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der Kirche, die ihm und seinem Hause eine treue Füh rerin aus allen Lebenswegen gewesen sei. Darauf wurde die griechisch-katholische Geistlichkeit empfangen, wobei der Kaiser hervorhob, daß die Bekenner des griechisch-katholi schen Glaubens sich stets in seinem Lande durch Gottes- furcht und Kaisertreue ausgezeichnet und auf den Gebieten geistiger und materieller Kultur Rühmliches geleistet hät ten, wofür ihnen die kaiserliche Huld sicher sei. Beim Emp fange der evangelischen Geistlichkeit erklärte der Kaiser, er habe es stets für seine Pflicht erachtet, in seinem Reiche jedem Bürger die volle Freiheit der Ausübung seines Kul- tus zu gewährleisten. Hierauf wurde die Huldigungs deputation der israelitischen Kultusgemeinden empfangen, wobei der Kaiser die staats- und gesetztreue Gesinnung der israelitischen Bevölkerung rühmte. Schließlich empfing der Kaiser die Huldigungsdeputation der katholischen Geist lichkeit Bosniens und der Herzegowina. — DaS österreichische Abgeordnetenhaus ist am Don nerstag wieder zusammengetreten. Ministerpräsident Frei herr von Bienerth stellte das neue Kabinett vor, dessen wichtigste Aufgabe ist — wie der Ministerpräsident aus führte —, ein regierungsfähiges Gebilde zu schaffen, wel ches nicht nur eine äußerliche Kooperation, sondern eine reale Grundlage für ein dauerndes Zusammenwirken der Parteien darstellen soll. Hierzu ist vor allem eine wohl wollende Nationalitätspolitik und die Schaffung einer At mosphäre des Vertrauens notwendig, und ferner eines Beharrungszustandos in nationalen Fragen, damit die Gegensätze auf wirtschaftlichem Gebiete nicht das natio nale Friedenswerk stören und andererseits nationale Zu sammenstöße die Erreichung von wirtschaftlichen und so zialen Zielen behindern. Der Grundsatz der strengsten Sachlichkeit muß die oberste Richtschnur der Tätigkeit ihrer Organe bilden. Der Ministerpräsident kündigte Entwürfe eines Sprachcngesetzes, sowie eines Gesetzes über Schaffung von Kreisregierungen in Böhmen an. Gelingt der Regie rung ihre schwere Aufgabe, dann ist die Grundlage für den dauernden Bestand eines Konzentrationsministeriums der staatserhaltenden Parteien gefunden, das den ernsten Pflichten des Augenblickes, sowie den großen Aufgaben der nächsten Zukunft gewachsen ist. Der Ministerpräsident hob die Notwendigkeit der Erledigung der Alters- und In- Validitätsversicherung, der Beendigung der Eisenbahnver staatlichungsaktion und der Sanierung der Landesfinanzen hervor. Er erklärte, die Regierung werde aufrichtige Politik treiben, eine Politik der allgemeinen Wohlfahrt und des inneren Friedens. Die Programmrede des Mi nisterpräsidenten fand weder Widerspruch noch auch aus gesprochenen Beifall. Als der tschechisch-radikale Abgeord nete von Klofac die sofortige Eröffnung der Debatte be- nntragte, wurde er von deutscher Seite mit stürmischen Zwischenrufen, wie „Räuberhauptmann! Hochverräter! Gehen Sie nach Serbien!" unterbrochen. Der Antrag Kiofac wurde sodann mit großer Mehrheit abgelehnt. — Durch die Nachricht. Oesterreich habe mehrere Armeekorps mobilisiert, brach in der Budapester Börse eine Panik aus. Nunmehr wurde dort eine Mitteilung des Ministerpräsidenten angeschlagen, derzufolge die Gerüchte über die Mobilisierung eines oder mehrerer Armeekorps vollständig unbegründet sind. Eine solche Verfügung wurde weder getroffen, noch in Aussicht genommen, da sie nicht notwendig ist. ES wurde eine andere Maßregel getroffen, die der Ergänzung des 16. Armeekorps auf erhöhten Friedensstand, waS aber schon vor längerer Zeit bekannt gegeben wurde. In Wien ließ das Ministerium des Aeußern durch den Börsenkommissar erklären, für den Fall, daß tatsächlich wichtige Ereignisse sich vollziehen sollten, werde die Börse davon sofort verständigt werden. — Dem nach ist die politische Lage an beiden Stellen durch un- Verantwortliche Treibereien ausgebeutet worden, um aus der Panik Nutzen zu ziehen. — Die abscheulichen Borgäuge auf der Alma mater, deren Helden die italienischen Studenten waren, beschäftigen in hohem Grade die Behörden und die öffentliche Meinung. Die italienische Universitätsfrage, welche seit 1866 dem Unterrichtsministerium zu schaffen gibt, harrt noch immer ihrer Erledigung. Warum? Weil eben in Oesterreich Sitte ist, dis brennendsten Fragen auf die lange Bank zu schieben. Die Universitätsfragen, diese vitalsten und wich tigsten Probleme eines Staates, werden in Oesterreich nicht von den kompetenten Behörden, sondern von den Studenten in der Aula mit Knütteln, Schlagringen, und seit dem 23. d. M. mit Revolvern erörtert. Daß dies eines modernen Kulturstaates unwürdig ist, braucht nicht erst hervorgehoben zu werden. Die jungen Herren, diese „grünen" Politiker, die sich des Wohlwollens und der ungeheuren Geduld der Universitätsbehörden erfreuen, glauben tatsächlich, daß sie die berufenen Faktoren sind, um solche Fragen „manu armrUa" zu erledigen. In einem anderen Staate. eS braucht just kein Kulturstaat zu sein, würden die Behörden diesen hoffnungsvollen ZukunftSpolitikern „handgreiflich" zu verstehen geben, daß die Studenten auf der Universität nur eine Aufgabe haben, nämlich die das Studieren. Volk«« — Bisher sind 60 Waggon» Geschütze, 36 Waggon» Munition und 12 Waggon» Gewehre von Saloniki an die bulgarische Grenze abgegangen. Weitere Transporte folgen in den nächsten Tagen. An der bulgarischen Grenze ent lang stehen gegenwärtig 118 türkische Jnfanteriebatatllone. desgleichen wurden türkische Grenzbefestigungen in Stand gesetzt und armiert. — Ueber die Krieg-frage will die „Wien. Allg. Ztg." au» Belgrad erfahren haben, daß, solange die Konferenz in der Schwebe sei. Serbien zwar die vorgenommenen Rüstungen nicht rückgängig machen, jedoch keinerlei Schritte unternehmen werde, die zu kriegerischen Verwicklungen führen würden. Falls aber die Konferenz nicht zustande kommen oder den Wünschen Serbiens keinerlei Rechnung tragen würde, wäre der Ausbruch eines Krieg- mit Oester- retch-Ungarn nicht zu vermeiden. Schweiz. — Nikolaus Vtnzigrr s. Nach langem Leiden starb am Dienstag in Einsiedeln der Ständerat Nikolaus Ben- ziger im Alter von 78 Jahren. Geboren am 18. Februar 1830. hatte sich Benziger eine tüchtige Schul- und kommer zielle Bildung erworben, um dann in die damals schon be deutende Firma Gebrüder Benziger zu treten, an deren Spitze sein Vater, Bezirksamtmann Benziger und sein Onkel standen. Im Vereine mit Oberst Karl Benziger war cS dem jungen Nikolaus beschicken, die Firma auf die stolze Höhe zu bringen, auf der sie sich seither immer mehr entfaltet hat. Schon im Jahre 1852, im Alter von 22 Jahren, wurde Nikolaus Benziger in die Bezirksvertretung gewählt. Seit 1872 gehörte er dem KantonSrate an. Eine Amtsperiode 1872—1874 wirkte er auch als Re gierungsrat. 1883 beriefen ihn die Schweizer in den Nationalrat. dem er ununterbrochen bis 1905 angehörte, in welchem Jahre er dann in den Ständerat gewählt wurde, dessen Mitglied er bis zu seinem Tode geblieben ist. Bis in die allerletzte Zeit betätigte er sich an allen öffentlichen Angelegenheiten. Obwohl von Haus aus ein starrer Konservativer, war er stets eine konziliante Natur. Be sonders der Jugend- und Volksbildung schenkte er große Aufmerksamkeit. Kirche und Vaterland verlieren an ihm einen treuen und vielverdienten Sohn, das Volk einen Freund, die konservative Partei und das katholische Ver einswesen einen ihrer getreuesten Förderer. Ztalte«. — Der Jrrrde«ti»mu» feiert jetzt in Triest und auch in Trient, sowie auch in Italien wahre Orgien. Die irre- denttschen Blätter, welche kaum erwarten konnten, eine Gelegenheit ,u erhaschen, um gegen die österreichische Monarchie loszuziehen, greifen bie Vorkommnisse in der Aula mit einem wahren Heißhunger auf. um das Kapital für ihre österreichfeindlich Propaganda zu schlagen. In den Hauptstädten Italien« haben die Studenten die sofortige Schließung der Universitäten verlangt, als ein Zeichnender Trauer für die mißhandelten italienischen Studenten in Oesterreich. Die irredentistischen Blätter leisten sich in der Entstellung und im Aufbauschen der Tatschen das Unglaub- lichste. Dies„Stampa", der „Popolo romano", der „Secolo" melden, daß die italienischen Studenten auf den öster reichischen Universitäten ein wahres „Martyrium" mitmachen müßten. Die „Nazione" schlägt diesbezüglich den Reccord; sie meldet nämlich, daß „2000" deutsche Studenten mit Revolvern. Schlagringen und eisernen Stöcken bewaffnet, einige italienische Studenten, die ruhig (!) in der Aula promenierten, attackiert, geschlagen und schwer verwundet hätten. Der „Resto del Carlino" bespricht ebenfalls die „schauderhaften Zustände an den österreichischen Universitäten und den Ueberfall (I) der Deutschen auf die Italiener" und fragt den Minister des Aeußeren Tittoni: „Ist das der Preis ihrer freundlichen Politik Oesterreich gegenüber? Sie haben in der Annexionsfrage Oesterreich-Ungarn so kräftig unterstützt, und jetzt werden unsere Konnationalen von wütenden Deutschen erschlagen." Grsßbritarmien. — England hat zwar gegenwärtig nicht mit Finanz sorgen zu kämpfen. Allein die OberhauSrede des Feld marschalls Roberts, in welcher er eine Million gut gedrillter Soldaten zur Abwehr einer deutschen Invasion verlangte, bedeutet eine jährliche Erhöhung der HeereSerfordenisse um 20 Millionen Pfund Sterling. Nun bedenke man, daß die Einnahmen dieses Jahres in bedenklicher Weise herabgesunken sind. Sollte dieses Defizit andauern, so wird eS sich doch erst später im Staatshaushalte bemerkbar machen, umso- mehr als die nächsten Jahre steigende Summen für die neueingeführten Alterspensionen fordern werden, Ausgaben, für welche keine besonderen Einnahmen vorhanden sind. — Die Aufstände und Attentate in Indien mehren sich in erschreckender Weise. Die Stimmung der Massen kennzeichnet ein Vorfall, der sich vor kurzem zutrug. Der Bengale Kanai hatte einen Mordversuch auf den Gouverneur Sir A. Fraser gemacht. Als der Verbrecher gehängt worden war, bemächtigte sich das Volk des Leichnams, schmückte den Sarg mit Blumen und goß dem Toten Milch in den Mund, die vor dem Altäre der Göttin Kali geweiht war. Diese Göttin, die als die Kraft der Zerstörung verehrt wird, spielt bei der Agitation gegen die Engländer eine große Rolle, und das ist bezeichnend für die ganze Be wegung. El«- Stadt and Land. «NlrUunaen aus unserem velerlretje m«t «>ime»»fertigm,g für dte>e Nuvrik p„t e» Redaktion allezeit willkommen. Der »käme de- »insenver» dleibt Grhe>«na der Redaktion. Nnonhme Zuschriften mktflen »»ibcrSchkchtigi vleioen > DreSde« den 27. November 1908 Iage«kal»ader für den 28. November. >902 Ein- weihnng der Lausitzer Ruhme«halle zu Görlitz. — 1870 Siegreiches Gefecht bei Braune la Rolande. Besetzung von AmtenS durch Manteuffel. — Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg sind, da sich das Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Grafen von Caserta wesentlich gebessert hat, gestern abend von Cannes abgereist und werden am Sonntag den 29. d. MtS. abend 10 Uhr wieder in Dreden eintreffen. —* Ihre Königlichen Hoheiten Kronprinz Georg und Prinz Friedrich Christian wohnten am Dienstag nachmittag der französischen Aufführung von Naciomomolis <io In 8siz;Iivrn in Begleitung des Herrn Militärgouver- ueurS Major Baron o Byrn im Restdenztheater bei. —' Im Landtage ist gestern abend ein neues, das 62. königliche Dekret eingegangen, das den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die PensionSerböhung für frühere Geist liche. Lehrer und ihre Htnterlassenen enthält. Die Pen sionen sollen erhöht jwerden bis mit 1600 Mark um 12,6 Prozent, von 1600—3000 Mark um 10 Prozent und von mehr als 3000 Mark um 7.5 Prozent. Aehnliche Er höhungen werden die Pensionen der Witwen, Waisen und Halbwaisen erfahren. Die hierzu notwendigen Mittel — zirka 318 000 Mark — sind bereit» in dem NachtragSctat vorgesehen. —* Der Justizminister Dr. von Otto bat den Ehren- vorsitz in dem Vereine sächsischer Richter und Staatsanwälte niedergelegt. Diese Entschließung de« Herrn Minister» ist auf den Verlauf der kürzlich in khemnitz stattgefundenen Versammlung de» Verein« sächsischer Richter und Rechts anwälte zurückzuführen. Al» in diesem Jahre die Besol- dung»vorlagen in den beiden Ständekammern zur Beratung standen, gab der Finan-minister Dr. von Rüger in nicht mißzuverstehender Weise zu erkennen, daß die von den sächsischen Richtern sür ihre Gehaltsordnung geltend gemachten Wünsch« „unbescheiden" seien und daß er die Art und Weise der Agitation hierfür als bedenklich und nicht dem Ideal ent sprechend ansehe, da» er von einem Beamten habe. Gegen diese Kritik nahm der kürzlich abgehaltene sächsische Richter- tag eine Resolution an. in der gesagt wurde, daß der Verein sächsischer Richter und Staatsanwälte die den sächsischen Richterstand in seiner Gesamtheit treffenden Aeußerungen de» Ministers, die ihn herabzusetzen geeignet seien, bedaure und lege dagegen nachdrücklich Verwahrung ein. — Justiz- minister Dr. von Otto hat sich nun mit dem Finanzmtnister von Rüger solidarisch erklärt, indem er aus dem Verhalten seiner Beamten die Konsequenzen zog und den Ehrenvorfitz niederlegte. —* Die in hiesigen parlamentarischen Kreisen ver lautet, gehen eine Anzahl konservativer Abgeordneter mit der Absicht um. in der Kammer einen Antrag einzu- bringen, der nicht» mehr und nicht» weniger fordert, als eine namentliche Abstimmung darüber, ob die Abgeordneten Langhammer und Kickelhayn nach den bekannten Ereig- nissen noch würdig genug sind, der Kammer noch weiterhin alSjMitglieder anzugehören. Hierzu bemerken die „Leipziger Neuesten Nachrichten": Ein solcher Antrag, wenn er wirk lich gestellt werden sollte, geht unsere» Erachtens denn doch entschieden zu weit. Viel besser wäre es. mit den Er klärungen und Erörterungen ein für allemal Schluß zu machen, denn das Ansehen der Kammer profitiert keineswegs davon. —* Die Mittelstandsvereinigung nahm! am Mittwoch abend in der im Hotel „Drei Raben" abgehaltenen Vertrauensmännerversammlung einstimmig folgende Ent schließung bezüglich der Wahlreform an: Die am 25. November in den „Drei Raben" zu Dresden tagende Versammlung der Vertrauensmänner der Mittelstandsver einigung aus der Kreishauptmannschaft Dresden richtet noch in letzter Stunde an Regierung und Landtag die dringende Bitte, an dem Eventual-WahlrechtSoorschlage unbedingt fest zuhalten. Besonders bittet sie unter allen Umständen die von liberaler beite ausgehenden Versuche zurückzuweisen, die darauf hinauslaufen, für die Zusatzstimmen der Gewerbekammerwähler ein höheres Einkommen festzusetze«, als in dem Eventualvorschlage der Regierung vorgesehen ist, da sonst eine große Zahl, ja vielleicht die Mehrzahl de» gewerblichen Mittelstandes in die zweite Wählerklaffe ein gereicht würde. ES würde dadurch der seiner sozialen LebenS- verhältnisse nach zusammengehörende Mittelstand auseinander- gerissen und die wirksamste Stimme gegen die Sozial demokratie empfindlich geschwächt werden. Seine Bedeutung für die Entwicklung unseres Volkes verdient unter allen Umständen Berücksichtigung und sein Einfluß ist für das Bestehen des Rates unbedingt notwendig. Darum sprechen die Vertrauensmänner der Mtttelstandsvereinigung die bestimmte Erwartung aus, daß Regierung und Landtag einer Schwächung und Zerreißung des Mittelstandes die Zustimmung versagen werden." — Auch in den übrigen Kreis Hauptmannschaften Sachsens hält die Mittelstands vereinigung im Königreiche Sachsen in diesen Tagen Ver- trauenSmänner-Versammlungen ab, in denen in ähnlicher Weise Stellung zur Wahlreform genommen werden soll. Allerdings etwas spät! 8. —* Nochmals der „mönchische Einfluß zur Unterdrückung des Schwimmens und Badens"! Zur Erläuterung unserer Ausführungen in Nr. 270 gegen die Behauptung deS Herrn Dr. Hopf, „mönchischer Einfluß habe die Unterdrückung des Schwimmens und Baden- im Mittelalter herbeigeführt", sei durch jdaS vom Verein für Chemnitzer Geschichte herausgegebene Buch erwiesen, worin eS unter der Ueberschrift „Chemnitz noch durchaus katholisch" heißt: „Aber noch andere Bilder aus jenen Tagen müssen vor uns aufsteigen. Nicht nur Benediktiner und Franzis- kaner zogen um das Jahr 1500 durch die Straßen, sondern auch Augustiner aus Grimma und Dominikaner aus Frei berg, die ihre Sammelstellen oder Termineien hier unter hielten. belebten die Wege . . . Andere Bürger opferten zu einem SeeIbade. Sie stifteten Summen, aus deren Erträgnissen Anne in der Baderei an der Bach- gasse (jetzt Reichshof) unentgeltlich ein Bad genießen konnten, wofür dem Spender himmlicher Lohn zutefl werden sollte". Haben protestantische Berfasser jene Worte geschrieben, um dem Mittelalter zu schmeicheln? Sie gaben der Gerechtigkeit die Ehre. DaS Buch, dem die Worte entnommen sind, betitelt sich: „Chemnitz und Umgebung". ES kostet gebunden 1,60 Mark. -tt- —' Der erste Preußische Herren-Abend dieser Wintersaison wurde am Mittwoch den 26. d. MtS. im großen Saale des KünstlerhauseS abgehalten und hatte die Mitglieder der hiesigen Preußischen Kolonie, unter denen wir auch den Herrn Generalleutnant z. D. v. Niesewand. Exellenz, bemerkten, sehr zahlreich zu fröhlicher Geselligkeit vereint. Der Abend wurde verschönt durch die künstlerischen Vorträge der Herren Hoforchestermitglied Wiggert. der prächtig cornot ü piston blteS. und Hofopernsängec Käbler, der mit seiner schönen Stimme eine Anzahl von Liedern ausgezeichnet vortrug. Außerdem unterhielt noch der Gesangs-Humorist Herr Otto Röhr aus dem Viktoriasalon mit seinen drolligen Darbietungen die Hörer auf das beste. Herr Organist Clemens Braun von der Annenkirche besorgte die Klavier-Begleitung der beiden erstgenannten Künstler in trefflicher Weise. odr. —" Ein charakteristisches Kuriosum, wie die Blockpolitik selbst in die Vereine hineinspielt, ist folgende kleine Episode: Der bekannte Humorist Herr Otto Reutter wurde jüngst vom Vorstand eines hiesigen landSmannschaft- lichen Vereins eingeladen, einige humoristische Vorträge zu halten. In zuvorkommender Weise holte man ihn nach der Vorstellung im Zentraltheater mit Automobil ab und der Vorstand empfing ihn in den Klubräumen. Vor seinem Eintritt wurde ihm jedoch eröffnet, daß er nichts gegen den RetchStagSblock bringen dürfe. Bekanntlich sind aber gerade die Politischen Couplets eine Spezialität des beliebten Humoristen und erfreuen sich allabendlich de» größten Bei falls'; daß eS dabei auf alle Zeiterscheinungen gutmütige satirische Seitenhiebe setzt, versteht sich von selbst. Herr Reutter. sehr erstaunt über die ungewöhnliche Zumutung, wandte den Herren mit einer nicht mißzuverstehenden Bo- merkung den Rücken und ging.