde, welche die vereinbarten Bestimmungen enthält. auSgehändigt wird. Die Vereinbarung soll nur dann verbindlich sein, wenn sich der Prinzipal verpflichtet, sür die Dauer der Beschränkung eine Entschädigung zu zahlen, die sich sür das erste Jahr auf mindestens */§. für das zweite Jahr auf mindestens und für das dritte Jahr auf den vollen Betrag der von dem Handlungsgehilfen zuletzt bezogenen vertragsmäßigen Leistungen beläuft. Die Beschränkung kann nicht aus einen Zeitraum von mehr als 3 Jahren von der Beendigung des Dienstverhältnisses an erstreckt werden. Die Vereinbarung ist nichtig, wenn sich der Prinzipal die Erfüllung auf Ehrenwort oder unter ähnlichen Versicherungen versprechen läßt, oder wenn der Gehilfe zur Zeit des Abschlusses minderjähiig ist. Dann ist dem Reichstage noch ein Gesetzentwurf über das Verfahren gegen jugendliche zugegangen. Die Bestimmungen des Entwurfs decken sich im allgemeinen mit denen, die in der Straf prozeßnovelle enthalten waren. — Der Antra- des deutsche» Episkopat» an den Bundesrat betreffend die Aushebung des Jesuitengesetzes wird, wie die .LandeSzeitung für beide Mecklenburg" aus zuverlässiger Quelle erfährt, nunmehr von 2 größeren Bundesregierungen unterstützt. — Starker Andrang zur Offizierslaufbahn. Wie die ,Tgl. Rundschau" hört, ist der Andrang zur OffizierSlauf- bahn zurzeit außerordentlich stark. Sämtliche Kadetten korps, sowohl die Dorkorps, wie die Hauptkadettenanstalt, sind dich lxffetzt. und im sächsiscl>en Kadettenkorps sind 16 neue Stellen für Zöglinge vorgesehen. Die Zahl der Fähn riche ist derart angewachsen, daß eine dicht« Belegung der Kriegsschulen notwendig ist, da der vorhandene Platz für die Kriegsschüler kaum auSreicht. Im Herbst 1911 waren nur 450 Offizierfehlstellen vorhanden, die Anfang Herbst 1912 sogar auf 250 sanken. Da nun die Heeresvermchrung mit ihren Anforderungen an neuen Offizierstellen, die ge deckt werden mußten, Platz griff, so sind zurzeit wieder über Sächsische BolkSzeitung 1000 Fehlstellen vorhanden, die sich aber entsprechend bald verringern werden, wenn der Zudrang in nächster Zeit in der gleichen Weise wie jetzt anchält. — Jatho und die UusterblichkeitSfrage. Im Anschlüsse an einen Bortrag, den der frühere Pfarrer Jatho kürzlich in Steglitz hielt, wurde an ihn die Frage gerichtet, wie er sich zum Unsterblichkeitsglauben stelle. Er erwiderte, daß Sicl>eres über den Zustand nach dem Tode kein Mensch wissen könne; er glaube aber, daß eS nur für die Gesamt- beit, für das Universum, eine Unsterblichkeit gäbe; nach sei ner Meinung erlösche das persönliche Leben mit dem Tode und fließe ins Universum zurück. — Daß ein solcher Mann auf einer christlichen Kanzel nichts zu suchen hat. liegt auf der Hand. — Zur RrichSta-Sauflösung scheint die „Kreuzztg." zu drängen, indem sie schreibt: „Da« deutsche Volk hat jetzt Gelegenheit gehabt, die Sozialdemokratie and ihre Ver- bündeten das „neue Werkzeug" handhaben zu sehen. Wir sind davon überzeugt, daß eS (mit Ausnahme de» von der Sozialdemokratie aufgehetzten roten VolkStetleS) darüber nichts weniger ol« Freude empfinden wird. ES wird viel- mchr nach unserm Dafürhalten den Eindruck empfangen haben, daß da« Maß de« im Januar gewählten Reichstag» zum Ueberlaufen voll ist, und daß mit allen Kräften schon jetzt darauf hingewirkt werden muß, daß so bald wie möglich — und zwar zunächst bei allen künftigen Ersatz- Wahlen — das rosarote Signum des Reichstages ver schwinde." Also Vorsicht in unserem Lager! Wir müssen überall mobil machen, da man nicht weiß, wann eS zu einer neuen Entscheidungsschlacht kommen wird. Aus dem Auslande <Hr»ffbrit«i,nieu — Von den Suffragetten. Drei Suffragetten, die in einer Versammlung in der Music Hall in Aberdeen Ruhe störungen verursacht halten und eine vierte, die Steine nach einem Wagen warf, in dem sie Lloyd George vermutete, standen Sonnabend vor dem Polizeigerichtshof von Aberdeen. Sie protestierten natürlich mit allergrößter Heftigkeit, und als der Richter erklärte, die Verhandlung würde verschoben werden, zog eine von ihnen namens Joyce Locke aus London ihre Schuhe aus und warf sie nach dem Richter und Gerichtsdiener, die sie aber nicht traf. Freitag abend wurde von Suffragetten auch versucht, im Hauptpostamt Briefschaften durch Säuren zu zerstören. Die Entrüstung über diese Attentate ist sehr groß. Ruff — Tie Zustände in Russisch-Polen. Aus Lodz, 27. No vember wird uns geschrieben: „Als wenn die sieben ägypti schen Plagen in diesen Tagen in Russisch-Polen eine Neu auflage erfahre» sollten, ergießt sich ein Ungemach nach dem anderen über unser Land und Volk. Die Bevölkerung ist buntgemischt, sie besteht aus Polen, Deutschen, Juden, Russen und Lithauern. Llber alle haben unter dem Unge mach physisch und materiell gleich schwer mitzuleiden. Zu erst kainen die Dumawahlen. In allen Kulturländern der Welt ist das Wahlrecht in die Volksvertretung das kostbarste Staatsbürgerrccht, und auch in Rußland sind zur Erlan gung dieses Rechtes Ströme von Blut geflossen. Nun aber steht man, daß dieses „Wahlrecht", das wir jetzt besitzen, lange nicht diese furchtbaren und großen Opfer wert war. In den elf Wahlkreisen unseres Gouvernements wurden acht Polen, zwei Juden und ein Sozialdemokrat gewählt. Im ganzen genommen ist die Wahl nur in fünf Wahlkreisen nach dem Wunstche der Mehrheit der Wähler ausgefallen, in allen anderen Wahlkreisen wurde die Wahl des Kandi daten der Mehrheit von der Negierung unmöglich gemacht. In anderen Gouvernements ging cs noch weit ärger zu und man hört es überall sagen, daß die vierte Duma ihre nor male Lebensdauer nicht erreichen werde. Den deutschen In dustriellen und sonstigen Ansiedlern beginnt man das Leben so sauer wie möglich zu machen. Man nahm ihnen (auch wenn sie russische Untertanen geworden waren) das Recht des Grunderwerbcs in den westlichen Gouvernements. Man läßt nicht nur den Vovkott gegen deutsche Waren aus deni Auslands zu, sondern duldet auch, daß sich derselbe gegen die deutschen Fabrikanten im Inlands wendet, wobei natürlich Lodz in erster Linie in Mitleidenschaft gezogen wird. Kon- kurse. Liquidationen deutscher Fabrikuntcrnohmungen sind deshalb geradezu an der Tagesordnung. Charakteristisch i ist auch, daß bei den zahlreichen hier vorkommcnden Räube- ^ rcicn im große» Stile die Opfer fast ausschließlich Deutsche ^ sind. Aus all diesen Gründen zieht sich das deutsche Kapital aus Nussisch-Polen immer mehr zurück und hat im letzten Jahrzehnte um rund 100 Millionen Rubel abgenommen. Zu all dem Unglück und den Mißhelligkeiten gesellt sich in der letzten Zeit noch die Kriegsgefahr. Die ganze Bevölke rung freute sich über die gute diesjährige Ernte. Nun wird das Volk aber um den Nutzen dieser Ernte gebracht, weil durch die Mobilisierung die Getreide- und Flcischausstihr verhindert wird. Seit ungefähr zlvei Monaten ist Massen transport nach dem Anslande nur im Seewege durch die Ostseehäfen möglich. An der russisch-deutschen Grenze sind zurzeit vier Armeekorps dislociert in einer Gesamtstärke von etwa 150 000 Mann. Trotzdem haben die Truppenzu- iammenziehungen noch kein Ende genommen und die Stärke der in Russisch-Polen zusammengezogenen Truppenmassen dürfte sich in kürzester Zeit auf das Dreifache der oben ge nannten Zahl belaufen. Das Verhältnis der polnisihen Bevölkerung zu den Russen ist ein sichtlich gespanntes. Sächsischer Landtag Zweite Kammer. Dienstag den 3. Dezember. Gestern vormittag wurden die am Freitag unter brochenen Verhandlungen der Hauptvorberatung über den VolkSschulgesehentwurf bei 8 48 fortgesetzt. Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt Abgeordneter Nitzschke-Leutzsch (Natl.) eine Erklärung folgenden Nr. 277 — Seite 2 Inhalte» ab: In der Plenarsitzung vom 27. November habe ich darauf hingewiesen, daß der Kaiser in einem Gespräche mit dem Universitätsprofessor Dr. Meyer in Zürich sich gegen da» starr« Festhalten an den Dogmen ausgesprochen und damit die Richtigkeit dessen bestätigt habe, wofür der kirchliche Liberalismus schon jahrzehntelang seine Kräfte eingesetzt habe. Der Herr Kultusminister hat mir darauf erwidert, -aß ihm diese Ausführungen aus den Zeitungen bekannt seien, daß dieselben jedoch widerrufen wären und ihm nichts Offizielles bekannt sei, daß solche Aeußerungen zugegeben worden wären. Da es aber eine sehr wichtige Frage für das ganze deutsche Volk sei, etwas näheres darüber zu wissen, so würde ich mir nicht nur den Dank dieses Hauses, sondern der weitesten Kreise des Volkes verdienen, wenn ich sagen könnte, wo und in welcher Weise diese Aeußerungen authentisch festgestellt seien. Ich habe inich nun mit Herrn Professor Dr. Meyer in Verbindung gesetzt und dieser hat mir mitgeteilt: „Der Inhalt eines Privatgespräches Sr. Majestät des Kaisers sollte ja eigent lich nicht in die Oeffentlichkeit kommen. Ich Hab« daher auch nur im kleinen Freundeskreise davon Mitteilung gemacht. Es ist dann, ich weiß nicht wie, eine amtliche Kunde nach Berlin gekommen und ein Artikel der „Voss. Ztg.", an dem ich weder direkt oder indirekt beteiligt bin, hat einen schiefen Bericht gebracht. Mir ist die ganze Sache peinlich. Natür lich will ich jetzt noch vorsichtiger sein, aber was die „Bonner Ztg." veröffentlicht hat, ist bekannt und muß aufrecht er halten werden. Der Kaiser hat in der Tat gewünscht, daß die Pfarrer dem Volke nicht lediglich Dogmen predigen, sondern sich bei allem fragen möchten, was Christus dazu sagen würde. (Rufe: Hört, hört!) Anderseits aber sagte auch der Kaiser, daß die Kirche der festen Formen nicht ent behren könne. (Rufe: Aha!) Es besteht also jene freiheit liche Aeußerung des Kaisers zu Recht und ich durfte sie um so mehr mitteilen, als das, was zu berichtigen war, nur die schiefen Ausführungen in der „Voss. Ztg." über den Obcrkirchenrat betraf." Redner schließt: Ich habe damit den vom Kultusminister gewünschten authentischen Nach weis über meine Behauptung erbracht. (Beifall und Wider spruch.) Die Paragraphen 48—69 handeln von der Verwal tung und Beaufsichtigung der Volksschulen und befassen sich mit der Vertretung der Schulgemeinde des Bekenntnisses der Mehrheit in mittleren und kleinen Städten und in Landgemeinden, sowie der Schulgemeinde des Bekenntnisses der Minderheit. Zu 8 48, betreffend den Schulvorstand und seine Zuständigkeit, führt Abg. Dr. Schanz (Kons.) als Mitbcrichterstatter aus: Die Mit- gliedcr des Schulvorstandes müssen in der Lage sein, ihr Amt mit Freuden und Erfolg ausführen zu können, darum muß ihnen ein gewisser Einfluß eingeräumt werden in allen Beziehungen zur Schule. Wir wünschen deshalb mit unserem Anträge, daß die Beaufsichtigung des Ver haltens und der Amtsführung der Lehrer dem Schulvor stande zusteht. Darin liegt unter keinen Umständen eine Herabsetzung des Lehrerstandcs. Unter Punkt 4 beantragt die Mehrheit, daß durch Ortsschulordnung bestimmt werden kann, daß der Unterricht an einigen der letzten Tage jedes Halbjahres öffentlich stattfindet. Ich halte diese Bestim mung für sehr unglücklich, sowohl im Interesse der Eltern, als der Kinder, wie aber auch der Lehrer. Unsere Sbul- cramina haben sich ganz gut bewährt, ich halte deren Fort führung für durchaus notwendig. Abg. Lange (Soz.): Der Bestimmung über die Be- aufsichtigung des Verhaltens und der Amtsführung der Lehrer durch den Schulvorstand können wir nicht zustim men: dazu ist der BezirkSschulinspektor da. Punkt 4 aber bitte ich anzunehmen. Der öffentliche Unterricht wird sich von dem bisherigen Examen nicht unterscheiden. ' Abg. Döhler (Natl.) ersucht, die Bestimmung über die Beaufsichtigung des Verhaltens und der Amtsführung der Lehrer (Ziffer 2, lc) abzulehnen. und begründet dann einen von seiner Fraktion gestellten Antrag, daß der Vor sitzende des Schulvorstandes oder ein anderes vom Schul vorstande dazu beauftragtes Mitglied die Klassenzimmer, und zwar auch während des Unterrichtes, besuchen könne, wenn dies im Interesse des äußeren Schulbctriebes nötig sei. Abg. Barth (Kons.) äußert den Wunsch nach größerer Einheitlichkeit der Schulbücher. Abg. Koch (Fortschr. Vp.) spricht sich ebenfalls gegen Punkt 1c von Ziffer 2 aus. Diese Bestimmung sei geradezu schädlich. Es komme ihm vor, als ob von gewisser Seite der Lehrer einer ganz besonderen, sonst nirgends zu beob achtenden Aufsicht unterstellt werden solle. Abg. Schönfeld (Kons.) widerlegt die Bedenken der Vorredner. Geh. Rat Kühn stellt möglichste Berücksichtigung der Anregung deS Abgeordneten Barth in Aussicht. Nach längeren Schlußworten der Abg. Schanz und Dr. Seyfert Norden die sämtlichen Minderbeitsanträge abgelshnt, die Anträge der Deputationsmehrheit ange nommen, ebenso der vorstehend erwähnte nationalliberale Antrag. 8 49 handelt von der Zusammensetzung des Schulvorstandes. Abg. Dr. Schanz (.Kons.): Wir legen besonderes Gewicht darauf, daß gesetzlich bestimmt wird, daß der Ortsgeistliche Mitglied des Schulvor standes ist. Niemand wird den Interessen der Schule so dienlich sein, wie der OrtSaeistliche, besonders in kleinen Schulgemeinden. Abg. Lange (Soz.) wendet sich gegen die Bestim- mung, daß der Bürgermeister oder Gemeindevorstand des Schulortes nur dann Mitglied des Schulvorstandes sein soll, wenn er dem Bekenntnis der Mehrheit angehört: des gleichen spricht er gegen die unbedingte Aufnahme des Ortsgeistlichen und Gutsbesitzers in den Schulvorstand. Ministerialdirektor Geh. Rat Krehschmar: Wenn man dem Schulärzte Sitz und Stimme im Schulvorstande einräumt, wird man sie auch dem OrtSgeistlichen nicht ver- sagen können.