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Sächsische Volkszeitung : 24.09.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191009240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19100924
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19100924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-24
-
Monat
1910-09
-
Jahr
1910
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.09.1910
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Der Zusammentritt des Reichstages dürfte nicht vor dein 15. November und tvahrsck-einlich erst am 22. November erfolgen. Vor Weihnachten soll nur noch die Arbeits- lammervorlage und die Novelle zum Strafgejetzbuck)e er ledigt werden. Tie erste Lesung zum Etat findet anfangs Dezember statt. Wann die Tiamantenfcage aufs neue be handelt wird, ist noch ungewiß, wahrscheinlich erst beim Ko lonialetat. — Ter neue Äolonialuntcrstaatosekretär wird in der liberalen Presse mit recht unfreundlichen Augen betrachtet. Tie „M. N. Nachr." haben folgendes heransgefunden: „Von Anfang an hat sich Tr. Böhmer in Metz mit gro ßem Eifer in die Gesckstifte gestürzt, wobei ihm ein diploma tisches Talent, rasche Auffassung und große Rednergabe zugute kamen. Seine Stellung zu den Parteien war kleri kalfreundlich (Großes Aufsehen erregte letztes Jahr der Fall des praktische» ArzteS Tr. Christel, der von der kleri kalen Spitalkommission unter Leitung Tr. Böhmers seiner freidenkerisct)en Gesinnung wegen die Stelle als Anstalts- c.rzt gekündigt wurde. Ten Verkchrsfragen hat Tr. Böh mer hier die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Tie Be rufung nach Berlin verdankt er besonders der Initiative des Kaisers, der zuletzt in diesem Frühjahre längere Gespräche mit ihm führte, sowie seiner persönlichen Bekanntschaft mit Staatssekretär Tr. v. Lindequist." lieber die Aufgaben des neucpi Unterstaatssekretärs schreibt die „Straßb. Post" wohl nicht unzutreffend: „Ter Staatssekretär v. Lindeguist, dessen Vertreter in allen Angelegenheiten des Kolonialamtes er wird, ist, wie »vir kürzlich schon bemerkt haben, für die Vertretung seines Amtes im Reichstage wenig geeignet. Ta wird ihm nun Tr. Böhmer ei» geeigneter Sekundant sein der im parla mentarischen Nedekampfe seinen Mann stellen wird, sobald er sich in sein Amt eingearbeitet haben wird. Unter dem Staatssekretär Ternburg trat der Unterstaatssekrelär größ tenteils zurück. In diesem Stile wird Herr v. Lindeguist nicht weiter arbeiten können. Dazu fehlen ihm die persö» lichen Eigenschaften Ternburgs. Infolgedessen dürfte un ter ihm der Unterstaatssekretär an Bedeutung und Einfluß wieder ganz erheblich gewinnen, was auch den Wünschen des Tr. Böhmer entsprechen dürfte, der schwerlich Neigung haben wird, sich nur für die znsammenfassende Kleinarbeit des Kolonialamtes verwenden zu lassen." Auch wir fassen die Berufung Böhmers in erster Linie unter diesem Gesichtspunkte auf, wollen aber mit unserem Urteile znrückhalten, bis Taten vorliegen. lieber die jüngsten Besprechungen des Reichskanz lers über Ausstellung des Rcichshanshaltsetats wird der „Voss. Zeitg" geschrieben- Im allgemeinen billigt der Reichskanzler die Sparsamkeits-Politik des Reichssck>atzsekre- tärs Mermuthauch die einzelnen Neichsämter habe» sich den Wünschen Wermuts gefügt und viele der Neuforderun- gcn mit Rücksicht auf die Finanzlage zurückgezogen. So hat beispielsweise auch der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Kiderlen Wächter Neiifordernngen im Betrage Von 190 000 Mark zurückgezogen. Allein der preußische Kriegsminister gibt sich mit den vorläufigen Abstrichen des Reichsamtes nicht zufrieden und auch der Reichskanzler hat in seinem jüngsten Programm die Notwendigkeit des mili tärischen Schutzes betont. So wird Herr Wermnth doch vielleicht nachgeben müssen, lieber die Einzelheiten der Verhandlungen wird strengstes Stillschweigen beobachtet. — Keine neuen Bcamtenstellen im Etat. Soweit sich bis heute die Ausstellung des neuen Etats übersehen läßt, wird der neue Reichshansbalt keine neue Stellen für Be amte enthalten und damit das Spsteni des laufenden Jah res fortgesetzt werde». Um jedoch den nicht ganz unbegrün dete» Klagen des unteren Pvstpersonals abzuhelfen, sollen die durch Tod, Pension oder Beförderung freiwerdenden Stellen an solche Postboten vergeben werden, die schon zehn Jahre im Postdienste beschäftigt sind. ES sollen also die In haber des Anstellnngsscheines (Militärrentenempfänger) nicht mehr bevorzugt werden. In den anderen Ressorts hat man neue Stellen überhaupt nicht angefordert, um die zu gesagte Sparsamkeit einznlösen. Ter Jahresbericht der Handelskammer in Straß- bnrg i. E. für >909 erkennt an, daß sich auf die seit dein Spätjahre 1907 andanernde Wirtschaftskrisis verschiedene Ansätze zur Besserung zeigten. Tie Bautätigkeit sei aber auf einen nie gewohnten Stillstand gesunken. Ter Bericht sagt dann: „Tie neue Finanzresorm hat eine Besserung der Finanzlage des Teutschen Reiches nicht gebracht, die Finan zen der Einzelstaaten und der Kommnnen aber wesentlich verschlechtert " Diese Weisheit kann sich patentieren lassen. Im Etat 1909 hat die Neichsfinanzreform einen Ueberschnß von 111 Millionen Mark ergeben, im Etat für 1!>1<> sind 299 Millionen Mark neuer Einnahmen eingestellt und gehen in der Hauptsache auch ein. Alle diese Tatsachen aber küm mern die Handelskammer zu Straßburg nicht und sie läßt den Unsinn und die Unwahrheit drucken: „Neichsfinanz- reform hat eine Besserung der Finanzlage des Teutschen Reiches nicht gebracht." — Ter Kampf der Lüdcritzbuchtrr Tiamanteninter- cssenten gegen die Regie geht weiter! An die Nachricht von der Auflösung des deutschen Diamantensyndikates ttwr seinerzeit die Hoffnung geknüpft worden, daß die Verhand lungen des -Herrn Stauch mit der Tiamantenregie zu einem befriedigenden Ergebnisse geführt hätten, und daß der Friedensschluß zwischen den Lüderitzbuchter Tiamanten- interessenten und der Tiamantenregie nunmehr endgültig geschlossen sei. Diese Hoffnung hat sich, wie wir der soeben cingetroffenen „Lüderitzbuchter Zeitg." entnehmen, nicht be stätigt. Der Kampf geht vielmehr weiter und an einen Friedensschluß kann danach nicht eher gedacht werden, „bis dem von der Vudgetkoniniission als berechtigt anerkannten Wunsche der Produzenten nach Vertretung in der Negie- leitung mit maßgebendem Einfluß auf die Geschäftsführung Rechnung getragen" sei. Ter Geschäftsführer einer Lüde ritzbuchter Tiamantengesellschaft hat es unterlassen, einen Teil der Förderung an die Regie einzuliefern und ist des- ivegen auf Grund der Regieverordnung in Geldstrafe ge nommen worden. Er hat sich geweigert, die Strafe zu zah len. da die Regieverordnung rechtsungültig sei. Die Ge richtsverhandlung sollte noch im Monat August stattfinden, doch ist Wohl anzunehmen, daß eine Entscheidung noch nicht getroffen worden ist, La sonst wohl schon ein telegraphischer Bericht vorläge. „Aus dem Nimbus der Dernburgschen Verwaltungskunst," so urteilt heute die „Deutsche Zeitg.", tie noch bei Ternburgs Abgang anders sprach, „verblaßt wirklich vielerlei." Was bleibt denn überhaupt noch übrig an dauernden Verdiensten? — Zur allgemeinen Volkszählung, die am 1.. Dezember dieses Jahres stattfindet, hat der Deutsche Monistenbund beschlossen, rechtzeitig einen Ausruf zu erlassen, der sich an alle freier denkenden Nichtkirchengläubigen wendet. Diese sollen aufgefordert werden, „sich bei Angabe ihres Reli gionsbekenntnisses in den Zählungslisten gewissenhaft der geforderten Wahrheit gemäß und treu ihrer inneren Ueber- zcugung zu ihrer fortgeschrittenen glaubensfreien Religion zu bekennen und diesem Bekenntnis durch vorherigen Aus- tritt aus der Landeskirche die formelle Grundlage zu geben". Nur so könnten sich auch die Anhänger einer auf naturwissenschaftlicher (?) Grundlage beruhenden glau- tensfreien Religion das Recht auf den Anspruch erwerben, von den Negierungen und Volksvertretungen nicht mehr als vernachlässigbare Größe behandelt zu werden. — Gut, mögen sich die Monisten auch als Monisten bekennen. Die Herren werden dann wohl auch selbst sehen, wie gering ihr Anhang ist. Die große Mehrzahl derjenigen, die „glaubens frei" sein wollen, will eben an gar nichts glauben, auch nicht an das Dogma des Monismus. — Ucbcr dir Gründe des Hereroaufstandes macht Hauptmann Streitwolf in einer größeren Arbeit über den Eaprivizipfel, die in der „Kol. Zeitschrift" veröffentlicht wird, interessante Mitteilungen. Es heißt dort: „Tie Hereros erzählten mir, wie ich 1905 und später 1907 am Ngami war, viel über den Krieg, kannten sie mich doch lange, da ich schon 1899 im Hererolande war. Interessant waren ihre Gründe, die den Aufstand bewirk ten. Danach hat es sich kein-eswegs um einen lange vorbe reiteten Ansstand gehandelt, sondern die Unzufriedenheit machte sich spontan Lust. Unzufriedenheit herrschte sehr und diese war verursacht durch das Vordringen der Weihen in ihr Land, den Verkauf des Landes, die Verschuldung, ferner, daß sie behandelt würden wie „Kaisern", in ihren Klagen nicht gehört wären und kein Recht gehabt hätten. Ta hätten sie lieber ihr Recht mit der Waffe in der Hand gesucht, als den allmählichen Verfall ihrer Freiheit anzu sehen. lieber die Gründe kann man ja verschiedener Ansicht sein, aber das geht doch aus allem klar hervor, tvie richtig die Engländer handeln, sofort das den Eingeborenen ge hörende Land ganz scharf abzngrenzen, Landverkauf zu der- bieten und dm ganzen Verkehr zwischen Weiß und Schwarz streng zu kontrollieren. Hätten wir es getan, wäre sicher kein Hereroaufstand gewesen, aber dann auch nicht die jetzt ermöglichte große weiße Besiedelung. Doch hierüber noch zu kannegießern, hat wirklich keinen Zweck. Die Hauptsacl>e ist jetzt für uns, aus dem Aufstande zu lernen und bei der über kurz oder lang doch erfolgenden Besetzung des Ambolandcs richtiger vorzngehen, damit wir wenigstens dort uns das so wichtige Arbeitsmaterial erhalten." Protest gegen das Kaligesctz? Tieser Tage traf eine Deputation der amerikanischen Tüngerfabrikanten unter Führung des Herrn Vradleh in Berlin ein, um durch den amerikanischen Botschafter Vorstellungen wegen des deutsche» Kaligesetzes erheben zu lassen. Wie weit solche von Erfolg sein werden, läßt sich nicht übersehen. Bei der Erörterung muß unter allen Umständen daran festgehalten werden, daß der Kalibetrieb auf deutschem Boden durch Neichsgesetz endgültig geregelt ist. Auch die Ausführung des Gesetzes ist durch Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 12. Juli 1910-festgestellt. Namhafte Nechtsgutachter haben konstatiert, daß der Charakter des Kaligesetzes keines wegs Ausfuhr oder Absatz betrifft, sondern die Ordnung des Betriebes der auf deutsclsem Boden befindlichen Werke. In diese innere Angelegenheit Teutschlands haben sich amerikanische Interessenten ebensowenig einznmischen, wie dies Deutschland in Gesetze fremder Nationen kann, die ihre Naturschätze gesetzlich regulieren. In dieser Lage würde es cine Anmaßung sein, von der sich die amerikaniscl>e Negie rung zweifellos freihalten wird, wenn die amerikanischen Interessenten versuchen wollten, gegen die klaren Bestim mungen des Gesetzes und der Ausführungsverordnung zu demonstrieren. Man darf nicht vergesse», daß die deutsche Regierung den amerikanischen Ansprüchen schon weitgehend cntgegengekommen ist, als sie im Reichstage das Ermäßi- gnngsrecht für sogenannte feste Verträge durchsetzte. Tenn selbst die sogenannten festen Verträge sind insbesondere vom Nordtrnst und von der Schmidtmann-Gruppe erst ge tätigt worden, als längst im Reichstage der zuständige Mi nister Delbrück die gesetzlicl-e Ordnung der Kalimaterie an- gekündigt hatte. Tie deutsche Negierung ist gar nicht so weit gegangen, die amerikanische Regierung vor dem Op tionstermine Juli 1910 dahin zu verständigen, daß die Er mäßigung der Abgabe auf Optionsverträge nicht stattfin- den kann. Tie Amerikaner haben trotzdem den Options vertrag zum Lieferungsvertrag umgestaltet: da können sie keine besondere Vergünstigung mehr fordern, zumal der Cüdtrust sich bereits ganz mit dem Gesetze abgefundcn hat — Eine sozialistische Modenzeitung zu gründen, wird auf dem sozialdemokratischen Parteitage in drei Anträgen verlangt. Andere Anträge fordern Zeitungsbeilagen für Garten-, Haus- und Landwirtschaft, sowie für Jagd. Offen bar sind die „Proletarier" an diesen Dingen sehr inter essiert. Am schönsten aber ist doch die Forderung, für die sozialdemokratische Frauenwelt ein eigenes Modeblatt zu schaffe». Dem Zentrum macht man bekanntlich zum Vor würfe, daß es alles konfessionalisieren wolle. Auch sozial demokratische Blätter haben diese Hetze mitgemacht und zum Beispiel über „katholiscl)e Strümpfe" usw. Witze ge rissen. Das müssen sie nun bleiben lassen, seitdem die „Proletarier"-Frauen ein eigenes Modeblatt und die „Pro- lctarier"-Herren eine separate Iagdbcilage brauchen. Der Parteitag scl)eint ztvar nicht viel Lust zu haben, diese Wünsche zu erfüllen : immerhin ist es bezeichnend, daß sogar Mode, Jagd usw. durch die rote Parteibrille betrachtet werden. — Die religiöse Unduldsamkeit der liberalen Presse wirb nachgerade unerträglich. Namentlich die „Münchner Neuest. Nachr." treiben es seit einiger Zeit ganz arg. Der neueste Fall, den das liberale Blatt abwairdelt, spielt in Jmmenstadt. Dort hat gelegentlich einer Kontrollversamm- lung Oberstleutnant Hausen die Mannschaften ermahnt, der Religion treu zu bleiben und nicht den Verkündern des Unglaubens und der Gottlosigkeit zu folgen. Gott und die christliche Religion seien die Grundsäulen nickst nur des Vaterlandes, des Thrones und Altars, sondern auch eines tüchtigen Volkes und wackeren Bürgerstanües. Das ist eine Ansprache rein religiöser Natur, und diese schönen Worte sind nichts anderes als der Ausdruck jener religiösen Gesinnung, die Kaiser Wilhelm wiederholt in Ansprack>e>r an die Soldaten bekundet hat. Die „M. N. Nachr." dagegen führen sie an als Zeichen „der klerikalen Propaganda in Bayern". Das liberale Blatt gibt damit einen schlagen- den Beweis, daß es religionsfeindlich ist und die Religion mit Politik verquickt: nicht zu reden von der religiösen Un- duldsamkeit. Offenbar haben sich die „Neuesten" betroffen gefühlt durch die Warnung vor den Verkündigern des Un glaubens. Das kann man ihnen allerdings nickst verdenken. — Nur ein Dienstmädchen! Vor einiger Zeit teilten wir mit, daß ein galizisches Dienstmädchen seit acht Mona- ten im Gefängnis sitzt, weil es über die Karenzzeit hinaus lei einem Deutschen beschäftigt war. Dieser ganz unglaub- liche Fall findet nun eine Bestätigung durch die amtliche „Bert. Korresp.". Aber diese geht mit keinem Worte auf die Frage ein, ob denn nun das bedauernswerte Opfer preu ßischer Bureaukratie, ob das Dienstmädchen Josepha Ciaston jetzt endlich aus dem Gefängnis entlav,-- j, niütSruhig die Möglichkeit offen, daß die arme Polin noch heute im Gefängnis sitzt und darin sitzen bleiben wird, bis der Amtsschimmel zum Ziele gekommen ist, bis die Unter suchung beendet ist und die Negierung weiß, ob die betref fenden Beamten sich gegen das Reglement vergangen haben und was nun mit dem Dienstmädchen zu geschehen hat! Ter Fall ist empörend. Wird die Regierung wenigstens jetzt ge ruhen, der Oeffentlichkeit mitzuteilen, ob das Dienstmädchen Josepha Ciaston noch im Gefängnis sitzt? Und wenn ja, wie lange will die preußische Negierung es noch darin sitzen lassen? Oder eilt es nicht, weil es sich „nur um ein Dienst mädchen" handelt? — Die Parteihymue de« Freisinn«. In den Blättern wird der Dichtkunst de« freisinnigen Abgeordneten Rektor Kopsch schmeichelhafte« Lob gespendet, weil er seiner Partei folgende« reizende Poem, da« anscheinend zur Parteitymne werden soll, gewidmet habe. Herr Kopsch rezitierte e« in einer Rede, die er in Königsberg gehalten hat. ES lautet: - Was ist eS mit dem Zug nach rechts? WaS ist es mit dem Zug nach links? Ich denke, unsere Straße zieht gradauS und vormäris schlechter dings. Sie zieht zu keiner Ritterburg, sie führt in keine Sakristei. Sie führt auf einen anderen Zaun, dem roten Herdervfcrch vorbei. An ihrem Anfang steht daS Recht, die Freiheit steht an ihrem End'; DaS, mein ich, muß die Straße sein, die man dis liberale nennt. Herr Kopsch soll mit dieser Gabe jubelnden Beifall gesunden haben. Wie nun die Köln. Volkszettung mitteilt, stammt die Partethymne de« Freisinn« au« der — Jugend. Rom. — „Nampolla, Ratgeber des Papstes." Hierüber be richtet das „Berliner Tageblatt" vom 11. August: „Kardinal Nainpollas Einfluß sei wieder im Steigen; er habe dein Papst geraten, Spanien in jeder Beziehung nachzugeben. Nampolla leite angeblich jetzt wieder die aus wärtige Politik des Vatikans: ncan habe aber doch Merry del Val in seinem Titel und in seiner Würde als Staats sekretär belassen. — Ter spanische Ministerpräsident Canalc- jas habe dem „Times"-Korrespondenten initgeteilt, daß er den Weg für den Ausgleich vorbereite, um den Klerus zu beruhigen, der für Prinzipien kämpfe, welche die Regierung in keiner Weise anzugreifen gedenke. König Alfons habe sich stets treu an die Verfassung gehalten und dadurch selbst das Vertrauen der äußersten Linken gewonnen. Dazu wird der Zentral-Auskunftsstelle der katholischen Presse a»S Nom geschrieben: „In der Stellung des Kar dinals Nampolla ist in letzter Zeit keinerlei Aendcrung em- getreten. Er ist immer noch Sekretär des hl. Offiziums, hat sich also hauptsächlich mit Glaubenssachen zu befassen. Daneben ist er Mitglied von mehreren anderen Kongre gationen, so besonders derjenigen der außerordentlichen kirchlickien Angelegenheiten, in der besonders die kirchen- politischen Fragen verhandelt werden. Zu dieser gehört Nampolla seit dem Regierungsantritt Pins X., und hat auch seit jener Zeit an alle» Kongregationen, d. h. Ver sammlungen teilgenommen, soweit er nicht infolge Ab wesenheit oder durch Krankheit (bloßes Unwohlsein kennt Nampolla ja nicht) verhindert war. Seinem Wort wird immer eine große Aufmerksamkeit geschenkt, oft ist es aus schlaggebend, aber nicht immer. Daß man aber deswegen sagen dürfe, er „leite jetzt wieder die auswärtige Politik des Vatikans", ist mehr als eine Uebertreibung. Der Leiter der auswärtigen Politik — der Ausdruck ist übrigens nicht ge nau — ist immer noch Kardinal Merry del Val, der nach wie vor dos Vertrauen des Papstes genießt. Was speziell die spanischen Angelegenheiten betrifft, so ist eines sick>er. daß es zu keinem förmlichen Bruch kommt. Von den ein mal gemachten Zugeständnissen wird der Heilige Stuhl nichts znrückzichen, aber auf keinen Fall weitere machen. Der spanisck>e Ministerpräsident muß Mittel und Wege suchen, seinen Rückzug möglichst z» verdecken. Deshalb ist er ja gerade in letzter Zeit so freigebig gewesen mit fried lichen Versicherungen gegenüber den Gefühlen der Katho liken und dem Heiligen Stuhl." — Unter dem starken Eindruck der Rede Kaisers Wil helms im Wiener Nathause beschloß der Wiener Stadtrat heute, den historisck-en Moment dieser Rede zum ewigen Gedächtnis auf einer von Künstlcrhand anzufertigenden Plakette festzuhalten. — Anläßlich des heutigen K5. Geburtstages deS Herzog- von Cnmbrrland fand im Schlosse Gratulationscour statt, zu der die Spitzen der Behörden erschienen waren. Zahl reiche Glückwünsche trastm ein. So von den Fürstenhösen in England, Rußland. Dänemark und Griechenland. Die Stadt Gmunden ist anläßlich des Geburtstags reich beflaggt.
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